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Veröffentlicht am 15.09.2020

Überzeugender historischer Krimi

Der falsche Preuße
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Die Aufmachung des Buches mit Liebe zum Detail ist wunderschön. Nicht nur das Cover, das bereits Einblick in vergangene Zeiten gewährt, ist sehr schön und ansprechend gestaltet, auch das farblich darauf ...

Die Aufmachung des Buches mit Liebe zum Detail ist wunderschön. Nicht nur das Cover, das bereits Einblick in vergangene Zeiten gewährt, ist sehr schön und ansprechend gestaltet, auch das farblich darauf abgestimmte Lesebändchen gefällt mir sehr.

Inhaltlich geht es um die Ermittlungen am Mord an einem anfangs Unbekannten in München Ende des 19. Jahrhunderts. Der Ermittler untersucht letztendlich aber sogar in zwei Fälle, was ihn in verschiedene Zwickmühlen hinsichtlich seiner Arbeit und persönlicher Loyalitäten bringt. Wie genau es dazu kam, darauf möchte ich hier noch nicht genauer eingehen.

Der Kriminalfall selbst war solide gestaltet, hielt für mich aber wenig Überraschungen bereit, da ich ziemlich schnell selbst auf die Auflösung kam. Die Untersuchung entfaltet sich eher ruhig. Dennoch war die Handlung so gut umgesetzt, dass keinesfalls Langeweile aufkam. Die Handlung war immer wieder von humor- und spannungsvollen Elementen durchsetzt, was das Lesen sehr angenehm und abwechslungsreich gestaltete. Außerdem ist es der Autorin sehr gut gelungen, die Stimmung der Zeit mit der Handlung zu verweben und den Leser in das München des 19. Jahrhunderts mitzunehmen.

Mit dem Schreibstil habe ich mich besonders am Anfang des Buches etwas schwergetan. Immer wieder kommen veraltete und bildungssprachliche Begriffe und gelegentlich auch fremdsprachige Zitate vor. Das hat dem historischen Krimi Authentizität und ein Gefühl der Zeit verliehen, mir aber leider auch den Lesefluss etwas erschwert, weil ich das Buch wiederholt zur Seite gelegt habe, um hinter die Bedeutung dieser Worte zu kommen.

Die Charaktere sind durchweg mit Liebe zum Detail ausgearbeitet. Der Ermittler selbst ist durchweg sympathisch. Man kann seine Sorgen und Ängste bei der Ermittlung sowie den auf ihn ausgeübten Druck hinsichtlich der Aufklärung des Falles sehr gut nachvollziehen. Das macht ihn zu einem äußerst nahbaren Charakter. Dazu tragen auch der liebevolle Umgang mit seiner Familie und seine ausgeprägte Schwäche für Essbares bei. Auch seine Wachtmeister sind einzigartige, kauzige und liebenswerte Charaktere.

Hervorzuheben sind die Zitate zur zeitgenössischen Ermittlungsarbeit am Anfang jedes Kapitels. Dieses Detail hat mich regelrecht begeistert. Mehrfach gibt dieser historische Krimi Einblick in die Entwicklung der Kriminalistik und streut im Verlauf der Handlung hin und wieder interessante historische Fakten, sodass man vom Lesen gewissermaßen etwas für das eigene Allgemeinwissen mitnehmen kann.

Insgesamt handelt es sich um einen in sich geschlossen, gut umgesetzten, überzeugenden Krimi mit einem sehr sympathischen, nahbaren Ermittler. Das Miträtseln hat mir viel Freude bereitet.

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Veröffentlicht am 02.09.2020

Streben nach Selbstbestimmung

Die Wahnsinnige
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Das Cover ist wunderschön gestaltet. Das detaillierte Portrait lässt Rückschlüsse auf den historischen Kontext der Handlung zu. Die Anordnung des Titels mit den Spiegelungen im Hintergrund wirkt in sich ...

Das Cover ist wunderschön gestaltet. Das detaillierte Portrait lässt Rückschlüsse auf den historischen Kontext der Handlung zu. Die Anordnung des Titels mit den Spiegelungen im Hintergrund wirkt in sich schon irgendwie wahnsinnig, verrückt und springt sofort ins Auge.

Inhaltlich beleuchtet der Roman beispielhaft einige Episoden aus dem Leben Johannas von Kastilien näher. Dabei geht die Autorin der Frage nach, welchen Einfluss verschiedene Ereignisse oder Personen auf Johannas Leben und vor allem ihren Charakter und ihr Verhalten hatten, wie die junge Frau also von ihrer Umwelt geprägt wurde. Dadurch wirft Alexa Hennig von Lange einen kritischen Blick auf Johanna als „die Wahnsinnige“, wie ihr Beiname lautet.

Der Brief am Anfang des Romans hat den Einstieg sehr angenehm gestaltet. Der Schreibstil ist sehr direkt, aber auch bildhaft, atmosphärisch und passt zu den philosophischen Fragen, denen der Roman inhaltlich nachgeht. Dabei bleibt jede Art von Wertung außen vor, was ich sehr gelungen finde. So wird man beim Lesen dazu angehalten, sich eine eigene Meinung zu bilden und über das Gelesene nachzudenken. Dank des Schreibstils konnte ich Johannas Gefühle beim Lesen sehr gut nachempfinden.

Letztlich geht es vor allem um jene Gefühle. Es handelt sich hier nicht um einen actionreichen historischen Roman. Der Fokus liegt vielmehr auf den zwischenmenschlichen Beziehungen, die Johannas Verhalten bzw. Charakter prägten und den Regeln, nach denen sie lebte. Für mich ergab das einen faszinierenden, berührenden und erschreckenden Einblick in die Lebensumstände der spanischen Kronprinzessin, die sich innerhalb ihres Käfigs aus Verhaltensvorschriften nach Freiheit und Selbstbestimmung sehnte.

Auf den historischen Kontext wird im Roman nicht näher eingegangen. Hier wäre vielleicht etwas Vorwissen nötig. Für geschichtlich Interessierte, die einen modernen und kritischen Blick auf historische Persönlichkeiten gewinnen möchten, ist dieser Roman sehr zu empfehlen.

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Veröffentlicht am 10.08.2020

Spannung vereint mit Gesellschaftskritik

American Spy
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Das Cover ist sehr gelungen. Es passt durch die hübsche aber nicht näher bestimmte Frauensilhouette perfekt zur Handlung und macht neugierig.

In American Spy geht es um die ehemalige Spionin Marie Mitchell, ...

Das Cover ist sehr gelungen. Es passt durch die hübsche aber nicht näher bestimmte Frauensilhouette perfekt zur Handlung und macht neugierig.

In American Spy geht es um die ehemalige Spionin Marie Mitchell, die von ihrer Vergangenheit eingeholt wird, und deshalb ihr bisheriges Leben und ihre Entscheidungen überdenkt und niederschreibt. Das geschieht rückblickend mit Hilfe von Zeitsprüngen, die sich zwischen den 1960er- und 90er-Jahren bewegen. Anfangs fand ich es deshalb schwer, das Puzzle zusammenzusetzen und mit der Erzählweise mitzukommen, aber da man immer wieder in die drei gleichen Zeitabschnitte zurückkehrt, wurde es zunehmend leichter der Geschichte zu folgen. So erfährt man nicht nur etwas über Maries Gegenwart, sondern man sieht sie aufwachsen, begleitet sie bei ihrem Job beim FBI und ihrer Spionagetätigkeit. Das erleichterte es mir beim Lesen, Marie als Charakter näherzukommen. Ihre Motive und Lebensentscheidungen ließen sich so nachzuvollziehen. Die Erzählweise fand ich aber noch aus einem anderen Grund unglaublich gelungen. Man bekommt bedingt durch die Zeitsprünge nur häppchenweise Informationen serviert und weiß immer nur so viel wie Marie selbst zum jeweiligen Zeitpunkt, was für mich die anhaltende Spannung aufgebaut hat.

Die Charaktere sind detailliert ausgearbeitet worden. Marie ist eine liebevolle Mutter und eine mutige sowie intelligente junge Frau, die sich den Konsequenzen ihrer vergangenen Handlungen stellen muss. Marie erscheint dabei in mehreren Rollen: als brave Tochter, liebende Mutter und schließlich der vielseitigen, sich in ihren Einstellungen und Wünschen wandelnden Agentin. Keiner der Charaktere ist nur schwarz oder weiß gezeichnet, sie alle erscheinen in umfassenden Darstellungen und das machte sie für mich auch ein Stück weit glaubwürdiger.

Es geht aber um weit mehr als nur um eine ehemalige Spionin, die von ihrer Vergangenheit eingeholt wird. Es geht um die Auswirkungen des Kolonialismus, um die Konsequenzen, die schlussendlich aus dem Rückzug der Kolonialmächte entstanden, und die unter anderem ein politisches Machtvakuum schufen. Hierbei sei auch angemerkt, dass im Zuge der Handlung mehrfach geschichts- bzw. politikwissenschaftliche Begriffe fallen, wobei das Wissen um deren Bedeutungsinhalt beim Lesen vorausgesetzt wird. Mich hat das aber nicht weiter gestört. Weiterhin spielen am Beispiel Maries Debatten um Rassismus und die Rolle der Frau in der Männerwelt der amerikanischen Sicherheitsbehörden der 80er-Jahre eine wichtige Rolle. Dadurch gelingt es der Autorin, eine Verbindung zu aktuellen politischen Themen zu schaffen und zum Nachdenken über diese anzuregen.

Insgesamt wurde ich sehr gut unterhalten und unglaublich gefesselt von dieser anspruchsvollen Lektüre. Ich konnte das Buch beim Lesen des letzten Drittels kaum mehr aus der Hand legen. Der Thriller kommt allerdings ohne viel Blutvergießen aus, was auch bedeutet, dass man keinen filmreifen Actionstreifen in Buchform erwarten darf.

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Veröffentlicht am 03.08.2020

Festival im Buchformat

Für eine Nacht sind wir unendlich
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Das Cover gefällt mir sehr gut und passt super zu den Charakteren und der Handlung des Romans.

Zum Inhalt möchte ich lediglich auf den Klappentext verweisen, um nichts vorwegzunehmen.

Die gesamte Handlung ...

Das Cover gefällt mir sehr gut und passt super zu den Charakteren und der Handlung des Romans.

Zum Inhalt möchte ich lediglich auf den Klappentext verweisen, um nichts vorwegzunehmen.

Die gesamte Handlung spielt sich in etwa 24 Stunden auf dem Glastonbury Festival ab. Dieses Setting hat die Autorin beeindruckt umgesetzt. Lea Coplin ist es gelungen, die Festivalatmosphäre und die besondere Stimmung auf diesem riesigen Musikevent einzufangen, sodass ich mich direkt dorthin versetzt gefühlt habe. Auf einem Festival dieser Größe wird es nie langweilig und man kann dort so einiges erleben, wie die Abenteuer von Liv und Jonah beweisen.

Der einfache Schreibstil ist ebenso wie die Atmosphäre sehr angenehm. Der Schreibstil ist ehrlich, knapp und auf den Punkt. Die Handlung wird dem Leser abwechselnd aus der Sicht von Liv und Jonah wiedergegeben. Dadurch kann man beide Hauptcharaktere besser kennenlernen und in ihre Gefühlswelten eintauchen, was mir die beiden jungen Erwachsenen noch sympathischer gemacht hat. Ich fand ihre jeweiligen Lebensgeschichten berührend und habe mitgefiebert, als sie sich gegenseitig Stück für Stück geöffnet haben. Auch wenn der Roman zu einem großen Teil ein Wohlfühlbuch darstellt, rücken eine Menge ernstere Themen ins Blickfeld des Lesers, während sich Liv und Jonah besser kennenlernen und einander ihre Geschichte preisgeben.

Die Charaktere sind liebevoll gestaltet. Von der aufgeweckten Liv über den eher in sich gekehrten Jonah bis hin zu Livs Hippie-Tante und ihrem jüngeren Liebhaber wurde jeder Charakter mit Liebe zum Detail ausgestattet. Die Chemie zwischen Liv und Jonah stimmt von Beginn an. Auf den ersten Blick könnten sie vielleicht unterschiedlicher nicht sein, aber schnell kommt heraus, dass sie doch so einiges gemeinsam haben, was sie verbindet. Man kann das zarte Band bzw. die knisternde Spannung zwischen ihnen spüren.

Insgesamt hat mich das Buch sehr gut unterhalten. Beim Lesen habe ich dank der realitätsnahen Gestaltung der Geschichte und dem gefühlvollen Schreibstil eine Reihe von Emotionen nachempfinden können. Da Konzerte in den letzten Monaten in der Realität leider gestrichen waren, habe ich es besonders genossen, einen Festivaltag durch Livs und Jonahs Augen zu erleben.

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Veröffentlicht am 29.07.2020

Eine gelungene Mischung aus Romantik und Abenteuer(n)

Echo Lake - Liebe findet ihren Weg
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Das Cover gefällt mir wirklich gut und passt zum Setting des Buches, auch wenn ich eigentlich nicht auf Personen auf Covern stehe. Dafür gefällt mir die Naturaufnahme im Hintergrund mit den realistischen ...

Das Cover gefällt mir wirklich gut und passt zum Setting des Buches, auch wenn ich eigentlich nicht auf Personen auf Covern stehe. Dafür gefällt mir die Naturaufnahme im Hintergrund mit den realistischen Blau- und Grüntönen umso besser.

Was den Inhalt angeht, möchte ich nur auf den Klappentext verweisen, um nichts vorwegzunehmen.

Der Schreibstil ist einfach gehalten und gut verständlich. Die Perspektiven und Situationen wechseln manchmal sehr schnell. Diese „schnellen Schnitte“ haben mich an Filme erinnert. Ich fand das unglaublich gut gelungen. Dadurch ist das Lesen nie langweilig geworden. Was mir weiterhin besonders gut gefallen hat, sind die spritzigen Dialoge. Immer wieder hat die Autorin mit Witz und Leichtigkeit gearbeitet.

Die Charaktere sind liebevoll gestaltet und haben mich überzeugt. Die junge Hausmutter Gabriela liebt die Arbeit mit Kindern, hat ein großes Herz und legt viel Wert auf Ehrlichkeit und Aufrichtigkeit. Auch wenn ich ihre Motive bzw. Gründe nicht immer voll nachvollziehen konnte, stellt sie für mich eine durchaus sympathische Protagonistin dar. Ihr merkt man an, dass sie bei der Betreuung der Jugendlichen teilweise überfordert ist und dadurch Selbstzweifel hat. Da ich selbst schon in solch einer Betreuungssituation war, kenne ich die damit verbundene Achterbahnfahrt der Gefühle sehr gut, konnte mich gut in Gabi hineinversetzen und wurde von der Handlung tief berührt.
Luke ist ein sympathischer, bodenständiger junger Mann – auch wenn seine eigenen schlechten Lebenserfahrungen für ein wenig Skepsis gegenüber Fremden sorgen. Er ist außerdem ein erfahrener Betreuer und genau so, wie man ihn sich bei der Arbeit mit (schwierigen) Jugendlichen nur wünschen kann. Das macht ihn auch zu einer Stütze für Gabi. Zwischen Luke und Gabi stimmt die Chemie von Anfang an. Sie harmonieren gut miteinander und sorgen für den ein oder anderen Schlagabtausch, der mir beim Lesen ein Lächeln ins Gesicht gezaubert hat.
Die vier Teeniemädels mischen die Handlung mehrfach ordentlich auf, sorgen für Spannung, Abenteuer und Schreckensmomente, aber auch den ein oder anderen Lacher.

„Echo Lake Liebe findet ihren Weg“ war mein erstes Buch von Maggie McGinnis. Das Buch hat mich überzeugt und mitgerissen. Es vereint äußerst gelungen Romantik mit Action, Abenteuer und Spannung. Der Schreibstil hat mir sehr gut gefallen. Ich konnte sofort in die Geschichte eintauchen und wurde gefesselt. Sowohl die Betreuungssituation im Ferienlager als auch den Umgang mit der Pflegekindproblematik am Beispiel mehrerer Charaktere habe ich aufgrund eigener Erfahrungen als unglaublich realistisch empfunden. Dadurch habe ich mitgelitten, hatte aber auch viel Spaß beim Lesen und habe mich direkt in das Ferienlager hineinversetzt gefühlt. Für mich war es dank dieser Thematik auch mehr als nur eine einfache Sommerlektüre.

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