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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 22.09.2018

Guter Regionalkrimi aus Berlin

Tod in Schmargendorf
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Klappentext:

Schmargendorf zittert: ein erschossener Bankangestellter –
das ist ja spannender als in den Krimis, die sie verkauft,
findet Buchhändlerin Wanda. Was liegt da näher,
als den Mörder persönlich ...

Klappentext:

Schmargendorf zittert: ein erschossener Bankangestellter –
das ist ja spannender als in den Krimis, die sie verkauft,
findet Buchhändlerin Wanda. Was liegt da näher,
als den Mörder persönlich zu überführen und
damit das schwächelnde Geschäft zu beleben?
Schließlich ist sie so eine Art Fachfrau, zumindest theoretisch.
Dabei kommt Wanda dem attraktiven Kommissar Yunos Kamat in die Quere,
der gar nichts von ihren Alleingängen hält.
Und dann erschüttert ein zweiter Mord den sonst so friedlichen Stadtteil.

Fazit:

Die Autorin hat einen sehr schönen Schreibstil.
Pointiert mit viel Berliner Humor schickt
sie eine Miss Marpel der Neuzeit auf Mördersuche.
Es macht großen Spaß die Handlungen zu verfolgen,
vor allem wenn Wanda sich wieder ihren blühenden Fantasien hingibt.
Außerdem erhält dieser Krimi sehr viel Lokalkolorit.
Die Orte sind sehr anschaulich und bildhaft beschrieben.
Überhaupt wird alles sehr detailliert dargestellt.
Ein Kriminalroman zum Mitraten.
Bitte mehr davon!

Veröffentlicht am 21.09.2018

Großartig erzählt mit wunderbaren Charakteren

Sommerfrauen, Winterfrauen
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Text:
Ein Film über Sex. Rauh und radikal. In New York.
Das ist die Aufgabe, die Jonas gestellt bekommt.
Aber wie soll der überforderte Regiestudent ausgerechnet in der düstersten
Ecke der Lower East Side ...

Text:
Ein Film über Sex. Rauh und radikal. In New York.
Das ist die Aufgabe, die Jonas gestellt bekommt.
Aber wie soll der überforderte Regiestudent ausgerechnet in der düstersten
Ecke der Lower East Side und umgeben von gestrandeten Künstlerexistenzen einen Film drehen?

Als er auf Nele trifft, eine schillernde, eigensinnige Sommerfrau,
öffnet sich sein Blick für das wahre Ziel seiner Reise:
die Begegnung mit der eigenen ungeheuerlichen Familiengeschichte.

Fazit:
Chris Kraus ' Roman - Sommerfrauen, Winterfrauen - ist ein sehr vielschichtiger und sehr kurzweiliger Roman.
Dank seines besonderen Aufbaus, in Tagebuchform, sehr verdichtet.
Wir lesen aus dem Tagebuch des Vaters von Puma.
Der Autor hat einen wunderbaren sarkastischen und auch wieder prägnanten Unterton. Das alles macht diese Geschichte sehr humorvoll und witzig.
Der Roman wird in verschiedenen Strängen erzählt.
Kraus schafft es die Fäden zusammen zuhalten und ganz verschiedene Themen zu vereinen.
Auf der einen Seite die Figur der Tante Paula.
Deren lettisch/deutsch gepaart mit englisch immer wieder unfreiwillig komisch rüberkommt . Die schlimme NS-Zeit fügt sich problemlos in die Geschichte und wirkt überhaupt nicht deplatziert. Passt sich nahtlos an.
Aber auch der Alltag wird sehr impulsiv erzählt.
Beobachtungen sind immer wieder sehr humorig.

Beispiel:
etwas Argloses haftet an den Deutschen, unbedarft, tapsig, treuherzig, weißbrotartig sind sie.
Das fällt ihm ein als Deutsche eine Parade an der Fifth Avenue abhalten.

Oder über Jeremiah :
In der Uni ein funktionierendes Mitglied der Gesellschaft.
Zu Hause ein Typ, der allmählich vergisst, wie sich fester Stuhlgang anfühlt.

Seine Freundin Mah teilt die Frauen in Sommerfrauen/Winterfrauen ein.
Sommerfrauen sind Schönwetterfrauen die anders ticken als sie.
Nach Mahs Meinung ist eine Sommerfrau gar keine richtige Frau.
Die Winterfrau hingegen ist autark, verantwortungsvoll und zuverlässig.
Mah ist natürlich eine Winterfrau.
Kraus hat hier einen fulminanten Roman geschaffen.
Großartig erzählt mit wunderbaren Charakteren.
Ein Leseerlebnis.

Veröffentlicht am 18.09.2018

Ein sehr feinfühliges Buch, das zum Nachdenken anregt

Ein Winter in Paris
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Text:

Victor hat die Provinz hinter sich gelassen und
ist zum Studium nach Paris gezogen.
Er kommt aus einfachen Verhältnissen, der Druck an der Uni ist hoch.
Victor ist einsam und fühlt sich unsichtbar.
Einzig ...

Text:

Victor hat die Provinz hinter sich gelassen und
ist zum Studium nach Paris gezogen.
Er kommt aus einfachen Verhältnissen, der Druck an der Uni ist hoch.
Victor ist einsam und fühlt sich unsichtbar.
Einzig mit Mathieu, einem Jungen aus dem Kurs unter ihm,
raucht Victor hin und wieder eine Zigarette.
Als Mathieu in den Tod springt, verändert sich für Victor alles.
Plötzlich wird er, der einzige Freund des Opfers, sichtbar.
Seine Kommilitonen interessieren sich plötzlich für ihn
und langsam entwickelt er zu Mathieus Vater eine Beziehung,
wie er sie zu seinem eigenen Vater nie hatte.

Fazit:
Ein sehr feinfühliges Buch, das zum Nachdenken anregt.
Die Charaktere sind sehr ausdrucksstark und lebendig.
Der Autor schafft es mit einer wunderschönen und klaren Sprache
über die Grausamkeiten einer Eliteschule zu schreiben.
Hier die Elite, die Zukunft und dort die Provinzler die eh gleich
abgeschrieben werden.
Da muss, erst schlimmes passieren damit es zu einer Annäherung kommt.
Dieses Buch macht aber auch Mut und bringt Hoffnung,
das es im Leben immer weiter geht.
Jeder kann hier ein kleines Stück Hoffnung in sein eigenes Leben mitnehmen.
Nicht nur deshalb ist dieses Buch einfach schön.
Ein warmherziger, großartiger Roman der einen in den Bann zieht.
Das Buch ist traurig und fröhlich, bitter und süß und einfach nur schön.

Veröffentlicht am 15.09.2018

Allerbeste Unterhaltung

Spätsommerfreundinnen
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Text:

Den alten Gasthof in ihrem Heimatort übernehmen und
nur noch tun, was sie liebt: Kochen und Backen.
In ihrer Jugend war das Jettes Traum.
Aber dann hat sie studiert und ist in die Stadt gezogen,
hat ...

Text:

Den alten Gasthof in ihrem Heimatort übernehmen und
nur noch tun, was sie liebt: Kochen und Backen.
In ihrer Jugend war das Jettes Traum.
Aber dann hat sie studiert und ist in die Stadt gezogen,
hat geheiratet und ihre wunderbare, inzwischen erwachsene Tochter bekommen.
Als Jette jetzt erfährt, dass der Wirt des Gasthauses gestorben ist,
fährt sie zum ersten Mal nach langer Zeit wieder in den Ort in der Heide,
um Abschied zu nehmen. Und plötzlich kehren all die Erinnerungen an damals
zurück und mit ihnen Gefühle, die Jette längst vergessen hatte.

Fazit:

Das Cover verspricht wieder allerbeste Unterhaltung und es hält auch, was es verspricht.
Mit dem hinreißenden Erzählstil, unverwechselbar leicht und locker
geht es dieses Mal in die Lüneburger Heide.
Die Charaktere sind alle um die 50 Jahre und wachsen einen schnell ins Herz.
Es ist nie zu Spät sein Leben zu ändern, Wünsche oder Träume wahr zu machen.
Das Wichtigste im Leben ist und bleibt die Liebe.
Das ist die Botschaft dieses warmherzigen Romans.
Die schönen Landschaftsbeschreibungen und die richtig guten Rezepte runden den Roman ab.
Andrea Russo hat wieder mal einen wunderbaren Wohlfühlroman geschaffen.

Veröffentlicht am 13.09.2018

Ein Diener und ein Todesfall

Ich war Diener im Hause Hobbs
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Text:

Christian Kauffmann aus Feldkirch in Vorarlberg findet in seiner Tätigkeit als Diener seine Erfüllung. Die erste Anstellung führt "Krischi", wie sein Name vorarlbergisiert wird, nach Zürich, in ...

Text:

Christian Kauffmann aus Feldkirch in Vorarlberg findet in seiner Tätigkeit als Diener seine Erfüllung. Die erste Anstellung führt "Krischi", wie sein Name vorarlbergisiert wird, nach Zürich, in den großbürgerlichen Haushalt der Familie Hobbs, zu Jean-Pierre Hobbs, einem erfolgreichen, wohlhabenden seriösen Anwalt, seiner Frau Bernadette und zwei kleinen Kindern.
Jean-Pierres Zwillingsbruder Gerome, ein Maler, lebt ebenfalls auf dem Anwesen, in einem zum Atelier ausgebauten Pavillon des weitläufigen Grundstücks.
Christian ist ihr Diener. Also Beobachter.
Christian erzählt von seinen ersten Jahren im Hobbs'schen Haushalt, geht seinen manchmal auch trügerischen
Erinnerungen nach. Während er die untiefen der eigenen Schuld auslotet, kommt er einem großen Geheimnis auf die Spur.

Fazit:

Am Anfang gibt es viele lose Fäden, die am Ende aber alle miteinander verknüpft werden.
Es geht auch um die Frage, ist es wirklich so, wie es scheint?
Die Autorin hat eine wunderbare Ausdrucksweise mit viel Liebe zum Detail.
Jeder Satz sitzt und hat eine unsagbare Präsenz.
Ist voll von wunderbaren Worten mit hinreißenden Witz und
voll von hintergründigem Humor!
Die Charaktere sind sehr überzeugend und ausdrucksstark.
Die Story, die Charaktere, die Ausdruckskraft einfach nur wunderbar.
Ein ganz außergewöhnlicher Roman der die Vergangenheit in einem
ganz anderen Licht erscheinen lässt.
Ein Leseerlebnis.