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Liselottchen

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Veröffentlicht am 03.05.2025

Falsch gehandelt, aber alles richtig gemacht?

Staying Alive
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Nicki ist eine 33jährige Ärztin, die frisch ihren Dienst auf der Notfallstelle des Krankenhauses beginnt. Ohne lange Anleitungen findet sie sich im stressigen Klinikalltag wieder, in der es kaum Verschnaufpausen ...

Nicki ist eine 33jährige Ärztin, die frisch ihren Dienst auf der Notfallstelle des Krankenhauses beginnt. Ohne lange Anleitungen findet sie sich im stressigen Klinikalltag wieder, in der es kaum Verschnaufpausen gibt. Unmengen von Patienten müssen im Rekordtempo angeschaut, die richtige Diagnose gestellt und der Therapie zugeführt werden. Da ist es nicht hilfreich, dass ein Großteil der Patienten nicht auf eine Notaufnahme gehören (ich habe seit fünf Wochen Rückenschmerzen ...). Zum Glück arbeitet Nicki in einem Team, von dem sie Rückhalt bekommt, zudem verliebt sie sich in den Oberarzt Micha.

Die Autorin hat einen humorvoll spritzigen Schreibstil, der gut zu lesen ist. Da ich selbst in einer Notaufnahme gearbeitet habe, kann ich bestätigen, dass vieles der Wahrheit entspricht – überspitzt ausgedrückt, jedoch durchaus realistisch. Das Personal ist chronisch überarbeitet. Die Liebesgeschichte zwischen Micha und Nicki hätte einen Tick mehr Raum bekommen können, sie waren plötzlich im Bett – ein (prickelnder) Beginn wurde übersprungen. Klar, die Story ist nicht als Liebesgeschichte ausgelegt, dennoch hatte ich das Gefühl, da fehlt was. Es ist quasi eine Nebenhandlung während der Erzählung von den Abläufen in einer Ambulanz, die Witzeleien untereinander, die jammernden und sich beschwerenden Patienten und natürlich der Druck, der auf dem Personal liegt. Auch, dass sich Ärztinnen immer noch schwertun, von Patienten und Kollegen ernstgenommen zu werden, ist durchaus Tatsache. Der Schluss kam ebenfalls abrupt.
Unter dem Strich ein amüsantes Buch mit (leider) einigem Wahrheitsgehalt über die Zustände in einer Rettungsstelle. Lesenswert.

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Veröffentlicht am 28.04.2025

Eine Hochzeit mit Hindernissen

Lieber solo als allein
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Leonie hat sich in den Italiener Luca verliebt und nun wollen sie an seinem Heimatort heiraten. Dazu reisen ihre betagte verwitwete Großmutter Gabriele sowie ihre beiden geschiedenen Eltern Katrin und ...

Leonie hat sich in den Italiener Luca verliebt und nun wollen sie an seinem Heimatort heiraten. Dazu reisen ihre betagte verwitwete Großmutter Gabriele sowie ihre beiden geschiedenen Eltern Katrin und Oliver an. In Perugia lernen sie Lucas Eltern, die ein Hotel führen, kennen, und alles scheint eitel Wonne zu sein. Doch es gibt ein paar Geheimnisse ...

Ich bin mit (zu) großen Erwartungen an diesen Roman herangegangen, Bestsellerautorin und Chartstürmerin – leider wurde ich enttäuscht. Die Handlung will nicht in Schwun g kommen und plätschert dahin. Auch sind es viele Personen, die für mich alle nicht richtig greifbar waren, das sprichwörtliche »Mitfiebern« fiel für mich aus. Leonie und Luca – da gabs eine (extrem) kurze Verwicklung mit seiner Ex, Katrin und Oliver – die Story war von Anfang an durchschaubar und blieb für mich ohne Reiz. Selbst für Gabriele stand passenderweise ein neuer Partner parat. Ein wenig Pfeffer brachten die Eheprobleme von Lucas Eltern hinein mit einer überraschenden Auflösung und punkten konnte bei mir auch das süditalienische Ambiente. Doch alles in allem war mir die Story zu langweilig und ich habe mich ertappt, dass ich Absätze übersprungen habe, was ich sonst nicht tue.
Ein unaufgeregter Wohlfühlroman mit italienischem Flair, kann man lesen, muss man nicht.

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Veröffentlicht am 20.04.2025

Eine Abrechnung mit dem bequem gewordenen Bürgertum

Shitbürgertum
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Der Autor beschäftigt sich in diesem Sachbuch mit der Gesellschaft, die aus dem Wohlstand gewachsen sich bequem zurückgelehnt hat und aus den Lehnstühlen vorzugsweise vor dem Fernsehapparat nicht mehr ...

Der Autor beschäftigt sich in diesem Sachbuch mit der Gesellschaft, die aus dem Wohlstand gewachsen sich bequem zurückgelehnt hat und aus den Lehnstühlen vorzugsweise vor dem Fernsehapparat nicht mehr hervorbewegen mag. Während ein anderer Teil der Bevölkerung das Land kaputt macht. Nach Jahrzehnten Frieden wiegen sich die meisten in Sicherheit und möchten mit minimaler Anstrengung ein Leben in Luxus führen. Poschardt listet Dinge auf, die zum Nachdenken anregen und hält den Menschen einen Spiegel vor, der sich unangenehm anfühlt. Bereits in seinen beiden Vorworten geht er hart ins Gericht: »Das Shitbürgertum lebt vom Geld derjenigen, die es beschimpft, verachtet und zerstört.« Das Nicht-Shitbürgertum sieht zu.
Leider sind mir Teile des Buchs etwas zu hoch, die Sprache ist in verschachtelten Sätzen mit zahlreichen Fremdwörtern gespickt, sodass ich oft mehrmals lesen musste, um zu verstehen, was gemeint ist. Zudem setzt der Autor ein Grundwissen von geschichtlichen Ereignissen und Personen heraus, das ich zwar teilweise besitze, jedoch trotzdem einige der genannten und zitierten Personen googeln musste. Aber er schreibt nichts, was nicht der Wahrheit entspricht. Die provokanten Äußerungen bieten hoffentlich eine gute Grundlage zum Nach- und Umdenken Ich persönlich hätte mir an manchen Stellen eine einfachere Ausdrucksweise und ein paar Erklärungen mehr gewünscht, vor allem auch eine Perspektive für die Zukunft. Nach Beendigung de Buches habe ich nun auf jeden Fall ein mulmiges Gefühl, was uns erwarten wird.

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Veröffentlicht am 06.04.2025

Nachdenklich stimmender Liebesroman

Verliebt in Stockholm
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Mira ist Geigerin und hat die Chance in ein renommiertes Orchester aufgenommen zu werden. Mit Stargeiger Alessandro verbindet sie eine Affäre, und hofft, dass mehr draus wird. Eine Schulterentzündung scheint ...

Mira ist Geigerin und hat die Chance in ein renommiertes Orchester aufgenommen zu werden. Mit Stargeiger Alessandro verbindet sie eine Affäre, und hofft, dass mehr draus wird. Eine Schulterentzündung scheint nun all ihre Träume platzen zu lassen. Bei der Ärztin trifft sie auf ihren Jugendfreund William. Die damalige Trennung ist unschön verlaufen, nun wird sie erneut damit konfrontiert.

Die Autorin erzählt ihren Roman in zwei Zeitebenen: In der Gegenwart und vierzehn Jahre zuvor. Mira ist mit Alessandro zusammen, doch der berühmte Geiger ist ständig unterwegs und sie haben wenig Zeit, ihre Liebe auszuleben. Als sie auf ihre große Liebe in der Jugendzeit trifft. Wirft sie das in einen Wirbelsturm von Erinnerungen und Gefühlen. Stück für Stück werden die Ereignisse in der Vergangenheit aufgerollt, das ist spannend und ich war neugierig auf Williams Geheimnis und die Trennung der beiden. Die Geschichte der Gegenwart beschäftigt sich mit der wertvollen Geige, die Mira als Leihgabe bekommen hat, und wer sie vor ihr spielen durfte. Diese Nebenhandlung hätte es für mich nicht gebraucht, dafür wären mit ein paar Takte am Schluss und Aufklärung (beispielsweise über Williams Eltern) lieber gewesen.
Der Schreibstil ist flüssig lesbar und trotz meiner kleinen Kritik hat mich das Buch gut unterhalten, daher gibt es eine klare Leseempfehlung von mir.


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Veröffentlicht am 03.04.2025

Unmenschliche Odyssee durch eisiges Land

Um jeden Preis
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Lydia lebt mit Eltern und Geschwistern in der Ukraine. Die Familie sind Deutsche, die das Land bewirtschaften. Die roten Brigaden unter Stalin lassen die Bauern aushungern, kassieren die gesamte Ernte ...

Lydia lebt mit Eltern und Geschwistern in der Ukraine. Die Familie sind Deutsche, die das Land bewirtschaften. Die roten Brigaden unter Stalin lassen die Bauern aushungern, kassieren die gesamte Ernte und gründen Kolchosen. Lydias Eltern müssen Zwangsarbeit leisten und erhalten kaum Nahrung für sich und die Kinder. Drei ihrer Geschwister sterben. Doch es kommt noch schlimmer: Nach dem Zweiten Weltkrieg wird die Familie zwangsumgesiedelt und muss sich unter schwierigsten Bedingungen in die eisige Kälte Sibiriens begeben. Die Lebensbedingungen sind unmenschlich hart. Als der Vater eingezogen wird, muss die Mutter allein für ihre fünf Kinder sorgen, Lydia und ihrer ältere Schwester Katja arbeiten fortan zwölf bis vierzehn Stunden um ihre jüngeren Geschwister durchzubringen. Doch es soll noch schlimmer werden ...

Im ersten Teil des Buches erzählt Lydia, die offenbar später ihre Erlebnisse niedergeschrieben hat. Es ist wie ein Tagebuch. Was ihr und ihrer Familie zugemutet wurde ist barbarisch und menschenverachtend. Der Schreibstil ist gut leserlich und ich flog nur so über die Seiten. Für mich war unglaublich, was Lydia alles durchmachen musste. Über viele Dinge erzählt sie einfach nüchtern und einiges wird kurz gefasst, die Story hat mich berührt und demütig werden lassen. Mit wie wenig ein Mensch überleben kann! Und was man alles aushält – sagenhaft.
Der zweite Teil ist anders: Lydias erwachsene Kinder erzählen Episoden. Die lesen sich ebenfalls sehr gut, wie kleine Kurzgeschichten. Dennoch hätte ich es lieber gehabt, wenn Lydias Geschichte weitergegangen wäre.
Der Anfang, als die Autorin mit den »echten« Protagonisten aus dem Buch spricht, ist mir unheimlich nahe gegangen – das Leben schreibt doch die schönsten und auch schlimmsten Geschichten.
Unbedingt lesen!

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