Kann man jemanden lieben, wenn man sich selbst nicht liebt?
True North - Ein Moment für immerMay Shipley ist die Chaosqueen ihrer Familie. Sie war immer sehr sprunghaft, hat sich von einem Fettnäpfchen ins nächste begeben und dazu noch ihren Kummer im Alkohol ertränkt. Jetzt ist sie seit 16 Monaten ...
May Shipley ist die Chaosqueen ihrer Familie. Sie war immer sehr sprunghaft, hat sich von einem Fettnäpfchen ins nächste begeben und dazu noch ihren Kummer im Alkohol ertränkt. Jetzt ist sie seit 16 Monaten trocken und doch häufen sich die Probleme gerade wieder so massiv, das die Suchtstimme versucht Oberhand zu gewinnen. Dabei ist es nicht gerade hilfreich, dass alle in der Familie sie wie in Watte packen und angucken, als würde sie jeden Moment einen Rückfall erleiden. Der Einzige, in dessen Gegenwart sie sich plötzlich entspannen kann, ist Alec Rossi – musste der Barbesitzer auch ihre Schmach hautnah miterleben. Doch Alec erweist sich als wahrer Freund, obwohl er gerade selbst einiges weg zu stecken hat, und bevor sich’s beide Anti-Beziehungsmenschen versehen, steckt plötzlich mehr dahinter. Sie geben einander Halt und eine Nähe, die keiner vorher je bei einer anderen Person gefunden hat. Doch kann man einen Menschen lieben, wenn man sich selbst nicht liebt?
Sarina Bowen hat sich im fünften Band kein leichtes Pärchen gesucht und dennoch passen beide Protagonisten wie Yin und Yang zueinander. Sie ergänzen sich auf eine Weise, die man erst bei näherer Betrachtung erkennt. Zuerst ist es Anziehung und Leidenschaft, aber umso mehr sie miteinander teilen, umso mehr sie sich aufeinander verlassen, desto intensiver wird ihre Verbindung. Sowohl May, als auch Alec zeigen nach und nach ihr wahres Wesen und ich bin beeindruckt, wie stark May ist, obwohl sie es selbst nicht wahrnimmt und wie fürsorglich Alec sein kann, obwohl er so oft als Frauenheld und Aufreißer verschrien ist.
Was mich dieses mal nicht völlig überzeugen könnte, waren die Emotionen. Es ist nicht so, als würde man die aufkeimende Liebe und Leidenschaft nicht spüren, aber ich fand einfach, das es gegen Ende der Geschichte nicht so mächtig gefühlvoll wurde, das man quasi diese rosa Wolken sehen hätte können, auf denen May und Alec schweben sollten. Es war mir ein wenig zu lau, dafür das beide eigentlich sehr starke Charaktere sind und ich konnte mich in den anderen “True North” – Bänden mehr emotional mitreißen lassen.
Aber alles in allem ist jeder neue Band der “Vermont – Reihe” für mich wie ein Nach Hause kommen. Ich habe nun schon fünf Geschichten der Vermonter Großfamilie lesen dürfen und es ist einfach heimelig. Ich liebe es, wie man immer wieder neue Pärchen zusammen kommen sieht – mit ihren eigenen dramatischen Handlungen – und dabei das Leben der anderen Charaktere weiterlaufen sieht. Ich freue mich auf den nächsten Band, denn dann treffen wir sicher Audrey und Griffin (Band 1) auf ganz besondere Art und Weise in der Nebenhandlung wieder. Ich kann es kaum erwarten!