Profilbild von Leiraya

Leiraya

Lesejury Star
offline

Leiraya ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Leiraya über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 13.10.2021

Das sollte jeder über Alkoholkonsum wissen

Ohne Alkohol: Die beste Entscheidung meines Lebens
0

Nathalie Stüben - ein Name, den ich zuvor noch nie gehört hatte. Sie strahlt glücklich vom Cover, was mich neugierig gemacht und die seltsam verdeckende Schrift des Titels hat lesen lassen.

Alkohol: ein ...

Nathalie Stüben - ein Name, den ich zuvor noch nie gehört hatte. Sie strahlt glücklich vom Cover, was mich neugierig gemacht und die seltsam verdeckende Schrift des Titels hat lesen lassen.

Alkohol: ein Stoff, der uns immer wieder und überall in unserem Alltag begegnet. Nathalie Stüben begründet dies auch mit unserer Kultur. Das leuchtet mir vollkommen ein. Und doch bin ich sehr froh, dass ich selbst durch Schwangerschaften und Stillen schon seit mehreren Jahren keinen Alkohol mehr angerührt habe. Nachdem ich Stübens Buch gelesen habe, möchte ich erst recht abstinent bleiben! Denn die Gefahren durch den Konsum von Alkohol sind immens! Da hat mir Nathalie Stübens Geschichte, wie es ihr mit und ohne Alkohol ergangen ist, auch nachhaltig zu denken gegeben! Es ist eine tolle und mutige Sache, wie sie damit an die Öffentlichkeit gegangen ist und sowohl mit ihrem Buch als auch ihrem Podcast viele Menschen erreichen kann!

Gleichzeitig stimmt es mich auch sehr traurig, wie mit Alkoholismus in unserer Gesellschaft umgegangen wird: es ist fast “normaler“, Alkohol zu trinken als abstinent zu sein. Und es wird einem fast nur dann geholfen, wenn man schon richtig tief im Alkoholismus drinhängt. Davor ist es sehr schwierig, Hilfe zu bekommen.

Für mich als Lehrerin ist das Buch ein wirklich gelungener Einblick in ein zu unrecht unterschätztes Thema. Ich werde von nun an mit Sicherheit versuchen, genauer über die Gefahren von Alkohol aufzuklären und bin deshalb sehr dankbar, dass ich dieses Buch lesen konnte!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 06.10.2021

Fulminnant! Sprachgewaltig! Überraschend! Literatur der Extraklasse

Die Überlebenden
0

Seit meiner Studienzeit habe ich viel gelesen. Aber schon lange ist mir kein Werk mehr wie dieses begegnet! Mit nur wenigen Worten gelingt es Alex Schumann ein Bild vor dem inneren Auge entstehen zu lassen, ...

Seit meiner Studienzeit habe ich viel gelesen. Aber schon lange ist mir kein Werk mehr wie dieses begegnet! Mit nur wenigen Worten gelingt es Alex Schumann ein Bild vor dem inneren Auge entstehen zu lassen, das einen regelrecht in das Geschehen der Geschichte hineinzieht.

Man ist sofort “drin“ im Leben einer schwedischen Familie, das abwechselnd im Jetzt und zu früheren Zeiten erzählt wird. Auch sprachlich wird dies geschickt verdeutlicht, u.a. durch verschiedene Tempi. Alex Schumann weiß gut, mit Worten umzugehen und schafft damit eine ganz eigene Welt, durch Metaphern und Bildern untermalt, die nachhallen.

Zwar sind die Umstände, unter der die drei Söhne groß werden, sehr schwierig und bedrückend, man möchte aber trotzdem unbedingt mehr wissen und kann das Buch kaum aus der Hand legen. Und es bleibt bis zum Schluss fesselnd!

Obwohl es sich um eine Übersetzung handelt, ist das Buch wirklich von herausragender Qualität. Einziger Wermutstropfen sind ein paar wenige Schreibfehler, die aber sehr wohl zu verschmerzen sind!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 06.10.2021

Eine Liebesgeschichte auf Jersey

Die Übersetzerin
0

Liebe begegnet uns überall - im realen Leben, aber auch in der Fiktion. Tragisch wird es immer dann, wenn diese Liebe eigentlich gar nicht sein soll. Ein Motiv, für das in vielen Büchern gern als Schauplatz ...

Liebe begegnet uns überall - im realen Leben, aber auch in der Fiktion. Tragisch wird es immer dann, wenn diese Liebe eigentlich gar nicht sein soll. Ein Motiv, für das in vielen Büchern gern als Schauplatz der zweite Weltkrieg gewählt wird. So auch hier: die jüdische Österreicherin Hedy verliebt sich auf der Kanalinsel Jersey in den deutschen Oberstleutnant Kurt. Hedy ist hin- und hergerissen zwischen ihren Gefühlen und der Vernunft, dass eine solche Verbindung nicht sein darf. Sie wird meiner Meinung nach authentisch: nicht immer nur nett, sondern auch etwas eigensinnig, mit Ecken und Kanten. Das macht sie als Charakter interessant. Ebenso verhält es sich mit Kurt. Er ist nicht überzeugt vom Krieg, wie sicher viele Männer zu der Zeit, die den Krieg erleben mussten.

Besonders für mich und somit auch ein Grund das Buch zu lesen war aber, dass die Geschichte auf Jersey spielt, der größten englischen Kanalinsel zwischen England und Frankreich. Einige schöne Orte der Insel werden schön beschrieben, dass man es sich gut vorstellen kann, wie es ist, auf der Insel zu leben. Jedoch hätte dies noch viel ausführlicher passieren können! Das hat mich ehrlich gesagt etwas enttäuscht.
Ebenso verhält es sich mit den Auswirkungen des Krieges auf die Insel. Man erfährt leider kaum etwas, zur politischen Auseinandersetzung zwischen London und der Besatzung. Der Handlungszusammenhang wird zeitlich eingeordnet, indem z.B. der Russlandfeldzug erwähnt wird. Und am Rande sind manche Themen wie der große Hunger der armen Bevölkerung angerissen, wie und was z.B. Hedy isst oder dass verschiedene Dinge wie bspw eine Zeitung plötzlich sehr kostbar sind, weil man so viel damit machen kann. Leider war mir dies alles etwas zu wenig ausgeprägt.

Und so kann ich sagen, dass das Buch eine schöne Liebesgeschichte erzählt. Allerdings könnte diese, obwohl sie auf wahren Begebenheiten beruht, fast überall zu Zeiten des zweiten Weltkriegs stattfinden. Die Chance, Jersey als besonderen Schauplatz zu nutzen, wurde leider nicht ausreichend genutzt.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 23.09.2021

Ursprüngliche Erziehungsmethoden neu gedacht

Kindern mehr zutrauen
0

Die Chemikerin und Wissenschaftsjournalistin Michaeleen Doucleff wollte, wie sonst auch in ihrem Leben, wissenschaftlich ans Thema Kindererziehung herangehen. Als sie jedoch am Morgen nicht einmal mehr ...

Die Chemikerin und Wissenschaftsjournalistin Michaeleen Doucleff wollte, wie sonst auch in ihrem Leben, wissenschaftlich ans Thema Kindererziehung herangehen. Als sie jedoch am Morgen nicht einmal mehr aufstehen wollte - aus Angst vor dem Tag mit ihrer Tochter - wusste sie, dass sich etwas ändern müsste und die einschlägigen Erziehungstipps für sie einfach nicht wirkten. Doch erst als sie auf einer ihrer Forschungsreisen zufällig auf Yucatan beobachtet, dass es auch spielend leicht zu gehen scheint, ein Kind großzuziehen, begann sie zu recherchieren. Dabei entdeckte sie, dass vieles von dem, was wir in der westlichen Erziehungskultur als richtig und wichtig erachten, oft keine wissenschaftlich verlässliche Grundlage hat und auch oft eigentlich nicht funktioniert.
Was liegt also näher, als Menschen um Rat zu fragen, die nicht den Unmengen an Ratschlägen der westlichen “weird“ (dt. komischen) Kultur ausgesetzt sind? Doucleff reist daher mit ihrer Tochter u.a. zu den Maya, Inuit und den Hadza in Afrika, um altes Menschheitswissen neu zu beobachten und zu erlernen. Dabei behandelt sie u.a. Themen wie Hilfsbereitschaft, Spielzeug, Lob, Kontrolle, Machtkämpfe zwischen Eltern und Kindern, Schlafen, Schimpfen.

Da ich selbst zwei kleine Kinder habe und unsre Dreijährige in manchem recht stark Michaeleen Doucleffs Tochter ähnelt, hat mich das Buch gleich angesprochen. Ich war äußerst gespannt!
Vieles, was Doucleff beschreibt, macht unsere Kleine momentan auch! Doucleff argumentiert, unsre neumodisch denkende Gesellschaft will so vieles von unseren Kindern. Es soll alles “funktionieren“ und das am besten nach einem Schema! Aber das entspricht nicht wirklich unsrer Biologie! Daher findet sie es viel sinnvoller, darauf zu schauen, wie es ursprünglich war bzw was sonst passend sein könnte, dass Kinder in ihrem Aufwachsen gut begleitet werden, ohne dass wir Eltern völlig am Ende mit unseren Nerven und unserer Energie sind.
Doucleff zieht als eine ihrer Hauptaussagen aus ihren Beobachtungen und Erfahrungen bei den indigenen Völkern, dass wir im Westen zu “kindzentriert“ seien und dass stattdessen ein “erwachsenenzentrierter“ bzw “familienzentrierter“ Umgang erstrebenswerter sei. Sie relativiert, dass dies natürlich nicht im selben Umfang möglich sei, wie bei den zuvor angesprochenen indigenen Völker. Jedoch sollten auch die Eltern zufrieden sein, ihre Aufgaben schaffen können und nicht ständig Dinge tun (müssen), um das Kind zu bespaßen, obwohl sie selbst keine Lust darauf haben. Wie so oft ist hier sicherlich der Mittelweg sinnvoller, denke ich. Unsere Kultur erlaubt es uns nicht allumfänglich, so zu leben wie bspw. die Maya. Aber unsre eigenen Bedürfnisse bzw. die der Familie sind auch wichtig und dürfen nicht immer und überall dem Kind untergeordnet werden - außer wir wollen uns kleine Narzissten großziehen. Doucleffs TEAM-Konzept (Teamwork, Ermutigung, Autonomie, Minimales Eingreifen) finde ich daher sehr spannend.
Das Kind als Teil des TEAMS zu erziehen finde ich sehr schlüssig und denke, dass sich das auch in vielen Bereichen, z.B. in der Küche, gut umsetzen lässt. So sollten laut Doucleff, wie bei den Urvölkern, die Kinder z.B. beim Essenzubereiten mit einbezogen werden. Ganz neu ist diese Idee nun nicht, denn es gibt hierzulande schon noch Familien, in denen dies so gehandhabt wird. Jedoch geht dieses Verhalten in den USA aber auch bei uns immer mehr verloren, wie ich in beiden Ländern schon beobachten konnte. Daher finde ich es sehr gut, den Fokus wieder etwas mehr ins Zentrum zu rücken: Nicht eltern-, nicht kind- sondern familienzentriert.

Andererseits darf ein Kind meiner Meinung nach jedoch auch Wünsche haben und wenn ich meinem Kind eine große Freude damit mache, mit ihm z.B zu basteln, dann teile ich die Freude hin und wieder auch gerne, obwohl ich im ersten Moment vielleicht keine Lust dazu habe. Von den Übungen haben wir jetzt auch schon einige ausprobiert und es klappt bisher in mehreren Bereichen viel besser als vorher.

Was mir an Doucleffs Buch leider nicht ganz so gut gefiel, ist der typisch amerikanisch-reißerisch sich-selbst-lobende Stil der Autorin in der Einleitung. Von allem ein klein wenig zu viel “awesome“, mit dem Buch den heiligen Grahl in Händen zu halten. Die Autorin relativiert dies zwar an der ein oder anderen Stelle etwas, aber es ist mir persönlich trotzdem etwas zu viel des Eigenlobs.
Im Laufe des Buchs ist dies jedoch zum Glück nicht mehr im selben Ausmaß zu spüren. Grundsätzlich ist es ja sehr zu befürworten, dass Doucleff viel zitiert und ihre Quellenangaben diverse Seiten füllen, jedoch verkauft sie manches zunächst so, als ob sie es selbst herausgefunden hätte, um dann doch auch Experten zu zitieren. Das stört mich persönlich etwas, schmälert jedoch glücklicherweise nicht sonderlich den Inhalt.
Manche Konzepte und Ideen waren mir “weird“ Westlerin neu, die ich auch sehr überzeugend fand und gerne ausprobieren will. Was mir allerdings gefehlt hat sind mehr Tipps zum Umgang mit mehreren Kindern. Das wird leider nur am Rande thematisiert, aber da Doucleff nur eine Tochter hat, wäre es aus ihrer Erfahrung heraus natürlich nicht möglich, darauf aus ihrer Sicht näher einzugehen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 10.09.2021

Wird Luise ihr Glück finden?

Der große Aufbruch
0

Der letzte Band der Hansen-Saga wirft bei mir zunächst noch viele Fragen auf. Kurz zuvor habe ich den siebten Band als Hörbuch gehört und frage mich nun, wie es Ellin Carsta wohl gelingen wird, die vielen ...

Der letzte Band der Hansen-Saga wirft bei mir zunächst noch viele Fragen auf. Kurz zuvor habe ich den siebten Band als Hörbuch gehört und frage mich nun, wie es Ellin Carsta wohl gelingen wird, die vielen Erzählstränge zusammenzuführen und die Schicksale der Protagonisten zu einem würdigen Ende zu bringen.

Bereits das Cover verheißt, dass es wieder Reisen geben wird, und dass auch Luise sich - dem Titel entsprechend - aufmachen wird zu neuen Ufern.

Im siebten Band gab es einzelnen Erzählstränge, die mir fehlten (z.B. Elisabeth und Richard) oder mir etwas konstruiert vorkamen, wie etwa Hans angeblich plötzliche Veränderung. Für letzteres gab es m.E. kaum Anzeichen oder ich hatte sie überlesen.

Und so geht es mir auch in diesem Band manchmal etwas schnell oder ungewöhnlich zu, dass sich Figuren grundlegend verwandeln oder plötzlich wieder auftauchen. Manches wird auch glaubhaft erklärt, wie bspw. Elisabeths Veränderung. Und mir gefiel es gut, dass dadurch auch Ähnlichkeiten zwischen ihr und Luise nochmals Erwähnung fanden, die im ersten Moment nicht unbedingt positiv erscheinen. Denn ihre Stärke und ihr Durchsetzungsvermögen, sich in einer von Männern dominierten Welt durchzusetzen, hat Luise sicherlich auch ihrer Mutter zu verdanken.

Schön war auch in diesem Band, dass es mehrere unerwartete Überraschungen gab. Das unterscheidet die Reihe meiner Meinung nach von vielen anderen Büchern, die seicht vor sich dahinplätschern und mir persönlich nicht so gut gefallen. Manche Überraschungen wirkten leider etwas konstruiert, waren aber wohl nötig, um einen würdigen Schluss für alle Figuren zu finden.

Würde ich das Buch als einzelnen Roman lesen, wäre er mir wohl etwas zu unausgewogen und ich würde zum Teil nicht recht der Handlung oder der Entwicklung der Figuren folgen können. So aber war es ein schöner Schluss für eine tolle Buchreihe, die mir viel Hör- und Lesevergnügen bereitet hat und darüber hinaus auch noch etwas Geschichtswissen nähergebracht hat.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere