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Veröffentlicht am 31.03.2017

Verschenktes Potenzial

Ragdoll - Dein letzter Tag (Ein New-Scotland-Yard-Thriller 1)
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Detective Oliver Layton-Fawkes, den alle nur Wolf nennen, ist der allerbeste Mordermittler der ganzen Welt. Er kann alles, weiß alles und hat schon alles gesehen. Denkt er. Bis er die Ragdoll sieht: Sechs ...

Detective Oliver Layton-Fawkes, den alle nur Wolf nennen, ist der allerbeste Mordermittler der ganzen Welt. Er kann alles, weiß alles und hat schon alles gesehen. Denkt er. Bis er die Ragdoll sieht: Sechs Körperteile von sechs Opfern wurden zusammengenäht. Das nimmt ihn dann schon ein bisschen mit. Aber keine Zeit für schwache Nerven, schließlich muss er ermitteln! Und nachdem er gerade erst wieder nach einer Suspendierung (natürlich völlig zu Unrecht, er ist im Gerichtssaal zwar ausgetickt und auf den Angeklagten losgegangen, aber hallo? Er ist der klügste Detective der Welt?) in den aktiven Polizeidienst zurückgekehrt.

Aber was wäre ein Detective ohne Vergangenheit? Denn die meldet sich in Form seiner Exfrau bei ihm. Wie es der Zufall so will, hat gerade sie eine Liste der nächsten Opfer zugespielt bekommen. Und oh Schreck, wer steht auch drauf? Mensch, was für eine Überraschung! So what, denkt sich Wolf und lässt sich nicht abschrecken. Schließlich hat er einen Mörder zu finden. Und er weiß auch schon ganz genau, wer das ist!

So ein brillantes Köpfchen wie Wolf ist natürlich mit den normalen Polizeidienst totally unterfordert und um die anderen nicht zu überfordern mit seiner rasend schnellen Kombinationsgabe, muss er halt auch mal im Alleingang ermitteln. Da ist nichts mit Teamarbeit und so. Nö, warum auch? Die müssen dann halt ohne seine Hilfe zurechtkommen. So bleibt dann seinen Kollegen (in seinen Augen wohl eher Untergebene) neben Wolfs aufgeblasenem Ego auch etwas Raum in der Story. Und das ist auch gut so, denn Baxter und Edmunds sind gar nicht dumm! Mehr gibt’s über die beiden eigentlich nicht zu sagen, außer dass Edmunds total sympathisch ist und seine Frau gar nicht weiß, was sie an ihm hat. Und Emily Baxter, die eigentlich ziemlich intelligent ist, steht auf den falschen Mann.

Was ich gar nicht mag: Klischees. Und davon werden hier alle bedient. Ja, jedes Einzelne. Und wer das Buch noch nicht gelesen hat, sollte diesen Absatz hier besser auslassen. Oder wer seine Illusion vom perfekten Detective Oliver Layton-Fawkes aufrechterhalten will, der besser auch. Er ist pessimistisch und nur sich selbst verpflichtet. Recht und Unecht definiert er selber, wer braucht schon Gesetze? Alkohol und Zigaretten (wenn ich mich recht entsinne) haben auch eine Rolle gespielt uuund natürlich kann er die Frauenherzen nicht mehr zählen, die ihm zufliegen. Schüsse, Faustkämpfe, Verfolgungsjagden und lange Mäntel...hab ich was vergessen? Ach ja, die Eifersucht, die kommt auch noch drin vor. Und die nicht vorhandene Teamfähigkeit. So.

Das Cover hat mich sofort angesprochen. Ich finde es super gestaltet, und auch beim Klappentext war ein Profi am Werk. Aber aussen hui, innen pfui. Sprache und Schreibstil waren mal so gar nicht meins. Ich dachte zuerst, dass es vielleicht an der Übersetzung liegen könnte, aber Conny Lösch hat unter anderem auch Bücher von Ian Rankin übersetzt, und die habe ich immer gut gefunden. Scheint also wohl doch am Original zu liegen. Ich kann es nicht beschreiben, aber irgendwie konnte mich das Buch halt nicht in seinen Bann ziehen, ich fand die Schreibweise manchmal wirklich holprig und unausgereift.

Okay, aber wenn die Story spannend ist, kann man drüber hinweg sehen und deshalb habe ich dann weitergelesen. Aber irgendwann kam der Punkt, wo ich so genervt von Wolf war, von seiner bloßen Anwesenheit. Er benimmt sich wie ein A.....Sorry, aber isso. Wäre Wolf etwas sympathischer (oder zumindest weniger klischeebehaftet) gewesen, hätte das wirklich was werden können.

Ich durfte das Buch schon im letzten Jahr lesen und habe sensationelle drei Monate gebraucht. Soooo spannend war das. Ich muss zugeben, ich hatte hohe Erwartungen, die enttäuscht wurden. Aber ich wäre auch so enttäuscht gewesen. Von mir gibt’s hier keine Leseempfehlung, es gibt bessere Bücher mit besseren Detectives. Schade eigentlich.

Veröffentlicht am 30.03.2017

Sprache - auf eine schöne Art nähergebracht

Mein Urgroßvater und ich
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Was muss ein Buch haben, damit man es immer und immer wieder lesen kann? Es muss zeitlos sein. Und das ist dieses Buch. Man kann es immer und immer wieder lesen – egal, wie alt man ist.

Da seine Schwestern ...

Was muss ein Buch haben, damit man es immer und immer wieder lesen kann? Es muss zeitlos sein. Und das ist dieses Buch. Man kann es immer und immer wieder lesen – egal, wie alt man ist.

Da seine Schwestern die Masern haben, muss der kleine Boy ausquartiert werden und geht so für einige Tage zu seinem Urgroßvater und dessen Tochter, der „Obergroßmutter“. Das findet Boy gar nicht mal so übel, denn sein Urgroßvater, ein alter, weiser Hummerfischer, kann sehr gut Geschichten erzählen. Mit ihm war er auch auf dem „Leuchtturm auf den Hummerklippen“, wo es schon mal eine „Geschichtenwoche“ gab.

Doch dieses Mal erwartet der Urgroßvater, dass auch Boy erste Versuche unternimmt, mit der Sprache zu jonglieren – mit Erfolg.

Da die „Obergroßmuttter“ vom dichten und reimen nichts hält, schickt sie die beiden Männer in deren „Sodom und Gomorrha“ auf der anderen Straßenseite.

In der Abgeschiedenheit von Urgroßvaters Hummerbude werden das ABC und die Sprache im Allgemeinen in den Mittelpunkt gestellt. Ob es nun um Gedichte geht oder um Geschichten aus aller Welt (die meist eher an Märchen erinnern) – Urgroßvater zeigt Boy, wie abwechslungsreich und interessant die Sprache sein kann.

Jeden Abschnitt kann man unabhängig voneinander lesen.

Das Buch ist sehr liebevoll geschrieben, wortgewandt und voller Spaß. Auch wenn es sich auf den ersten Blick nicht so interessant anhört – einfach mal reinlesen. Danach kann man es nicht mehr aus del Hand legen.

Das Buch erschien 1959 – was man der Sprache nicht anmerkt. James Krüss hat hierfür den Deutschen Jugendbuchpreis verliehen bekommen – zu Recht.

Veröffentlicht am 16.03.2017

Geht unter die Haut

Eleanor & Park
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Eleanor und Park sind so verschieden und gleich. Sie pummelig und er hochaufgeschossen, sie aus einer zerrütteten Familie mit schwerer Kindheit, er aus gut behütetem Elternhaus. Aber trotzdem sind sie ...

Eleanor und Park sind so verschieden und gleich. Sie pummelig und er hochaufgeschossen, sie aus einer zerrütteten Familie mit schwerer Kindheit, er aus gut behütetem Elternhaus. Aber trotzdem sind sie irgendwie zu Außenseitern geworden. Sie lernen sich kennen, halten Distanz, kommen sich dann aber doch näher. Ein ungewöhnliches Liebespaar. Schwer für sie, das Eleanors Stiefvater sie hasst und ihr nur schlechtes wünscht. Ihre Mutter traut sich nicht, ihrer Tochter den Rücken zu stärken. Parks Vater mag Eleanor gerne, aber seine Mutter verhält sich ablehnend. Im Laufe der Geschichte lernen die Charaktere, entwickeln sich und handeln schlüssig.

Der Aufbau und mit ihm der Schreibstil sind gut gelungen. Mal aus ihrer, mal aus seiner Sicht. Der Autor versteht es, mit wenigen Worten viel zu sagen. Lobenswert! Kein Gesülze und Geschmalze, nur pure Gefühle. Nach den vielen "hin-und-her-Liebesgeschichten" der letzten Zeit, in denen die Protagonisten sich ständig trennen und dann unter viel Aufhebens doch wieder zusammen kommen, weil sie ohne ihre einzig wahre Liebe nicht leben können, ist dies eine exzellente Geschichte. Keine unnötige Nebenhandlung, viele Andeutungen zu Eleanors Vergangenheit, sodass man nur erahnen kann, wie es ihr ergangen ist.

Eine klare Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 13.03.2017

Merkwürdig

Willkommen im Meer
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Herr Dr. Tim Schäfer und seine Frau Dr. Dr. Antje Schäfer, geborene von Thaler, ziehen mit ihrer Tochter Lisa nach Oldenburg, da Tim dort eine Stelle als Lehrer bekommen hat. Seine Klasse schließt er schnell ...

Herr Dr. Tim Schäfer und seine Frau Dr. Dr. Antje Schäfer, geborene von Thaler, ziehen mit ihrer Tochter Lisa nach Oldenburg, da Tim dort eine Stelle als Lehrer bekommen hat. Seine Klasse schließt er schnell ins Herz, mit den Kollegen hapert es aus verschiedenen Gründen etwas.

Wie soll ich den Inhalt so wiedergeben, dass andere Lust auf das Buch bekommen? Keine Ahnung. Anfangs fand ich es super - lockere Sprache, tolle Unterhaltung. Antje war mir sehr sympathisch und wer möchte nicht einen Lehrer wie Tim haben? Dann aber geht's los. Tim lässt einen Schüler bei sich wohnen, nachdem seine Frau ihn dazu gedrängt hat, und der Direx findet's toll! Er versteht sich super mit seinen Schülern, was ihn nicht davon abhält, "fair" zu benoten - die Schüler finden's toll! Dann kommt auch noch seine Schwiegermutter ins Spiel und seine Eltern, auf einmal ist alles überladen und jeder hat mal mit jedem....Hä? Geht's noch?

Von jetzt auf gleich wurde die Story einfach unglaubwürdig. Tim ist in Wirklichkeit ein armes Würstchen, er steht unter dem Pantoffel von Schwiegermutter und Frau und hat mal so gar nichts zu sagen. Wenn Antje sagt, mach das, macht er das! So einfach ist das! Mit den Schülern einen Joint rauchen, in der Öffentlichkeit? Gern! Mit einem Schüler um die Wette saufen? Klar! Vor seinen Schülern zugeben, dass er ein armes Würstchen ist? Warum nicht! Antje, der Dr. Dr. in der Familie, die übrigens vor Geld stinkt und nicht weiß wohin damit, sagt nicht mehr als nötig. Ehrlich. Und sie hat so viele Geheimnisse, pardon, Überraschungen für ihren Mann, das ist unglaublich! Für ihre zwei Doktortitel ist sie entweder unglaublich naiv oder sie hat nicht verstanden, wie das System funktioniert. Wobei, das System ist ja eh, naja, also man sollte da mal kritisch drüber nachdenken und nicht irgendeine vorgefertigte Meinung übernehmen. Genau, da war was! Eine Botschaft! Und die ist gar nicht mal so schlecht. Geht aber leider irgendwie unter in diesem Buch.

Und dann die Entwicklungen zum Ende. Also das ist so übertrieben und unrealistisch, ich war einfach froh dass das Buch zu Ende war.

Schade, ich war sehr enttäuscht. Irgendwie nicht mal so von der Geschichte, sondern von der Idee. Oder so. Ich habe nach der Hälfte der Lektüre unendlich viele Male gedacht: Hä? Einfach so? Das war's?