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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 22.07.2019

Kein Edelstein im Bücherregal

Die Saphirtochter
4

Ceylon 1935: Die ungewollt kinderlose Louisa lebt mit ihrem Mann ein scheinbar perfektes Leben. Wie fragil das schöne Kartenhaus jedoch ist, zeigt sich als Elliot unerwartet verstirbt. Nach und nach kommen ...

Ceylon 1935: Die ungewollt kinderlose Louisa lebt mit ihrem Mann ein scheinbar perfektes Leben. Wie fragil das schöne Kartenhaus jedoch ist, zeigt sich als Elliot unerwartet verstirbt. Nach und nach kommen Details über sein Doppelleben ans Licht: Spielschulden, Betrügereien und eine jahrelange Affäre samt unehelichem Sohn. Tief verletzt versucht Louisa sich aus den Scherben ein neues Leben aufzubauen….

Die Grundidee dieses Romans hat mir sehr gut gefallen, die Umsetzung war dann bei vielen Punkten nicht schlüssig. Der Text wirkt unfertig, unausgearbeitet. Es werden viele Vermutungen angestellt, Fragen aufgeworfen – und dann nicht beantwortet, so als hätte die Autorin während des Schreibens manche Ideen verworfen oder schlicht vergessen, diese Fragen aufzuklären. Spannung scheint zu entstehen und wird gleich darauf wieder aufgelöst. Selbst die Liebesgeschichte kann überhaupt nicht überzeugen – es knistert an keiner Stelle, die Figuren bleiben seltsam distanziert. Ich kann mich nicht erinnern, wann ich das letzte Mal am Ende eines Buches eine solche Vielzahl an Fragezeichen im Kopf hatte, man fragt sich unwillkürlich, wie es dieser Text durch das Lektorat geschafft hat.

Louisas Handlungen konnte ich im Verlauf der Handlung immer weniger nachvollziehen. Dabei kritisiere ich vor allem zwei Punkte, einerseits ihre völlige Unbedarftheit in Bezug auf finanzielle Angelegenheiten und andererseits ihren unrealistischen Altruismus. Mal ehrlich: Welche ungewollt kinderlose Frau würde die kranke Geliebte ihres toten Mannes pflegen, die sie a) gerade erst kennengelernt hat und die b) 8!! ganze Jahre eine Affäre mit diesem Mann hatte und dazu noch ein Kind von ihm? Für die sie sogar selbst die Wohnung putzt, obwohl sie für diese Arbeiten fürs eigene Haus eine Reihe von Hausangestellten hat?

Für mich nicht nachvollziehbar, da ich es in der beschriebenen Situation für moralisch vertretbar halte, wenn die betrogenen Ehefrau nichts mit dem Doppelleben ihres Mannes zu tun haben will. Louisa sollte wohl als starke Frau dargestellt werden, die man bewundern sollte, aber bei mir ist nur das Bild einer sehr hilfsbereiten aber lebensfernen Frau entstanden, die in mancherlei Hinsicht ihrer Zeit weit voraus ist und gleichzeitig in wichtigen Fragen komplett inaktiv bleibt. Die übrig gebliebenen Probleme löst dann die Autorin bereitwillig ohne Louisas Zutun, beispielsweise verzichtet die grauenhafte Schwiegermutter gegen Ende überraschenderweise auf das Sorgerecht, genauso unerwartet gibt ein ehrlicher Arbeiter eine große Geldsumme ab.

Eine Freundin erzählte mir einmal, dass sie ihren Job verlieren würde und schwenkte dann im selben Gespräch um auf einen Hauskauf mit hohem Kredit, den sie zeitnah in Angriff nehmen wolle. Von Louisas Handlungen zu lesen, löste bei mir über weite Strecken dieselben Gefühle aus: obwohl man die Gründe des Verhaltens – mal mehr mal weniger - nachvollziehen kann, fragt man sich, wieso jemand den zweiten Schritt vor dem ersten macht – und wartet auf den großen Knall. Als Zuschauer zum Warten verdonnert, steigt man irgendwann gefühlsmäßig aus, sobald sich abzeichnet, dass nicht mehr viel passieren wird, was nicht vorhersehbar ist.

Aus diesen Gründen bin ich bei der Bewertung dieses Romans zwiegespalten – man hätte aus dieser Idee einen wirklich guten Roman machen und ich fand schade, dass sich die Geschichte ab der Hälfte vor allem auf den Jungen konzentriert. Weder über Land und Leute noch über das Edelsteinhandwerk erfährt der Leser nennenswertes. Das Cover jedoch ist wunderschön, der Schreibstil ist unglaublich bildlich und gefällt mir sehr gut. Zudem liest sich die Geschichte flüssig und bietet zumindest in der ersten Hälfte gute Unterhaltung.

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  • Erzählstil
  • Figuren
  • Geschichte
  • Atmosphäre
Veröffentlicht am 30.04.2019

Viel zu dick aufgetragen

Dein Herz vergisst nicht
4

Eine Liebesgeschichte über das Vergessen und das Wiederfinden sollte es sein, passend zum romantisch-schönen Cover. Was im Klappentext wie eine ganz besondere Liebesgeschichte klingt, war beim Lesen eine ...

Eine Liebesgeschichte über das Vergessen und das Wiederfinden sollte es sein, passend zum romantisch-schönen Cover. Was im Klappentext wie eine ganz besondere Liebesgeschichte klingt, war beim Lesen eine herbe Enttäuschung. Ich liebe lebendige Romane – Geschichten, bei denen man mit den Protagonisten mitstaunen, mitfiebern und sich mitfreuen kann. Ich will lesen, wie Menschen Probleme überwinden, über sich hinauswachsen, sich weiterentwickeln, es muss knistern und funkeln. All das bietet der vorliegende Roman leider nicht, denn die beschriebene Liebesgeschichte ist bereits erdrückend perfekt. Wenn eine Beziehung schon gefühlte 150% perfekt ist, wie soll es dann noch Luft nach oben für eine Verbesserung geben?

Inhalt: Die frischverheiratete Jemma leidet nach einem schweren Autounfall an einer Amnesie. Um seine Frau nicht zu verlieren beginnt ihr ihr Mann Braxton, Briefe über gemeinsame Erlebnisse zu schreiben und ihr kleine Bettarmbandanhänger zu schicken – in der Hoffnung, dass dadurch die Erinnerung zurückkommt…

Jemma und Braxton sind DAS ultimative Traumpaar. Durch die Briefe erfährt der Leser, wie Braxton seine Jemma von Kindheit an regelrecht vergöttert, er lebt für und durch sie. Dabei irritiert, dass die beschriebenen Gedanken oft nicht zu einem Kind passen. Es kommt über die Jahre auch nicht zu, eigentlich natürlichen, Veränderungen dieser Beziehung. Diese übermächtige und ungesund besitzergreifende Liebe ist in all ihrer vermeintlichen Perfektion – zumindest in meinen Augen – starr und deswegen langweilig.

Sie eignet sich nicht zum Wegträumen. Was Braxton zum Traummann nämlich fehlt ist eine eigenständige interessante Persönlichkeit. So bleibt die Figur künstlich und blass und ich kann nur sagen: Ein Mann wie Braxton: nein danke! Es wäre schön gewesen, hätte man als Leser gemeinsam mit Jemma eine interessante Figur neu kennenlernen können.

Stattdessen bleibt der Fokus auf der Vergangenheit, die Rahmenhandlung in der Gegenwart ist dürftig und auf die Liebesgeschichten von Jemma und die ihrer Eltern reduziert. Praktische Fragen, die man sich beim Lesen fast zwangsläufig stellt, werden ausgeklammert. Die Amnesie dient als Aufhänger für die Briefe und wird nicht weiter thematisiert, längerfristige physische oder psychische Folgen hat sie nicht. Jemma kehrt in ihr Leben zurück und bleibt bis auf vereinzelte Ausnahmen inaktiv, die Briefe bilden fast ihre einzige Informationsquelle. Diese Passivität nervt beim Lesen zunehmend, man wünscht ihr – bildlich gesprochen – einen Tritt in den Hintern und fragt sich, wie es denn sein kann, dass ein Mensch in einer derartigen Situation sich so gar nicht auf die Suche nach der eigenen Identität und den eigenen Talenten macht. Sie hätte sich ausprobieren können, anstatt die Dinge brav so zu machen, wie sie sie immer gemacht hat. Dabei vermutlich an den anderen und an sich selbst neue Seiten entdeckt – alles mit der Gewissheit und Sicherheit dass sie von ihrem gesamten Umfeld unterstützt und geliebt wird.

All diese Aspekte zusammengenommen kann ich nur sagen, dass hier eine tolle Grundidee, nämlich dass sich Liebende neu kennenlernen können, ohne das notwendige Minimum an Realismus sehr verkitscht umgesetzt worden ist. Dadurch wird die Handlung ab der Hälfte sehr vorhersehbar. Hartgesottene Happy End-Fans werden bei den gefühlvollen Briefen – dem Highlight des Buches –dahinschmelzen – allen anderen würde ich abraten. Ich vergebe daher 2 Sterne, einen für einen Schreibstil, der mir gut gefallen hat, den zweiten für eine gute Idee, aus der man so viel mehr hätte machen können.

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  • Atmosphäre
Veröffentlicht am 06.03.2019

Kein bühnenreifer Auftritt

Mord braucht keine Bühne
4

Der zweite Fall der verwitweten Privatdetektivin Kate Shakleton. Das Cover ist wunderschön im 20er Jahre-Stil gestaltet und verspricht eine spannende Geschichte im Theatermilieu. Leider passt der Titel ...

Der zweite Fall der verwitweten Privatdetektivin Kate Shakleton. Das Cover ist wunderschön im 20er Jahre-Stil gestaltet und verspricht eine spannende Geschichte im Theatermilieu. Leider passt der Titel nicht zum Text, denn das Theater spielt nur eine sehr untergeordnete Rolle.

Kate ermittelt im Fall eines Juwelierüberfalls und fährt im Zuge ihrer Recherchen aufs Land. Dort wird nach der letzten Vorstellung einer Laientheatergruppe ein Mann ermordet. Unsympathisch und nebenbei war er ein Erpresser. Zeitgleich täuscht Hauptdarstellerin Lucy ihre Entführung vor um Geld von ihrem Großvater zu erpressen. Dieser engagiert Kate, die sich auf die Suche nach Lucy macht…

Vorneweg: Wenn ich einen Privatdetektiv brauchen würde, dann wäre Kate Shakleton nicht meine Wahl. Denn sie stellt ihr eigenes Rechtsempfinden über die geltenden Gesetze, auch wenn das bedeutet, dass sie gegen die Interessen ihres Klienten handelt. Abgesehen von ihren eher einseitigen Sichtweisen bleibt Kate als Hauptfigur seltsam farblos – was ein Problem ist, denn diese Art von Krimi „lebt“ von der einzigartigen Originalität seines Ermittlers.

Der Krimi liest sich flüssig, aber eine Reihe von passenden Zusammenhängen schadet der Glaubwürdigkeit. Dadurch, dass der Leser (anders als die Figuren) von Anfang an weiß, dass die Entführung nur vorgetäuscht ist, entsteht weniger Spannung als womöglich beabsichtigt. Praktischerweise hängen alle drei Vorfälle zusammen und werden im Rekordtempo innerhalb eines Wochenendes gelöst. Am Ende gibt es als Draufgabe sogar noch eine kleine Romanze für Kate und den Kommissar – auch diese entwickelt sich im Rekordtempo.

Unverständlicherweise beschert die Autorin allen drei Übeltätern ein straffreies Ende mit viel Verständnis für die jeweiligen Motive und Umstände. Nachvollziehbar ja, richtig nein, da dadurch – in meinen Augen – zumindest das Todesopfer als unwichtig verhöhnt wird. Daher wird dies mein letzter Fall mit Kate Shakleton sein und ich vergebe 3 Sterne.

  • Einzelne Kategorien
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  • Atmosphäre
  • Figuren
  • Geschichte
  • Lesespaß
Veröffentlicht am 10.07.2019

Sommer, Sonne, Mord

Comisario Benitez und der Mord am Strand
3

Spanien: Eine deutsche Auswanderin wird tot am Stand in Marbella aufgefunden – und sie war ausgerechnet die neue Chefin vom glücklosen Neffen des Kommissars. Als besagter Neffe kurz darauf spurlos verschwindet, ...

Spanien: Eine deutsche Auswanderin wird tot am Stand in Marbella aufgefunden – und sie war ausgerechnet die neue Chefin vom glücklosen Neffen des Kommissars. Als besagter Neffe kurz darauf spurlos verschwindet, hat die Polizei einen Hauptverdächtigen - was die ganze (sympathische und laute) Familie auf den Plan ruft. Und dann wird ein weiterer Toter gefunden…

Zum Inhalt und vor allem zum Ende möchte ich nicht viel verraten. Der Kommissar und seine neue Partnerin Paula sind sympathisch und die Geschichte ist kurzweilig und liest sich flüssig. Was wie ein charmanter Urlaubskrimi beginnt, wird zunehmend sozialkritisch. Die Autorin prangert die Umweltschutzproblematik, Drogenmissbrauch sowie den Ausverkauf an reiche Ausländer an. Das Bild vom schönen Urlaubsparadies bröckelt im Laufe der Geschichte und zeigt eine hässliche Rückseite. Obwohl es sich bei diesem Buch um einen Krimi handelt, hält sich die Spannung durchwegs in Grenzen, die Morde selbst berühren nicht wirklich und es wird relativ schnell klar, in welche Richtung sich die Handlung entwickeln wird.

Insgesamt ist das Buch eine leichte Sommerlektüre, die zwar nicht dauerhaft im Gedächtnis bleiben wird, aber dennoch unterhaltsam ist. Ich vergebe daher 4 Sterne und empfehle das Buch gerne weiter.

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Veröffentlicht am 10.12.2019

Leider enttäuschend - mehr ein schönes Bilder- als ein brauchbares Kochbuch

Weihnachten in Amsterdam
2

Ich liebe Kochbücher und habe wahrscheinlich mehr Kochbücher zuhause als die Hälfte der Menschen, die ich kenne, Bücher. Auf dieses hier war sehr gespannt und das Cover ist zwar nicht direkt weihnachtlich ...

Ich liebe Kochbücher und habe wahrscheinlich mehr Kochbücher zuhause als die Hälfte der Menschen, die ich kenne, Bücher. Auf dieses hier war sehr gespannt und das Cover ist zwar nicht direkt weihnachtlich gestaltet, aber hat mich insgesamt angesprochen.

Auch wirkt das Buch edel und durch die vielen Fotos liebevoll gestaltet. Mit den Fotos ist das so eine Sache, ich persönlich bräuchte sie nicht und hätte lieber anstelle Autorinnenfotos einige Rezepte mehr, aber das ist letztendlich Geschmacksache.

Der Aufbau ist relativ klassisch; zudem gibt es praktische Tipps und Anregungen, wie man beim Kochen zu Weihnachten Stress vermeiden kann, eine eigene Rubrik für (meist alkoholische) Getränke, Appetithäppchen, den Vorratsschrank sowie einige Menüvorschläge. Viele Rezepte sind sehr kalorienreich bzw. sehr (zeit)aufwendig in der Herstellung. Dies nur als Anmerkung, schließlich geht es ja um ein Festtagsmenü, man sollte sich nur vorher überlegen, ob man wirklich den ganzen Tag in der Küche stehen will. Was mir insgesamt gefehlt hat, waren typische Amsterdamer Weihnachtsrezepte (auf die ich mich insgesamt am meisten gefreut hatte). Davon habe ich insgesamt nicht viel Ahnung, aber dieses Buch wirkt so, als wäre es eine Rezeptesammlung von Gerichten, die die Autorin gern zu Weihnachten isst, mit wenig Bezug zu Amsterdam.

Fazit: Wenn ich ein Kochbuch finde, das mich anspricht, mache ich für mich immer meinen „5-Rezepte-Test“, d.h. ich schlage das Buch auf gut Glück irgendwo auf und überprüfe, ob ich das Rezept für nachkochbar halte. (habe ich nicht mindestens 3-4 „Treffer“, dann kommt es auch nicht auf meine Merkliste, egal wie toll ich es auf den ersten Blick finde). Denn das macht für mich ein wirklich gutes Kochbuch aus, es sollten besondere Rezepte sein, aber nichts, wofür ich Hauptzutaten austauschen oder weglassen muss, weil ich sie nirgendwo bekommen kann.

Darauf bezieht sich auch meine Hauptkritik am vorliegenden Kochbuch; beim Durchblättern hat sich leider gezeigt, dass zumindest für mich, viele Rezepte nicht nachkochbar sind, auch wenn sich vieles interessant anhören würde. Ich bekomme weder (oder nur mit viel Mühe) Fasan/Perlhuhn, noch frische Waldpilze im Dezember, keine Eichenholzchips, kein Pfefferminzöl, keine Muskatblüte, keine Schlehen, keinen Lapsang Souchong Tee (was auch immer das ist) oder auch keine jungen Tannenzweige, denen ich so vertrauen würde, dass ich sie verkochen würde.

Man überlegt sich beim Durchblättern automatisch, wie man die eine andere Zutat ersetzen könnte, aber (zumindest in meinen Augen) verlieren viele Rezepte dadurch im Normalfall genau das, was sie eigentlich ausmacht und das Kochen macht viel weniger Spaß – auch wenn die Rezepte, die ich ausprobiert habe, ganz ok waren. Daher wird dieses Buch nicht dauerhaft bei mir „einziehen“, sondern ich werde es an eine kochbegeisterte Freundin weitergeben. Ich vergebe 3 Sterne und bedanke mich für mein Rezensionsexemplar!

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