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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 18.08.2017

Eine großartige Fortsetzung mit kleinen Einstiegsschwierigkeiten

Das Herz des Verräters
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Anfang des Jahres habe ich den ersten Band dieses Jugendfantasy-Vierteilers in einem Atemzug verschlungen. Schon vor dem übermächtigen Cliffhanger am Ende stand für mich fest, dass ich die Fortsetzung ...

Anfang des Jahres habe ich den ersten Band dieses Jugendfantasy-Vierteilers in einem Atemzug verschlungen. Schon vor dem übermächtigen Cliffhanger am Ende stand für mich fest, dass ich die Fortsetzung dieses fabelhaften Märchenabenteuers einfach lesen muss.

Die Story knüpft nahtlos an das offene Ende aus Band 1 an und man ist sofort wieder mitten im Geschehen. Doch nach den ersten interessanten Kapiteln kam schnell die Ernüchterung, da die eigentlich so rasante Story zum Stillstand kam. Zumindest für mein Gefühl. Trotz der großartigen Haupt- und Nebencharaktere fühlte ich mich leicht gelangweilt und habe wirklich lange gebraucht, mich mit dieser Entwicklung anzufreunden.

Allerdings verflog die aufkeimende Langeweile wieder, als das letzte Drittel des Buches begann. Auf einmal legte die Story dermaßen an Geschwindigkeit zu, dass ich aufpassen musste, mich nicht zwischen den Seiten zu verlieren. Die überraschenden und nicht vorhersehbaren Entwicklungen überschlugen sich förmlich, sodass man nicht anders kann als die Realität und alle Pflichten für eine Weile zu vergessen, um diese Geschichte zu Ende zu lesen.

Wie zu erwarten war, endet auch dieser zweite Teil in einem gemeinen Cliffhanger. Doch dieses Mal ist die Situation nicht so verfahren. Denn allein die Tatsache, dass ein dritter Teil im Anschluss folgen wird, beantwortet die große offene Frage am Schluss direkt.

Ohne zu viel über die Story selbst zu verraten, versuche ich nun ein wenig über die Dynamik in diesem Roman zu erzählen:
Die Charaktere machen in dieser Fortsetzung allesamt eine enorme Entwicklung durch und ganz begeistert bin ich von dem sogenannten Love-Interest, das von vielen Lesern so gefürchtete Liebesdreieck, in dem die Protagonistin Lia gefangen ist. Mich begeisterte dieser Konflikt wirklich sehr, da ich nach dem langen Rätselraten in Band 1 eine Schwäche für beide Kerle (Prinz und Attentäter) habe. Ich bin sehr gespannt, wie sich dieser Konflikt zwischen den Dreien entwickeln wird.

Besonders beeindruckt hat mich erneut die großartige Kulisse, die Mary E. Pearson hier erschaffen hat. Die fiktive Welt wird durch ihre Beschreibungen vor dem inneren Auge real und die Atmosphäre, die zwischen den Zeilen zu greifen ist, ist unbeschreiblich. Einfach nur magisch und anziehend.
Für mich gehört diese Fantasyreihe schon jetzt zu meinen Lese-Highlights des Jahres!

Veröffentlicht am 22.05.2017

Großes Kopfkino ---Band 2

Die fremde Königin
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Nach „Das Haupt der Welt“ veröffentlicht Rebecca Gablé mit „Die fremde Königin“ ihren zweiten historischen Roman mit deutschem Hintergrund und entführt ihre Leser erneut ins frühe deutsche Mittelalter, ...

Nach „Das Haupt der Welt“ veröffentlicht Rebecca Gablé mit „Die fremde Königin“ ihren zweiten historischen Roman mit deutschem Hintergrund und entführt ihre Leser erneut ins frühe deutsche Mittelalter, zur Regierungszeit von König Otto I., dem vermutlich mächtigsten Mann der Christenheit zu seiner Zeit.

Doch wie sagt man so schön: „Hinter jedem erfolgreichen Mann steht eine starke Frau“ und diese starke Frau ist das tragende Fundament in diesem Roman. Rebecca Gablés Begeisterung für die junge, burgundische Königin Adelheid, die im Schatten des Königs ihre Klugheit zu nutzen weiß und frischen Wind in die deutsche Politik und Kultur bringt, ist zwischen den Zeilen deutlich spürbar und sie setzt ihr mit diesem großartigen Roman ein ehrenvolles Denkmal.

Obwohl wir Leser den Beginn der deutschen Geschichte aus der Sicht der jungen Königin erleben, bietet der fiktive Charakter Gaidemar die interessantere Perspektive und bildet den roten Faden in dieser Handlung. Der heimatlose Prinzenbastard verliebt sich unsterblich in die hübsche Königin und wir Leser sind stets an seiner Seite. Gemeinsam mit ihm verlieren wir unser Herz, die Heimat, die Berufung, beobachten die gefährlichen Ränkespiele der Adeligen, der Könige und Möchtegernherrscher und bestreiten blutige Schlachten, stets mit der Bemühung, den Treueeid gegenüber dem König nicht zu brechen.

Auch wenn ich mich nur noch bruchstückhaft an die Ereignisse des 1. Bandes erinnern kann, gelang mir der Einstieg in diese Fortsetzung mühelos. Die vergangenen Ereignisse haben, für mein Gefühl, keine direkten Auswirkungen auf die neue Handlung und wenn doch, dann schaffen kurze Rückblenden stets Abhilfe. Den ersten Band braucht es also nicht, um die Geschichte zu verstehen. Dennoch kann ich jedem interessierten Leser nur raten, die Gablé-Bücher immer in der richtigen Reihenfolge zu lesen. Es gibt so viele scheinbar unwichtige Details, die sich erst im Verlauf entwickeln und es ist immer von Vorteil, wenn man beim Lesen einer Fortsetzung etwas Hintergrundwissen mitbringt und in etwa weiß, wie die Vorfahren der aktuellen Charaktere zueinander gestanden haben bzw. wer gegen wen intrigiert hat.

Dank Rebecca Gablés englischen Mittelalterromanen bin ich, was die englische Geschichte betrifft, bestens bewandert. Was die frühe deutsche Geschichte jedoch angeht, bin ich wahnsinnig schlecht informiert. Ehrlich gesagt, wusste ich bis dato rein gar nichts über die Herrschaftszeit der „Ottonen“. Selbst das Wort „Ottonen“, war für mich ein unbekanntes Fremdwort.
Meine Unwissenheit machte die Handlung komplett unvorhersehbar und jede historische Entwicklung, jede Entmachtung, jeder Sieg, jede Niederlage, jeder Tod war für mich eine richtige Überraschung und jede Schlacht ließ mich gespannt mitfiebern.

Obwohl die Charaktere wieder mal einnehmend, facettenreich, ja einfach perfekt gezeichnet wurden, muss ich gestehen, dass mir der Flair des ersten Bandes, der einen noch einnehmenderen Hauptcharakter und noch stärkere Duelle hervorgebracht hat, etwas besser gefallen hat.



Fazit

Rebecca Gablé schafft es erneut mit einer beeindruckenden Leichtigkeit, die trockenen Fakten der deutschen Geschichte in einen unterhaltsamen, gar schillernden Roman zu verwandeln. Durch ihre perfekt gezeichneten Figuren, ihrer zugänglichen Sprache, ihrem feinen Gespür für den perfekten roten Faden und ihre akribische, fundierte Recherchearbeit versetzt sie ihre Leser nach nur wenigen Sätzen zurück in die Vergangenheit, sodass dieser später meint, ein Teil der deutschen Geschichte gewesen zu sein.
Ich freue mich schon jetzt sehr auf den nächsten Gablé-Roman!!!