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Veröffentlicht am 10.02.2019

Ein nervenaufreibendes Psychospiel mit kleinen Schwächen

Alles, was du fürchtest
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Nach einem traumatischen Erlebnis wird Kate Price regelmäßig von Panikattacken und Albträumen heimgesucht. Deshalb wundert es ihre Familie sehr, dass sie die Londoner Wohnung mit dem Bostoner Appartement ...

Nach einem traumatischen Erlebnis wird Kate Price regelmäßig von Panikattacken und Albträumen heimgesucht. Deshalb wundert es ihre Familie sehr, dass sie die Londoner Wohnung mit dem Bostoner Appartement ihres Cousin Corbin tauschen will. Doch Kate sieht in der Veränderung ihrer Lebenssituation eine reale Chance, den seelischen Problemen beizukommen. Deshalb macht sich voller Zuversicht auf Weg. Aber kaum ist sie dort angekommen, muss sie erfahren, dass Corbins Nachbarin Audrey ermordet worden ist und niemand weiß, wer der Täter war. Von nun an wird Kate mit merkwürdigen Dingen konfrontiert und ist sich bald nicht mehr sicher, ob sie Corbins Beteuerung unschuldig zu sein glauben kann und welche Rolle der gegenüber wohnende Nachbar Alan in dem immer gefährlicher werdenden Drama spielt.

"Alles, was du fürchtest" ist ein Thriller des US-amerikanischen Autors Peter Swansson, der bereits mit "Die Unbekannte" und "Die Gerechte" bewiesen hat, dass er die Spielarten perfider Geschichten bestens beherrscht. So gaukelt er seinen Lesern und Figuren gleichermaßen eine bestimmte Entwicklung der Ereignisse vor, bis er sie plötzlich widerruft und mit Andeutungen und Beobachtungen untersetzt, in eine ganz andere Richtung laufen lässt. Und während er mit den Wahrnehmungen und Gefühlen spielt, kristallisiert sich ganz allmählich die Wahrheit heraus, die noch ungeheuerlicher ist, als gedacht. Ein wunderbar wendungsreiches Geschehen, das diesmal allerdings einen Haken besitzt. Denn Corbins Vergangenheit wird in der Mitte des Buches so detailliert offenbart, dass das Ende der dramatischen Mörderjagd viel zu schnell vorhersehbar ist.

Kurze Kapitel, ein flüssiger Schreibstil und der zunächst wunderbar undurchsichtige Plot sorgen dafür, dass das Buch nur schwer aus der Hand gelegt werden kann. Dabei werden die in Boston zum Tragen kommenden Ereignisse aus den Perspektiven von Kate und Alan erzählt, während sich Corbins Schilderungen nach seiner Ankunft in London eher auf die Vergangenheit beziehen. Darüber hinaus spielen auch noch weitere Figuren eine Rolle, wie ein vor dem Haus auftauchender Mann, der sich als guter Freund von Corbin entpuppt oder die mit den Ermittlungen betrauten Detectives, die akribisch jeder noch so kleinen Spur nachgehen. Und mit der Zeit wird aus der Fülle der Ereignisse und Erinnerungen ein erschreckend grausames Komplott zusammengesetzt, dessen Drahtzieher noch lange nicht am Ende mit seinen perfiden Spielchen ist.

Fazit:
Ein perfider Thriller, der durch das nervenaufreibende Zusammenspiel seiner Figuren Spannung erzeugt und lange Zeit mit einem undurchsichtigen Plot punkten kann. Doch leider werden die Hintergründe der verabscheuungswürdigen Tat viel zu schnell aufgedeckt und damit das in der Geschichte wohnende Potenzial teilweise verschenkt.

Veröffentlicht am 03.02.2019

Ein ruhiger und in sich brodelnder Thriller, der durch seine Zwielichtigkeit fesselt

Die Beobachterin
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Nach der Trennung von ihrem Mann zieht die erfolgreiche Romanautorin Elena in das Haus einer Freundin ein, wo sie ihre Entscheidung überdenken und zu sich selbst finden will. Doch schon nach kurzer Zeit ...

Nach der Trennung von ihrem Mann zieht die erfolgreiche Romanautorin Elena in das Haus einer Freundin ein, wo sie ihre Entscheidung überdenken und zu sich selbst finden will. Doch schon nach kurzer Zeit nimmt die Langeweile überhand, da sie auf dem großen Anwesen ganz alleine ist und auch keine Idee zum Schreiben hat. Deshalb nistet sich Elena in der Küche ein und beobachtet das Haus nebenan, in dem etwas ganz und gar nicht zu stimmen scheint. Denn umso mehr sie wie ein Voyeur in Geheimnisse der fremden Familie eintaucht, umso stärker erhärtet sich der Verdacht, dass etwas Schreckliches im Gange ist und einer der Bewohner um sein Leben fürchten muss.

"Die Beobachterin" ist nach "Die Vermissten" der zweite Thriller der Stockholmer Autorin Caroline Eriksson, der in deutscher Sprache erschienen ist. Mit einem mysteriös verlaufenden Plot und Figuren, die nur schwer zu durchschauen sind, gelingt es ihr, jede Menge Misstrauen beim Leser zu streuen und ihn lange Zeit darüber im Unklaren zu lassen, was hinter der Fassade eines gutbürgerlichen Hauses wirklich geschieht. Dabei sind es meist nur kleine Beobachtungen und geschickt platzierte Andeutungen, die durch Elena gemacht, Schlimmes vermuten lassen, wobei sie bei näherer Betrachtung auch nur schlecht zu deuten sind. So wird der Leser ohne es anfänglich zu bemerken in eine ganz bestimmte Richtung gelenkt, weil es ihm einfach schwerfällt einzuschätzen, ob er der in einer deprimierenden Lage befindlichen Romanautorin glauben kann oder nicht.

Erzählt wird das geschickt erdachte Verwirrspiel aus zwei Perspektiven heraus, die in ihrem Zusammenspiel eine ungeahnte Sogwirkung entfachen. Vor allem, weil der Leser durch Elenas aufkommende Panik neugierig wird und wissen will, ob bei den Nachbarn tatsächlich Einiges im Argen liegt oder ihre Fantasie ein böses Spiel mit ihr treibt. So berichtet zum einen Elena aus ihrer Sicht, was sie von den heimlich ausspionierten Vorkommnissen hält und wie sie diese zu deuten versucht. Zum anderen kommt der Mann der Nachbarin zu Wort, der durch ein außereheliches Verhältnis abgelenkt, seine Frau viel zu oft alleine lässt. Und dann gibt es da noch ihren gemeinsamen Sohn, der ganz eigene Sorgen hat und Elenas Mutter, die Einiges über die Vergangenheit ihrer Tochter erzählt.

Fazit:
"Die Beobachterin" ist ein ruhiger und in sich brodelnder Thriller, der den Leser durch seine Zwielichtigkeit in den Bann zu ziehen versteht und je nachdem, wie ihm die subtile Art der Zurschaustellung fremder Probleme und Gemütsverfassungen gefällt, mag er dieses Buch oder mag er es nicht.

Veröffentlicht am 29.01.2019

Ein spannender Thriller, der mit einem nicht vorhersehbaren Rachefeldzug gut unterhält

Der Verfolger
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Fünf Jahre ist es her, seit der New Yorker Psychotherapeut Frederick Starks einem Profikiller namens Rumpelstilzchen entkommen konnte. Seitdem hofft er jeden Tag, dass dieser den schweren Verletzungen ...

Fünf Jahre ist es her, seit der New Yorker Psychotherapeut Frederick Starks einem Profikiller namens Rumpelstilzchen entkommen konnte. Seitdem hofft er jeden Tag, dass dieser den schweren Verletzungen erlegen ist, die ihm Frederick während eines dramatischen Kampfes zugefügt hat. Doch als er eines Abends aus der Klinik in Miami nach Hause kommt, findet er den inzwischen genesenen Killer mit einer Waffe in der Hand in seinem häuslichen Sprechzimmer vor. Ohne Erbarmen zwingt dieser ihn, auf seine verbrecherischen Forderungen einzugehen. Schließlich schuldet er ihm Frederick Starks noch einen Tod, den er nun umgehend liefern soll. Ein gefährliches Spiel nimmt seinen Lauf, bei dem alles anders ist, als es anfänglich scheint und es keinen Gewinner geben kann.

"Der Verfolger" ist die Fortsetzung von John Katzenbachs Thriller "Der Patient", der im Januar 2006 in deutscher Sprache erscheinen ist. Damals hatte der rachsüchtige Killer einen grausamen Wettstreit um Leben und Tod erdacht und dem renommierten New Yorker Psychotherapeuten Frederick Starks ein 15- tägiges Ultimatum gestellt. In dieser Zeit sollte er herausfinden, wer hinter dem selbst ernannten "Rumpelstilzchen" steckt und sollte er es nicht schaffen, verliert er seine Familie dafür. Unter enormen Druck gab es eine dramatische Jagd, die nun mit einer neu eingeläuteten Runde ihre Fortsetzung findet und nichts von der einstigen Spannung eingebüßt hat. Denn obwohl Frederick Starcks inzwischen weiß, wer der Killer ist und warum ausgerechnet er in seinem Fokus steht, ist lange noch nicht klar, was dieser diesmal bezweckt.

Der Auftakt des zweiten und finalen Teils um den Rumpelstilzchen-Killer ist gut erdacht und überzeugt mit einem dramatischen Verlauf und einem unvorhersehbaren Geschehen. Aber leider knickt die Spannungskurve in der zweiten Hälfte des Buches etwas ein und plötzlich scheinen die Gedankengänge des New Yorker Psychotherapeuten und seine Spekulationen um die wahren Absichten des Killers mehr im Mittelpunkt zu stehen, als die Bemühungen, den von ihm erdachten Plan zu durchkreuzen. Dadurch wirkt die Handlung ein wenig flach, obwohl viel geschieht und Frederick Starks als vermeintlicher Handlanger des Killers der Wahrheit immer näherkommt. Und erst am Ende merkt der Leser, wie genial erdacht der Plot wirklich ist, und genießt einen Showdown, der es in sich hat.

Der Schreibstil des Autors präsentiert sich gewohnt flüssig, entbehrt aber nicht gängiger Klischees. Regelmäßig auftauchende Rückblicke in die Vergangenheit lassen auch einen Neueinsteiger nicht im Regen stehen, wobei es auf jeden Fall besser ist, den ersten Teil mit allen seinen perfiden Einzelheiten zu kennen. Denn nur so entfalten die abnormalen Spielchen des psychopathischen Profikillers in wahres Potenzial und helfen über die vorhandenen Schwächen bei der Handlungsdarlegung hinweg. Wobei auch die Figur des zunächst unsicheren und später knallhart agierenden New Yorker Psychotherapeut Frederick Starks etwas zu wankelmütig angelegt worden ist. Denn bereits am Ende des ersten Teils hat dieser seine neu gewonnene Stärke gezeigt. Warum also fällt er nun wieder in alte Muster zurück?

Fazit:
Ein spannender Thriller, der trotz kleiner Schwächen mit interessanten Wendungen und einem nicht vorhersehbaren Rachefeldzug gut unterhält.

Veröffentlicht am 27.01.2019

Ein unterhaltsamer und humorvoller Sylt-Krimi

Erfolgreich tot
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Die Fernsehköchin Francesca Carlotti übernimmt kurzfristig einen Job als Motivationssprecherin in Sylt, weil sie an den Weihnachtsfeiertagen ihrer neuen Flamme, einem Kreuzfahrtschiffkapitän, nahe sein ...

Die Fernsehköchin Francesca Carlotti übernimmt kurzfristig einen Job als Motivationssprecherin in Sylt, weil sie an den Weihnachtsfeiertagen ihrer neuen Flamme, einem Kreuzfahrtschiffkapitän, nahe sein will. Doch anstatt angenehme Stunden auf der Insel zu verleben, geht von Beginn an alles schief. Denn zum einen gibt es keine vernünftige Bleibe mehr, sodass sie auf einer Baustelle nächtigen muss. Zum anderen scheint der angeschmachtete Adonis anderweitig vergeben zu sein. Als dann auch noch ein Moderator halb verkohlt unter brennenden Holzbalken aufgefunden wird und ein verrückter Maler Francesca verfolgt, gibt es kein Halten für die Starköchin mehr. Kurzerhand nimmt sie die Klärung des Mordfalles selbst in die Hand und rutscht prompt in eine gefährliche Situation hinein.

„Erfolgreich tot: Fernsehköchin Francesca Carlotti durchlebt mörderische Tage auf Sylt“ ist ein kurzweiliger und humorvoller Kriminalroman, in dessen Mittelpunkt die temperamentvolle Francesca Carlotti steht, die gleich von der ersten Seite an wunderbar sympathisch erscheint. Auch überzeugt sie als bodenständige Frau, die sich nicht die Butter vom Brot nehmen lässt und deshalb stört es wenig, dass sie dazu auch noch chaotisch ist. Ob sie deshalb ihren Fußball spielenden Mann an eine schlauchbootlippige Blondine verloren hat, ist nicht bekannt. Aber auf jeden Fall läuft ihr der untreu gewordene Italiener immer wieder über den Weg und so trifft sie ihn und seine vegane Geliebte sogar im gemieteten Ferienhaus an, während sie mit einigen Freunden und Kollegen Weihnachten feiern will. Da sind Missverständnisse und Gemeinheiten vorprogrammiert und ein turbulentes Fest, bei dem sich Francesca nicht lumpen lässt.

Der Schreibstil von Margot Jung ist einfach gehalten und wunderbar flüssig, sodass der Leser nur so über die Seiten fliegt. Lediglich die immer wieder erwähnten Kauleisten ihrer Figuren, die sie regelmäßig in Szene setzt, sind zu viel und nerven bald. Dafür aber wird der Leser mit einem abwechslungsreichen und unterhaltsamen Geschehen belohnt und mit einer Mordermittlung, die es in sich hat. Denn allein der detailliert beschriebene Anblick und der Geruch einer verkohlten Leiche lassen ihn Schlimmes erahnen, vor allem weil ein zu allem entschlossener Mörder mit seinem perfiden Rachefeldzug noch lange nicht am Ende ist. Aber nicht nur der zum Mitraten anregende Kriminalfall und die bewusst überzeichneten Figuren haben ihren eigenen Reiz. Auch die Atmosphäre stimmt, die mit lokalen Schmankerln angereichert ist.

Fazit:
Ein unterhaltsamer und humorvoller Sylt-Krimi, der mit einer überaus sympathischen Ermittlerin, einem wunderbar turbulenten Geschehen und einem gut durchdachten Fall bestens unterhält.

Veröffentlicht am 26.01.2019

Ein spannender und knallharter Schwabenkrimi mit Humor und Lokalkolorit

Das Extrawurscht-Manöver
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Die Assistentin einer reichen Schmuckhändlerin wird vermisst, und gerade als Privatdetektiv Sven Schäfer einen ersten Hinweis zu ihrem Aufenthaltsort erhält, ist sie auch schon tot. Ein Desaster, das der ...

Die Assistentin einer reichen Schmuckhändlerin wird vermisst, und gerade als Privatdetektiv Sven Schäfer einen ersten Hinweis zu ihrem Aufenthaltsort erhält, ist sie auch schon tot. Ein Desaster, das der ehemalige Polizist nur schwer verwinden kann. Vor allem, weil der Mörder noch am Tatort war und nach einer wilden Schießerei spurlos verschwunden ist. Nur ein kleiner Mops bleibt als einziger Zeuge zurück und bringt Schäfer auf eine ungewöhnliche Idee. So erzählt er überall herum, dass der Mord beobachtet worden ist und hofft, dass der Täter dadurch einen Fehler begeht. Und obwohl die hinzugerufene Kommissarin Elsa Dorn mit dem absonderlichen Vorhaben ihres Freundes Schäfer nicht viel anfangen kann, ist sie letztendlich doch erstaunt, wie gewinnbringend dieser ist.

„Das Extrawurscht-Manöver“ ist der dritte Einsatz für das ungleiche Ermittlerduo Elsa Dorn und Sven Schäfer, deren Fälle bei Weitem nicht so beschaulich ablaufen, wie es das Cover vermuten lässt. Denn neben einem brutal verübten Mord plagt sich die Augsburger Kommissarin mit rivalisierenden Banden und Menschenhandel herum, während der zu allem entschlossene Detektiv bei der Schießerei in der Lagerhalle sogar verletzt worden ist. Zwar nur mit einem Splitter im Gesicht. Aber immerhin. Deshalb mutet auch der Einsatz eines verfressenen Mopses als Köder für einen Mörder etwas seltsam an und auch seine zum Einsatz kommenden Hinterlassenschaften entbehren jeglicher Professionalität. Doch wenn es der Klärung eines Mordfalles dienlich ist, nimmt der Leser sogar ein wenig Schabernack in Kauf.

Der Autor Franz Hafermeyer, ein Pseudonym, hinter dem ein echter bayerischer Kommissar steckt, versteht es seine Leser mit einem knallharten Fall und einer ordentlichen Portion Humor fesselnd zu unterhalten. Dabei kommen neben gut ausgearbeiteten Figuren auch lokale Besonderheiten nicht zu kurz und lassen eine Atmosphäre erleben, die wie geschaffen für ein aufregendes Leseerlebnis ist. Die Handlung selbst wird abwechselnd in zwei unterschiedlichen Strängen erzählt, die, wie sich jeder denken kann, am Ende zusammenführen. Doch bis es so weit ist und gleich eine ganze Serie von Morden aufgeklärt werden kann, verfolgt der Leser zunächst, wie der Privatdetektiv verschiedene Spuren verfolgt, wobei ein kleiner Mops ziemlich hilfreich ist, während die Kommissarin im Rotlichtmilieu agiert, um den Drahtziehern eines Menschenhändlerrings beizukommen. Eine nervenaufreibende Angelegenheit, die nichts für zartbesaitete Gemüter ist und ungeahnt dramatisch und turbulent verläuft.

Fazit:
Ein spannender und knallharter Schwabenkrimi, der trotz Humor und Lokalkolorit mehr als nur ein regionales Schmankerl ist.