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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 21.03.2024

Interessanter Fall für ein außergewöhnliches Ermittlerduo

Köln 9mm
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Als bei einem Geldtransporterüberfall ein Polizist erschossen wird, steht das Kriminalkommissariat Köln Kopf. Die Kugel, die zum Tod des Polizisten geführt hat, stammt nicht aus der Waffe der Räuber. Alles ...

Als bei einem Geldtransporterüberfall ein Polizist erschossen wird, steht das Kriminalkommissariat Köln Kopf. Die Kugel, die zum Tod des Polizisten geführt hat, stammt nicht aus der Waffe der Räuber. Alles deutet auf Waffenbeschaffung über das Darknet hin, eine schwierige Aufgabe für die Kommissare des KK 11.



Judith Mertin und und Markus Kaiser sind nicht die Ermittler, wie man sie gewöhnlich in Krimis vorfindet. Normalerweise ist es doch so, dass die Kollegen gut miteinander befreundet sind, sich gegenseitig unterstützen, es herrscht pure Harmonie. Oder einer von beiden ist der Griesgram und es gibt ein bisschen Geplänkel, aber im Grunde mögen sich beide.

Nicht so in „Köln 9mm“. Es herrscht pure Antipathie und keiner der beiden ist anfangs wirklich sympathisch. Mertin hat mich sogar oft wahnsinnig gemacht mit ihrer aggressiven, beleidigten Art. Aber genau das fand ich so reizvoll an diesem Krimi. Ein unkonventionelles Ermittlerteam steht vor einer großen beruflichen, aber auch persönlichen Herausforderung.

Der Fall ist äußerst rätselhaft und lässt den Leser in bedrohliche und erschreckende Welten eintauchen. Was sehr interessant und spannend begann, verliert sich später ein wenig in, für meinen Geschmack, etwas zu klischeehaften Ereignissen, was dem Lesevergnügen aber nur kurz Abbruch tut.

Insgesamt ein guter Krimi mit einem Team, von dem ich gern mehr lesen würde.

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Veröffentlicht am 15.03.2024

Ungewöhnlich aufgebauter Roman, der zum Ende hin richtig glänzt

Der Twyford-Code
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Alles begann mit einem Buch von Edith Twyford. Steven Smith fand es als Kind in einem Bus und da er nicht lesen konnte, zeigte er es seiner Lehrerin Miss Trout. Diese meinte, eine Art Geheimcode darin ...

Alles begann mit einem Buch von Edith Twyford. Steven Smith fand es als Kind in einem Bus und da er nicht lesen konnte, zeigte er es seiner Lehrerin Miss Trout. Diese meinte, eine Art Geheimcode darin entdeckt zu haben und kurz darauf verschwand sie spurlos. Viele Jahre später, Steven ist mittlerweile auf die schiefe Bahn geraten und gerade aus der Haft entlassen, will er das Geheimnis um den Code und das Verschwinden seiner Lehrerin lüften.

Da ihm das Schreiben immer noch schwerfällt, spricht er die Geschichte und alles, was damit zu tun hat in sein Handy. Diese Audioaufnahmen sind dann auch die Grundlage für den Aufbau des Romans.



Anfangs brauchte ich einige Zeit, um mich auf das Format einzustellen, fand es aber ziemlich originell. In der Mitte des Romans springt die Handlung dann allerdings schon sehr hin und her und verbunden mit dem ungewöhnlichen Format der Audiodateien, ist Konzentration gefragt, um inhaltlich nicht auf der Strecke zu bleiben.

Das Ende entschädigt dann aber komplett für die vorherigen Anstrengungen. Hier finde ich es wichtig, nicht zuviel zu verraten, aber ich kann nur sagen: es lohnt sich dranzubleiben.

Zwischendurch war ich überzeugt, bei der Bewertung nicht über drei Sterne hinauszukommen; am Ende hätte ich am liebsten fünf vergeben, sodass es sich insgesamt bei vier Sternen einpendelt.

„Der Twyford Code“ ist eins der ungewöhnlichsten Bücher, die ich bis jetzt gelesen habe; vom Stil her mal etwas ganz Neues und so konstruiert, dass selbst eingefleischte Rätsel-und Krimifans wie ich staunend zurückbleiben.

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Veröffentlicht am 24.02.2024

Gesellschaftskritisch und anspruchsvoll zu lesen

Lil
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Markus Gassers Roman „Lil“ spielt in New York um das Jahr 1880 herum, wo Lillian Cutting sich nach dem Tod ihres Mannes als brillante Unternehmerin entpuppt. Das gefällt natürlich nicht allen, besonders ...

Markus Gassers Roman „Lil“ spielt in New York um das Jahr 1880 herum, wo Lillian Cutting sich nach dem Tod ihres Mannes als brillante Unternehmerin entpuppt. Das gefällt natürlich nicht allen, besonders ihr wenig talentierter Sohn Robert möchte seine Mutter aus dem Weg schaffen. Mithilfe eines von völlig verqueren Überzeugungen geleiteten Psychiaters gelingt es, Lil in einer geschlossenen Anstalt unterzubringen; der Weg für Robert ist frei. Doch dank der Unterstützung einiger Freunde gelingt es Lil, sich wieder aufzurichten und Rache zu nehmen an allen, die sie am Boden sehen wollten.

Es fiel mir zugegebenermaßen nicht leicht, in den Roman hineinzufinden. Anfangs war ich noch etwas verwirrt, konnte die Charaktere schlecht einordnen und musste mich mit dem Zwiegespräch Sarahs mit ihrem Hund Miss Brontë erst einmal arrangieren.

Doch schon bald war ich begeistert von den sprachlichen Finessen dieses Buches. Markus Gasser trifft einen Ton, der zum Teil auf humorvolle, teils auf ernste Weise perfekt die Gesellschaftskritik unterstreicht, die großen Raum in seinem Roman einnimmt.

Ich hatte eigentlich eine literarische „Der Graf von Monte Christo“ - Variante erwartet. Natürlich geht es auch um Lils Rache an ihren Peinigern, und doch sind es Themen wie die Rolle der Frau zu dieser Zeit, Machtgier und Geltungssucht, die große Teile des Geschehens bestimmen.

Erschreckend sind die Szenen, in denen die Frauenfiguren demütigenden Äußerungen oder Handlungen ausgesetzt sind oder offener Rassismus die Tischgespräche der feinen Gesellschaft bestimmt.

Sprachlich bekommt „Lil“ von mir fünf Sterne, inhaltlich vergebe ich gerne vier. Hier hätte ich mir Lil als Hauptfigur noch greifbarer gewünscht, auch um ihre Rache noch mehr auskosten zu können; die „Bösen“ waren für mich deutlich präsenter.

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Veröffentlicht am 21.02.2024

Gut konstruierter Islandkrimi

Blutrot
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Im zweiten Teil der Island Krimireihe aus der Feder von Lilja Sigurdardottir geht es zunächst um einen Entführungsfall. Als der erfolgreiche isländische Unternehmer Flosi nach Hause kommt, empfängt ihn ...

Im zweiten Teil der Island Krimireihe aus der Feder von Lilja Sigurdardottir geht es zunächst um einen Entführungsfall. Als der erfolgreiche isländische Unternehmer Flosi nach Hause kommt, empfängt ihn eine Lösegeldforderung - seine Frau ist verschwunden. Statt der Polizei wird Arora zu Rate gezogen, die sich eigentlich mit dem Aufspüren versteckter Vermögenswerte beschäftigt. Nun soll sie Geld aus Flosis Auslandsvermögen nach Island schaffen, um seine Frau Gudrun aus den Fängen der Entführer zu befreien. Gemeinsam mit dem Polizisten Daniel versucht sie, den Fall zu lösen, ohne die Ermittlungen offiziell werden zu lassen.

Zusätzlich beschäftigt Arora aber weiterhin die Suche nach ihrer verschwundenen Schwester und zählt auch dabei auf Daniels Hilfe, der wohl schon im ersten Band an der Suche beteiligt war.



Obwohl ich den ersten Band der Reihe nicht gelesen habe, hatte ich keine Schwierigkeiten, mich zurechtzufinden. Der Fall ist in sich abgeschlossen und die Hintergründe zu den einzelnen Protagonisten werden immer wieder eingestreut, sodass man zu diesen eine gute Verbindung aufbauen kann.

Die Kapitel sind kurz, der Schreibstil krimigerecht angenehm und unverschnörkelt.

Der Entführungsfall ist gut konstruiert und wartet mit einigen Wendungen auf, sodass Rätselfans auf ihre Kosten kommen.

Da das Verschwinden von Aroras Schwester immer wieder angeschnitten wird, bin ich sehr neugierig auf diesen Fall geworden und werde „Höllenkalt“ auf jeden Fall noch lesen,bevor es mit dem dritten Band weitergeht.

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Veröffentlicht am 21.02.2024

Ein Debütroman, der es in sich hat

Krummes Holz
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Es ist ein außergewöhnlich heißer Sommer, als Jirka nach fünf Jahren zum ersten Mal wieder den Gutshof seiner Familie betritt. Die Bitte seiner Schwester Malene, zurückzukommen und sie gegen den Vater ...

Es ist ein außergewöhnlich heißer Sommer, als Jirka nach fünf Jahren zum ersten Mal wieder den Gutshof seiner Familie betritt. Die Bitte seiner Schwester Malene, zurückzukommen und sie gegen den Vater zu unterstützen, hatte er lange Zeit einfach ignoriert.
Jetzt schlägt ihm ihre unversöhnliche Ablehnung entgegen. Der Hof ist heruntergekommen, sein Vater nicht da und die Großmutter, die in seiner Kindheit die Zügel in der Hand hielt, ist dement.

Julja Linhof versteht es ausgezeichnet , eine besondere Atmosphäre zu schaffen. Sie hat mich mittenhinein gezogen in diese schwüle Einöde des Gutshofes und teilhaben lassen an Jirkas zwiespältigen Gefühlen seine Kindheit und Jugend betreffend.
Die Stimmung ist durchgehend beklemmend, auch wenn ab und zu ein Hauch von Zärtlichkeit und Hoffnung angedeutet wird.
Immer wieder gleiten Jirkas Gedanken ab in die Vergangenheit und das teilweise sehr unvermittelt, sodass man schon relativ konzentriert lesen muss, auch um die schönen sprachlichen Feinheiten nicht zu verpassen.

Fazit:
Ein sehr gut gelungener Debütroman, der mich vor allem sprachlich überzeugt hat.

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