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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 20.11.2025

Für mich schwierig

1000 und ich. Zweifle nicht, zögere nicht, hinterfrage nicht.
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"1000 und ich" von Yorick Goldewijk wird als Jugendbuch ab 12 Jahren empfohlen, doch der Zugang zur Geschichte fiel mir schwer. Vielleicht liegt das an der jugendlichen Zielgruppe, für die der Stoff zugänglicher ...

"1000 und ich" von Yorick Goldewijk wird als Jugendbuch ab 12 Jahren empfohlen, doch der Zugang zur Geschichte fiel mir schwer. Vielleicht liegt das an der jugendlichen Zielgruppe, für die der Stoff zugänglicher sein mag. Die Ich-Erzählerin ist eine Jugendliche, 8, die in einer gleichförmigen, von permanenten Beschallungen und Abläufen geprägten Welt lebt – eine Atmosphäre, die entfernt an "1984" erinnert. Sie beginnt, das System zu hinterfragen, bricht aus der Reihe aus und trifft auf die Figur 1000.

Mein zentrales Problem war die Lektüre: Die Erzählung, die uns in die Gedanken, Träume und Vorstellungen der Protagonistin entführt, wirkte auf mich oft verwirrend und unstrukturiert. Ich verlor immer wieder den Faden und hatte das Gefühl, etwas Grundlegendes übersehen zu haben. Obwohl die thematisierten, zukunftsrelevanten Probleme wichtig sind und eine gute Diskussionsgrundlage bieten – besonders für Jugendliche (am besten mit Begleitung) –, konnte mich die Umsetzung nicht fesseln oder emotional abholen. Insgesamt empfand ich das Leseerlebnis als mäßig.

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Veröffentlicht am 20.11.2025

Nicht ganz einfach

Die Stimme im Licht
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"Die Stimme im Licht" markiert meinen ersten Ausflug in die Welt von Kornelia Schmid. Obwohl dieses Buch als Vorgeschichte zu ihrer Fantasy-Reihe dient, ist es als eigenständiges Werk konzipiert und auch ...

"Die Stimme im Licht" markiert meinen ersten Ausflug in die Welt von Kornelia Schmid. Obwohl dieses Buch als Vorgeschichte zu ihrer Fantasy-Reihe dient, ist es als eigenständiges Werk konzipiert und auch für neue Leser wie mich verständlich.

Ich muss ehrlich gestehen, dass der Einstieg in diese Geschichte sehr mühsam war. Selbst nach der Hälfte des Buches wirkten die zahlreichen Protagonisten noch fremd, und ihr Schicksal ließ mich anfänglich kalt. Ich habe tatsächlich kurz über einen Abbruch nachgedacht.

Glücklicherweise habe ich durchgehalten – was sich als die richtige Entscheidung erwies. Im letzten Drittel verwoben sich die losen Fäden zu einem schlüssigen Ganzen. Die Geschichte gewann an Sinnhaftigkeit und fand ein durchaus versöhnliches Ende.

Wir folgen hier abwechselnd verschiedenen Figuren der Steinzeit – darunter Schamanen, eine Häuptlingstochter und ein gestürzter Stammesführer. Sie alle sind gezeichnet von Zweifeln und befinden sich auf einer persönlichen Suche. Wir teilen ihre Gedanken und Erlebnisse, die manchmal verstörend, aber auch belustigend sein können. Die Magie in dieser steinzeitlichen Welt wird dabei sparsam, aber effektiv eingesetzt.

Unterm Strich ist "Die Stimme im Licht" ein Roman, der Ausdauer verlangt. Es ist gut möglich, dass die Handlung für Leser, die bereits mit der Trilogie vertraut sind, sofort zugänglicher und von größerer Bedeutung ist. Für mich war es letztendlich ein solides, wenn auch schwerfälliges Leseerlebnis, das aber mit einem befriedigenden Abschluss entschädigt.

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Veröffentlicht am 14.11.2025

Ein kluges Wende-Porträt

Adlergestell
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Laura Laabs' "Adlergestell" fängt den Zeitgeist des Umbruchs in der ehemaligen DDR meisterhaft ein. Anhand der Schicksale von drei Mädchen – Lenka, Chaline und der namenlosen Erzählerin – entfaltet der ...

Laura Laabs' "Adlergestell" fängt den Zeitgeist des Umbruchs in der ehemaligen DDR meisterhaft ein. Anhand der Schicksale von drei Mädchen – Lenka, Chaline und der namenlosen Erzählerin – entfaltet der Roman ein intelligentes und sehr menschliches Gesellschaftsporträt.

Die Geschichte beginnt in ihrem ersten Schuljahr in einer Eigenheimsiedlung nahe der Berliner Ausfallstraße Adlergestell zur Zeit der Wende. Die unterschiedlichen häuslichen Milieus, das politische Klima, die kollektiven Ängste und die Wut der Erwachsenen sind präzise und unaufgeregt beschrieben.

Erzählt wird in kurzen Kapiteln aus verschiedenen Perspektiven (Kinder, Lehrer, Eltern, Nachbarn). Satirische Rückblicke auf die Werbung und Meldungen dieser Zeit betonen den Einzug des Kapitalismus. Das Buch stellt die Mädchen in den Mittelpunkt, die sich im Aufbruch zwischen den Zeiten nirgends richtig zugehörig fühlen. Ihre Gedanken und Gefühle wirken authentisch und werden beschrieben, nicht bewertet. Ein absolut lesenswertes Buch, das die Unsicherheit und den Neubeginn dieser Ära für jede Generation spürbar macht.

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Veröffentlicht am 05.11.2025

Die Sache mit der Zeit

Das Buch der verlorenen Stunden
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In "Das Buch der verlorenen Stunden" von Hayley Gelfuso stecken so großartige Ideen und Ansätze, dass ich mich riesig auf dieses Buch gefreut habe.
Lisavet Levy, ein Kind, wird von ihrem Vater, einem bekanntem ...

In "Das Buch der verlorenen Stunden" von Hayley Gelfuso stecken so großartige Ideen und Ansätze, dass ich mich riesig auf dieses Buch gefreut habe.
Lisavet Levy, ein Kind, wird von ihrem Vater, einem bekanntem Uhrmacher versteckt. In der Kristallnacht, in einer riesengroßen Bibliothek, die unabhängig von Zeit und Raum ist und nicht von jedem erreichbar. Sie ist dort zwar vor den Nazis sicher, kommt aber auch nicht zu ihrer Familie. Und so wächst sie dort auf, lebt in den Erinnerungen anderer und sammelt Erinnerungen.
Im Zeitraum lernt sie auch Ernest kennen, einen jungen Zeithüter und ihr Schicksal verknüpft sich miteinander.
Die Geschichte wird in verschiedenen Zeiten und auch unterschiedlichen Perspektiven erzählt, aber man begreift die Zusammenhänge recht schnell.
Dieses Buch hat viele Facetten, es geht um die Zeit an sich, um Erinnerungen, was uns Menschen ausmacht, was Erinnerungen oder ihr Fehlen mit uns machen. Es gibt sehr schnell Personen und auch Staaten, die Vergangenes ungeschehen machen wollen, Erinnerungen löschen und man kann sich denken, was diese Macht bedeutet.
Die Sache mit der Zeit ist teils verwirrend, wird aber gut erklärt.
Lisavet ist eine gut ausgearbeitete Protagonistin, deren Entscheidungen ich später nicht mehr nachvollziehen konnte, das machte es für mich irgendwann immer unglaubwürdiger.
Die Geschichte an sich hat mir gut gefallen, ich habe sie sehr gerne gelesen.

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Veröffentlicht am 03.11.2025

Wichtiges Thema

Da, wo ich dich sehen kann
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"Da, wo ich dich sehen kann" von Jasmin Schreiber ist ein wichtiges Buch, ein Buch, dass in mir noch länger nachhallen wird.
Es geht um Verbrechen, ja Mord, an Frauen und die Folgen, die Opfer und was ...

"Da, wo ich dich sehen kann" von Jasmin Schreiber ist ein wichtiges Buch, ein Buch, dass in mir noch länger nachhallen wird.
Es geht um Verbrechen, ja Mord, an Frauen und die Folgen, die Opfer und was es mit ihnen macht. Es geht um Themen, bei denen öfter noch weggesehen und weggehört wird, in der Gesellschaft, aber auch in der Familie.
Im Mittelpunkt der Geschichte steht Maja, neun Jahre alt. Sie ist Freundin, Tochter, Enkeltochter, Schülerin und ein verängstigtes Kind. Denn Emma, die Mutter von Maja, wurde ermordet. Ermordet von ihrem geliebten Vater.
Das ist eine schwierige Ausgangslage und wir lesen hier abwechselnd die Gedanken von wichtigen Menschen in Emmas Leben. Zu Wort kommen ihre Freundin, ihre Mutter, ihr Vater, ihre Schwiegereltern, ja auch Emma selbst.
Durch das abdrucken von amtlichen Meldungen, dem Notruf, dem Obduktionsbericht, verschiedene Anwaltsschreiben und Gerichtsbeschlüsse bekommt das Buch noch eine viel realere Note, es geht noch tiefer unter die Haut.
Natürlich ist Maja hier am meisten betroffen, sie kann das alles nicht verarbeiten, ist aus ihrem Leben gerissen, hat beide Elternteile verloren und geht an eigenen Schuldgefühlen fast zugrunde.
Es gibt auch einige "was-wäre-wenn"-Kapitel, mit denen Schuldgefühle dargelegt werden, Gedanken die Tat verhindern zu können. Gerade diese gehen noch mehr unter die Haut und man macht sich beim Lesen so seine eigenen Gedanken dazu.
Manchmal verfällt die Autorin in einige Klischees, die es gar nicht bräuchte, die Botschaft wird auch so gut rübergebracht. Wenn man darüber hinwegsieht, ist es ein gut geschriebenes Buch mit viel Einfühlungsvermögen, dass bewegt und nachdenklich macht.

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