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Veröffentlicht am 08.03.2025

Eine geniale Mischung aus Thriller und Gesellschaftsroman

Der Gott des Waldes
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Es ist Sommer in den Adirondacks Mountains, wo sich im Jahr 1975 wieder etliche Jugendliche im Sommercamp treffen. Barbara ist zum ersten Mal hier und ausgerechnet sie, die reiche Tochter der Familie ...

Es ist Sommer in den Adirondacks Mountains, wo sich im Jahr 1975 wieder etliche Jugendliche im Sommercamp treffen. Barbara ist zum ersten Mal hier und ausgerechnet sie, die reiche Tochter der Familie Van Laar, der sowohl das Camp als auch das Umland gehören, liegt morgens nicht in ihrem Bett. Und als könnte das nicht schon dramatisch genug sein, ist auch noch ihr Bruder Bear in denselben Wäldern vor vielen Jahren spurlos verschwunden.
Die Suche nach Barbara hält alle in Atem und reißt zudem alte Wunden auf. Nicht nur die Polizei stellt sich die Frage, ob das Verschwinden der beiden Geschwister zusammenhängen könnte.

Liz Moores literarischer Thriller überzeugt von der ersten bis zur letzten Seite und wird mir noch lange in Erinnerung bleiben.
Wenn ich entscheiden müsste, was mir an diesem Roman am besten gefallen hat, müsste ich wirklich passen. Das Setting mit Lagerfeuerflair, die ausgefeilten Charaktere, der Spannungsaufbau, die Dramatik - hier passt einfach alles, sodass „Der Gott des Waldes“ es eindeutig auf meine Lesehighlight-Liste geschafft hat.

Die Kapitel sind teilweise sehr kurz und ständig wechseln sowohl die Perspektiven als auch die Zeiten. Das klingt zunächst ziemlich kompliziert, ist es aber in keinster Weise. Der Roman ist so toll konstruiert, dass keinerlei Verwirrung entsteht, sondern sich die Spannung einfach immer noch weiter aufbaut.
Knapp 600 Seiten geballte Spannung und Dramatik ohne Blutvergießen - das schaffen wirklich nicht viele Thriller.
Starke Frauenfiguren stehen u.a. mit Barbara, T.J. und Judyta im Vordergrund; jede ist auf ihre Weise verletzlich, aber taff. Mit allen fühlt man sich im Laufe der Geschichte verbunden.
Die Autorin legt falsche Fährten, streut Misstrauen und sorgt so dafür, dass das Rätsel nicht zu früh aufgedeckt werden kann.

Fazit
Eine grandiose Mischung aus Thriller und Gesellschaftsroman - anspruchsvoll und fesselnd bis zur letzten Seite.
Absolute Leseempfehlung für alle Liebhaber von Spannungsliteratur, die ohne Brutalität und Blutvergießen auskommt.

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Veröffentlicht am 22.02.2025

Familiengeschichte mit 80er Jahre Flair

Bis die Sonne scheint
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Daniel Hormann heißt der Protagonist in Christian Schünemanns Roman „Bis die Sonne scheint“. Dieser erzählt aus der Ich Perspektive vom Sommer 1983, von seiner Vorfreude auf die Konfirmation, seiner Freundin ...

Daniel Hormann heißt der Protagonist in Christian Schünemanns Roman „Bis die Sonne scheint“. Dieser erzählt aus der Ich Perspektive vom Sommer 1983, von seiner Vorfreude auf die Konfirmation, seiner Freundin Zoe und dem gerade abgereisten Austauschschüler aus Frankreich, der für ihn zum guten Freund geworden ist. Dass die Eltern in großen finanziellen Schwierigkeiten stecken und damit nicht nur das blaue Samtsakko, dass er sich für die Konfirmation wünscht, in Gefahr ist, bemerkt er zunächst nicht. Denn nichts gelingt den Eltern besser, als Probleme zu ignorieren und nach außen hin den Schein zu wahren.

Leider konnte mich Christian Schünemanns Roman nicht richtig erreichen.
Ja, die Familiengeschichte ist schön zu lesen und, dadurch dass es einen Schnelldurchlauf durch das Leben von Daniels Eltern und Großeltern gibt, auch abwechslungsreich. Doch richtig packen konnte mich die Handlung einfach nicht.
Die Kapitel, die von Daniels Familienleben und seiner Gefühlswelt in den achtziger Jahren erzählen, haben mir gut gefallen. Sehr detailliert beschreibt der Autor das Leben der Hormanns inklusive Kleidung, Einrichtung, Ferrnsehprogramm und fängt so das Flair dieses Jahrzehnts wunderbar ein.
Die Lebensläufe der Eltern und Großeltern kommen dagegen irgendwie anonym daher.
Die wichtigsten Stationen ihres Lebens wirken wie aneinandergereiht, wirklich nah kam ich den Charakteren dadurch nicht.
Eigentlich dachte ich, dass Daniels Familiensituation in den achtziger Jahren im Vordergrund steht, die finanzielle Not und der Umgang der Eltern damit. Doch diese Thematik ging mir durch die ständigen Rückblicke zu sehr unter. Natürlich hat die Vergangenheit der Eltern auch Auswirkungen auf das Denken und Handeln der Kinder, was der Autor hier, denke ich, zeigen wollte. Doch um das auszudrücken, hätte es vielleicht noch einiger Seiten mehr bedurft.

Fazit
Insgesamt ist „Bis die Sonne scheint“ eine gut zu lesende Familiengeschichte mit dem Flair der achtziger Jahre.

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Veröffentlicht am 19.02.2025

Kurzweilige Lektüre

In einem Zug
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Daniel Glattauers neuer Roman ist ein Kammerspiel mit zwei Protagonisten in einem Zug von Wien nach München. Hier begegnen sich Eduard Brünhofer und Catrin Meyr und wie es so ist, wenn man sich schräg ...

Daniel Glattauers neuer Roman ist ein Kammerspiel mit zwei Protagonisten in einem Zug von Wien nach München. Hier begegnen sich Eduard Brünhofer und Catrin Meyr und wie es so ist, wenn man sich schräg gegenübersitzt und nicht durch Kopfhörer auf den Ohren signalisiert, dass man seine Ruhe haben möchte, entwickelt sich ein Gespräch zwischen den beiden.

Eduard ist Liebesromanautor und auf dem Weg zu einem unangenehmenen Gespräch mit seinem Verlag, da sein neues Werk eigentlich längst fertig sein müsste.

Catrin Meyr, Physiotherapeutin und Psychotherapeutin, ist eine schrecklich anstrengende, nervige Person, deren Fragen Eduard oft zu intim sind, trotzdem beantwortet er sie, zum Teil sogar sehr schlagfertig.



Es passiert zwar nicht wirklich viel, der Fokus liegt ganz auf diesem Gespräch, und trotzdem kommt keinerlei Langeweile auf. Da mir dialoglastige Romane gefallen, wenn sie gut konstruiert sind, hat mich diese Zugfahrt gut unterhalten.



Einige Dialoge haben auch durchaus Witz und Tiefe, andere plätschern eher etwas belanglos dahin. Immer wieder fragt man sich, wohin das Ganze wohl führen wird bzw. welche Aussage dahinter steckt.



Das Ende überrascht dann zwar, fällt aber ganz anders aus, als ich erwartet hatte.



Fazit

Kurzweilige Lektüre, die gut unterhält, mit weniger Tiefe als erwartet.

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Veröffentlicht am 19.02.2025

Bildschöner Überblick über Wellnessoasen in Europa

KUNTH Wellness mit Flair
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Dieser Bildband gibt einen sehr umfangreichen Überblick über Orte in Europa, die teilweise schon vor sehr langer Zeit der Erholung und Gesunderhaltung dienten - lange bevor das Wort „Wellness“ unseren ...

Dieser Bildband gibt einen sehr umfangreichen Überblick über Orte in Europa, die teilweise schon vor sehr langer Zeit der Erholung und Gesunderhaltung dienten - lange bevor das Wort „Wellness“ unseren Sprachgebrauch eroberte.



Architektonische Bäder - Highlights finden sich an vielen Orten in Europa. Sei es das wunderschöne Marienbad oder die Thermalbäder in Montecatini, überall lassen sich beeindruckende Bauten bestaunen.

Mondäne Seebäder in England oder bei uns in Deutschland erinnern an die Anfänge der „Wellnesskultur“ als hauptsächlich Reiche und Adlige dort Erholung suchten.

Sehr übersichtlich zeigt dieser Bildband die schönsten Plätze in Europa, die der Entspannung und Erholung dienen.

Fantastische Bilder sorgen schon beim Durchblättern für ein wohliges Gefühl.

Hotelempfehlungen gibt es keine, dieser Bildband dient ausschließlich dazu, einen ersten Eindruck zu bekommen bzw. Anregungen zu geben.



Fazit

Hier kommt man wirklich auf den Geschmack, es sich in stilvoller Atmosphäre mal wieder so richtig gut gehen zu lassen.

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Veröffentlicht am 18.02.2025

Historischer Kriminalroman, der atmosphärisch überzeugt

Nacht der Ruinen
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Im März 1945 kehrt Joe Salmon als Soldat der Amerikaner in seine Heimatstadt Köln zurück, die er mit seiner Familie aufgrund ihres jüdischen Glaubens vor Jahren verlassen hatte.

Hier soll er nun den Lynchmord ...

Im März 1945 kehrt Joe Salmon als Soldat der Amerikaner in seine Heimatstadt Köln zurück, die er mit seiner Familie aufgrund ihres jüdischen Glaubens vor Jahren verlassen hatte.

Hier soll er nun den Lynchmord an einem gefallenen amerikanischen Piloten aufklären.

Joes Auftrag führt ihn kreuz und quer durch die völlig zerstörte Stadt, wo kaum noch ein Stein auf dem anderen steht. Bitterste Armut und schlechte Versorgung bestimmen den Alltag der meisten übrig gebliebenen Einwohner. Diese erschütternde Atmosphäre hat Cay Rademacher exzellent eingefangen.

Fast wie in einem Film begleitet man Joe, seinen Fahrer und den britischen Journalisten George Orwell durch staubige Straßen, die eigentlich keine mehr sind, vorbei an Ruinen und Trümmerfeldern.

Orwell ist nur eine der historischen Persönlichkeiten, die der Autor auf sehr glaubwürdige Weise in die Handlung mit einbaut. Auch Konrad Adenauer und die Schriftstellerin Irmgard Keun finden immer wieder Erwähnung.

Die Auflösung des Kriminalfalls zieht sich durch den gesamten Roman und macht doch nur einen Teil des Geschehens aus. Denn Joe nutzt seinen Auftrag, um eigene Ermittlungen anzustellen. Als er Köln damals verließ, musste er zwei sehr gute Freunde dort zurücklassen; Jakub, der ebenfalls Jude ist und Hilda, in die er immer schon heimlich verliebt war. Um etwas über das Schicksal der beiden zu erfahren und gleichzeitig seinen Fall zu lösen, begibt sich Joe teilweise auf gefährliches Terrain und deckt die dunkelsten Seiten des Naziregimes auf.



„Die Nacht der Ruinen“ ist ein sehr gut recherchierter und beeindruckend atmosphärischer Roman, der nicht nur gut unterhält, sondern auch zum vertieften Nachlesen animiert.

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