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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 14.02.2024

Urlaub für die Seele

Die Wundersammler
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So viel kann ich vorwegnehmen "Die Wundersammler" von Hans Rath und Michaela Wiebusch ist ein absoluter Wohlfühlroman, den ich mit viel Freude gelesen habe. Aber worum geht es überhaupt? Soziologiestudentin ...

So viel kann ich vorwegnehmen "Die Wundersammler" von Hans Rath und Michaela Wiebusch ist ein absoluter Wohlfühlroman, den ich mit viel Freude gelesen habe. Aber worum geht es überhaupt? Soziologiestudentin Paula befindet sich über den Sommer im italienischen Molitori, wo sie ihre Doktorarbeit zum Thema Wunder fertigstellen will. So produktiv wie erhofft kommt sie allerdings nicht voran. Zum Glück helfen ihr aber einige ihrer dortigen Begegnungen unerwartet dabei. Allen voran Pater Benedikt, der sich ebenfalls nach Molitori begeben hat, weil er derzeit in einer Sinnkrise steckt und sich fragt, ob er wohl immer noch von Gott berufen ist. Zusammengebracht durch Paulas Sommerfreundin, die Schülerin Franca, beschließen sie sich gemeinsam auf die Suche nach einer Erklärung für die Wunder dieser Welt zu machen. Ein bisschen hoffen sie dabei auch darauf, ihr eigenes Wunder zu erleben. Zu dem Zwecke machen sie sich zu zweit auf eine Reise und klappern alle Anlaufstellen ab, die Paula bereits im Zuge ihrer Doktorarbeit kontaktiert hatte. Dabei begegnen ihnen zahlreiche Menschen, die sich mit dem Thema Wunder auf unterschiedlichste Art und Weise auseinandersetzen. Mit allen führen sie Gespräche über ihre Sicht der Dinge. Denn was genau ist überhaupt ein Wunder? Eine schöne Rolle nimmt auf dieser Reise immer wieder Franca ein, die zwar nicht mit dabei ist, aber regelmäßig mit Paula und Benedikt videochattet, um zu erfahren, wo sie gerade sind und was sie gerade erleben. Dazu gibt sie den beiden immer wieder neue Denkanstöße und Impulse, die sie ermuntern weiterzumachen, besonders wenn es mal wieder Zweifel gibt, ob Wunder überhaupt existieren. Ob dem so ist oder nicht, davon können sich die Leserinnen und Leser in dem Roman am besten selbst ein Bild machen. Das Buch vermittelt durchweg eine schöne Stimmung durch seinen herzlichen Schreibstil, ohne dabei (zu) kitschig zu werden. Oft hatte ich das Gefühl, selbst auf Reisen zu sein und die genannten Orte zu besuchen. Eine schöne und lesenswerte Erfahrung.

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Veröffentlicht am 05.02.2024

Keine leichte Kost

Notizen zu einer Hinrichtung
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"Notizen zu einer Hinrichtung" von Danya Kukafka ist ein Roman, der gemischte Gefühle bei mir hervorgerufen hat und sich am Ende wahrlich nicht als leichte Kost herausgestellt hat. Das sollte ...

"Notizen zu einer Hinrichtung" von Danya Kukafka ist ein Roman, der gemischte Gefühle bei mir hervorgerufen hat und sich am Ende wahrlich nicht als leichte Kost herausgestellt hat. Das sollte den Leserinnen und Lesern vor der Lektüre bewusst sein. Dennoch empfehle ich den Roman, da er Einblicke gibt, die so facettenreich, differenziert, aber auch erschütternd sind, dass sie sowohl packend zu lesen sind als auch zum Nachdenken anregen.
Zum Inhalt: Erzählt wird die Geschichte von Ansel Packer, der für seine verübten Morde mit dem Tod bezahlen muss. Die 12 Stunden bis zu seiner Hinrichtung erzählt Kukafka detailliert und mit zahlreichen Rückblenden. Darin erfährt die Leserschaft, was genau zu Packers entsetzlichen Taten geführt hat. Eine Hauptrolle spielen dabei die wichtigsten Frauen in Ansels Leben, die in einzelnen Kapiteln genauer betrachtet und begleitet werden. Wir erfahren viel über ihre Leben und wie sie Ansel kennengelernt und wahrgenommen haben. Damit erschafft die Autorin ein sehr komplexes Bild der Person, das dennoch in seiner Gesamtheit bis zum Ende rätselhaft bleibt.
Ungewöhnlich an dem Buch ist der Schreibstil der Autorin. Denn in den Kapiteln, die von Ansels Zeit bis zur Vollstreckung der Hinrichtung handeln, spricht sie ihn quasi an und beschreibt die Situation, indem sie beispielsweise sagt: "Du schwingst die Beine über die Pritschenkante, hievst dich von der Matratze." Was mich zunächst verwirrt hat, dann aber trotz der Tragik Ansel Packer etwas Menschliches verliehen hat. Dadurch gelingt es Kukafka, eine kritische Auseinandersetzung mit der Sinnhaftigkeit einer Hinrichtung sowohl aus Opfer- als auch aus Täterperspektive herzustellen. Kein leichtes Unterfangen, aber eins, das zum Nachdenken anregt. Ebenfalls betrachtet sie die gesamte Entwicklung der Mordfälle und Berichterstattung darüber mit einem kritischen Auge und macht in ihrem Roman deutlich, welche Absurdität oftmals mit der Faszination für Täter einhergeht. Ein Punkt, der sich auf die Realität in Form von True Crime-Formaten durchaus übertragen lässt.
Insgesamt handelt es sich bei "Notizen zu einer Hinrichtung" um einen Roman, der außergewöhnlich geschrieben, feinfühlig erzählt, aber auch bedrückend zu lesen ist.

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Veröffentlicht am 22.01.2024

Nimm deine Gesundheit selbst in die Hand

OUTLIVE
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"Outlive - Wie wir länger und besser leben können als wir denken" von. Dr. Peter Attia in Zusammenarbeit mit Bill Gifford hat mich thematisch sofort angesprochen. Dass dieses Standardwerk zur ...

"Outlive - Wie wir länger und besser leben können als wir denken" von. Dr. Peter Attia in Zusammenarbeit mit Bill Gifford hat mich thematisch sofort angesprochen. Dass dieses Standardwerk zur Langlebigkeit über 640 Seiten verfügt, lässt eine lange Lesezeit vermuten, dem war aber nicht so. Schon die Einleitung ist so knackig und nachvollziehbar geschrieben, dass mich dieses Sachbuch einfach von Beginn an gefesselt hat. Attia gelingt es mit passenden Analogien, wie beispielsweise der zu den fallenden Eiern aus seinem Traum, den Leser:innen seine Thematik verständlich und mit einer Prise Humor näherzubringen.
Die übersichtliche Gliederung des Werkes in drei Teile macht das Lesen des Buches zu einer überaus spannenden Lektüre. Im ersten Teil geht Attia u. a. auf seinen Ansatz, den er verfolgt, ein. Dabei stellt er deutlich heraus, dass dieser ein proaktiver ist und er den Fokus auf die Vorbeugung chronischer Krankheiten legt, bei der die Patient:innen aktiv mitwirken müssen. Dazu gibt er außerdem den Leser:innen einen Leitfaden an die Hand, wie sie selbst mit dem Buch arbeiten können, was durchaus hilfreich ist.
Konkret behandelt "Outlive" die, wie Attia sie nennt, vier apokalyptischen Reiter des Alterns: Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebs, neurodegenerative Erkrankungen und Krankheiten wie Diabetes Typ 2 und damit einhergehende Stoffwechselerkrankungen. Auf diese geht er dann in Teil zwei näher ein. Hier wird der Schreibstil dann deutlich wissenschaftlicher, aber immer noch verständlich und nachvollziehbar. Jede Krankheit bekommt ihr eigenes Kapitel mit Informationen zu Entstehung, Folgen, Risiken und Prävention, alles mit zahlreichen Quellen belegt.
Teil drei befasst sich dann mit den Methoden, diese Risiken zu mindern und welche Rolle dabei Bewegung, Ernährung, Schlaf und die seelische Gesundheit spielen. Wer jetzt allerdings ein konkretes Work-out oder einen Ernährungsplan erwartet, ist hier falsch, denn das ist laut Attia, vollkommen individuell. Ein Buch allein kann das nicht leisten. Wäre ja auch zu schön. Allerdings handelt es sich bei "Outlive" ja auch um ein Standardwerk und kein Wunderwerk. Es ist augenöffnend, vermittelt neues Wissen und gibt einen wichtigen Anstoß, eigene Gewohnheiten zu hinterfragen.
Ohnehin gefällt mir Attias Ansatz, der auf Prävention statt Behandlung beruht, sehr gut, und auch die Kritik, die er an einer behandelnden statt vorbeugenden Medizin übt, hat mich absolut angesprochen. Schön zu lesen ist, dass jeder selbst dazu seinen Beitrag leisten kann und genau dazu ermuntert dieses Buch.

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Veröffentlicht am 11.01.2024

Veränderung ist nötig

Not Your Business, Babe!
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„Not your business, babe!“ von Verena Bogner ist ein Sachbuch, das sich dem Thema Frauen in der Arbeitswelt widmet. Bogner bringt darin auf den Punkt, was viele, die sich bereits in irgendeiner Form mit ...

„Not your business, babe!“ von Verena Bogner ist ein Sachbuch, das sich dem Thema Frauen in der Arbeitswelt widmet. Bogner bringt darin auf den Punkt, was viele, die sich bereits in irgendeiner Form mit der Thematik beschäftigt haben, schon ahnen: Für Frauen bzw. weiblich gelesene Personen gibt es in der Arbeitswelt reichlich Nachteile. Aber bevor ich darauf weiter eingehe, kurz ein paar Sätze zum Aufbau des Buches: Was mir sehr gut gefallen hat, ist, dass sich die Autorin erst einmal vorstellt und ihre Ausgangssituation beschreibt, dabei ist ihr bewusst, dass sie sich als weiße Cis-Frau in einer der privilegierteren Situationen befindet und gerade deshalb auf die Missstände, die für viele andere Frauen noch prekärer sind, aufmerksam machen möchte. Diese selbstreflektierte Sicht gefällt mir, denn sie schreibt auch, dass wir ohne Menschen mit diesen Möglichkeiten nicht vorankämen. Warum das so ist, belegt sie mit zahlreichen guten und konkreten Beispielen aus fundierten Quellen und Studien. Oft wird in der Gesellschaft beim Individuum angesetzt, dass aber nicht jedes Individuum die gleichen Voraussetzungen hat, wird dabei gerne übersehen. Ein großer Kritikpunkt Bogners. In diesem Zuge deckt sie auch vermeintliche Feministinnen auf, die behaupten, einfach nur hart genug arbeiten zu müssen, um Erfolge zu erzielen. Dass diese Frauen aber fernab unserer Realität agieren, wie z. B. Kim Kardashian und das nicht sehr selbstreflexiv betrachten, kehren sie gerne mal unter den Teppich.
In dem Buch tauchen auch immer wieder Begriffe auf wie Hustle Culture, Extrameile und Girlboss, auf deren Problematik an vielen Stellen aufmerksam gemacht wird. Dadurch lassen sich manche gesellschaftlichen Vorstellungen besser erkennen und Fallstricke entlarven.
Abschließend ist zu sagen, dass Bogner nicht den Anspruch hat, eine Lösung für die komplexen Probleme von Frauen in der Arbeitswelt zu finden, aber sie gibt eine Gehrichtung vor, die Frauen und durchaus auch Männern hilft, die Fallstricke des Kapitalismus zu erkennen und stärker für sich und andere einzustehen, um in Zukunft eine Veränderung zu bewirken.
Damit hat mir dieses auf seine Art sehr unterhaltsame und lehrreiche Buch definitiv an vielen Punkten aus der Seele gesprochen, was sicher auch daran liegt, dass ich mich wie Bogner zu den Millenials bzw. der Generation Y zähle. Grundsätzlich finde ich, dass die Lektüre ein Muss ist für alle, die sich eine Veränderung in der (Arbeits-)Welt wünschen und definitiv nicht nur für Frauen.

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Veröffentlicht am 30.12.2023

Packender Thriller mit ungewöhnlichem Hintergrund

Agonie (Milosevic und Frey ermitteln 2)
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„Agonie“ ist der zweite Thriller des Autorenduos, das sich hinter dem Pseudonym Lea Adam verbirgt. Darüber hinaus ist es auch der zweite Fall für das Ermittlerduo Jagoda „Milo“ Milosevic und ...

„Agonie“ ist der zweite Thriller des Autorenduos, das sich hinter dem Pseudonym Lea Adam verbirgt. Darüber hinaus ist es auch der zweite Fall für das Ermittlerduo Jagoda „Milo“ Milosevic und Vincent Frey. So viel kann vorweggesagt werden: dieser Fall ist an Brutalität kaum zu überbieten. Die Umwelt-Influencerin Mira Mönchshagen wird auf bestialische Weise ermordet in ihrer Wohnung aufgefunden, was auch den Ermittlern ordentlich zusetzt. Sie war eine Persönlichkeit, die mit ihrer Meinung stark polarisiert hat, weshalb auch die Zahl der Verdächtigen ziemlich hoch ist. Besonders das Thema Tierwohl und insbesondere Tiere als Nahrung wird hier stark hervorgehoben, was ich für einen Thriller mal eine interessante und sehr gelungene Thematik finde. Während Milo und Vince sich auf die Suche nach dem oder der Täterin begeben, begegnen ihnen eine Reihe von Menschen, die auf unterschiedliche Art und Weise ihr Interesse wecken. Dabei kommt es meiner Meinung nach zu teilweise unrealistischen Verflechtungen, denn auch romantische Gefühle spielen in dem Thriller eine Rolle. Dazu kommen private Interessen, die doch recht stark mit den beruflichen in Konflikt geraten. Nichtsdestotrotz bleibt die Spannung auf der Suche nach Miras Mörderin bestehen. Dass es bei diesem einen Mord nicht bleiben soll, macht den Fall noch komplexer. Hinzu kommen immer wieder Abschnitte, in denen der Erzähler aus dem Leben einer weiteren Person berichtet, vollkommen unabhängig von dem Fall. Wie all das zusammenhängt, stellt sich bald heraus und bereichert die Geschichte definitiv. Auch wenn ich die Lösung des Falles am Ende nur stückweise nachvollziehbar fand, ist „Agonie“ ein gelungener, spannender und fesselnder Thriller gewesen, der mit den Werken alteingesessener Autorinnen des Genres locker mithalten kann. Ich bin mir sicher, dass ich mir den nächsten Fall von Milo und Vince nicht entgehen lassen werde.

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