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Veröffentlicht am 02.04.2020

Gesellschaftskritisch, berauschend und erstaunlich modern geschrieben

Der große Gatsby
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Ich lese nicht sehr oft Klassiker und wenn nur ganz wenige ausgewählte, die mich wirklich interessieren. Auch Gatsby hat mich seit der Lektüre von "Ein Himmel aus Gold" von Laura Wood sehr interessiert, ...

Ich lese nicht sehr oft Klassiker und wenn nur ganz wenige ausgewählte, die mich wirklich interessieren. Auch Gatsby hat mich seit der Lektüre von "Ein Himmel aus Gold" von Laura Wood sehr interessiert, weil sie sich in ihrem Nachwort direkt auf jenes Buch bezogen hat. Jetzt im Rahmen vom #magicalreadathon habe ich das Buch endlich zur Hand genommen. Mit fehlen buchstäblich die Worte und es fällt mir schwer meine Gedanken in Worte zu fassen.
F. Fitzgerald hat dafür, dass das Buch 1925 das erste Mal veröffentlicht wurde, einen schönen flüssigen Stil, der mich durch seine Andersartigkeit und der ungewohnten Sprache doch ein wenig ausgebremst hat. Mit manchen Worten konnte ich wenig anfangen, trotzdem mag ich den Flair der damaligen Zeit, der geschmeidig und zart aus den Worten Gestalt annimmt.
Hand in Hand mit den Beschreibungen haben sich erstaunliche Bilder in meinem Kopf gebildet. Rauschende Feste mit viel Gold und Glitzer, wunderschöne Abendkleider im damaligen Stil, hypnotische stilvolle Jazz und Swingmusik, viele Paare tanzen ausgelassen Charleston. Ich habe mich gefühlt als wäre ich dabei gewesen, als hätte ich mich durch die feiernde betrunkene Menge geschoben und mitgelacht und mitgefeiert.
Die Charaktere möchte ich sehr unterschiedlich bewerten. Der Ich- Erzähler ist mir als einzige Person sympathisch gewesen. Er ist bodenständig, moralisch und lässt sich nicht von Geld und Macht verführen. Er beschreibt die Szenen und die Erkenntnisse teils ein wenig distanziert, aber dies erzeugt noch einmal Gefühl als wäre man dabei gewesen, aber andererseits auch wieder nicht. Bis zum Schluss steht er Gatsby zur Seite, auch wenn keiner mehr da ist. Er ist loyal, lässt sich, aber durchaus auch mal dazu herab, mit zu feiern.
Die anderen Charaktere wie Daisy, Tom, Mrs. Wilson und die ganzen Menschen, die feiern mag ich leider nicht so besonders, ganz besonders nicht das, wofür sie stehen. Fitzgerald stellt sehr deutlich seine gesellschaftskritische Haltung heraus. Gatsby sehe ich auch sehr zwiegespalten. Das Ende hat er nicht verdient, aber er ist auch kein unbeschriebenes Blatt. Es passiert nicht viel in der Geschichte. Der Fokus liegt auf den Feiern und den Entwicklungen der Charaktere sowie der Gesellschaftskritik.

An dieser Stelle möchte ich gerne das Zitat auf der Rückseite meiner Ausgabe zitieren, die die Thematik sehr klug und deutlich hervorhebt: "Der große Gatsby ist ein gesellschaftskritischer Roman, der in New York der 1920er Jahre spielt. Im Mittelpunkt steht die Verkörperung des amerikanischen Traums, das Streben nach Geld, Macht und Liebe und schließlich dessen Scheitern."

Insgesamt hat mir das Buch uns dessen Aussage gut gefallen. Besonders die hypnotischen Beschreibungen der Feste haben mich in die Geschichte gezogen. Ich vergebe 4/5 Sterne.

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Veröffentlicht am 01.04.2020

Dr. David Hunter ist zurück

Leichenblässe
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Letztes Jahr habe ich Simon Beckett für mich entdeckt und lieben gelernt. "Die Chemie des Todes" und "Kalte Asche" habe ich gesuchtet und absolut geliebt. Ich bin gerade so glücklich, dass auch "Leichenblässe" ...

Letztes Jahr habe ich Simon Beckett für mich entdeckt und lieben gelernt. "Die Chemie des Todes" und "Kalte Asche" habe ich gesuchtet und absolut geliebt. Ich bin gerade so glücklich, dass auch "Leichenblässe" richtig spannend und sehr gut geschrieben war.
Simon Beckett hat einen ganz besonderen Schreibstil. Er findet die perfekte Balance zwischen Spannung, ausführlichen Beschreibungen, die aber nicht zu lang werden und einem leicht analythischen und informativen Stil. Ich konnte die Geschichte nicht aus der Hand legen und die Spannung und das ungute Gefühl prickelten quasi auf meiner Haut und ließen meine Nackenhaare aufstellen.
Nebenbei schafft Simon Beckett einen unglaublich sympathischen Hauptprotagonisten. David Hunter ist bodenständig, ruhig, sympathisch, freundlich, unaufdringlich und intelligent. Gleichzeitig hat ihm das Leben mehr als einmal böse mitgespielt. Er ist gezeichnet, psychisch und physisch.
Ich finde es nach den letzten Ereignissen der vorherigen Bände sehr authentisch, dass David auch mal nicht mehr ganz auf der Höhe ist. Er hat tiefe Selbstzweifel, traut seinen Instinkten nicht mehr und hat den Boden unter seinen Füßen verloren. Der Leser wird tief in seine Gedankenwelt gezogen und erlebt seine Hoch- und Tiefpunkte mit, aber zum Glück wurde es nie zu trübsinnig oder too much. Der Autor hat das richtige Maß sehr gut getroffen.
In dieser Geschichte fand ich es sehr erfrischend, dass David nicht primär im Mittelpunkt der Ermittlungen steht. Sein Freund Tom, den ich übrigens auch unglaublich sympathisch und gut ausgearbeitet finde, wie die übrigen Nebencharaktere auch, zieht ihn als Assistenten zu dem Fall hinzu.
Die zuständigen Ermittler fand ich teil ein wenig überzogen. Sie haben an manchen Stellen ihre Kompetenzen sehr ausgereizt und ich kann mir nicht vorstellen, dass sie in der Realität hätten so handeln dürfen ohne verklagt zu werden...
Der Fall an sich war unglaublich spannend, rasant und fesselnd dargestellt. Ich wusste bis zum Schluss nicht wer der Täter ist, aber ich mochte die Ermittlungen und die Entwicklungen bis zum Ende sehr gerne.Für schwache Nerven kann ich das Buch nebenbei zu 100% nicht empfehlen!!!
Simon Beckett erläutert sehr lange und breit bestimmte Larvenentwicklungen und Vorgänge, die in den Leichen von statten gehen. Auf keine respektlose Weise, sondern sehr authentisch, informativ und vielleicht ein wenig eklig und verstörend, aber ich finde diese Erläuterungen sehr interessant und faszinierend!

Auch das Ende hat der Autor sehr gekonnt inszeniert. Alles geht Schlag auf Schlag, der Herzschlag setzt kurz aus und man denkt sich einfach nur: what the hell, geht da vor sich?! Ganz besonders der Ort des Finales hat sich in seinen Beschreibungen wie ein Horrorhaus aus einem Stephen King Roman gelesen.
Insgesamt hat mir das Buch wieder unglaublich gut gefallen. Es ist spannend, fesselnd ab der ersten Seite. Weiterhin kann sie mit einem unglaublich tollen Protagonisten punkten, den man einfach in sein Herz schließen muss, der auch noch ganz viel auf dem Kasten hat und dem Leser sehr viel mit auf den Weg geben kann.

Ich vergebe 5 von 5 Sterne und eine glasklare Empfehlung!

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Veröffentlicht am 28.03.2020

True Crime von Deutschlands bekanntestem Rechtsmediziner Michael Tsokos

Abgefackelt
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Bereits "Abgeschlagen", das mich letztes Jahr nicht zu 100% überzeugen konnte, hat mir gezeigt, dass Tsokos ein Händchen für das Thriller schreiben mitbringt, umso gespannter war ich nun auf "Abgefackelt".

Sein ...

Bereits "Abgeschlagen", das mich letztes Jahr nicht zu 100% überzeugen konnte, hat mir gezeigt, dass Tsokos ein Händchen für das Thriller schreiben mitbringt, umso gespannter war ich nun auf "Abgefackelt".

Sein Schreibstil ist unglaublich flüssig, locker-leicht zu lesen und die Seiten sind sehr schnell verflogen. Das Gefühl des schnellen Durchkommens wird durch die sehr kurzen Kapitel unterstützt, die nie länger als ca. 10 Seiten sind. Die Meisten sind deutlich kürzer, aber trotzdem wirkt die Geschichte auf gar keinen Fall abgehackt.

Gekonnt springt der Autor zwischen Perspektiven hin und her, baut Spannung durch kleine Andeutungen auf, sodass der Leser an passenden Stellen mehr weiß, als beispielsweise Herzfeld selbst. An manchen Stellen schießt der Autor evtl. über sein Ziel hinaus, weil der Leser sehr schnell weiß, wer als Täter hinter dem "Hauptfall" steckt, dennoch ist diesem nicht klar, welche Intention der Täter verfolgt. Dieser kommt der Leser erst nach und nach mit Herzfeld auf die Schliche.

Ebenfalls das Setting und die Atmosphäre finde ich sehr gut gestaltet. Alles wirkt sehr authentisch und der Autor schafft es, eine teils beklemmende Stimmung aufkommen zu lassen, sodass sich förmlich die Nackenhaare aufstellen.

Zu Herzfeld muss ich wahrscheinlich gar nicht viel schreiben. Er ist ein sehr großer Sympathieträger: freundlich, höflich, zuvorkommend, akribisch, ehrgeizig, aber trotzdem möchte er keinem zur Last fallen und gut zu seiner Tochter und seiner Verlobten sein.

Es ist einfach erfrischend, dass er kein verkorkster Rechtsmediziner ist, der sich zu Tode trinkt, sondern eine kleine Tochter und Familie hat, die nicht zerbrochen ist. Auch an dieser Stelle zeigt der Autor, dass sich Verhältnisse in einer Beziehung verbessern oder verschlechtern können, als Reaktion auf besondere Ausnahmesituationen. An dieser Stelle brilliert er erneut mit seinen Ideen und seinem Gespür für die menschliche Psyche.

Ich kann nicht unbedingt behaupten, dass ich der größte Fan von seiner Verlobten Petra bin, aber auch die genannten Nebencharaktere sind gut ausgearbeitet, facettenreich und keine Person ist zu viel oder unnötig. Alle haben unterschwellig eine Aufgabe oder erfüllen einen Zweck ohne dass der Autor, diese Tatsache dem Leser zu sehr unter die Nase reibt.

Die Handlung liest sich weg wie ein toller Page Turner. Es wird nie langweilig oder weniger spannend. Ich bin sehr erleichtert, dass ich dieses Mal nicht sofort nach zwei Kapitel wusste, wer und was genau hinter allem steckt, sondern für die Beweggründe bis zum Ende miträtseln konnte.

Insgesamt hat Tsokos eine sehr spannende, fesselnde Geschichte verfasst, die mit einem Sympathieträger als Hauptprotagonist punkten konnte. Des Weiteren stellt er sehr authentisch den Alltag als Rechtsmediziner dar, der aus mehr besteht als nur einer Leiche. Die Aktualität mancher Themen bringt er ebenfalls zur Sprache und verbindet sie gekonnt mit den restlichen Fällen. Der Epilog weist den Leser direkt die Richtung, in die der dritte Band gehen wird, den ich schon sehnsüchtig erwarte.

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Veröffentlicht am 27.03.2020

Kurzweilig, leider ist die Umsetzung sehr unrund...

Der dunkle Vampir
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Ich habe beide Bände sehr schnell hintereinander weggehört und auch der2. Band hätte (wie der 1. Band auch) durchaus Potential gehabt. Die Grundidee mag ich immer noch gerne, obwohl sie leider sehr kurz ...

Ich habe beide Bände sehr schnell hintereinander weggehört und auch der2. Band hätte (wie der 1. Band auch) durchaus Potential gehabt. Die Grundidee mag ich immer noch gerne, obwohl sie leider sehr kurz gedacht ist. Tanja Neise hatte quasi das ganze Spektrum für den Handlungsverlauf offen, von einer Vampirinvasion hin zu einer Rebellion wäre alles möglich gewesen. Doch sie fokussiert sich zu sehr auf die Liebesgeschichte, der zwei Liebespärchen.

Auch an dieser Stelle kann ich wieder betonen, dass ich Liv und Robert immer noch sehr unrund finde. Liv ist nicht unbedingt stärker geworden, immer noch das Fräulein in Nöten, das gerettet werden muss, das unschuldige Bauernopfer und Robert ist und bleibt der kleine Lustmolch, dessen Gedankenwelt sich ununterbrochen um Liv dreht...

Einzig Anne und Dark finde ich eigentlich ziemlich cool. Beide sind stark, stur, loyal und irgendwie mag ich die feurige und hitzige Kombination der Beiden in gemeinsamen Szenen. Dennoch wirken auch die Zwei sehr unrund.

Vergleichsweise mit Band 1 ist Band 2 auf jeden Fall nicht mehr so erotisch geprägt. Gott sei Dank, sind die erotischen Monologe (gefühlt seitenweise!) weggefallen und der Geschichte wurde der Weg für mehr Action, Spannung und Entwicklungen gegeben. Der Leser lernt mehr Vampire und Personen kennen und eine neue Gefahr wird auf den Plan gerufen. Leider kann ich nur meine Worte vom Anfang wiederholen: die Umsetzung bleibt blass, monoton und zu wenig ausgearbeitet.

Besonders das Ende, Ende hat mich ein wenig enttäuscht zurückgelassen. Es ist zu kitschig, zu schnell vorbei und leider erwartet den Leser auf keine zukünftige Zukunftsvorstellung bzw. ein Ausblick auf das Danach. Besonders die Zukunftsvisionen finde ich immer besonders interessant, da sie sehr unterschiedlich sein können.

Insgesamt kann die Autorin zwar mit einem angenehmen Schreibstil, süßen Pärchen und mit der allgemeinen Grundidee punkten, leider ist die Umsetzung eher mäßig. Zu wenige Entwicklungen der Handlung und der Charaktere, zu klischeehaft, nichts Neues und auch das Ende wurde zu kurz gedacht...

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Veröffentlicht am 27.03.2020

Eine kurzweilige Vampirgeschichte für Zwischendurch...

Der letzte Vampir
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Spontan habe ich nach einer locker leichten fantastischen Geschichte gesucht, die nicht allzu lang sein sollte, so bin ich ganz zufällig auf "Der letzte Vampir" von Tanja Neise gestoßen. Weder von dem ...

Spontan habe ich nach einer locker leichten fantastischen Geschichte gesucht, die nicht allzu lang sein sollte, so bin ich ganz zufällig auf "Der letzte Vampir" von Tanja Neise gestoßen. Weder von dem Buch, noch von der Autorin habe ich bis zu diesem Moment etwas gesehen/gehört.
Zunächst gefällt mir der Schreibstil ganz gut. Es lässt sich leicht und schnell hören, aber mehr auch nicht.
Besondere Kritikpunkte muss ich leider bei den Charakteren äußern, die mir eine Kaskade aus Augenrollern und Fremdschäm Momenten beschert haben.
Die Geschichte wird aus drei Perspektiven erzählt. Auf der einen Seite Olivia "Liv" und Robert, die sich langsam kennenlernen und auf der anderen Seite Anne.
Liv wirkt auf den ersten Blick sehr sympathisch, intelligent und ihre Art und Weise irgendwie niedlich...Wenn sie nur nicht so naiv, unerfahren und das typische Fräulein in Nöten wäre! Sie ist hochemotional, teils fast schon hysterisch und ihre Minderwertigkeitskomplexe! Meine Güte!
Dann Robert, der nur an das Eine denkt, Liv in Gedanken durchgehend auszieht, sich überlegt, wie er sie zu seinen Zwecken manipulieren kann und sie soo unglaublich attraktiv findet! An dieser Stelle muss ich schon wieder die Augen rollen. Annes Perspektive hat mich an sich einfach nicht interessiert. Erst zum Ende hin wurde ihre arrogante und unsympathische Art ein wenig erträglicher.
Wer definitiv mein Interesse geweckt hat, ist Dark! Er ist undurchschaubar, mysteriös und ich liebe solche Charaktere! Er ist hart im Nehmen, überlegen und unglaublich selbstbewusst ohne sich in den Vordergrund so drängen.
Die Handlung habe ich schon duzente Male gelesen, trotzdem hat die Autorin geschafft, dass ich dran bleibe und wissen wollte wie es weitergeht. Ebenfalls spielt es in der Zukunft nach den Vampirkriegen. Mit Zukunftsvisionen bekommt man mich eigentlich auch immer.
Zum Ende hin wurde die Geschichte immer besser und ganz besonders der Cliffhänger am Ende hat meinen Puls nach oben getrieben. Manche Passagen waren evtl. ein wenig unbeholfen in die Länge gezogen und auch der Cliffhänger ist zwar spannend, aber an dieser Stelle hätte man noch ein bisschen tiefer in die Trickkiste greifen können, damit es geschmeidiger uns homogener wirkt, wenn ihr wisst, was ich meine.
Insgesamt eine nette Geschichte für Zwischendurch, die Autorin erzählt nichts Neues, aber es lässt sich schnell weg hören. Ich vergebe 3,5/5 Sterne und bin neugierig auf Band 2, den ich eigentlich nicht mehr hören wollte...

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