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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 28.07.2021

Gelungene Mischung aus Fiktion und Biographie

Julius oder die Schönheit des Spiels
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Angelehnt an das Leben des deutschen Tennisstars der 1930er Jahre Gottfried von Cramm entführt uns Tom Saller in eine schillernde Welt und Zeit.
Geschickt verknüpft er dabei Rückblenden, fiktive ...

Angelehnt an das Leben des deutschen Tennisstars der 1930er Jahre Gottfried von Cramm entführt uns Tom Saller in eine schillernde Welt und Zeit.
Geschickt verknüpft er dabei Rückblenden, fiktive Tagebucheinträge aus dem Gefängnis und eine spätere Suche nach der Wahrheit durch einen amerikanischen Tennisspieler.
Schon früh wird deutlich, dass der Roman nicht streng an der geschichtlichen Wahrheit interessiert ist - der deutsche Wimbledonsieger im Jahr 1984 (!) ist ein schwarzhaariger junger Mann mit griechischem Vater.
Doch die Darstellung des liberalen, adeligen Elternhauses und der goldenen 20er Jahre in Berlin sind sehr authentisch und fesselnd.
Saller betont in einem am Ende des Buches abgedruckten Interview, das er bewusst eine gewisse Distanz zu von Cramm gelassen hat, da die spannenden Fragen rund um die Anklage der Nationalsozialisten in den Jahren 1938/39 nicht mehr endgültig geklärt werden können.
Diese Fragen nehmen im Buch jedoch großen Raum ein:
Hat der Deutsche im noch heute als vielleicht bestes Tennisspiel aller Zeiten betitelten Einzel des Daviscupfinales 1937 bewusst verloren, um zu verhindern, dass die Nationalsozialisten einen Sieg politisch ausnutzen?
Liegen der Anklage, dass von Cramm homosexuelle Kontakte hatte, doch wahre Begebenheiten zu Grunde?
Insgesamt ein sehr gut recherchierter Roman für alle historisch Interessierten - nicht nur für Tennis-Begeisterte.



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Veröffentlicht am 24.07.2021

Deutsche Geschichte verdichtet an einem Tag

Dreieinhalb Stunden
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In diesem Buch verdichtet sich die deutsche Teilung in wenigen Stunden.
Aus der Sicht verschiedener Passagiere eines Interzonen-Zuges, der am 13. August 1961 von München nach Berlin fährt, wird ...

In diesem Buch verdichtet sich die deutsche Teilung in wenigen Stunden.
Aus der Sicht verschiedener Passagiere eines Interzonen-Zuges, der am 13. August 1961 von München nach Berlin fährt, wird geschildert, welche Spätfolgen die beiden Weltkriege für das persönliche Schicksal von Menschen hatte.
Als sich im Zug die Nachricht des Mauerbaus und der Grenzschließung verbreitet, sehen sich die Menschen plötzlich vor die Wahl gestellt, für immer in ihre Heimat DDR zurückzukehren oder den Zug vor dem Grenzübertritt zu verlassen und ein ganz neues Leben im anderen Teil Deutschlands zu beginnen.
Einzelne kurze Kapitel erzählen von dieser Zugfahrt aus ganz verschiedenen Perspektiven. Durch die Angabe der Uhrzeit wird eine große Dichte erzeugt, da immer wieder deutlich gemacht wird, wie wenig Zeit noch bleibt, bis der Zug die Grenze endgültig überfahren wird.
Eindringlich wird dargestellt, wie schwer es fällt, gemeinsam mit dem Partner oder den Freunden zu entscheiden, ob man weiterfährt oder aussteigt. Weitere Spannung erzeugt die Untersuchung eines westdeutschen Polizisten, der drei Mordfälle aufklären muss.
Weiteren Perspektiven entstehen durch den Vater einer Mitreisenden, der den Polizeieinsatz in Berlin koordinieren muss und eine junge Lokführerin, die den Zug über die Grenze fahren soll und ausgerechnet an diesem Tag für eine Dokumentation gefilmt wird.
Sehr empfehlenswerte zeitgeschichtliche Darstellung dieses deutschen Schicksalstags vor 60 Jahren, die ohne Vorurteile und Moralisierung beide deutsche Perspektiven zur Geltung bringt.

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Veröffentlicht am 24.07.2021

Norddeutscher Käpt´n in der Karibik

Rum oder Ehre
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Martin Störtebäcker, ein brummiger Flensburger, fliegt nach Jamaika, um seinen Bruder Christian zu suchen, der dort vor 20 Jahren verschwunden ist. Damit folgt er dem letzten Wunsch seines besten Kumpels ...

Martin Störtebäcker, ein brummiger Flensburger, fliegt nach Jamaika, um seinen Bruder Christian zu suchen, der dort vor 20 Jahren verschwunden ist. Damit folgt er dem letzten Wunsch seines besten Kumpels Lasse.

Schnell zeigt sich, dass seine Nachforschungen bei verschiedenen Rum-Produzenten, bei denen Christian kurz gearbeitet haben soll, für Unruhe sorgen. Mehrere Menschen werden ermordet und der seltsame Deutsche gilt schnell als verdächtig.

Mit schrägem Humor und vielen unerwarteten Wendungen führt uns Carsten Henn durch die Nachforschungen. Nebenbei wird noch viel Wissenswertes über die Herstellung und die Geschichte des Rums vermittelt. Wer auf den Geschmack gekommen ist, findet am Ende des Buches noch eine Reihe von Rezepten für Cocktails mit Rum.

Der Krimi ist spannend bis zur letzten Seite, war mir aber an einigen Stellen zu unrealistisch und überzogen.

3 von 5 Sternen für einen kurzweiligen Cosy Crime, der geschickt norddeutsche Wortknappheit gegen karibische Lebensfreude ausspielt.

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Veröffentlicht am 05.07.2021

Liebe in der Midlife-Krise

Der Brand
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Nachdem der Traumurlaub in den Bergen wegen eines Brandes kurzfristig abgesagt wurde, übernehmen Rahel und Peter die Pflege eines alten Bauernhofes in Ostdeutschland, da Victor einen Schlaganfall hatte ...

Nachdem der Traumurlaub in den Bergen wegen eines Brandes kurzfristig abgesagt wurde, übernehmen Rahel und Peter die Pflege eines alten Bauernhofes in Ostdeutschland, da Victor einen Schlaganfall hatte und seine Frau Ruth mit ihm in die Reha fahren möchte.
An diesem abgelegenen Ort, allein mit ein paar Katzen, Hühnern und einem flugunfähigen Storch sind sie auf sich und ihre Beziehung zurückgeworfen. Seit 30 Jahren sind die beiden ein Paar, haben zwei erwachsene Kinder und auch schon Enkel. Was ist geblieben von ihrer Liebe.
Sehr nah und intensiv beschreibt Daniela Krien diese drei Wochen am Rande der Zivilisation. Dabei gelingt es ihr, weitere aktuelle Themen einzubinden - die Einschränkungen durch Corona, die immer noch existierenden Unterschiede in der Lebensweise von Ost- und Westdeutschen und die Veränderungen im Umgang miteinander und mit sich selbst.

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Veröffentlicht am 24.05.2021

Überzogener Roadtrip

Reise mit zwei Unbekannten
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Ein Mitfahrportal bringt einen depressiven jungen Mann (unerfüllte Liebe) mit einer fast hundertjährigen Frau mit Sterbewunsch (Alzheimer) zusammen. Schon zu Beginn müssen einige Missverständnisse aufgrund ...

Ein Mitfahrportal bringt einen depressiven jungen Mann (unerfüllte Liebe) mit einer fast hundertjährigen Frau mit Sterbewunsch (Alzheimer) zusammen. Schon zu Beginn müssen einige Missverständnisse aufgrund der benutzten Namenskürzel und des jeweiligen Aussehens aus dem Weg geräumt werden. Trotzdem machen sie sich in dem alten Twingo auf die Reise. Trotz der eigenen Situation haben beide das Wohlergehen des Mitfahrers im Blick und möchten sich gegenseitig Alternativen aufzeigen.

Im weiteren Verlauf geraten sie von einer skurilen Situation in die nächste, aus denen sie aber immer gestärkt hervorgehen.

In lockerem Schreibstil und recht humorvoll schildert die Autorin diesen Roadtrip. Ich fand die Story aber häufig etwas überzogen und den ernsten Themen nicht angemessen. Ganz neu ist die Romanidee auch nicht - vom Stil erinnert das Buch an "Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg..." oder auch "Oma lässt grüßen...". Daher eine eingeschränkte Leseempfehlung für Liebhaber von etwas schrägen Geschichten mit Senioren, die wissen, was sie wollen.

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