Platzhalter für Profilbild

Leseigel

Lesejury Star
offline

Leseigel ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Leseigel über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 14.08.2022

Raubkunstschmuggel und eine alte Liebe

Das letzte Grab
0

Carla Winter ist eine erfolgreiche Strafverteidigerin in Frankfurt. Sie führt ein ruhiges Leben, bis an einem Freitag ein Mitarbeiter des türkischen Generalkonsulats ihr in ihrer Kanzlei mitteilt, dass ...

Carla Winter ist eine erfolgreiche Strafverteidigerin in Frankfurt. Sie führt ein ruhiges Leben, bis an einem Freitag ein Mitarbeiter des türkischen Generalkonsulats ihr in ihrer Kanzlei mitteilt, dass ihr Exmann bei einem Autounfall in der Türkei ums Leben kam. Ein Schock, denn Carla hat nie aufgehört, ihren Exmann Felix zu lieben.

Als sie völlig aufgelöst nach Hause kommt, ist die Wohnung verwüstet und ihr One-Night-Stand liegt tot im Schrank.

Kurz darauf eröffnet ihr ein völlig verzweifelter Mann, er sei ein Geschäftspartner ihres Exmannes, der Raubkunst geschmuggelt habe. Fall sie im Besitz einer antiken Statue sei, müsse sie ihm diese geben. Carla weiß von nichts und wird kurz darauf selbst bedroht. Daraufhin flieht sie in das türkische Mardin, um dort Nachforschungen zu Felix Tod anzustellen.

Allmählich kommt Carla die Erkenntnis, dass Felix nicht der Mann war, den sie geliebt hat.

Der Krimi beginnt mit zwei Toten und der brennenden Frage, ob ein Zusammenhang besteht. Dann nimmt die Handlung immer mehr Fahrt auf : das Treffen mit dem ominösen Geschäftspartner ihres toten Exmannes, weitere Tote und die Drohung gegen Carlas Leben.

Als sie im türkischen Mardin ankommt, glaubt Carla ihrem Verfolger entkommen zu sein, als sie erneut in eine lebensbedrohende Situation gerät. Hilfe kommt von unerwarteter Seite. Um so mehr Puzzleteile Carla erhält , um so mehr zerfällt das Idealbild , das Carla von ihrem Exmann hat.

Zurück in Deutschland kommt es zur finalen Begegnung mit Carlas Gegenspieler und in dessen Folge alle losen Enden ihren Abschluss finden. Oder doch nicht ?

Carola hat mir gut gefallen. Sie ist eine selbstbewusste Frau mit kleinen Schwächen, die sich nicht so schnell die Butter vom Brot nehmen lässt.

Die Geschehnisse waren fesselnd und die Spannung nährt sich zum großen Teil aus der Wandlung des leichtsinnigen, aber liebenswerten Ehemannes zum undurchsichtigen Kunsträuber und Schmuggler.

Besonders sympathisch war mir die Nebenfigur des Archäologieprofessors Tillman, den Carla um fachlichen Rat bittet. Zuerst hatte ich den Eindruck eines alten sympathischen Zausels, der sich dann aber als Held entpuppt, was meine Begeisterung weiter befeuert hat. Ihm verdanke ich tiefe Einblicke in die Welt des Kunsthandels und - raubes .

In meinen Augen überzeugt der Krimi durch eine packende Handlung und dadurch, dass er ausgetretene Pfades wie das Drogenmilieu verlässt und mich in die wenig bekannte Welt des Kunsthandels eintauchen lässt.


  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 13.08.2022

Die Gärten von Heligan - die Ära der Pflanzenjäger

Die Gärten von Heligan - Ruf der Fremde
2

Lexi ist weiterhin mit der Jubiläumsausstellung zum 30.Jahrestag der Wiedereröffnung der Gärten beschäftigt. Nachdem sie die Angänge der Gärten und der Familie Tremayne zu ihrer Zufriedenheit aufgearbeitet ...

Lexi ist weiterhin mit der Jubiläumsausstellung zum 30.Jahrestag der Wiedereröffnung der Gärten beschäftigt. Nachdem sie die Angänge der Gärten und der Familie Tremayne zu ihrer Zufriedenheit aufgearbeitet hat, gilt ihr Interesse nun der Zeit der Pflanzenjäger. Diese unerschrockenen Sammler und Forscher haben wir es zu verdanken, dass viele exotische Pflanzen wie der Rhododendron in unseren Gärten heimisch wurden.
Zu Lexis Überraschung stellt sie fest, dass ein Mitglied der Familie Tremayne, auch diesen Weg beschritten hat. Avery musste nach einem verbotenen Duell nach Indien flüchten. Dort trifft er auf Nathaniel Wallich, einen dänischen Botaniker, mit dem er sich auf Pflanzenjagd nach Nepal begibt. In Nepal trifft Avery auf eine indische Prinzessin, die als Witwe lebendig verbrannt werden soll. Avery verliebt sich in sie und gibt seinem Leben eine neue Richtung.
Derweil wird Lexis Beziehung zu Ben immer intensiver. Sie kann ihm sogar die Geschichte mit ihrem Ex-Freund Rob erzählen Lexi lernt auch Bens sympathische Familie kennen und erhält dadurch erste Hinweise für den letzten Teil der Ausstellung, die Zeit des 1. Weltkrieges.
Ich hatte bereits den 1. Band mit großer Begeisterung gelesen. Ich mochte Lexi, die vor ihrem Ex-Freund geflohen ist und sich mit großer Begeisterung in die Arbeit für die Heligan Gardens stürzt. Ich kann ihre Begeisterung nur teilen. Ich habe die Gärten zwar noch nie besucht, doch durch die anschaulichen und manchmal geradezu poetischen Beschreibungen der Autorin entsteht ein Bild vor meinen Augen, das die Schönheit und Zauber der Anlage erahnen lässt.
Ben mit seiner fürsorglichen, aber nie aufdringlichen Art muss man einfach mögen. Ich habe mich sehr gefreut, dass die beiden ihre Gefühle für einander zugegeben haben. Auch seine Familie ist sehr warmherzig. Dort wäre auch ich gerne mal zum Essen eingeladen und hätte mich gerne mit dem Großvater unterhalten.
Die Handlung in der Gegenwart tritt in diesem Band hinter die dramatischen Erlebnisse rund um Avery zurück, was mich nicht gestört hat. Allein schon die Beschreibungen der exotischen Welt Indiens und Nepals waren faszinierend, ebenso wie die Jagd nach unbekannten Pflanzen.
Natürlich darf auch hier eine Liebesgeschichte nicht fehlen, die zu Herzen geht.
Ich mochte Avery vom ersten Augenblick an, obwohl ich ihn eher als leichtsinnig und den Damen nicht abgeneigt kennengelernt habe. Seine Entwicklung zum verantwortungsvollen Forscher war spannend mitzuerleben.
Das Buch hat mir erneut sehr gut gefallen und die Mischung aus Gegenwart und Vergangenheit bietet Abwechslung und gute Unterhaltung. Zudem habe ich einiges über das abenteuerliche Leben der Pflanzenjäger gelernt und bin voller Respekt für ihre Arbeit. Und als zusätzlichen Bonus bildet die Ästhetik der Gärten den strahlenden Rahmen der Geschichte.

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Thema
Veröffentlicht am 07.08.2022

Drei Frauen - drei Lebensentwürfe - ein Traum

Das Haus der Hebammen - Carolas Chance
0

Die Autorin erzählt die Geschichte dreier Hebammen, die gemeinsam ein Geburtshaus in Köln betreiben, 1994 keine Selbstverständlichkeit.

Alle drei Frauen eint die Liebe zum Beruf und das Bestreben die ...

Die Autorin erzählt die Geschichte dreier Hebammen, die gemeinsam ein Geburtshaus in Köln betreiben, 1994 keine Selbstverständlichkeit.

Alle drei Frauen eint die Liebe zum Beruf und das Bestreben die werdenden Müttern mit Rat, Verständnis und Tat zu unterstützen. In den meisten Fällen ist die Geburt einfach nur pure Freude, aber manchmal ist das Glück auch getrübt.

Privat sind die Frauen sehr unterschiedlich und jede steht für einen anderen Lebensentwurf. Ella kann sich nicht vorstellen, ihren Beruf für Ehe und Familie hinten an zu stellen. Susanne würde gerne zusammen mit ihrer großen Liebe Antonius ein Kind haben. Carola gerät immer mehr in eine Lebenskrise.

Der Beginn der Geschichte hat mich etwas atemlos gemacht. Zum einen war ich beschäftigt, die drei Frauen kennenzulernen. Zum anderen werden in rascher Folge Frauenthemen angesprochen, die mich gedanklich beschäftigt haben.

Im weiteren Verlauf der Handlung schildert die Autorin lebensnah und einfühlsam besondere Situationen sowohl privater als auch beruflicher Natur.. So erwartet zum Beispiel eine Mutter, die ein Kind mit Behinderung hat, ihr zweites und ist verunsichert. Die andere frägt sich trotz aller Vorfreude, wie ihr Alltag mit einem weiteren Kind zu meistern ist. Gut gefallen hat mir, dass einige Lösungen angeboten werden, aber genügend Raum für eigene Wege bleibt. Obwohl sich in 1. Linie fast alles um Kinder und Geburt dreht, wird nicht der Eindruck erweckt, man könne als Frau kein erfülltes Leben ohne Kinder haben.

Carolas Situation hat mich besonders berührt, weil sie so typisch ist für den täglichen Spagat, den berufstätige Frauen meistern müssen. Haushalt, Kinder, Partnerschaft und der Beruf fordern vollen Einsatz. Die Gefahr, dass man sich dabei selbst verliert, ist groß. Ich habe mich in einigen Situationen selbst wiedererkannt, was mich zum Nachdenken gebracht hat.

Gefreut habe ich mich über die Einsprengsel der damaligen Ereignisse und Lebensgewohnheiten. Was habe ich gelacht und in Erinnerungen geschwelgt.

Wenn nun jemand befürchtet, der Roman wäre zu Problem belastet, der irrt gewaltig. Das Buch ist ein sehr gut geschriebener Unterhaltungsroman, der auch einige Probleme anspricht. Das ist für mich kein Widerspruch. Im Gegenteil ich finde, das macht eine Geschichte erst realistisch und packend. Und keine Sorge - es gibt ein Happyend !

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 06.08.2022

Hoffnung auf ein besseres, selbst bestimmtes Leben

Das Tor zur Welt: Träume
0

Ava wurde von ihren Eltern, die nach Amerika ausgewandert sind, bei Verwandten, die als Moorbauern leben als kleines Kind zurückgelassen. Man werde sie nachholen. Doch die Jahre vergehen und Ava hofft ...

Ava wurde von ihren Eltern, die nach Amerika ausgewandert sind, bei Verwandten, die als Moorbauern leben als kleines Kind zurückgelassen. Man werde sie nachholen. Doch die Jahre vergehen und Ava hofft vergebens. Sie beschließt, selbst nach Amerika zu gehen und ihre Eltern zu suchen, aber auch um der Hoffnungslosigkeit zu entkommen.
Claire Conrad gehört zur Hamburger Oberschicht. Sie will die engen Grenzen und starren Benimmregeln nicht akzeptieren. Sie lebt deshalb in ständiger Opposition zu ihrer Mutter. Auf Geheiß des Hausarztes beginnt Claire widerwillig in der Hamburger Auswandererstadt zu arbeiten.
Dort lernt sie Ava kennen und nach anfänglichen Streitereien verbindet die beiden fast eine Freundschaft.
Bereits der Einstieg in die Geschichte war einfach nur erschreckend. Die Autorin schildert sehr anschaulich die Lebensbedingungen der Moorbauern. Von der Gesellschaft ausgegrenzt, in bitterer Armut lebend ist der Wunsch, aus diesem Leben zu fliehen, nur allzu verständlich. In Hamburg angekommen, sieht sich Ava auf sich allein gestellt. Eine feste Anstellung zu erhalten, die ein menschenwürdiges Leben ermöglicht, bleibt unerreichbar. Durch einen Glücksfall erhält sie einen Arbeitsplatz in der Ballinstadt.
Dort lernt sie Claire kennen.
Ava habe ich nach wenigen Seiten ins Herz geschlossen. Ich fand ihre Lebensumstände gelinde gesagt erbärmlich und menschenunwürdig. Hinzu kommt, dass sie sich von aller Welt im Stich gelassen fühlt. Ich habe sie für ihren Stolz, ihre Intelligenz, Empathie und Durchhaltevermögen bewundert.
Claire hingegen war in meinen Augen eine verwöhnte, vom Leben gelangweilte junge Frau, die andere von oben herab behandelt und nur sich selber sieht. Im Laufe der der Ereignisse habe ich meine Meinung über sie geändert. Nicht , dass ich Claire jetzt gemocht hätte, aber ich habe manches besser verstanden und mir die Frage gestellt, ob Ava trotz ihrer Armut nicht besser da steht.
Die Ereignisse überschlagen sich zum Ende hin und habe ein regelrechtes Gefühlschaos in mir ausgelöst. Leider muss ich mich nun gedulden, bis ich weiß, wie die Geschichte ausgeht, da es eine Fortsetzung geben wird.
Für mich war das Buch ein absolutes Lesehighlight. Ich fand die Lebensverhältnisse aller Beteiligten sehr realistisch dargestellt und nicht mit einem rosa Zuckerguss versehen. Dadurch ist die Lektüre nicht immer einfach, denn vieles war aus meiner heutigen Sicht einfach nur grausam und unmenschlich.
Auch die Liebe hat ihren Platz in diesem Roman, aber auch diese ist nicht romantisch , sondern oft bitter , wenn nicht sogar toxisch. Dabei ist die Handlung packend erzählt, historisch interessant und lässt einen unterschiedliche Gefühle durchleben.
Ich kann mit gutem Gewissen sagen, dass ich absolut begeistert von diesem Buch bin.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 31.07.2022

Ein Fest für jeden Fantasy-Fan

Die Schattensammlerin - Dichter und Dämonen
0

Dieses Buch hat alles, was ich von einem spannenden und unterhaltsamen Fantasy-Buch erwartet. Besonders gelungen fand ich den historischen Kontext. Schillers Schädel wird aus dem Senckenberg - Museum gestohlen. ...

Dieses Buch hat alles, was ich von einem spannenden und unterhaltsamen Fantasy-Buch erwartet. Besonders gelungen fand ich den historischen Kontext. Schillers Schädel wird aus dem Senckenberg - Museum gestohlen. Sein alter Weggefährte Goethe fühlt sich in der Pflicht, den Schädel des Freundes wiederzubeschaffen. Goethe war in meinen Augen ausgesprochen gut getroffen - etwas überheblich, ganz gefeierter Star und Großbürger und ein klein wenig wehleidig.

Da er bereits die besten Jahre hinter sich hat, schickt er seine Gehilfen auf die Suche. Da ist sein Adlatus Abaris - sehr geheimnisvoll, nicht um eine Antwort verlegen und immer zur Stelle, wenn man ihn braucht. Dies trifft auch auf den Kutscher Heinrich zu, der eher für den körperlichen Einsatz zuständig ist. Das Trio vervollständigt die junge Millicent Wohl, Angestellte des Museums und Zeugin des Raubes. Sie war für mich der größte Sympathieträger . Zu Beginn eher schüchtern, dabei intelligent und gebildet, entwickelt sie sich zu einer emanzipierten und selbstbewussten Frau.

Auf der Jagd nach Schillers Schädel treffen die Drei auf vielerlei Gestalten und ich war mir nie so recht sicher, was ist real und was ist Magie.

Das Ende überzeugt und lässt auf eine Fortsetzung hoffen.

Das Sahnehäubchen war für mich der Erzählstil. Die Geschichte wird mit viel Witz und Augenzwinkern erzählt. Es gibt Anspielungen auf Filme und die Werke der beiden Dichter zuhauf , die aber so gewählt sind, dass es auch eine Freude für diejenigen ist, für die Deutsch nicht zu ihren Lieblingsfächer zählte oder sich nicht fürs Kino erwärmen.

Ich hatte auf jeden Fall großen Spaß bei der Lektüre und einige fesselnde Lesestunden.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere