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Veröffentlicht am 14.04.2025

Spannende Cold Case Ermittlungen im Umfeld von Wikingerausgrabungen

Ostseedämmerung
1

Die Mordermittlung in dem Krimi „Ostseedämmerung“ von Eva Almstädt ist bereits der 20. Fall für Kommissarin Pia Korittki. In den aktuellen Fall lässt sich sehr schnell eintauchen - egal, ob man alle Vorgängerbände, ...

Die Mordermittlung in dem Krimi „Ostseedämmerung“ von Eva Almstädt ist bereits der 20. Fall für Kommissarin Pia Korittki. In den aktuellen Fall lässt sich sehr schnell eintauchen - egal, ob man alle Vorgängerbände, nur einige oder auch noch gar keinen gelesen hat. Mir selbst sind die meisten, aber nicht alle Fälle der Lübecker Polizistin bekannt, sodass ich mich in diesem jüngsten Buch auch auf das Wiedersehen mit einigen „alten Bekannten“ freuen durfte.
Aufgrund neuer Hinweise und einer veränderten Indizienlage rollt Pia gemeinsam mit ihrem Team den alten Fall um eine vermisste Archäologiestudentin Mira wieder auf. Kurz darauf wird ihre Leiche in der Nähe des Dorfes Hövelau gefunden, wo die Vermisste zuletzt wohnte. Die eingeschworene Dorfgemeinschaft zeigt der Polizei gegenüber jedoch wenig mitteilsam und auch auf der Ausgrabungsstätte aus der Wikingerzeit unter Leitung von Miras ehemaligen Dozenten scheinen einige etwas verbergen zu wollen. Doch als Pias Kollege Broders spurlos verschwindet, verlagert sich plötzlich der Fokus der Ermittlungen. Aber nicht nur beruflich steht Pia vor erheblichen Herausforderungen.
Das Cover versetzt den Leser unmittelbar nach Ostholstein, wo der Krimi größtenteils spielt. Die düstere Farbgestaltung mit den schweren schwarzen Wolken und dem einzelnen Sonnenstrahl hinter den Häusern wirkt auf mich ebenso bedrohlich wie schicksalhaft.
Eva Almstädt bleibt auch in diesem Krimi ihrem flüssig zu lesenden, teils wunderbar bildhaften Schreibstil treu, den ich von ihr bereits kenne und schätze. Besonders freue ich mich darüber, dass Eva Almstädt ihren Krimis immer eine Menge Lokalkolorit verleiht. Lediglich zwei Wendungen im Handlungsverlauf sind mir beim Lesen etwas abrupt erschienen. Sehr authentisch gelungen finde ich die Mischung aus Pias beruflichem und privaten Leben, obwohl meine Neugier über einige private Herausforderungen leider wohl erst im folgenden 21. Fall befriedigt wird. Spannend sind die Ermittlungen in diesem Krimi auf alle Fälle und auch der Spannungsverlauf ist sehr stimmig gestaltet und mit einigen deutlichen Höhepunkten versehen.
Authentisch und sehr differenziert sind auch die Charaktere dargestellt. Allen voran natürlich die Hauptfigur: Kommissarin Pia Korittki versteht ihren Job. Aber auch sie ist nicht immer und ausnahmslos souverän – weder beruflich noch privat. Für Beruf, Kollegen und Familie gibt aber stets ihr Bestes. Ihr Freund und Vater ihres Sohnes Marten Unruh wirkt mit seiner recht ausgeglichenen Art wie Pias Ruhepol. Viele der Dorfbewohner von Hövelau wirken sehr traditionell und wenig aufgeschlossen. Was nicht in die Weltanschauung passt, wird kurzerhand verschwiegen. Meine zweite große Sympathieträgerin neben Pia ist in diesem Roman die junge Trine. Einsam und ziemlich vernachlässigt, aber auch abenteuerlustig liefert sie bei den Ermittlungen wichtige Hinweise. Aus sehr unterschiedlichen Perspektiven wurde hingegen die Tote dargestellt. Hier kann man als Leser selbst ein Stück weit entscheiden.
Wieder einmal ein spannender und sehr lesenswerter Krimi, der sich nahtlos in die erfolgreiche Pia Korittki-Reihe einfügt. Es war mir ein ausgesprochenes Lesevergnügen.

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  • Spannung
Veröffentlicht am 11.03.2025

Tradition und Neubeginn in der Rosenholzvilla

Entscheidung in der Rosenholzvilla
1

„Entscheidung in der Rosenholzvilla“ ist der würdige Abschluss von Tabea Bachs Rosenholzvilla-Reihe. Auch wenn man, wie ich noch nicht alle Teile der Reihe kennt, findet man problemlos in die Handlung ...

„Entscheidung in der Rosenholzvilla“ ist der würdige Abschluss von Tabea Bachs Rosenholzvilla-Reihe. Auch wenn man, wie ich noch nicht alle Teile der Reihe kennt, findet man problemlos in die Handlung rund um die zentralen Motive Familie, Freundschaft und Musik hinein.
Die Rosenholzvilla, die mittlerweile Sitz einer Stiftung für erkrankte und verletzte Musiker ist, füllt sich mit Gästen. Nebenbei hat Elisa auch noch eine große Feier zu organisieren und damit alle Hände voll zu tun. Die Freude über Fabios geplante Rückkehr in die familiäre Instrumentenmanufaktur ist allseits groß. Doch die Bedingungen seiner Rückkehr hat niemand recht bedacht, am wenigsten Fabio selbst. Und während Elisa am Programm für ihr mögliches Comeback auf der Bühne arbeitet, erfährt die Stimmung zwischen Danilo und ihr einen gehörigen Dämpfer. Ob ihre Liebe die Belastungsprobe besteht? Oder ob sich die dunklen Wolken über der Manufaktur nun auch über ihrer Beziehung ausbreiten?
Tabea Bach verschafft ihrer Rosenholzvilla-Trilogie ein überaus gelungenes Ende. Das Cover hat einen hohen stilistischen Wiedererkennungswert mit den weiteren Bänden der Reihe und fängt die Handlung in Landschaft, Musik und der im Mittelpunkt stehenden jungen Frau wunderbar ein. Die zwischen den Bergen hervortretenden Sonnenstrahlen vermitteln schon vor dem Lesen ein Gefühl von Hoffnung und einem möglichen Happy-End. Auch die Handlungsstränge der Geschichte sind überaus spannend und geschickt miteinander verknüpft. Manche Entwicklungen lassen sich im Vorfeld erahnen, andere wiederum überraschen und steigern die Spannung des Romans. Die Umgebung wird herrlich bildhaft beschrieben, sodass ich mich zwischenzeitlich fast ein wenig wie im Urlaub gefühlt habe. Mit dem Besuch im Kamelienpark und der Villa am Lago Maggiore spannt Tabea Bach einen Bogen zu ihrer Romanreihe rund um die „Kamelieninsel“ und auch auf die Seidenvilla-Saga findet sich ein Hinweis. Zweifellos fängt sie die Atmosphäre im Kamelienpark wunderbar ein und es ist eine Freude davon zu lesen. Trotzdem fehlt mir an dieser Stelle ein Mehrwert für die Handlung - gerade in Anbetracht der bestehenden Themenfülle des Romans. Obwohl mir das „Komplettpaket“ mit Handlung, Schreibstil, Cover und Themen hervorragend gefällt, sind neben den musikalischen Motiven doch die Charaktere mein persönliches Highlight. Statt sie durchweg sympathisch und perfekt zu erschaffen, verleiht Tabea Bach ihren Charakteren Ecken, Kanten und durchaus einige Charakterschwächen. Dies führt einerseits zu zahlreichen spannungsgeladenen Konflikten im Umfeld der Familie Fasetti/Eschbach und andererseits zu einem hohen Maß an Authentizität. Elisas Mutter Anna verhält sich in schwierigen Situationen oft unselbstständig und resigniert. Mit ein wenig Unterstützung lässt sich jedoch ihr Kampfgeist anstacheln und sie blüht förmlich auf. Adrien ist verständlicherweise über die unwiderruflichen Veränderungen verbittert, erkennt aber mit den wirklich wichtigen Werten im Leben auch neue Perspektiven. Mit dieser Entwicklung ist er für mich eine der stärksten und besonders sympathischen Romanfiguren. Romys unterwürfiges Verhalten gegenüber ihrem Mann Fabio hingegen sehe ich sehr kritisch. So kann in meinen Augen auf Dauer keine glückliche Beziehung aussehen. Auch Fabio würde von mir sicher nicht den Titel ‚Vater des Jahres‘ erhalten. Zu oft übergeht er die Interessen und Wünsche seiner wirklich herzallerliebsten Tochter Mimi. Danilo ist, ähnlich wie sein Bruder oft mit seinen eigenen Bedürfnissen beschäftigt. Mit Enttäuschungen umzugehen ist definitiv nicht seine Stärke. Werden seine Erwartungen nicht erfüllt, handelt er oft impulsiv und lässt seine Mitmenschen im Stich. Allerdings offenbart er auch immer wieder einige sympathische Seiten. In meinen Augen hätte Elisa trotzdem einen besseren Partner verdient, aber die Liebe fällt nun einmal wohin sie will. Elisa selbst ist die sprichwörtliche gute Seele, die sich um jeden ihrer Mitmenschen kümmert und immer nur das Beste für andere will. Manchmal ist sie dabei für meinen Geschmack ein wenig zu gutmütig, aber nichtsdestotrotz ist ihr uneigennütziges Handeln absolut bewundernswert.
Auch zum Abschluss der Saga um die Rosenholzvilla geht es noch einmal hoch her. Zwar haben sich (fast) alle Familienmitglieder mit Leib und Seele der Musik verschrieben, Spannungen und Turbulenzen kommen im wunderschönen Tessin aber trotzdem auf. Besonders für diejenigen Leser, die Musik oder Familiengeschichten oder gar beides mögen, wird der gut geschriebene Roman sicherlich zu einem regelrechten Pageturner. Viel Vergnügen!

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  • Charaktere
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  • Atmosphäre
Veröffentlicht am 16.02.2025

Wenn das Leben eine Wendung macht

Die Inselfamilie
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„Die Inselfamilie“ ist der neu aufgelegte zweite Band von Jette Hansens Amrum-Reihe. Auch ohne Kenntnis des ersten Teils habe ich problemlos in den zweiten Teil hineingefunden. Wie der Titel schon verrät ...

„Die Inselfamilie“ ist der neu aufgelegte zweite Band von Jette Hansens Amrum-Reihe. Auch ohne Kenntnis des ersten Teils habe ich problemlos in den zweiten Teil hineingefunden. Wie der Titel schon verrät dreht sich in dem Roman (fast) alles um die Familie: Anne, die nach dem Unfalltod ihrer Eltern einen Neuanfang gewagt hat, lebt nun schon seit einigen Monaten bei ihrem Freund Ben auf Amrum. Das Verhältnis zu ihrer leiblichen Mutter Emma ist weiterhin schwierig. Doch als Emma großer Ärger droht, steht Anne ihr zur Seite. Auch die Beziehung mit Ben erlebt eine erste Probe, als Ex-Freundin Nadja Ben bittet sich eine Weile um seine, ihm bislang unbekannte Tochter Marie zu kümmern. Und als wäre das alles noch nicht genug sorgt Anne sich zusätzlich um die großmütterliche Freundin Edith, als ein tragisches Ereignis ihrem Leben eine unwiderrufliche Wendung verpasst.
Das Cover des Romans ist nicht sonderlich aussagekräftig gestaltet, fängt aber die Inselatmosphäre sehr naturnah ein und weckt die Sehnsucht nach Meer in mir. Der Schreibstil von Jette Hansen ist eingängig und lässt sich sehr flüssig lesen. Aufgrund der Erzählperspektive werden leider nur Annes Emotionen abgebildet und die sind nicht unbedingt ausufernd sondern mitunter recht rational. Von allen anderen Charakteren erfährt man nur die äußeren Umstände bzw. Annes Wahrnehmung der Reaktionen. Dies lässt die Charaktere zwar fast alle überaus sympathisch, aber recht eindimensional wirken. Insgesamt scheinen die Menschen in Annes Umfeld extrem sozial eingestellt zu sein, dabei aber oft ein wenig blauäugig zu agieren. Mir fehlen hier tatsächlich ein paar Ecken und Kanten, die zu mehr Tiefe beitragen könnten.
Die Handlung an sich verbindet fröhliche, tragische und hoffnungsvolle Momente miteinander, was mir eigentlich sehr zusagt. Dass hier nicht alles Friede, Freude, Eierkuchen ist, macht den Roman authentischer. Die Fülle der angerissenen Themen geht bei nur 249 Seiten allerdings ganz klar zu Lasten der Substanz. Hier wäre weniger doch mehr gewesen. Familie in den verschiedensten Konstellationen, verschiedene Krankheiten, Existenzgründung, Freundschaft, Kindererziehung, Liebe und natürlich Inselleben sind einfach zu viele Themen auf einmal. Während im Verlauf des Romans einige Wendungen ziemlich vorhersehbar sind, empfinde ich andererseits einige lose Enden, die nach der letzten Seite noch nicht verknüpft wurden, als ein wenig unbefriedigend. Dies steigert aber natürlich die Lust den Folgeband zu lesen, um den verbliebenen Fragen auf die Spur zu kommen.
Sehr gut gefallen hat mir die Art mit der Jette Hansen immer wieder sehr anschaulich die Inselatmosphäre in die Handlung eingeflochten hat. Ich habe mich am Strand und beim Drachen steigen lassen sehr entspannt und wohl gefühlt. Auch die Kapitel haben eine angenehme Länge.
Obwohl „Die Inselfamilie“ mich nicht vollkommen überzeugen konnte, ist es doch eine sehr angenehm zu lesende Lektüre, die ein willkommenes Inselfeeling für Zuhause (oder den Urlaub) liefert.

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Veröffentlicht am 07.09.2024

Begeisternd, erschütternd und mitreißend zugleich

Im Warten sind wir wundervoll
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Was für ein wundervolles Buch! Der Gedanke schießt mir nach der letzten Seite nicht das erste Mal durch den Kopf.
Ein ergreifendes Schicksal wird mit jeder Menge Dramatik, aber auch Dynamik, Witz und einem ...

Was für ein wundervolles Buch! Der Gedanke schießt mir nach der letzten Seite nicht das erste Mal durch den Kopf.
Ein ergreifendes Schicksal wird mit jeder Menge Dramatik, aber auch Dynamik, Witz und einem außergewöhnlichen Schreibstil so beeindruckend in Worte gefasst, dass ich das Buch kaum aus der Hand legen mag – zu fesselnd sind die Geschichten darin.
Gut sieben Jahrzehnte nach ihrer Großmutter Luise Adler macht sich auch Enkelin Elfie mit dem Flugzeug auf den Weg nach New York um zu heiraten. Auf dem Flug erzählt sie ihrem fremden Sitznachbarn die ergreifende Geschichte ihrer Großmutter, die als junge deutsche War Bride im Dezember 1948 nach ihrer Ankunft am New Yorker Flughafen vergeblich auf ihren Verlobten wartete.
Das Cover des Buches ist so schlicht gehalten, dass es meiner Aufmerksamkeit beinahe – zum Glück nur beinahe – entgangen wäre: Der Titel in großen orangefarbenen Lettern auf weißem Hintergrund, in der unteren Ecke ein laufendes junges Mädchen aus einem vergangenen Jahrzehnt. Die Autorin Charlotte Inden war mir bisher kein Begriff und auch der Klappentext, obwohl schon vielversprechender, wirft dem Leser eher einige Appetithäppchen hin.
Die Handlung des Romans teilt sich in drei jeweils chronologisch verlaufende Erzählstränge, von denen zwei im Verlauf des Buches ineinander übergehen. Es sind die Geschichten von Luise Adler nach ihrer Ankunft in Amerika im Dezember 1948 und ihr vorheriges Leben bei Kriegsende bzw. im Nachkriegsdeutschland, sowie die Geschichte ihrer Enkelin Elfie, die auf dem Weg zu ihrem eigenen großen Glück voller Leidenschaft von ihrer Großmutter erzählt. Definitiv Geschichten mit Tiefgang. Insbesondere zu Beginn des Romans geht Charlotte Inden mit Namen äußerst sparsam um. Da war es für mich ausgesprochen hilfreich, dass die Erzählstränge in sich chronologisch verlaufen und die Geschichten Luises in der Vergangenheit, die der Enkelin Elfie in der Gegenwart verfasst sind. Überhaupt finde ich den Schreibstil von Charlotte Inden absolut ungewöhnlich und erfrischend: phasenweise schildert sie die Geschichte beinahe abhackt in unvollständigen Sätzen und fordert in vielen Passagen die Fantasie ihrer Leser. Nicht immer klärt sie die Umstände auf, lässt Fragen offen oder bietet verschiedene Verlaufsmöglichkeiten an. Gerade die Kombination aus Schreibstil, den erschütternden Geschehnissen in Krieg und Nachkriegszeit und dem starken Charakter des Fräulein Luise Adler machen den Roman absolut mitreißend ohne dabei durchweg zu deprimieren. Wie die Geschichten von Luise Adler und ihrer Elfie ausgehen wird erst kurz vor Schluss aufgelöst. Die Spannung bleibt bis zum Schluss erhalten. Ja, es gibt die Enkelin, aber hatte Luise deshalb ein glückliches Leben? Und auch der Krieg hat schließlich Spuren hinterlassen - nicht nur sichtbare. Das beste Beispiel hierfür ist Jos Freund Wilson.
Dass die Hoffnungslosigkeit trotz aller grausiger Ereignisse nicht die Oberhand gewinnt, ist ganz sicher Luise zu verdanken. Sie lässt sich einfach nicht unterkriegen. Handelt überlegt und selbstbewusst. Dabei steht das Wohl ihrer Lieben für Luise stets an erster Stelle. Dass sie sich ausgerechnet in einen GI verliebt, macht ihr Leben in vielen Belangen nicht leichter. Verstehen kann ich es als Leser trotzdem sofort: Joseph zeigt Menschlichkeit in unmenschlichen Verhältnissen. Er handelt mit Bedacht, hilft wo er kann und setzt sich dafür notfalls auch über Regeln hinweg. Enkelin Elfie hingegen ist eher spontan und ziemlich direkt. Vielleicht auch ein wenig naiv, aber auch sie ist absolut sympathisch. Nicht nur mit ihrer lebhaften Erzählung über die Großmutter nimmt Elfie ihre Reisebekanntschaft Stephen völlig für sich ein. Stephen steht der leicht chaotischen Elfie zur Seite wo er nur kann, obwohl sie beide in festen Händen sind.
Charlotte Indens „Im Warten sind wir wundervoll“ ist mein persönliches Buchhighlight des Jahres. Eine unglaublich ergreifende Geschichte mit viel Tiefgang, die sich ganz wunderbar liest und für mein Gefühl viel zu schnell endet. Absolute Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 02.09.2024

Zeit des Umbruchs bei den Greiffenbergs

Das Erbe der Greiffenbergs - Hoffnungsvolle Aussichten
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„Das Erbe der Greiffenbergs – Hoffnungsvolle Aussichten“ ist der Abschluss von Isabell Schönhoffs turbulenter Familientrilogie rund um die Greiffenbergs und ihr exklusives Feinkostunternehmen.
Nach Ludwigs ...

„Das Erbe der Greiffenbergs – Hoffnungsvolle Aussichten“ ist der Abschluss von Isabell Schönhoffs turbulenter Familientrilogie rund um die Greiffenbergs und ihr exklusives Feinkostunternehmen.
Nach Ludwigs Rückkehr zur Familie und ins Unternehmen fühlen sich nicht nur Pauline und Ferdinand, die den Betrieb nach schwierigen Zeiten zukunftsfähig gemacht haben, vor den Kopf gestoßen. Auch innerhalb der Familie hängt der Haussegen bedenklich schief. Als Antonia im Bootshaus einen jungen Mann entdeckt, der offenbar einem Skandal auf der Spur ist, spitzt die Lage sich immer weiter zu.
Optisch passt das hübsche Cover mit Blick auf die Familienvilla am Chiemsee hervorragend zu beiden vorangegangenen Bänden der Trilogie. Allerdings finde ich es in Anbetracht der frühsommerlichen Landschaft ein wenig verwunderlich, dass der Roman an Silvester im tiefsten Winter beginnt. Wer die ersten beiden Teile der Reihe zuvor, wie ich nicht gelesen hat, braucht vermutlich einige Seiten, um sich Familienverhältnisse und die bislang wichtigsten Ereignisse herzuleiten. Anschließend lassen die Geschehnisse sich vollkommen problemlos verfolgen.
Der flüssige Schreibstil von Isabell Schönhoff mit den eindrucksvollen Landschaftsbeschreibungen rund um den Chiemsee lassen die Seiten nur so dahingehen. Lediglich die maßlose Verwendung der drei Punkte („…“) in den Dialogen hat mich etwas irritiert. Die Geschichte wird in der 3. Person erzählt. Bei den zentralen Charakteren, ausschließlich einige Mitglieder der Greiffenbergs, liefert die Erzählperspektive auch Einblicke in die Gefühlswelt, alle anderen Figuren werden weitgehend neutral dargestellt.
Obwohl von vornherein klar ist, dass man im Hinblick auf das Ende durchaus „Hoffnungsvolle Aussichten“ erwarten darf, erhalten viele unerwartete Ereignisse, Entscheidungen und Wendungen den Spannungsbogen aufrecht. Auch wenn es durchaus Szenen gibt, insbesondere rund um Therese, die zeitweise ein wenig klischeehaft wirken.
Den Charakteren des Romans stehe ich ein wenig zwiespältig gegenüber. Einerseits ist mir niemand gänzlich sympathisch, andererseits sorgen die so unterschiedlich, teilweise beinahe konträr gezeichnet Figuren auch viel Dynamik in die Handlung. Obwohl Ludwig sich nach seiner Rückkehr absolut rücksichtslos verhält und mit aller Macht seine Interessen durchsetzt, hält die Familie – zumindest nach außen hin – fest zusammen. Das Familien- und Firmenimage ist unantastbar. Hinter der Fassade zeigt sich jedoch ein völlig anderes Bild. Pauline und auch Ferdinand haben es schwer gegen ihren Vater anzukommen. In ihren Beziehungen möchten beide sich gern noch ein Hintertürchen offen lassen. Antonia, die jüngste der drei Geschwister plant der Familienvilla bald zugunsten des Studiums den Rücken zu kehren. Sie ist hin- und hergerissen zwischen Familienloyalität und ihrem durch Skys Andeutungen erwachten Gerechtigkeitssinn. Ziemlich resolut mischt Oma Elsa trotz ihres fortgeschrittenen noch in der Firmenpolitik mit und schwört die einzelnen Familienmitglieder ein zum Wohle der Firma zu handeln. In der Familie herrscht zwischenzeitlich nicht nur sprichwörtlich mehr Schein als Sein. Harmonie sieht zweifelsfrei anders aus.
Insgesamt ist „Das Erbe der Greiffenbergs – Hoffnungsvolle Aussichten“ ein würdiger Abschluss der Trilogie. Mit einem angenehmen Schreibstil und der idyllischen Atmosphäre liefert die ziemlich entfremdete Familie durchaus behagliche Lesemomente auf ihrem Weg zu hoffnungsvollen Aussichten.

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