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Veröffentlicht am 02.09.2022

Ein Buch zum wiederfinden und Lernen

EVERY BODY
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Es gibt eine Menge Themen, über die in unserer Gesellschaft viel zu wenig geredet wird. Dazu gehört unteranderem Sex und viele Dinge, die damit zu tun haben. Das Buch „Every Body“ trägt dazu bei Schweigen ...

Es gibt eine Menge Themen, über die in unserer Gesellschaft viel zu wenig geredet wird. Dazu gehört unteranderem Sex und viele Dinge, die damit zu tun haben. Das Buch „Every Body“ trägt dazu bei Schweigen und Tabus zu brechen. Offen berichten Menschen über Sex, Masturbation, Selbstliebe, Scham, sexuell übertragbare Krankheiten, Traumata, Missbrauch und vieles mehr. Es sind positive und schöne Erfahrungen dabei und negative. Die Diversität der Erzählenden, sei es Herkunft, Geschlecht, Sexualität etc., spiegelt sich auch in den Geschichten wieder, die vor allem eines zeigen: du bist nicht alleine mit deinen Erfahrungen.

Es ist die Vielfalt, die es möglich macht, sich irgendwie in den Erzählungen wieder zu finden, aber auch über den eigenen Tellerrand hinauszuschauen und über andere Lebensperspektiven zu lernen. Grafisch ist das Buch wirklich ein hingucke, denn neben Storys, Essays, Interviews und den kurzen Erzählungen, lassen sich zahlreiche Grafiken und Comics von unterschiedlichen Künstlerinnen finden.

Jedoch hätte ich mir an der ein oder anderen Stelle ein redaktionelles eingreien der Herausgeberinnen und eine Einordnung bestimmter Aussagen gewünscht. Auf der Rückseite wird das Buch als „Aufklärungsbuch“ betitelt. Diese Selbstwahrnehmung kollidiert dann aber mit der Reproduktion und fehlenden Einordnung von Mythen, wie der Existenz eines Jungfernhäutchens. Auch der vorkommende Ableismus und andere Aussagen einzelner Erzähl
erinnen haben bei mir einen faden Beigeschmack hinterlassen, wo zb. Eine Person dafür plädiert hat, sich im Internet Gratispornos anzuschauen (es geht mir hier nicht um Pornos an sich, sondern das fehlende Bezahlen dafür).

Das Buch hat wirklich eine wunderschöne Aufmachung und die vielfältigen Eindrücke, Erfahrungen und Themen habe ich wirklich geliebt. Leider kann ich nicht in höchsten Tönen davon schwärmen, es aber euch dennoch ans Herz legen, wenn ihr euch mit Lust, Sexualität und vielen mehr beschäftigen wollt, um neues zu lernen oder euch wiederzufinden.

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Veröffentlicht am 27.04.2022

Empowernd und schön aufbereitet

Frauen schulden dir gar nichts
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Auf knapp 270 Seiten thematisiert Florence Given eine Vielzahl schon oft angesprochener feministischer Themen und versucht sich dabei einen intersektionalen Anstrich zu verleihen, was ihr nur teilweise ...

Auf knapp 270 Seiten thematisiert Florence Given eine Vielzahl schon oft angesprochener feministischer Themen und versucht sich dabei einen intersektionalen Anstrich zu verleihen, was ihr nur teilweise gelingt. Es geht um Consent, sexuelle Gewalt, den männlichen Blick, Selbstfürsorge und Selbstliebe, Dating, Misogynie und Privilegien. Dabei fließen immer wieder die eigenen Erfahrungen von ihr ein.
Die lesende Person wird durch die Autorin direkt angesprochen und das ganze Buch ist in einem sehr umgangssprachlichen Stil verfasst, sodass ein guter Lesefluss entsteht und ich nicht über mir unbekannte Fachausdrücke gestolpert bin.
Das Buch richtet sich wohl am ehesten an Frauen, diese werden immer wieder angesprochen, und weiblich gelesene Personen, da sich viele Erfahrungen überschneiden. Es wird durchgängig gegendert und den passenden Stellen sind Triggerwarnungen voran gestellt. Positiv hervorzuheben ist auch die Reflektion der Autorin über ihre eigenen Privilegien und die gestellten Fragen und Privilegien Checkliste, die dendie Lesenden zur Selbstreflektion anregen. Immer wieder werden unterschiedliche Diskriminierungsformen und deren Überschneidung thematisiert. Ich finde es super, dass immer mehr intersektionale Perspektiven einbezogen werden, doch für mich hatte es einen bitteren Beigeschmack, wenn Ableismus angesprochen wird, nur um diesen dann kurz darauf durch Begrifflichkeiten zu reproduzieren und es gegenüber der Autorin durch eine Autorin of Color Plagiatsvorwürfe gibt.
Ein Highlight waren für mich auf jeden Fall die Illustrationen, die aber dennoch immer wieder meinen Lesefluss unterbrochen haben.
Florence Given liefert in dem Buch nichts spektakulär neues, sondern bringt stattdessen altbekanntes gut auf den Punkt. Gerade für (jüngere) Menschen, die gerade erst anfangen sich mit Feminismus zu beschäftigen, ist das Buch sicherlich empowernd und eine Bereicherung und auch mir wurde das Ein oder Andere zurück ins Gedächtnis gerufen.

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Veröffentlicht am 17.04.2022

Ein Marvelroman der einfach Spaß macht zu lesen – Das erste Team

Marvel | Xaviers Institut: Das erste Team
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Eigentlich läuft in Victors Leben alles gut: er lernt mit seinen Reptilien Kräften umzugehen, hat im Institut Freundinnen gefunden und sich gut eingelebt. Doch die Anti-Mutanten- Extremisten, die sogenannten ...

Eigentlich läuft in Victors Leben alles gut: er lernt mit seinen Reptilien Kräften umzugehen, hat im Institut Freundinnen gefunden und sich gut eingelebt. Doch die Anti-Mutanten- Extremisten, die sogenannten Purifier, erhalten immer mehr Zulauf und als sie seine Eltern entführen, werden Victor und seine Freundinnen vor Entscheidungen gestellt, die über ihre Zukunft bei den X-Men entscheiden könnten.
Victor (Anole) ist ein sehr sympathischer Hauptprotagonist. Er ist mutig, besitzt einen starken Gerechtigkeitssinn und ist bereit große Risiken einzugehen, um die Menschen zu schützen, die ihm etwas bedeuten. Manchmal handelt er zwar impulsiv, doch sein guter Wille, ist hinter jeder Tat spürbar.
Bei Büchern, die in einem bereits existierenden Franchise spielen und bereits existierende Charaktere aufgreifen, hatte ich schon oft das Gefühl, dass viel Wissen vorausgesetzt wird, was hier jedoch nicht der Fall war. Es wird gut in das X-Men Universum eingeführt, sodass auch Personen, die nicht bis ins kleinste Detail mit den X-Men vertraut sind, alles verstehen. Das Buch war durchgehend spannend und unterhaltsam, die Action- und Kampfszenen konnte mich immer überzeugen und mitreißen und auch an Humor mangelt es in diesem Roman nicht. Des weiteren konnte mich neben der spannungsgeladenen Handlung rund um die den paramilitärischen, sektenartigen Kultur der Purifier, die Themenwahl überzeugen: Freundschaft, Familie, Gerechtigkeit, Zusammenhalt, aber auch (sexuelle) Selbstfindung und Identität werden thematisiert. Dass wir zum ersten Mal einen queeren Superhelden bekommen, war für mich dann noch die Kirsche auf dem Sahnehäubchen.
Es gab keine ultimativ, überraschende Wendung für mich, aber das hat das Buch aus meiner Sicht auch gar nicht gebraucht. Negativ aufgefallen sind mir dann jedoch die wiederholte Verwendungen, ableistischer Begriffe. Hier hoffe ich, dass die Übersetzer beim nächsten mal etwas mehr Sensibilität walten lassen.
Ihr mögt Marvel? Superhelden? Die X-Men? Spannende Actionszenen?
Dann werdet ihr bei dem Buch voll auf eure Kosten kommen.
„Das erste Team“ von Robbie MAcNiven ist ein unterhaltsamer und spannender Roman über die nächste Generation der X-Men, der mit actionreichen Szenen, Humor, queeren Charakteren und bedingungsloser Freund*innenschaft überzeugt.

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Veröffentlicht am 03.04.2022

Zwischen Sucht und Liebe

Roxy
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Cn: Drogen, Sucht

Isaac und Roxy. Ivy und Addison. Zwei Geschwister und zwei Drogen. Ein Schmerzmittel und ein Medikament, das in therapeutischen Dosen bei ADHS hilft. Bei beiden gehen bei einer Überdosierung ...

Cn: Drogen, Sucht

Isaac und Roxy. Ivy und Addison. Zwei Geschwister und zwei Drogen. Ein Schmerzmittel und ein Medikament, das in therapeutischen Dosen bei ADHS hilft. Bei beiden gehen bei einer Überdosierung erhebliche Suchtgefahren mit einher. Von beiden Paaren wird in „Roxy“ von Neal und Jarrod Shusterman erzählt. Es sind zwei Geschichten von Abwärtsspiralen, immer tiefer in die Abhängigkeit hinein, aus der es nicht für alle ein Entkommen gibt.

Das Alleinstellungsmerkmal dieses Buches ist wohl die Darstellung der Drogen, die sehr stark personifiziert werden, nicht nur eigene Perspektiven erhalten, wie Roxy und Addission und Intermezzos anderer Drogen, sondern auch direkt mit ihren Konsumentinnen kommunizieren. Sie agieren und haben Gefühle, wie Ivy und Isaac. Dadurch wirken die Drogen und Medikamente auf erschreckende Art und Weise nahbarer und nachvollziehbarer, die Leserinnen erleben die chemischen Stoffe, auf eine völlig neue Art und Weise, was sowohl Vorteile, als auch Nachteile mit sich bringt: die Selbstwahrnehmung der Drogen, die sich als Helferinnen verstehen, stehen in einem starken Kontrast zu ihrem Wirken. Der Sucht, die sie Auslösen, dem Tot, zu dem sie durch eine Überdosis führen können. Manch einer mag in die Falle getappt sein und das Ausmaß ihres Wirkens zu Beginn falsch und sie als harmlos eingeschätzt zu haben, was sich jedoch im Verlauf des Buches schnell als Fehlannahme herausstellt.

Trotz der modernen Namen sind die vorkommenden Medikamente und Drogen meist leicht zu identifizieren, wobei Stammbäume ganz zu Beginn ihre Zuordnung erleichtern. Dennoch bin ich nicht drum herum gekommen, die ein oder andere Droge zu googlen, um ihre Wirkungsweise herauszufinden, die sich mir nicht immer sofort aus dem Text heraus erschlossen hat.

Es ist dieses ambivalentes Bild im Buch, dass mich selber vor einer Herausforderung gestellt hat. Denn wie einfach ist es, Drogen pauschal zu verteufeln und ihre helfendes Wirken vollkommen auszublenden?

Das Buch selber besitzt nicht den Suchtfaktor, den ich mir von ihm versprochen habe, da die Handlung doch teilweise recht schleppend war. Dennoch gelingt es denn Autoren grandios, durch ihre Personifizierung, ein umfassendes Bild von Medikamenten und Drogen zu zeichnen, die nicht immer von „Grund auf böse“ sind, sondern als Medikament verwendet wurden/werden, wobei jedoch an keiner Stelle ihr Wirken verharmlost wird und aufgezeigt wird, wie leicht es gehen kann, in eine Abhängigkeit zu geraten.

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Veröffentlicht am 03.04.2022

Liebe, sexuelle Selbstbestimmung und female empowerment in Berlin

Starlight Full Of Chances
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Vicky und Vince gehört mein Herz. Wahrscheinlich sogar mehr als Sidney und Luke.



Ich muss zugeben, zu Beginn war ich Vince gegenüber etwas skeptisch und konnte sein Verhalten nicht wirklich gutheißen. ...

Vicky und Vince gehört mein Herz. Wahrscheinlich sogar mehr als Sidney und Luke.



Ich muss zugeben, zu Beginn war ich Vince gegenüber etwas skeptisch und konnte sein Verhalten nicht wirklich gutheißen. Doch im Verlauf des Buches wurden seine Gefühle und Beweggründe schlüssig herausgearbeitet. Vince ist lieb, hilfsbereit und ein guter Freund, rennt jedoch vor seinen Ängsten immer davon, anstatt sich der Vergangenheit zu stellen. Vicky ist tough, selbstbewusst, unabhängig und eine unglaublich starke Hauptprotagonistin, die lernen muss, Hilfe anzunehmen. Beide waren für mich zusammen einfach perfekt. Ich habe es sehr genossen, wie sich ihre Beziehung entwickelt hat, sie die Grenzen des Gegenübers stets gewahrt und Freiräume gelassen haben.



Die Autorin überzeugt nicht nur mit einer wunderschönen Liebesgeschichte sondern auch Themen, wie sexueller Selbstbestimmung, Sex positivity und Vielfalt.

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