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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 23.05.2020

Wenn die Liebe verstummt

flüchtig
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Hubert von Goisern startete seine Karriere als Musiker und Komponist bereits in den 1980ern und ist seitdem sehr erfolgreich. Auch als Künstler und in Dokumentarfilmen zeigte sich der Österreicher stets ...

Hubert von Goisern startete seine Karriere als Musiker und Komponist bereits in den 1980ern und ist seitdem sehr erfolgreich. Auch als Künstler und in Dokumentarfilmen zeigte sich der Österreicher stets weltoffen und experimentierfreudig und so war es nur eine Frage der Zeit, bis er sich nun neben der Lyrik seiner Songtexte auch der Prosa widmete, und zwar unter seinem bürgerlichen Namen Hubert Achleitner.

In „flüchtig“ entflieht Maria ihrem Eheleben nach 30 Jahren, ohne eine Nachricht oder einen Hinweis daraufhin zu hinterlassen, wohin sie gegangen ist. Geschildert wird daraufhin sowohl ihr Versuch, ein neues Ziel in ihrem Leben zu finden als auch die Suche ihres Mannes Herwigs nach seiner Frau. Der Weg der beiden wird dabei gesäumt von zahlreichen mal mehr mal weniger flüchtigen Begegnungen.

Wer die Kompositionen von Hubert von Goisern kennt, der weiß, dass Hubert Achleitner einen Sinn für Schönheit hat. Ich war daher davon überzeugt, dass „flüchtig“ sprachlich überzeugen wird und bin nicht enttäusch worden. Der Autor erzählt in einer leicht lesbaren Sprache, ohne dabei jemals oberflächlich zu werden. Seine Wortkompositionen sind spielerisch und intelligent, tiefsinnig, doch nie gekünstelt. Ich bin begeistert von der Erzählweise dieser Geschichte.

Nicht ganz so fangen genommen hat mich die Story selbst. Hier war es einerseits die Handlung, die an manchen Stellen dahingeplätschert ist, ohne dass wirklich viel passiert wäre, und andererseits die Hauptcharaktere, die für mich teilweise nicht greifbar wurden, deren Haltung und Aktionen ich nicht folgen konnte, und die mir in ihrer Gefühlswelt zu wenig ausgeleuchtet wurden. Dem gegenüber fand ich, dass Nebencharakteren und deren Geschichte zu viel Raum in dem Roman gegeben wurden.

Alles in allem ein gelungenes Debüt, das ich gerne an jene weiterempfehle, die die leisen, die zarten Geschichten schätzen und sich an der Schönheit der Sprache erfreuen.

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Veröffentlicht am 22.04.2020

Spannend mit Mankos

Das Dorf der toten Seelen
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Camilla Stan, Das Dorf der toten Seelen. Thriller. Harper Collins Germany, 2020

„Das Dorf der toten Seelen“ ist der erste Thriller der jungen Autorin Camilla Sten.
Eine fünfköpfige Gruppe bezieht ihr ...

Camilla Stan, Das Dorf der toten Seelen. Thriller. Harper Collins Germany, 2020

„Das Dorf der toten Seelen“ ist der erste Thriller der jungen Autorin Camilla Sten.
Eine fünfköpfige Gruppe bezieht ihr Lager in Silvertjärn, einer Geisterstadt, aus der 60 Jahre zuvor von einem Tag auf den anderen alle 900 Einwohner auf unerklärliche Weise verschwanden. Für Alice, deren Großmutter kurz vor dem mysteriösen Ereignis weggezogen war, ist dabei nicht nur der Dokumentarfilm, der entstehen sollte, von besonderer Bedeutung – sie möchte vor allem der Lösung des Rätsels näher kommen. Doch schon kurz nach dem Eintreffen des Filmteams in die Bergwerkstadt ereignen sich seltsame Dinge …

Camilla Sten hat eine Geschichte entworfen, die Spannung aufbaut und den Leser gefangen nimmt. Die Handlung des Buches ist in sich geschlossen, sodass keine Fragen offen bleiben und bietet bis zum Ende immer wieder unvorhersehbare Wendungen, auch das Ende ist schlüssig. Gelungen finde ich den Wechsel zwischen Gegenwart und Vergangenheit, sodass das Rätsel um Silvertjärn tatsächlich vollkommen aufgelöst wird.

Für mich nicht ideal ausgearbeitet waren jedoch Erzählstil und Charaktere. Wobei ich erwähnen muss, dass ich vom Stil der Autorin hin und her gerissen war. Einerseits verwendet sie tolle Metaphern und Phrasen, andererseits wirken manche Sätze unbeholfen oder Wörter und Informationen wiederholen sich, was meinen Lesefluss gestört hat. Ob das an der Schreibweise der Autorin oder an der deutschen Übersetzung liegt, kann ich nicht beurteilen.

Die Charaktere sind grundsätzlich gut aufgebaut und auch ihre allgemeine Entwicklung ist nachvollziehbar, dennoch bin ich mit ihnen ins hadern gekommen, denn sie lassen sie sich immer wieder zu Sätzen und Handlungen hinreißen, die für mich unüberlegt oder unrealistisch waren. Verhalten und Ausdrucksweise haben mich daher eher an Jugendliche erinnert als an die jungen Erwachsenen (End-Zwanziger), die sie sein sollten. Dadurch hatte ich während des Lesens des Buches (in den Szenen, die in der Gegenwart spielten) eher das Bild eines Teenie-Horrorfilms im Kopf als das eines „ernst zu nehmenden“ Thrillers.

Wenn man über die oben genannten Makel hinwegsehen kann, bietet „Das Dorf der toten Seelen“ aber spannende Unterhaltung, einige Überraschungen und eine gelungene Auflösung zum Ende hin.

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Veröffentlicht am 30.03.2020

Abenteuer in Afrika

Das kann uns keiner nehmen
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Der Tscharlie, ein derber Ur-Bayer, der kein Blatt vor den Mund nimmt, und Hans, Autor aus Hamburg, treffen sich im Krater des Kilimandscharo, wo sie über Nacht campieren. Keiner hat Lust auf die Gesellschaft ...

Der Tscharlie, ein derber Ur-Bayer, der kein Blatt vor den Mund nimmt, und Hans, Autor aus Hamburg, treffen sich im Krater des Kilimandscharo, wo sie über Nacht campieren. Keiner hat Lust auf die Gesellschaft des anderen, jeder von ihnen ist dort, um mit etwas abzuschließen. Mit entsprechendem Unmut fällt die erste Begegnung aus.

Was jedoch anfangs nicht weiter voneinander entfernt sein könnte, das driftet im Laufe der Geschichte immer näher zueinander hin und der Tscharlie und Hans begeben sich gemeinsam auf eine Reise durch ein Afrika, das bunter und aufregender nicht sein könnte.

Matthias Politycki versteht es, Landschaften, Figuren und Begebenheiten mit wenigen Pinselstrichen so zu malen, dass der Leser sich direkt in die Szenen hineinversetzt fühlt. Nachdenkliche Abschnitte wechseln sich mit heiteren ab, und immer wieder bringt der Tscharlie den Leser zum Schmunzeln, indem er ihm ein paar seiner bayrischen Lebensweisheiten entgegenschleudert.

Obwohl die Idee absurd erscheinen mag, dass man mit jemandem, den man kaum kennt und der einem nicht einmal sympathisch ist, auf eine Reise durch Afrika geht, wird die Geschichte in keinem Moment unglaubwürdig. Sie zeigt auf, dass man seine Vorurteile nur zu leicht fällt und gut tut, über diese hinweg den Gegenüber kennen zu lernen, bevor man sich eine Meinung bildet.

Ein hervorragender, zugleich unterhaltsamer als auch nachdenklich stimmender Roman, den ich gerne weiterempfehle.

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Veröffentlicht am 30.03.2020

Leichte Kost für Zwischendurch

Zu wahr, um schön zu sein
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Das Buch ist recht kurzweilig, einfach zu Lesen und somit ausgezeichnet als leichte Kost am Strand oder in der Therme geeignet.

Was mich am Anfang etwas gestört hat ist, dass mir der Erzählstil zu gewollt ...

Das Buch ist recht kurzweilig, einfach zu Lesen und somit ausgezeichnet als leichte Kost am Strand oder in der Therme geeignet.

Was mich am Anfang etwas gestört hat ist, dass mir der Erzählstil zu gewollt lustig ist. Die Pointen sind nicht homogen in die Geschichte verstrickt und wirkten dadurch erzwungen. Außerdem finde ich die Ausdrucksweise der Autorin stellenweise platt und die Charaktere zwar größtenteils sehr liebenswert aber auch nicht wirklich vielschichtig.

Als ich mich dann eingelesen und auf den Stil eingelassen hatte, fand ich die Geschichte ganz nett. Was mich dann doch wieder gestört hat war, das Ende, das in meinen Augen recht vorhersehbar war.

Ich kann das Buch leider mit keinen anderen Werken der Autorin vergleichen, da ich noch keine gelesen habe. In der Danksagung war ein Vermerk, dass dies ihr erster humorvoller Roman sei, daher ist dieser Roman eventuell auch nicht mit anderen ihrer Bücher vergleichbar.

Ich empfehle das Buch für Leser, die leichte, einfach zu lesende und humorvolle Kost suchen, ohne zu viel Anspruch an Plot und einen ausgeklügelten Erzählstil zu haben.

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Veröffentlicht am 30.03.2020

Anders als erwartet - aber gut!

Nach Mattias
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Ich war mir nach der Leseprobe sicher, na ja, eigentlich war ich mir schon nach den ersten Zeilen oder zumindest Seiten sicher: Dieses Buch ist ein Schätzchen. Die Sprache des Autors hat mich sofort in ...

Ich war mir nach der Leseprobe sicher, na ja, eigentlich war ich mir schon nach den ersten Zeilen oder zumindest Seiten sicher: Dieses Buch ist ein Schätzchen. Die Sprache des Autors hat mich sofort in den Bann gezogen - die Sätze sind nicht immer vollständig, nicht immer grammatikalisch korrekt, aber so nahe am Leben.

Die Inhaltsangabe schickt voraus, das Leben von Menschen auszuleuchten, die einen geliebten Menschen, Mattias, verloren haben. Ich habe mich darauf gefreut, sie auf ihrem Weg zu begleiten, gehofft, daraus vielleicht auch etwas für mich in ähnlichich Situationen mitnehmen zu können.

Dann kam die Enttäuschung: Statt genauer auf die Charaktere einzugehen, die in engerem Kontakt zu Mattias gewesen waren, beleuchtet der Autor bruchstückhaft das Sein ganz vieler verschiedener Figuren. Auch interessant, aber leider ließ das für mich an Tiefe fehlen.

Vier Punkte gibt es von mir dennoch, da sich zum Ende hin die Fragmente wunderbar zusammenfügen und so in meinen Augen das Buch doch noch sehr lesenswert machen.

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