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Liselottchen

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Veröffentlicht am 13.02.2025

Wenn man mit dem Leben abgeschlossen hat

Von hier aus weiter
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Marlens Mann Rolf scheidet nach einer schlimmen Diagnose freiwillig aus dem Leben. Als Arzt hat er Zugang zu den tödliche Medikamenten und kennt sich auch mit der Dosierung aus. Zurück bleiben seine Frau ...

Marlens Mann Rolf scheidet nach einer schlimmen Diagnose freiwillig aus dem Leben. Als Arzt hat er Zugang zu den tödliche Medikamenten und kennt sich auch mit der Dosierung aus. Zurück bleiben seine Frau Marlen und seine drei Söhne aus erster Ehe mit deren Familien. Marlen ist wie betäubt – und wütend. Denn sie und ihr Mann hatten eine Abmachung, an die er sich nicht gehalten hat. Sie schleppt sich durch die Beerdigung und die anschließenden Tage. Der Zorn überdeckt die Trauer, sie ist in einem filigranen Zustand, als ihre Dusche den Geist aufgibt und sie einen Klempner ruft. Jack entpuppt sich als ehemaliger Schüler von ihr, der kurz darauf bei ihr einzieht. Auch die Ärztin Ida, die die Praxis ihres Mannes übernommen hat, schaut vorbei. Ist Marlen deren Sorge anfänglich lästig, so weiß sie es zunehmend zu schätzen. Schließlich erhält sie einen Anruf ihrer Freundin Wally, zu der sie schon lang den Kontakt verloren hat, weil sie weit weg in Wien lebt. Wally hat einen Brief von Rolf, mit dem Auftrag, dass Marlen ihn persönlich in Wien abholen muss. Doch Marlen hat keine Lust, sich auf die lange Reise zu begeben ...

Die Story beginnt mit einer skurril-humorvollen Episode, danach geht es jedoch ernst weiter. Die Autorin versteht es, die Stimmungen ihrer Figuren zu transportieren, sodass sie mir unheimlich nahe kamen und ich mich sofort hineinversetzen konnte. Marlen ist eine interessante vielschichtige Persönlichkeit, deren Wut unterschwellig vorhanden ist. Sie funktioniert äußerlich wie eine Marionette, fühlt sich innen taub. Ich konnte fast jeden Schritt nachempfinden und ihre Handlungen verstehen. Jack, der Klempner, ist nach schwierigen Familienverhältnissen zu einem charakterstarken und unheimlich sympathischen Charakter herangewachsen, mir gefiel seine subtile Hilfe für Marlen. Sein Einzug bei Marlen erfolgt für mich zu rasch. Würde eine alleinstehende Frau einen Mann, den sie lediglich als Schüler kannte, gleich bei sich aufnehmen? Möglich ist alles.
Die Liebesgeschichte zwischen Jack und der Ärztin Ida ist perfekt eingewoben, läuft nebenher und ist doch der Faden, der auch Marlen mit den jüngeren Leuten verbindet.
Der Abschluss ist versöhnlich, die Auflösung unerwartet. Fazit: Das Buch hat mich sehr gut unterhalten und zu großen Teilen nachdenklich gestimmt. Eine absolute Leseempfehlung von mir.

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Veröffentlicht am 11.02.2025

Informativ gut aufbereitetes Buch

Krebs erklärt für Klein und Groß
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Es ist schwer, mit Kindern über Krebs zu reden, dieses Buch bietet eine gute Möglichkeit das zu tun. Die meisten haben im Familienkreis oder unter Bekannten und Freunden Betroffene, sodass eine Krebserkrankung ...

Es ist schwer, mit Kindern über Krebs zu reden, dieses Buch bietet eine gute Möglichkeit das zu tun. Die meisten haben im Familienkreis oder unter Bekannten und Freunden Betroffene, sodass eine Krebserkrankung früher oder später zum Thema wird.
Das Buch ist meines Erachtens perfekt aufgebaut, erst werden Fragen rund um die Erkrankung selbst beantwortet, Krebserkennung, Diagnose – alles kindgerecht sachlich formuliert. Die Illustrationen finde ich gelungen und passend, ganz für Kinder gemacht, dadurch wird das ernste Thema aufgelockert. Auch das Thema Sterben und Tod hat Raum bekommen, Trauer und Wut sind absolut erlaubte Gefühle. Und dass es sinnvoll ist, sich Hilfe zu suchen.
Der Eltern-Bereich am Schluss mit Tipps und Empfehlungen für weiterführende Literatur sind ebenfalls hilfreich. Ein Buch für alle, denn mit dem Thema Krebs kommt jeder Mensch früher oder später auf irgendeine Weise in Berührung. Daher kann ich es nur wärmstens empfehlen. Ich würde es mit Kindern gemeinsam lesen, auch diejenigen, die schon allein lesen können, es ist eine gute Gesprächsbasis.

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Veröffentlicht am 04.02.2025

Wohlführoman mit Tiefgang

Das kleine Berghotel am Wasserfall / Schreib mir einen Brief
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Sina lebt auf Sylt, sie wurde mit einer Lippen-Gaumenspalte geboren und leidet unter den Narben. Jason ist in zwar München aufgewachsen, wurde aber aus Tansania adoptiert und ist täglich Mobbing und rassistischen ...

Sina lebt auf Sylt, sie wurde mit einer Lippen-Gaumenspalte geboren und leidet unter den Narben. Jason ist in zwar München aufgewachsen, wurde aber aus Tansania adoptiert und ist täglich Mobbing und rassistischen Sprüchen ausgesetzt. Die beiden lernen sich im Internet kennen, beginnen eine Chat-, später Brieffreundschaft. Obwohl sie sich auf geistiger Ebene wundervoll verstehen, glauben sie, dass durch ein persönliches Kennenlernen alles zunichtegemacht würde. Doch das Berghotel am Wasserfall ruft, es ergibt sich, dass Sina dort Urlaub machen möchte und Jason einen Job als Buchhalter annimmt. Beide wissen nicht, dass sie sich bereits kennen ...

Es ist nicht meine erste Geschichte von Heidi Troi, auch diesmal hat sie mich nicht enttäuscht. Ein bezauberndes Setting in den Bergen Südtirols und zwei traumatisierte Protagonisten, die mit ihrem Schicksal sprich Aussehen hadern. Wie wundervoll respektvoll die Autorin mit den Narben von Sina umgeht, die sich selbst sogar als »Monster« bezeichnet und wie liebevoll ihr ein neuer Weg gezeigt wird. Auch Jason lernt, dass nicht alle Menschen mit Vorurteilen behaftet sind. Eine Schlüsselfigur ist natürlich Oma Rosie, die alles vorauszuahnen scheint, etwas Mystik und Magie ist dabei. Das Hotel ist märchenhaft gezeichnet, obwohl man einen einstündigen Fußmarsch auf sich nehmen muss um es zu erreichen, würde ich dies ohne Zögern tun. Ich kenne Band 1 noch nicht (werde ich schleunigst nachholen), dennoch hatte ich keine Probleme, das Buch zu lesen. Die Story liest sich flüssig, dank des bildhaften Schreibstils, sodass ich nur so durch die Seiten geflogen bin.
Ein Roman zum Entspannen und möglicherweise zu reflektierten, ob Äußerlichkeiten im Leben nicht wirklich nur eine unwichtige Nebensache sind. Eine klare Leseempfehlung für alle, die gern romantische Geschichten lesen.

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Veröffentlicht am 01.02.2025

Auf einmal ist alles anders

MAMA SPRACHLOS
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Marie ist 17 Jahre alt, als ihre knapp 40jährige Mutter einen Schlaganfall erleidet und behindert wird. Ihr Leben krempelt sich komplett um und alles dreht sich nur mehr um die Gesundung und Rekonvaleszenz ...

Marie ist 17 Jahre alt, als ihre knapp 40jährige Mutter einen Schlaganfall erleidet und behindert wird. Ihr Leben krempelt sich komplett um und alles dreht sich nur mehr um die Gesundung und Rekonvaleszenz der Mutter. Die Familie, ihr Papa, Bruder Timo und dessen Freundin Bine halten fest zusammen, zudem bildet sich eine Community von Angehörigen Betroffener. Am meisten macht es Marie zu schaffen, dass ihre Mutter sich nicht ausdrücken kann, Worte und Gegenstände nicht mehr zusammenbringt. In dieser Situation taucht Serafino auf, der sich als ihr Schutzengel ausgibt und der auch nur für sie existiert ...

Der erste Teil des Buchs las sich für mich wie eine Krankengeschichte. Die Autorin hat sich mit dem Thema Schlaganfall befasst und die Auswirkungen bis ins kleinste Detail beschrieben, das war für mich oft (zu) emotionslos. Die Geschichte ist in Ich-Form aus Sicht der Tochter Marie verfasst, sie wird von Anfang an mit einbezogen, ich habe sie bewundert, dass sie nicht an der Überforderung zerbricht. So hat beispielsweise der Pfleger vor den Angehörigen eine Intimwäsche durchgeführt und ihrer Mutter das Höschen heruntergezogen. Da ich selbst Krankenschwester bin, hat mich das schockiert, denn uns wurde beigebracht, dass man Patienten niemals in entwürdigende Situationen bringt. Die Emotionen der Mutter wurden detailliert bildlich beschrieben, wie sie zornig wird, dass ihr Körper nicht so will, wie sie möchte oder zu weinen beginnt, weil sie sich nicht ausdrücken kann. Mir haben die Gefühle von Marie gefehlt, sie schildert vieles nüchtern, hat für eine 17jährige Massen an Verständnis, sogar dass ihr 18. Geburtstag nur am Rande gefeiert wird.
In der zweiten Hälfte nimmt die Story ein wenig an Fahrt auf. Maries Gefühle kommen besser heraus, sie geht auf Klassenfahrt und der Druck wird ihr zu viel.
Auf die Begegnungen mit dem »Schutzengel« Serafino, dessen Grab sie entdeckt, konnte ich mich nicht wirklich einlassen. Dafür, dass er nur in Maries Fantasie besteht, waren viele Dinge zu real, beispielsweise küssen sie sich, sie kuscheln zusammen im Bett und er gibt ihr einen Auftrag, seine Witwe glücklich zu machen.
Mein Fazit: Eine bewegende Geschichte, wie sich von jetzt auf gleich das Leben ändern kann, mit einem mystisch fantasievollen Anteil, der möglicherweise für andere Lesende durchaus seinen Reiz haben kann. Auf jeden Fall ein berührendes Thema, unbedingt lesenswert.

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Veröffentlicht am 28.01.2025

Vom Versuch, junge Leute für die Politik zu motivieren

Die Politik von morgen
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Dieses Sachbuch beschäftigt sich im ersten Teil mit der Ist-Situation, beleuchtet den Frust, der sich gegenüber der Politik breitgemacht hat, Wut, Hassreden und das zunehmende Fehlen von Diskussionsdisziplin. ...

Dieses Sachbuch beschäftigt sich im ersten Teil mit der Ist-Situation, beleuchtet den Frust, der sich gegenüber der Politik breitgemacht hat, Wut, Hassreden und das zunehmende Fehlen von Diskussionsdisziplin. Dem schlechten Ruf, der in der Bevölkerung im Allgemeinen über Politiker herrscht, sollen aufstrebende Neo-Politiker entgegentreten. Aus diesem Grund wurde die Organisation JoinPolitics gegründet, die das Potenzial und Talente in jungen Leuten für die Politik erkennen und fördern soll. Im zweiten Teil des Buches werden nun junge Politikerinnen und Politiker vorgestellt, die diese Förderung erhalten. Mir gefiel, dass es Leute aus verschiedenen Parteien sind, hier geht es um eine gute Politik und nicht um parteipolitische Ziele.
Der dritte Teil befasst sich mit der Zukunft, Visionen eines politisch konstruktiven Miteinanders. Natürlich wäre es erstrebenswert dahin zu kommen, leider klingt es zu märchenhaft, um wahr zu werden. Sachliche Diskussionen zu führen, ohne populistisch zu sein, gelingt nur dann, wenn man nicht eigene Machtpositionen im Kopf hat. Der Weg zu einem solch gepflegten Umgang ist steil und weit, der wird aber hier leider ausgeklammert. Man soll sich hohe Ziele setzen und den Autoren ist bewusst, dass es im Kleinen anfängt. Trotzdem hätte ich mir in diesem Teil konkretere Vorstellungen erwartet und nicht nur das extrem hochgesteckte Ziel in paradiesischen Farben ausgemalt.
Auf jeden Fall wünsche ich JoinPolitics alles Gute und Erfolg.

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