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Veröffentlicht am 28.11.2025

Puderzucker oder Schneesturm?

Falling Like Snow
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Heute nehme ich euch mit in die Welt von Erin Doom und ihrem New-Adult-Roman Falling like Snow. Ehrlich gesagt, bin ich mit meinen 46 Jahren vielleicht nicht mehr die primäre Zielgruppe für Highschool-Dramen, ...

Heute nehme ich euch mit in die Welt von Erin Doom und ihrem New-Adult-Roman Falling like Snow. Ehrlich gesagt, bin ich mit meinen 46 Jahren vielleicht nicht mehr die primäre Zielgruppe für Highschool-Dramen, aber hey, ein gutes Buch hat kein Alter!
​Die Atmosphäre:
​Der Einstieg hat mich sofort abgeholt. Die Autorin hat ein Händchen dafür, Stimmungen zu kreieren, die man fast riechen kann. Der Kontrast zwischen Ivys verlorener Heimat Kanada – der Stille der zugefrorenen Seen – und dem neuen, rauschenden Leben an der kalifornischen Küste ist atmosphärisch grandios. Ivys Trauer um den Verlust ihrer Familie ist greifbar, und dieser melancholisch-warme Spannungsbogen zwischen Kälte und Sonne ist definitiv die größte Stärke des Buches.
​Die Metapher der Schneeglöckchen als Symbol für Hoffnung und Neuanfang? Wunderschön und feinfühlig durch die gesamte Handlung gezogen. Ein echter Pluspunkt.
​Die Protagonisten:
​Ivy: Ich war ihr sofort verfallen! Sie ist ein stiller Wirbelsturm, stark in ihrer Zerbrechlichkeit. Sie trägt die ganze Geschichte, und ihre Authentizität macht die vorhersehbaren Elemente wett.
​Mason: Ah, dieser „Bookboyfriend“... Hier musste die 46-jährige Pragmatikerin in mir tief durchatmen. Seine ständige Abweisung und sein miserables Verhalten Ivy gegenüber waren anstrengend und nur schwer nachzuvollziehen. Die Slow-Burn-Romance war hier fast schon eine No-Burn-Romance, weil sich mein Leserinnenherz schon früh verschlossen hatte, bevor die beiden überhaupt mal vernünftig miteinander reden konnten. Schade, da wurde viel Potenzial verschenkt.
​Das Drama:
​Und hier kommen wir zum Punkt, der mich als reifere Leserin ein bisschen gestört hat. Die Story beginnt mit Crime-Elementen und emotionalem Tiefgang, verliert sich aber gegen Ende in einer Überfülle an Ereignissen. Es fühlte sich an, als hätte man alle Register gezogen und sämtliche Nebenhandlungen in die letzten Kapitel gepresst.
​Ganz ehrlich, manchmal hatte ich das Gefühl, ich wäre in einer besonders düsteren, überdramatischen Folge von Élite gelandet – reich, viele Geheimnisse, alles ein bisschen gewollt literarisch und übertrieben. Auch das ganze kryptografische Nebenthema? Für mich hätte das die Liebesgeschichte nur unnötig verkompliziert. Die sanfte Geschichte zwischen Ivy und Mason trägt sich auch ohne diesen "Zusatz-Ballast".
​Mein Fazit:
​Falling like Snow hat eine wunderschöne Seele, starke emotionale Ansätze und einen wirklich poetischen Schreibstil, der Gänsehautmomente schafft. Man nimmt aus der Geschichte etwas mit; sie ist keineswegs nur einfache Unterhaltung.
​Die Autorin hat Talent, aber für mich hat sich die Geschichte manchmal in ihrem eigenen Melodrama verheddert. Ich bin vielleicht einfach ein kleines bisschen zu alt für diese Art von Highschool-Drama. Aber für die Zielgruppe, die feinfühlige Coming-of-Age-Geschichten und zarte Neuanfänge liebt, die sich leise ins Herz schleichen, ist dieses Buch eine klare Empfehlung!
​Die Frage am Ende: Waren es Schneeglöckchen der Hoffnung? Absolut. Gab es auch einen Sturm aus übertriebener Dramatik? Leider ja.

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Veröffentlicht am 19.11.2025

Atmosphärischer Cozy Crime mit tollem Schreibstil und Charme

The Morrisey Mysteries 1. Ein Mord in 3B
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​"Ein Mord in 3B" war für mich von Anfang an ein rundum gelungener Wohlfühlkrimi, der mich sofort in seinen Bann gezogen hat. Die Lektüre vermittelte mir auf den ersten Seiten sofort diese "Only Murders ...

​"Ein Mord in 3B" war für mich von Anfang an ein rundum gelungener Wohlfühlkrimi, der mich sofort in seinen Bann gezogen hat. Die Lektüre vermittelte mir auf den ersten Seiten sofort diese "Only Murders in the Building"-Vibes, was mir unheimlich gut gefallen hat.
​Der Schreibstil ist für mich das große Plus: er ist locker, leicht und flüssig, was mir das Hineinkommen in die Geschichte sehr einfach gemacht und das Buch zu einem echten Pageturner werden ließ. Ich mochte die Art, wie die Autorin Humor, geheimnisvolle Spannung und Herz in einer angenehm leichten Erzählweise vermischt hat. Die Beschreibung des Morrisey-Gebäudes und seiner wunderbar gezeichneten, skurrilen Bewohner sorgten sofort für einen tollen Wohlfühlton, der perfekt mit dem Krimiplot harmoniert.
​Was mir besonders positiv aufgefallen ist, ist die liebevolle Aufmachung des Taschenbuches. Ich finde die Gestaltung des Umschlags, die mir eine Ansicht des Gebäudes bietet, sowie die Auflistung der Charaktere am Ende sehr gelungen und hilfreich, um mich im Haus zurechtzufinden.
​Die Protagonistin Meg ist mir sofort sympathisch gewesen. Die Dynamik zwischen ihr, ihrem Kindheitsfreund Laurie und ihrer Geistfreundin Ripley (die das paranormale Element unaufdringlich und charmant einbringt) hat mir sehr gefallen und für viele warme, emotionale Momente gesorgt.
​Insgesamt ist es für mich ein Krimi, der nicht nur durch seinen Fall, sondern vor allem durch seinen warmherzigen Ton, den Witz und die liebenswerten Charaktere überzeugt. Er war perfekt, um mich einzukuscheln, abzuschalten und mitzufiebern, und hat in mir eine riesige Lust auf den nächsten Band geweckt.

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Veröffentlicht am 17.11.2025

Historisches Lesehighlight

Lübecks Töchter. Der Traum von Bildung und Freiheit
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Anna Husen hat mich mit "Lübecks Töchter - Ein Traum von Bildung und Freiheit" wieder einmal restlos begeistert und tief in eine andere Zeit entführt. Dieser historische Roman hat einfach alles, was ich ...

Anna Husen hat mich mit "Lübecks Töchter - Ein Traum von Bildung und Freiheit" wieder einmal restlos begeistert und tief in eine andere Zeit entführt. Dieser historische Roman hat einfach alles, was ich so liebe: starke Frauenfiguren, eine packende, historisch fundierte Handlung und ein Setting zum Träumen.
​Plot und Setting: Der Kampf um Lübeck
​Wir tauchen ein ins späte 19. Jahrhundert, genauer gesagt ins Lübeck der 1870er Jahre. Und mal ehrlich: Was für eine perfekte Kulisse für eine Geschichte über Aufbruch und Emanzipation! Im Mittelpunkt stehen die Schwestern Amélie und Clara. Amélie, eine leidenschaftliche Lehrerin, kehrt 1874 mit einem großen, mutigen Traum in ihre Heimat zurück: Sie will zusammen mit ihrer bodenständigen, aber ebenso engagierten Schwester Clara ein Seminar zur Ausbildung von Lehrerinnen gründen. Denn es ist eine Sache, Töchter zu unterrichten, aber eine ganz andere, ihnen die Tür zur Selbstbestimmung durch einen eigenen Beruf zu öffnen.
​Dieser Plan ist der Anker der gesamten Geschichte – und genau deshalb knistert es auf jeder Seite vor Konflikt. Denn natürlich stößt dieser Wunsch nach Frauenbildung auf massiven Widerstand. Ferdinand Rubens von der Oberschulbehörde verkörpert das Patriarchat, das mit allen Mitteln versucht, diesen Traum zu vereiteln. Dieser Kampf um die Gründung des späteren Roquetteschen privaten Lehrerinnenseminars ist historisch so toll recherchiert und so lebendig mit Fiktion verwoben, dass ich nicht nur mitgefiebert, sondern auch ganz viel dazugelernt habe.
​Charaktere und große Gefühle
​Die Schwestern Amélie und Clara sind für mich das Herzstück des Buches und einfach großartig. Sie sind authentisch und stark in ihrem gemeinsamen Kampf, wobei Amélie die feurige, treibende Kraft und Clara der ruhige, besonnene Gegenpol ist. Ich finde es so überzeugend, wie die Autorin beleuchtet, welche persönlichen Opfer dieser Traum von Bildung und Freiheit mit sich bringt.
​Besonders emotional wird es bei der Frage nach Amélies persönlichem Glück. Der historische Roman spart natürlich auch die Liebe nicht aus. Amélie muss sich entscheiden: Liebe oder Berufung? Anna Husen hat diesen inneren Konflikt so zart und einfühlsam beschrieben, dass ich wirklich mit Amélie gelitten und mir so sehr gewünscht habe, dass sie die richtige Entscheidung für sich trifft. Es geht um Mut, es geht um Selbstbestimmung, und es geht darum, für seine Träume zu kämpfen – gerade in einer beherrschten Männerwelt.
​Mein Fazit: Ein Lese-Muss für alle Histori-Fans!
​Anna Husen beweist einmal mehr, dass sie eine fantastische Geschichtenerzählerin ist. Ihr Schreibstil ist so herrlich flüssig, emotional und detailverliebt, dass die Seiten nur so dahinfliegen. Ich hatte die Bilder des späten 19. Jahrhunderts – von den beschriebenen Kleidern und Miedern bis hin zur wunderschönen Kulisse der Hansestadt – direkt vor Augen.
​Genau so lese ich historische Romane am liebsten: perfekt recherchierte Fakten, eingebettet in eine fesselnde, gefühlvolle Erzählung, die mich als Leserin komplett in ihren Bann zieht. "Lübecks Töchter" ist ein Plädoyer für Bildung, Mut und die Kraft von Frauen, und für mich definitiv ein absolutes Highlight.
​⭐️ 5/5 Sterne und eine klare Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 15.11.2025

Wahnsinnsthriller mit Gänsehautgarrantie

... und war tot.
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Fesselt, schmerzt, überrascht: Ein Thriller, den man nicht aus der Hand legen kann!
​Ich sag's euch, dieses Buch aus der Hand zu legen? Das ist schlicht unmöglich, wenn man einmal angefangen hat. Arne ...

Fesselt, schmerzt, überrascht: Ein Thriller, den man nicht aus der Hand legen kann!
​Ich sag's euch, dieses Buch aus der Hand zu legen? Das ist schlicht unmöglich, wenn man einmal angefangen hat. Arne M. Boehler war neu für mich, aber ich kann jetzt schon sagen: Er hat eine neue Stammleserin. Sein Schreibstil ist nicht nur grandios, sondern auch überaus raffiniert – er zieht einen sofort in die Geschichte hinein, ohne unnötige Umschweife.
​Was Boehler hier liefert, ist weit mehr als ein einfacher Spannungsroman. Es ist ein Psychogramm der Extraklasse. Er führt uns tief in eine düstere, abgründige Welt, die beklemmend nah an unserer gesellschaftlichen Realität liegt. Seine Thriller sind keine leichte Kost, sondern eine schonungslose Analyse menschlicher Abgründe, gespickt mit Machtstrukturen, Ängsten und Moral, die verletzt wird. Die psychologische Dichte ist beeindruckend. Man liest nicht nur, man denkt aktiv mit, zweifelt, wird aufs Glatteis geführt und versucht, die Muster zu erkennen, die sich ständig neu ordnen. Obwohl die Atmosphäre oft beklemmend ist und für Gänsehaut sorgt, gibt es immer wieder diese klugen, pointierten Sätze, die zum Schmunzeln anregen – das ist hohe Kunst.
​Dieser Band (der sich perfekt unabhängig lesen lässt) stellt Kommissarin Svenja vor eine enorme persönliche Herausforderung: Sie wird selbst verdächtigt und kaltgestellt. Die Hände sind ihr gebunden, aber das Chaos beginnt erst richtig, als die 15-jährige Iska in ihr Leben platzt. Dieses Mädchen ist alles andere als naiv, sie ist "mit allen Wassern gewaschen", liefert aber gleichzeitig eine Tiefe und Authentizität, die man in Jugendfiguren selten findet.
​Gerade Iska ist für mich das Glanzstück des Buches. Traumatisiert, aber mit einem unglaublichen Überlebenswillen ausgestattet. Sie blickt mit einer schonungslosen Klarheit auf die Welt und das System – und verkörpert dabei eine Hoffnung, die nicht kitschig, sondern hart erkämpft wirkt.
​Das wirklich Erschütternde ist nämlich nicht nur die Jagd auf den Täter, der Svenja immer einen Schritt voraus ist, sondern die subtile Kritik am System, das Machtverhältnisse und Missstände duldet und wegsieht. Man wird hier als Leser intellektuell gefordert und am Ende mit einer Überraschung belohnt, die bis zur letzten Seite fesselt und beinahe in einer Katastrophe endet.
​Kurz gesagt: Ein kluger, vielschichtiger und absolut süchtig machender Thriller. Ich kann dieses Buch wirklich sehr empfehlen – es bietet viel mehr als nur Spannung. Fünf Sterne, und ich freue mich riesig auf den nächsten Fall.

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Veröffentlicht am 03.11.2025

Ein Thriller mit gesellschaftlicher Tiefe

Seventeen Years Later
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Als Leser eines Thrillers möchte ich wissen, ob der Fall nur ein Vorwand für Spannung ist oder ob der Inhalt mehr zu bieten hat. Bei J. P. Pomares „Seventeen Years Later“ habe ich genau das gefunden. Das ...

Als Leser eines Thrillers möchte ich wissen, ob der Fall nur ein Vorwand für Spannung ist oder ob der Inhalt mehr zu bieten hat. Bei J. P. Pomares „Seventeen Years Later“ habe ich genau das gefunden. Das Buch befasst sich nicht nur mit einem altbewährten, aber stets fesselnden Thema – dem Cold Case –, sondern nutzt es als Vehikel für eine innovative gesellschaftliche Auseinandersetzung.
​Die gewaltsame Ermordung der wohlhabenden Familie Primrose und die Verurteilung des jungen Kochs Bill Kareama vor siebzehn Jahren bildet die klassische Prämisse. Doch die Geschichte geht darüber hinaus:
Der Autor thematisiert eine komplexe Meta-Ebene, die weit über den Mord hinausgeht: unterschwelliger Rassismus, koloniale Erblast und Klassengesellschaft. Die Darstellung der Familie Primrose als „Hort alter Hierarchien“ und Bills Position als gut bezahlter, aber zutiefst entwürdigter Dienstbote verleiht dem Thriller eine dunkle, sozialkritische Tiefe, die ihn von vielen Genre-Kollegen abhebt. Es ist eine kritische Analyse des Justizsystems und der sozialen Ungleichheit in Neuseeland.

​Durch die dreifache Perspektive und die Tatsache, dass Bills Rückblick nur über TKs gesicherte Aufzeichnungen an uns gelangt, wird eine permanente Verunsicherung erzeugt. Das Leseerlebnis ist ein einziges Rätseln und Umdenken, was der Spannung bis zur letzten Seite dient.
Die Struktur zwingt den Leser, nicht nur nach dem Wer zu fragen, sondern vor allem nach dem Warum und der juristischen bzw. moralischen Schuld.

​Die Charaktere sind facettenreich gezeichnet und wirken durch ihre Ambivalenz authentisch:
Sloane ist eine starke, clevere Hauptfigur. Ihre professionelle Haltung, ihre akribische Recherche und ihre Empathie machen sie glaubwürdig.
Bill ist weit komplexer als der verurteilte Mörder. Er ist beherrscht und ruhig, aber seine Handlungen deuten auf eine tiefere, möglicherweise ethisch motivierte Agenda hin.
Die Nebenfiguren (Fleur, Elle, Dean, Bills Onkel) sind meisterhaft als Falsche Fährten eingesetzt und tragen zur ständigen Spekulation bei. Das Buch spielt bewusst mit dem Misstrauen gegenüber diesen Figuren.

​Die Lektüre hat sich in jeder Hinsicht gelohnt. Die Abfolge genialer und atemberaubender Plot-Twists ist beeindruckend. Ich wurde meisterhaft in die Irre geleitet und meine Überzeugung vom Täter wechselte praktisch in jedem Kapitel. Die endgültige Auflösung ist phänomenal und völlig unerwartet, mit der tatsächlich schuldigen Person habe ich zu keinem Zeitpunkt gerechnet.

​Absolute Leseempfehlung!
Für wen? Lesende, die anspruchsvolle, psychologisch tiefgründige Thriller mögen, die mit der Erzählperspektive spielen und die Spannung bis zum letzten Satz halten.
Warum? Weil „Seventeen Years Later“ mehr ist als nur eine Mördersuche. Es ist ein fesselndes, wendungsreiches Buch, das eine kluge Kritik an Gesellschaft, Rassismus und Justiz übt. J. P. Pomare beweist hier sein meisterhaftes Können, eine packende Geschichte mit tiefem, relevantem Hintergrund zu verweben

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