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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 09.06.2025

Ein brillanter Spannungsroman über Londons Roaring Twenties

Nacht über Soho
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Nellie Coker ist unbestritten Londons Königin der Nacht, ihre Clubs stehen an der Spitze der Beliebtheit und erzeugen habgierigen Neid bei der Konkurrenz. Doch sie und ihre sechs Kinder halten zusammen. ...

Nellie Coker ist unbestritten Londons Königin der Nacht, ihre Clubs stehen an der Spitze der Beliebtheit und erzeugen habgierigen Neid bei der Konkurrenz. Doch sie und ihre sechs Kinder halten zusammen. Können sie ihr Imperium halten?

Ich finde das schön gestaltete Cover im Jugendstil sehr ansprechend und es versetzt die Leserschaft gleich in die richtige Zeit, denn 1926 tobt in London das Leben. Der Krieg ist überstanden und die Menschen suchen nach überbordender Lebenslust, Unterhaltung, Tanz und auch nach Lastern aller Art. Auf Londons Straßen geht es gefährlich zu, das müssen auch Freda und Florence, zwei junge Ausreißerinnen, erfahren. Als die beiden regelrecht spurlos verschwinden, macht sich Gwendolen Kelley, die durch Zufall in die Sache gerät, auf die Suche nach den beiden.
Was Gwendolen, eine toughe junge Bibliothekarin, in London erlebt, beschreibt Kate Atkinson in einem aufregenden, ja spannenden Buch. Ihr Stil ist klar, beinahe schlicht, und doch so lebendig und detailreich, dass sofort das große Kopfkino anspringt. Ihre Personen sind lebensecht, empathisch, aber auch kalt, berechnend und brutal, und der Plot erscheint mir wahrlich real, spiegelt die Ära ganz wunderbar und ist abwechslungsreich und überraschend wendig.
Nacht über Soho ist für mich ein echtes Highlight, es liest sich wie im Flug, ist brillant erdacht und bietet erstklassige Unterhaltung. Unbedingt lesen!

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Veröffentlicht am 08.06.2025

Vom Erbe und den Chancen der Nachkriegskinder

Sputnik
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1957 schickt Russland seinen ersten Satelliten ins Weltall und seitdem ist „Sputnik“, so dessen Name, vielen in Erinnerung geblieben. Im selben Jahr kommt ein Junge auf die Welt, der diesen Spitznamen ...

1957 schickt Russland seinen ersten Satelliten ins Weltall und seitdem ist „Sputnik“, so dessen Name, vielen in Erinnerung geblieben. Im selben Jahr kommt ein Junge auf die Welt, der diesen Spitznamen erhält. Und die Leserschaft darf diesen Jungen auf seinem Weg durch sämtliche Höhe und Tiefen der Kindheit und Jugend bis ins frühe Erwachsenenleben begleiten.

Nach seinen ersten beiden erfolgreichen Büchern darf man nun endlich mehr von Christian Berkel erfahren, denn er bezeichnet seinen Roman selbst aus autobiographisch und es liegt nahe, dass er, voller Charme und Selbstironie, aus seinem eigenen Leben erzählt.
Für mich war es auch ein kleiner Ausflug in meine eigene Kindheit und Jugend, ich bin nur wenig später geboren und mein Vater hat mich ebenfalls sehr liebevoll Sputnik genannt.
Was Christian Berkel allerdings erlebt, ist eher ungewöhnlich. Eltern waren damals streng, achteten auf gutes Benehmen, Anstand und eine gute Ausbildung, während Sputnik schon extrem früh jede Menge Freiheiten genießt und sprichwörtlich in Sex and Drugs and Rock ‘n Roll abdriftet. Die Zeit mag so gewesen sein, aber für mich war das stellenweise einfach zu viel, etwas zu grob und auch irgendwie übertrieben. Im großen Gegensatz dazu steht das Erlebnis beim Besuch der Eltern, als er längst Fuß gefasst hatte und sich mit dem Holocaust und den Kriegserlebnissen der Eltern auseinandersetzen muss.
Es ist eine insgesamt spannende Geschichte um das Erwachsenwerden in einer Zeit des Aufschwungs und Aufbruchs, die sehr gut den Zwiespalt dieser Generation widerspiegelt. Mitreißend und bewegend geschrieben, ist dies sicherlich Christian Berkels persönlichstes Buch.

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Veröffentlicht am 05.06.2025

Geheime Orte, kleine Sensationen, perfekt und charmant recherchiert!

111 Orte in Augsburg, die man gesehen haben muss
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Drei Tage, zwei Nächte – viel zu kurz für eine wunderschöne Stadt wie Augsburg! Und doch haben wir dank Gregor Nagler wahre Schätze entdeckt und genossen!
Der Autor bietet ein sehr breites Spektrum an ...

Drei Tage, zwei Nächte – viel zu kurz für eine wunderschöne Stadt wie Augsburg! Und doch haben wir dank Gregor Nagler wahre Schätze entdeckt und genossen!
Der Autor bietet ein sehr breites Spektrum an Sehenswürdigkeiten für jeden Geschmack. Er offenbart nicht nur geheimes Wissen um bekannte und historische Plätze, sondern enthüllt auch noch interessante Kenntnisse zu Kunstgeschichte, Baustilen, Gebäuden und skurrilen Überresten der ehemals glanzvollen Fuggerstadt. Man flaniert durch die kleinen, historischen Gassen, steigt in das erstklassig konzipierte Netz von Tram und Bus und erforscht auf einfache Weise die etwas entlegeneren Schauplätze.
Uns haben die Empfehlungen des Autors ausgezeichnet gefallen, natürlich gibt es noch jede Menge unentdeckte Orte für uns und wir werden Augsburg sicher wieder besuchen! Aber was er vergessen hat zu erwähnen: Die Augsburger sind ein durch und durch sympathisches Völkchen und jederzeit bereit, auch ihr eigenes Wissen dem Besucher freundlichst zur Verfügung zu stellen!

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Veröffentlicht am 30.05.2025

Ein undurchsichtiger Fall sorgt für spannende Ermittlungen!

Provenzalisches Licht
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Das zauberhafte Cover lässt nicht erahnen, was sich im malerischen Sainte-Valérie zuträgt. Denn das kleine Dorf wird zum Treffpunkt der Reichen und Schönen, als der Modedesigner Cyril Fontanel es zum Schauplatz ...

Das zauberhafte Cover lässt nicht erahnen, was sich im malerischen Sainte-Valérie zuträgt. Denn das kleine Dorf wird zum Treffpunkt der Reichen und Schönen, als der Modedesigner Cyril Fontanel es zum Schauplatz für sein Mode-Event erwählt. Doch Fontanel erhält ernstzunehmende Morddrohungen und Pierre Durand hat alle Hände voll zu tun, um für Sicherheit zu sorgen.

Kaum sind die ersten Seiten gelesen, ist man auch schon mittendrin in der wunderbaren Provence und wird mit herrlichem Ambiente verwöhnt. Der Fall aber hat es in sich, ist rätselhaft, undurchsichtig, und die Ermittlungen führen auch zurück in die Vergangenheit. Trotz aller Bemühungen bleibt er mysteriös und voller Wendungen, eine echte Herausforderung für Pierre und sein Team.
Sophie Bonnet erzählt meisterhaft und fesselnd, flüssig und lebendig und versteht es, mit eindrücklichen Szenen und knackigen Dialogen allmählich Licht ins Dunkel zu bringen. Auch am Erbe der Provence darf man wieder teilhaben und erfährt einiges über die Herkunft der speziellen traditionellen Stoffe.
Der elfte Fall für den sympathischen Pierre Durand ist eine wunderbar ausgewogene Mischung aus spannenden Ermittlungen in einem undurchsichtigen Fall und vielen Wohlfühlmomenten mit herrlichem französischem Flair! Unbedingt lesen und genießen!

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Veröffentlicht am 29.05.2025

Der große Traum vom idyllischen Leben auf dem Lande

Hier draußen
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Ein zauberhaftes Cover weckt die Neugier auf das Buch von Martina Behm, die ich als findige und einfallsreiche Strickdesignerin schätze.
Und ganz ehrlich: Ich hätte dieses Hörbuch am liebsten in einem ...

Ein zauberhaftes Cover weckt die Neugier auf das Buch von Martina Behm, die ich als findige und einfallsreiche Strickdesignerin schätze.
Und ganz ehrlich: Ich hätte dieses Hörbuch am liebsten in einem Rutsch konsumiert! Denn es ist zum Eintauchen, Wohlfühlen, aber auch Staunen und Mitfiebern. Lara und Ingo, die mit ihren beiden Kindern nach vorherigen intensiven Recherchen aufs Land ziehen, erleben dort im Laufe des ersten Jahres so einiges. Ingo pendelt beruflich nach Hamburg und kollidiert eines Nachts auf dem Heimweg mit einer weißen Hirschkuh. Sofort gibt es Gemunkel und alte Weissagungen werden wach.
Es ist ein ganz heimeliges Gefühl, die eigenwilligen, aber freundlichen und völlig unterschiedlichen Bewohner von Fehrdorf zu beobachten und zu begleiten. Trotz aller Traditionen und festem Zusammenhalt trägt doch jeder sein Päckchen, hadert, passt sich an oder geht sogar neue Wege, die nicht leichtfallen. Martina Behm schreibt sehr lebendig mit trockenem Humor, aber auch sehr bewegend und tiefgründig. Man erkennt schnell Parallelen zu eigenen Erfahrungen, zieht auch mal Vergleiche und gerät ins Nachdenken.
Julia Nachtmann liest mit angenehmer Stimme, unaufgeregt und bestens akzentuiert, was den Einblick in die verschiedenen Gefühlswelten noch verstärkt. Eine wunderbare Geschichte, intensiv und sehr berührend, die mir ausgezeichnet gefallen hat.

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