Wenn man mit dem Leben abgeschlossen hat
Von hier aus weiterMarlens Mann Rolf scheidet nach einer schlimmen Diagnose freiwillig aus dem Leben. Als Arzt hat er Zugang zu den tödliche Medikamenten und kennt sich auch mit der Dosierung aus. Zurück bleiben seine Frau ...
Marlens Mann Rolf scheidet nach einer schlimmen Diagnose freiwillig aus dem Leben. Als Arzt hat er Zugang zu den tödliche Medikamenten und kennt sich auch mit der Dosierung aus. Zurück bleiben seine Frau Marlen und seine drei Söhne aus erster Ehe mit deren Familien. Marlen ist wie betäubt – und wütend. Denn sie und ihr Mann hatten eine Abmachung, an die er sich nicht gehalten hat. Sie schleppt sich durch die Beerdigung und die anschließenden Tage. Der Zorn überdeckt die Trauer, sie ist in einem filigranen Zustand, als ihre Dusche den Geist aufgibt und sie einen Klempner ruft. Jack entpuppt sich als ehemaliger Schüler von ihr, der kurz darauf bei ihr einzieht. Auch die Ärztin Ida, die die Praxis ihres Mannes übernommen hat, schaut vorbei. Ist Marlen deren Sorge anfänglich lästig, so weiß sie es zunehmend zu schätzen. Schließlich erhält sie einen Anruf ihrer Freundin Wally, zu der sie schon lang den Kontakt verloren hat, weil sie weit weg in Wien lebt. Wally hat einen Brief von Rolf, mit dem Auftrag, dass Marlen ihn persönlich in Wien abholen muss. Doch Marlen hat keine Lust, sich auf die lange Reise zu begeben ...
Die Story beginnt mit einer skurril-humorvollen Episode, danach geht es jedoch ernst weiter. Die Autorin versteht es, die Stimmungen ihrer Figuren zu transportieren, sodass sie mir unheimlich nahe kamen und ich mich sofort hineinversetzen konnte. Marlen ist eine interessante vielschichtige Persönlichkeit, deren Wut unterschwellig vorhanden ist. Sie funktioniert äußerlich wie eine Marionette, fühlt sich innen taub. Ich konnte fast jeden Schritt nachempfinden und ihre Handlungen verstehen. Jack, der Klempner, ist nach schwierigen Familienverhältnissen zu einem charakterstarken und unheimlich sympathischen Charakter herangewachsen, mir gefiel seine subtile Hilfe für Marlen. Sein Einzug bei Marlen erfolgt für mich zu rasch. Würde eine alleinstehende Frau einen Mann, den sie lediglich als Schüler kannte, gleich bei sich aufnehmen? Möglich ist alles.
Die Liebesgeschichte zwischen Jack und der Ärztin Ida ist perfekt eingewoben, läuft nebenher und ist doch der Faden, der auch Marlen mit den jüngeren Leuten verbindet.
Der Abschluss ist versöhnlich, die Auflösung unerwartet. Fazit: Das Buch hat mich sehr gut unterhalten und zu großen Teilen nachdenklich gestimmt. Eine absolute Leseempfehlung von mir.