Zwiespalt
Verheizte HerzenDie Anwältin Ana hat eine Affäre mit ihrem Klienten. Nachdem sie sich auch um sein Testament gekümmert hat, erfährt sie beruflich von seinem plötzlich Tod - durch seine Ehefrau.
Das Buch beschäftigt ...
Die Anwältin Ana hat eine Affäre mit ihrem Klienten. Nachdem sie sich auch um sein Testament gekümmert hat, erfährt sie beruflich von seinem plötzlich Tod - durch seine Ehefrau.
Das Buch beschäftigt sich mit den Gefühlen, die dieser Verlust bei Ana auslöst. Aus Anas Sicht wird nacherzählt, wie sich die beiden kennengelernt haben, wie ihre Beziehung verlaufen ist, welche Auswirkungen die Affäre auf Anas Ehe hatte und welche Gefühle und Gedanken sie nach dem Tod ihres Geliebten hatte.
Der Schreibstil ist sehr gewöhnungsbedürftig, denn das gesamte Buch ist in Versform geschrieben (ohne Reime). Manche Sätze bestehen nur aus einem einzelnen Wort, alles wirkt etwas abgehakt. Ich habe lange gebraucht um in diesen Stil hineinzufinden. Durch die Versform ist sehr wenig Text auf einer Seite, das Buch liest sich daher sehr schnell und bietet deutlich weniger Inhalt als erwartet. Gegen Ende hätte ich mich schon etwas an das Buch gewöhnt, aber dann war es auch schon wieder vorbei. Das Ende war dann ziemlich knapp gehalten, aber irgendwie schön.
Zwischendurch habe ich das Buch wirklich auch mal als schlecht bezeichnet, im Nachhinein kann ich das aber nicht mehr behaupten - man muss sich drauf einlassen in Anas Gedankenwelt einzutauchen. Was mich aber jetzt noch stört, ist der Lebensstil Anas. Vielleicht wurde durch die einseitige Sichtweise nicht genug gezeigt, um das beurteilen zu können. Es stand vielleicht einfach nicht im Fokus von Ana. Aber so ganz klar ist mir nicht, wie man so leben kann. Wie konnte sie eine Affäre führen? Wo dachte ihr Mann, dass sie diese Nächte verbringt? Ja, Anwälte arbeiten viel und lange, aber sie kümmert sich um Verlassenschaften und ist nicht Strafanwältin. Da hat mir mehr Einblick gefehlt, um alles als glaubwürdig einstufen zu können.
Während ich hier meine Meinung nieder schreibe, denke ich bereits wieder darüber nach, was genau mit Ana eigentlich passiert ist. Wieso hat sie dies und jenes getan? Kann ich es nachvollziehen? Macht das alles vielleicht doch Sinn? War sie so sehr in ihrer eigenen Welt, dass das drum herum gar nicht wahrgenommen und deshalb auch nicht erzählt wurde?
Ich finde es wirklich interessant, dass mir das Buch beim Lesen wenig zugesagt hat, mich aber jetzt sehr beschäftigt. Spannendes Phänomen. Wie bewertet man dann? Ich habe einfach die goldene Mitte gewählt.