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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 13.09.2019

Anders

Wir von der anderen Seite
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Anika Decker ist hier eine wirklich zauberhafte, emotionale, traurige, nachdenklich stimmende, Geschichte gelungen. Ehrlich gesagt, ist das Cover im Nachhinein zwar sehr passend, allerdings hat es mich ...

Anika Decker ist hier eine wirklich zauberhafte, emotionale, traurige, nachdenklich stimmende, Geschichte gelungen. Ehrlich gesagt, ist das Cover im Nachhinein zwar sehr passend, allerdings hat es mich überhaupt nicht angesprochen. Zum Glück habe ich mich davon nicht abhalten lassen!
Rahel lag nach einer Sepsis mit multiplem Organversagen im künstlichen Koma und kämpft sich langsam wieder zurück ins Leben.

Und genau darum geht es in der Geschichte. Nicht um die Krankheit, sondern darum, wie Rahel sich im Alltag wiederfindet. Rahel muss mit der ständigen Angst leben, dass ihr Herz vielleicht nie wieder richtig arbeiten wird. Sie muss sich im Arbeitsleben beweisen, obwohl sie eine erfolgreiche Drehbuchautorin war. Sie ist dem Mitleid von fremden Leuten ausgesetzt, wenn sie erzählt, was ihr für Stolpersteine in den Weg gelegt werden. Hilfe bekommt sie nur von ihren Eltern und ihrem Bruder, der extra aus den USA angereist ist. Zusätzlich zu den Schwierigkeiten, die sich auftun, verhält sich auch ihr Freund sehr merkwürdig.

Die Darstellung der Charaktere fand ich sehr gelungen. Einige empfinden das Buch als zu humorvoll für ein so ernstes Thema, aber jeder geht nun einmal anders mit solch einem Schicksalsschlag um. Rahel kann nicht anders, als alles mit einer Portion Humor zu würzen. Dazu muss man sagen, dass Rahels Geschichte im Wesentlichen mit der der Autorin übereinstimmt, und vielleicht ist dies einfach ihre Art, diese Zeit zu verarbeiten. Mir hat es sehr gut gefallen., wie die Autorin – die übrigens die Drehbuchautorin von z.B. Keinohrhasen ist – Rahels Gefühle wiedergegeben hat.

Oft habe ich beim Lesen zwischen Lachen und Weinen geschwankt, wollte mich an Rahels Bett setzen und ihr das Gefühl geben, nicht alleine zu sein. Sie ist eine durchweg sympathische und realistische Protagonistin. Der Kevster und Rahels Mutter haben mir übrigens auch sehr gut gefallen, und ich habe mich für Rahel gefreut, dass sie solch positive Menschen an ihrer Seite hat.

Alles in allem kann ich guten Gewissens eine Leseempfehlung für dieses Highlight aussprechen. Mit viel Charme kann die Protagonistin Rahel trotz ihrer schwierigen Situation über sich lachen und das sollten wir alle viel öfter!

Veröffentlicht am 03.09.2019

Der Titel ist Programm

Silent Victim
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Emma, perfekte Ehefrau, glückliche Mutter und Inhaberin eines Brautmodengeschäfts: das perfekte Beispiel für „der Schein trügt“. Sie leidet an Bulimie und ist eine Mörderin – allerdings ohne Leiche. Denn ...

Emma, perfekte Ehefrau, glückliche Mutter und Inhaberin eines Brautmodengeschäfts: das perfekte Beispiel für „der Schein trügt“. Sie leidet an Bulimie und ist eine Mörderin – allerdings ohne Leiche. Denn als ein Umzug bevorsteht, will sie die verschwinden lassen, und muss feststellen, dass das Grab leer ist. Sie beginnt, an sich selbst zu zweifeln, und ihr Ehemann Alex ebenso. Es beginnt ein pefektes Verwirrspiel um Verführung, Unschuld und Mord.

Dabei erzählt Emma aus zwei zeitlich versetzten Perspektiven, und auch ihr ehemaliger Lehrer – die fehlende Leiche – beschreibt die Ereignisse aus seiner Sicht. Da zeigt sich schon, dass die Wahrnehmung oft verzerrt ist. Wem kann man glauben? Emma, die davon überzeugt ist, dass der Lehrer sie manipuliert hat? Luke, der felsenfest behauptet, dass Emma übertreibt? Und als Leser stellt man sich irgendwann die Frage: war das Grab jemals gefüllt? Oder hat Emma sich eingeredet, den Lehrer umgebracht zu haben?

Ein Psychothriller, der mich mitgerissen und in Atem gehalten hat. Ein ums andere Mal kommt eine überraschende Wendung. Auch die angeschnittenen Themen, wie sexueller Missbrauch und Manipulation, lassen mich mit Emma mitfühlen. Zumindest meistens. Dennoch steigt die Spannung stetig an und gipfelt in einem spannenden Finale. Der Titel könnte nicht besser passen und insgesamt kann ich eine klare Leseempfehlung aussprechen!

Veröffentlicht am 20.08.2019

Hinter Deinem Rücken

Hinter deinem Rücken
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Stefano de Luca – allein schon der Name lässt einen Starfriseur vermuten. Nur die gut betuchte Kundschaft lässt sich hier frisieren. Für Jenny ist der Arbeitsplatz bei Stefano ein Glücksfall, und sie weiß ...

Stefano de Luca – allein schon der Name lässt einen Starfriseur vermuten. Nur die gut betuchte Kundschaft lässt sich hier frisieren. Für Jenny ist der Arbeitsplatz bei Stefano ein Glücksfall, und sie weiß alles zu schätzen, was er für sie tut. Dann stellt er jedoch Angelina ein, und für Jenny scheint die Zeit der Lieblingsangestellten vorbei zu sein …

Ein Thriller, der mir richtig gut gefallen hat. Zeitweise wusste ich als Leser nicht, wem ich vertrauen konnte. Wer sagt die Wahrheit, wer hütet ein Geheimnis? Vor allem: warum? Als Angelinas Auftritt kommt, hat sich auch bei mir ein mulmiges Gefühl eingestellt. Weshalb, kann ich nicht sagen. Doch es hat sich immer mehr bestätigt – wie bei Jenny allerdings. War ich anfangs auf ihrer Seite, wusste ich bald nicht mehr, ob man ihr uneingeschränkt glauben kann.

Das hat viel für mich ausgemacht, unter anderem weil die Charaktere trotz aller Intrigen und Verwirrungen authentisch gehandelt haben. Doch gegensätzlicher könnten sie nicht sein: Jenny, die von ihrer Mutter abhängig ist. Angelina, die schon immer davon geträumt hat, bei Stefano zu arbeiten. Die Rivalität und Feindseligkeit zwischen den beiden Frauen wird immer greifbarer, immer dichter. Und nach und nach stellt sich heraus, dass trotz der Oberflächlichkeit in jedem von ihnen ein Geheimnis schlummert.

Auch das Cover ist hier sehr gut gewählt und passt auffallend gut zum Inhalt.

Veröffentlicht am 19.08.2019

Verwirrspiel

Mein Herz so schwarz
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Schuld bist Du

Der Journalist Jakob kommt von einer Dienstreise nach Hause in eine leere Wohnung. Der Umzug sollte doch erst am nächsten Tag stattfinden? Er geht von einem Missverständnis aus, doch im ...

Schuld bist Du

Der Journalist Jakob kommt von einer Dienstreise nach Hause in eine leere Wohnung. Der Umzug sollte doch erst am nächsten Tag stattfinden? Er geht von einem Missverständnis aus, doch im neuen Haus findet er weder Frau noch Tochter. Stattdessen fährt er fast Tamara über den Haufen – eine ehemalige Freundin, die ihm sofort anbietet bei der Suche zu helfen. Dann häufen sich die merkwürdigen Ereignisse – allen voran die Kinderleichen, die er auf seinem Horrortrip findet. Wird seine Tochter das nächste Opfer sein? Und was hat es zu bedeuten, dass an allen Orten, wo er eine Leiche findet, die mysteriösen Worte „Schuld bist Du“ findet – allem Anschein nach mit Blut geschrieben?
Den roten Faden hat dieser Thriller im den Worten „Schuld bist Du“. Denn die tauchen überall dort auf, wo Jakob seine Tochter sucht und die Leiche eines schrecklich zugerichteten Kindes findet. Woran soll er schuld sein? Oder geht es gar nicht um ihn? Abwechselnd wird die Suche aus Jakobs Sicht erzählt, dann folgt ein Kapitel einer Unbekannten am Krankenbett eines im Koma liegenden Mannes. Der Autorin gelingt es, die Identität der beiden lange im Unklaren zu lassen, so dass man einfach immer weiter lesen will.
Man konnte als Leser mit Jakob fühlen. Die Spannung wächst parallel zu seiner Verzweiflung, denn weder der Leser noch er wissen, was eigentlich los ist. Seine Gedanken fahren Karussell, und niemand kann ihm helfen, ihn befreien aus diesem Alptraum. Das ist für mich sehr frustrierend gewesen, denn als Leser bin ich dem Protagonisten gerne einen Schritt voraus. So blieb mir nicht anderes über, als immer weiter zu lesen.
Die beiden Handlungsstränge haben anfangs, so scheint es, nichts miteinander zu tun. Bis man die Elemente miteinander verknüpfen kann, steckt man schon Hals über Kopf in der Geschichte. Eine Frau, die über ihre Vergangenheit nachsinnt, und ein Mann, der tote Kinder findet.
Jutta Maria Herrmann ist hier wieder ein Psychothriller mit Klasse gelungen. Anders als bei ihren bisherigen Büchern musste ich doch ab und an wegen der Grausamkeiten schlucken, dennoch haben sie am Ende gut ins Bild gepasst und die Geschichte rund gemacht. Die Hetzjagd quer durch Berlin in einer kalten Nacht ist rasant beschrieben. Man fiebert mit, hofft auf ein Happy End. Die Atmosphäre wird immer dichter, die Spannung immer größer.
Die detailreiche, aber trotzdem nicht hochgestochene Sprache hat die Seiten wieder nur so fliegen lassen. Die Spannung wurde von Anfang an hoch gehalten. Es kommen immer mehr Fragen zur Ausgangsfrage hinzu, so dass man gespannt auf das Finale „hinliest“.
Auch wenn eine Frage am Ende offen geblieben ist (sie ist aber nicht essentiell, ich bin nur neugierig) - ich kann diesen Thriller nur weiterempfehlen und freue mich auf weitere Bücher der Autorin!

Veröffentlicht am 28.07.2019

Beklemmend

Harz
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Bin ich nach dem Klappentext davon ausgegangen, dass es hier um Liv geht, so empfinde ich das nach dem Lesen anders. Der Protagonist ist Jens, Livs Vater. Auch wenn es oft nicht direkt um ihn geht, schwingt ...

Bin ich nach dem Klappentext davon ausgegangen, dass es hier um Liv geht, so empfinde ich das nach dem Lesen anders. Der Protagonist ist Jens, Livs Vater. Auch wenn es oft nicht direkt um ihn geht, schwingt doch immer viel zwischen den Zeilen mit. Auch handelt es sich hier nicht um einen typischen Thriller – das Grausame liegt tiefer verwurzelt, als ein Mord es könnte.

„Was seine wirklichen Söhne betraf, hatte er das Glück, seine Liebe und sein Wissen mit ihnen teilen zu können: Jens liebte den Wald mit dem Herzen, Mogens mit dem Verstand. Anders ausgedrückt bekam Jens einen Kloß im Hals, wenn er sah, wie ein Baum gefällt wurde, während Mogens eifrig den Preis berechnete, den er wert war.“ (Zitat S. 23)

Jens ist ein sehr emotionaler Mensch. Er hängt sein Herz schnell an Dinge und hat Angst, diese wieder zu verlieren. Über die Jahre entwickelt er das Messie-Syndrom, dessen wahres Ausmaß erst im Verlauf der Geschichte zum Tragen kommt. In Rückblenden erfährt der Leser, wie es dazu kam. Eigentlich ist er ein ganz normaler Mann – er hatte eine Kindheit in der Natur, hat seine Traumfrau kennen gelernt und eine wunderbare Tochter. Doch je älter er wird, desto mehr zieht er sich von den anderen Dorfbewohnern zurück – zu groß seine Angst, dass man ihm wegen seiner Lebensumstände alles nehmen wird, was ihm noch lieb ist.

„Das Harz hatte etwas gleichzeitig Heilendes, Tötendes und Bewahrendes, das Jens Haarder in seinen Bann zog.“ (Zitat S. 78)

Auch seine Frau merkt, dass ihn etwas umtreibt. Versucht sie anfangs noch, ihn liebevoll in seine Schranken zu weisen, gibt sie irgendwann auf. Doch sie hat nicht die Kraft, Hilfe zu holen – mal ganz davon abgesehen, dass ihr das wie Verrat vorgekommen wäre. So bleibt ihr nur ihre Tochter Liv, die sie umsorgen kann. Liv ist zwischen dem Chaos und den wirren Gedanken ihres Vaters aufgewachsen und liebt ihn bedingungslos. Die meiste Zeit wird die Geschichte aus ihrer Sicht erzählt, sodass klar hervorsticht, dass ihr Vater nur das Beste für sie will und keine bösen Gedanken hegt. Doch nach und nach beginnt Liv, das Verhalten von Jens zu hinterfragen, denn bald erscheinen seine Taten ihr nicht mehr ganz so freundlich.

Zwischen Livs Erzählungen aus der Gegenwart und den Perspektiven von Jens werden kurze Briefe der Mutter an ihre Tochter eingeschoben, was das Ganze noch beklemmender macht. Sie ist in ihrer Hilflosigkeit gefangen und so sehr sie sich auch wünscht, ihre Tochter zu retten, schafft sie es einfach nicht. Anfangs dachte ich, dass es sich weniger um einen Thriller als mehr um ein (Familien)Drama handelt. Doch je weiter die Story voranging, desto beklemmender wurde die Atmosphäre. Das war sicher auch den durch das Chaos klaustrophobischen Räumen geschuldet, die in der skandinavischen Weite die Story abgesteckt haben.

Persönliches Fazit
Eine Story, die sich trotz zähem Beginn rasant entwickelt und mit einigen interessanten Wendungen aufwartet.