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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 13.10.2018

Ein Buch, das sich entwickelt...

Der Abgrund in dir
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Rachel Childs ist eine engagierte und mutige Frau und erlangt in ihrem Beruf als Journalistin immer mehr Anerkennung. Ihr Einsatz im Krisengebiet Haiti, wohin sie nach einem verheerenden Erdbeben beordert ...

Rachel Childs ist eine engagierte und mutige Frau und erlangt in ihrem Beruf als Journalistin immer mehr Anerkennung. Ihr Einsatz im Krisengebiet Haiti, wohin sie nach einem verheerenden Erdbeben beordert wird, verändert ihr Leben allerdings nachhaltig. Von den Ereignissen vor Ort schwer erschüttert, misslingt ihre Liveüber-tragung vor Millionen von Zuschauern. Sie verliert ihren gefeierten Status und ihr Karriere zerfällt so schnell, wie sie entstand. Kurz darauf trifft sie Brian, einen Mann, der ihrem Leben eine ganz neue Richtung gibt...

Dennis Lehane hat sich als Autor unter anderen schon einen Namen mit seinen Büchern "Mysric river" und "Shutter Island" gemacht, gelesen hatte ich bisher allerdings noch keines seine Werke. Mit einer entsprechend hohen Erwartung bin ich in seinen neuen Thriller gestartet und wurde insgesamt auch nicht enttäuscht. Er erzählt die Geschichte in einem sehr gut zu lesenden Schreibstil, der das Geschehen lebendig und bildreich vor Augen führt. Die Story braucht allerdings ein wenig, bis sie wirklich in Fahrt kommt. Auf den ersten 200 Seiten stellte sich doch für mich die ein oder andere Länge ein, die ein wenig Durchhaltevermögen erforderten. Der zweite Teil tröstet aber über den schleppenden Beginn hinweg und baut mit überraschenden und für mich unvorhersehbaren Entwicklungen zunehmend die Spannung und Dramatik auf. Hier fiel es mir dann immer schwerer, das Buch zur Seite zu legen und war in der spannenden Handlung gefangen.

"Der Abgrund in dir" ist für mich ein gelungener Thriller, der zu Beginn vielleicht um ein paar Seiten kürzer hätte sein können, insgesamt aber mit einer clever konzipierten und schwer durch-schaubaren Story überzeugt. Ich empfehle das Buch daher gerne weiter und bewerte es mit guten vier von fünf Sternen.

Veröffentlicht am 13.10.2018

Die Folgen eines Betrugs

Wie ich fälschte, log und Gutes tat
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Benedikt Jäger ist 16 Jahre alt und lebt in der kleinen Gemeinde Weiden. Er ist der Sohn eines vermögenden Arztes und seine Mutter vergnügt sich auf gesellschaftlichen Treffen und bei den Lions, um den ...

Benedikt Jäger ist 16 Jahre alt und lebt in der kleinen Gemeinde Weiden. Er ist der Sohn eines vermögenden Arztes und seine Mutter vergnügt sich auf gesellschaftlichen Treffen und bei den Lions, um den guten Ruf zu wahren. Aktuell ist Benedikt sehr erfolgreich im Tennis und die Mannschaft konnte die Meisterschaft erkämpfen. Weniger erfolgreich verläuft allerdings zur Zeit seine Schullaufbahn und so ist seine Kreativität gefordert, um den Hausfrieden in seiner Familie aufrecht zu erhalten. Er fälscht sowohl die Klausuren, die er seinen Eltern vorlegt als auch die Unterschriften unter den echten Prüfungen. Es beginnt ein Kreislauf, aus dem es kein Entkommen zu geben scheint...

Thomas Klupp hat einen Roman aus der Sicht eines sechzehn-jährigen Jugendlichen geschrieben. Wir werden in die Schul- und Entwicklungszeit von Benedikt entführt, welche mich des Öfteren auch an meine eigene Vergangenheit erinnert hat. Thomas Klupp erzählt die Geschichte in einem sehr lockeren und lebhaften Schreibstil, der sehr unterhaltsam ist und sich auch flüssig lesen lässt. Bei den beschriebenen Erlebnissen ist immer wieder ein gesellschaftlicher Seitenhieb zwischen den Zeilen zu erkennen, was mir gut gefallen hat. Insgesamt hatte das Buch aus meiner Sicht aber nicht genug Tiefe. Es kam mir vor, wie die Aneinanderreihung unterhaltsamer Abenteuer, ohne aber wirklich eine Aussage zu treffen. Erst zum Ende hin konnte mich die Geschichte packen und wartete noch einmal mit Spannung auf.

Insgesamt hat mir der Schreibstil von Thomas Klupp sehr gut gefallen, aber das Buch erschien mir dennoch wenig aussagekräftig und konnte mich nicht wirklich fesseln, so dass ich "Wie ich fälschte, log und Gutes tat" lediglich mit drei Sternen bewerte.

Veröffentlicht am 05.10.2018

Nährboden für blinden Hass

Mit der Faust in die Welt schlagen
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Phillip und Tobias wachsen in einer jungen Familie im sächsischen Neschwitz auf. Ihr Leben verläuft zunächst klassisch, die Eltern bauen ihr Eigenheim und die Familie verbringt viel Zeit miteinander. Aber ...

Phillip und Tobias wachsen in einer jungen Familie im sächsischen Neschwitz auf. Ihr Leben verläuft zunächst klassisch, die Eltern bauen ihr Eigenheim und die Familie verbringt viel Zeit miteinander. Aber im Verlauf verlieren die Familienmitglieder ihren Zusammenhalt. Der Vater verlässt nach einer Liebschaft mit der Nachbarin die Familie und die Mutter zieht sich in ihre deprimierende Welt zurück. Die beiden Brüder gehen nun ihren Weg und werden von ihrem sozialen Umfeld stark geprägt. Ein Umstand der ohne fürsorglichen Zuspruch auch in eine falsche Richtung gehen kann...
Lukas Rietzschel hat aus meiner Sicht mit "Mit der Faust in die Welt schlagen" einen mutigen und brisanten Roman geschrieben, der den Leser nachdenklich zurücklässt. Er beschreibt die Entwicklung der beiden Brüder Phillip und Tobias in ihrer sächsischen Heimat und zeigt dabei auf, warum gerade in den strukturschwächeren Regionen der Rechtsradikalismus einen so guten Nährboden hat. Es gelingt ihm hervorragend die häufig anzutreffende Trost- und auch Hoffnungs-losigkeit einzufangen, mit der viele Menschen zu kämpfen haben. Gerade seine außergewöhnliche Schreibweise, die mir sehr gut gefallen hat, trägt hierzu bei. Er arbeitet mit vielen kurzen Hauptsätzen und lässt damit vieles unausgesprochen. Was anfangs als einfacher Schreibstil gewertet werden kann, erfordert aber dennoch die volle Aufmerksamkeit, da vieles zwischen den Zeilen zu lesen ist und somit für mich sehr passend erscheint, eine Geschichte mit viel Tiefgang zu erzählen. Wer eine Szenebeschreibung Rechtsradikaler im Osten erwartet, wird wohl enttäuscht werden, da Lukas Rietzschel komplett auf spektakuläre oder gewalttätige Situationen verzichtet, viel mehr setzt er sich mit der Beweggründen auseinander, welche gerade Jugendliche anstreben, einer solchen Gruppe anzugehören.
"Mit der Faust in die Welt schlagen" ist für mich ein unaufgeregter aber gleichzeitig auf seine Art ein sehr aussagekräftiger Roman, dem ich eine große Aufmerksamkeit wünsche, um so in die Diskussion zu diesem gesellschaftlich wichtigen Thema zu kommen. Gerade auch aufgrund seiner besonderen Erzählweise bewerte ich ihn mit guten vier von fünf Sternen und empfehle ihn als lesenswert sehr gerne weiter.

Veröffentlicht am 05.10.2018

Liebeswahn

Puppenmutter
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Tessa Simonet lebt in Paris mit ihrem Mann in einer großzügigen Villa. Sie wird an genau diesem Ort Opfer eines Überfalls und die Täter drohen, nachdem sie nicht erfolgreich waren, wiederzukommen. In der ...

Tessa Simonet lebt in Paris mit ihrem Mann in einer großzügigen Villa. Sie wird an genau diesem Ort Opfer eines Überfalls und die Täter drohen, nachdem sie nicht erfolgreich waren, wiederzukommen. In der selben Nacht wirft sich ihr Mann Jules vor einen Zug. Tessa ist nun stark verunsichert, zumal sich in ihrem persönlichen Umfeld plötzlich Unfälle ereignen, sie im einsamen Haus Geräusche hört und die Personen ihres Vertrauens ihre Gewohnheiten ändern. Was geschieht hier im Leben von Tessa? Steht sie im Fokus eines Täters?
Ich habe schon einige Bücher der Autorin Astrid Korten gelesen und schon mehrfach konnte sie sich mit ihrem Einfühlungsvermögen in die Psyche ihrer Protagonisten begeistern. Ihr neues Werk "Puppenmutter" steht den vorherigen Büchern diesbezüglich in Nichts nach, ganz im Gegenteil, es ist aus meiner Sicht ihr bisher bestes Buch. Wiederum konnte sie mich schnell mit ihrer eingängigen und sehr lebendigen Schreibweise in den Bann ziehen. Sie arbeitet dabei mit vielen kurzen Kapiteln, die der Handlung ein zusätzliches Tempo verleihen. Sehr clever konzipiert sie eine spannende und komplexe Geschichte, die mich lange im Unklaren hielt. Es taten sich immer wieder neue Fragen auf und die überraschenden Wendungen hielten den Spannungsbogen stets auf einem sehr hohen Niveau. Auch das für mich sehr überraschende Finale wirkt nicht konstruiert sondern löst die vielen entstandenen Fragezeichen nachvollziehbar auf.
"Puppenmutter" ist aus meiner Sicht ein äußerst gelungener Psycho-Thriller, der mir einige spannende Stunden bescherte und den ich sehr gerne weiterempfehle. Ich bewerte das Buch daher auch mit den vollen fünf von fünf Sternen.

Veröffentlicht am 05.10.2018

Die Verlockung der Macht

Macbeth
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Macbeth ist ein gnaden- und kompromissloser Cop, der den Drogen-bossen der Stadt das Fürchten lernt. Er ist selber in der Gosse groß geworden und kämpft für eine neue Gerechtigkeit in der Stat. Nachdem ...

Macbeth ist ein gnaden- und kompromissloser Cop, der den Drogen-bossen der Stadt das Fürchten lernt. Er ist selber in der Gosse groß geworden und kämpft für eine neue Gerechtigkeit in der Stat. Nachdem er aber an der Macht geschnuppert hat, lässt er, angestachelt von seiner Freundin, alle Moralvorstellungen über Bord fallen und will sich den Weg nach oben ebnen. Auch auf diesem Weg lässt er seinen Gegnern seine Kaltblütigkeit spüren...
Ich habe bereits mehrere Bände aus seiner Harry Hole-Reihe gelesen und schätze daher den Autor Jo Nesbo sehr. Sein neues Werk unter-scheidet sich aber in allen Belangen von seinen bisherigen, zumindest mir bekannten, Büchern. Hier setzt sich Jo Nesbo ausführlich mit dem sehr charismatischen Charakter seines Hauptprotagonisten Macbeth auseinander. Ein Mann der zunächst für seine Werte einsteht und diese aber dann in der Abhängigkeit einer großen Liebe und dem Einfluss von Drogen komplett außen vor lässt und dem verlockenden Ruf der Macht und der Gier erliegt. Nesbo beschreibt sehr bild- und temporeich den blutigen Weg auf der Leiter nach oben. Er hat auch kein Problem damit, wertgeschätzte Protagonisten aus dem Leben scheiden zu lassen und sorgt so, zumindest bei mir, immer wieder für überraschende Ent-wicklungen. Die Spannung bleibt so auch auf einem sehr hohen Niveau und endet erst mit einem fulminanten Showdown.
"Macbeth" ist für mich ein besonderer Thriller, in dem Jo Nesbo eine ganz spezielle fiktive Welt um den Hauptprotagonisten aufbaut und so den namensgebenden Klassiker in einem völlig neuen Gewandt erscheinen lässt. Allein dieser Umstand macht das Buch für mich lesenswert und lässt es aus der Menge der vielen Thriller heraus-stechen. Ein tolles Buch, welches ich mit den vollen fünf von fünf Sternen bewerte und gerne weiterempfehle!!