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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 08.06.2022

Zwiespalt

Verheizte Herzen
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Die Anwältin Ana hat eine Affäre mit ihrem Klienten. Nachdem sie sich auch um sein Testament gekümmert hat, erfährt sie beruflich von seinem plötzlich Tod - durch seine Ehefrau.

Das Buch beschäftigt ...

Die Anwältin Ana hat eine Affäre mit ihrem Klienten. Nachdem sie sich auch um sein Testament gekümmert hat, erfährt sie beruflich von seinem plötzlich Tod - durch seine Ehefrau.

Das Buch beschäftigt sich mit den Gefühlen, die dieser Verlust bei Ana auslöst. Aus Anas Sicht wird nacherzählt, wie sich die beiden kennengelernt haben, wie ihre Beziehung verlaufen ist, welche Auswirkungen die Affäre auf Anas Ehe hatte und welche Gefühle und Gedanken sie nach dem Tod ihres Geliebten hatte.

Der Schreibstil ist sehr gewöhnungsbedürftig, denn das gesamte Buch ist in Versform geschrieben (ohne Reime). Manche Sätze bestehen nur aus einem einzelnen Wort, alles wirkt etwas abgehakt. Ich habe lange gebraucht um in diesen Stil hineinzufinden. Durch die Versform ist sehr wenig Text auf einer Seite, das Buch liest sich daher sehr schnell und bietet deutlich weniger Inhalt als erwartet. Gegen Ende hätte ich mich schon etwas an das Buch gewöhnt, aber dann war es auch schon wieder vorbei. Das Ende war dann ziemlich knapp gehalten, aber irgendwie schön.

Zwischendurch habe ich das Buch wirklich auch mal als schlecht bezeichnet, im Nachhinein kann ich das aber nicht mehr behaupten - man muss sich drauf einlassen in Anas Gedankenwelt einzutauchen. Was mich aber jetzt noch stört, ist der Lebensstil Anas. Vielleicht wurde durch die einseitige Sichtweise nicht genug gezeigt, um das beurteilen zu können. Es stand vielleicht einfach nicht im Fokus von Ana. Aber so ganz klar ist mir nicht, wie man so leben kann. Wie konnte sie eine Affäre führen? Wo dachte ihr Mann, dass sie diese Nächte verbringt? Ja, Anwälte arbeiten viel und lange, aber sie kümmert sich um Verlassenschaften und ist nicht Strafanwältin. Da hat mir mehr Einblick gefehlt, um alles als glaubwürdig einstufen zu können.

Während ich hier meine Meinung nieder schreibe, denke ich bereits wieder darüber nach, was genau mit Ana eigentlich passiert ist. Wieso hat sie dies und jenes getan? Kann ich es nachvollziehen? Macht das alles vielleicht doch Sinn? War sie so sehr in ihrer eigenen Welt, dass das drum herum gar nicht wahrgenommen und deshalb auch nicht erzählt wurde?

Ich finde es wirklich interessant, dass mir das Buch beim Lesen wenig zugesagt hat, mich aber jetzt sehr beschäftigt. Spannendes Phänomen. Wie bewertet man dann? Ich habe einfach die goldene Mitte gewählt.

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Veröffentlicht am 28.05.2022

Sehr spannend!

Der Buchhändler
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Erik übernimmt eine Buchhandlung in einem kleinen Ort in Bayern, seine Tochter lässt er schweren Herzens in seiner Heimat zurück. Er findet schnell Anschluss und neue Freunde, jedoch wird bald alles durch ...

Erik übernimmt eine Buchhandlung in einem kleinen Ort in Bayern, seine Tochter lässt er schweren Herzens in seiner Heimat zurück. Er findet schnell Anschluss und neue Freunde, jedoch wird bald alles durch das Verschwinden eines 9-jährigen Mädchens getrübt.


Im ersten Teil des Buches lernt man hauptsächlich Erik und sein neues Leben kennen, ebenso die anderen Bewohner des Dorfes. Nach dem Verschwinden des Mädchen übernehmen zwei Kommissare die Hauptrollen. Ob es sich nun um einen Thriller oder einen Krimi handelt, sei dahingestellt. Die Arbeit der Polizei steht doch auch stark im Vordergrund, was eher für einen Krimi spricht.


Mir hat das Buch jedenfalls sehr gut gefallen - genau die richtige Mischung zwischen Polizeiarbeit und dem Leben drum herum. Ich fand es sehr spannend und bis zum Ende wusste ich nicht, was passiert ist. Das Ende war dann ziemlich abrupt ohne viel Rumgetue. So ein letztes kleines Kapitel wäre da schon noch drinnen gewesen. Aber vielleicht gibt es ja auch eine Fortsetzung?


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Veröffentlicht am 25.04.2022

Sehr schön!

Gretas Erbe
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Greta wächst nach dem Tod ihrer Mutter bei Zieheltern auf einem Weingut auf. Sie bekommt sowohl von den Eltern als auch von den Geschwistern deutlich zu spüren, dass sie keine Blutsverwandte ist. Sie ist ...

Greta wächst nach dem Tod ihrer Mutter bei Zieheltern auf einem Weingut auf. Sie bekommt sowohl von den Eltern als auch von den Geschwistern deutlich zu spüren, dass sie keine Blutsverwandte ist. Sie ist anders, beschäftigt sich mehr mit Literatur und Bildung und strebt nach mehr als nur Gehilfin am Hof zu sein.

Das Buch ist nicht das erste rund um eine Winzerin, das ich gelesen habe. Ich hatte daher die Befürchtung, dass es nicht mithalten können wird (die andere Serie habe ich geliebt). Dementsprechend kritisch war ich am Anfang, doch das verflog schon bald. Die Geschichte rund um Greta hat mir sehr gut gefallen.

Obwohl es Greta nicht immer leicht hat und eben "nur" eine Ziehtochter ist, hat man gemerkt, dass die Familie sie gern hat. Es wurde nicht dieses Extrem dargestellt, dass Greta nur ausgebeutet und ungeliebt aufwächst. Ja, sie wurde anders behandelt als die leiblichen Kinder, aber nicht durchwegs schlecht. Es hat mir sehr gut gefallen, das hier nicht das klassische Klischee bedient wurde.

Der Weinbau spielt natürlich auch eine wichtige Rolle und so erfährt man das ein oder andere Detail darüber - durchaus interessant. Primär geht es aber um Gretas Leben: ihre Ausbildung, ihre erste Liebe, die Streitigkeiten in der Familie. Ich hatte das Gefühl wirklich dabei zu sein und konnte sehr gut mit Greta mitfühlen. Sie ist eine starke heranreifende Frau, die sympathisch ist, wenn ich auch nicht in allen Punkten mit ihr übereinstimme (besonders in einem am Ende des Buches nicht - aber vielleicht tut sich da ja noch was im 2. Band).

Das Ende des Buches macht definitiv neugierig auf den zweiten Band. Ich möchte unbedingt wissen, wie es mit ihr weitergeht.

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Veröffentlicht am 24.04.2022

Sehr schöner Sprachstil

Die schweigsamen Affen der Dinge
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Henning, Journalist, erfährt auf seiner Romreise vom Tod seines Vaters, den er nie besonders mochte. Das Buch beschäftigt sich damit wie er mit dieser Nachricht umgeht und wie das Verhältnis zu seinem ...

Henning, Journalist, erfährt auf seiner Romreise vom Tod seines Vaters, den er nie besonders mochte. Das Buch beschäftigt sich damit wie er mit dieser Nachricht umgeht und wie das Verhältnis zu seinem Vater war.

Anfangs dachte ich mir oft, dass ich keine Ahnung habe, wovon das Buch eigentlich handelt. Bis ich erkannte, dass es keine klassische Handlung gibt. Es dreht sich alles um die Gedanken Hennings. Teilweise sind hier sehr philosophische Ansätze erkennbar, die sich aus seinen Gefühlen seinem Vater gegenüber ableiten. Obwohl er stets behauptet, nicht zu trauern, hat der Tod sehr wohl etwas mit ihm gemacht. Trauern kann viele Facette haben und für mein Empfinden trauerte er eben auf eine andere Art.

Der Sprachstil hat mir sehr gut gefallen. Die Sprache ist eher gehoben, bleibt dabei aber gut leserlich und flüssig. Das passt sehr gut zu den Gedanken Hennings. Es schwingt immer etwas Melancholie mit.

Mir hat das Buch sehr gut gefallen, was hauptsächlich auf den Sprachstil zurückzuführen ist. Die Geschichte an sich ist nicht schlecht, aber auch nicht fesselnd. Ich habe nicht damit gerechnet, dass die Erzählung irgendwohin führen wird, allemal zu einer Erkenntnis Hennings. Die gab es auch, aber in ganz anderer Form als erwartet. Das Ende hat mir leider nicht so gut gefallen und hat mir das Buch ein bisschen zerstört. Bis dahin war alles rund, stellenweise zwar eigenartig, aber es hat alles gut zusammen gepasst. Es war nur eine Kleinigkeit, die mir etwas genommen hat, das ich nicht so genau in Worte fassen kann.

Fazit: Sprachlich ein sehr schönes Buch, das leider aufgrund einer Wendung in der Geschichte einen Punkt Abzug bekommt.

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Veröffentlicht am 22.04.2022

Hektisch und erzwungen

Zurück nach Übertreibling
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Vikki wurde als Mann geboren, lebt aber mittlerweile als selbstbewusste Frau in München. Als sie die Nachricht erhält, dass ihr ehemaliger Schulkollege Toni aus dem Gefängnis geflüchtet ist, weiß sie dass ...

Vikki wurde als Mann geboren, lebt aber mittlerweile als selbstbewusste Frau in München. Als sie die Nachricht erhält, dass ihr ehemaliger Schulkollege Toni aus dem Gefängnis geflüchtet ist, weiß sie dass sie sofort reagieren muss. Sie wusste aber nicht, welch Abenteuer tatsächlich auf sie wartet.

Vielleicht war meine Erwartungshaltung etwas falsch. Ich habe mich auf einen bayrischen Krimi gefreut, in dem der typisch bayrische trockene Humor zur Geltung kommt, vielleicht ein bisschen on Richtung Rita Falk. Ja, es ist ein Krimi, ja er spielt in Bayern und ja, der Humor spielt eine größere Rolle aus der Kriminalfall. Aber dieser Humor war nicht so meins. Es ist eine Selbstdarstellung der Protagonistin (vermutlich etwas autobiographisch, da die Autorin ebenfalls als Mann geboren wurde), die für meinen Geschmack zu gezwungen lustig war. Gefühlt in jedem Satz wurden irgendwelche Wörter oder Phrasen eingebaut, die witzig sein sollten. Es passt schon zur Persönlichkeit von Vikki - schrill, auffallend, laut und ständig am plappern. Der Erzählstil ist dadurch sehr hektisch, alles geht furchtbar schnell. Manche Sätze sind unglaublich lang, andere ganz kurz. Dadurch kam mir der Schreibstil eher unruhig vor. Mir war das zu viel - weniger ist oft mehr!

Vikki erzählt aus ihrer Sicht und spricht den Leser dabei ab und zu an à la "Hast du es schon gehört?". Das bräuchte ich auch nicht unbedingt, aber das ist nur eine Kleinigkeit. Ihre Erzählung ist vollgestopft mit Klischees: Gendern nervt, große Frauen werden komisch angesehen, Polizisten sind faule Beamte, dicke Menschen trinken nur Cola, junge Menschen beherrschen keine Rechtsschreibung etc. Auch das hat mir nicht so gut gefallen. Die Entscheidungen, die Vikki trifft, waren für mich nicht nachvollziehbar, weil ihre Gedankengänge nicht immer gut beschrieben wurden. Logisch war bei Weitem nicht alles, wobei ich mir nicht sicher bin, ob das Absicht ist (chaotische hektische Vikky). Wenn ja, dann wurde das nicht gut genug hervorgestrichen. Für mich war es nicht perfekt konstruiert.

Wie das eben so ist, wenn einem ein Buch nicht so packt, wurde mein Lesetempo immer schneller, die Konzentration immer weniger. Ich war froh, wie es vorbei war. Das Ende (nach dem Ende) hat mir dann nochmals deutlich gezeigt, dass ich den zweiten Teil ruhig auslassen kann.

Der Fairness halber muss ich noch dazu sagen, dass ich mit dem Buch an einer Leserunde teilgenommen habe und die Mehrheit der Leser begeistert von dem Buch war. Es handelt sich bestimmt um kein schlechtes Buch, es trifft nur nicht meinen Geschmack. Ich möchte in eine andere Welt abtauchen (ohne als Leser angesprochen zu werden) und das Gefühl haben, etwas authentisches zu lesen. Witz und Humor sollten unbedingt auch authentisch sein und nicht so offensichtlich erzwungen.

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