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Veröffentlicht am 16.11.2025

Missgeschicke Passieren

Kolossale Katastrophe
0

Wie ein kleiner Wellensittich zu einem wahrlich gigantischen Missgeschick beiträgt? Das zeigt Hannah Brückner in ihrem Bilderbuch „Kolossale Katastrophe“ erschienen im @nordsuedverlag . Juri macht einen ...

Wie ein kleiner Wellensittich zu einem wahrlich gigantischen Missgeschick beiträgt? Das zeigt Hannah Brückner in ihrem Bilderbuch „Kolossale Katastrophe“ erschienen im @nordsuedverlag . Juri macht einen Ausflug in das Dinomuseum. Zeitgleich beginnt der kleine Wellensittich des Garderobiers seinen abendlichen Inspektionsflug und trifft jedoch auf Juri, der eine riesige Angst vor Vögeln hat. Juri erschrickt so sehr, dass er ein gigantisches Dinoskelett zum Einsturz bringt - eine kolossale Katastrophe und alle sehen auch noch dabei zu. Bevor ihn die Sorgen zu gewaltig vorkommen, atmet Juri tief ein und aus und erinnert sich: „Wenn du aus einem üblen Schlamassel herauskommen willst, kannst du immer um Hilfe bitten“. Auf diese Weise entsteht eine wunderbare Gruppendynamik, bei der alle Museumsbesucher gemeinsam dabei helfen das Skelett wieder aufzubauen und daraus entsteht etwas ganz Neues und Einzigartiges. Die Deutsche Akademie für Kinder- und Jugendliteratur verlieh Hannah Brückner während der #fbm die „Serafina - Nachwuchspreis für Illustration“ und konnte mit der Botschaft, die sie mit ihrer Geschichte vermittelt die Jury überzeugen. Die reduzierte Farbpalette aus eher gedeckten Farben passt zu der abendlichen Stimmung und wirkt sehr gemütlich. Sehr interessant wird die Erzählung dadurch, dass im Text zunächst der Wellensittich des Garderobiers im Fokus steht aber gleichzeitig immer wieder Juri mit seiner roten Mütze bildlich ebenso fokussiert wird. Spannend beim Vorlesen ist die Doppelseite noch bevor die Katastrophe passiert. Ein weiter Bildausschnitt zeigt drei ausgestellte Dinoskelette und der ganze Saal kann überblickt werden. Die Kids, denen ich vorgelesen habe, haben natürlich gleich weiter nach dem Wellensittich Ausschau gehalten. Nur ganz klein, kann man Juri auf einem Geländer, das zur Absperrung dient, balancieren sehen. Ganz ohne Text hat sich hier direkt ein Imaginationsraum eröffnet. „Das darf man doch nicht! Vielleicht stößt man dagegen“ war die Aussage eines Kindes als ich fragte, was die Kinder sehen und natürlich haben wir das Szenario weiter gesponnen. Es gab große Augen, als die Geschichte tatsächlich exakt so verlief, wie es prognostiziert wurde. Das Schlimmste, was denkbar ist, passiert tatsächlich. Und umso schöner war es, dass die Geschichte den Fokus darauf legt, dass Missgeschicke passieren können sowie die Möglichkeit aufzeigt immer nach Hilfe fragen zu können.

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  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 29.10.2025

Für Fans

HEN NA IE - Das seltsame Haus
3

Der Grundriss eines Hauses und eine Frage: „Verstehen Sie, was ungewöhnlich an diesem Grundriss ist?“ womit Uketsu seinen neuen Kriminalroman eröffnet. In seinem zweiten Werk geht es um einen Journalisten, ...

Der Grundriss eines Hauses und eine Frage: „Verstehen Sie, was ungewöhnlich an diesem Grundriss ist?“ womit Uketsu seinen neuen Kriminalroman eröffnet. In seinem zweiten Werk geht es um einen Journalisten, der auf Spukhäuser spezialisiert ist und von einem Freund ebenjenen Grundriss vorgelegt bekommen hat, um ihn sich etwas genauer anzusehen. Daraufhin konsultiert er Kurihara, der sich auf die Analyse von Grundrissen spezialisiert hat.
Die stärke des Autors liegt definitiv im Spannungsaufbau seiner Geschichten. Was mir definitiv deutlich vor Augen gehalten wurde: Ich kenne mich wenig mit der japanischen Kultur aus und es fiel mir dementsprechend schwer, mich in so manche Handlung, Erklärung, Erzählweise oder Herleitung hineinzufinden und es ist gut möglich, dass ich so manche Anspielung schlichtweg nicht verstanden habe.
Uketsu bedient sich einer recht interessanten Erzählweise und lässt die Geschichte zum Großteil über Dialoge und Bilder von Grundrissen erzählen. Dadurch erhält man nur wenig Einblick in die Charakterzüge der einzelnen Figuren, was eine eher distanzierende Wirkung erzielt. Was am Anfang lediglich Spekulationen des Journalisten und dem Ich-Erzähler sind, wird schnell zu einem düsteren Sog. Indem innerhalb der Gespräche Fragen aufgeworfen und immer wieder Bilder eingebaut werden, regt dies zwar dazu an eigene Thesen zu entwerfen. Doch leider wurden aufblühende Überlegungen und Interpretationen viel zu schnell selbst erklärt und aufgelöst, ohne dass viel Raum für eigene Spekulationen blieb. Und dazu stellten sich diese recht übertrieben wirkenden Vermutungen immer als direkt richtig heraus. Dadurch kam zwar zu Beginn das Gefühl auf, an die Hand genommen und sanft durch die Geschichte geleitet zu werden auf. Jedoch wurde recht schnell die Tür zu den dunklen Geheimnissen einer Familiendynastie aufgestoßen. An dieser Stelle wurde die Geschichte, die eigentlich einen spannenden Einstieg hatte, zu einer mit einer absurden, unglaubwürdigen sowie überladenen Abhandlung. Hier wären weniger die immer gleichen Grundrisse oder Teilausschnitte derer hilfreich gewesen, sondern vielmehr zusätzliche Erklärungen zu den immer verstrickter werdenden Familienverhältnissen.
Das Buch wird wahrscheinlich interessierte Leser*innen finden, aber mich konnte es leider nicht abholen.

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  • Spannung
Veröffentlicht am 11.09.2025

Ein akademischer Höllenmarsch

Katabasis
2

Alice Law studiert analytische Magie in Cambridge und steht vor einem gewaltigen Problem: bei einem magischen Unfall, an dem sie eventuell nicht ganz unschuldig war, wurde Prof. Grimes, ihr Doktorvater, ...

Alice Law studiert analytische Magie in Cambridge und steht vor einem gewaltigen Problem: bei einem magischen Unfall, an dem sie eventuell nicht ganz unschuldig war, wurde Prof. Grimes, ihr Doktorvater, getötet. Und da sie bei ihm ihre Dissertation zum Abschluss bringen möchte fasst sie den Entschluss in die Hölle hinabzusteigen und nach ihm zu suchen. Jedoch sie ist dabei nicht allein, sondern bekommt Gesellschaft von Peter Murdoch, ihrem studentischen Rivalen.

Kuang ist es wieder außerordentlich gut gelungen eine magische Welt zu kreieren, die trotz allem sehr realitätsnah erscheint. Nach ihrem Roman Babel, in dem die Kolonisierung von Sprache ein zentrales Thema darstellte, widmet sie sich nun den Machtstrukturen im wissenschaftlichen Bereich und in wie weit Frauen hier benachteiligt werden. Ihr Stil ist auch hier wieder recht anspruchsvoll gehalten und gleicht an der ein oder anderen Stelle fast einer Abschlussarbeit, was natürlich die zentrale Thematik unterstreicht. Dementsprechend bringt sie viele Bezüge zu anderen Schriftstellern, Soziologen und philosophischen Denkern mit ein und gibt fast immer genug Kontext dazu, um diese nachvollziehen zu können. Zudem bezieht sie sich ebenfalls auf unterschiedliche Religionen und Weltanschauungen, die sie in ihre Konstruktion einfließen lässt. Daraus konstruiert sie eine sehr interessante Darstellungsweise der acht Höllenkreise, die an Dantes Inferno angelehnt sind. Der Autorin gelingt es trostlose Bilder der Höllenkreise zu erschaffen, deren Inhalt daraus besteht, die eigene Dissertation über die eigenen Vergehen und die Frage nach dem Guten zu schreiben. Geradezu grotesk, denn der ein oder andere Höllenkreis, könnte genauso in der eigenen Universität zu finden sein. Alice erscheint zunächst als ein Idealbild der perfekten Studentin, was ihr schließlich in der Zusammenarbeit mit Grimes zum Verhängnis wird.
„Ja, solange sie der Verbesserung des Selbst gewidmet war, war Freizeit erlaubt. Doch Vergnügen um des Vergnügens willen - wie nutzlos, wie beschämend“ (S. 161). Das Zitat zeigt wohl am besten die akademische Hochgestochenheit und Kuang rechnet damit ab.
Wohingegen Alice bei ihrem Marsch durch die Hölle nicht immer sympathisch wirkt, sorgen einige längere Rückblenden dafür, sich ihr näher zu fühlen und gewisse Ansichten nachvollziehen zu können. Einige philosophische Ausschweifungen ließen das Gefühl aufkommen, auf der Stelle zu stehen. Doch gleichzeitig haben diese Aspekte zum Setting der Geschichte gepasst und anhand Alice innerer Monologe konnte ihre Auseinandersetzung mit sich selbst sehr gut verfolgt werden. Damit ist ebenso die Erschöpfung der Protagonisten deutlich geworden.
„Hatte das Ganze nicht eine perverse Schönheit? Welch Überzeugung. Unrecht zu tun, und zwar aus Überzeugung, das war doch viel kühner, als aus bloßer Angst Gutes zu tun“ (S. 523).
Die unterschiedlichen Charaktere und ihre Beziehungen zueinander werden sehr intensiv bearbeitet und doch dauert es einen ganzen Höllenmarsch, um zu einer Erkenntnis zu gelangen. In der Aufarbeitung der Vergangenheit und Zukunft findet sich quasi das Licht, auf das Alice versucht zuzustreben. Und genauso Bedarf es bei den Lesenden Ausdauer, diesen Weg des Buches zu bestreiten.

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Veröffentlicht am 07.04.2025

Seltsame Konstruktionen

HEN NA E - Seltsame Bilder
2

Der Student Sasaki stößt auf einen mysteriösen Blog. Dort schreibt ein werdender Vater unter dem Pseudonym Ren (das japanische Pendant zu „Max Mustermann“) über das Leben mit seiner Frau. Doch im Verlauf ...

Der Student Sasaki stößt auf einen mysteriösen Blog. Dort schreibt ein werdender Vater unter dem Pseudonym Ren (das japanische Pendant zu „Max Mustermann“) über das Leben mit seiner Frau. Doch im Verlauf des Blogs bahnt sich eine Katastrophe an: die Frau von Ren stirbt bei der Geburt. Gleichzeitig scheint er ein Geheimnis aufgedeckt zu haben, was die Vermutung aufwirft, dass statt einem tragischen Tod, ein Mord geschehen sein könnte. Die Lösung scheint hinter gezeichneten Bildern verborgen zu sein und Sasaki nimmt sich vor, dem Geheimnis auf den Grund zu gehen.
Sehr gelungen ist der Prolog, in dem die Psychologin Tomiko den Lesenden einen kleinen Vortrag hält. Sie zeigt, wie sie eine Psychoanalyse mit Hilfe der Zeichentestmethode durchgeführt hat. Sehr nahbar wird dies, indem ihre Rede durch vergrößerte Bildausschnitte begleitet wird. In dieser Art und Weise werden immer wieder kleine Bilder und Notizen eingebracht, die das Rätseln plastischer machen. Uketsu hat die Geschichte in vier Kapitel aufgeteilt, wobei in über drei Kapiteln scheinbar unzusammenhängende Geschichten erzählt werden. Der Schreibstil ist sehr berichtend und klar gehalten, wodurch auch die Figuren eher unnahbar wirken. Jedoch trägt dies ebenso zu dem ein oder anderen Gänsehautmoment bei. Insbesondere mit dem ersten Kapitel konnte sehr viel Spannung aufgebaut werden. Dagegen wurde dann Kapitel 3 sehr langatmig, denn generell werden viele Wiederholungen von Details benutzt, was eher Langeweile ausgelöst hat als sinnvoll zum Plot beizutragen. Leider wirkten zum Ende hin manche Handlungen sehr unglaubwürdig. Trotz der Wiederholungen war stellenweise nicht nachvollziehbar, wie die Figuren auf ihre Ideen und Theorien kamen. Ein Bogen und Verbindungen wurden zwar zum Anfang gespannt, die Auflösung wurde jedoch sehr vorhersehbar. Ja, die Idee dieser Art von Krimi ist sehr gut, allerdings ist da noch sehr viel Luft nach oben.

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Veröffentlicht am 14.03.2025

Mutig mit unterschiedlichen Facetten

Mister O'Lui und das Mutigsein
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Irgendwie verläuft der Tag für den Biberbär Mister O’Lui und seinen Freund, das Streifenschweinchen Rubert, ganz anders als geplant. Sie finden das Blumenbeet verwüstet und das Picknick geplündert vor. ...

Irgendwie verläuft der Tag für den Biberbär Mister O’Lui und seinen Freund, das Streifenschweinchen Rubert, ganz anders als geplant. Sie finden das Blumenbeet verwüstet und das Picknick geplündert vor. Selbst am Birnbaum sind alle Birnen spurlos verschwunden. Rupert hat den Verdacht, dass ein Monster sein Unwesen treiben muss. Doch Mister O’Lui glaubt ihm das nicht so ganz, denn vielleicht steckt Rupert ja selbst dahinter. Aber dann verschwindet Rupert. Mister O’Lui muss nicht nur mutig sein, um seinem Freund zu helfen, sondern auch, um sich zu entschuldigen.
Silke Siefert hat mit dem Zuhause von Mister O’Lui eine kleine Wohlfühloase geschaffen. Hier wird gemütlich Kakao getrunken und Marmeladenbrot gegessen. Außerdem werden über den Tag hinweg viele kleine Päuschen eingeplant. Mit einem kurzen Rückblick zu Beginn greift die Autorin geschickt das Kennenlernen von Mister O’Lui und Rupert auf sowie das Thema rund um das Glück aus dem ersten Band auf.
Der Biberbär Mister O’Lui ist ein absolut liebevoller Ruhepol. Rupert passieren immer mal wieder kleine Missgeschicke, die er gutmütig weglächelt. Über die Seiten hinweg häufen sich jedoch komische Vorfälle, die quasi typisch für Rupert sein könnten. Sichtlich enttäuscht ist der Biberbär schließlich über das geplünderte Picknick und kann Rupert, der mit Marmelade und Kakao beschmiert ist, seine Geschichte von einem Monster nicht wirklich glauben. Die Wege der beiden trennen sich erstmal, da Mister O’Lui erstmal über alles nachdenken möchte. Kurz bevor er wieder Zuhause ist kommen ihm beim Betrachten des geplünderten Birnbaums Zweifel auf, denn die Birnen sind für Rupert viel zu hoch. Hier kommt langsam Spannung auf , die noch größer wird als Mister O’Lui den Tag Revue passieren lässt und feststellt, dass Rupert garnicht da ist. Unheil verkündend braut sich ein Gewitter zusammen und bei einem Blitz kann Mister O’Lui seinen Freund Rupert draußen erkennen und daneben einen dunklen Schatten, das Monster. Nun heißt es den ganzen Mut zusammennehmen und seinem Freund zur Hilfe eilen. Doch das Monster entpuppt sich als die Giraffe Olivia, die auf der Suche nach neuen Freunden ist. Sie erzählt mutig ihre Geschichte und wie sie ihren Mut zusammennehmen musste, um sich vorzustellen. Und Mister O’Lui bringt zuletzt den Mut auf, sich bei Rupert zu entschuldigen ihn fälschlicherweise verdächtigt zu haben.
Damit schafft es Silke Siefert das Thema Mut aus ganz unterschiedlichen Blickwinkeln und Motivationen heraus zu beleuchten. So überwindet Mister O’Lui seine Furcht vor einem vermeintlichen Monster, um seinem Freund zu helfen. Olivia hingegen muss all ihren Mut zusammennehmen, um die beiden Freunde anzusprechen. Und auch eigene Fehler einzugestehen und sich zu entschuldigen kann mutig sein. Dahingehend können viele schöne Gesprächsanlässe eröffnet werden und darüber nachgedacht werden, wann man selbst einmal mutig sein musste. Die Illustrationen bieten zudem allerhand zu entdecken an, wirken aber nicht überladen. Wenn ganz genau gesucht wird, kann Olivia sogar schon hinter einem Busch und als Schatten in der Gewitternacht entdeckt werden. Der längere Aufbau der Handlung trägt dazu bei, dass über mehrere Seiten hinweg überlegt werden kann, wer für die Missgeschicke verantwortlich ist und ob Rupert mit seiner Behauptung eines Monsters recht hat. Die schnelle Auflösung zum Ende hin hat einen tollen Überraschungsmoment. Und letztendlich ist wieder eine neue Freundschaft hinzugekommen.

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