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Veröffentlicht am 20.12.2020

Modehaus Haynbach - Tage voller Hoffnung

Modehaus Haynbach – Tage voller Hoffnung
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Handlung
Deutschland 1922
Schon kurze Zeit nach ihrem Kennenlernen merken die Näherin Claire und der adelige Helmut von Haynbach, dass zwischen ihnen eine große Anziehung herrscht. Und schließlich löst ...

Handlung
Deutschland 1922
Schon kurze Zeit nach ihrem Kennenlernen merken die Näherin Claire und der adelige Helmut von Haynbach, dass zwischen ihnen eine große Anziehung herrscht. Und schließlich löst Helmut sogar seine Verlobung um frei für Claire zu sein. Doch als er um ihre Hand anhält, verstoßen die Eltern den Sohn und das junge Paar muss schauen, wo sie leben können und wie sie in Zukunft Geld verdienen werden. Noch dazu rückt langsam die Geburt des gemeinsamen Kindes näher, vor der sich Claire ein wenig fürchtet.
Für Helmut ist es nicht einfach, eine Anstellung zu finden, niemand will den Grafensohn einstellen, viele fürchten, dass er für harte Arbeit nicht gemacht ist. Und in dieser Zeit besinnt sich Claire wieder auf das Nähen und erkennt, dass sie damit die Fäden des Glücks in den Händen hält.

Meinung
Das Cover ist sehr hell und freundlich und fällt gerade deswegen stark auf. Im Hintergrund ist ein sehr schönes und ansprechendes Haus zu sehen, welches edel wirkt und zeigt, dass eine gehobenere Gesellschaftsklasse darin lebt. Davor befindet sich ein Auto, dieses ist ein immer wieder auftauchendes Symbol im Buch, sowohl im positiven, als auch im negativen Sinne...
Im Vordergrund steht eine Frau, sie wendet dem Leser den Rücken zu und betrachtet die Szenerie im Hintergrund. Sie ist recht schick, wenn auch nicht zu auffällig gekleidet und wirkt ziemlich selbstbewusst. Der obere Teil des Covers wird von dem Titel des Buches eingenommen, dieser ist ein wenig verschnörkelt und auffällig, dient für mich tatsächlich als Blickfang. Alles in allem ein gelungenes Cover, das schön anzusehen ist und dazu einlädt, das Buch in die Hand zu nehmen.

Erst vor kurzem hatte ich einen Roman von der Autorin gelesen. Dieser wurde unter einem anderen Namen (Luisa von Kamecke)veröffentlicht und war einfach nur grandios! Als ich nun dieses Buch von ihr entdeckt habe, stand für mich schnell fest, dass ich es ebenfalls lesen möchte. Die Inhaltsangabe klang interessant, ich hatte sofort einige Fragen und Spekulationen im Kopf und habe mich gewundert, was es mit dem titelgebenden Modehaus auf sich hat. Alles in allem habe ich mich sehr auf das Lesen gefreut und möchte mich ganz herzlich beim Bastei Lübbe Verlag für die Zusendung des Rezensionsexemplars bedanken!

Was mir direkt auf der ersten Textseite positiv ins Auge gefallen ist: Die Nennung des Datums, aber auch des Handlungsortes. So kann man nicht nur genau verfolgen, wo die Geschichte gerade stattfindet, sondern man hat auch zeitlich immer einen Überblick und tappt nie im Dunklen. Und wie sich später herausstellt, ist dieses Details wirklich hilfreich. Den insgesamt vergehen gut zweieinhalb Jahr im Verlauf der Handlung, dabei wird manchmal einige Zeit übersprungen, andere Momente werden dafür umso detaillierter beschrieben. Und ohne den Zusatz der Nennung des ungefähren Datums wäre man als Leser in der Geschichte ein wenig verloren gewesen, ich hätte nicht so leicht sagen können, wie viel Zeit genau seit dem Beginn der Handlung vergangen ist. Ich bin also sehr froh gewesen, dass diese zwei Angaben stets gemacht wurden und empfand sie als wirklich hilfreich.

Ich hatte einen sehr unproblematischen Start in den Roman, man ist als Leser sofort in der Geschichte drin und lernt Claire, eine, wenn nicht sogar die Hauptprotagonistin. Man kann sich von der Gesellschaft, dem Leben von Claire und ihrer Mutter machen und in Ruhe in die Handlung starten. Und auch die lebendige und sehr fein umschreibende Sprache hat ihren Anteil daran, dass ich einen so angenehmen Start in den Roman hatte und die ersten Seiten innerhalb kürzester Zeit ausgelesen hatte. Viele Situationen, aber auch Orte und Figuren konnte ich mir direkt vorstellen und habe mich auf diese Weise schnell wie ein Teil der Geschichte gefühlt.
Ich finde, dass die Sprache durchweg einfach und leicht gehalten wurde, sie ließ sich flott lesen und bekam nur selten anhand von historischen Erwähnungen Anspruch. Sie ermöglicht, dass man schnell mit dem Lesen vorankommt und wissen möchte, wie es weitergeht.

Es werden verschiedene Erzählperspektiven angewandt. Im Vordergrund stehen natürlich Helmut und Claire, von ihnen hört und liest man am meisten und man begleitet das Paar fast durchweg. Manchmal kommt aber auch der Bruder von Helmut zu Wort, der noch bei den Eltern lebt und sich große Hoffnungen darauf macht, nun als Erbe des Gutes und des Vermögens eingesetzt zu werden. Man erkennt seine Absichten und verfolgt ihn bei allerhand Taten. Durch diese Aufteilung auf mehrere Perspektiven entsteht eine interessante und abwechslungsreiche Handlung, es wurde nie langweilig und man konnte nicht genau benennen, was im Folgenden noch geschehen wird. Ich hätte mir gewünscht, dass der Bruder Albrecht noch häufiger vorkommt und ihm ein wenig mehr Platz gegeben wird. Ich empfand seinen Charakter am spannendsten und habe mich oft gefragt, was er nun wieder plant und wie er an seine Ziele gelangen will.

Ich finde, dass die Handlungsorte manchmal mit vielen lebendigen Worten beschrieben sind, manchmal aber auch recht grau und düster erscheinen und damit nicht sonderlich einladend. In diesen Fällen geht von ihnen eine Kälte aus, die sich auch in einigen Protagonisten wiederfindet, die Claire und Helmut als Widersacher dienen.
Auf jeden Fall gibt es gravierende Unterschiede beim Setting und man lernt als Leser sowohl das einfachere Leben, als auch das luxuriösere Leben kennen. Ich finde es schade, dass die Mehrzahl der Orte eher weniger freundlich erscheinen, im Grunde mochte ich nur zwei Handlungsorte richtig gern, die anderen waren ungreifbar, zudem war es manchmal ziemlich schwierig, die Dimensionen der Gebäude richtig zu erkennen.

Die Spannung hinterlässt mich ebenfalls ein wenig zwiegespalten. Einerseits war diese teilweise vorhanden und man wusste als Leser tatsächlich nicht, was im Folgenden geschehen wird. An diesen Stellen habe ich das Buch richtig gern in die Hand genommen und war Feuer und Flamme. Und dann war in einigen Abschnitten die Handlung auch wieder ziemlich vorhersehbar und die Geschichte plätscherte ein wenig vor sich hin. Nur selten wurde ich von den Ereignissen überrascht und oft hatte ich mit genau solch einem oder einem ähnlichen Fortgang der Handlung gerechnet.

Manchmal gingen mir die Ereignisse zu flott vonstatten. Sowohl die Liebe von Claire und Helmut entwickelt sich für meinen Geschmack zu schnell, als auch manche Geschehnisse und Entscheidungen werden zu fix abgehandelt. Dadurch leidet für mich ein wenig die Authentizität, oft habe ich ein wenig gezweifelt, dass es wirklich alles in einem so schnellen Tempo geschieht. Probleme werden manchmal zu schnell gelöst und dadurch kann man gar nicht wirklich die Gedankengänge der Personen erfahren. Fand ich sehr schade, vielleicht ist es für mich auch dadurch etwas schwierig gewesen, zu den Protagonisten eine Bindung aufzubauen.

Ich finde, dass nie wirklich Stimmungen auf den Leser übertragen werden, meist habe ich die Handlung mit Distanz betrachtet und dies hat sich auch auf meine Betrachtung der Protagonisten ausgewirkt. An keiner Stelle habe ich mit ihnen mitgelitten oder mich gefreut, wenn ihnen etwas Gutes widerfahren ist.
Bis auf zwei Ausnahmen finde ich die Figuren etwas steif und einfach. Sie wirken in ihrem Handeln auf mich nicht lebendig und authentisch, manchmal sind sie mir auch ein wenig zu stereotyp. Gerade Claire und Helmut habe ich oft kritisch betrachtet und fand sie als Hauptcharaktere etwas schwach. Beide haben zwar besondere Züge erhalten, doch ich habe ihre Entscheidungen und Handlungen oft nicht unterstützt und fand, dass manchmal zu sehr um den heißen Brei herumgeredet wurde.
Wer mich richtig gut gefallen hat ist zum einen Albrecht, sowie zum anderen Helmuts Verlobte Hilda. Irgendwie fand ich beide herrlich, sie ragten aus der Masse der Personen heraus und haben immer wieder überraschen können. Gerne hätte ich mehr über die Beiden erfahren und mir mehr Kapitel aus ihrem Blickwinkel gewünscht. Für mich sind sie die aussagekräftigsten Personen, von denen ich trotz ihrer Ränke und kleinen Gemeinheiten gern gelesen habe.

Fazit
Ich hatte mich wirklich sehr aufs Lesen gefreut und war auf die Geschichte richtig gespannt, zumal ich schon ein paar positive Meinungen zum E-Book gelesen habe. Letztendlich wurde ich ganz gut unterhalten, ich bin flott mit dem Lesen vorangekommen und hatte auch Spaß am Lesen, wurde aber nicht richtig überzeugt. Dafür gibt es doch ein paar Punkte, die ich nicht so ausgereift und perfekt fand, von denen ich mir einfach mehr erhofft habe. So bleibt es für mich eine leichte Lektüre, mit der ich feine Lesestunden hatte, bei der es aber noch Luft nach oben gibt.
Ich hatte bereits mal geschaut, wie der Klappentext des zweiten Bandes aussieht, der vielversprechend klingt und ich bin auf die reifere Darstellung von Claire gespannt. Zudem sind bei mir ein paar Fragen aufgetaucht und ich hoffe, dass mich die Fortsetzung schließlich mehr überzeugen kann!

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Veröffentlicht am 17.12.2020

Das Wunder von R

Das Wunder von R.
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Handlung
Manuel, Camila und Shonda müssen gemeinsam mit ihren beiden Müttern kurz vor Weihnachten in eine andere Stadt ziehen, die Wahl fiel auf die Stadt R. Schon als sie ankommen, schlägt ihnen eine ...

Handlung
Manuel, Camila und Shonda müssen gemeinsam mit ihren beiden Müttern kurz vor Weihnachten in eine andere Stadt ziehen, die Wahl fiel auf die Stadt R. Schon als sie ankommen, schlägt ihnen eine merkwürdige Stimmung entgegen, die Menschen wirken misstrauisch und wortkarg. Doch davon lässt sich die Familie nicht beeinflussen und voller Freude auf das Weihnachtfest beziehen sie ihr neues Zuhause. Bis sie am Vorabend von Heiligabend einen Brief vom Weihnachtsmann erhalten. Dieser kündigt an, dass am 24.12. zehn Elfen auftauchen werden und die Kinder ihnen bei einer wichtigen Mission helfen sollen: Das Weihnachtsfest muss gerettet werden!

Meinung
Ich finde das Cover wirklich sehr gelungen, in echt gefällt es mir sogar noch besser als auf den Bildern im Internet. Es sieht sehr hochwertig aus und kann sowohl durch die Farben, als auch durch die gesamte Darstellung überzeugen. Man sieht im oberen Abschnitt ein Fenster, aus dem die fünf Hauptprotagonisten herausstechen und den Schneefall betrachten. Es handelt sich um drei Kinder, sowie zwei Damen, die Szene wirkt friedlich und man fragt sich, ob sie nur wegen dem Schnee, sondern auch noch wegen etwas anderem so interessiert, teils erschrocken aus dem Fenster schauen. Wobei ich auf ersteres tippe.
Im Unteren Abschnitt wurde in auffallend goldener Schrift der Titel abgedruckt, der für mich als Blickfang agiert und das Bild stark aufwertet und besonders macht. Der Titel kommt auf dem dunkelblauen Hintergrund ganz hervorragend zur Geltung und macht das Cover rund und besonders!

Zuerst hatte ich den Roman bei Vorablesen gesehen und war durchaus interessiert, wollte aber noch mal überlegen, ob ich mich dafür bewerbe. Später habe ich einige positive Meinungen auf Instagram entdeckt und dann ist mein Entschluss gefallen, dass ich die Geschichte auch selbst gern lesen möchte. Kurzerhand habe ich bei Vorablesen Junior einen Leseeindruck verfasst und durfte mich tatsächlich über ein Exemplar des Buches freuen. Und auch an dieser Stelle möchte ich wiederholt meinen Dank für das Rezensionsexemplar aussprechen, ich war nach meinem ersten positiven Eindruck gespannt auf die Geschichte und habe mich auf die Lektüre und die Illustrationen gefreut!

Vor dem Start in die Handlung gibt es noch ein kurzes und knackiges Vorwort der Autorin, indem sie ihre Idee zum Buch, eine Familie bestehend aus zwei Müttern und drei Kindern, vorstellt und erklärt, wie sie darauf gekommen ist. Anhand dessen erkennt man, dass ihr die Geschichte wirklich am Herzen liegt und sie die Gesellschaft auffordert, noch toleranter aufzutreten und dies auch in Filmen und Büchern umzusetzen.

Danach startet die Geschichte, man lernt in Ruhe die Personen und die Stadt R. kennen. Man erfährt, weshalb die Familie dorthin umgesiedelt ist und man kann sich einen ersten Eindruck von dem Setting und der Gesellschaft, aber auch der Stimmung in der Stadt machen. So gibt es einen angenehmen Start, man kann sich mit der Situation vertraut machen und mir hat es gefallen.

Natürlich liegt dem Buch eine sehr einfache und kindgerechte Sprache zugrunde. Hier kann man auch gar nicht mehr erwarten. Auch mir als Erwachsene hat es Spaß bereitet, in die Stadt R. mit ihren Bewohnern einzutauchen und zu erfahren, was es mit den zehn Elfen und der Aufgabe, das Weihnachtsfest zu retten auf sich hat.
Allein die Beschreibungen mancher Orte und Szenen hat meine Fantasie angeregt und dazu beigetragen, dass ich mir viele Situationen gut vorstellen konnte. Und anhand der zahlreichen Illustrationen wurden die gerade beschriebenen Szenen nochmals aufgegriffen und bildhaft dargestellt. Sie verbildlichen das gerade Gelesene und hinterlassen einen tieferen Eindruck beim Leser. Jede Zeichnung wurde mit zahlreichen Details ausgestattet, nicht nur haben die Personen besondere Züge erhalten, sondern auch die Farbenvielfalt ist ganz besonders und toll. Ich bin wirklich begeistert von den Illustrationen, sie sind ganz traumhaft geworden, sind stimmungsvoll und detailreich und machen ganz viel von dem Charme des Buches aus!
Und anhand der Zeichnungen lassen auch sich die Handlungsorte wunderbar vorstellen. Sie wurden bereits mit viel Liebe beschrieben, sodass man einen guten Eindruck von dem Setting erhält, welches farbenfroh und abwechslungsreich beschrieben wurde.
Es gibt einen Erzähler, der die Handlung mit einfachen und passenden Worten beschreibt und immer eine gewisse Distanz behält. Ab und an ist er bei den Beschreibungen von Personen ein wenig parteiisch und zeigt eindeutig, ob die Person positiv oder negativ konnotiert ist, was ich absolut nicht schlimm finde. Ich denke, dass dies gerade für die jüngeren Leser so beschrieben wurde und ich kann mir vorstellen, dass die Zielgruppe dies auch unterhaltsam findet.

Ich bin ja wirklich überrascht, wie viel Spannung in dem kleinen Büchlein vorkommt. Gerade im letzten Drittel des Buches kommt diese auf und hält sich bis zum Ende auf einem guten Niveau. Klar lässt sich dies nicht mit einem Buch für Erwachsene vergleichen, wo man mehr erwarten kann, für ein Kinderbuch finde ich die Spannung sehr angemessen und bin positiv überrascht, dass sie so stark vorkommt.

Die Handlung beschränkt sich auf drei Tage. Dabei gibt es zu jedem Tag ein paar Seiten und man kann sehen, wie sich die Familie in R. einlebt und einen ungefähren Tagesablauf erahnen. Man kann immer genau benennen, welcher Tag gerade beschrieben wird und die Geschichte wird so kompakt gehalten. Der 24. Dezember nimmt den meisten Platz im Buch ein, hier geschieht am meisten und das ist ja eh ein Tag mit besonderer Bedeutung und vielen Traditionen. Trotzdem wurden nicht zu viele Ereignisse in die Handlung gepackt, es gibt ein angenehmes Maß und auch kleine Leser werden nicht überfordert.

Ich hätte mir mehr Stimmung gewünscht. In diesem Punkt wurde gar nichts auf mich übertragen, weder die kindliche Vorfreude auf Weihnachten und die Elfen, noch das beklemmende Gefühl, dass die Personen anfangs gegenüber den Erwachsenen in R. hatten. Klar ist es schwierig, auf so wenigen Seiten viel stimmungsvolle Momente einfließen zu lassen, aber wenigstens ein Hauch davon wäre schon ganz angenehm gewesen. So bin ich doch etwas enttäuscht, gerade weil es sich um ein Kinderbuch handelt hätte ich schon erwartet, dass mehr von dem Zauber der Weihnacht eingebunden wird.

Die Figuren haben recht oberflächliche und grobe Züge erhalten. Mehr wäre auch zu viel gewesen, so und anhand der Wertung des Erzählers kann man sich ganz gut ein Urteil erlauben und die Personen in die Gruppen sympathisch oder unsympathisch einordnen. Es gibt keine Person, die besonders im Vordergrund steht, ein jeder hat lebendige Attribute erhalten, sie haben lebhaft agiert und sind für die kurze Geschichte sehr passend beschrieben wurden.

Fazit
Innerhalb weniger Stunden hatte ich die kurze Geschichte ausgelesen und alle Illustrationen ausgiebig betrachtet. Es ist eine nette Geschichte, die perfekt für Kinder ist, aber auch für Erwachsene unterhaltsam ist. Ich hätte mir mehr weihnachtliche Stimmungen gewünscht, vielleicht wäre zum Beispiel noch ein Kapitel schön gewesen, indem die Wohnung der Familie geschmückt wird oder die Kinder selbst ihr Geschenke auspacken. Irgendwas halt, was die Freude auf Weihnachten vergrößert und den Zauber des Fests symbolisiert.

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Veröffentlicht am 14.12.2020

Die Farben der Schönheit - Sophias Triumph

Die Farben der Schönheit – Sophias Triumph (Sophia 3)
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Handlung
New York 1942
Obwohl Sophia noch immer davon träumt, sich mit der Herstellung von Kosmetik selbstständig zu machen, nimmt sie doch erst einmal wieder eine Stelle bei Helena Rubinstein an und möchte ...

Handlung
New York 1942
Obwohl Sophia noch immer davon träumt, sich mit der Herstellung von Kosmetik selbstständig zu machen, nimmt sie doch erst einmal wieder eine Stelle bei Helena Rubinstein an und möchte gleichzeitig ihr Studium fortsetzen. Von diesen Aufgaben wird sie so sehr gefangen genommen, dass sie gar nicht merkt, wie sie und ihr Mann sich auseinanderleben. Als sich Darren schließlich nach einem Streit freiwillig an der Front meldet, bricht für Sophia eine Welt zusammen und sie beginnt, ihre Entscheidungen und auch ihr Arbeitspensum zu überdenken. Und auch privat möchte sie einiges ändern. Doch all die guten Hoffnungen und Träume gehen verloren, als ihr Mann in Frankreich als verschollen gilt und die Nachrichten aus Deutschland immer furchtbarer werden. Sophia stellt ihre Pläne hintenan und besinnt sich vor allem auf ihre große Liebe...

Meinung
Bei dem Cover gibt es wieder eine große Ähnlichkeit mit den anderen beiden Bänden. Eine Dame steht scheinbar auf einem Balkon, sie ist dem Leser abgewandt und man sieht nur ihren Rücken, sowie ihren Hinterkopf. Sie ist in ein leuchtend gelbes Kleid gewandt, was für mich gut zu dem Titelzusatz „Sophias Triumph“ passt. Den in diesem Sinne könnte die Farbe für einen Gewinn stehen.
Im Hintergrund sieht man den Eiffelturm, wodurch man eindeutig sagen kann, dass es sich bei der Stadt im Hintergrund um Paris handelt. Deshalb ist davon auszugehen, dass es sich hierbei um einen Handlungsort handelt und Sophia mit dieser Stadt, in der so vieles geschehen ist, noch nicht abgeschlossen hat.
Der Himmel ist in einem grünlich-weißen Farbton gehalten. Damit verbinde ich sowohl den Zweiten Weltkrieg, vielleicht ist die Farbe dadurch an einigen Stellen etwas dunkler, die weiße Farbe dagegen verspricht Hoffnung und Frieden.
Ein sehr stimmiges und schönes Cover. Es rundet die Reihe ab und ist definitiv ein Blickfang!

Dieses Jahr hatte ich ja bereits meine Meinungen zu den anderen beiden Bänden vorgestellt und ich bin diesmal richtig froh, dass die Erscheinungstermine der drei Teile recht nah beieinander liegen und ich nicht ewig auf die Fortsetzungen warten musste. Den so waren mir die Handlungen aus den ersten beiden Bänden noch sehr gut im Gedächtnis und ich konnte bereits vor dem Lesen allerhand Spekulationen anstellen, wie es mit Sophia weitergeht und ob sich ihr größter Wunsch doch noch erfüllt. Daher möchte ich dem Ullstein Verlag ganz herzlich für das Rezensionsexemplar danken, es war wirklich fantastisch, noch ein letztes Mal in die Welt von Sophia einzutauchen und zu lesen, wie die Reihe ein rundes und mitreißendes Ende erhält.

Ich hatte ja bereits erwähnt, dass ich mich noch an allerhand Details aus den Bänden eins und zwei erinnern kann und auch aus diesem Grund hatte ich einen sehr angenehmen Start. Ich war von der ersten Seite an von der Handlung gefesselt und habe mich direkt wieder in der Geschichte orientieren können. Mir hat die Schreibweise von der ersten Seite an gefallen, die Protagonisten und das Setting waren mir direkt wieder vertraut und innerhalb von kurzer Zeit hatte ich zahlreiche Bilder vor Augen. Und das von jeglichen Situationen! Mir hat es besonders gefallen, dass es am Anfang der Geschichte nicht immer wieder kleine Anmerkungen gibt, was in den anderen beiden Bänden geschehen ist, sondern direkt die Handlung einsetzt und ein Stück weit vorausgesetzt wird, dass man über die Geschehnisse der Vorgänger bestens informiert ist. Dadurch gibt es einen direkten Stadt in die Geschichte und die Handlung setzt kurze Zeit nach dem Ende des zweiten Bandes ein, was einen fließenden Übergang ergibt und was mich direkt gefesselt hat.
Es herrscht eine im Grunde einfache und leicht lesbare Schreibweise vor, die besonders durch ihre bildhafte Sprache besticht. Egal, ob es sich um die Protagonisten, das Setting oder allgemein um Szenen handelt, ich hatte von jedem kleinen Detail ein Bild vor Augen. Und dadurch entsteht eine authentische und lebendige Erzählweise, die den Leser arg gefangen nimmt und stark dazu beiträgt, dass man unbedingt mehr von Sophia und den anderen Protagonisten erfahren will. Ich hatte bei diesem dritten Band noch mehr als bei den Vorgängern das Gefühl, dass die Geschichte eine starke Anziehung auf mich ausübt und ich die Story tatsächlich inhaliert habe. Ich habe am Ende zwei Tage gebraucht, um die 528 Seiten auszulesen, was viel über die Klasse des Romans aussagt! Allein durch die Sprache kann das Buch stark überzeugen, sie ist auf einem angenehmen Niveau gehalten und setzt sich durch den gesamten Roman fort. Ein Pageturner vom feinsten!

Auch diesmal werden wieder jegliche Kapitel aus der Sicht von Sophia beschrieben, wobei es sich um einen Erzähler handelt, der auch die Gefühle der anderen Protagonisten perfekt einfängt. Man folgt der Frau, die diesmal deutlich reifer und zielbewusster geworden ist, durch ihr Leben, erfährt ihre Ambitionen und Wünsche und ihrem Charakter ist man als Leser am verbundensten Sie steht durchweg klar im Fokus und deshalb gibt es auch immer wieder Einblicke in ihre Gedanken und Gefühle, man kann mit ihr mitleiden und sie auf eine tiefe Art kennenlernen. Man erfährt von Sophias Hoffnungen, aber auch von ihren seelischen Dämonen und immer wieder überrascht die Dame mit neuen Gesichtern, die sie von sich zeigt.

Ich finde, dass die Spannung auf einem wirklich sehr guten und hohen Niveau war. Man weiß noch aus den anderen Bänden von offenen Fragen, bei denen man natürlich hofft, dass sie diesmal beantwortet werden und man eine Auflösung zu verschiedenen Sachverhalten bekommt. Außerdem überraschen die Protagonisten teilweise arg mit ihren Handlungen und Aussagen und dadurch bekommt die Geschichte öfters mal eine neue Wendung, die sich auch positiv auf die Spannung auswirkt. Ich finde zudem, dass nur wenige Ereignisse und Situationen vorhersehbar waren und man einen Fortgang einer Szene nur selten schon vorher abwägen kann.
Zudem fragt man sich, wie manche Verhältnisse enden, ob sich manche Personen wieder annähern, ob andere den Krieg überleben und ob manche vielleicht nach Personen suchen und auf Rache sinnen. All das hat den Spannungsfaktor stark erhöht und dazu beigetragen, dass sich dieser finale Band stark von den anderen abhebt und letztendlich noch mehr überzeugen kann.
Doch es gibt auch immer wieder ruhigere Kapitel, in denen nichts aufregendes passiert, man Sophia während ihres normalen Alltags begleitet und man sich zurücklehnen kann. Hier wird die Geschichte bodenständig und normal, dadurch wird ihre Figur greifbarer und man kann sich teils auch mit ihrem Charakter identifizieren. Diese Kapitel bilden einen Ruhepol und sie nehmen ein wenig das Tempo heraus, haben ihren ganz eigenen Reiz und stehen in toller Symbiose zu den spannungsreichen Szenen!

Ich finde es interessant, dass diesmal der Puderkrieg immer noch eine Rolle einnimmt, die nicht gerade klein ist, aber Sophia und ihre persönliche Entwicklung ein Stück weit wichtiger sind. Zwar führen die Damen Arden und Rubinstein noch immer ihre Sticheleien weiter und wollen die jeweils andere mit ihren Produkten übertrumpfen, aber man sieht auch, wie Sophia sich innerlich immer mehr von den beiden Personen distanziert und ihren eigenen Weg geht. Und dadurch rutscht der Puderkrieg ein wenig nach hinten und man merkt deutlich, dass Sophia sich mittlerweile nicht mehr zum Spielball macht, sondern auch eigene Interessen verfolgt.
Und noch immer finde ich die beiden Unternehmerinnen sehr interessant und habe wiederholt nach ihnen im Internet gesucht. Das ist so ein Thema, von dem ich noch nie zuvor gehört hatte, was ich aber unglaublich spannend finde und das einzigartig erscheint. Durch diesen Punkt, aber auch anhand des Zweiten Weltkrieges werden einige historische Details in die Handlung eingebracht und anhand von Sophia kann man erkennen, mit welchen Sorgen und Ängsten eine Frau zu kämpfen hatte, deren Mann freiwillig in den Krieg gezogen ist.

Ich finde, dass die Szenen, in denen man mit den Personen mitfühlt und die Stimmung auch auf den Leser überschwappt sind noch immer begrenzter. Wobei ich hier einen Fortschritt zu den anderen Bänden sehe. Diesmal gibt es durchaus stimmungsvolle Abschnitte, die in einem geringen Maß vorkommen, dafür aber ziemlich stark ausfallen. Gerade am Ende der Handlung finde ich, dass sich diese häufen und zu einem runden Ende beitragen. Vielleicht habe ich auch deshalb Sophia in einem anderen Licht gesehen, sie war mir noch sympathischer als in den vorherigen Bänden und ich habe das Gefühl, diesmal einen so guten Draht zu ihr gehabt zu haben, wie bisher noch nie!

Zahlreiche Szenen spielen wieder in New York, ansonsten gibt es noch einige wenige Szenen in Deutschland und das war es im Grunde auch schon. Ich finde es interessant, wie sich die Orte voneinander unterscheiden und das man die Kulturen und Mentalitäten der jeweiligen Settings so deutlich erkennen kann. Man merkt, dass die Szenen in Deutschland viel ernster und bedrohlicher, aber auch hinfälliger wirken als in den USA, wo der Krieg nicht das Stadtbild zerstört hat. Dort wirken die Handlungsorte irgendwie unschuldiger und auch farbenfroher und genau diesen Eindruck vermitteln auch viele Menschen. Am Ende haben mir die Szenen in New York einen Hauch besser gefallen, ich mag einfach die Aura der Stadt und das Leben, welches beschrieben wird. Deutschland ist eindeutig vom Krieg gezeichnet und wirkt dagegen eher wie ein Mahnmal, aber auch wie ein Zeichen des Neuanfangs.

Immer noch eindeutig im Mittelpunkt steht Sophia, genauso wie es auch schon in den anderen beiden Bänden war. Ich muss sagen, dass ich ihren Charakter stellenweise deutlich reifer finde als bisher und ich finde, dass mir die erwachsene und mitten im Leben stehende Sophia am besten gefällt. Allerdings muss ich anmerken, dass ich ihr Auftreten manchmal noch etwas zu jugendlich empfinde und es stellenweise so wirkt, als wäre sie kaum älter geworden als am Anfang. Wobei diese Szenen nur recht selten auftauchen, meist ist eine deutlich reifere Sophia zu sehen, die mich überzeugen konnte.
Teilweise finde ich es immer noch schade, dass sie nur selten ihre Meinung voller Emotionen gesagt hat, aber ich denke mittlerweile, dass dies einfach ein Zug von Sophia ist und sie in solchen Momenten nicht richtig aus sich herauskann. Und während des Lesens von diesem Band habe ich erstmals richtig wahrgenommen, dass sie mit ihrer Ruhe und Gelassenheit in manchen Situationen viel mehr ausdrückt, als es bei emotionalen Ausbrüchen der Fall gewesen wäre. Ich denke, hier hat sie auch viel von Helena Rubinstein und Elizabeth Arden gelernt und sich manches abgeschaut.

Viele der anderen Protagonisten sind alte Bekannte, die man aus den ersten Teilen kennt. Es kommen nicht mal eine Handvoll neue Figuren hinzu und sie gliedern sich nahtlos in die Reihe der Personen ein. Ein jeder hat einen einzigartigen Charakter erhalten, der sich aus der Masse heraushebt. Dadurch entstehen natürlich hohe Wiederkennungsmerkmale und es war schön, auch Personen aus den ersten beiden Bänden wiederzusehen und zu erfahren, was mit ihnen geschehen ist. Und besonders das Treffen von Sophia mit zwei Personen ganz am Ende des Buches war einfach nur schön, mitreißend und vermittelt starke Botschaften!

Fazit
Ich finde wirklich, dass dieser finale Teil der „Farben der Schönheit“-Reihe der Beste ist. Es stimmt (bis auf die nicht immer perfekte Darstellung Sophias, über die ich aber hinwegsehen werde) einfach alles und ich finde, dass hier ganz viele Komponenten vereint werden, die bisher ein Thema waren. Es gibt auf viele Fragen Antworten und ich habe das Buch mit einem großen Lächeln und einem vollkommenen Gefühl weggelegt und möchte noch sagen, dass mir die ganze Reihe letztendlich unglaublich gut gefallen hat und ich sehr zufrieden damit bin, wie sich die Dinge entwickelt haben! Eine dicke und von Herzen kommende Empfehlung, eine tolle Reihe über eine besondere und starke Frau!

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Veröffentlicht am 11.12.2020

Willst du Blumen, kauf dir welche

Willst du Blumen, kauf dir welche
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Handlung
Lena ist Buchhändlerin und glaubt an Romantik, die Liebe auf den ersten Blick und an einen Prinzen, der irgendwann den Weg zu ihr findet. Deshalb setzt sie auch keine Hoffnung ins Online-Dating ...

Handlung
Lena ist Buchhändlerin und glaubt an Romantik, die Liebe auf den ersten Blick und an einen Prinzen, der irgendwann den Weg zu ihr findet. Deshalb setzt sie auch keine Hoffnung ins Online-Dating und verbringt ihre Zeit auch nicht aktiv damit, einen Mann im Offline-Leben kennenzulernen. Viel lieber verbringt sie ihre Freizeit mit Liebesromanen und träumt dabei selbst von solch einer Liebe. Als jedoch der Erfolgsautor Benjamin Floros eine Lesung in ihrer Buchhandlung hält und sein Konzept für einen ultimativen Algorithmus fürs Online-Dating vorstellt, glaubt Lena nicht so recht daran und möchte dem Autor das Gegenteil beweisen. Und Benjamin ist fest überzeugt, dass er für Lena den passenden Partner finden wird. Lena lässt sich auf das Experiment ein und tatsächlich schafft es ein Mann, dass ihr Herz ins Schlingern gerät...

Meinung
Das Cover finde ich nicht so bombe. Weder kann ich mich mit den vielen Farben und noch mit den Zeichnungen der Personen, den Pflanzen oder des Pools anfreunden. Auch die Schriftart und die Anordnung des Titels finde ich merkwürdig. Für meinen Geschmack ist das Bild etwas zu hektisch und unruhig, ich empfinde es auch nicht als sonderlich ansprechend. Daher würde es mir in einer Buchhandlung zwar auffallen, mich aber nicht dazu bewegen, den Roman in die Hand zu nehmen und ihn näher zu betrachten. Leider nicht so gelungen...

Von der Autorin hatte ich bisher noch kein Buch gelesen und mir ist das Buch auch nicht in der Vorschau aufgefallen. Daher war es für mich eine große Überraschung, den Roman eines Tages in der Post zu haben und ich möchte mich beim Aufbau Verlag für die überraschende Zusendung bedanken! Da ich noch nichts von der Autorin gelesen habe, war ich natürlich sehr gespannt auf das Buch, ihre Schreibweise und wusste nicht so recht, was mich erwarten wird und wie mir die Geschichte letztendlich gefallen wird.

Was mich wirklich von der ersten bis zur letzten Seite vollkommen überzeugen konnte war die Schreibweise. Sie war flott lesbar und hat immer wieder anhand von Fachbegriffen und gelungenen kleinen Diskussionen Anspruch erhalten und war nicht zu einfach geraten. Oft verfallen die Figuren auch ein wenig in eine Alltagssprache, was sie lebendiger hat wirken lassen und dazu beigetragen hat, dass sich die Geschichte so flüssig hat lesen lassen. Bei mir hat sie bewirkt, dass ich den Roman innerhalb von nicht ganz drei Tagen ausgelesen hatte und ich dann auch schon fertig mit dem Buch war.
Zudem hat es mir gut gefallen, dass es immer wieder amüsantere Szenen gibt, die auch mich zum schmunzeln gebracht und mich gut unterhalten haben. Der Humor kam öfters mal in Dialogen zwischen den Personen, vor allem aber bei den Beschreibungen von Lenas Dates zum Vorschein. Und er hat die Handlung eindeutig aufgelockert und mir gut gefallen.

Es gibt einige Handlungsorte, wobei sich die wichtigsten schnell benennen lassen und die Anzahl sehr übersichtlich bleibt. Zahlreiche Szenen spielen in Lenas niedlicher und einladender Buchhandlung, die wirklich traumhafte Beschreibungen erhalten hat und in der man sich als begeisterter Leser gern mal umschauen würde. Noch ansprechender und einzigartiger empfand ich allerdings die Wohnung von Tante Hilde. Diese hatte viel Charme und ich mochte die Vielfalt, die darin herrschte. Ich mochte die Umschreibungen der Wohnung sehr, sie wirkte sehr besonders und ich liebe den altmodischen Charakter, der mit ihr einhergeht.

Nie hatte ich den Eindruck, dass die Geschichte sonderlich stimmungsvoll daherkommt. Nur sehr sehr selten kam mal ein Hauch dessen vor, doch nie ging der Funke auf mich rüber. Weder in fröhlichen, noch in traurigen oder wütenden Momenten habe ich die Stimmung so wahrgenommen, dass sie sich auch auf mich überträgt und ich mich dadurch den Personen oder der allgemeinen Handlung näher fühle. Im Gegenteil, immer gab es eine Distanz zwischen den Ereignissen und meiner Person und das hat halt auch dazu geführt, dass ich der Geschichte nie mit so viel Spannung und Interesse gefolgt bin, wie ich es mir erhofft hatte.

Bei den Protagonisten bin ich zwiegespalten. Einerseits werden einige Klischees bedient und daher kommen manche Personen arg stereotyp daher, andererseits gibt es unglaublich liebenswürdige Personen, die ich sympathisch und toll fand. So gibt es zwar eine bunte Mischung, die mich im Großen und Ganzen aber nicht überzeugt hat.
Fangen wir mal mit den liebenswerten Personen an. Als großer Sympathieträger gilt eindeutig Tante Hilde. Sie hat einfach eine besondere Ader, ist freundlich, offen und unterhaltsam. Sie nimmt kein Blatt vor den Mund und hat einfach ein tolles und einnehmendes Wesen. Dazu gibt es noch ein-zwei weitere Figuren, die ich ebenfalls recht gern mochte und die sich von den anderen Personen abheben.
Doch leider war mir die Mehrzahl nicht so sympathisch und ich habe vieles bei den Protagonisten hinterfragt. Bei Lena war es ihr Zug, sich stark von anderen Menschen beeinflussen zu lassen und nicht einfach mal auf den Tisch zu hauen und ihre Meinung offen zu sagen. Benjamin war mir zu glatt, er hat nicht wirklich Ecken und Kanten erhalten und war mir von seinem gesamten Auftreten, seiner Art einfach nur unsympathisch. Lenas beste Freundin ist zwar ein unglaublicher Sonnenschein, ist aber auch sehr extravagant und erscheint mir, obwohl sie Grundschullehrerin ist, doch etwas dümmlich. Das sind mal die wichtigsten Personen leicht aufgefächert und gerade mit ihnen, allen voran mit Lena, verbringt man die ganzen 461 Textseiten und da hatte ich mir schon angenehmere und stärker ins Detail gehende Protagonisten gewünscht. So gibt es zwar bei einigen ganz gute Ansätze, letztendlich können aber nur sehr wenige Personen überzeugen, viele wirken nicht wirklich lebendig oder authentisch und erscheinen schon sehr konstruiert. Was halt auch Folgen auf ihre Handlungen hat, die dadurch steif und unnatürlich wirken.

Ich muss auch ganz ehrlich sagen, dass ich manchmal die Glaubwürdigkeit der Geschichte ein wenig angezweifelt habe. Ist es wirklich möglich, dass man beim Online-Dating fast nur auf stereotype Männer trifft, was zwar lustig ist, mir aber unwahrscheinlich erscheint. Ist es glaubwürdig, dass eine Grundschullehrerin ständig Buchstaben in manchen Worten verdreht? Und ich habe noch ein paar weitere solcher Fragen, die mich ein wenig gestört haben und dazu beigetragen haben, dass ich das Buch zwar fix gelesen hatte, aber immer Distanz gewahrt habe und nie so recht überzeugt wurde.

Fazit
Leider hat mich die Geschichte nicht wirklich mitgerissen. Es gibt immer wieder interessante Ansätze, die viel Potenzial haben, aber oft werden diese nicht so wirklich weitergeführt, sondern fallengelassen und sich anderen Punkten zugewandt. Das hat dazu geführt, dass ich zwar flott mit dem Lesen vorangekommen bin, jedoch auch ganz froh war, als die Geschichte ausgelesen war und ich von einigen Personen befreit war. Was schade ist, aber halt leider meinem Eindruck entspricht.
Ich habe im Internet gesehen, dass es viele begeisterte Leser gibt und ich empfehle dadurch einfach, sich verschiedene Meinungen zum Buch durchzulesen und vielleicht mal in die Leseprobe reinzuschnuppern. Ich bin von dem Roman zwiegespalten, finde ihn nicht schlecht, aber auch nicht empfehlenswert.

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Veröffentlicht am 07.12.2020

Rückkehr in die Tuchvilla

Rückkehr in die Tuchvilla
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Handlung
Augsburg 1930
Glücklich und zufrieden leben Marie und Paul Melzer mit ihren drei Kindern in der Tuchvilla. Doch so rund es privat auch läuft, hält die weltweite Wirtschaftskrise die Menschen noch ...

Handlung
Augsburg 1930
Glücklich und zufrieden leben Marie und Paul Melzer mit ihren drei Kindern in der Tuchvilla. Doch so rund es privat auch läuft, hält die weltweite Wirtschaftskrise die Menschen noch immer in ihren Klauen und auch Paul kämpft tagtäglich um das Fortbestehen seiner Tuchfabrik. Und mit dem Schicksal der Fabrik hängt auch ganz stark das Schicksal der Familie zusammen, es steht zur Debatte, ob die geliebte Tuchvilla verkauft werden soll um die Kreditschulden zu mindern. Eines steht jedoch fest, egal, welche Entscheidung getroffen wird: Solange die Familie zusammenhält, ist vieles möglich.

Meinung
Das Cover orientiert sich schon ein wenig an den der vorherigen Bände, wenngleich ich finde, dass es viel farbenfroher und kräftiger daherkommt. Dieser Eindruck wird nicht nur durch die Farbe des Titels, sondern auch durch die Blumen und Büsche an den Seiten, sowie durch die Dame und ihr schickes Kleid verstärkt.
Im Hintergrund sieht man die Schemen eines staatlichen Hauses, einige Details sind leicht zu erkennen. Es kommt auf jeden Fall herrschaftlich daher und ich kann mir gut vorstellen, dass es sich bei dem Gebäude um die titelgebende Tuchvilla handelt.
Eine Dame läuft eine Allee entlang, wie erwähnt ist sie sehr edel gekleidet, man merkt auch anhand ihres Kleides, dass die Zeiten andere geworden sind und die Mode freier geworden ist. Sie strebt nicht nur dem Haus, sondern auch einem Herrn entgegen, der am Rande des Weges steht und sie aufmerksam betrachtet. Auch er ist ausgewählt gekleidet und macht einen selbstbewussten und offenen Eindruck.
Der Himmel ist eine Mischung aus hellen, cremefarbenen und dunkelblauen Tönen. Einerseits könnten dadurch gute Zeiten, gleichzeitig aber auch Gefahren dargestellt sein, die immer lauern und vor denen sich die Protagonisten in Acht nehmen müssen.
Insgesamt kann man also ein wenig in das Bild hineininterpretieren und ich finde es sehr ansprechend. Ich denke sogar, dass es aufgrund seiner Aussagekraft und Intensität mein Lieblingscover der Reihe ist.

Die ersten drei Bände hatte ich jeweils kurz nach dem Erscheinungstermin gelesen und ich kann mich noch gut daran erinnern, wie ich diese wahrlich verschlungen habe. Mit dieser Reihe wurde mein Interesse für die 1920er Jahre geweckt und sie hat mich auch ein wenig weg von mittelalterlichen Romanen geführt, die ich bis dahin fast ausschließlich gelesen habe. Sie hat meinen Horizont erweitert und mir neue Zeiten gezeigt, die ich bis dahin nicht so interessant fand. Ich hatte eigentlich gedacht, dass nach den drei Bänden wirklich Schluss ist und ich kann mich noch erinnern, dass ich das Ende rund und gelungen fand. Als ich nun in der Vorschau vom Blanvalet Verlag gesehen habe, dass es tatsächlich eine Fortsetzung gibt, war ich ziemlich überrumpelt. Klar habe ich mich einerseits gefreut und war sehr gespannt darauf, für mich stand sofort fest, dass ich den vierten Band lesen möchte. Gleichzeitig hatte ich auch ein paar Bedenken, ob ein weiterer Band nach so vielen Jahren an die Reihe anknüpfen kann und ich war mir unsicher, ob die Klasse der anderen Teile wieder so eingefangen werden kann. Ich war also sehr gespannt auf den Roman und möchte mich noch einmal beim Bloggerportal für die Zusendung des Rezensionsexemplars bedanken!

Mir hat es wirklich sehr geholfen, dass es vor dem Beginn ein Personenverzeichnis gibt. Immerhin ist es ein paar Jahre her, seitdem ich die anderen drei Bände zuletzt gelesen habe und auf diese Weise konnte ich meine Erinnerungen etwas auffüllen. Den tatsächlich sind mir einige, wenige Zusammenhänge beim Lesen der Namen direkt wieder eingefallen und ich bin dadurch nicht ganz so ahnungs- und orientierungslos in die Handlung gestartet, wie es sonst der Fall gewesen wäre.
Außerdem finde ich es gut, dass auch die Geburtsjahre der Personen genannt werden. So kann man sich stets vor Augen führen, wie alt die Figuren gerade sind, in welcher Phase ihres Lebens sie sich befinden und man kann teilweise Spekulationen anstellen, was ihnen in der Zukunft widerfahren könnte.

Ich muss ganz ehrlich sagen, dass ich einige Probleme beim Start in den Roman hatte. Dafür ist es doch etwas zu lang her um mich an viele Details aus den vorherigen Bänden zu erinnern. Und genau das ist der Grund, weshalb ich einen etwas holprigen Start hatte und ich mich mit den ersten Seiten schwer getan habe, auch, dass mich die Geschichte lange Zeit nicht so recht fesseln konnte. Ich denke, es wäre für mich sehr angebracht gewesen, wenn ich vorab noch einmal die ersten drei Bände gelesen hätte und dadurch alle Ereignisse aus ihnen vor Augen gehabt hätte. Hab ich aber leider nicht gemacht und so musste ich mich durchkämpfen.
Und irgendwann ist es mir auch leichter gefallen der Handlung zu folgen und ab und an werden ja doch ein paar kleine Andeutungen gemacht, was in den vorherigen Bänden geschehen ist. Und irgendwann hat es mich auch nicht mehr so gestört, dass ich nicht alle Informationen zur Hand hatte, sondern konnte mich einfach auf diesen Band konzentrieren.

Was ich von der ersten Seite an direkt sehr angenehm empfand war die Schreibweise. Diese wurde in einem recht einfachen Ton gehalten und nur selten gibt es Stellen, wo die Sprache anspruchsvoller wird. Dies geschieht meist in technischen Zusammenhängen, als auch mit der Politik und den Veränderungen der Wirtschaft. Hier kommt eindeutig mehr Anspruch in die Erzählung und an diesen Stellen habe ich dann auch viel aufmerksamer lesen müssen, um alles nachvollziehen und einordnen zu können. Zudem waren mir hier manch angesprochene Punkte recht unbekannt und ich konnte mein Wissen erweitern.
Ansonsten war die Sprache recht einfach und ließ sich dadurch sehr flüssig und locker lesen. Es gibt solide Personenzeichnungen und die Szenen wirkten lebendig und authentisch. An keiner Stelle kam bei mir ein Gedanke auf, dass die Handlung zu überzogen oder zu einfach ist.
Anhand der Schreibweise konnte ich mir einige Teile des Settings recht gut vorstellen, dabei hatte ich vor allem bei der Darstellung der Tuchvilla zahlreiche Bilder vor Augen. Kurz gesagt trägt die Sprache viel dazu bei, dass sich die Geschichte als interessant herausstellt und man sich gut in die beschriebene Welt und Situation einfühlen kann.

Besonders gut hat es mir gefallen, dass der Erzähler unterschiedliche Positionen einnimmt. Es gibt sowohl Beschreibungen aus der Sicht der Familie Melzer, als auch von deren Angestellten. Und auch eine Verwandte, die nicht in Augsburg lebt kommt zu Wort. Auf diese Weise entsteht eine bunte Abwechslung, man lernt die Gedanken und Lebensweisen verschiedener Menschen kennen und kann sich so ein gutes Bild der Gesellschaft machen. Zugleich lernt man den Umgang von Angestellten und der Herrschaft kennen und man merkt, wie sich die Konventionen im Gegensatz zu den vorherigen Bänden schon etwas gelockert haben und die Grenzen zwar immer noch da, aber kleiner geworden sind.
Besonders interessant fand ich die Sicht der Angestellten der Tuchvilla. Dort herrschte stets ein sehr bodenständiger und natürlicher Umgang, die Personen haben auch mal frei gesprochen und man konnte sehen, was es bedeutet, bei einer so angesehenen Familie und in einem staatlichen Haus zu leben und zu arbeiten.
Die Sichtweise einer Verwandten der Melzers hätte ich nicht gebraucht. Durchweg habe ich mich ein wenig gefragt, warum diese eingebunden wurde und was sie für eine Bedeutung hat. Diesen Erzählstrang hätte man auch gut nebenbei abarbeiten und dafür noch einer anderen Person Platz einräumen können. Ich finde ja, dass Alicia Melzer etwas zu kurz kommt, vielleicht wären ein paar Kapitel aus ihrem Blickwinkel interessanter gewesen.

Und auch die Spannung ist leider nicht so ausgeprägt, wie ich es mir erhofft hatte. Die Handlung war interessant und ich bin auch flüssig mit dem Lesen vorangekommen, mir hat aber eine Wendung, ein Ereignis gefehlt, welches den Höhepunkt der Handlung darstellt und bei dem man sich fragt, wie dieser ausfallen wird. So bleibt die Spannung auf einem niedrigen Niveau und ich hatte mir in dieser Hinsicht mehr erwartet.

Als Setting dient Augsburg, stellenweise finden auch ein paar Kapitel in München statt. Wobei man bei der Darstellung dieser Stadt eindeutig merkt, dass sie hinten angestellt ist und ihr nicht so viel Platz und damit auch weniger Beschreibungen gegeben wird als es bei Augsburg der Fall ist. Im Grunde findet lediglich das Wohnhaus von Tilly Bräuer eine etwas ausführlichere Nennung, die anderen Gebäude bleiben blass und werden kaum umschrieben. Und das Haus der Bräuers bleibt vor allem durch die kühle und distanzierte Stimmung im Gedächtnis, aufgrund derer ich die Beschreibungen auch immer ziemlich düster empfand und mir die Räume in gedeckten Farben vorgestellt habe.
Im Gegensatz dazu erhält Augsburg eine bessere Umschreibung. Hier wird nicht nur die Tuchvilla zum Leben erweckt, sondern auch die Fabrik und die Innenstadt mit ihren Geschäften. Hier werden die Handlungsorte viel besser und auch freundlicher umschrieben, es entstehen dadurch auch ansprechendere Eindrücke und allein dadurch hat mir die Handlung in dieser Stadt besser gefallen.
Mein liebster Handlungsort war die Tuchvilla. Es gibt nicht nur zahlreiche Kapitel, die in den oberen Stockwerken stattfinden, sondern auch viele, die in den Räumen der Angestellten spielen. Hier treffen zwei Welten aufeinander und diese Zusammenspiel und die vorhandene Dynamik waren einfach nur toll! Zudem wirkte dieser Ort auf mich am freundlichsten und wärmsten.

Viele der Protagonisten sind auch in den vorherigen Bänden aufgetreten und mir daher bereits bekannt. Es kommen nur wenige neue hinzu und auch diese haben interessante Wesen erhalten, die sie auszeichnen und einen hohen Wiedererkennungswert bieten. Es treffen Menschen mit eigenen Ambitionen und unterschiedlichen politischen Handlungen aufeinander, wo natürlich viel Platz für Diskussionen bleibt und man anhand ihrer Überzeugungen ihre Standpunkte erkennen kann und sich davon selbst eine Meinung bilden kann. Und gleichzeitig wird hier auch gezeigt, wie die Menschen den aufkommenden Nationalsozialismus bewerten und einschätzen.
Ich finde es schade, dass manche Protagonisten eine etwas untergeordnetere Rolle spielen, allen voran bei Alicia finde ich dies bedauerlich. Sie verkörpert bei der Herrschaft die alte Generation und zu vielen Geschehnissen wäre ihr Blickwinkel und ihre Meinung interessant gewesen. Den schließlich agieren Paul und Marie und die anderen Figuren mit einem anderen Zeitgeist und haben lockerere Ansichten als die Mutter oder Schwiegermutter.

Fazit
Kann dieser vierte Band nahtlos an die vorherigen anschließen? Ich finde nicht. Der Roman ist nicht schlecht und hat mich gut unterhalten, aber die anderen drei Bände spielen für mich in einer anderen Liga und man kann sie immer als positive Beispiele für historische Romane nennen. Und weil ich einen so famosen Eindruck von den anderen Teilen habe, sind meine Erwartungen für diesen recht hoch gewesen und wurden leider nicht ganz erfüllt. Es hat mir Spaß gemacht, wieder in die Welt der Melzers und ihrer Tuchvilla zu reisen, gleichzeitig hat mir an einigen Punkten etwas gefehlt oder manche Aspekte waren nicht richtig ausgereift. Dadurch vergebe ich dem Roman gute 4 Sterne, was ich als sehr angebracht empfinde.
Trotzdem kann ich mir jetzt gut einen weiteren Band vorstellen. Irgendwie habe ich doch noch ein paar Fragen und zudem zieht der Nationalsozialismus langsam auf. Hier frage ich mich natürlich, was dies für Auswirkungen auf die Familie Melzer, als auch auf die Fabrik hat. Und daher erhoffe ich mir sogar eine weitere Fortsetzung!

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