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Veröffentlicht am 13.11.2020

Bergsalz

Bergsalz
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Handlung
Franziska ist verwitwet und seit dem Tod ihres Mannes recht einsam. Ihre Kinder kommen nicht sehr häufig vorbei und zu den Nachbarn gibt es ein freundliches, wenngleich auch distanziertes Verhalten. ...

Handlung
Franziska ist verwitwet und seit dem Tod ihres Mannes recht einsam. Ihre Kinder kommen nicht sehr häufig vorbei und zu den Nachbarn gibt es ein freundliches, wenngleich auch distanziertes Verhalten. Bis sich dies schlagartig ändert, als eine Nachbarin zur Mittagszeit vor der Tür steht. Eine Unart, schließlich ist diese Zeit heilig und jeder bereitet normalerweise sein Essen vor. Bis Franziska bemerkt, was die Nachbarin eigentlich zu ihr treibt: die Einsamkeit, der Wunsch nach Gesellschaft. Dies ist der erste Schritt zu einer besonderen Entwicklung, denn schließlich finden sich immer mehr Damen zu den gemeinsamen Mittagessen ein. Eine jede ist einsam und so beginnen sie, Ideen zu sammeln: Einen Mittagstisch für mehrere Personen. Doch kann dies gelingen im ländlichen Voralpenland? Wo es eingefahrene Regeln gibt und die Menschen gegenüber Neuem recht kritisch sind?
Um die Bevölkerung zu überzeugen, braucht es verschiedene Menschen. Mit verschiedenen Ansichten und verschiedenen Lebensweisen. Es braucht Frauen und Männer. Und auch ein halbleerer Kübel Alpensalz kann manchmal Wunder bewirken...

Meinung
Das Cover finde ich ganz angenehm, es ist anhand der auffälligen Farben ein Blickfang und sieht definitiv interessant aus. Es wechseln sich vor allem viele verschiedene Blau- und Grüntöne miteinander ab, was dem Bild einige Dimensionen gibt und was mir wirklich gut gefällt. Dazu gibt es im Vordergrund, sowie auf den Bergen Schnee, was sehr passend erscheint. Ich finde die Farbe des Titels nicht ganz so gelungen, diese tanzt ein wenig aus der Reihe und wirkt auf mich nicht so geeignet.

Ich hatte den Roman gar nicht auf dem Schirm, er ist mir nicht in der Verlagsvorschau aufgefallen und auch die Autorin war mir unbekannt. Und überraschenderweise habe ich das Buch vom Verlag zugeschickt bekommen, ich wusste vorher nichts davon. Auf den ersten Blick klang der Roman interessant, gleichzeitig wusste ich nicht so recht, ob er mir wirklich gefallen wird. Trotzdem habe ich das Buch natürlich zeitnah gelesen, auch weil ich irgendwie gespannt darauf war und mir anhand der Inhaltsangabe gedacht hatte, dass viele Abschnitte vorkommen werden, die einen tieferen Sinn haben und zum nachdenken anregen.

Schlussendlich habe ich für die rund 210 Seiten drei Tage gebraucht. Ich musste mich anfangs sowohl an die Schreibweise, als auch an die Geschichte gewöhnen, damit hatte ich mich knapp 60 Seiten lang etwas schwer getan und kam mit dem Lesen nur stockend voran. Als sich das einmal gegeben hatte, wurde mein Lesefluss meist etwas flüssiger, wobei ich mich nie so recht mit der Sprache anfreunden konnte. Sie hat zwar auch gleichzeitig zum aufmerksamen und langsamen Lesen angeregt, oft war sie mir etwas zu behäbig und schwer. Gleichzeitig muss ich sagen, dass ich es oft toll fand, was für Worte die Autorin für verschiedene Situationen gefunden hat. Manche davon sind etwas altbacken und werden heute leider nur noch selten gebraucht.

Es gibt im Roman immer mal kurze Abschnitte, die einen Blick in die Vergangenheit geben. Diese spielen 1550 und haben meinen Lesefluss extrem gestört. Sie wurden durchweg kleingeschrieben, ihnen wurde immer wieder Dialekt beigemischt und sie haben erst ganz am Ende einen Sinn gegeben. Mir fehlte lange Zeit der Zusammenhang mit der eigentlichen Geschichte und ich finde nicht, dass sie für die gesamte Geschichte eine so große Bedeutung haben. Um ehrlich zu sein, hätte ich gut und gerne auf sie verzichten können.

Mir hat es richtig gut gefallen, wie viele aktuelle Probleme und Themen angesprochen wurden. Sei es der Klimawandel, Flüchtlinge oder die Ernährung. Dazu wird die Gesellschaft kritisch betrachtet und es werden teilweise Fehler aufgezeigt, die oft nicht als solche erkannt werden.
Auch das Alleinsein von Rentnern wird angesprochen und hier wird anhand von lebendigen Beispielen gezeigt, wie sehr sie sich insgeheim über Gesellschaft freuen.
Besonders hat es mir gefallen, wenn die Frauen langsam zueinanderfinden, ihren Kreis immer weiter vergrößern und eine Einheit werden. Das waren Momente, die mir im Buch sehr gefallen haben und die zu meinen Lieblingsszenen gehört haben. Und wenn sich der Roman allein diesem Thema zugewendet hätte, wäre ich auch vollkommen zufrieden gewesen. Allein dazu gibt es genügend zu sagen und ich mochte die Eigenheiten der Frauen und hätte mir gern noch mehr Einblicke in ihr Leben gewünscht. Aber mir wird für die geringe Seitenanzahl zu viel beigefügt. Nicht nur die auch heute aktuellen Themen, sondern auch die Lebensgeschichten mancher Protagonisten sind mir einen Hauch zu ausschweifend und zu viel. Mir hätte es besser gefallen, wenn das Hauptaugenmerk auf den Damen gelegen hätte.

Oft fand ich die Handlung ein wenig wirr, teilweise hat sie erst später einen Sinn ergeben. Das fand ich ja noch in Ordnung, immerhin gab es am Ende eine Auflösung dessen und irgendwie hat vieles doch gepasst. Dem war leider nicht so mit dem Ende. Es war etwas wirr geschrieben, hat dem Roman keinen wirklichen Abschluss gegeben und man kann als Leser selbst schauen, was man in das Ende hineininterpretiert. Ich mag es halt immer mehr, wenn man vom Autor erfährt, was mit den Personen geschehen wird und man so einen runden Abschluss erhält.

Es gibt ein Setting, was ich irgendwie gut finde. Es hat definitiv etwas und ich konnte es mir überraschend bildhaft vorstellen. Nicht nur die Wohnhäuser, sondern auch die Landschaft mit dem Bergpanorama und das Innere des Ortes hatten eine kurze, aber ordentliche Beschreibung und haben meine Fantasie angeregt. Dabei hat sich meist ein Grauschleier über die Szenerie gelegt, was zum einen einen nostalgischen Charakter ergeben hat, gleichzeitig auch den Eindruck erwecken ließ, dass die Geschichte mehr in der Vergangenheit verankert ist, als man eigentlich denkt. Den genau wird nie erwähnt, zu welcher Zeit die Hauptgeschichte spielt, was ich vermisst habe.

Gerade die Damen, die sich nach und nach miteinander anfreunden, zusammen kochen und Pläne schmieden empfinde ich meist sehr angenehm und ich mochte ihre kleinen Eigenarten, von denen man erfährt. Sie waren stets sich selbst treu und haben sich nicht leicht geöffnet. Weder einander, noch dem Leser. Ich hätte mir gerne noch mehr Szenen von ihnen gewünscht, sodass man eine jede einzelne besser kennenlernt. So ist die Darstellung doch etwas oberflächlich.
Dazu gibt es noch ein paar Nebenfiguren, von denen oft mehrere Sätze über ihren bisherigen Werdegang verloren werden. Ich fand sie in ihrem Auftreten nie so stark wie die älteren Damen, zudem fehlte ihnen irgendetwas. Ich kann nicht genau benennen, was. Sie waren mir einfach nicht sympathisch und ich fand ihr Auftreten meist etwas merkwürdig und eigenartig.

Fazit
Ich war wirklich gespannt auf den Roman, auch wenn ich vom Klappentext her nicht sicher war, ob er wirklich meinem Lesegeschmack trifft. Und lange Zeit fand ich ihn auch nicht schlecht, auch wenn ich ein paar Startschwierigkeiten hatte. Aber irgendwann driftete er mir zu weit ab und es wurden einfach zu viele Themen eingebunden, die von der anfänglichen Geschichte abgelenkt haben. Und je mehr das passiert es, desto schwieriger habe ich mich mit dem Lesen getan und desto weniger hat mir die Handlung gefallen. Es wurden für meinen Geschmack zu viele Schicksale eingebunden, was den Rahmen der Erzählung gesprengt hat und einfach zu viel wurde. Schade, den mir hat die Idee und anfängliche Umsetzung wirklich auf ihre Art gefallen. So bin ich am Ende enttäuscht und kann leider keine bessere Bewertung geben.

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Veröffentlicht am 10.11.2020

Winter der Hoffnung

Winter der Hoffnung
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Handlung
Deutschland im Hungerwinter 1946
Noch immer sind die Folgen des Krieges sichtbar, nicht nur in den Stadtbildern, sondern den Menschen fehlt es an allem, was sie zum Leben benötigen. Die Zukunft ...

Handlung
Deutschland im Hungerwinter 1946
Noch immer sind die Folgen des Krieges sichtbar, nicht nur in den Stadtbildern, sondern den Menschen fehlt es an allem, was sie zum Leben benötigen. Die Zukunft ist ungewiss und noch dazu ist der Winter eisig kalt.
Selbst reiche und angesehene Leute leiden Not und müssen sich beschränken. So auch Ulla mit ihrer Familie, sie ist die Tochter eines bekannten Fabrikanten. Einerseits erscheint das baldige Weihnachtsfest wie ein Lichtblick, gleichzeitig wissen alle, dass es es wieder nur ein kleiner freudiger Moment ist und danach wieder der tägliche Kampf um lebensnotwendige Güter losgeht.
In dieser Zeit organisiert Tommy Weidner einen Tanzabend. Dabei lernt er Ulla kennen und beide können sich nicht so leicht vergessen. Doch scheinbar hat ihre Liebe keine Zukunft, Tommy kennt seinen Vater nicht und gilt damit offiziell als nicht standesgemäß. Außerdem hat der Vater von Ulla gerade andere Probleme, ihm droht die Demontage. Und ausgerechnet in dieser Angelegenheit könnte Tommy helfen...

Meinung
Ich empfinde das Cover als sehr ansprechend und schön zu betrachten. Der auffallend rote Schrift vom Namen des Autors dient eindeutig als Blickfang und harmoniert sehr gut mit der des Titels, auch wenn es vielleicht etwas schöner gewesen wäre, wenn beides in demselben Farbton gewesen wäre. Am unteren Rand ist eine Familie zu sehen, die in winterliche Sachen gekleidet ist und recht glücklich aussieht. Mich stört es irgendwie, dass es den Anschein hat, als wären ihre Köpfe wie anhand von Photoshop eingefügt worden. Es sieht nicht rund aus und ich empfinde den Anblick als merkwürdig. Im Hintergrund gibt es eine verschneite Stadt, man sieht von den Gebäuden nur Schemen, was irgendwie passend erscheint. Ich mag es, dass sich bei dem Cover an der Handlungszeit und dem Titel orientiert wurde. Insgesamt, bis auf die Gesichter der Familie, ein rundes und schönes Bild, was eine wunderbare Ruhe ausstrahlt und viel Ausstrahlung besitzt.

Ich glaube, dass ich bisher lediglich ein Buch von Peter Prange gelesen habe, zwei Werke von ihm liegen bei mir noch auf dem SUB. Unter anderem „Unsere wunderbaren Jahre“, von dem ich schon viel Gutes gehört habe und dazu hatte ich bereits die Verfilmung im TV gesehen. Als ich diesen neuen Roman entdeckt habe und mir die Inhaltsangabe durchgelesen hatte, musste ich nicht lange fackeln und habe mich direkt bei Lovelybooks bei der Buchverlosung beworben. Die Handlung klingt spannend, die Leseprobe hat mich sehr überzeugt und ich hatte einen sehr positiven ersten Eindruck. Daher war ich sehr glücklich, tatsächlich ein Exemplar zu erhalten und in die Geschichte eintauchen zu können.

Bereits in der Leseprobe hat mir der kurzweilige Sprachstil hervorragend gefallen und genau das hat sich auch durch den restlichen Roman gezogen. Es gibt eine bildhafte und ausführlich beschreibende Sprache, die sehr gezielt Einblicke in das Leben im Winter 1946 gibt. Anhand von nachvollziehbaren Situationen kann man einen Hauch dessen erahnen, was die Menschen durchleben mussten, mit welchen Problemen sie zu kämpfen hatten und wie sie sich beholfen haben.
Schicksale lassen sich verfolgen und auf eine besondere Weise konnte ich mir viele Szenen, die Protagonisten und auch Settings richtig gut vorstellen. Oft lief die Geschichte wie ein kleiner Stummfilm in meinem Kopf ab, was eine ganz besondere Aura hatte und sehr anziehend wirkte.

An ganz vielen Stellen im Roman empfand ich die Stimmung einfach nur grandios. Nicht nur kann man ganz gut nachfühlen, wie die allgemeine Situation und die Gemütslage der Figuren war, sondern es gibt auch immer wieder Momente, in denen die Stimmung ein wenig aufgelockert wird und man dadurch erkennen kann, dass die Protagonisten nicht so einfach aufgeben. All dies lässt sich beim Lesen gut nachvollziehen und obwohl man sich in der heutigen Zeit gar nicht vorstellen kann, mit was für Ängsten und Sorgen die Bevölkerung gelebt hat, hat man anhand des Romans doch einen guten Eindruck dessen erhalten.

Es ist eine Einteilung in recht kurze und locker lesbare Kapitel vorgenommen wurden. So war es mir auch möglich, mal eben ein paar Seiten zu lesen, auch wenn ich nicht so viel Zeit bei der Hand hatte. Zudem hatte ich vielleicht auch deshalb den Eindruck, dass die Geschichte kurzweilig gehalten wurde und an keiner Stelle zu viel oder zu wenig über die Handlung und die Ereignisse gesagt wurden.
Verschiedene Erzählperspektiven werden angewandt, wodurch es unterschiedliche Einblicke auf die allgemeine Situation, als auch auf diverse Handlungen gibt. Man kann sich von den Figuren und ihren Aktionen eigene Urteile bilden und zudem wird das Schicksal verschiedener Menschen gezeigt. Menschen, mit unterschiedlichen Lebensweisen, mit eigenen Zielen und Wünschen und man lernt als Leser einige Weisen kennen, um mit dem Hungerwinter und der eisigen Kälte umzugehen. Dadurch entsteht ein breites Bild der Gesellschaft und zudem fand ich, dass diese Erzählweise die Protagonisten lebendiger und bodenständiger hat dastehen lassen. Sie zeigten verschiedene Gesichter und man konnte sie in einigen Stimmungen erleben, was ihrer Darstellung sehr gut getan hat!

Immer wieder wurden anhand der Lebensweisen einige historische Ereignisse eingeflochten, sei es durch Nennung politischer Ereignisse, des Schwarzmarktes oder dem Fehlen zahlreicher wichtiger Dinge wie Nahrung. Dadurch kann man sich ganz gut ein Bild der Situation machen und nebenbei noch lernen, wie sich die Menschen beholfen haben und welche Mittel und Wege es gab, um an feinere Dinge zu kommen. Fand ich sehr spannend, da die Handlung durchweg sehr authentisch erschien und viele Szenen wie nach einer Erzählung von tatsächlich Geschehenem erschienen.
Zudem war es besonders interessant, dass es auch für die begüterte Gesellschaft nicht alle Dinge des täglichen Bedarfs einfach so zu kaufen gab, sondern auch sie Abstriche machen oder Wege der Beschaffung finden mussten.

Obwohl ich weder Altena, noch die Gegend jemals gesehen habe, konnte ich mir doch wahnsinnig viele Gebäude und Schauplätze vorstellen. Sie haben eine eingängige Beschreibung erhalten und haben es mir einfach gemacht, meiner Fantasie freien Lauf zu lassen. Sowohl den Bahnhof, als auch die Straßen oder das Heim der Familie Wolf erschienen sehr lebendig und waren tolle Handlungsorte, die eine tolle Zeichnung erhalten haben und idyllisch wirken.

Ich empfand die Anzahl der Protagonisten als recht angenehm. Viele tauchen wiederholt auf und hatten Merkmale, die einen Wiedererkennungswert geboten haben. Sie wurden mit unterschiedlichen Charakteren ausgestattet und hatten ein einzigartiges Auftreten, was sehr natürlich herüberkam. Besonders hat es mir gefallen, dass man die Sympathien frei verteilen konnte und das die Personen unterschiedliche Wesenszüge gezeigt haben. Dadurch wirkten sie menschlich und sie waren für mich angenehme Romanfiguren. Hier und da hätte ich mir gern mehr Tiefgang gewünscht, manches, gerade Beziehungen, gingen doch etwas flott.

Und noch ein weiterer, kleiner Kritikpunkt: mir fehlte durchweg die Spannung. Es handelt es sich um eine ruhig erzählte Geschichte, die durchaus interessant war, der aber ein Spannungsfaktor fehlte. Selbst die drohende Demontage wird in einem sachlichen und leichten Ton gehalten, hier wäre mehr ernst ganz gut gewesen. Und außerdem wäre dies die perfekte Gelegenheit, um der Geschichte neuen Schwung zu geben und die Spannungskurve ein wenig steigen zu lassen.

Fazit
Ich habe es sehr genossen, in den Roman einzutauchen und eine für mich neue Welt kennenzulernen. Es ist einfach unvorstellbar, mit was für Sorgen und Nöten die Menschen sich tagtäglich herumschlagen mussten und wie souverän sie vieles gelöst haben. Dazu einen Einblick zu erhalten war unglaublich interessant und ich mochte es sehr, was für einen direkten und unbeschönigten Blick man als Leser erhalten hat.
Und zu gut 80 % bin ich mit dem Buch vollkommen zufrieden, es hat eine schöne und weiterbildende Lektüre dargestellt, die sich flott hat lesen lassen und nach der ich mich nun sehr auf „Unsere wunderbaren Jahre“ freue. Zwei kleine Kritikpunkte habe ich angesprochen und begründet, ansonsten habe ich nichts zu beanstanden und bin sehr froh, den Roman gelesen zu haben!

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Veröffentlicht am 04.11.2020

Palais Heiligendamm - Ein neuer Anfang

Palais Heiligendamm - Ein neuer Anfang
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Handlung
Heiligendamm 1912
Die Berliner Hotelierfamilie Kuhlmann hat große Pläne: sie eröffnen in Heiligendamm ein Hotel für die gehobene Gesellschaft und wollen dem bekannten Grand Hotel Konkurrenz machen. ...

Handlung
Heiligendamm 1912
Die Berliner Hotelierfamilie Kuhlmann hat große Pläne: sie eröffnen in Heiligendamm ein Hotel für die gehobene Gesellschaft und wollen dem bekannten Grand Hotel Konkurrenz machen. Dies ist zumindest der Plan, die Umsetzung dessen läuft nicht ganz so rund. Die Söhne haben andere Interessen, lediglich die Tochter Elisabeth interessiert sich arg für den Hotelbetrieb und beweist dabei mit manchen Aussagen und Hinweisen großes kaufmännisches Geschick. Doch eine Frau in der Führung kann der Vater nicht dulden, daher wird Julius Falkenhayn um Hilfe gebeten. Ein Mann, der nicht bei allen Mitgliedern der Familie Kuhlmann Anklang findet. Noch dazu, weil dieser recht unkonventionelle Ansichten hegt.

Meinung
Mir gefällt das Cover richtig gut, je länger ich es betrachte, desto mehr mag ich es. Es wirkt anhand der hellen und freundlichen Farben einladend und ansprechend, zudem ist das Outfit der jungen Dame einfach nur schick und stilvoll. Irgendwie strahlt das Cover eine besondere Energie aus, es wirkt würdevoll und fast schon exquisit. Vielleicht durch die glänzende, rote Schrift des Titels, vielleicht durch die edel gekleidete Dame, vielleicht auch durch das prachtvolle Gebäude im Hintergrund. Wahrscheinlich ist es aber eine Mischung all dieser Komponenten und es bildet sich eine tolle und stimmige Gesamtszenerie. Ein sehr reizvolles Cover, welches den Betrachter auf jeden Fall dazu einlädt, das Buch in die Hand zu nehmen und es zu betrachten und sich die Inhaltsangabe anzuschauen.

Mir ist der Roman bereits in der Verlagsvorschau aufgefallen. Bereits da klang die Handlung für mich direkt interessant und ich hatte sofort viel Lust auf die Geschichte. Und genau das traf auch wieder ein, als ich entdeckt habe, dass es bei der Lesejury dazu eine Leserunde geben wird. Ich hatte mal wieder richtig Lust darauf, über ein Buch zu diskutieren und es in einer Gemeinschaft zu lesen, daher habe ich mich kurzerhand beworben und durfte mich tatsächlich über ein Leseexemplar freuen. Es war mir ein großes Vergnügen, den Roman bereits vorab lesen zu können, wofür ich mich auch hier noch einmal ganz herzlich bedanken möchte!

Vorab gibt es ein Personenverzeichnis. Hier kann man sich als Leser auf einer Seite mit den Protagonisten und den Familienbeziehungen vertraut machen. Es wurde jeweils immer der Name, sowie die Verwandtschaftsbeziehungen genannt, außerdem tauchen auch die Arbeitsbezeichnungen auf. Den, und das mag ich bei historischen Romanen immer besonders gern, es treten auch Haus-und Hotelangestellte des Palais und der Familie Kuhlmann auf. Dies verspricht, dass man auch Einblicke in deren Arbeits- und Alltagsleben erhält, wodurch immer ein breites und eindrucksvolles Bild der Bevölkerung entsteht. Das mag ich immer sehr gern und allein durch diesen Fakt habe ich mich gleich noch mehr auf die Lektüre gefreut!

Am Anfang des Romans wird dem Leser genügend Zeit gegeben, um sich mit der Handlung, den Protagonisten und dem Setting vertraut zu machen. Es gibt einige Erklärungen, man kann sich ein erstes Bild von Elisabeth, der Familie Kuhlmann und der Gesamtsituation machen und sich mit den Gedanken und Gefühlen einiger Protagonisten vertraut machen. Auf diese Weise entsteht erst einmal ein sanfter Romanbeginn, der eine angenehme Einführung bietet.
Mit zunehmender Handlung merkt man, wie häufiger Konflikte auftauchen, sich die Dynamik verändert und sich manche Situationen zuspitzen. Die Handlung nimmt also deutlich an Fahrt auf und hat mich immer mehr in ihren Bann gezogen. Und obwohl manchmal viele aufregendere Kapitel aufeinandertreffen, erschien die Handlung doch immer spannend und glaubwürdig, an keiner Stelle hatte ich das Gefühl, dass jetzt ein bisschen zu viel passiert.
Immer wieder passieren unvorhergesehene Ereignisse oder es tauchen Personen auf, die der Handlung immer wieder neuen Schwung geben und die Würfel neu mischen. Dabei wurde ich immer wieder von dem Folgenden überrascht, oft hatte ich ein paar Ideen, wie die Geschichte weitergehen könnte, doch häufig kam es dann immer anders. So gestaltete sich die Handlung als aufregend und sehr abwechslungsreich und es gab keinen Platz für mögliche Längen!

Schon in der Leseprobe hatte mir die Schreibweise richtig gut gefallen und genau das hat sich dann auch bei dem restlichen Geschehen durchgesetzt. Es gibt klare und abwechslungsreiche Personenzeichnungen, tolle Beschreibungen des Settings und eine durch und durch lebendige und authentische Handlung. Es liegt meist eine einfache Sprache zugrunde, die anhand von einigen Zusammenhängen und historischen Fakten ihren Anspruch erhält und sich durchweg sehr flüssig und angenehm hat lesen lassen. Und aufgrund einiger Geheimnisse, die immer wieder angedeutet werden, gibt es eine verführerische Spannung, die stark dazu verleitet, das Buch nur selten aus der Hand zu legen und es viel zu schnell auszulesen...

Es gibt verschiedene Erzählperspektiven, die unterschiedliche Ansichten auf die Ereignisse geben. Dabei empfand ich es als sehr besonders, dass nicht nur Mitglieder der Familie Kuhlmann (Elisabeth oder ihr Bruder Paul) zu Wort kommen, sondern auch das Personal in Form von Minna, einem Stubenmädchen, die Möglichkeit erhält, ein wenig aus ihrem Leben zu erzählen. Dieser Blick von verschiedenen Seiten gefällt mir immer sehr gut und zudem wird dadurch immer für eine abwechslungsreiche Handlung gesorgt. Außerdem gibt es noch einen anderen Einblick in den Hotelbetrieb, in die täglich anfallenden Arbeiten und auf das Miteinander des Personals.
Hier fand ich alle drei Perspektiven sehr spannend, eine jede hatte unterschiedliche Schwerpunkte und war stimmig. Und irgendwann hat man auch gemerkt, wie sich die drei Stränge immer mehr miteinander verwoben, überkreuzt und miteinander verbunden haben. Und so entstand am Ende eine runde und abwechslungsreiche Geschichte, die aufgrund ihres Endes und den noch offenen Fragen viel Lust auf die Fortsetzung macht.

Sehr spannend empfand ich die Dynamiken in der Familie Kuhlmann. Wie die Kinder einer anderen Generation mit moderneren Ansichten angehören und die Eltern eindeutig eine vollkommen andere Erziehung genossen haben und an dieser festhalten. Die Töchter wollen nicht einfach hinnehmen, dass sie irgendwann jemanden heiraten werden, den die Eltern aussuchen. Die Söhne haben nicht das große Interesse am Hotelbetrieb und wollen ihre eigenen Wünsche verfolgen und sich nicht in eine Arbeit drängen lassen, die sie nicht erfüllt.

Es gibt ein sehr traumhaftes Setting. Nicht nur das Hotel und die einzelnen Räume werden mit strahlenden und ausdrucksstarken Worten umschrieben, sondern auch Heiligendamm lädt stark zum träumen ein! Die einzelnen Handlungsorte wurden mit mal mehr, mal weniger vielen Beschreibungen ausgestattet und ließen doch alle Bilder entstehen. Ich konnte mir wirklich einen jeden einzelnen Ort vorstellen und auch das hat zu der lebendigen Handlung beigetragen. Den auch die Protagonisten haben sich ganz natürlich und passend in den Settings bewegt und haben durch ihren Auftritt dem jeweiligen Ort viel Leben eingehaucht.

Die Handlung erstreckt sich über den zweiten Weltkrieg und hier wurden auch am häufigsten historische Ereignisse mit eingestreut. Seien es durch Szenen von der Front oder durch den Mangel an Nahrungsmitteln und Stoffen für Kleidung oder durch das Fehlen von Dingen des Alltäglichen Lebens. Man konnte genau mitverfolgen, wie das Leben auch für die Daheimgebliebenen immer schwerer wurde und sie mit Problemen zu kämpfen hatten. Aufgrund der Einstreuung solcher Details erhält die Geschichte allerhand Authentizität und auch Anspruch. Zudem merkt man, wie stark sich die Autorin mit der Handlungszeit befasst hat und sie weiß ihr Wissen geschickt an den Leser weiterzugeben!

Es gibt viele lebhafte Personenzeichnungen, die ein breites Bild der Gesellschaft abbilden. Nicht nur äußerlich konnte ich mir einen jeden einzelnen gut vorstellen, sondern auch charakterlich haben sich die Figuren voneinander abgehoben und verschiedene Gesichter und Wesenszüge gezeigt. Keiner gleicht dem anderen und ich mochte es besonders, dass man als Leser vollkommen frei entscheiden kann, welche Personen man mag und welche man eher als unsympathisch einschätzt. Außerdem sind starke Entwicklungen vorhanden, die sich gut verfolgen lassen und sehr natürlich wirken. Es war spannend zu beobachten, wie sich eine Figur entwickeln wird, welche Wege sie einschlägt. Nicht jede Entscheidung erwies sich am Ende als richtig und die Personen haben auch mal Aussagen getroffen, die gewagt waren. Gerade durch solcher kleinen Fehler gab es eine authentische und lebhafte Darstellung der Protagonisten und es hat Spaß gemacht, sie noch besser kennenzulernen!

Ich habe jetzt einiges zu dem Roman gesagt und die Aussagen waren ja alle durchweg positiv. Und ich fand den Roman auch wirklich sehr gut und hatte viel Vergnügen beim Lesen. Aber es gibt doch noch einen kleinen Punkt, den ich etwas kritischer betrachte. Ich mag das offene Ende und finde es in Anbetracht der Tatsache, dass eine Fortsetzung im Mai nächsten Jahres erscheint, auch sehr passend. Die Spannung wird geschürt und ich freue mich schon jetzt auf ein Wiedersehen mit den liebgewonnenen Protagonisten. Allerdings wurde das Ende für meinen Geschmack etwas schnell herbeigeführt. Es wird auf wenigen Seiten viel behandelt, auch zeitlich gesehen, was mir zu hektisch vorkommt. Ich hätte gerne mehr Seiten gelesen, wenn es dafür eine etwas ausführlichere Beschreibung der Zeit gegeben hätte. Man kann zwar die Handlung nachvollziehen, aber so richtig zufrieden bin ich damit nicht. Gerade, weil der Roman immer wieder seine ruhigen Momente hat, die geschickt mit spannungsreicheren verbunden wurden, hätte ich mir gewünscht, dass sich dies auch mehr während der letzten Seiten zeigt.

Fazit
Irgendwie hatte ich schon einige Erwartungen an den Roman und ich muss sagen, dass diese wirklich vollkommen erfüllt wurden. Nach dem Lesen der Leseprobe hatte ich schon ein gutes Gefühl und mir gedacht, dass die Geschichte sehr cool werden könnte und genauso ist es geworden.
Ich hatte mit dem Roman viele wunderschöne, spannende und unterhaltsame Lesestunden und freue mich gerade unglaublich auf die Fortsetzung, welche direkt auf meine Wunschliste gewandert ist. Eine stimmige und wunderbar erzählte Geschichte, die viele tolle Faktoren in sich vereint, perfekt recherchiert ist und eine abwechslungsreiche Handlung bietet!

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Veröffentlicht am 01.11.2020

Die Schokoladenvilla - Zeit des Schicksals

Die Schokoladenvilla – Zeit des Schicksals
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Handlung
Stuttgart 1936
Viktoria hat in Frankreich ihre Lehrzeit begonnen, muss diese aber frühzeitig abbrechen. Ihre Unterstützung und Arbeitskraft wird dringend in der familiären Schokoladenmanufaktur ...

Handlung
Stuttgart 1936
Viktoria hat in Frankreich ihre Lehrzeit begonnen, muss diese aber frühzeitig abbrechen. Ihre Unterstützung und Arbeitskraft wird dringend in der familiären Schokoladenmanufaktur benötigt, Unbekannte wollen die Familie Rothmann aus der Leitung des Unternehmens drängen. Viktoria und ihre Mutter Judith kämpfen mit vereinten Kräften und suchen nach einer Lösung um die Manufaktur behalten zu können.
Währenddessen taucht der Amerikaner und Schokoladenunternehmer Andrew Miller in Deutschland auf. Er und die Rothmanns sind Geschäftspartner, sie stehen beide vor wichtigen Entscheidungen und müssen ihr Unternehmen verteidigen. Mit vereinten Kräften schmieden sie einen Plan und schauen ein weniger hoffnungsvoller in die Zukunft. So fern ihnen dies möglich ist, die Politik der Nazis nimmt immer stärkere Züge an und es wird mit dem schlimmsten gerechnet. Und schließlich kommt auch noch ein lang und gut gehütetes Familiengeheimnis ans Licht...

Meinung
Bei dem wunderschönen Cover gibt es wieder eine große Ähnlichkeit zu den anderen beiden Teilen. Der Aufbau ist sehr ähnlich, eine Dame geht zielstrebig auf eine Villa zu, lediglich die Farben und die Mode der Dame hat sich verändert. Diesmal wirkt der Garten / die Zufahrt zu dem Haus sehr sommerlich und farbenfroh aus, die Blumen blühen, die Bäume erstrahlen in einem satten grün und es wird ein einladendes und warmes Gefühl vermittelt. Die Dame ist der Mode der 1930er entsprechend gekleidet, sieht sehr schick aus und besitzt eine aufrechte Haltung. Hier kann ich mir vorstellen, dass entweder Judith oder ihre Tochter Viktoria dargestellt sein könnten, gerade wegen der Haltung trifft die Darstellung auf beide Personen zu.
Der Titel wurde in einem glänzenden und sehr auffallenden Gold-Ton gehalten, gibt dem Cover einen Hingucker und lässt es noch edler wirken. Und auch die Hortensien, die an verschiedenen Orten des Covers auftauchen, wurde mit einem glänzenden Überzug versehen, was sehr schick erscheint. Insgesamt also ein wirklich ansprechendes und schönes Cover, es passt perfekt zu der Reihe, zeichnet sich durch Besonderheiten aus und fällt in einer Buchhandlung definitiv auf!

Ich roll den Roman erst einmal ein wenig von hinten auf. Es gibt nämliches einen ausführlichen und sehr informativen Anhang, der der Handlung abrundet und offene Fragen klärt. Zuerst wurde ein Personenverzeichnis abgedruckt, es wurden jeweils die wichtigsten handelnden Personen genannt. Ich hatte diesmal absolut gar keine Probleme mit der Wiedererkennung von Personen, anhand der eingängigen und ansprechenden Darstellung ist mir jeder einzelne im Gedächtnis geblieben und jeder hatte Merkmale, anhand derer er sich direkt hat wiedererkennen lassen hat. Selbst bei dem Start in die Geschichte waren mir nach wenigen Seiten die Personen alle wieder bekannt und ich musste an keiner Stelle lange überlegen, wie die Person mit der Familie Rothmann verknüpft ist. Vielleicht wäre es allerdings ganz schön gewesen, wenn das Verzeichnis am Anfang des Buches abgedruckt worden wäre. Zumindest mag ich dies immer lieber so, weil man sich die Aufstellung bereits vor dem Beginn der Handlung anschauen kann und mir so direkt wieder Details aus den vorherigen Bänden einfallen.
Schließlich gibt es noch kleine Infotexte über all jene Personen, die real sind und tatsächlich gelebt haben. Diese tauchen in einer überschaubaren Anzahl auf und ich empfand es als sehr interessant, mehr über ihr Leben zu erfahren,
Anschließend gibt es ein Glossar und darauf folgend gibt es noch einige Informationen über den historischen Hintergrund. Anhand dessen kann man sich ein gutes Bild des Lebensgefühls und über die Sorgen der Bevölkerung machen und diese zusätzlichen Fakten geben dem Roman ein rundes und stimmiges Ende.
Ich bin sehr begeistert davon, wie umfangreich der Anhang ist und wie viele Informationen aufgelistet werden. Es zeigt nicht nur einen Hauch der Recherchearbeit, sondern gibt auch dem Leser ein vielfältiges Bild und rundet den Roman perfekt ab.

Vor jedem neuen Kapitelanfang wurde vermerkt, an welchem Tag, meist wurde auch eine ungefähre Angabe der Zeit genannt, und an welchem Ort die folgende Handlung stattfindet. Man kann dadurch auf einen Blick erkennen, wie viel Zeit seit dem Beginn der Geschichte vergangen ist, wie viele Ereignisse an einem Tag stattfindet und sich so immer gut orientieren. Zumal sich der Handlungszeitraum über einige Monate erstreckt, in denen allerhand geschieht. So geht man nie verloren und kann immer genau nachverfolgen, wie weit die Story fortgeschritten ist.
Ich war selbst ein wenig davon überrascht, wie kurz die Handlungszeit eigentlich ist und das die Geschichte viel kompakter ist, als ursprünglich angenommen. Insgesamt vergehen lediglich neun Monate, von denen teils manche Tage sehr ausführlich beschrieben wurden, an anderen Stellen wurde wieder einige Zeit übersprungen. Auf diese Weise bleibt die Handlung stets dynamisch und schwungvoll und es entstanden für mein Gefühl an keiner Stelle Längen.

Schon bei dem Lesen der Inhaltsangabe sind mir viele Details und Ereignisse aus den ersten beiden Bänden wieder eingefallen, die mir einen sehr angenehmen Start in den Roman ermöglicht haben. Das hatte ich so gar nicht erwartet, immerhin ist es gut ein Jahr her, seitdem ich den zweiten Band gelesen habe. Und schon nach wenigen Seiten hat mich die Geschichte wieder vollkommen in ihren Bann gezogen und stellenweise wollte ich das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen. Die Geschichte lässt sich unglaublich flüssig und locker lesen, es liegt eine ganz hervorragende und detailreiche Sprache zugrunde, die viele Situationen lebendig und realistisch erscheinen lässt. Einen passenden Anspruch erhält die Schreibweise durch allerhand historische Informationen, aber auch durch die Einbindung von älteren Begriffen, von denen mir einige unbekannt waren und die anhand des Glossars erklärend beschrieben wurden.
Insgesamt habe ich ungefähr fünf Tage für die Geschichte gebraucht, mit mehr Freizeit hätte ich sie sicherlich in zwei-drei Tagen ausgelesen. Es gibt eine spannende und oft überraschende Handlung, die Personen haben eine tolle Zeichnung erhalten und viele Szenen konnte ich mir bildhaft vorstellen. Ich denke daher, dass man den Roman auch gut innerhalb eines Wochenendes auslesen kann, er verströmt einen ganz eigenen Anreiz und lädt dazu ein, immer weiterzulesen!
Immer wieder werden die Gefühle und Gedanken der Protagonisten geschildert, weshalb es mir gut möglich war, zu vielen eine Bindung aufzubauen und dadurch habe ich Handlungen auch besser einschätzen können und nie zu schnell geurteilt. Die Geschichte erschien für mich dadurch lebendig und realistisch, viele Ereignisse könnten tatsächlich so stattgefunden haben.

Ein allwissender Erzähler beschreibt auf eine ansprechende Art die Ereignisse. Er folgt den Protagonisten in verschiedene Länder, gibt Einblicke in deren Gefühlsleben und lässt die gesamte Geschichte lebendig werden. Fast alle Abschnitte sind aus der Sicht von Mitgliedern der Familie Rothmann geschildert, nur wenige Szenen werden von anderen Figuren erzählt. Auf diese Weise hat man verschiedene Ansichten stets gut nachvollziehen können und es entstand eine angenehme Mischung, für mich wurde die Geschichte an keiner Stelle langweilig.
Dazu merkt man, dass der Erzähler immer einige Geheimnisse für sich behält und die Handlung auch im Folgenden spannend und interessant bleibt. Immer wieder gibt es Andeutungen, die auch mich stutzig gemacht haben und man konnte bereits gut spekulieren, welche Personen vielleicht nicht so positiv sind, wie man anfangs denkt.

Der Spannungsbogen wurde also auf einem konstant guten Niveau gehalten, man merkte richtig, wie die Geschichte auf einen großen Höhepunkt zusteuert. Und konnte dementsprechend mitfiebern und für mich war dies auch ein Grund, weshalb ich das Buch nicht aus der Hand legen wollte.
Spannungsreiche Kapitel wechseln sich oft mit ruhigeren Abschnitten ab, in denen alltägliche Szenen oder die Herstellung und Konzeption verschiedener Geschäftsideen rund um die Schokolade geschildert werden. So entsteht eine angenehme Mischung, es gab immer wieder ruhigere Momente und ich empfand die Einblicke in das normale Leben der Protagonisten sehr interessant.
Bei diesem dritten Band hatte ich schon oft einige Ideen, wie die Handlung weitergehen könnte. Und diesmal lag ich tatsächlich häufig richtig, viele Zusammenhänge hatte ich mir schon ein wenig so vorgestellt. Daher konnte mich die Handlung nur sehr selten überraschen, was meinem Lesefluss aber keinen Abbruch getan hat.

Einen einzigen kleinen Kritikpunkt habe ich: Das Ende war doch irgendwie sehr rasch herbeigeführt. Ein wenig war nach dem Höhepunkt der Handlung die Luft raus und danach war das Buch auch rasch zu Ende. Die Erklärungen von Zusammenhängen hätten für mich gern länger ausfallen können, schließlich wurde man als Leser gut 550 Seiten lang darauf vorbeireitet und ich habe mit Spannung den Höhepunkt erwartet, der für meinen Geschmack viel zu rasch abgehandelt war.

Immer wieder gibt es Punkte im Roman, an denen man die Recherchearbeit der Autorin gut erkennen kann. Sei es anhand der Lebensweise, einiger historischer Fakten, der sehr gelungenen Darstellung der Olympischen Spiele 1936 oder des immer stärker werdende Nationalsozialismus in Deutschland. Anhand vieler Szenen erschafft Maria Nikolai ein lebendiges Bild der Handlungszeit und besonders anhand des Nachwortes wurden für mich viele Fakten noch eindringlicher und vieles habe ich auch erst nach dem Ende der Handlung richtig bewusst wahrgenommen.

Es taucht eine Vielzahl an Protagonisten auf, dies lässt sich schon anhand des Personenverzeichnisses erkennen. Dabei tauchen manche öfters, manche seltener auf, es gibt recht wenige neue Protagonisten, die meisten sind bereits aus den ersten beiden Bänden bekannt. Im besonderen Mittelpunkt steht die Familie Rothmann, wobei sich auch diesmal wieder kein deutlicher Hauptprotagonist hervorhebt. Besonders toll fand ich das Wiedersehen mit den bekannten Figuren. Es ist einfach schön zu sehen, wie sich viele entwickelt haben, man konnte einigen beim Aufwachsen zusehen, bei der Umsetzung von Wünschen und bei der Charakterbildung.
Ein jeder Protagonist hat ein eigenes und durchdachtes Wesen erhalten, welches ihn auszeichnet und besonders macht. Sie haben ein markantes Auftreten, was einen hohen Wiedererkennungswert bietet und hatten starke und spannende Wesen. Viele Personen hatten eine lebendige Ader und es hat Spaß gemacht, sie ein Stück ihres Weges zu begleiten.

Fazit
Ach, es hat richtig Spaß gemacht, noch ein letztes Mal in die Schokoladenvilla zurückzukehren und einige Zeit mit den Protagonisten zu verbringen. Es war ein schönes und spannendes Wiedersehen, das der ganzen Reihe ein rundes Ende gegeben hat. Bei mir bleiben absolut keine Fragen offen, ich mochte es sehr zu erfahren, wie die Personen ihr weiteres Leben gestalten und bin, bis auf einen kleinen Punkt, sehr zufrieden mit dem finalen Band der Schokoladenvilla-Trilogie. Und für diesen einen Kritikpunkt werde ich am Ende einen halben Stern in meiner Bewertung abziehen.
Ein klein wenig wehmütig bin ich schon, nun mit dem Wissen zu sein, dass es keinen weiteren Band geben wird. Gleichzeitig bin ich mit dem runden und sehr passenden Ende wirklich zufrieden und ich möchte auch diesmal wieder eine große Empfehlung für die ganze Reihe aussprechen!

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Veröffentlicht am 25.10.2020

Das Kaffeehaus - Bewegte Jahre

Das Kaffeehaus - Bewegte Jahre
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Handlung
Wien in den 1880er-Jahren
So oft es Sophie von Werdenfels möglich ist, besucht sie ihren Onkel in seinem einladenden und gemütlichen Kaffeehaus. Die junge Dame schwärmt nicht nur von den zahlreichen ...

Handlung
Wien in den 1880er-Jahren
So oft es Sophie von Werdenfels möglich ist, besucht sie ihren Onkel in seinem einladenden und gemütlichen Kaffeehaus. Die junge Dame schwärmt nicht nur von den zahlreichen Leckereien, die ihr Onkel Stephan anbietet, sondern hat auch selbst immer wieder neue Ideen für Kreationen. Und dort fühlt sich Sophie deutlich wohler als in ihrem Elternhaus, wo der Stiefvater mit strenger Hand über die Familie wacht und auf Regeln und Normen großen Wert legt.
Bisher spielt die Liebe oder gar eine mögliche Ehe noch keine Rolle für Sophie, doch das ändert sich schlagartig, als sie Richard von Löwenstein, einen guten Freund des Kronprinzen Rudolfs, kennenlernt. Und bald vereint die Beiden auch die Sorge um ihre Freunde, allen voran um Mary, die beste Freundin von Sophie. Diese schwärmt stark für den Kronprinzen und ist überglücklich, als dieser mit ihr eine Affäre beginnt. Richard und Sophie betrachten dies kritisch und ahnen nicht, dass die Liebelei das Kaiserreich stark erschüttern wird...

Meinung
Auf dem Cover gibt es einiges zu entdecken und ich mag es sehr, wie diverse Details der Handlung eingebunden wurden. Die junge Dame erinnert mich direkt an Sophie, zudem finde ich es interessant, dass man anhand ihrer Person einen Eindruck von der gängigen Mode bekommt, die auf den ersten Blick sehr vielversprechend erscheint! Tatsächlich stört es mich diesmal auch nicht, dass man als Betrachter so offen ihr Gesicht sieht, es passt irgendwie und mir scheint es, als würde die Dame aufmerksam eine Szene beobachten.
Im Hintergrund sieht man ein schickes und einladendes kleines Café, welches verlockend wirkt und definitiv auf das Kaffeehaus von Sophies Onkel anspielt. Und auch die Schrift des Titels passt perfekt zu diesem Thema, sie ist in verschiedenen Braun-Tönen abgebildet, die natürlich direkt an Kaffee erinnert.
Insgesamt ein stilvolles und rundes Cover, welches mir gut gefällt. Es ist auffallend und edel, das Buch liegt gut in der Hand und verspricht bereits eine große und spannende Geschichte!

Von Marie Lacrosse habe ich bereits ein paar Bücher gelesen, u.a. auch die Weingut-Trilogie, welche sehr empfehlenswert ist! Für mich stehen ihre Werke für perfekte und ausführliche Recherche, lebendige Protagonisten und authentische Szenen. Als ich die Ankündigung zu der neuen großen Saga gesehen habe, war ich vom ersten Moment an davon begeistert und habe mich direkt darauf gefreut. Und je näher der Erscheinungstermin gerückt ist, desto mehr habe ich davon gelesen und mein Interesse für den Roman ist immer gewachsen.
Freundlicherweise wurde mir das Buch vom Bloggerportal zur Verfügung gestellt, wofür ich mich auch an dieser Stelle noch einmal herzlich bedanken möchte! Und ich war tatsächlich überrascht, wie viele Seiten der Roman beherbergt, das hatte ich wirklich nicht auf den Schirm und ich habe mich auf viele schöne Lesestunden damit gefreut!

Noch vor dem Lesen fallen direkt einige Details ins Auge, die viele Hintergrundinformationen bieten. Zuerst gibt es eine wunderbare und passende Gestaltung der Buchinnenseiten, es wird ein Rezept vorgestellt, dass im Roman immer wieder Erwähnung findet und bei der Wiener Gesellschaft sehr beliebt ist. Zudem sind auch noch die anderen beiden Teile zu sehen, die Vorfreude auf die Fortsetzungen wird also auch direkt angeregt!
Weiterhin wurden noch vor dem Beginn der Handlung drei Karten abgedruckt, anhand derer man nicht nur einen Eindruck von den Grenzen in den 1880er-Jahren bekommt, sondern es gibt auch einen Stadtplan von Wien, wo viele Handlungsorte eingetragen wurden. Anhand derer kann man Wege nachverfolgen und sich einen genaueren Eindruck dessen machen, in welcher Himmelsrichtung und Ecke man sich gerade befindet. Ich hatte diese Karte schon eingangs ausführlich studiert und sie auch während des Lesens immer mal wieder betrachtet, ich mochte es sehr, wie man mit den Protagonisten durch die Stadt schlendert und wie man immer schauen kann, welche Straßen sie gerade nehmen könnten. Also ein sehr passendes und hilfreiches Detail, welches ich sehr gerne mag!

Danach folgt ein umfangreiches Personenverzeichnis, in dem die Protagonisten nicht nur vorgestellt werden, sondern man kann auch auf einen Blick erkennen, wie viele historisch belegte Menschen auftreten. Ich finde es unglaublich faszinierend, wie hervorragend es der Autorin gelungen ist, ein stimmiges und dynamisches Zusammenspiel von fiktiven und realen Figuren zu erarbeiten. Ein jeder wurde gleich behandelt, hat ein eigenes und ausdrucksstarkes Wesen erhalten und wirkte einzigartig. Kein einziger kommt als stereotyp daher, viele zeigen mehrere Gesichter und häufig, gerade bei den jüngeren Figuren, erlebt man eine interessante Wandlung mit.
Ich muss aber gestehen, dass ich mir im Personenverzeichnis erst einmal nur wenige Namen angeschaut habe, sonst wäre ich an der Fülle verzweifelt und hätte viele Namen nicht auseinanderhalten können. So habe ich die Auflistung immer nur dann genutzt, wenn ich eine kleine Hilfe brauchte und bin auf diese Weise ohne Probleme durch die Geschichte gekommen. Kurz gesagt: Das Personenverzeichnis war wirklich angebracht, mir hat es viele Male geholfen und ich bin sehr froh, dass es mit abgedruckt wurde!

Und nun beginnt auch die Handlung, welche mich von der ersten Seite an in ihren Bann gezogen hatte. Ich empfand die Geschichte als sehr spannend und unterhaltsam, zugleich mochte ich es sehr, wie viele Fakten und Persönlichkeiten aufgetreten sind. Immer wieder wird man als Leser mit neuen Wendungen überrascht, für mich waren folgende Ereignisse nur sehr selten vorhersehbar und manche Aspekte zogen sich wie ein roter Faden durch den Roman.
Es gibt eine ganz wundervolle und locker lesbare Schreibweise, die ansprechend ist,sich flüssig lesen lässt und nicht zu einfach ist. Immer wieder werden historische Begriffe genutzt, die eine angenehme Authentizität vermitteln und einen Eindruck von der damaligen Sprache vermitteln. Falls dem Leser diese unbekannt sind, gibt es am Ende des Buches ein Glossar, in dem zahlreiche Wörter kurz erklärt werden und man so den Sinn vermittelt bekommt.
Viele Szenen konnte ich mir richtig gut vorstellen, es herrscht oft eine bildhafte Sprache vor, die stark mit Stimmungen verbunden ist. Je nachdem, wie die Stimmung an einem jeweiligen Ort oder in einer Situation ist, desto bunter oder gedeckter, schemenhafter oder hervorstechender, war die Schreibweise ausgerichtet und hat den ersten Eindruck häufig noch einmal verstärkt.

Nach und nach merkt man, wie sich die Spannung immer weiter verstärkt und mit zunehmender Handlung kann man auch erst erahnen, später ziemlich bestimmt sagen, welches Drama den Höhepunkt der Geschichte darstellt. Ich mag es sehr, wie man dies genau verfolgen kann und wie es teilweise so scheint, als könnte die Tragödie doch noch abgewendet werden. Durch den stetigen Spannungsanstieg wollte ich das Buch noch weniger aus der Hand legen und u.a. zählt dieser Punkt auch zu den Gründen, weshalb ich die gut 730 Seiten innerhalb von knapp vier Tagen ausgelesen hatte.
Und mir hat es auch richtig gut gefallen, wie die Spannung selbst dann nicht weg war, als das Ereignis eingetreten ist, mit dem ich dann schon einige Zeit gerechnet hatte. Auch hier gestaltet sich die Handlung immer noch als sehr interessant und reizvoll, schließlich gibt es Folgen, von denen man nochmals überrascht wird. Zumindest, wenn man sich in der österreichischen Kaiserfamilie nicht so gut auskennt, was bei mir der Fall ist. Mir sind zwar einige Namen und Eigenarten bestimmter Personen bekannt, doch ansonsten konnte ich mein Wissen stark erweitern und bin auf die weitere Darstellung in den Fortsetzungen sehr gespannt!

Nicht in jeder Szene gibt es eine Stimmung, die an den Leser übermittelt wird, dies findet nur während ausgewählten und meist wichtigen Kapiteln und Abschnitten statt. Mir hat dies so vollkommen ausgereicht, die Stimmungen waren nicht zu knapp, aber auch nicht zu großzügig bemessen und haben viele Szenen noch einmal ansprechender und interessanter gemacht. Ich finde auch, je mehr die Handlung auf ihren Höhepunkt zusteuert, desto mehr verstärken sich die Emotionen, die teils an den Leser übermittelt werden.
Man kann wunderbar mit den Protagonisten mitleiden und sich mitfreuen, häufig habe ich auch eine Verzweiflung gespürt, die teils von den Situationen und Protagonisten ausgestrahlt wurde. Es gibt also verschiedene Emotionen, die vermittelt werden und dies trägt dazu bei, dass der Roman noch ansprechender wirkt und ich ihn noch weniger aus der Hand legen wollte.

Bei den Romanen von Marie Lacrosse kann man sich wirklich immer auf eine ganz wunderbare und ausführliche Recherchearbeit verlassen. Und genau das hat sie auch bei diesem Buch wieder gezeigt, man merkt an unglaublich vielen Textstellen, wie gut sie sich mit Quellen auseinandergesetzt hat, um am Ende eine runde Geschichte niederzuschreiben. Man merkt mit zunehmender Handlung, wie alle Rädchen nach und nach ineinandergreifen und sich die Erzählstränge immer mehr verbinden.
Von der österreichischen Kaiserfamilie sind mir zwar die Namen bekannt und ich habe sicherlich auch irgendwann in meinem Leben die berühmten Sissi-Verfilmungen gesehen. Doch ich muss ehrlich zugeben, dass danach auch schon mein Wissen aufhört. Dementsprechend war vieles, was ich in dem Roman gelesen habe für mich vollkommen neu und es prasselten viele Informationen auf mich ein. Trotzdem hatte ich an keiner Stelle im Roman Probleme, das gerade Gelesene zu verarbeiten und mich auch später noch daran zu erinnern. Alles war schlüssig und eingängig erklärt und das Buch eignet sich auch perfekt für Menschen, die sich mehr Unterhaltung als Fakten wünschen. Es wurde ein gelungenes Maß an Fakten und fiktiven Ereignissen gefunden, sodass verschiedene Leser von dem Buch angesprochen werden!
Am Ende des Romans gibt es ein ausführliches und erklärendes Nachwort, in dem einige Punkte nochmals aufgegriffen und näher darauf eingegangen wird. Zudem verliert die Autorin noch ein paar Worte über die Recherche und die vorhandenen Quellen, sowie Punkte, in denen sich Geschichtsforscher nicht ganz einig sind und weshalb sie die Variante gewählt hat, die im Buch abgedruckt ist. Durch das Lesen des Nachworts habe ich die Geschichte noch einmal Revue passieren lassen und habe viele Punkte noch besser verstehen können. Finde ich richtig gut, dass es eingebunden wurde und so ausführlich ausfällt.

Es gibt verschiedene Handlungsorte, es gibt viele Szenen in traumhaften Palais und Räumen, aber auch in einfacheren Zimmern oder in der Natur. Auf diese Weise wird es nie langweilig und mir hat es immer wieder Spaß gemacht, mir gerade die herrschaftlichen oder repräsentativen Räume vorzustellen. Diese werden stark gezeichnet und ich hatte direkt ein Bild vor Augen und einen Eindruck davon, wie die Einrichtung aussehen könnte und mir ist es auch nicht schwer gefallen, mir vorzustellen, wie die Protagonisten dort agieren und leben.
Oft sind die Settings mit Stimmungen vereint, wenn die Stimmung bedrückter ist, erscheint auch der jeweilige Handlungsort gleich viel dunkler und kälter. Dies habe ich immer besonders im Zusammenhang mit einigen Personen wahrgenommen, u.a. bei Sophias Stiefvater oder dem Kronprinzen Rudolf. Und natürlich wirkten die Orte gleich viel freundlicher, wenn man merkte, das positive Szenen beschrieben werden oder es freudige Nachrichten gibt.

Bei den Protagonisten gibt es ein sehr gelungenes Zusammenspiel zwischen realen und fiktiven Personen. Sie haben alle dieselbe starke und ausdrucksvolle Zeichnung erhalten, keiner tanzt aus der Reihe, egal, wie häufig oder selten er auftritt. Kein Wesen wurde stereotyp gehalten und ein jeder sticht aus der Menge an Protagonisten durch Charaktereigenschaften und Züge heraus. Es gibt also eine bunte Mischung, die mir sehr gut gefallen hat. Und mir hat auch gefallen, wie viele Menschen mit unterschiedlichen Ambitionen und Zielen auftreten. Viele entstammen aus verschiedenen sozialen Schichten und symbolisieren die vielfältige Bevölkerung.

Fazit
Ich habe schon einige Romane von Marie Lacrosse gelesen und bisher hat mir jedes richtig gut gefallen. Doch ich weiß nicht genau, was sie hier anders gemacht hat. Irgendwie spielt es nochmal auf einem andere, besseren und höheren Level und ich kann frohen Herzens sagen, dass mir dieser Roman von ihr bisher am besten gefallen hat. Einfach alles hat gestimmt. Es gibt ein gelungenes und perfekt harmonierendes Zusammenspiel von fiktiven und historischen Persönlichkeiten, die Geschichte ist spannend, immer wieder werden historische Fakten eingestreut, die stets in einem sehr angenehmen Maße vorkommen. Die Sprache ist toll und lädt dazu ein, den Roman nicht aus der Hand legen zu wollen. Ich bin vollkommen zufrieden, habe nichts zu meckern und spreche eine große Leseempfehlung aus! Nach dem Nachwort und dem Einblick in Band zwei, den es am Ende des Buches gibt, freue ich mich nun schon riesig auf die Fortsetzungen!

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