Ein wundervoller Roman mit vielen Facetten, der mich begeistert und berührt hat
Die Zeit der GlühwürmchenTaru und Remy, die beiden Protagonistinnen, sind sehr unterschiedliche Frauen, schon was die Altersgruppe betrifft, denn Remy könnte Tarus Tochter sein. Aber wie man bald feststellt, haben sie nicht nur ...
Taru und Remy, die beiden Protagonistinnen, sind sehr unterschiedliche Frauen, schon was die Altersgruppe betrifft, denn Remy könnte Tarus Tochter sein. Aber wie man bald feststellt, haben sie nicht nur den gleichen Beruf, sondern auch einen gemeinsamen Traum. Durch einen Zufall entdeckt Remy einen alten Sekretär, mit wunderschönen Intarsien und Bildern von verschiedenen Insekten auf den Türen und Schubladen. Remy erfährt, dass es in früherer Zeit einen Garten auf Rügen gegeben hat, in dem die Vielfalt kleiner Lebewesen, die es in der Natur gibt, einen geschützten Raum gefunden hatte. So einen Garten wollen die beiden Journalistinnen wieder aufbauen. Gemeinsam gehen sie das Projekt an. Aber es steckt viel mehr in diesem Roman, denn es geht auch um die Vergangenheit von Taru. Die Rückblenden führen auf die Insel Rügen in die siebziger Jahre, als Deutschland noch geteilt war. In vielen Episoden erfährt man, was Taru damals erlebt hat. Auch offenbart ihre Geschichte nach und nach, woher ihre Albträume kommen.
Remy wiederum wünscht sich, endlich zu dem Teil ihrer Familie einen Kontakt aufzubauen, der bisher nichts mit ihr zu tun haben wollte. Der alte Schrank erweist sich dabei unerwartet als hilfreich.
Ich kann es gar nicht ausreichend in Worte fassen, wie vielschichtig und schön dieser Roman ist. Das beginnt schon mit den außergewöhnlichen Namen vieler Charaktere, denn auch im Freundeskreis von Remy und Taru gibt es interessante und liebenswerte Persönlichkeiten. Da ist beispielsweise Philea, die Tochter der Nachbarn, die ein für Mädchen ihres Alters besonderes Hobby hat, und ihr kleiner Freund Rahin aus Syrien, von allen Memo genannt, mit einer einfachen, klaren Weltsicht, die er in Form von Aufklebezetteln publik macht. Eine andere Nachbarin, Jara, taucht immer erst abends auf und freundet sich mit Taru an. Wie man erfährt, muss sie wegen einer Krankheit das Tageslicht meiden und macht die Nacht zum Tag. Gemeinsam mit den Kindern beschließen die Frauen, einen Mondscheingarten aufzubauen. Darüber freut sich nicht nur Jara, sondern auch Taru hofft, davon zu profitieren und ihre Angst vor der Dunkelheit zu verlieren.
Immer wieder konnte mich der Roman mit wunderbaren Naturschilderungen überraschen. Auch über die Zeit vor dem Mauerfall erfährt man viel aus der Sicht von Taru, die ja alles hautnah miterlebt hat. Ihre Erinnerungen haben mich sehr berührt. Für sie ist diese Geschichte auch Vergangenheitsbewältigung, die sie auf ganz besondere Art meistert und dabei eine neue Sportart für sich entdeckt.
So ganz nebenbei habe ich viel Neues erfahren und gelernt, denn die Autorin nimmt einen mit in eine Welt der wundervollen Naturphänomene und faszinierenden Lebewesen, die es besonders zu schützen gilt.
Ich habe einige der Charaktere in mein Herz geschlossen und mich über die Herzenswärme gefreut, mit der sie ihre Projekte angehen. Es ist ein abgeschlossener Roman mit vielen Facetten, aber es ist zugleich auch der erste Band der „Inselgärten-Reihe“, wie ich erfahren habe. Ich habe mich in dieser Geschichte sehr wohl gefühlt und freue mich schon auf den zweiten Band, der bereits im Oktober erscheinen wird.