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Veröffentlicht am 19.09.2020

Das Café der kleinen Kostbarkeiten

Das Café der kleinen Kostbarkeiten
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Handlung:
Luise möchte sich einen Wunsch erfüllen, den sie und ihr Mann vor vielen Jahren zusammen gefasst haben: Weihnachten in Lübeck erleben. Immer wieder wurde dies aufs nächste Jahr verschoben und ...

Handlung:
Luise möchte sich einen Wunsch erfüllen, den sie und ihr Mann vor vielen Jahren zusammen gefasst haben: Weihnachten in Lübeck erleben. Immer wieder wurde dies aufs nächste Jahr verschoben und nun ist es unmöglich geworden, dies gemeinsam zu erleben. Luise ist mittlerweile seit einigen Jahren verwitwet und hat jetzt den Entschluss gefasst, ein ganz anderes Weihnachtsfest in Lübeck zu feiern, obwohl ihr Sohn dies absolut nicht verstehen kann.
Zufällig entdeckt die Rentnerin dort ein gemütliches Café und ist nicht nur von den köstlichen Backwaren verzaubert. Auch der Besitzer des kleinen Ladens hat eine besondere Ausstrahlung, der sich Luise nicht entziehen kann. Beide merken, dass sie sich langsam aber sicher ineinander verlieben. Doch für Luise ist die Situation nicht einfach, sie hat Angst vor neuem Kummer und möchte ihn doch nicht verlieren. Ludwig und Luise hoffen auf ein Weihnachtswunder...

Meinung:
Ich mag das idyllische und charmante Cover sehr. Im oberen Teil sieht man eine wunderschöne Straße, weihnachtlich geschmückt, es fällt Schnee. Kein Mensch ist zu sehen und sie strahlt eine sehr angenehme Ruhe aus. Ein stimmungsvolles Bild!
Im unteren Drittel ist dann großflächig der Titel abgebildet, sowie der Name des Autors abgebildet. Die Farben davon nehmen auf den oberen Abschnitt Bezug und passen perfekt. Zudem mag ich es, dass dort die Hintergrundfarbe schlicht weiß ist, wodurch der Eindruck entsteht, dass der Boden schon komplett mit Schnee bedeckt ist. Ein gelungenes Cover, welches auf jeden Fall in einer Buchhandlung auffällt.

Irgendwie hatte ich sobald der September begonnen hat richtig Lust darauf, ein Weihnachts- / Winterbuch zu lesen. Auf Instagram hatte ich dazu schon eine Auswahl vorgestellt, vier Bücher hatte ich bereits hier liegen, die ich unbedingt bis zum 24. Dezember lesen möchte. Eines davon ist dieses von Jan Steinbach, welches mich Anfang 2020 ganz überraschend erreicht hat. Ich hatte letztes Jahr bei den Adventskalendern scheinbar Glück und habe ein Paket vom Aufbau Verlag mit zwei Romanen erhalten, u.a. mit diesem. Und das sollte dann auch mein erstes Weihnachtsbuch für 2020 werden.

Bisher hatte ich noch kein Werk von dem Autor gelesen und war dementsprechend gespannt darauf, wie er so schreibt. Und davon war ich wirklich angetan. Es gibt eine recht einfache Schreibweise, die immer wieder mit stimmungsvollen Beschreibungen von Weihnachtsmärkten oder traumhaften Ecken Lübecks gespickt ist. Sie hat sich einfach und locker lesen lassen und dazu geführt, dass ich die 234 Seiten innerhalb von 24 Stunden ausgelesen habe.
Am Ende des Romans gibt es noch einige Seiten, auf denen allerhand Rezepte aufgeführt werden, die während der Geschichte von Ludwig und Luise gebacken werden. Ich weiß, dass das viele Leser immer mögen, weil sie die Köstlichkeiten nachbacken wollen und daher finde ich diesen Zusatz vollkommen in Ordnung. Mich hat es etwas gestört, dass oft schon ein Teil der Rezepte bereits im Roman geklärt wird. Dies zusammen mit dem Anhang ist doppelt gemoppelt und es hätte meiner Meinung nach vollkommen ausgereicht, wenn die Zubereitung von Backwaren lediglich anhand der Rezepte im Anhang Erwähnung gefunden hätten und nicht bereits halb in der Geschichte beschrieben werden.

Tatsächlich hatte ein wenig andere Erwartungen an den Roman. Ich hatte es mir viel schnulziger vorgestellt und auch nicht damit gerechnet, dass die beiden Hauptprotagonisten bereits über 60 sind. Im Klappentext wird zwar erwähnt, dass Luise verwitwet ist, aber irgendwie bin ich automatisch davon ausgegangen, dass ihr Mann sehr zeitig gestorben ist. In diesen beiden Punkten wurde ich positiv überrascht, mir hat diese Ausgangsposition, dass man eine Witwe bei der Erfüllung eines großen Wunsches begleitet, sehr gut gefallen. Und ich bin auch froh darüber, dass die Geschichte nicht zu kitschig ausgeschmückt wurde, sondern oft ernsthaft ist und dadurch auch authentischer wirkt.

Es gibt ein ganz traumhaftes Setting, ich mochte sowohl Luises Haus in Frankfurt, als auch die zahlreichen Szenen in Lübeck. Alle beide Orte hatte ihren eigenen Charakter und Charme und konnten damit überzeugen. Und dabei fand ich es auch interessant, wie die einzelnen Stimmungen an den jeweiligen Örtlichkeiten sind. So wirkt das Haus von Luise meist recht kalt und leblos, während das Café und die zugehörige Backstube von Ludwig warm, einladend und gemütlich erscheinen. Ich mag diese Mischung und bin mit dem Setting sehr zufrieden.
Meine Lieblingsszenen waren all jene, die auf Weihnachtsmärkten stattgefunden haben. Dort gab es die stimmungsreichsten Momente, zudem mochte ich die lebhafte und bildhafte Beschreibung sehr gerne. Es hat einfach alles gepasst und ich konnte mir diese am besten vorstellen.

Tatsächlich konnte mich der Roman immer wieder überraschen, oft entstanden Wendungen, mit denen ich nicht gerechnet habe. Und eigentlich denkt man ja, dass dadurch auch die Spannung auf einem guten Niveau gehalten wird und die Geschichte den Leser mitreißt. So war es aber bei mir leider nicht. Ich habe das Buch gerne gelesen, es hat mich aber nie richtig begeistert oder umgehauen. Es ist eine gute Geschichte, die aber nur wenig besonderes an sich hat und mich irgendwie nicht zufriedenstellt. Mir hat sowohl die Spannung, als auch mehr Lebendigkeit gefehlt, vielleicht hätte mich der Roman dadurch mehr überzeugen können.

Ich mochte es sehr, wie die Protagonisten alle komplett unterschiedliche Züge und Eigenschaften ihres Charakters erhalten haben. Das fand ich gerade anhand der recht geringen Seitenanzahl sehr bemerkenswert und wurde davon positiv überrascht. Oft wird ein wenig in die Tiefe gegangen, ohne, dass es jemals unpassend wirkt.
Trotzdem bin ich mit keiner einzigen Person warm geworden, habe sie weder als unglaublich sympathisch, noch als unsympathisch empfunden und habe immer eine gewisse Distanz gewahrt. Ein jeder hatte ein paar Charaktermerkmale, die ich einfach nicht mochte und die öfter auftauchten und mich dabei stets genervt haben. Bei Luise war es ihre ständige Unsicherheit, sowie, dass sie es ihrem Sohn immer recht machen will und sich schnell seiner Meinung beugt. Bei ihrem Sohn hat mich gestört, dass er seiner eigenen Mutter kaum Freiheiten gibt und sich immer beeinflussen will, sodass Luise ihm am Ende zustimmt. Das wurde mit der Zeit immer störender und ich fand, dass in dieser Hinsicht leider auch keine Entwicklung zu sehen war. Im Grunde sind die beiden genannten Personen genau so aus dem Roman herausgegangen, wie sie ihn begonnen haben. Das war mir zu wenig, trotz der 234 Seiten.
Manchmal erschien mir die Entwicklung der Beziehung zwischen Luise und Ludwig arg fix. Klar, beide sind reiferen Alters und wissen genau, was sie zukünftig möchten und was ihnen bei einem Partner wichtig ist. Doch lässt man eine im Grunde vollkommen unbekannte Person wirklich nach wenigen Tagen des Kennenlernens den Stand auf dem Weihnachtsmarkt betreuen? So was habe ich ein bisschen kritisch hinterfragt und empfand es als ein wenig unglaubwürdig.

Fazit:
Ich hatte einige Punkte angesprochen, die mir gut gefallen, doch leider sind auch einige Aspekte dabei, die mich nicht überzeugt haben. Und dabei hatte ich nach den ersten zwanzig Seiten einen positiven Eindruck von dem Roman und hatte mich auf die weitere Geschichte gefreut. Doch mit der Zeit gab es immer wieder Punkte, die mir nicht gefallen haben, die ich merkwürdig fand und allgemein hat mich die Geschichte nicht mitgenommen. Es war eine schöne Lektüre für zwischendurch, doch sie wird nicht lange in Erinnerung bleiben...

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Veröffentlicht am 16.09.2020

Die Frauen von Gut Falkensee

Die Frauen von Gut Falkensee
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Handlung:
Westpreußen 1904
Eigentlich plant Charlotte von Bargelow ein ganz anderes Leben. Sie möchte frei sein, weiter in Paris studieren und einen Mann heiraten, den sie wirklich liebt. Doch um den verschuldeten ...

Handlung:
Westpreußen 1904
Eigentlich plant Charlotte von Bargelow ein ganz anderes Leben. Sie möchte frei sein, weiter in Paris studieren und einen Mann heiraten, den sie wirklich liebt. Doch um den verschuldeten Familiensitz zu retten, geht Charlotte eine Vernunftehe mit dem wohlhabenden Witwer Baldur von Krammbach ein. Und das, obwohl sie kurz vor der Hochzeit einen Mann kennengelernt hat, den sie wirklich liebt. Doch eine Zukunft mit dem Polen Karol scheint vollkommen ausgeschlossen. Kann Charlotte mit Baldur einigermaßen glücklich werden und den anderen, jüngeren Mann vergessen? Schließlich muss Charlotte eine Entscheidung treffen, die ihr Leben verändert und die über die Heimat der Familie von Bargelow entscheidet...

Meinung:
Ich mag das Cover recht gerne. Es hat einen verblassten Filter, was auf die Handlungszeit zurückführen sein könnte, im Hintergrund gibt es ein schönes Herrenhaus, welches durchaus das Hauptgebäude von Gut Falkensee darstellen könnte. Dazu ist ein Ausschnitt eines wunderschön angelegten Parks zu sehen, bei dem ich mir gut vorstellen kann, dass Charlotte, Alice, Veronika und Co. dort entlang flanieren. Der Himmel ist stellenweise ein wenig dunkler dargestellt, vielleicht deutet dies auf kommende, schwierigere Zeiten hin.
Im Vordergrund sieht man eine Dame, die dem Betrachter den Rücken zugewandt hat. Dazu hatte ich irgendwo gelesen, dass es sich um Charlotte von Bargelow handeln soll, was ich mir gut vorstellen kann. Sie nimmt im Roman eine der Hauptrollen ein, ist fast immer präsent und ich würde behaupten, dass man sie als Leser am besten kennenlernt, sie die meisten Facetten zeigt. Insgesamt kann man also einige Zusammenhänge mit der Handlung finden und ich mag das Cover gerne. Es würde mich in einer Buchhandlung definitiv ansprechen!

Mir ist der Roman erstmals in der Verlagsvorschau aufgefallen und er wanderte direkt auf meine Wunschliste. Vor einigen Wochen hatte ich mir dann mal die Leseprobe des Buches angeschaut und mein erster positiver Eindruck hatte sich nochmals bestätigt. Und damit hat sich mein Wunsch nochmals verstärkt, den ersten Band der Westpreußen-Saga zu lesen und in die Welt der von Bargelows einzutauchen. Freundlicherweise wurde mir der Roman vom Bastei Lübbe Verlag zur Verfügung gestellt, wofür ich mich wiederholt ganz herzlich bedanken möchte!

Ich muss sagen, dass mir durchweg ein Personenverzeichnis gefehlt hat. Es gibt sowohl Kapitel von den von Bargelows, als auch Einblicke in das Leben von deren Dienstboten. Und hier ist es mir teilweise etwas schwer gefallen genau zu benennen, welche Person genau welche Stellung einnimmt. Dabei hatte ich besonders Probleme bei den Küchen- und Dienstmädchen, ich konnte mir leider nie genau merken, welche Position sie im Haushalt genau einnehmen. Daher wäre für mich ein Verzeichnis der handelnden Personen mit dem Zusatz, welcher Arbeit sie im Haus nachgehen, ganz angebracht gewesen, zumal die Anzahl der auftretenden Menschen schon recht hoch war.

Ich hatte absolut keine Probleme damit, in die Handlung zu starten und mich auf diese einzulassen. Der Anfang war mir ja eh von der Leseprobe bekannt und ich habe mich gefreut, dass ich danach endlich weiterlesen konnte und bin voller Vorfreude und Interesse in die Welt von Gut Falkensee eingetaucht. Und ich muss sagen, dass mich die Geschichte schnell in ihren Bann gezogen hat, ich mochte ganz viele Aspekte des Buches, mochte die vielfältige Art der Erzählung und hatte einfach Spaß daran, die Charaktere zu begleiten und sie dabei zu beobachten, wie sie sich entwickeln!
Und auch die Schreibweise hat ganz viel dazu beigetragen, dass ich den Roman flüssig lesen konnte und ihn damit leider auch viel zu schnell ausgelesen hatte. Ich finde, dass die Sprache durchaus etwas der Handlungszeit angepasst wurde, ab und an kommen Begriffe vor, die heute nicht mehr so aktuell sind, deren Bedeutung mir aber trotzdem bekannt war. Dies hat meinem Lesefluss keine Probleme bereitet, sondern es hat zur Authentizität beigetragen und einen Teil der Stimmung ausgemacht.
Immer wieder gibt es stimmungsvolle Momente, die unterschiedlicher Natur waren. Oft war die Stimmung im Zusammenhang mit Frederick etwas gedrückt und es war deutlich eine traurige Aura spürbar. Und auch andere Stimmungen werden durchlebt, dazu zählt sowohl Freude als auch Wut, Enttäuschung und Hoffnung. Ich mag es, dass so viele unterschiedliche Gemütszustände vorkommen und in dieser Hinsicht so viel Variabilität geboten wird. Dadurch wirkte die Handlung auf mich lebendig und echt und viele Szenen wirkten so, als wären sie direkt aus dem Leben gegriffen.

Bisher kamen historische Details vor allem in der Lebensweise der Menschen vor. Man erhält ja sowohl einen Einblick in die Welt der Herrschaft, als auch in die der Dienerschaft. Und dabei erkennt man die sozialen Unterschiede, lernt unterschiedliche Lebensweisen und Tagesabläufe kennen. So habe ich mir tatsächlich noch nie Gedanken darüber gemacht, wie früher Eis hergestellt wurde. Es werden u.a. solche Dinge im Roman geklärt und ich finde, dadurch ergibt sich ein runder Bild des Lebens am Anfang des 20. Jahrhunderts. Es ist außerdem spürbar, dass sich im Deutschen Reich schon einige Veränderungen andeuten, u.a. wird die Arbeit in Fabriken immer reizvoller und die Dienstboten haben ein wenig mehr Freiheiten. Anhand solcher Details finde ich, dass sich eine angenehme Fülle an historischen Informationen im Roman befindet und ich bin damit vollkommen zufrieden!
Und auch über die Geschichte Polens, die mir zugegebenermaßen absolut nicht bekannt ist, werden einige Entwicklungen und Zustände genannt. Hier konnte ich stark mein Wissen erweitern und ich bin gespannt, wie sich diese im zweiten Band weiterentwickeln.

Ganze fünf Jahre vergehen auf den knapp 400 Seiten, wobei nicht jeder Monat und jedes Jahr ausführlich und mit allerhand Details versehen wird. Im Gegenteil, immer wieder gibt es Zeitsprünge, die die Handlung geschickt verkürzen und bei denen ich trotzdem nie das Gefühl hatte, etwas zu verpassen. Es war sogar angebracht, einige Zeiten immer mal zu überspringen, um die Handlung stets spannend und interessant zu halten. Zudem konnten erst gar keine Längen entstehen, die Geschichte hatte immer Schmackes und es hat Spaß gemacht, immer weiterzulesen.
Außerdem hat es mir gefallen, wie durch die Zeitsprünge ein episodenhaftes Erzählen entsteht. Man ist immer bei besonderen und für die weitere Handlung wichtigen Momenten als Leser mit dabei und ich habe mich dabei teilweise wie ein heimlicher Besucher der Szenen gefühlt. Zudem sticht der Roman durch diese Art der Erzählung stark hervor und zeichnet sich aus.
Es gibt einen allwissenden Erzähler, der eindeutig über viele Aspekte der Handlung informiert ist, diese dem Leser aber nur häppchenweise präsentiert und preis gibt. Auf diese Weise merkt man, dass die folgende Handlung weiterhin einen spannenden Charakter haben wird. Zudem gibt der Erzähler immer wieder ein paar Gedanken der Protagonisten preis, sodass man sich mit diesen etwas verbundener fühlt.
Außerdem nimmt der Erzähler verschiedene Positionen ein und so gibt es immer eine Person, die am Anfang eines jeden Kapitels genannt wird und aus deren Sicht die folgenden Ereignisse beschrieben wird. Dabei kann es sich um Charlotte oder ihren Bruder Frederick handeln, zwei der von Bargelow Sprösslinge, oder um Personen, die den Dienstboten angehören. So entsteht nicht nur eine vielfältige und abwechslungsreiche Sicht auf die Dinge, sondern man lernt unterschiedliche Stände kennen und kann nachvollziehen, wie die Menschen am Anfang des 20. Jahrhunderts gelebt haben. Finde ich sehr gelungen und ich mochte es sehr, wie sich die einzelnen Stränge immer mal miteinander verbunden haben und am Ende eine runde Geschichte ergeben haben.

Am Anfang neuer Kapitel wird also nicht nur erwähnt, welche Person gerade im Mittelpunkt steht und aus welcher Sicht folgende Ereignisse beschrieben werden, sondern auch der Handlungsort und die Zeit finden Erwähnung. Ein sehr wichtiges Detail, gerade durch die Zeitsprünge wäre man sonst vollkommen verloren und ich hätte nicht genau benennen können, wie viele Jahre genau vergangen sind. Und auch die Benennung des Ortes fand ich richtig gut. Ab und an gibt es doch einen wechselnden Handlungsort, so konnte man immer genau nachvollziehen, wo sich die Personen gerade aufhalten!

Als Haupthandlungsort dient das Gut Falkensee, andere Settings tauchen seltener auf. Eines haben alle gleich: sie wurden mit wenigen, eindrucksvollen und bildhaften Worten beschrieben und verströmten gewisse Stimmungen. Ein jeder Ort, egal ob dort viele oder wenige Szenen stattfinden, wurde gleichwertig behandelt und hat eine gute Zeichnung erhalten.
Mein liebster Handlungsort war ja durchweg Gut Falkensee. Ich fand das Hauptgebäude und die umliegenden Landschaften einfach traumhaft und konnte mir diese richtig gut vorstellen. Zudem fanden dort die meisten Szenen statt und dementsprechend lernt man diese Örtlichkeit als Leser auch am besten kennen. Dort hatte ich außerdem die detailreichsten Bilder und ich empfand die Dynamik als besonders. Gerade die Familienszenen waren einfach grandios!

Ich mochte die Vielfalt der Protagonisten sehr! Es gibt solche, die man auf den ersten Blick als sympathisch einschätzt, sich aber am Ende täuscht und das Ganze gibt´s auch vice versa. So kann man sich nie genau sicher sein, in welche Richtung eine Entwicklung gehen wird und auch dadurch bleibt die Handlung stets spannend.
Ganz besonders hat mir das Zusammenspiel von Dienerschaft und der Familie von Bargelow gefallen. Solche Verhältnisse mag ich in Romanen eh immer sehr gerne und auch hier empfand ich die Dynamik ganz besonders. Man lernt die Gedanken übereinander kennen und kann als Leser in beide Welten reinschnuppern.
Ich muss sagen, dass mir bis auf eine Ausnahme alle Personen gefallen haben. Egal ob ich sie als sympathisch oder unsympathisch eingeschätzt habe. Sie hatten etwas an sich, was besonders war und sie ausgezeichnet hat. Ein jeder Protagonist hat einen durchdachten und einzigartigen Charakter erhalten. Bei der Vielzahl an Personen ist dies wirklich bemerkenswert.
Leider empfand ich Karol durchweg als etwas schwierig. Ich mochte sein Auftreten, seine Art zu denken einfach nicht. Es hatte oft den Anschein, als würde er nur an sich denken und die Probleme anderer nicht immer als wichtig einstufen. Ich hätte mir gewünscht, dass er mitfühlender ist und versucht, Charlotte, ihre Ängste, Sorgen und Nöte zu verstehen. Stattdessen hat er einen Tunnelblick aufgesetzt und nur seine Angelegenheiten hatten Bedeutung. Karol hat nicht einmal versucht, sich in die Lage von Charlotte hineinzuversetzen und daher hatte ich nur wenige Sympathien für ihn. Bei ihm hätte ich es gut gefunden, wenn er sich entwickelt hätte und mehr auf seine Mitmenschen geachtet hätte.

Fazit:
Mein einziger kleiner, aber nicht zu verachtender Kritikpunkt ist die Darstellung und das Auftreten von Karol. Dazu hatte ich ja gerade einiges gesagt und wäre er nicht gewesen oder hätte er ein verständnisvolleres Wesen erhalten, hätte ich volle Punktzahl für den Roman gegeben.
Eine Familiengeschichte ganz nach meinem Geschmack. Es gibt nicht nur Einblicke in die Welt der Herrschaft, sondern auch in die der Dienstboten. Die Geschehnisse wurden auf bodenständige und authentische Art beschrieben. Es gibt nicht zu viel Drama und es hat einfach Spaß gemacht, den Roman zu lesen.
Ich bin schon sehr gespannt auf die Fortsetzung und freue mich auf jeden Fall auf ein Wiedersehen mit der Familie von Bargelow! Dicke Leseempfehlung meinerseits!

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Veröffentlicht am 13.09.2020

Schicksalhafte Zeiten

Schicksalhafte Zeiten
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Handlung:
Berlin 1942
Der Kriegsschrecken nimmt immer mehr zu und hinterlässt seine Spuren in der Stadt und im Privatleben vieler Menschen. Luise, Margot mussten Edith ziehen lassen, der Judenhass Hitlers ...

Handlung:
Berlin 1942
Der Kriegsschrecken nimmt immer mehr zu und hinterlässt seine Spuren in der Stadt und im Privatleben vieler Menschen. Luise, Margot mussten Edith ziehen lassen, der Judenhass Hitlers hätte irgendwann auch die Hebamme erreicht. Sie wartet nun ungeduldig das Ende des Krieges ab und freut sich auf den Moment, in dem sie wieder nach Berlin ziehen und ihre Freundinnen in die Arme schließen kann. Luise arbeitet noch in der Frauenklinik Neukölln, doch das Schicksal der Zwangsarbeiterinnen nimmt sie mit und sie beschließt, den Frauen zu helfen. Margot arbeitet mittlerweile in einem Frauengefängnis, wo sie schwangere, zum Tode verurteilte Frauen betreut. Dabei lernt sie verschiedene Frauen kennen, die im Widerstand gekämpft haben und ein Entschluss reift in ihr, der auch für Margot schwere Folgen haben kann...

Meinung:
Auf den ersten Blick hat mich das Cover an die anderen beiden, bisher erschienen Teile erinnert. Im oberen Teil des Buches stehen die obligatorischen drei Damen, die den Betrachter freundlich anschauen, der damaligen Mode entsprechend gekleidet sind und bei denen bestimmte Details ihrer Kleidung farbig hervorgehoben wurden. Und wieder erinnern sie mich an Luise, Margot und Edith.
Am unteren Bildrand ist eine Stadtszene zu sehen, im Hintergrund sieht man ganz wunderschöne Gebäude, im Vordergrund einige Fußgänger, sowie zwei Fahrzeuge. Diese wirkt wie aus dem Leben gegriffen und gefällt mir recht gut.
Wieder wurden recht helle und freundliche Farben genutzt, nur die Schrift ist etwas dunkler. Vielleicht soll sie ja die grausame Zeit des Zweiten Weltkriegs symbolisieren... Auf jeden Fall finde ich das Cover ansprechend und schön gestaltet, es ist stimmig und sticht aus der Menge heraus.

Band eins und zwei habe ich jeweils kurze Zeit nach dem Erscheinungstermin gelesen und beide haben mir gut gefallen. So gut, dass ich immer unbedingt die Fortsetzungen lesen möchte und so viel kann ich schon mal verraten, auch diesmal freue ich mich schon jetzt unglaublich auf Band vier der Reihe! Ich mag es einfach, wie natürlich die drei Hebammen auftreten, wie sie sich immer weiterentwickeln und sich treu bleiben. Die Handlung wird trotz vieler ernster Stellen immer wieder aufgelockert und es gibt anhand von werdenden Müttern, die ein bisschen was über ihr Schicksal erzählen, zahlreiche Einblicke in die Lebensweisen zur Zeit des Zweiten Weltkrieges. Es werden Sorgen und Nöte beschrieben und auch historische Ereignisse werden immer mal wieder mit eingebunden. Es entstehen einfach runde Geschichten, die interessant beschrieben werden!

Im Februar hatte ich den zweiten Band gelesen, seitdem ist ein wenig Zeit vergangen und nicht mehr jedes Details war mir in Erinnerung geblieben. Trotzdem hatte ich einen erstaunlich leichten Start in den Roman, es gab keine Schwierigkeiten, wieder in die Handlung zu finden und mich auf die folgenden Ereignisse zu konzentrieren.
Bereits nach kurzer Zeit hatte mich die Handlung wieder in ihren Bann gezogen und ich wollte das Buch nicht mehr weglegen. Ich wollte immer weiterlesen und mehr über die Erlebnisse, Freuden, Ängste und Sorgen von Margot und Luise erfahren. Zudem war die Schreibweise einfach traumhaft, locker und leicht, mit der passenden Portion an Ernsthaftigkeit an den passenden Textstellen und zahlreichen Schicksalen. Das alles hat dazu geführt, dass ich den Roman innerhalb von drei Tagen ausgelesen habe, dann war das Lesevergnügen auch schon wieder vorbei...
Ganz besonders hat mir auch diesmal gefallen, dass ganz viele Szenen einen ruhigen Unterton haben und nicht mit zu viel Drama ausgestattet wurden. Auf diese Weise entsteht eine angenehm bodenständige Handlung, die auch sehr gut ohne zu viel Spannung oder Katastrophen auskommt. Die Szenen wirkten viel authentischer und natürlicher und haben mich damit überzeugen können!

Ebenfalls sehr angenehm empfand ich die Länge der Kapitel. Gerade wenn ich mal wenig Zeit zur Hand hatte, war es mir doch möglich, ein paar Seiten zu lesen, ohne mitten in einem Satz oder Abschnitt aufhören zu müssen. Zudem wurde die Handlung immer sehr abwechslungsreich geschildert, von Edith, die sich in einem anderen Land aufhält, gibt es regelmäßig kurze Briefe am Anfang von Kapiteln, wo man einiges aus ihrem Leben erfährt und auf dem neuesten Stand gehalten wird. Und auch sonst wechseln sich die Kapitel von Luise und Margot regelmäßig ab, am Ende kommt auch noch eine weitere Hebamme dazu, eine Freundin des Hebammen-Trios, die ebenfalls ab und an zu Wort kommt. Auf diese Weise entsteht ein breitgefächertes Bild, man erhält Einblicke in verschiedene gesellschaftliche Schichten, Arbeiten und lernt Menschen aus anderen Ländern und mit diversen Gesinnungen kennen.

Den einzelnen Kapitel vorangestellt ist stets die Handlungszeit, sowohl der Monat, als auch das Jahr der folgenden Handlung werden genannt. Ich bin sehr dankbar, dass es dieses Detail auch diesmal wieder gab und man so einen Eindruck davon erhält, wie viel Zeit vergeht und man kann auch schauen, wie lange der Krieg noch dauern wird. Und es war auch wirklich sinnvoll, die Zeit zu benennen, schließlich werden einige Jahre im Verlauf der Geschichte vergehen und sonst wäre man definitiv verloren gewesen, zumal auch immer mal wieder ein paar Monate übersprungen werden. Am Ende werden auf den 400 Seiten vier Jahre vergehen, von denen manche Zeit detaillierter beschrieben wird, manche eher weniger. Für mich blieb die Geschichte dadurch stets interessant und es entstanden keine Längen.

Ich weiß noch, dass ich im vorigen Teil etwas bemängelt habe, dass ich gern mehr über die Arbeitsabläufe und Tätigkeiten einer Hebamme erfahren hätte. Und mir scheint es, als wäre meine Hoffnung erhört wurden. Die Szenen, in denen die Hebammen zufällig wo vorbeigekommen sind, wo eine Schwangere in den Wehen lag waren deutlich reduziert und tauchten jetzt in einem angenehmeren Maß auf. Stattdessen gibt es viel mehr Abschnitte darüber, wie die Hebammen in ihren jeweiligen Wirkungsstätten ihre tägliche Arbeit verrichten, Schwangere untersuchen und begleiten und deren Babys auf die Welt holen. Zudem mochte ich es diesmal sehr, wie unterschiedlich die Frauen sind, die die Hebammen begleiten. Seien es Zwangsarbeiterinnen, normale Frauen, deren Männer im Krieg sind und die teilweise ihre Wohnungen verloren haben oder die linientreue Gattin eines SS-Mitglieds. Dadurch erhält man nicht nur Einblicke in die unterschiedlichen Lebensweisen, sondern man sieht auch, welch große Unterschiede es in der Versorgung des Volkes gibt.

Ich hatte vorhin ja bereits erwähnt, dass ich es sehr mag, dass nicht unnötiges und kompliziertes Drama eingefügt wurde. Ein großer Teil der Szenen hat einen recht ruhigen Ton, es werden normale (je nachdem, was im Krieg normal war) Tagesabläufe und die alltägliche Arbeit der Hebammen beschrieben. Zudem gibt es auch immer wieder Informationen über das Privatleben dieser, ab und an gibt es auch kleine Einblicke in die Gedankenwelt. Auch dies trägt zur abwechslungsreichen und nie langweilig werdenden Handlung bei.
Ich mochte es auch sehr, dass ich nie genau benennen konnte, wie die Geschichte von Luisa und Margot weitergehen wird. Immer wieder haben mich Taten und Aussagen überrascht und die Handlung damit spannend gestaltet. Ich habe zwar häufig ein wenig darüber nachgedacht, wie die weitere Handlung aussehen könnte, wurde aber durch Wendungen immer wieder überrascht und dadurch habe ich die Geschichte mit großem Interesse verfolgt.

Es gibt eine Einheit des Handlungsortes, jede Szene findet in einem der vielen Stadtteile von Berlin statt. Dabei lernt man nicht nur die Privatwohnungen von den Hebammen kennen, sondern auch die einiger Schwangeren. Man betritt zusammen mit Margot und Luise Bunker und wird mit eingestürzten und zerstörten Gebäuden konfrontiert. Es gibt also eine bunte Mischung, die oft ein beklemmendes Gefühl auslöst, wenn man bedenkt, wie die Leute gerade ihre Wohnung, ihren sichern Hafen und ihr ganzes Eigentum verloren haben.
Und obwohl die verschiedenen Settings mit einfachen, nicht zu umschmückenden Worten umschrieben werden, habe ich mir doch vieles bildhaft vorstellen können. Ein wenig Schwierigkeiten hatte ich mit den Klinikgebäuden und der späteren Entbindungsstation auf der Luise arbeitet. Hier hat mich nicht nur meine Fantasie ziemlich im Stich gelassen, ich fand die Beschreibung dessen nicht ganz konkret. Ich konnte mir nie recht vorstellen, was gerade genau gemeint ist und wie sich alles durch den Krieg verändert hat.

Ich finde Luise, Margot und Edith einfach unheimlich sympathisch. Man merkt von Buch zu Buch, wie sie immer wieder mit ihrem Auftreten bestechen können und mit welch großer Zufriedenheit sie ihren Beruf ausüben. Die Begeisterung dessen ist ansteckend und ich habe mich über jeden neuen Erdenbürger gefreut, den die Damen auf die Welt geholt haben.
Es ist auch eine stetige Entwicklung zu sehen, die ich immer sehr begrüße und anhand derer man mitbekommt, wie die Hebammen reifer werden und nicht mehr die jungen Küken vom Anfang sind. Trotzdem fand ich es häufig schwierig mit vorzustellen, dass Luise und Margot mittlerweile gealtert sind und nicht mehr die zwanzigjährigen Damen vom Anfang sind. Sie treten zwar reifer, aber nicht älter auf, was ich doch etwas merkwürdig empfinde und was mich gestört hat. Ab und an gab es zwar eine Erwähnung dessen, dass die Hebammen gealtert sind, aber das hat mir nicht ausgereicht.
Ich finde es einerseits etwas schade, dass die Freundschaft der drei Damen immer mehr in den Hintergrund gerät und sie von ihrer Arbeit vollkommen in Beschlag genommen werden. Den gerade die Szenen, in denen die Freundinnen gemütlich beisammen sind und über Gott und die Welt philosophieren haben mir immer richtig gut gefallen. Doch gleichzeitig sieht man, dass auch der Krieg daran Schuld ist und das ihre Arbeit eine ist, in der man gefühlt immer im Dienst ist.

Fazit:
Das Lesevergnügen ist schon wieder vorbei, es war gerade sehr angenehm, die Handlung beim Schreiben der Rezension noch einmal Revue passieren zu lassen! Ich finde jedenfalls, dass meine Vorfreude auf den Roman sehr berechtigt war und es hat mir großen Spaß gemacht, erneut einige Zeit mit Margot und Luise zu verbringen. Ich habe in meiner Meinung zwei kleine Aspekte angesprochen, die ich nicht ganz rund fand und für die ich einen halben Punkt abziehen werde. Denn mehr gibt es wirklich nicht zu meckern, ansonsten war die Geschichte ganz wunderbar und konnte überzeugen. Jetzt freue ich mich unbändig auf den vierten Teil und bin auf das Wiedersehen mit den drei Damen sehr gespannt!

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Veröffentlicht am 10.09.2020

Peggy Guggenheim und der Traum vom Glück

Peggy Guggenheim und der Traum vom Glück
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Handlung:
Paris 1937
Peggy Guggenheim hat zwei Wünsche: sie möchte ein unabhängiges Leben führen und ihre eigene Galerie eröffnen. Zahlreiche Kontakte zur Künstlerbohème hat sie bereits und von vielen ...

Handlung:
Paris 1937
Peggy Guggenheim hat zwei Wünsche: sie möchte ein unabhängiges Leben führen und ihre eigene Galerie eröffnen. Zahlreiche Kontakte zur Künstlerbohème hat sie bereits und von vielen ihrer Freunde wird ihr Hilfe zugesichert. Und obwohl Peggy sich eigentlich vollkommen auf ihre Karriere konzentrieren wollte, tritt in diesem Moment Samuel Beckett in ihr Leben. Doch eine gemeinsame Zukunft scheint aussichtslos, denn für die Verwirklichung ihres Traums muss Peggy nach London ziehen.
Die Galerie läuft schließlich nicht so an, wie Peggy es sich gewünscht hätte und die politische Situation in Europa ändert sich immer mehr. Bis schließlich der Krieg ausbricht und nicht nur vielen Künstlern, sondern auch Peggy zur Gefahr wird. Peggy hilft wo sie kann, doch schließlich muss auch sie sich mit ihrer Liebe in große Gefahr begeben...

Meinung:
Ich mag das Cover. Es haut mich nicht um, ich habe schon oft ähnliches gesehen, doch es gefällt mir. Besonders gelungen finde ich die roten Details (Schriftfarbe, Kleid der Dame, Buchrücken), sowie den leicht verblassten und dadurch entstehenden nostalgischen Effekt. Es ist einfach stimmig und ergibt ein harmonisches Bild. Im Hintergrund ist ein niedlicher Park mit kleinen Tischen zu sehen, dahinter befinden sich wunderschöne, alte Gebäude, die viel Aura haben und dem Cover noch mehr Klasse geben. Als Blickfang dient eine Dame, mit tiefschwarzen Haaren, die stolz und mit aufrechter Haltung von dem Leser weggeht. Ich verbinde mit ihr Peggy Guggenheim, vor allem wegen der Haare, aber auch wegen der Zielstrebigkeit, die die Person ausstrahlt. Insgesamt also ein schönes Bild, welches mir in einer Buchhandlung auf jeden Fall aufgefallen wäre.

Erstmals gesehen habe ich den Roman bei Instagram oder im Internet. Ich kann mich gar nicht mehr entsinnen, auf jeden Fall fand ich die Inhaltsangabe direkt interessant und das Buch wanderte auf meine Wunschliste. Ich wollte einfach gerne mehr über Peggy Guggenheim erfahren, von der ich bisher tatsächlich noch nie etwas gehört habe. Ihre berühmte Familie, allen voran die Geschichte von Benjamin Guggenheim ist mir bekannt und auch von den Guggenheim-Musseen habe ich gehört und Bilder gesehen. Doch Peggy war mir unbekannt. Und da ich Geschichten über starke Frauen liebe, musste ich das Buch lesen! Freundlicherweise wurde mir der Roman vom Bloggerportal zur Verfügung gestellt, wofür ich mich auch hier noch einmal ganz herzlich bedanken möchte.

Ich bin selbst davon überrascht, wie schnell ich den Roman ausgelesen hatte. Lediglich drei Tage habe ich für die knapp 450 Seiten gebraucht, weil ich oft wissen wollte, wie die Geschichte von Peggy weitergehen wird und welche Begegnungen sie erleben wird, inwiefern der Kriegsverlauf auf sie und ihre Lieben Einfluss haben wird. Ich habe das Buch lange Zeit richtig gern in die Hand genommen und war von ihr als Person, als auch von der schillernden Bohèmewelt sehr fasziniert.
Aber auch der Schreibstil hat dazu beigetragen, dass ich immer weiterlesen wollte. Ich fand die Sprache hatte durchaus ihren Anspruch und war trotzdem sehr gut und locker zu lesen. Es gibt ganz wunderbare Beschreibungen von Ortschaften und Gebäuden, zudem mochte ich es, wie viele bekannte Künstler auftreten und wie man diese kennenlernt. Ein jeder hat Eigenarten bekommen und sich dadurch von den anderen abgehoben!

Es findet eine Unterteilung in drei Teile statt, die jeweils noch in Kapitel gegliedert werden. Jeder Teil widmet sich einer bestimmten Zeit in Peggys Leben und es wurde nicht nur mit wenigen Worten die kommende Handlung gekonnt zusammengefasst, sondern auch die Handlungszeit wurde angegeben. Teil eins und zwei konnten mich vollkommen überzeugen, sie hatten eine besondere Dynamik, die mein Interesse immer weiter angefacht hat. Es war Spannung vorhanden und ich mochte die ganzen Begegnungen mit den Künstlern, sowie die traumhaften Darstellungen von Frankreich und England. Leider muss ich sagen, dass mir genau das im dritten Teil gefehlt hat. Irgendwie war die Spannung verpufft, die Luft war ein bisschen raus und mich hat die Handlung nicht mehr so gefesselt wie anfangs, als die Szenen in Europa stattfanden. Ich finde, auch Peggy hat , zurück in ihrer Heimat, ein wenig von ihrer Energie eingebüßt und selbst die Szenen, in denen zahlreiche Künstler und Schriftsteller zusammenkommen, haben ein wenig ihren Charme verloren.

Den Kapiteln vorangestellt ist immer die Straße, sowie das Datum oder der Monat der folgenden Handlung. Auf diese Weise kann man sich immer schnell und einfach ein Bild davon machen, wie viel Zeit seit dem Beginn der Handlung vergangen ist, um wie viele Jahre die Protagonisten mittlerweile gealtert sind oder wie weit der Krieg fortgeschritten ist. Fand ich sehr sehr hilfreich und ich habe es sehr begrüßt, dass es diese Details gibt, was ich ja immer gerne bei Romanen mag!

Am Ende des Roman findet sich noch ein ganz wunderbares Nachwort, in dem nicht nur erklärt wird, weshalb dieser Roman entstanden ist, sondern man erhält auch Informationen darüber, was mit vielen der bekannten Künstlern, die erwähnt werden oder persönlich auftreten, passiert. Wann sie sterben, manchmal werden noch einige Worte zur weiteren Schaffensphase verloren. Es entsteht dadurch ein rundes Bild und man muss nicht zwingend danach im Internet nachschauen, wie das weitere Schicksal der Personen aussieht. Ich habe viele Personen danach trotzdem gegoogelt, einfach um zu schauen, inwieweit sich mein Bild von ihnen von dem tatsächlichen Aussehen der Künstler abhebt.

Ich finde es ganz bemerkenswert, wie viele bekannte Persönlichkeiten die Autorin in ihrem Roman auftreten lässt und welche Eigenarten sie ihnen verpasst. Keiner gleicht dem anderen und ein jeder hebt sich durch bestimmte Merkmale voneinander ab. Fand ich richtig gut und ich mag es, wie sie nur an den passenden Stellen auftauchen und Peggy dabei stets im Vordergrund bleibt.
Trotz der Vielzahl an Personen hatte ich nie Probleme damit, sie auseinanderzuhalten oder wiederzuerkennen. Vielleicht wäre es aber trotzdem ganz angebracht gewesen, dem Roman ein Personenverzeichnis zur Seite zu stellen, damit Verwechslungen von vorn hinein ausgeschlossen werden. Und man hätte sich am Ende noch einmal vor Augen führen können, wie viele berühmte Persönlichkeiten man gerade getroffen hat:)
Ich muss ehrlich zugeben, dass ich Peggy nicht immer komplett sympathisch fand. Ab und an war mir ihre Art zu forsch und ich hatte häufiger das Gefühl, als würde sie ihre Entscheidungen nicht richtig abwägen. Jede kleine Idee will sofort verwirklicht werden, ohne das sie vorher richtig darüber nachdenkt und mögliche Schwierigkeiten beachtet. In dieser Hinsicht war mir Peggy zu impulsiv und nicht hinterfragend genug. Zudem kam für mich nicht der Charme ihrer Figur herüber, ich habe nie recht verstanden, was ihre Freunde und Bekannte an ihr geschätzt haben und weshalb sie menschlich von vielen auf eine so große Stufe gestellt wurde. Obwohl es allerhand Einblicke in ihre Gedanken- und Gefühlswelt gab, war es mir zu wenig und ich hatte oft das Gefühl, als würde Peggy nie ihr wahres Ich zeigen, sondern immer eine Maske tragen. Mir hat sie insgesamt zu wenige Facetten gezeigt.
Trotzdem bewundere ich sie, nicht nur für ihr künstlerisches Gespür, sondern auch für ihre Taten im Zweiten Weltkrieg. Hier zeigte sich ihr Mut und ihr besonderes Denken, was Peggy auszeichnet und einzigartig macht. Darüber hätte ich gerne noch mehr gelesen!

Ich finde nicht, dass der Roman eine sonderlich große Stimmung ausgestrahlt hat. An keiner Stelle kam für mich große Trauer oder Freude durch und meist wurde die Handlung recht nüchtern erzählt. Viele Emotionen sind eigentlich an keiner Stelle herausgekommen und ich konnte nie mit den Protagonisten mitleiden, mitfiebern oder mich mitfreuen. Dadurch konnte ich leider auch nicht so einen Draht zu den Personen aufbauen, wie ich es gern gehabt hätte.

Es gibt einige Handlungsorte, die alle mit vielen bildreichen Worten beschrieben sind und eine unglaubliche Atmosphäre verströmt haben. Unterschiedliche Landschaften werden genaustens beschrieben und vieles konnte ich mir sehr gut vorstellen. Trotzdem habe ich zwei Orte, wo mir die Handlung am besten gefallen hat und wo die Stimmung und der Charakter der Stadt am besten getroffen wurden. Dabei handelt es sich um Paris und London, ich habe diese zwei Örtlichkeiten sehr gemocht. Es hat dort einfach alles gepasst und ich muss auch sagen, dass in diesen Städten die Handlung für mich am interessantesten und abwechslungsreichsten war.

Immer wieder werden auch historische Ereignisse in den Roman eingebunden. Diese drehen sich vor allem um den Zweiten Weltkrieg und die Folgen für die Bevölkerung, aber auch für die Menschen, die fliehen müssen und für die ein Leben in Europa zu unsicher und gefährlich ist. So wird die Handlung immer wieder auf den Boden der Tatsachen gebracht und die Geschichte erhält viel Wahrheitsgehalt.

Fazit:
Wie man aus meinen bisherigen Worten herauslesen konnte, hat mir der Roman von Sophie Villard gut gefallen, ich wurde gut unterhalten, fand die Handlung meist interessant und recht spannend und ich habe eine wunderbar starke Frau kennenlernen können. Viele Aspekte des Romans haben mein Wohlwollen erregt und mich froh gemacht, das Buch gelesen zu haben.
Leider habe ich kleine Kritikpunkte, die ich bereits ausführlich erörtert habe und auf die ich jetzt nicht weiter eingehen werde. Für diese werde ich gesamt einen Punkt bei meiner Bewertung abziehen.
Ansonsten kann ich den Roman auf jeden Fall empfehlen, er beherbergt eine spannende Geschichte über eine besondere Frau und kann mit vielen interessanten Künstlern aufwarten, was einen tollen Einblick in die schillernde Bohèmewelt liefert!

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Veröffentlicht am 07.09.2020

So weit die Störche ziehen

So weit die Störche ziehen (Die Gutsherrin-Saga 1)
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Handlung:
Ostpreußen 1939
Als der Zweite Weltkrieg ausbricht, hat er erst mal keine Auswirkungen auf das Leben von Dora Twardy, Tochter eines Gutsherrn. Ihr mangelt es an nichts, weder an gutem und ausreichendem ...

Handlung:
Ostpreußen 1939
Als der Zweite Weltkrieg ausbricht, hat er erst mal keine Auswirkungen auf das Leben von Dora Twardy, Tochter eines Gutsherrn. Ihr mangelt es an nichts, weder an gutem und ausreichendem Essen, noch an Kleidung oder Verehrern und der Krieg ist in weiter Ferne. Erst als nicht nur ihr älterer Bruder, sondern auch ihr Vater eingezogen werden, muss Dora endgültig aus ihrem Traum erwachen. Sie übernimmt die Verantwortung und Leitung des Gutes und kämpft nicht nur für den Erhalt des Familienbesitzes, sondern auch für die Menschen und Tiere, die ihr anvertraut sind. Während dieser Zeit treten immer wieder zwei Männer in Doras Leben, die sie verwirren und die beide auf ihre Art ihr Herz erobert haben: Wilhelm von Lengendorff, ein Freund ihres Bruders, sowie der Kriegsfotograf Curt von Thorau. Doch Dora erkennt erst, wen sie wirklich liebt, als es schon fast zu spät ist...

Meinung:
Das Cover mag ich gerne, es hebt sich durch den wunderbar eingefärbten Himmel stark hervor und wird dadurch zum Hingucker. Der Himmel erstrahlt in verschiedenen Farben und Nuancen und wirkt auf jeden Fall mysteriös, teilweise sogar magisch. Dazu gibt es eine Weite, die vermittelt wird, zum Träumen einlädt und mir richtig gut gefällt.
Außerdem ist eine Dame zu sehen, die auf einem Feld steht, nachdenklich in die Ferne schaut. Sie hat eine gerade und stolze Haltung und ist der Mode um 1940 gekleidet und hat für mich das würdevolle und selbstbewusste Auftreten einer Gutsherrentochter.
Insgesamt gefällt mir das Bild richtig gut, vielleicht wäre ein kleiner Bezug zum Titel noch passend gewesen, indem am Himmel so zwei-drei Störche / Vögel sichtbar gewesen wären.

Ich hatte den Roman bereits in der Verlagsvorschau gesehen und er ist direkt auf meine Wunschliste gewandert. Mich hat die Geschichte, die Inhaltsangabe und die Handlungszeit direkt angesprochen und ich habe mir davon eine famose Geschichte erhofft. Als ich den Roman bei Vorablesen entdeckt habe, stand direkt mein Entschluss fest, mein Glück zu versuchen und somit habe ich einen Leseeindruck verfasst, der tatsächlich zu einem Buchgewinn geführt hat. Ich war unglaublich glücklich darüber, denn mich hatte die Leseprobe einfach nicht losgelassen und ich wollte das Buch danach unbedingt lesen. Ich möchte auch an dieser Stelle noch einmal meinen ganz herzlichen Dank an Vorablesen und den Ullstein Verlag für das Rezensionsexemplar aussprechen!

Ich empfand die Schreibweise als angenehm und locker, sie ist nicht zu hochtrabend und lässt sich sehr gut lesen. Ich bin ohne Probleme durch den Roman gekommen und fand es interessant, wie auch bei dem Schreibstil ein kleines Stück weit eine Entwicklung zu sehen ist, genau wie bei Dora. Während diese anfangs noch jugendlich ist und vor allem Spaß haben möchte, ist auch die Sprache einfach und leicht gehalten. Je mehr die Schrecken vom Krieg zunehmen, desto mehr lässt sich dies auch herauslesen und gleichzeitig wird auch Dora ernster und immer pflichtbewusster. Es gibt also eine tolle sprachliche Entwicklung, die viel Spaß gemacht hat.
Ich empfand es als ganz besonders, dass es unglaublich viele und gute Beschreibungen von Gegenden, Situationen und Personen gibt. Diese nehmen sicherlich gut über die Hälfte des Romans ein, im Gegensatz dazu gibt es recht selten wörtliche Rede. Und das hat mir richtig gut gefallen und es hat Spaß gemacht, den Roman zu lesen und auf diese Weise ganz tief in die Geschichte eintauchen zu können. Sowohl die Landschaft von Ostpreußen und der Gutshof der Familie Twardy, als auch die Kriegsgeschehnisse werden unglaublich lebendig und mit aussagekräftigen Worten versehen. In dieser Hinsicht ist der Roman ein wahres Highlight und kann absolut überzeugen!

Ich hatte ja gerade erwähnt, dass die Geschichte immer ernster wird, je weiter der Krieg fortschreitet. Ich mochte es sehr, wie man dies mitverfolgen kann und zu lesen, welche Gedanken sich die Protagonisten, allen voran Dora darum machen. Und eigentlich müsste die Spannung dadurch auf einem konstant hohen Niveau bleiben, gerade weil man als Leser ungefähr weiß, wie sich die politische Lage und das Kriegsgeschehen weiterentwickeln werden, aber man nicht genau sagen kann, wie sich die Gescchichte um Familie Twardy entwickeln wird. Doch meiner Meinung nach war dem nicht so. Ich fand oft, dass die Geschichte etwas vor sich hin geplätschert ist und nur selten spannende Szenen vorhanden waren. An sich habe ich kein Problem damit, wenn das normale Leben der Personen dargestellt wird, ohne großes Drama und ohne unnötig aufregende Momente. Hier hat mir aber was gefehlt. Selbst als der Krieg in seiner Endphase war, entstand bei mir kein Eindruck von Spannung. Was ich sehr schade finde, so habe ich den Roman zwar gerne gelesen, doch manchmal war mir die Handlung etwas zu einseitig und dröge...

Ganz wunderbar hingegen empfand ich die Stimmung. Diese war greifbar und hat sich teilweise auch etwas auf mich übertragen. Egal ob freudige oder traurige Momente, die Emotionen wirkten realistisch und haben immer perfekt zur jeweiligen Situation gepasst. Zudem mochte ich es, dass stimmungsvolle Momente nie zu überzogen dargestellt wurden, sondern immer in einem angenehmen Maße stattgefunden haben, sodass man den Protagonisten ihre Laune stets abkaufen konnte!

Ebenfalls richtig gut gefallen hat mir die gelungene Einbindung von historischen Ereignissen. Je weiter die Handlung fortschreitet, desto häufiger tauchen immer wieder Aussagen zur politischen Lage, über den Kriegsverlauf oder sonstiges auf. So kann man ein wenig die Sorgen der Personen wahrnehmen und besonders interessant empfand ich die Folgen des Krieges für Ostpreußen. Ich habe dazu schon viel gehört und gelesen, aber es an einem so lebendigen und authentischen Beispiel mitzuerleben ist doch noch einmal etwas anderes.
Mich hat gerade der Aspekt von Flucht und Vertreibung interessiert und ich war darauf richtig gespannt. Leider hat dies nicht sehr viele Kapitel eingenommen und ich empfand auch das Ende als ziemlich fix herbeigeführt. Mir hätte es wirklich gut gefallen, wenn es mehr Abschnitte zu diesem Thema gegeben hätte. Gerne hätte ich auch noch mehr Seiten gelesen, um mehr über diese beiden Punkte zu erfahren. So wurde mir dieser Aspekt leider etwas zu kurz gehalten.

Ganz besonders toll und gelungen empfinde ich die Darstellung des Settings! Davon bin ich wirklich hin und weg und absolut begeistert. Mit wie viel Liebe sich die Autorin diesem Punkt gewidmet hat und es gibt ganz wunderbare Beschreibungen von den Landschaften, sondern auch von den Gebäuden. Einfach traumhaft!
So gut wie jedes Setting hat sehr lebendige und ansprechende Bilder vor meinen Augen hinterlassen, als ganz besonders farbenfroh erschien mir immer der Gutshof der Familie Twardy. Ich mochte die Szenen dort unglaublich gerne und habe ihn mir in jeder Jahreszeit ausmalen können. Und in jeder der vier Saisons hätte ich richtig gerne Zeit auf dem Hof verbracht und alles mit eigenen Augen gesehen. Und dazu noch die Gegend, die Landschaft. Ich habe den Gutshof sehr gemocht und dort haben sich meine Lieblingsszenen abgespielt.

Auf dem Klappentext wird ja bereits eine mögliche Liebesbeziehung von Dora mit zwei Herren angedeutet. Das war auch der einzige Aspekt in der Inhaltsangabe, der mein Interesse nicht sofort geweckt hat. Und ich muss am Ende sagen, dass ich dies nicht unbedingt gebraucht hätte. Vielleicht weil ich die ständig wechselnden Gefühle von Dora nicht verstanden habe, vielleicht weil mir einer der Herren nicht sehr sympathisch war. Ich weiß nicht. Auf jeden Fall fand ich die Abschnitte etwas ermüdend, in denen Dora immer wieder hin und her überlegt hat, für welchen Mann sie Gefühle hegt und mit wem sie wirklich ihr Leben verbringen möchte. Dieser Punkt hätte für meinen Geschmack gerne kürzer ausfallen können!

Ich mochte es bei den Protagonisten sehr, wie lebendig und einzigartig alle daherkommen. Jeder hat sich wirklich von den ganzen anderen abgehoben und eigene Attribute und Eigenschaften erhalten. Dadurch entsteht eine unglaublich große Vielfalt an Charakteren, die ein breites Bild der Menschheit darstellen.
Mir hat es auch gut gefallen, wie die Autorin es dem Leser überlässt, ob man eine Person als sympathisch oder unsympathisch einstuft. So kann man vollkommen selbst entscheiden und für mich gab es tatsächlich Personen, die ich von ihrem Auftreten und ihrem Wesen nicht mochte. Doch diese sind halt nicht extra dafür ausgelegt, dass sie Misstrauen beim Leser erwecken, sondern es kommt jeweils auf die eigene Person an und darauf, welche Art und welche Charakterzüge man selbst bei jemandem anderen schätzt.
Ich empfand es als sehr interessant zu beobachten, wie sich Dora im Roman weiterentwickelt und zu was für einem Menschen sie am Ende wird. Denn ich muss zugeben, dass ich Dora anfangs nicht sonderlich mochte, sie als etwas naiv und blauäugig empfand und viele Aussagen als kritisch betrachtet habe. Sie hat den Krieg nicht als bedrohlich wahrgenommen, sondern war in ihrer eigenen Blase gefangen und hat nur selten einen Gedanken daran verschwendet, wie andere Menschen auf den Krieg reagieren, was für Grausamkeiten und Ängsten sie tagtäglich ausgesetzt sind. Das hat mich lange Zeit gestört, dass Dora nur ihre eigenen Problemchen als wichtig angesehen hat und dabei ein wenig die Augen vor dem Krieg und den grausigen Folgen verschlossen hat. Oft wollte ich sie schütteln und habe gehofft, dass sie auch das Leid anderer Menschen anerkennt und sie in dieser Hinsicht reifer wird.
Glücklicherweise hat Dora eine gute Entwicklung hingelegt, sie ist erwachsener geworden, hat Verantwortung übernommen und Entscheidungen fällen müssen, die Auswirkungen auf das Leben vieler Personen haben. Dadurch ist sie merklich selbstbewusster und stärker geworden und hat ihr kindliches Denken fast vollkommen abgelegt. Es war wirklich interessant zu beobachten, was der Krieg für Folgen für ein jugendliches Mädchen hat und ich finde, dass Dora sich toll entwickelt hat und sie war mir am Ende deutlich angenehmer und sympathischer war als am Anfang!

Fazit:
Leider sind mir, noch bevor ich mit dem Lesen begonnen habe, bereits ein paar Meinungen auf Instagram aufgefallen, die sehr positiv waren und das Buch nur lobend erwähnt haben. Und dadurch sind bei mir die Erwartungen unabsichtlich ein Stück gestiegen und ich war richtig gespannt, was den anderen Lesern daran so gut gefällt.
Leider ist dieser Funke auf mich nicht so richtig übergesprungen. Zu weiten Teilen mochte ich die Geschichte gerne und habe die Entwicklung von Dora, aber auch des Krieges mit viel Interesse verfolgt. Doch für mich ist das Buch nicht zu so einem Highlight geworden, wie ich es mir erhofft hatte. Dafür fand ich Dora nicht immer sonderlich angenehm, zudem fehlte mir die Spannung und die Liebeleien von Dora hätten für mich auch nicht unbedingt sein müssen.
Im Gegensatz dazu hat mir das Setting und auch die Schreibweise unglaublich gut gefallen und auch an der Stimmung hatte ich viel Freude. Und der Großteil der Protagonisten hat mir ebenfalls richtig gut gefallen, weshalb ich am Ende gute vier Sterne für das Buch vergebe!

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