Profilbild von Lesefan_3325

Lesefan_3325

aktives Lesejury-Mitglied
offline

Lesefan_3325 ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Lesefan_3325 über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 04.08.2025

Wieder eine perfekte Mischung aus Humor, Satire, Spannung und Unterhaltung

QualityLand 2.0 (QualityLand 2)
0

Die dystopisch-utopische Nahzukunftswelt, die Marc-Uwe Kling mit „QualityLand“ zeichnet, hat mir so gut gefallen, dass ich mich sehr gefreut habe, in „Qualityland 2.0“ in diese Welt zurückkehren und erneut ...

Die dystopisch-utopische Nahzukunftswelt, die Marc-Uwe Kling mit „QualityLand“ zeichnet, hat mir so gut gefallen, dass ich mich sehr gefreut habe, in „Qualityland 2.0“ in diese Welt zurückkehren und erneut ganz tief eintauchen zu können in absurde und skurrile Geschichten, die vor Witz nur so sprühen und doch auch ihr Quäntchen Wahrheit enthalten.
Wie es schon der Titel verrät, liegt der Fokus nun im zweiten Band mehr auf Kiki Unbekannt, die das Mysterium ihrer Vergangenheit lüften möchte, dabei jedoch auf einige Probleme stößt und dann auch noch von bisher ungeahnten Feinden verfolgt wird. Derweil kann Peter Arbeitsloser endlich als Maschinentherapeut arbeiten und schlägt sich tagtäglich mit den Problemen von unzufriedenen Haushaltsgeräten herum, die auf ironische Weise wirklich herrlich komisch sind. Mit von Partie sind natürlich wieder seinen schrägen Maschinen, die immer noch eine Zwecks-WG in seinem Keller bilden, immer wieder für witzige Momente sorgen und ihm hilfreich zur Seite stehen. Immer wieder wird Peter auch von seinem größenwahnsinnigen “neuen besten Freund“ Henryk Ingenieur entführt, den er in Sachen Nahbarkeit beraten soll, denn dieser möchte zum Präsidenten gewählt werden.
Außerdem geht es um Aischa Ärztin, die nach der Sprengung von John of Us dem Nachfolger im Präsidentenamt, Tony Parteichef, beratend zur Seite steht. Während sie diesen immer wieder von reichlich dämlichen Ideen abhalten, sich um dessen Reden kümmern und sich mit dieser verdammten Klimapolitik rumschlagen muss und dabei nur von hirnlosen Menschen umgeben zu sein scheint, rätselt sie außerdem, ob es noch Spuren von "John of Us" im Netz gibt und muss auf eigene Faust herausfinden, was zum Teufel eigentlich den dritten Weltkrieg ausgelöst hat (Spoiler: die Auflösung ist kaum zu glauben, so aberwitzig ist sie).
Zuletzt haben wir noch Martyn Vorstand, der kontinuierlich auf eine skurril-komische und dennoch erschreckende Art und Weise von ganz oben bis zum gesellschaftlichen Abschaum abstürzt.
Dieser zweite Band entwickelt stimmig Charaktere und Setting weiter, enthält mehr Handlung und spielt genauso gekonnt mit Klischees, Erzählperspektiven und Übertreibungen wie der Vorgänger. Er ist etwas actionreicher und immer wieder kommt es auch zu Kämpfen zwischen den Akteuren mit teils skurrilen Wendungen. Ich fand die Geschichte, die Verbindungen zwischen den Personen und den Spannungsaufbau unglaublich gelungen!

Es war wie auch schon der erste Band ein sehr humorvolles, erschreckend aktuelles obwohl eigentlich dystopisch-utopisches Werk voller kluger Einfälle, skurriler Figuren und verblüffender Plot-Twists, aber auch wichtiger Themen wie Digitalisierung und Klimawandel. Auch werden viele Denk- und Verhaltensweisen der Gesellschaft auf sehr humorvolle und doch kritische Weise beleuchtet und es lassen sich wieder viele Anspielungen entdecken, manche fast schon offensichtlich, bei anderen muss man sich schon ein bisschen anstrengen, um sie zu verstehen. Gerade das macht QualityLand aber aus und auch so spannend und unterhaltsam. Gekonnt hält uns Marc-Uwe Kling erneut den Spiegel vor, regt uns zum Lachen, aber auch zum Nachdenken an. Gesellschaftskritik vom Feinsten und doch gleichzeitig auch Denkanstoß.
Die Auflösung der Geschichte rund um Kiki konnte mich allerdings nicht so ganz überzeugen und insgesamt war es deshalb für mich etwas schwächer als Band 1. Dennoch hat es sehr viel Spaß gemacht, nach QualityLand zurückzukehren und alte sowie neue Freunde wiederzutreffen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 04.08.2025

Gelungene und sehr unterhaltsame Gesellschaftssatire

QualityLand
0

„Qualityland“ war das erste Buch, das ich von Marc-Uwe Kling gelesen habe, und was soll ich sagen, ich bin begeistert.
Es ist eine Gesellschaftssatire, die in der nicht allzu fernen Zukunft spielt, auf ...

„Qualityland“ war das erste Buch, das ich von Marc-Uwe Kling gelesen habe, und was soll ich sagen, ich bin begeistert.
Es ist eine Gesellschaftssatire, die in der nicht allzu fernen Zukunft spielt, auf dystopisch-utopische Weise bereits heute existierende Problematiken weiterspinnt und dabei verblüffend real und wie eine Zukunft, die so wirklich passieren könnte, wirkt. Bei der Lektüre fühlte ich mich aber nicht negativ mit den Problemen der Gesellschaft konfrontiert oder dem Untergang geweiht, sondern auf satirische Weise gut unterhalten, denn der Schreibstil ist nicht nur flüssig und sprachlich wohl voll auf die zwölf, sondern auch frech und so unfassbar witzig, dass ich an vielen Stellen schmunzeln oder auch mal herzhaft lachen musste. Ich musste zwar auch oft den Kopf schütteln angesichts der erschreckend realistischen und gar nicht so dystopischen Zukunftsszenarien, aber ich fand es doch eher amüsant als erschreckend und so regte es mich auf humorvolle Weise zum Nachdenken an, wie es sich für eine gute Satire gehört. Die Anspielungen und gesellschaftskritischen Pointen (und davon gibt es wirklich viele), egal ob offensichtlich oder unterschwellig, sind wirklich gut gemacht und dieser beißende Sarkasmus immer wieder setzt dem noch die Krone auf, einfach genial. Das Buch bringt einen immer wieder zum Lachen und der Humor ist wirklich grandios, ich habe mich köstlich amüsiert.

Das Buch überzeugt aber nicht nur mit viel Humor und gekonnt in Satire verpackter Gesellschaftskritik, sondern auch mit großartigen und abwechslungsreichen Charakteren und verschiedenen Handlungssträngen, die am Ende schlüssig und stimmig zusammengeführt werden. Auf der einen Seite „Peter Arbeitsloser“, der als „Level-9-Maschinenverschrotter“ zeitweise zu den „Nutzlosen“ gehört. Dieser unscheinbare, einfache Mann, der eher am unteren Ende der Gesellschaft steht und ungewollten, menschelnden Maschinen heimlich eine neue Heimat gibt, will es nicht mehr hinnehmen, dass andere über sein Leben bestimmen und ist alles andere als ein Nutzloser! Sein Beruf erfüllt ihn nicht wirklich und ihn beschleicht immer mehr das Gefühl, dass das System möglicherweise doch nicht so perfekt ist, denn er erhält ein Produkt, das er nicht haben möchte, und beginnt, sich zur Wehr zu setzen. Was zunächst als kleines, persönliches Ziel beginnt, entwickelt sich mit medialer Hilfe schnell zu einer sich verselbstständigenden Welle, die ihn auf die Spur eines fehlerhaften Systems führt und mit tiefgründigen Fragen über Freiheit, Selbstbestimmung und die beängstigende Macht der Technologie konfrontiert.
Und auch seine ausrangierten Maschinen sind keinesfalls kaputt, sondern sehr sympathisch. Sie werden zu seinen besten Freunden und unterstützen ihn auf ihre Weise ganz fantastisch, auch wenn sie so ihre Eigenarten haben.
Auf der anderen Seite haben wir den Androiden und Präsidentschaftskandidaten „John of Us“, der versucht die Welt zu einem besseren Platz zu machen und dabei menschlicher und liebenswerter ist als die allermeisten Menschen, die man in diesem Buch antreffen wird. Und seine Wahlkampfberaterin Aischa Ärztin, die ihm treu zur Seite steht, weiß sich zu behaupten und traut sich, freiheraus ihre Meinung zu sagen, oft auch garniert mit dem einen oder anderen sarkastischen Kommentar oder Fluch. Absolut grandios!

Alles in allem ist diese Zukunftssatire ein wirklich gelungenes, visionäres und hochaktuelles Werk voller skurriler Figuren, aberwitziger Handlungen und verrückter Ideen, die jedoch nicht völlig abwegig sind. Manches kommt absurd daher, doch dabei auch erschreckend real und vielleicht doch gar nicht so weit weg, wie man denkt. Die Gesellschaftskritik ist so gut in Satire verpackt, dass es gleichermaßen zum Lachen wie zum Nachdenken anregt und uns als moderner Gesellschaft auf diese Weise gekonnt und schonungslos den Spiegel vorhält. Gerade durch diese Fünkchen Wahrheit ist es sehr lesenswert. Und ich habe selten etwas so Lustiges gelesen. Es macht einfach Spaß, das Buch zu lesen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 28.07.2025

Wie von Anna Savas gewohnt emotional, jedoch auch sehr anstrengend

Move On - New England School of Ballet
0

Mit „Move On“ haben wir nun den letzten Teil der wunderbaren Reihe rund um die New England School of Ballett und ich muss sagen, ich habe mich sehr darauf gefreut, ein letztes Mal an die Ballettschule ...

Mit „Move On“ haben wir nun den letzten Teil der wunderbaren Reihe rund um die New England School of Ballett und ich muss sagen, ich habe mich sehr darauf gefreut, ein letztes Mal an die Ballettschule zurückzukehren, alte Bekannte wiederzutreffen und in eine neue Geschichte einzutauchen.

Auf Skyes Geschichte habe ich mich sehr gefreut, denn sie war mir aufgrund ihrer einzigartigen Freundschaft mit Jase in Band 1 sowie ihrer Tanzvideos bereits aufgefallen und dort ehrlich gesagt etwas zu kurz gekommen, deshalb freue ich mich umso mehr, dass sie nun eine eigene Geschichte bekommen hat und ich noch so viel mehr über sie erfahren konnte. Sie ist ein sehr faszinierender und auch komplexer Charakter, eine gute Freundin, impulsiv und empathisch, neigt zum Perfektionismus, strahlt das pure Leben aus und ist gut in dem, was sie macht. Ihre Leidenschaft liegt nicht im Tanzen vor Publikum, sondern vor der Kamera. Dort fühlt sie sich wohler, denn sie kann Choreografien so oft tanzen, bis sie sie perfektioniert hat, und es muss nicht beim ersten Versuch gelingen. Das zeigt sich auch in den Videos, die sie von sich dreht und als Ventil nutzt, um sich auszudrücken. Daher erscheint ihr die Dokumentation, die an der Schule gedreht wird, wie die perfekte Chance, einen Durchbruch zu erzielen und an Bekanntheit zu gewinnen. Gerade dafür finde ich sie sehr inspirierend und eine starke Protagonistin. Mir gefällt es, wie sehr sie an diesem Traum dranbleibt und ihn nicht aus den Augen verliert. Auch wenn es schwierig wird, lässt sie sich nicht unterkriegen und weiß sich zu behaupten. Allerdings ist sie auch sprunghaft und scheint in manchen Momenten nicht so genau zu wissen, was sie will, und geht auch ständig auf Provokationen ein, obwohl sie es doch eigentlich besser weiß und sie genauso gut einfach ignorieren und weitergehen könnte. Diese Situationen fand ich etwas nervig und anstrengend, aber ohne würde der Trope ja nicht funktionieren. Ich kann zwar verstehen, dass es schwer ist, jemandem zu verzeihen, der sich nie entschuldigt hat, aber sie wollte eben auch lange Zeit nicht sehen, dass sie vielleicht auch nicht ganz unschuldig an der dramatischen Trennung war, die beiden sehr viel Herzschmerz zugefügt hat. Ebendieser Schmerz hält sie davon ab, sich einzugestehen, dass sie Gabriel nie hat vergessen können und noch immer Gefühle für ihn hat, denn sie hat Angst davor, erneut so verletzt zu werden. Im Laufe der Geschichte lernt sie dann jedoch zu verzeihen, eigene Fehler zu erkennen und erlangt den Mut, Gabriel die Wahrheit zu sagen.

Mit Gabriel bin ich leider nicht so richtig warmgeworden. Direkt zu Anfang fiel es mir schon schwer ihn zu mögen, denn die Geschichte startet mit der Trennung von Skye und Gabriel in der Vergangenheit und dieser Ausschnitt allein ließ mich Gabriel sehr unsympathisch finden, aber auch unbedingt mehr erfahren wollen. Als die Geschichte dann so richtig begann, fand ich ihn sehr nervig und anstrengend; er hat Skye ständig provoziert, er wollte alles wissen, obwohl ihn das nichts anging, und er war auch ziemlich arrogant. Mit der Zeit habe ich ihn dann aber besser verstehen gelernt. Tief in ihm liegt ein Schmerz vergraben, den er nicht so richtig überwinden konnte, denn durch einen unglücklichen Unfall musste er seinen Traum vom Ballett aufgeben und hat stattdessen ein Film-Studium in LA aufgenommen und das Tanzen durch Schwimmen ersetzt. Skye konnte er allerdings nie ersetzen und so trägt er noch immer ihre Haargummis als Armbänder. Als er dann für den Dreh der Dokumentation an die Schule zurückkehrt, ist sein Gedanken- und Gefühlschaos deutlich spürbar. Obwohl er sich oft unnötig provokant und wie ein Arschloch verhält, schlummert doch ein weicher Kern in ihm und im Grunde genommen ist er eigentlich ein lieber Kerl, hilfsbereit, aufmerksam und verlässlich, aber über die Jahre hat ihn der Schmerz hart werden lassen und so provoziert er Skye anfangs lieber, statt sich fernzuhalten. Auch er wirkte als Charakter sehr sprunghaft und schien nicht so recht zu wissen, was er wollte. Später hat er das dann erkannt. Es brauchte wohl einfach seine Zeit, bis auch er seine Fehler einsehen und zugeben konnte und erkannt hat, dass er es nochmal mit Skye versuchen möchte. Sie allerdings macht es ihm nicht leicht, ihr Vertrauen zurückzugewinnen.

Auch wenn das Wiedertreffen der beiden alte Gefühle weckt, haben beides doch einiges durchgemacht, das es ihnen erschwert, sich aufeinander einzulassen. Ihre gemeinsame Vergangenheit, die immer wieder in Rückblenden aufgearbeitet wird, war zunächst wunderschön und dann sehr schmerzhaft und hat bei beiden Wunden hinterlassen, mit denen sie zu kämpfen hatten. Und erst gemeinsam gelingt es ihnen, den Kampf zu gewinnen, den Schmerz hinter sich zu lassen und miteinander nochmal neu anzufangen.
Man hat von Anfang an gemerkt, wie sehr sich die beiden im Vergleich zu ihrer gemeinsamen Vergangenheit verändert haben, denn von ihrer früheren Liebe ist nur noch Hass übrig und doch kommen sie nicht voneinander los. Sie begegnen sich immer wieder und während ihrer Wortgefechte merken sie, dass da vielleicht immer noch etwas zwischen ihnen ist. Skye und Gabriel sind eine Wucht an geballten Emotionen, die aufeinanderprallen und die man durch den wunderbaren Schreibstil von Anna Savas, den ich jetzt schon so oft gelobt habe, hautnah miterlebt. Sie sind zwei gebrochene Herzen, zwei verlorene Seelen, die wieder aufeinandertreffen. Ihre Geschichte handelt von zerplatzten Träumen und zweiten Chancen, von Leid, Schmerz, Trauer, Hass und Liebe, zwischen denen der Grat ja bekanntlich schmal ist, aber auch von Glück und Vergebung, von Sehnsucht, Unsicherheiten und Hoffnung, von Wut, Verdrängung, in Erinnerungen schwelgen (nicht immer im positiven Sinne), Vertrautheit, Machtlosigkeit und so viel Leidenschaft, sich gleichzeitig wehzutun und zu heilen. Und dennoch oder vor allem aufgrund ihrer Vergangenheit, lebt ihre Geschichte von Missverständnissen, künstlichem Drama und fehlender Kommunikation in entscheidenden Momenten. Und gerade das macht ihre Geschichte manchmal sehr anstrengend, denn das ständige Aneinandergeraten zieht sich doch sehr in die Länge und es wird vermieden, Dinge einfach mal anzusprechen, was alles unnötig verkompliziert und die Story unnötig in die Länge zieht.
Letztlich merkt man einfach, dass Kommunikation der Schlüssel zu einer guten Beziehung ist, und das in jeder Hinsicht. Ihre gemeinsame Entwicklung fand ich dann auch sehr schön, das Reflektieren und Aufarbeiten ihrer Vergangenheit, den anderen verstehen zu lernen, sich wiederzufinden, gemeinsam zu wachsen und schließlich wieder zueinander zu finden.

Neben Skye und Gabriel tauchen während und durch die Dreharbeiten bereits bekannte Personen immer mal wieder auf und genau diese Nebencharaktere sind ebenso wichtig für die Geschichte. Das Wiedersehen mit ihnen hat mich sehr gefreut und auch, dass sie alle mit dem Epilog noch gebührend verabschiedet wurden. Ein gelungener Abschluss der Reihe.
Jase, Zoe, Mae, Easton, Rayne und die Band, Phoenix und Lia – sie sind wie eine Familie. Ihre Freundschaft, ihre Unterstützung und ihre eigenen Kämpfe machen die Welt der New England School of Ballet lebendig. Es ist, als würde man alte Freunde wiedersehen, wenn sie auf den Seiten auftauchen. Ganz besonders die Freundschaft von Mae, Jase, Zoe und Skye hat mir sehr gefallen. Die drei waren immer für Skye da und haben sie unterstützt. Und auch neue Charaktere runden das Bild ab. Skyes Eltern und Gabriels bester Freund zum Beispiel.

Mein Fazit: Ich habe mich wirklich auf die Geschichte gefreut, aber irgendwie hat sie mich nicht ganz gepackt, sondern zwischendrin sogar ziemlich genervt. Das lag vor allem an Gabriel und Skye, mit denen ich mich nicht so ganz anfreunden oder mitfühlen konnte und deren fehlende Kommunikation das Lesen manchmal sehr schwierig gemacht hat. Ihre Geschichte war, wie von Anna Savas gewohnt, sehr emotional, aber leider teilweise auch sehr anstrengend. Die Idee mit dem Filmprojekt fand ich interessant, denn es war mal was Anderes und brachte ein wenig Schwung rein. Aspekte wie diesen mochte ich, aber zusammenfassend war „Move On“ für mich leider doch eher ernüchternd. Da ist wohl bei mir nicht so richtig der Funken übergesprungen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 24.07.2025

Herzschmerz, aber auch heilsam und unglaublich intensiv

Shine Bright - New England School of Ballet
0

„Shine Bright“ ist nun der dritte Teil der Reihe und ich glaube, es ist mein bisher liebster Teil. Auf jeden Fall ist es ein wunderschönes Buch, das mich sehr tief berührt und auf einer emotionalen Ebene ...

„Shine Bright“ ist nun der dritte Teil der Reihe und ich glaube, es ist mein bisher liebster Teil. Auf jeden Fall ist es ein wunderschönes Buch, das mich sehr tief berührt und auf einer emotionalen Ebene voll abgeholt hat. Es war intensiv, nervenaufreibend und sehr spannend.

Hier bekommt nun Lia bzw. Ophelia, die schon aus den vorigen Bänden bekannt ist, ihre Geschichte und ich muss sagen, ich habe mich sehr darauf gefreut, denn mich hat Lia bereits im ersten Buch aufgrund ihrer familiären und eher unterkühlten Beziehung zu Jase sehr interessiert. Ich habe einfach so sehr gehofft, dass sie sich einander wieder annähern, denn Geschwister sollten doch zusammenhalten. In „Hold me“ mochte ich sie nicht besonders, vermutlich, weil sie hauptsächlich aus Jase‘ subjektiv beeinflusster Wahrnehmung als kalt und übertrieben perfektionistisch geschildert wurde. Sie wirkte irgendwie arrogant, weil sie im Gegensatz zu Jase tanzen durfte und von den Eltern finanziert wurde. In „Shine bright“ habe ich sie aber nochmal von einer ganz anderen Seite kennen und verstehen gelernt. Nach außen hin wirkt ihr Leben perfekt, doch das ist nur eine Fassade, denn sie hat es perfektioniert, ihre Gefühle und ihr wahres Ich, Ophelia, zu verstecken. Eigentlich ist sie sehr einsam, fühlt sich von niemandem gehört, gesehen oder verstanden, niemand aus ihrer Familie interessiert sich für sie oder kümmert sich um sie, obwohl sie sich doch einfach nur nach der Anerkennung ihrer Familie sehnt. Noch nicht einmal ihre Freundinnen sehen, wer sie wirklich ist und auch das Tanzen macht sie schon lange nicht mehr glücklich, sondern stresst sie hauptsächlich nur noch, weil sie immer versucht, perfekt zu sein, sodass sie sich im Tanzen nicht mehr fallen lassen und ausleben kann, sondern ihre Gefühle zurückhält, damit niemand merkt, dass alles nur Fassade ist. Perfektion ist für sie ein Ziel, nach dem sie streben kann, auch wenn ihre Welt zusammenbricht. Es hat mir wirklich unfassbar das Herz gebrochen, zu erfahren, warum Lia so ist, wie sie ist, und woher all der unterdrückte Schmerz kommt, den sie unter ihrer vorgespielten Perfektion vor der Welt zu verstecken versucht. Ich konnte ihre Sorgen, Ängste und Probleme so gut nachempfinden, sodass ich ihr Verhalten auch gleichzeitig besser nachvollziehen konnte. Irgendwie kann ich Lia verstehen und ich fühle mich manchmal genau wie sie. Niemand sieht sie, niemand sieht, wie es ihr geht, niemand fragt sie, wie es ihr geht, niemand hört ihr richtig zu oder ist für sie da. Alle denken, sie wäre perfekt und hätte ihr Leben im Griff und deshalb fragt niemand nach. Sie verstellt sich aber auch und lässt niemanden wirklich an sich ran.
Erst als Phoenix ihr mit dem Ausdruck beim Tanzen helfen soll, lernt sie mit seiner Hilfe langsam, ihre Gefühle zuzulassen und damit umzugehen. Ich habe es geliebt, dass Phoenix immer unter Lias Maske sehen konnte und an ihrer Seite war, als sie sich selbst neu kennengelernt hat. Er ist der erste, der sie wirklich sieht, ihr zuhört, bei dem sie sich fallen lassen und öffnen kann. Sie macht eine großartige Entwicklung durch und erkennt, worauf es wirklich ankommt. Es war wundervoll zu lesen, wie sie immer mehr zu der Person gefunden hat, die sie in tief in ihrem Inneren wirklich ist. Nicht Lia, die sie allen nur vorspielt, sondern Ophelia. Sie war so lange vom Perfektionismus beherrscht, dass sie sich selbst nicht mehr gesehen hat, sie hat sich nur über ihre Leistungen identifiziert und sich verbogen, um gemocht zu werden. Es war herzzerreißend, wie Phoenix ihr geholfen hat, zu sich selbst zu finden, sich zu öffnen, sich fallen zu lassen und ihre Gefühle zulassen und zeigen zu können. Eine so starke Charakterentwicklung wie ihre habe ich wirklich selten gelesen.
Und auch Phoenix ist ein starker Charakter. Er erkennt sofort, dass Lia beim Tanzen nicht sie selbst ist und gibt alles, um ihr zu zeigen, dass sie auch unperfekt perfekt ist und es in Ordnung ist, Gefühle zu zeigen. Er hat sehr viel Verständnis für sie und schafft es in vielen Situationen, genau das Richtige zu sagen, um sie wahlweise aus sich herauszulocken oder sie zu erden. Er sorgt sich viel um andere und will nur das Beste für diejenigen, die er liebt. Er ist empfindsam, aufmerksam und sehr sympathisch. Seine bewegende Vergangenheit ist mir nah gegangen, denn auch er hat emotionale Altlasten zu tragen und weiß gar nicht, wie sehr auch er Lia braucht, um selbst zu heilen.
Nach einer für beide unvergesslichen Nacht treffen sie sich drei Monate später unerwartet an der New England School of Ballett wieder, nun als Lehrer und Schülerin. In Rückblicken erfahren wir nach und nach immer mehr über ihre geheimnisvolle erste Nacht und genauso nach und nach öffnen sich die beiden füreinander, trotz der recht verzwickten Situation und all der Probleme, die sie jeweils persönlich mit einer gemeinsamen Beziehung haben. Die Liebe, die Lia und Phoenix füreinander empfinden, entwickelt sich langsam, aber stetig. Sie ist zerbrechlich, verletzlich und auch durch äußere Umstände kompliziert. Sie hat so viele Facetten und das macht sie so besonders und schön.

Besonders schön war es auch, dass Zoe und Jase in diesem Buch ebenfalls eine Rolle gespielt haben. Ehrlicherweise muss ich sagen, dass mir hier Zoe viel sensibler und rücksichtsvoller vorgekommen ist als Jase, der anfangs keinerlei Verständnis für Lia aufbringen kann. Zoe hingegen merkt gleich, dass es Lia nicht gut geht und schafft es schließlich, Jase dazu zu überreden, über seine Wut hinwegzusehen und sich zu versöhnen. Dadurch können sie ihr Verhältnis endlich verbessern und ihre geschwisterliche Beziehung kann sich wieder in eine positive Richtung entwickeln. Ist ja auch schon schlimm genug, dass sie beide so sehr unter ihrer kaputten Familie leiden. Ihre Eltern sind schrecklich: ignorant, naiv und viel zu sehr mit sich selbst und ihren eigenen Problemen beschäftigt, sodass sie sich kaum um ihre eigenen Kinder kümmern. Wenigstens haben Lia und Jase sich nun gegenseitig, um die traumatische Vergangenheit aufzuarbeiten. Sie merken, dass sie beide sehr darunter gelitten haben und jemanden zum Reden gebraucht hätten. Nun können sie sich vertragen und wieder richtige Geschwister sein, die sich gegenseitig helfen, einander zuhören und für sich da sind.

Das Setting der New England School of Ballett war wieder einmal großartig! Ich finde es so schön, wie präsent die Themen Tanzen und Ballett dieses Mal mit der Liebesgeschichte verbunden werden. Bei den vorigen Büchern habe ich kritisiert, dass das Ballettthema aufgrund der Liebesgeschichte in den Hintergrund gerückt ist. Das ist hier nicht der Fall. Endlich bekommt das Ballett mal den Raum, den es in einer Ballettschul-Reihe einnehmen sollte und zwar mit all seinen Facetten. Man spürt den Leistungs- und Perfektionsdruck, die Konkurrenz, den Schmerz, das Leid, aber auch die Leidenschaft und die tiefen Emotionen, die die Tänzer mit dem Tanz verbinden und durch ihn verspüren. Das macht es für mich so besonders.
Und das ist dem einzigartigen und einfach wunderschönen Schreibstil von Anna Savas zu verdanken. Sie schafft es, die Emotionen und die Atmosphäre so lebendig darzustellen, dass ich förmlich in die Geschichte eintauche, und hat die wundervolle Gabe, Geschichten so zu erzählen, wie es kaum ein anderer kann. Es kommen sowohl ernste als auch wunderschöne Themen nicht zu kurz und bilden eine emotionale, mitreißende und wunderbare Mischung, die mit sehr viel Feingefühl überzeugt, denn die Themen sind nachdenklich und sensibel aufgearbeitet. Manchmal bricht es einem ein bisschen das Herz, weil es so intensiv ist, nur um es dann auf heilsame Weise Stück für Stück wieder zusammenzusetzen.

Also Fazit: Abgesehen von ein paar winzig kleinen Kritikpunkten (z.B. wieder zu viel Spice, aber daran habe ich mich bei New Adult fast schon gewöhnt) ist „Shine Bright“ vermutlich mein Lieblingsbuch der gesamten Reihe und für mich stärker als die vorherigen Bände, weil ich mich selbst am meisten darin wiederfinden konnte und mich der Protagonistin am verbundensten gefühlt habe. Es war irgendwie ganz anders als die anderen beiden Bücher und hat doch perfekt in die Reihe gepasst. Mit so tiefen, echten, intensiven Emotionen, die ich fast schon körperlich spüren konnte, hat es mich emotional auf eine Reise mitgenommen und auch nach dem Lesen nicht mehr losgelassen, sodass ich erstmal eine Weile gebraucht habe, um über das Buch nachzudenken, es zu verarbeiten und mich davon lösen zu können. Einfach außergewöhnlich!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 23.07.2025

Hochemotional, schmerzhaft, aber auch heilsam

Stay Here - New England School of Ballet
0

Es hat mir gefallen, an die New England School of Ballett zurückzukehren und die Charaktere aus Band 1 wiederzutreffen, aber leider bin ich mit der Geschichte von Rayne und Easton nicht so richtig warm ...

Es hat mir gefallen, an die New England School of Ballett zurückzukehren und die Charaktere aus Band 1 wiederzutreffen, aber leider bin ich mit der Geschichte von Rayne und Easton nicht so richtig warm geworden. Vielleicht war es einfach nicht das richtige Thema, vielleicht lag es an den Charakteren, vielleicht auch daran, dass der Bezug zum Ballett ein wenig verloren gegangen ist, aber leider hat es mich nicht so gepackt wie Band 1.

Der Schreibstil war nach wie vor wunderschön, bildreich, gefühlvoll und so intensiv, dass ich die Emotionen der Figuren fast schon selbst spüren konnte. Besonders Raynes Emotionen waren so intensiv und sie so voller Schmerz, dass ich sie manchmal einfach gerne umarmt hätte. Manchmal war das aber für mich als Leserin auch schwer zu ertragen. An dieser Stelle nur die Empfehlung, lest euch auf jeden Fall die Triggerwarnung durch, denn auch gerade dieses Buch behandelt sehr intensive und schmerzhafte Themen. Es ist eine Geschichte über Verlust, die Verarbeitung von Trauer, eigene Wünsche, Mental Health, schmerzhafte Selbstfindung und die heilende Kraft von Freundschaft und Vertrauen. Und das alles ist von Anna Savas und ihrem Schreibstil sehr gut eingebaut. Die Autorin schafft es einfach mit ihren Worten und Charakteren tief zu berühren.

Die Geschichte an sich konnte mich leider nicht so sehr mitreißen, denn die Romance war am Anfang nicht ganz meins und ich empfand es in der ersten Hälfte als etwas schleppend und unspektakulär, später dann als viel zu schnell und mit zu vielen spicy Szenen auf einmal (das ist wohl neuerdings Standard bei New Adult Büchern). Allerdings fand ich die Idee toll, die besondere Verbindung von Rayne und Easton mithilfe ihrer Chatverläufe aufzurollen, denn so lernt man die beiden, ihre Vergangenheit sowie ihre Überzeugungen und Probleme besser kennen und sie werden greifbarer. Gerade diese Verbindung macht das Buch zu etwas Besonderem, denn Rayne und Easton sind der Inbegriff von Vertrauen und ergänzen sich auf die beste Weise. Ihre Beziehung, erst freundschaftlich, dann romantisch, entwickelt sich langsam und baut auf gegenseitigem Vertrauen auf. Die beiden unterstützen sich gegenseitig und sind bald wahre Vertrauenspersonen füreinander, erst nur in ihren Chats, später dann auch in Real Life, als Rayne nach Boston zieht und sich überwindet, Easton zu besuchen und nach einer langen Zeit der Funkstille wieder Kontakt zu ihm aufzunehmen.
Besonders schön fand ich bei den beiden, dass sie kommuniziert haben. Sie reden miteinander, wenn es Probleme gibt und dadurch entstehen nicht so viel Streit oder Unverständlichkeiten, auch wenn jeder für sich meint, den Weg manchmal ohne den anderen gehen zu wollen. Ich finde es immer gut, wenn Sorgen und Probleme angesprochen werden und es dadurch nicht zu Missverständnissen kommt, was unnötiges Drama heraufbeschwört. Das gibt es hier alles nicht und das fand ich wirklich erfrischend.

Rayne hat wirklich eine schwere Zeit und muss viel durchmachen. Der Verlust ihrer Eltern und der Schmerz, mit dem sie zu kämpfen hat, werden so eindringlich geschildert und haben mich tief berührt. Außerdem hat sie außer ihrer Großmutter, zu der sie kein besonders enges Verhältnis hat, keine Verwandten mehr. Das muss wirklich schlimm für sie sein. Mit Eastons Hilfe begreift sie aber, dass es nichts bringt, sich in den Schmerz hineinzusteigern und lernt nach und nach, aus den Erinnerungen nicht nur Schmerz, sondern mehr und mehr auch Kraft zu schöpfen und ihre Eltern positiv in Erinnerung zu behalten. Den Schmerz zu überwinden war sicherlich nicht leicht. Umso beeindruckender ist ihre charakterliche Weiterentwicklung.

Eine Kleinigkeit, die mich gestört hat, ist, dass es nicht so sehr um Ballett ging, wie ich es erwartet hatte, denn der Fokus lag sehr stark auf der Musik und das Ballett wurde etwas vernachlässigt. Ich kann es zwar verstehen, weil Easton Teil einer Band ist und Rayne sich zwischen der Musik und dem Ballett hin- und hergerissen fühlt, aber ein bisschen schade fand ich es trotzdem, denn immerhin sollte das Buch eigentlich eine Ballettgeschichte sein. Auch das Gemeinschaftsleben an der Ballettschule hat mir etwas gefehlt, besonders, weil Zoe und Mae Rayne so liebevoll und unvoreingenommen in ihre Freundesgruppe aufnehmen und immer herzlich zu unterstützen versuchen. Solche Freunde sind wirklich wunderbar. Auch Raynes tänzerische Entwicklung kommt etwas zu kurz.

Schlussendlich muss ich sagen, dass mich der zweite Teil nicht so sehr abholen und überzeugen konnte wie der erste, aber die Thematik und die Emotionen machten dieses Werk dennoch zu einem besonderen Buch. Mir fehlte ein bisschen der Ballettbezug und ich konnte mich nicht so sehr in die Charaktere hineinversetzen, weil ihre Geschichte ziemlich intensiv ist, vielleicht ein bisschen zu sehr für meinen Geschmack. Trotzdem werde ich die Reihe weiterlesen, weil mir das Setting so gut gefällt und ich gerne an die Schule und zu den Charakteren zurückkehren möchte.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere