Mir fehlte die Spannung
Babel„Babel“ erzählt die Geschichte eines Waisenjungen aus dem südchinesischen Kanton. Nachdem seine Familie von einer Seuche dahingerafft wurde, taucht überraschend ein englischer Professor auf und nimmt ihn ...
„Babel“ erzählt die Geschichte eines Waisenjungen aus dem südchinesischen Kanton. Nachdem seine Familie von einer Seuche dahingerafft wurde, taucht überraschend ein englischer Professor auf und nimmt ihn mit in das London des beginnenden 19. Jahrhunderts. Als Robin Swift, einem selbstgewählten Namen, „den die Engländer aussprechen können“, wird er von Professor Lovell intensiv auf das Studium am „Königlichen Institut für Übersetzung“ (auch Babel genannt) in Oxford vorbereitet.
An der Uni findet Robin in drei Mitstudierenden (Ramy, Victoire und Letty) Freunde, die eine Art Familienersatz für ihn werden. Zwei von ihnen (Ramy und Victoire) befinden sich in einer ähnlichen Situation wie er selbst: dank ihrer Muttersprachen und ihrer Sprachbegabung werden sie vom britischen Empire als wertvolle „Ressourcen“ betrachtet, müssen erfahren, dass auch mit ihrer Mithilfe ihre Herkunftsländer unterdrückt und ausgebeutet werden, sie selbst aber eben aufgrund ihrer „exotischen“ Herkunft nicht von der Gesellschaft akzeptiert werden.
In Oxford trifft er auch auf seinen Halbbruder Griffin, der ebenfalls von Professor Lovell als Kind nach England gebracht und auf ein Studium in Babel vorbereitet wurde. Griffin hat allerdings sein Studium abgebrochen, ist in den Untergrund gegangen und hat sich der Geheimorganisation „Hermes“ angeschlossen, deren Ziel es ist, die Vormachtstellung des britischen Empires zu brechen.
Kennengelernt habe ich R.F. Kuang durch „Yellow Face“, ein Buch, das ich mit großer Begeisterung gelesen habe und der Anlass war, auch „Babel zu lesen, obwohl Fantasy bzw. Dark Academia nicht mein Genre sind. Das hat sich leider bestätigt. Sprachlich ist „Babel“ ein Meisterwerk, es ist hervorragend recherchiert, man lernt so einiges über Etymologie und Literaturtheorie, die (Un)Möglichkeit des Übersetzens. Gleichzeitig liefert das Buch viel Stoff zum Nachdenken über Kolonialismus, Imperialismus, Kapitalismus und Globalisierung. Trotz dieser positiven Aspekte konnte mich „Babel“ nicht packen. Die vielen Fußnoten haben mich genervt, inhaltlich fand ich es irgendwann langweilig, mir fehlte über weite Strecken einfach die Spannung. Ich war durchaus mehrfach versucht, das Buch einfach abzubrechen, habe nur durchgehalten, weil ich immer noch auf eine spannende Wendung gewartet habe.
„Babel“ hat nicht ohne Grund so viele Fans, für mich war es allerdings nicht das Richtige.