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Veröffentlicht am 14.12.2019

Die Weihnachtsgeschwister

Die Weihnachtsgeschwister
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Handlung:
Wie jedes Jahr treffen sich Tamara, Ingmar und Elisabeth mit ihren Partnern und Kindern im Haus der Eltern, um dort Weihnachten zu feiern. Doch so richtig darauf freut sich keiner. Jeder weiß, ...

Handlung:
Wie jedes Jahr treffen sich Tamara, Ingmar und Elisabeth mit ihren Partnern und Kindern im Haus der Eltern, um dort Weihnachten zu feiern. Doch so richtig darauf freut sich keiner. Jeder weiß, dass es wieder die schwierigsten und nervenaufreibensten Tage des Jahres werden. Der Grund dafür: jedes Wort und jede Geste wird auf die Goldwaage gelegt. Tamara sieht sich gern im Mittelpunkt aller Gespräche und ist in ihrem Auftreten zu überdreht und peinlich. Ingmar ist ein schüchterner Bursche, der sich für den Klimawandel einsetzt und nur selten den Mund aufmacht. Elisabeth macht dagegen gute Miene zum bösen Spiel, was die Situation nicht verbessert.
An Heiligabend beschließen die Geschwister, sich mit ihren Eltern zu einem klärenden Gespräch zu treffen. Doch das Haus ist verwaist, niemand öffnet die Tür oder reagiert. Und plötzlich finden sich Tamara, Ingmar und Elisabeth in ihrer Angst um die Eltern vereint. Dabei erinnern sie sich an die gemeinsame, glückliche Kindheit und sehen erschreckend deutlich, wie sehr sie sich auseinander gelebt habe. Ob sie die Eltern wiederfinden und auch die verlorene Geschwisterliebe?

Meinung:
Von der Größe her finde ich das Buch richtig niedlich. Es ist klein und kompakt, bietet so eine kurzweilige Geschichte, für die man nicht ewig braucht. Doch die Gestaltung selbst finde ich nicht perfekt. Es passt zwar ein Stück weit zu der Geschichte und wirkt auch recht stimmig. Mittlerweile finde ich sogar die roten Streifen am Rand okay, anfangs konnte ich mich damit gar nichts anfreunden.
Mir gefällt der Hintergrund mit den beleuchteten Fenstern und der paar Bäumen, ansonsten finde ich das Cover in Ordnung, es ist aber auch nichts besonderes. Mir fehlt ein Blickfang, der das Buch auszeichnet und meine Aufmerksamkeit auch in einer Buchhandlung darauf lenken würde. So ist es nur nett gestaltet, ich würde es wahrscheinlich nicht näher betrachten.

Ich war längere Zeit unsicher, ob mich das Buch interessiert. Ich habe gezögert und überlegt, ob ich mich dafür bei Vorablesen bewerbe. Die Beschreibung klang zu einem Teil richtig gut, der andere Teil hat mich nicht so überzeugen können. Ich hatte eine kurze Beschriebung der drei Geschwister gelesen und diese hat mich nicht angesprochen. Am Ende habe ich mich einfach auf die Leseprobe verlassen, welche mich dann doch noch überzeugen konnte. Damit stand mein Entschluss und ich habe das große Glück, ein Rezensionsexemplar erhalten zu haben.

Mein großes Highlight an dem Buch war die Schreibweise. Sie war auch einer der Auslöser, weshalb ich das Buch lesen wollte. Die Schreibweise war wirklich den ganzen Roman über hervorragend. Die Handlung wurde interessant gehalten, die Charaktere wurden lebhaft
geschildert und viele Aktionen erschienen so lebendig, dass es sich nicht wie ein Roman anfühlte, sondern wie eine Auflistung tatsächlich durchlebter Situationen. Dazu hatte die Schreibweise einen angenehmen Anspruch, war nicht zu einfach gehalten und ließ sich trotzdem sehr angenehm und gut lesen.
Insgesamt erstreckt sich der Handlungszeitraum über knapp einen Tag. Die Handlung beginnt am 23. Dezember, am späten nachmittag, gegen abend und endet am 24. abends. Ich finde es bemerkenswert, dass ich trotzdem das Gefühl hatte, dass ich die Protagonisten schon länger kenne. Dieser Eindruck entsteht wahrscheinlich auch durch allerhand Rückblicke in die Kindheit und Jugend der drei Geschwister.
Als Erzählinstanz dient ein personaler Erzähler, der die Ereignisse aus der Sicht von Tamara, Ingmar und Elisabeth beschreibt. Dabei wechselt er immer hin und her, oft kam mir Ingmar etwas zu kurz. Am Ende habe ich das Gefühl, ihn am wenigsten zu kennen. Elisabeth wurde auch recht oberflächlich behandelt, während Tamara gefühlt am häufigsten zu Wort kam und man sie am besten kennenlernt.

Das Setting blieb etwas vage, es wurden zwar einige Orte grob beschrieben, doch mir fiel es meist trotzdem schwer, mir diese Orte vorzustellen oder ihnen räumliche Details zu geben. Einerseits fühlt es sich etwas merkwürdig an und ich mag es meist auch, mir die Räume vorzustellen. Hier wäre dies aber wirklich überflüssig gewesen, der Fokus liegt eindeutig auf den Protagonisten und den Beziehungen zueinander, was mir auch vollkommen ausreicht.
Am Setting hat mir das Haus der Eltern am besten gefallen. Es vereinte eine Gemütlichkeit, besonders wenn die Geschwister der Vergangenheit nachhängen, und gleichzeitig eine unangenehme Kälte die immer dann geherrscht hat, wenn die Geschwister anwesend waren und sich mal wieder etwas gestritten haben. Dieser Gegensatz hat mir irgendwie gefallen.

Meist war die Stimmung ziemlich eisig, egal ob die Geschwister gerade beisammen oder nur mit ihren eigenen Familien unterwegs waren. So entstand leider der Eindruck, dass sie nie sonderlich zufrieden sind und nicht den Moment genießen können. Das fand ich wirklich schade. Gerade in Gesellschaft von den Partnern und den Kindern müssten die Geschwister doch eine etwas andere Stimmung verbreiten. Als sich Ingmar, Tamara und Elisabeth dann etwas aussprechen, wandelt die Stimmung von eisig auf distanziert, was ja schon ein Fortschritt ist. Doch noch immer ist es ziemlich merkwürdig, wie wenig die drei eine Gemeinschaft bilden.

Im Klappentext und in allen Beschreibungen, die ich zu dem Buch gelesen hatte, erschien mir immer der Moment als Höhepunkt, wenn die drei Geschwister eines Morgens vor der Tür des Elternhauses stehen und niemand öffnet. Danach folgt sie Suche und ich bin davon ausgegangen, dass diese den Hauptteil des Romans einnehmen wird. In dieser Sache habe ich mich ziemlich getäuscht. Weit über die Hälfte des Buches erzählt den Abend der Ankunft, sowie das Frühstück im Hotel. Es gibt da auch keine Andeutungen auf das Folgende und ich habe so langsam darauf gewartet.
So wurde leider der Aspekt, wie die Geschwister sich wieder annähern, recht kurz gehalten und fix abgehandelt, wobei dies eigentlich das Highlight des Buches hätte werden sollen. Dazu hätte an diesem Zusammenfinden doch eigentlich eine feierlichere Stimmung herrschen sollen, was aber leider nicht passiert ist. Mir wurde die ganze Situation einfach zu fix und emotionslos abgehandelt und das Ende war zu plötzlich. Ich empfand auch nicht, dass die jahrelangen Zwistigkeiten von diesem Moment an einfach so vergessen sind und sich alle freundlich begegnen. Mir erscheint ein plötzlicher Frieden zu unrealistisch.

Auch an Spannung fehlte es. Es entstanden absolut keine Längen, ich glaube, dass ist auch recht schwierig bei einem Roman mit 160 Seiten. Doch nie entstand eine Situation, wo ich voller Spannung weitergelesen habe. Gerade das Verschwinden und die Suche nach den Eltern wäre dafür ein perfekter Moment. Selbst dies geschah aber nebenbei und ohne besondere Bedeutung.

Die Geschwister waren für die kurze Geschichte ziemlich gut gezeichnet. Ihre Kinder und Partner, aber auch die Eltern standen eher im Hintergrund, haben aber ebenso ihre Macken erhalten. Diese waren eindeutig nur Nebencharaktere die für den Weitergang der Handlung nicht so wichtig waren.
Elisabeth war mir am sympathischsten. Sie war nicht perfekt und ging mir an wenigen Stellen mit ihrem ständigen Lächeln auch etwas auf die Nerven, aber sie erschien noch ziemlich bodenständig. Elisabeth ist etwas zu unsicher und schüchtern, mir hat es gefallen, als sie ziemlich am Ende die Kontrolle übernommen hat und so noch einmal eine andere Seite von sich gezeigt hat.
Ingmar stand nie so oft im Mittelpunkt. Um ihn drehte sich die Handlung am wenigsten und über ihn kann ich auch am wenigsten sagen. Er war an sich ein netter Typ, doch durch sein vorsichtiges und recht unauffälliges Auftreten fällt es mir schwer, ihn einzuschätzen und zu bewerten.
Ziemlich im Mitteplunkt der Handlung stand Tamara. Was ich unglaublich schade fand, da ich sie am wenigsten leiden konnte. Ihr ganzes Wesen und Auftreten war mir zuwider und furchtbar. Ständig dachte sie das Gesprächsthema der anderen zu sein und zeigte damit eine Unzufriedenheit mit sich selbst und ihrem eigenen Leben. Sie ist verbittert und tritt oft zu überheblich auf, manchmal habe ich mich für ihre Aktionen fast geschämt...
Abgesehen von Elisabeth hatte ich auch zu den Eltern eine gewisse Sympathie aufgebaut. Vor allem hatte ich mit ihnen Mitleid. Sie scheinen ja trotzdem jedes Jahr auf ein angenehmes Weihnachtsfest zu hoffen und wirken auf mich wie freundliche und ruhige Menschen. Ich finde nicht, dass sie das Theater verdient haben, was ihre Kinder jedes Jahr aufführen. Dazu erschien es mir, dass die Geschwister etwas respektlos mit den Eltern umgehen, die Mühen nicht zu schätzen wissen und nur auf die Streitereien konzentriert sind.

Fazit:
An sich ist das Buch wirklich nicht schlecht. Mir fehlt es an mehr Erläuterungen und Details. Viele Situationen haben zu wenig Umfang und werden schnell abgehandelt.
Insgesamt war das Buch ganz nett, ich habe es schnell ausgelesen, doch mir fehlte eine gewisse Tiefe. Die Protagonisten haben ihr eigenes Verhalten zu wenig durchdacht und bewertet, sie haben die Fehler nur bei anderen gesehen. Dazu haben auch die Partner und Kinder beigetragen, es gab keine Selbstreflexion.
Richtig gut gefallen hat mir die Schreibwiese, die mein absolutes Highlight ist. Allein deshalb fand ich es schön, den Roman gelesen zu haben, ansonsten konnte mich die Geschichte leider nicht umwerfen. Mir gefällt die Idee und anfangs fand ich auch die Umsetzung gut. Doch dieser Anfangseindruck ließ mit der Zeit nach und die Geschichte wurde nur noch durchschnittlich. Schade, da das Buch als „Weihnachtsgeschichte“ angepriesen wird, hatte ich mir viel mehr erhofft.

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Veröffentlicht am 09.12.2019

Das Purpurmädchen

Das Purpurmädchen
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Handlung:
London 1853
Annie Stride hat mir ihrem Leben abgeschlossen. Sie will nicht länger in Armut leben und tagtäglich ihren Körper verkaufen, um etwas Geld zu verdienen, damit sie gerade so den nächsten ...

Handlung:
London 1853
Annie Stride hat mir ihrem Leben abgeschlossen. Sie will nicht länger in Armut leben und tagtäglich ihren Körper verkaufen, um etwas Geld zu verdienen, damit sie gerade so den nächsten Tag bestreiten kann. Annie steht schon auf dem Geländer einer Brücke, bereit sich in die Themse zu stürzen, wird aber im letzten Moment von Francis Maybrick Gill gerettet. Der junge Künstler schafft es, Annie innerhalb von einer Stunde zu überzeugen, dass sie ihrem Leben noch eine Chance gibt. Annie wird Francis Muse, lebt plötzlich im Reichtum, trägt wunderschöne Kleider und wird von der Londoner Kunstszene verehrt.
Schließlich ziehen die Beiden in Francis Haus vor Florenz, wo dieser einen zweiten großen Gemäldezyklus in Angriff nimmt. Doch mit der Zeit wird Annie immer misstrauischer. Kann sie Francis bedingungslos vertrauen, ist er wirklich der charismatische Mann oder besitzt der Künstler vielleicht ein dunkles Geheimnis?

Meinung:
Das Cover gefällt mir wirklich gut. Dieser historische Roman ist anders als die, welche ich normalerweise lese und ich würde das Cover auch nicht direkt einem historischen Roman zuordnen. Auf jeden Fall passt es gut zu der Handlung, es wirkt einerseits freundlich und einladend, ein Gefühl, welches durch die hellen Farben verursacht wird. Gleichzeitig finde ich das Cover aber auch mysteriös und etwas düster. Zum einen denke ich, dass der schwarze Hintergrund zu diesem Eindruck beiträgt, gleichzeitig wendet sich die Dame nicht dem Betrachter zu, zeigt nicht ihr Gesicht und ihre Absichten. Eine spannende Mischung, die mir gefällt.

Mich hat an den Roman besonders die Erwähnung gereizt, dass Annie gesellschaftlich einen riesen Sprung macht und ein Star Londons wird. Ich fand diesen Aspekt sehr interessant und hatte mir schon im Vorfeld einige Gedanken darüber gemacht, wie die Autorin dies wohl schriftstellerisch gestalten wird. Einerseits war ich davon überzeugt, dass es unglaublich spannend und realistisch sein könnte, andererseits hatte ich auch meine Bedenken, dass dies etwas zu unrealistisch und blass ausfällt. Am Ende ist es wohl ein Mittelding zwischen beiden Empfindungen geworden. Annie ist zwar zum Star aufgestiegen und war irgendwann in der Londoner Kunstszene recht bekannt, doch gleichzeitig war das nie wirklich das große Hauptthema des Buches. Tatsächlich gibt es auch nur recht wenige Kapitel die sich mit dem Aufstieg der Annie Stride beschäftigen. Anhand des Klappentextes hatte ich eine andere Erwartungshaltung, hatte mir mehr Bälle, Partys vorgestellt, wo Annie der strahlende Star ist und auch mit mehr Kapiteln gerechnet, die einen Teil der Londoner Gesellschaft skizzieren.

Mit der Schreibweise war ich nicht immer glücklich. Am Anfang und auch am Ende fand ich sie hervorragend, lebendig und bildhaft, sie hat Stimmungen und Empfindungen eingefangen und die Spannung wurde durchweg sehr hoch gehalten. Doch nach ungefähr den ersten 100 Seiten ließen diese positiven Eindrücke nach. Es gab einige Wiederholungen von bereits bekannten Details, es passierte nicht viel Spannendes und Annie lebte mit Francis vor sich hin. In dieser Zeit war die Handlung etwas festgefahren und bot lange Zeit kein Ereignis, welches wieder aufgerüttelt hat und einen neuen Aspekt in das Buch hineingebracht hat. Für mich war der Wendepunkt, von wo an die Schreibweise und die Handlung wieder gefallen hat, die Reise nach Florenz. Da kam wieder mehr Schwung in die Geschichte.

Am Anfang vieler Kapitel gibt es eine Art Tagebucheintrag. Diese wurden stets von derselben Person geschrieben und sind ungefähr ein Jahr zurückdatiert. Es gibt Informationen aus dem Leben einer Person, die im Buch eine Rolle spielt, aber nie lebend auftritt. Mir hat das richtig gut gefallen, so ist eine weitere kleine Geschichte entstanden, die sich bestimmt auch für einen eigenen Roman eignen würde...
Auf jeden Fall erhält man als Leser so einige Details und jedes Mal werden die Tage weniger, bis die Handlung an einem schicksalsreichen Tag ankommt. Oft hatte ich ein merkwürdiges Gefühl, ich hatte etwas Angst was am Ende der Geschichte kommt, habe aber gleichzeitig darauf gwartet.

Es ist der Autorin herorragend gelungen, verschiedene Stimmungen einzufangen. Durchweg war die Stimmung eigentlich recht geheimnisvoll und genau das konnte sie auch auf den Leser übertragen. Ich hatte die ganze Zeit ein schlechtes Gefühl und war darauf gefasst, dass irgendwann noch ein großes Geheimnis aufgedeckt wird. Genau so war es auch und gerade am Ende des Buches wurde es mir beim Lesen von einigen Stellen fast schon übel und schlecht. Natürlich ist das nicht gerade das angenehmste Gefühl, aber hier hat es einfach perfekt zu der Stimmung gepasst, die auch im Roman geherrscht hat.

Ich war davon ausgegangen, dass ein großer Teil des Buches in London spielt und es dann noch wenige Kapitel in Florenz gibt. Tatsächlich war die Handlung in London weniger als gedacht, nur knapp 170 der 448 Seiten spielten in England. Der Hauptteil des Buches findet in der Nähe von Florenz statt. Mir hat dieser plötzliche Wechsel der Örtlichkeit nicht so gefallen. Lange Zeit fand ich diesen unverständlich und hatte das Gefühl, als würde die Zeit in Italien still stehen. Gefühlt jeder Tag von Francis und Annie verlief gleich, es gab nur wenige Ereignisse, die etwas Schwung in die Handlung hereingebracht haben. Zudem war durch den Umzug nach Italien der Bekanntheitsstatus von Annie vollkommen weg und sie führte dort nicht mehr so ein aufregendes Leben wie in London. Ich hätte es besser gefunden, wenn es einen sanfteren Übergang von einem Leben in der Öffentlichkeit hin zu einem arg zurückgezogenen Leben gegeben hätte.

Die Autorin hat es geschafft, die Spannungskurve konstant aufrecht zu erhalten. Obwohl es einige Kapitel gibt, wo nicht so viel passiert und man fast meinen könnte, es entstehen ab und an ein paar Längen, weil einfach nichts aufregendes passiert ist. Trotzdem gab es im Hintergrund immer eine bestimmte Spannung, die sich nicht ausblenden lassen hat. Mal war sie stärker spürbar, mal weniger, aber immer hat sie hinter den Sätzen gelauert.

Ich lese ja wirklich gerne historische Romane, mit den Jahren bin ich sehr wählerisch dabei geworden. Ich mag es, wenn ich eine ausführliche und genaue Recherchearbeit erkenne und mich weiterbilden kann. Das ist für mich ein Stück weit Vorrausetzung bei der Suche von Büchern aus diesem Genre geworden.
Auch bei dem neuen Buch von Marina Fiorato gab es diese sichtbare Recherche. Zwischendurch gab es immer mal wieder Andeutungen auf verschiedene historische Ereignisse, doch eine besonders ausführliche Auseinandersetzung mit verschiedenen Themen wird im künstlerischen Bereich sichtbar. Dort konnte die Autorin mit einigen Fakten und Details auftrumpfen, die mir nicht bekannt waren. Zwar ist die Kunst und Architektur nicht unbedingt mein Lieblingsthema, doch es hat zu dem Roman und seiner Geschichte hervorragend gepasst und meinen Horizont etwas erweitert.

Ich empfand es schwer, die Protagonisten zu mögen oder sie sympathisch zu finden. Es gab immer mal Ansätze, wo sie ihre positiven Seiten gezeigt haben und so Mitgefühl oder eine abgeschwächte Art von Sympathie bei mir entwickelt haben. Aber meist war ich mir nicht ganz sicher, was ich von ihnen halten sollte.
Im Grunde gibt es lange Zeit nur Annie und Francis als Protagonisten, später in Neapel kommt eine weitere Person hinzu, über die ich an dieser Stelle nichts verraten möchte. Alle anderen Personen tauchen zu wenig auf, um etwas über sie zu sagen.
Annie fand ich anfangs noch in Ordnung und war gespannt auf ihre Entwicklung. Francis hat sie nach seinen Wünschen geformt und damit kam der Punkt, wo ich sie immer schlechter einschätzte. Von einer selbstbestimmten und eigenständig handelnden Person wurde Annie zu einer Art Schoßhündchen. Alles, war Francis Unmut erregt hätte, hat Annie an ihrem Wesen verändert. Ich verstehe ja, dass dieses neue Leben für sie besonders ist und sie alles dafür tut, um nicht plötzlich wieder auf der Straße zu landen. Aber Annie verlor sich selbst immer mehr und nahm irgendwann nur noch Rollen ein. Zwar war ihre Veränderung spannend zu verfolgen und stark geschildert, doch irgendwie blieb bei mir ein fader Beigeschmack.
Über Francis möchte ich nicht zu viel verraten. Er ist ein komplexer Charakter, den man nur schwer versteht, er hat viele Geheimnisse und lässt sich nicht wirklich in die Karten schauen. Bis auf ein-zwei kleine Ausnahmen behält Francis sein Pokerface und scheint durch und durch ein Gentlemen zu sein. Trotzdem hat er einen Hauch von etwas dunklem an sich, was es nicht so einfach macht, ihn zu mögen. Francis ist ein einzigartiger Charakter mit besonderen Vorlieben, der sich nur schwer mit Worten beschreiben lässt...

Fazit:
Irgendwie lässt mich das Buch zwiegespalten zurück. Einerseits war die Geschichte mit allen Hintergründen und Geheimnissen faszinierend, gleichzeitig bin ich auch froh, das Buch ausgelesen zu haben. Teilweise fand ich einige beschriebenen Details schon etwas gruslig und merkwürdig, mir wurde an einigen Textstellen richtig übel. Da hätte ich das Buch am liebsten beiseite gelegt, wollte aber trotzdem wissen, wie es weitergeht.
Es ist eine Geschichte, wie ich sie vorher noch nie gelesen habe. Geheimnisvoll, düster mit wirren Vorstellungen und krassen Details. Es war eine interessante Erfahrung, auf Dauer bevorzuge ich eher andere historische Romane.
Mir haben die Charaktere irgendwie gefallen, auch wenn ich sie nicht kennenlernen wollen würde. Sie hatten unglaublich komplexe Wesen und waren gut durchdacht. Besonders die Psyche von Annie und Francis war spannend und einzigartig. Dazu haben mir die Zusätze am Anfang eines jeden Kapitels gefallen, diese gaben einige Informationen preis und boten eine Abwechslung zu der Gegenwart mit Annie und Francis.

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Veröffentlicht am 05.12.2019

Der kleine Strickladen in den Highlands

Der kleine Strickladen in den Highlands
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Handlung:
Innerhalb von kurzer Zeit hat sich Maighreads Leben komplett geändert. Ihr Freund hat sich getrennt, sie hst ihren Job verloren und erfährt kurz darauf, dass ihre Mutter sie jahrelang belogen ...

Handlung:
Innerhalb von kurzer Zeit hat sich Maighreads Leben komplett geändert. Ihr Freund hat sich getrennt, sie hst ihren Job verloren und erfährt kurz darauf, dass ihre Mutter sie jahrelang belogen hat. Maighreads Großmutter ist nicht vor ihrer Geburt gestorben, sondern lebt noch immer in den Highlands. Kurz entschlossen reist die junge Frau genau dorthin, um nicht nur die Großmutter kennenzulernen, sondern auch um einen Blick auf den Herkunftsort ihrer Mutter zu werfen.
Doch schon ihre Ankunft in Callwell läuft nicht so, wie gedacht. Dazu will ihre Großmutter Elisabeth nichts von ihr wissen.
Gleichzeitig findet Maighread aber auch sich selbst, lernt mit Chloe und Joshua neue Freunde kennen und entdeckt eine neue berufliche Möglichkeit. Dabei wird sie von einem Strickladen inspiriert, der für Maighread dem Paradies gleichgestellt ist...

Meinung:
Der Roman besitzt ein leichtes, lockeres Cover, gezeigt wird ein gemütlicher Strickladen, welcher sehr einladend wirkt. Es ist insgesamt farbenfroh gestaltet, dabei ist es aber auch leicht verblasst, sodass das ganze Bild nicht zu überladen wirkt. Durch das Fenster erhascht man einen Blick auf eine schöne kleine Winterlandschaft, die dem Bild zusätzlich noch mehr Gemütlichkeit verleiht. Insgesamt ein stimmiges Bild, es ist ganz hübsch gestaltet, aber auch nichts besonderes.

Auch hier handelt es sich wieder um ein Buch, welches ich in einer Verlagsvorschau gesehen hatte und danach unbedingt lesen wollte. Es erschien mir wunderbar weihnachtlich obwohl in der Inhaltsangabe mit keinem Wort erwähnt wird, dass zu dieser Jahreszeit die folgende Handlung stattfindet. Irgendwie verströmten die Worte eine Gemütlichkeit, die mir richtig gut gefallen hat. Und auch die Geschichte klang für mich direkt interessant und hatte einiges an Potenzial, auf welches ich sehr gespannt war.

Da der Strickladen schon im Titel auftaucht, sowie das ganze Cover darauf ausgelegt ist, war ich überrascht, wie wenig Handlung sich am Ende darum dreht. Durchweg ist zwar viel vom stricken, sowie von verschiedenen Garnen die Rede, aber der Laden direkt spielt nur eine kleine Rolle. Selten gibt es Erwähnungen dazu und erst am Ende wird das große Rätsel darum gelöst. Für mich war das trotzdem zu wenig und so ganz passend finde ich den Titel daher nicht.

Mir hat die Schreibweise von der ersten bis zur letzten Seite gut gefallen. Diese war recht einfach und locker gehalten, was ein schnelles Lesen ermöglicht hat. Es gibt einige Szenen, die ernsthaft gehalten sind und viel Tiefgang besitzen, die auch wirklich etwas nachdenklich gemacht haben. Der Großteil der Handlung beherbergte jedoch lockere Szenen, in denen viel Unbeschwertheit und Fröhlichkeit herrscht.

Es gibt eine Unterteilung in drei verschiedene Sichtweisen. Ich glaube, dass die meisten Kapitel von Maighread handeln, der Hauptprotagonistin des Buches. Dazu gibt es noch einige aus der Sicht von Joshua und Elisabeth, Maighreads Großmutter. Eigentlich finde ich die Idee wirklich gut und ich bin immer ein großer Fan von dieser Erzählsituation. Meist kommt so weniger Langeweile herein, man kann sich einen besseren Blick auf die Charaktere machen und die Handlung gestaltet sich abwechslungsreicher. An sich hat das auch auf dieses Buch gepasst. Die Protagonisten wurden nicht unbedingt lebendiger dadurch, doch es hat mich besonders gestört, dass die einzelnen Kapitel von den jeweiligen Personen keinen richtigen Wiedererkennungswert hatten. Wenn ich am vor jedem Kapitel nicht den Namen des Charakters gelesen hätte, aus dessen Sicht die folgenden Ereignisse beschrieben werden, wäre es mir nicht möglich gewesen Unterschiede festzustellen. Ich glaube, hier hätte mir ein Ich-Erzähler geholfen...

Im Grunde hat mich die Geschichte mit genau einer Wendung überrascht. Diese trat fast am Ende ein und kam wirklich unerwartet. Aber auch hier hatte ich schnell einen Gedanken gefasst, wie dieses Dilemma aufgelöst wird und genau so kam es auch. Ich bin mit einer gewissen Erwartungshaltung gestartet, hatte schnell einige Ideen, wie die Geschichte enden könnte und dies traf am Ende auch so ein.
Meist war es so, dass den Charakteren entweder nur gute oder nur schlechte Dinge widerfahren sind. Dazu werden die Probleme schnell gelöst und für alles war sofort eine Lösung da. Leider wirkten die Ereignisse dadurch etwas konstruiert und nicht willkürlich. Und so ging der realitätsbezug verloren.

Ganz wunderbar geschildert wurde das Setting. Ein jeder Ort wurde mit vielen Details ausgeschmückt und wirkte dadurch lebendig und greifbar. Es zeigte sich deutlich, dass die Autorin selbst gerade vor Augen sieht, was sie beschreibt.
Ich fand es etwas schade, dass Callwell Castle nicht öfter vorkommt, ich denke, dass es sich dabei um einen tollen Handlungsort handelt, wo einige Ereignisse hätten stattfinden könnten. Ich dachte tatsächlich, dass mehr von der Handlung dort stattfindet, ist es doch das erste Gebäude, welches Maighread in den Highlands betritt und auch weil es der Wohnort von Joshua ist.

Wenn ich spontan einen Lieblingscharakter wählen müsste, würde meine Wahl wahrscheinlich auf Eilidh fallen. Sie tritt zwar recht selten auf, einige Zeit wird sie gar nicht erwähnt, aber man merkt, dass sie die gute Seele von Callwell Castle und ein ganz besonderer Mensch ist. Sie war mir von Anfang an sympathisch, besitzt eine wunderbar mütterliche Art und tritt vollkommen bodenständig auf. Ich hätte mir gewünscht, dass sie öfter auftritt und man etwas mehr von ihr erfährt. Immerhin steht sie Joshua sehr nahe und nimmt in seinem Leben eine große Rolle ein.
Mit Maighread bin ich ziemlich kritisch umgegangen. Ich weiß selbst nicht weshalb. Aussagen oder Aktionen habe ich immer sehr schnell bewertet und dabei kam sie nicht immer gut weg. Eigentlich ist sie ja ein guter Charakter, ist freundlich und aufrichtig. Doch Maighread ist mir etwas zu naiv und gutgläubig. Hier kam Maighread auch entgegen, dass jeder der Menschen aus Callwell ihr gegenüber sehr positiv aufgetreten ist und es im Grunde keinen „schlechten“ oder negativen Charakter im Buch gibt.
Ein Charakterzug, der mir an Maighread richtig gut gefallen hat ist ihre Sturheit. Sie gibt bei einer bestimmten Sache, trotz Niederlagen nicht auf und das hat mir imponiert.
Joshua wird als typischer Highlander dargestellt. Dazu ist er gutaussehend, sportlich, freundlich, … Insgesamt ein sympathischer Kerl, der aber leider keine Schwächen hat. Weder Schwächen noch einen negativen Charakterzug. Daher wirkte Joshua auf mich zu stereotyp.

Fazit:
Für zwischendurch war die Geschichte wirklich optimal. Ich hatte das Buch aus zeitlichen Gründen fast eine Woche nicht in der Hand gehabt und hatte nach dieser Pause absolut keine Probleme, wieder in die Handlung zu finden. Wenn ich mehr Zeit gehabt hätte, wäre das Buch wahrscheinlich innerhalb von zwei-drei Tagen ausgelesen gewesen.
Die Geschichte war wirklich nett, sie hat mich unterhalten und mit den Highlands wurde ein wunderschöner Handlungsort gewählt, der zum träumen eingeladen hat. Dazu war die Schreibweise richtig angenehm und hatte ein konstant gutes Niveau.
Nicht so überzeugen konnten mich die Charaktere. Sie wirkten nicht so lebendig und authentisch, wie ich es mir gewünscht hätte und kamen etwas zu blass daher. Ein jeder bräuchte noch ein besonderes Merkmal, welches ihn auszeichnet und einen Wiedererkennungswert verleiht.

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Veröffentlicht am 24.11.2019

Schwert und Krone - Herz aus Stein

Schwert und Krone - Herz aus Stein
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Handlung:
1157
Nach vielen Jahren ist Babarossa am Ziel seiner Träume: er wurde zum König gekrönt, er ist mit einer wunderschönen, aber auch raffinierten jungen Dame verheiratet und die Könige hofieren ...

Handlung:
1157
Nach vielen Jahren ist Babarossa am Ziel seiner Träume: er wurde zum König gekrönt, er ist mit einer wunderschönen, aber auch raffinierten jungen Dame verheiratet und die Könige hofieren ihm. Doch der schöne Schein trügt. Friedrich I. kann nicht so sorglos leben, wir er gerne würde. Aus Italien gibt es ständig schlechte Botschaften, weil sich ihm viele Städte nicht unterwerfen wollen, allen voran Mailand.
Und auch im deutschen Reich gibt es immer wieder Streiterein. Vielen Fürsten gefällt es nicht, welchen Einfluss Heinrich der Löwe auf den Kaiser hat und wie ihm dieser alles vergibt. Und ganz dringend fehlt Barbarossa ein Erbe, denn der Sohn von König Konrad wird langsam erwachsen und immer mehr ein ernstzunehmender Rivale für ihn...

Meinung:
Das Cover besitzt den selben Aufbau wie die der vorherigen Teile, lediglich die Farben unterscheiden sich immer. Als ich vor einigen Monaten das erste Mal gesehen habe, dass die Hauptfarbe des vierten Bandes schwarz sein wird, war ich unschlüssig, was ich davon halten soll. Einerseits wirkt es durch die goldenen Details edel und schick, aber es ist auch etwas düster. Als ich mit dem Lesen begonnen habe und mich mit dem Buch befasst habe, erschien mir die Farbe aber passend. Nicht nur zu einigen Geschehnissen, die stattgefunden haben, sondern auch zu dem Untertitel. Dazu würde keine fröhliche und leichte Farbe passen.
Insgesamt finde ich das Bild also doch ganz gelungen. Es wird nicht meine Lieblingsfarbe der Reihe, aber ich finde diese auch nicht mehr so unpassend wie anfangs gedacht.

Wie man es schon von vielen anderen Büchern der Autorin Sabine Ebert kennt, gibt es auch hier wieder ein umfangreiches Extra-Material an Karten, Stammbäumen und Zeittafeln. Sowohl auf der vorderen, als auch auf der hinteren Umschlagsseite des Buches finden sich Karten von Europa, einmal wird sich eher auf den südlichen Teil, einmal eher auf Mitteleuropa konzentriert. Wie immer bei historischen Romanen finde ich das als ein wirklich hilfreiches Detail. Einerseits ist es stets spannend zu sehen, wie die Besitzverhältnisse der Zeit waren und was für Herzogtümer und Königreiche es gab. Andererseits mag ich es sehr, die Wege verfolgen zu können, die die Protagonisten zurücklegen, egal ob zu Pferd oder zu Fuß. So fällt es mir leichter, die Entfernungen grob einzuschätzen oder auch bestimmte Orte auf der Karte zu sehen, die mir nicht bekannt sind.

Vor dem Beginn der Handlung folgt noch eine Auflistung aller handelnden Personen. Hier findet eine Unterteilung in fiktive, sowie in historisch belegte Personen statt. Obwohl ich dritten Teil vor gut einem Jahr gelesen hatte, waren mir viele Protagonisten sofort wieder ein Begriff und ich habe mich an viele Details erinnert, die in den vorherigen Teilen geschehen sind.
Ich finde es bei der Aufstellung ja mehr als bewundernswert, mit wie wenigen fiktiven Figuren die Autorin auskommt. So gut wie jeder Protagonist hat tatsächlich mal gelebt und ich stelle es mir schwierig vor, diesen gerecht zu werden und ein möglichst lebendiges und originalgetreues Bild von ihnen zu gestalten. Außerdem wird schon hier sichtbar, was für eine ausführliche Recherchearbeit in dem Werk steckt.
Diese historisch verbürgten Personen stehen ganz klar im Mittelpunkt der Handlung. So gut wie jedes Ereignis handelt von ihnen und anhand ihrer Wesen wird lebendig ein Stück deutscher Geschichte erzählt. Ich fand es ganz wunderbar, wie natürlich diese auftraten, sie wirkten einerseits greifbar und anschaulich, man hat ihnen aber auch angemerkt, dass sie aus einer anderen Zeit stammen. Manche wirkten sympathischer, andere eher nicht, viele Protagonisten haben eine interessante Wandlung durchlebt, sie wurden reifer, blieben sich selbst aber auch treu. Ich empfand es interessant, was für unterschiedliche Typen aufeinandertreffen und wie eingängig ein jeder Charakter beschrieben wurde.
Dazu gibt es ein harmonisches Zusammenspiel zwischen den zahlreichen historischen Figuren und den fiktiven Protagonisten. Es gab keine Grenzen zwischen ihnen, alle erhielten einen spannenden Charakter und wurden mit vielen Details und Angewohnheiten ausgestattet.

An den Roman anschließend gibt es nicht nur ein gut erklärendes Nachwort, es folgen ebenfalls Stammtafeln vieler Geschlechter, bei denen es auch möglich ist, schon einen kleinen Blick in die Zukunft mancher Protagonisten zu wagen und sich über mögliche Ehen, Kinder oder das Sterbejahr zu informieren.
Darauf folgt ein Glossar, wo viele nicht mehr so übliche oder bekannte Begriffe näher erklärt werden und man sich so einen genauen oder ungefähren Eindruck davon machen kann. Zu guter Letzt gibt es noch eine Zeittafel, die mir am Ende immer dabei hilft, das Gelesene nochmal zu verarbeiten und mir die wichtigsten Geschehnisse wiederholt vor Augen zu rufen. So kann ich mir einige Daten auch leichter merken und ich finde, dass ist immer eine schöne Zusammenfassung des gerade gelesenen.

Unterteilt wurde das Buch in drei Teile, darin wurde dann jeweils noch mal in Abschnitte unterschieden, die alle eine eigene Überschrift besitzen. Diese fasst kurz und präzise die folgende Handlung zusammen, ohne zu viel von dem Inhalt vorwegzunehmen. Vor jedem neuen Abschnitt wird außerdem vermerkt, welche wichtigen Personen auftreten, sowie wird der Handlungsort erwähnt, und eine Zeit, zu der das Kommende stattfinden wird.

Nahtlos gliedert sich die Handlung von diesem Teil an den dritten Teil an. Es gibt einen schnellen Start in die Handlung, es wird vorher nicht nochmal mit vielen Worten angedeutet, was bisher geschah. Dies wurde geschickt in die Geschichte eingebunden und mit knappen Worten wurden wichtige Details aus der Politik erzählt.
Von der ersten bis zur letzten Seite hat mir die Schreibweise wieder sehr gut gefallen. Sie war anspruchsvoll und durch die Streuung von damaligen Begriffen erhält der Roman viel Glaubwürdigkeit und Authentizität. Es wurde eine feinere Sprache genutzt, die ziemlich an die heutige Art zu sprechen und zu schreiben, angepasst wurde. In vielen Dialogen und Aussagen liegen einige versteckte Botschaften, die sich mir nur beim aufmerksamen und genauen Lesen eröffnen.
Frau Ebert hat wunderbar lebendige Situationen erschaffen, die Charaktere waren klar gezeichnet und in vielen Szenen entstand ein Bild vor meinen Augen. Das alles führte dazu, dass ich das Buch innerhalb eines Wochenendes gelesen habe, ich wollte und konnte es nur schwer aus der Hand legen. Einerseits liebe ich es ja, so stark in Bücher abzutauchen, andererseits war dadurch das Lesevergnügen für mich schneller vorbei...

Diesmal erstreckt sich der Handlungszeitraum auf ziemlich genau zehn Jahre. Immer mal wieder wurden einige Monate übersprungen um der Handlung einen Rahmen zu geben, aber auch um die Handlung nicht ins Unendliche zu strecken. Ich kann verstehen, warum dies so gehandhabt wird, gleichzeitig würde ich manchmal gern mehr davon lesen und hätte absolut kein Problem damit, wenn das Buch am Ende einige Seiten mehr hätte.
Allgemein hatte ich aber nie das Gefühl, zu wenige Informationen zu erhalten oder wichtige Geschehnisse nicht erzählt zu bekommen. Es wurden wirklich nur die wichtigsten Ereignisse beschrieben und es gibt in Nebensätzen immer wieder Details darüber, was in der Zeit geschehen ist, die übersprungen wurden. So ist man immer über alles informiert und es entstehen keine Fragen.

Ich liebe ja meistens das Setting in mittelalterlichen Romanen. Mir gefallen die Beschreibungen von den Burgen und Schlössern immer unglaublich gut, es fühlt sich immer wie eine komplett andere Welt an, was es ja auch irgendwie ist. Ich glaube, hier kommen auch wieder die mädchenhaften Träume von einem Leben in einem Schloss in mir hoch. Doch schnell werde ich dann wieder auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt, schnell zeigt sich, dass das Leben auf einem Schloss nicht so angenehm ist, wie man es sich immer ausmalt. Trotzdem gefallen mir diese Beschreibungen immer richtig gut.
Diesmal hält sich Barbarossa einige Zeit in Italien auf, lebt dort meist nur in seinem Prunkzelt. Es gibt einige Beschreibungen dessen, aber auch von dem gesamten Herrlager und obwohl die Autorin bemüht war, diese möglichst eingängig zu beschreiben, war es mir doch nicht möglich, eine ungefähre Ahnung von der Größe zu erhalten. Die Dimension konnte ich mir einfach nicht vorstellen.
Für mich war der Meißener Burgberg mein liebster Handlungsort. Ich mag die Dynamik dort, es wird zwar ein prunkvolles Leben beschrieben, aber dies ist nicht zu übertrieben. Außerdem mag ich dort das Zusammentreffen der verschiedenen Gesellschaftsschichten und insgesamt wirkt der ganze Komplex auf mich ziemlich vertraut, wahrscheinlich durch die Hebammen-Reihe.

Fazit:
Auch bei diesem vierten Teil wird an unglaublich vielen Stellen wieder deutlich, wie umfangreich die Recherchearbeiten der Autorin sind und wie viel Herzblut dahintersteckt. Genau das fasziniert mich so stark an ihren Büchern und lässt jedes Einzelne zu einem Higlight werden. Tatsächlich bin ich über die Jahre wählerischer geworden und habe bei einigen Autoren zu bemängeln, dass sie in mittelalterlichen Romanen fast nur mit fiktiven Protagonisten arbeiten. Das wirkt auf mich nie so authentisch und ich will beim Lesen dieser Bücher nicht nur unterhalten werden, sondern auch etwas dazulernen. Und genau das kann ich bei den Büchern von Sabine Ebert!
Als ich im Nachwort gelesen hatte, dass ich gerade eben den vorletzten Teil der Schwert und Krone – Reihe gelesen habe, war ich ziemlich perplex und auch traurig. Ich freue mich jedes Jahr aufs Neue auf einen neuen Teil und den Moment, das Buch selbst in den Händen zu halten.

Veröffentlicht am 17.11.2019

Eine Kiste voller Weihnachten

Eine Kiste voller Weihnachten
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Handlung:
Dezember 1890
Vincent Storch führt einen erfolgreichen kleinen Betrieb, der vor allem zur Weihnachtszeit floriert. Über seine hergestellten Produkte sagt der Mann selbst, dass er Weihnachten ...

Handlung:
Dezember 1890
Vincent Storch führt einen erfolgreichen kleinen Betrieb, der vor allem zur Weihnachtszeit floriert. Über seine hergestellten Produkte sagt der Mann selbst, dass er Weihnachten in der Kiste verkauft. Und besonders stolz ist er, dass noch nie eine Lieferung vergessen oder nicht abgeliefert wurde. Bis zu jenem Vormittag von Heiligabend, als er eine nicht verschickte Kiste findet. Vincent Storch muss nicht lange nachdenken, er will die Kiste noch rechtzeitig nach Zinnwald bringen, dass im Erzgebirge liegt.
Zur gleichen Zeit hat die junge Lisbeth ihre Mutter nach Dresden gebracht, wo diese unter ärztlicher Aufsicht ihr Kind zur Welt bringen soll. Obwohl die Mutter noch in den Wehen liegt, schickt diese sie wieder zurück nach Hause, das Mädchen soll auf die Geschwister aufpassen. Doch wie kommt das junge Mädchen allein wieder ins Erzgebirge?
Auf dem Weg sieht sie Vincent Storch mit seinem Wagen und klettert heimlich darauf. Dieser hat immer mehr Probleme, sich zurechtzufinden und schließlich gibt sich das Mädchen zu erkennen, bietet ihm Hilfe bei der Orientierung an. Weiß sie wirklich, wie es ins Erzgebirge geht? Bald schon merken beide, dass sie in den nächsten Stunden arg voneinander abhängig sind...

Meinung:
Das Cover ist wunderbar weihnachtlich und wunderschön illustriert. Es fasst einen wichtigen Teil der Handlung kurz zusammen: die gemeinsame Schlittenfahrt in Richtung Erzgebirge von Vincent und Lisbeth. Dazu thront im Hintergrund eindrucksvoll Dresden dargestellt, welches in der winterlichen Atmosphäre sehr imposant wirkt. Insgesamt wirkt das ganze Cover sehr winterlich und idyllisch, es ist sehr stimmig und besticht durch die Illustrationen. Ein wunderbares Bild, welches einiges an Aufmerksamkeit auf sich zieht.

Ich habe schon einige der winterlichen Geschichten aus dem Rowohlt Verlag gelesen und eines liegt auch noch ungelesen bei mir, welches ich im Dezember lesen möchte. Ich finde die Idee und Umsetzung der Geschichten wunderbar und freue mich wirklich über jeden Teil, den ich davon sehe. So habe ich mich auch auf dieses Buch gefreut. Vor zwei Jahren hatte ich mein erstes von den weihnachtlichen Büchern gelesen, ebenfalls von Ralf Günther. Und dieses Buch habe ich immer noch sehr gut in Erinnerung und ich kann mich noch genau erinnern, wie berührend ich die Geschichte fand. Dementsprechend habe ich mich unglaublich darüber gefreut, dass der Autor noch ein solches Werk geschrieben hat.

Ich hatte absolut keine Probleme in die Geschichte zu kommen. Die Schreibweise wurde zwar einfach gehalten, hatte aber trotzdem einen angenehmen Anspruch. Es wurde eine feinere Sprache genutzt, was ich ganz passend für die damalige Zeit empfinde. So konnte ich mir zumindest vorstellen, dass die Geschichte tatsächlich aus der Zeit kurz vor 1900 stammen könnte.
Bei mir hat die angenehme Schreibweise dazu beigetragen, dass ich 90 Seiten des Buches innerhalb von nicht mal zwei Stunden gelesen hatte. Wenn es meine Zeit zugelassen hätte, wäre das Buch innerhalb eines Nachmittages / Abends ausgelesen gewesen.

Die Geschichte zeichnet sich zum einen durch die nette Geschichte, aber auch durch die wunderschönen Illustrationen heraus. In diesen wurden die Szenen bildlich dargestellt, man konnte sich so die Situation nicht nur besser vorstellen, sondern auch die Protagonisten besser vorstellen. Es gibt eine angenehme Anzahl an den Zeichnungen, jede einzelne wurde farblich dargestellt und die Geschichte wird davon nicht überstrahlt.

Es ist sicherlich schwierig, auf so wenigen Seiten Protagonisten zu erfinden, die lebendig sind und nicht zu stereotyp. Tatsächlich ist dem Autor dies ganz gut gelungen, sie waren nicht perfekt ausgearbeitet, aber für die kurze Geschichte hat mir die Darstellung so vollkommen gereicht.
Vincent Storch ist ein Mann, denn man leicht falsch einschätzt, welcher aber ein unglaublich gutes Herz hat. Besonders hat es mir immer gefallen, wenn von seinem Weihnachten in der Kiste die Rede war. Dann wirkte er ungewohnt jugendlich und nicht so griesgrämig. Im Lauf des Romans zeigt er immer mal eine humorvolle Seite und auch einiges an Lebenserfahrung. So konnte auch Lisbeth von ihm lernen, aber genauso auch andersrum.
Lisbeth ist schon sehr reif führ ihr Alter, geht noch etwas blauäugig durchs Leben, zeigt aber, dass dies nicht immer schlecht ist. Mir war ihr Charakter etwas zu erwachsen, was aber auch an der damaligen Zeit liegen könnte. Lisbeth hat ein gutes Herz und hat mir an einigen Stellen mit ihren Aussagen und Fragen ein Lächeln ins Gesicht gezaubert.

Ich weiß leider auch nicht, was mir bei diesem Buch gefehlt hat. Vielleicht noch mehr weihnachtliche Details, vielleicht auch mehr Wärme in der Geschichte oder ein noch ergreifenderes Ende. Ich konnte das Buch nicht so zufrieden weglegen, wie ich es mir gewünscht hätte. Mir fehlte ein Hauch von Märchenhaftigkeit, mehr Wunder und auch einen etwas größeren Überraschungseffekt. Mir war von vorne herein klar, dass die Geschichte ein positives Ende haben wird und eine Art Weihnachtswunder erzählt wird. Doch mich konnte die Geschichte nicht vollkommen packen und überzeugen. Was mich selbst traurig macht, wollte ich das Buch doch gerne mehr mögen.

Fazit:
Die Geschichte hatte wunderbare Ansätze und bietet an sich eine schöne kleine weihnachtliche Geschichte. Leider hat sie mir nicht genz so gut gefallen, wie ich es mir gewünscht habe. Ich hätte mir noch mehr Emotionalität gewünscht, dazu auch mit einem größeren weihnachtlichen Wunder am Ende, welches einen größeren Effekt hat.
Mir haben die Illustrationen wieder sehr gut gefallen, dazu fand ich auch die Darstellung der Charaktere interessant und für die kurze Geschichte sehr ausführlich. Auch die Schreibweise war ganz wunderbar und es hat mir Spaß gemacht, das Buch zu lesen.