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Veröffentlicht am 24.04.2019

Dieses Buch gehört in jeden Haushalt!

Plastiksparbuch
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Smarticular.net, das Ideenportal für ein einfaches und nachhaltiges Leben, ist mir schon länger ein Begriff. Ich habe den Newsletter abonniert und besuche die Website regelmäßig, denn es gibt dort so viele ...

Smarticular.net, das Ideenportal für ein einfaches und nachhaltiges Leben, ist mir schon länger ein Begriff. Ich habe den Newsletter abonniert und besuche die Website regelmäßig, denn es gibt dort so viele wertvolle Tipps zu vielen Lebensbereichen. Auch zwei Bücher von Smarticular habe ich schon länger und ziehe sie immer wieder gerne zu Rate.
Vor ungefähr vier Wochen ist das Plastik Sparbuch erschienen und bei mir eingezogen, und seitdem liegt es ständig griffbereit. Es ist kein Buch, das man von der ersten bis zur letzten Seite durchliest, sondern es ist ein hilfreicher Ratgeber und ein Arbeitsbuch. Die ersten vierzig Seiten informieren erst einmal grundlegend über das Problem mit dem Plastik(müll). Man erfährt einiges über die Geschichte der Kunststoffe, über die Arten und über mögliche Zusatzstoffe und Zusammensetzungen. Auch erste Tipps zur Vermeidung von Plastikmüll findet man schon hier am Anfang. Hinweise zur bestmöglichen Benutzung dieses Buches gibt es ebenso wie auch die Anleitung zum Führen eines Plastiktagebuchs. Bis hierher ist alles theoretisch, wenn auch höchst interessant und anschaulich dargestellt. Beispielsweise findet man hier auch einige Bilder von Strandfunden an der Nordsee. Es sind Relikte aus früheren Jahrzehnten, und wenn man die Sonnenmilch-Flasche aus den 70ern oder die Bonbontüte aus den 80ern betrachtet, erhält man einen kleinen Eindruck, wie lang sich solche weggeworfenen Plastikverpackungen in der Natur halten, denn sie verrotten nicht oder nur sehr, sehr langsam.
Ist man am Ende dieses theoretischen Teils angelangt, kann man es vermutlich gar nicht mehr erwarten, endlich etwas zu tun! Zumindest mir ging es so. Mir war das Problem schon vorher bewusst, und in vielen Bereichen habe ich mich schon seit Jahren nach besseren Alternativen umgesehen. Das Plastiksparbuch hat quasi bei mir offene Türen eingerannt. Aber nachdem ich mir die 285 Seiten zu Gemüte geführt hatte, war mir doch noch einiges klarer, und die Umsetzung mit Hilfe der enthaltenen Tipps fällt entschieden leichter. Auf manche Idee bin ich vorher einfach noch nicht gekommen, aber dazu gibt es ja dieses tolle Buch. Mit mehr als 300 nachhaltigen Ideen und Alternativen gegen die Plastikflut ist man quasi schon auf dem richtigen Weg. Vieles lässt sich so einfach umsetzen, dass es schon fast lächerlich ist, wieso man es nicht schon viel länger so gelöst hat. Alle Anregungen sind übersichtlich nach Themen geordnet. Das beginnt beim Wocheneinkauf, setzt sich in der Küche, bei der Ernährung und der Körperpflege, bei Wäsche und Haushalt fort und bietet auch Lösungen für unterwegs und für das Leben mit Kindern. Man findet jede Menge DIY-Tipps, beispielsweise wie man ganz einfach ein Einkaufsnetz häkelt oder Kosmetikpads selber herstellt (häkelt oder näht). Kosmetikrezepte sind im Buch reichlich enthalten, ebenso wie
Putz- und Waschmittel. Auch eine Fülle von Koch- und Backrezepten sowie Ratschläge für optimales Konservieren und Aufbewahren sind hier zusammengefasst.
Ich habe schon einiges aus dem Buch umgesetzt, beispielsweise kaufe und verwende ich keine Wattepads mehr, sondern habe aus alten Handtüchern und Shirts waschbare Pads genäht. Die Reinigungsmittel, beispielsweise das Zauberspray oder der Badreiniger, funktionieren besser als jeder gekaufte Reiniger, und ich kann sie guten Gewissens anwenden. Zwar habe ich keinen Unverpackt-Laden in meiner Nähe, aber vieles gibt es alternativ auch in einer Pappverpackung. Bei Getränken, Essig und Öl etc. kann man auf Glasflaschen umsteigen. Frischhaltefolie und Alufolie sind unnötig, denn man kann das Pausenbrot, Lebensmittelreste, Obst und vieles mehr auch in Wachstücher einwickeln bzw. damit abdecken. Diese Tücher lassen sich aus schönen Stoffresten so einfach herstellen, dass ich mir gleich mal einen kleinen Vorrat produziert habe.
Es gibt so vieles, was man selber machen kann und was schöner aussieht und auch besser ist als alles Gekaufte in Plastik, dass ich hier nur Andeutungen machen und Beispiele aufzeigen kann. Alles aufzuzählen wäre nicht möglich, denn der Inhalt des Buches ist sehr umfangreich und vielfältig. In jedem Kapitel findet man ergänzend auch zahlreiche Lesertipps sowie Links zu interessanten und hilfreichen Internetangeboten und Apps.
Für mich ist das Plastiksparbuch unverzichtbar, denn damit kann jeder sein Konsumverhalten in Sachen Plastik und Müll Schritt für Schritt zum Besseren ändern. Man muss nicht von jetzt auf gleich sein ganzes Leben radikal umkrempeln, denn auch kleine Veränderungen in die richtige Richtung können langfristig schon viel bewirken. Ich finde, das Buch gehört in jeden Haushalt.

Veröffentlicht am 04.04.2019

Eine wunderbare, warmherzige, mal etwas andere Liebesgeschichte mit tollen Charakteren

Love to share – Liebe ist die halbe Miete
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Der Plan ist außergewöhnlich, und ich war sehr gespannt, ob er sich verwirklichen lässt. Tiffy und Leon haben sich noch nie gesehen. Die Mietvereinbarungen mit Tiffy wickelt Leons Freundin Kay ab, denn ...

Der Plan ist außergewöhnlich, und ich war sehr gespannt, ob er sich verwirklichen lässt. Tiffy und Leon haben sich noch nie gesehen. Die Mietvereinbarungen mit Tiffy wickelt Leons Freundin Kay ab, denn so ganz einerlei ist es ihr nicht, dass sich künftig eine fremde Frau mit ihm das Bett teilen soll, wobei ja jeder seine zugewiesene Betthälfte hat und sie nicht gemeinsam, sondern abwechselnd, zu unterschiedlichen Zeiten, dort wohnen und schlafen. Tiffy hat, was Kleidung und Interieur betrifft, einen ausgefallenen Geschmack, der stark von Leons Vorstellungen abweicht. Als dieser das erste Mal nach Tiffys Einzug seine Wohnung betritt, findet er einige Veränderungen vor, die ihm gar nicht behagen. Die Situationen sind so lebendig und amüsant beschrieben, dass ich ständig schmunzeln musste. Überhaupt prallen da zwei grundverschiedene Charaktere aufeinander, denn Leon ist ein eher ruhiger, zurückhaltender und sachlicher, dabei sehr sympathischer Mensch, während Tiffy schon ein klein wenig chaotisch ist, aber auf sehr liebenswerte Art. Ich mochte beiden Protagonisten von Anfang an, und auch die meisten weiteren Charaktere, insbesondere Tiffys Freunde, Leons Bruder und seine Lieblings-Patienten, sind überzeugend dargestellt, und man muss sie einfach gern haben. Zwischen Tiffy und Leon kommt es zu einem regen Schriftverkehr, den sie über Post-its abwickeln, die sie überall in der Wohnung platzieren.
Man ahnt sehr bald, dass dieses Arrangement nicht dauerhaft gut gehen kann, und es kommt auch im Lauf der Zeit zu einigen sehr amüsanten Situationen. Anfangs hätte ich nicht erwartet, dass sich dieser Roman für mich derartig zum Pageturner entwickelt. Leons und Tiffys Geschichte ist so kurzweilig und interessant geschrieben, dass man ständig weiter lesen möchte. Bei allem Humor und der Romantik, die sich im Laufe der Geschichte einstellt, spricht das Buch jedoch auch ernste Themen an, denn sowohl Tiffy als auch Leon haben private Probleme, die sie belasten und mit denen sie sich ständig auseinandersetzen müssen. Hier erweisen sich die beiden Protagonisten als starke Charaktere, die jede Menge Empathie aufbringen, auch müssen beide über ihren Schatten springen, um letztendlich ihr Glück zu finden.
Beth O‘Leary hat hier einen eindrucksvollen Debütroman geschrieben. Die Geschichte, die sie erzählt, ist herzerwärmend und besonders, ein wundervoller Liebesroman mit Höhen und Tiefen und tollen, glaubwürdigen Charakteren.

Veröffentlicht am 18.03.2019

Am Anfang des Weges

Die Fotografin - Am Anfang des Weges
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Alles beginnt am 11. Februar 1905 damit, dass Mimi den Heiratsantrag ihres Verehrers ablehnt. Je besser man die Pfarrerstochter Minna Reventlow , von allen liebevoll Mimi genannt, kennenlernt, umso stärker ...

Alles beginnt am 11. Februar 1905 damit, dass Mimi den Heiratsantrag ihres Verehrers ablehnt. Je besser man die Pfarrerstochter Minna Reventlow , von allen liebevoll Mimi genannt, kennenlernt, umso stärker kann man ihre Beweggründe verstehen. Die sympathische junge Frau möchte durch ihren Beruf Freude bereiten und den Menschen mit ihren Fotografien Schönheit schenken. Um als Wanderfotografin arbeiten zu können, braucht sie ihre Freiheit. Ein Besuch bei ihrem geliebten Onkel Josef, der ihr berufliches Vorbild ist, führt sie in den kleinen Leinenweberort Laichingen auf der Schwäbischen Alb. Als sie feststellen muss, dass ihr Onkel schwer krank ist, beschließt sie zu bleiben, sein Atelier weiter zu führen und ihn zu pflegen. Aber schnell merkt sie, dass das Leben in dem kleinen Ort alles andere als leicht ist. Die meisten Menschen, die in Laichingen leben, sind arme Weber. Obwohl die Männer zum Teil der Schwermut anheim fallen, weil sie ihre Familien nicht richtig ernähren können, tun sie nichts, um ihr Schicksal zu ändern. Im Gegenteil, ihre Kinder sollen in ihre Fußstapfen treten, einfach weil es schon immer so war. Mimis Fotos werden von den meisten als unnötiger Luxus angesehen. Zudem hat sie sich mit dem Laichinger Fabrikanten Gehringer einen mächtigen Feind geschaffen, da sie mehrfach seine Pläne durchkreuzt.
Gehringer ist einer der unsympathischen Charaktere im Roman, denn auch wenn er sich nach außen hin jovial zeigt, beutet er doch seine Arbeiter in unverantwortlicher Weise aus, auch ist er der Meinung, er hätte sie alle in der Hand.
Die Autorin hat das Kolorit des kleinen Weberortes zum Beginn des 20. Jahrhunderts sehr lebendig und anschaulich eingefangen. Man erfährt viel über die Lebensumstände der einfachen Menschen, und man lernt einige interessante Charaktere kennen. Da ist einmal Eveline, die „der Liebe wegen“ nach Laichingen gekommen ist, hier aber ein ganz und gar nicht glückliches Leben führt. Auch wenn dies nicht auf den ersten Blick ersichtlich ist, so kann man sie doch auch als starken Charakter bezeichnen. Für ihre Kinder würde sie alles tun, und vor allem ihrem Sohn Alexander, der eine künstlerische Begabung hat und sich nicht mit dem Gedanken anfreunden kann, sein Leben lang am Webstuhl zu stehen, würde Eveline wünschen, dass er seinen eigenen, ganz individuellen Weg einschlagen könnte. Neben Alexander ist da auch noch Anton, der Gastwirtssohn, der ebenfalls von einem anderen Leben träumt. Mimis Ankunft in Laichingen ist etwas Besonderes für die beiden jungen Männer, und sie suchen ihre Nähe, weil sie die unabhängige Fotografin bewundern und sich wünschen, ebenso frei zu sein.
Wenn man die bisherigen Romane von Petra Durst-Benning kennt, stellt man schnell fest, dass Mimi hervorragend in die lange Reihe starker weiblicher Protagonisten passt, wie sie in allen Romanen der Autorin vorkommen. Hier habe ich mich besonders gefreut, als Mimi, während eines beruflichen Aufenthalts am Bodensee, dort der Protagonistin aus einem früheren Roman begegnet. Für mich war es ein wenig, als hätte ich eine „alte Bekannte“ getroffen. Die Art und Weise, wie die Autorin ab und zu kleine Verbindungen zu ihren anderen Romanen schafft, gefällt mir ausgesprochen gut.
Petra Durst-Benning schreibt kurzweilig, einfühlsam und herzlich und hat auch hier wieder einen Pageturner geschaffen, den man nicht mehr weglegen möchte. Nicht nur die Fotos und Erklärungen im Anhang, sondern der ganze Roman zeugt davon, dass sich die Autorin sehr ausführlich mit der Fotografie zur damaligen Zeit befasst hat und davon fasziniert ist, und wie sie selbst sagt, hat sie sich mit dem Umsetzen der Fotografinnen-Saga einen Kindheitstraum erfüllt. Das spürt man auf jeder Seite, die man liest.
Viel zu schnell war ich am Ende des Buches angelangt, und eigentlich hatte ich das Gefühl, jetzt geht es erst so richtig los mit Mimis Geschichte, denn ist sie auch noch so stark, mutig und unabhängig, so hat sie doch auch eine romantische Ader. Mehr will ich dazu aber noch gar nicht verraten. Darum freue ich mich sehr, dass der zweite Band bald erscheint, denn ich kann es kaum erwarten, zu erfahren, wie es für die Protagonistin und für alle Laichinger weiter geht.

Veröffentlicht am 13.03.2019

So fesselnd wie die Vorgänger

Das Banner des Löwen
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Zwischen dem Ende des vorherigen Bandes und dem Beginn dieses Romans liegen nur wenige Monate. Robin und sein alter Freund Charles D‘Artagnan waren unterwegs, guten Wein für das bevorstehende Weihnachtsfest ...

Zwischen dem Ende des vorherigen Bandes und dem Beginn dieses Romans liegen nur wenige Monate. Robin und sein alter Freund Charles D‘Artagnan waren unterwegs, guten Wein für das bevorstehende Weihnachtsfest zu besorgen. Auf dem Heimweg treffen sie auf die erschütternden Überreste eines brutalen Massakers, das sich in dem kleinen Ort Tonneins an der Garonne abgespielt hat. Simon de Montfort zieht mit seinem Heer mordend und raubend durch die Lande, um die Katharer und ihre Sympathisanten auszurotten. Er ist überzeugt, im Interesse des Papstes und somit auch im Namen Gottes zu handeln. Robin ist erschüttert und zögert nicht, sich für die Verfolgten einzusetzen, denn sollte es Montfort gelingen, den Süden Frankreichs zu erobern, ist nicht nur das Erbe von Eleonore von Aquitanien in Gefahr, sondern auch Robins und Marians neue Heimat, ihr geliebtes Chateau de Lisse. Das schlimmste an der ganzen Sache sind jedoch die vielen unschuldigen Opfer, denn Montfort und seine Schergen gehen mit roher Gewalt gegen die Menschen vor, nur weil diese in Glaubensdingen nicht hundertprozentig mit der katholischen Kirche übereinstimmen. Selbst vor Frauen und Kindern machen sie nicht Halt.

Auch in diesem vierten Band hält sich Mac P. Lorne nicht mit langen Vorreden auf, sondern katapultiert die Leser wieder postwendend mitten ins Geschehen. Über einen Zeitraum von zehn Jahren begleiten wir Robin und seine Freunde bei ihrem Kampf um die Freiheit. Ruhe ist den Protagonisten auch in diesem Roman nicht vergönnt. Ein umfangreicher Abschnitt des Buches ist der Belagerung von Toulouse gewidmet. Interessant und sehr gelungen ist, wie der Autor seine fiktiven Helden wieder ins historische Geschehen einbringt und agieren lässt, denn bei allen Belagerungen und Kämpfen ist Robin immer mitten drin, und natürlich sind auch seine Frau Marian, sein Ziehsohn Fulke und seine guten Freunde wieder mit von der Partie.

Die katholische Kirche zur damaligen Zeit kommt nicht gut weg in diesem Roman, zu viele Intrigen und Machtkämpfe gab es da. Gerade die Szenen, die im Buch besonders unglaubwürdig erscheinen, beruhen auf realen historischen Begebenheiten, und ich bin immer wieder fassungslos, was im Namen Gottes so alles verbrochen wurde, meist auch noch in dem Glauben, das Richtige zu tun.

Robin ist mittlerweile nicht mehr der Jüngste und auch um einiges ruhiger und besonnener geworden, aber wenn das Unrecht zu groß wird, kann er sich einfach nicht zurückhalten und gerät auch diesmal wieder mehrfach in brenzlige Situationen.

„Das Banner des Löwen“ steht seinen Vorgängern in nichts nach, wenn es um mitreißende Unterhaltung geht. Dabei hält sich der Autor stets sehr nah an der Realität, und seine Erläuterungen zeichnen sich weitgehend durch historische Genauigkeit aus. Zwei Karten und ein Personenregister am Beginn des Buches helfen dabei, die Übersicht zu behalten, und anhand der Zeittafel im Anhang findet man die historischen Daten in einer übersichtlichen Tabelle.

Einen weiteren Band haben wir noch vor uns, und ich bin schon sehr gespannt darauf. Ob Robin dann endlich seinen Lebensabend genießen kann? Ich bezweifle es ja, denn das sähe ihm so gar nicht ähnlich.

Veröffentlicht am 26.02.2019

Ein alter Ungarnsäbel und 900 Jahre deutsche Geschichte

Land im Sturm
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Eigentlich sind es gleich fünf Geschichten, die Ulf Schiewe in diesem großartigen Roman erzählt. Jede steht für sich, und doch gehören sie zusammen, denn sie berichten über die Schicksale einer Familie ...

Eigentlich sind es gleich fünf Geschichten, die Ulf Schiewe in diesem großartigen Roman erzählt. Jede steht für sich, und doch gehören sie zusammen, denn sie berichten über die Schicksale einer Familie über viele Generationen hinweg. Neben der fiktiven Familiengeschichte berichtet dieser Roman zugleich über Meilensteine deutscher Geschichte, beginnend 955 mit der großen Schlacht Ottos des Großen gegen die Ungarn bis hin zur Märzrevolution im Jahr 1848 in Berlin. Ulf Schiewe hat sich für fünf Episoden entschieden, die eine besonders große Auswirkung auf die deutsche Geschichte hatten. Er hat Ereignisse geschildert, die maßgeblich für weitere Entwicklungen der Historie unseres Landes waren. Beschrieben hat er das jeweilige Zeitgeschehen immer aus der Sicht der Familie, die in allen Episoden eine Rolle spielt. Damit vermittelt er seinen Lesern ein klares, lebendiges Bild vergangener Jahrhunderte. Der „rote Faden“ des Romans ist in diesem Fall ein alter Ungarnsäbel, der von Generation zu Generation weitergegeben wird und in allen Episoden wieder auftaucht und eine maßgebliche Rolle spielt.
Obwohl jede Episode in gewisser Weise einen Abschluss findet und man sich immer wieder auf eine neue Zeit, neue Gegebenheiten und neue Charaktere einstellen muss, wirkt das Buch in keiner Weise abgehackt, sondern man bleibt ständig im Lesefluss, zumindest mir ging es so. Am Ende einer Episode war ich immer gespannt, die Nachkommen kennenzulernen und zu erfahren, was sie mit den jeweils vorherigen Protagonisten verbindet. Ulf Schiewes eingängige und lebendige Schreibweise macht es einem leicht, die Zusammenhänge zu erfassen und sich mühelos durch die 925 Seiten des Buches zu arbeiten. Dabei erlebt man im Geist nicht nur spannende Abenteuer und hofft und bangt mit den Protagonisten mit, sondern man kann zugleich auch noch sein historisches Wissen erweitern.
Wie der Autor schreibt, ist dieser Roman das Projekt mehrerer Jahre. Bei dem umfangreichen Stoff, der hierfür zu recherchieren war, kann ich mir das sehr gut vorstellen. Es ist ein großes, vielschichtiges und ein mutiges Werk, das Ulf Schiewe hier geschaffen hat, und es ist ihm ganz hervorragend gelungen.