Platzhalter für Profilbild

Mianna

Lesejury Profi
offline

Mianna ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Mianna über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 04.04.2024

Schwacher Hauptcharakter

Die Vermesserin der Worte
0

Ida hat ihre Worte verloren. Als Schriftstellerin sind diese ihr kostbarstes Gut. Sie droht zu vereinsamen und zu verarmen. Als sie auf ein Jobangebot für eine Stelle als Haushaltshilfe stößt, ist dies ...

Ida hat ihre Worte verloren. Als Schriftstellerin sind diese ihr kostbarstes Gut. Sie droht zu vereinsamen und zu verarmen. Als sie auf ein Jobangebot für eine Stelle als Haushaltshilfe stößt, ist dies eine willkommene Möglichkeit sich auf die Suche nach sich selbst zu begeben. Das Zusammenleben mit der alten Ottilie verlangt Ida Einiges ab, ist sie doch genauso einsam, wie Ida.
Die Geschichte hat einen hohen Wohlfühl-Charakter. Ida ist auf der Suche und als sie Ottilie begegnet, kann es nur gut werden. Das lässt sich schon zu Beginn erahnen. Die Geschichte ist also vorhersehbar.
Unerwarteterweise ist Ottilies Charakter umfassender ausgeformt, als Idas. Ida wirkt wie ein Mittel zum Zweck, um Ottilies Geschichte zu erzählen. Dafür muss sie erstmal das Geheimnis um Ottilies Vergangenheit aufdecken. Es ist spannend und berührend, aber auch etwas kitschig.
Zwischenzeitlich ist die Erzählung etwas langatmig, es scheint nicht richtig voran zu gehen. Idas Putzleidenschaft nimmt einen großen Raum ein.
Insgesamt ist die Geschichte nett. Sie ist berührend, besonders das Ende, aber auch etwas zu "schön" und eben an manchen Stellen zu lang.

Veröffentlicht am 24.03.2024

Verwirrend

Trabant
0

Georg Himmel scheint nicht so recht zu wissen, wieviel noch von ihm übrig bleibt, sollte sein Vater tatsächlich eine Affäre haben. Also verlässt er die Hochzeit seines besten Freundes, der nun anscheinend ...

Georg Himmel scheint nicht so recht zu wissen, wieviel noch von ihm übrig bleibt, sollte sein Vater tatsächlich eine Affäre haben. Also verlässt er die Hochzeit seines besten Freundes, der nun anscheinend ohne seinen Trauzeugen heiraten muss. Die Fahrt von Kroatien nach München mit dem Auto ist wie ein wilder Ritt durch die Nacht. Alles verschwimmt miteinander, Realität und Erinnerungen, Himmel und Erde.
Doch so sehr Georg nach Antworten in seinen Erinnerungen sucht, warum die Eltern nicht die sein sollten für die er sie hält, so sehr verirrt er sich auch. Merkwürdige Begegnungen und entflohene Agenten in der Realität gleichen seinen umnachteten Erinnerungen. Die Geschichte ist mehr als merkwürdig.
Was ist das für ein junger Mann, der da aus der Bahn geworfen durch die Nacht irrt, auf der Suche nach seinem Vater und dem Riesenstern Beteigeuze? Das und was es mit seinen Eltern auf sich hat bleibt auch nach Ende des Buches unklar.
Es ist enttäuschend, kommt nach dieser irren Geschichte, in der nichts greifbar wird, aber nicht unerwartet. Hat man sich also bis zum Ende dieses kurzen Büchleins durchgerungen, so wird es auch beim Beenden des Buches nicht belohnt.

Veröffentlicht am 12.02.2024

Eine Heldinnen-Geschichte

Mayfair House
0

Mrs. King wird nach dem Tod des Hausherren Mr. de Vries auf die Straße geworfen. Als Wirtschafterin in der prunkvollsten Villa in Mayfair hatte sie die Geschicke des Hauses geleitet. Nun sinnt sie nach ...

Mrs. King wird nach dem Tod des Hausherren Mr. de Vries auf die Straße geworfen. Als Wirtschafterin in der prunkvollsten Villa in Mayfair hatte sie die Geschicke des Hauses geleitet. Nun sinnt sie nach Rache und plant einen Coup, bei dem sie nicht nur die ganze Villa leer räumen, sondern auch Recht herstellen will.

Anders als es der Untertitel des Romans vermuten lässt, ist die Geschichte alles andere als locker-leicht. Mrs. King und die anderen Frauen sind lange eher unsympathisch und vereinzelt. Es wird deutlich, dass sie das schwere Leben Anfang des 20. Jahrhunderts gezeichnet hat. Die Atmosphäre ist sehr trist, hoffnungslos und bedrohlich. So bleibt es auch durchgehend. Vielleicht ist es dadurch besonders authentisch?
Als Lesende habe ich trotzdem mit den Frauen sympathisiert und mitgefiebert. Der lange Auftakt hat jedoch dafür gesorgt, dass das Lesen eher zäh war. Erst ab der zweiten Hälfte, mit veränderter Dynamik und der zunehmenden Nähe zu den Frauen und ihren Gefühlen steigt die Spannung wieder. Es ist auch interessant, wie sich die Charaktere im Laufe der Geschichte verändern bzw. ihre wahren Beweggründe zunehmend offenliegen.
Neben den zu erwartenden Entwicklungen gibt es Entwicklungen, die die Geschichte etwas überfrachten. Ein bisschen zu viel des Guten. Andererseits unterstützen diese Geschehnisse die Botschaft des Autors, nämlich das Ausgeliefertsein von Frauen in patriarchialen Strukturen, aber vorallem auch die weibliche Kraft.
Am Ende steht die genau die Stärke der Frauen im Vordergrund, ihre Leistungen und ihre Visionen. Alles fügt sich. Es ist zwar nicht alles gut, aber nahe dran.

Dies ist eine Heldinnen-Geschichte, über Frauen ohne Rechte Anfang des 20. Jahrhunderts. Etwas langatmig, aber mit Aussagekraft.

Veröffentlicht am 01.01.2024

Über Frauen, für Frauen

Warum bist du nicht, wie ich dich gern hätte?
0

Casy M. Dinsing beschreibt Beziehungsthemen, die Frauen in ihren Coachings häufig anbringen. Sie schreibt von dem Finden einer gemeinsamen Sprache, dem Erkennen und Vertreten eigener Bedürfnisse, von Eigenverantwortung ...

Casy M. Dinsing beschreibt Beziehungsthemen, die Frauen in ihren Coachings häufig anbringen. Sie schreibt von dem Finden einer gemeinsamen Sprache, dem Erkennen und Vertreten eigener Bedürfnisse, von Eigenverantwortung sowie Nähe und Abgrenzung.

In vielen konkreten Fallbeispielen schafft sie es ihre Ansichten zu verdeutlichen und erzeugt Verständnis für verschiedene Positionen. Mit dem Buchtitel "Warum bist du nicht so, wie ich dich gerne hätte" spielt sie darauf an, dass scheinbar Frauen häufig an den Männern Kindheitsthemen abarbeiten und diese zu "ihrem Projekt" machen.
Mir scheint angemessen, dass sie ihre Herangehensweise zu Beginn erläutert, nämlich Themen als Frauen- oder Männerthemen zu erkennen und gesteht ein, dass dies nicht allen Menschen entspricht. Da ich mich in vielen Teilen des Buches wiedergefunden habe, kann ich dies gut nachvollziehen. Auf Dauer ging mir dies jedoch zu weit. Ihr Fokus auf das Erleben der Frau und ihre Beschreibungen von Männern und Frauen wirken gleichzeitig auch platt. Sie schafft es zwar mit viel Humor "weibliche" Denkfallen und ver-rückte Ansichten aufzudecken, verliert dabei aber das Gleichgewicht auf die "männliche" bzw. diverse Sicht.
Ihre Erfahrungen aus den Coachings, die sie häufiger mit Frauen macht, enthalten viele Beispiele und Handreichungen. Das Online-Zusatzmaterial enthält auch nochmal praktische Übungen. Viele Empfehlungen erscheinen mir hilfreich, aber nicht alles ist uneingeschränkt für Jeden "wahr". Trotzdem habe ich viele Male über mich geschmunzelt und nehme auch Einiges mit.
Das Buch ist angenehm geschrieben und lässt sich fließend lesen. Als Ratgeber hätte es jedoch ruhig mehr farbliche/bildliche Hervorhebungen haben können. Die vielen praktischen Übungen und Tipps gehen so ein bisschen unter.

Empfehlenswert für Frauen, die sich von der "platten" Herangehensweise nicht stören lassen und bereit sind, über sich zu schmunzeln.

Veröffentlicht am 19.12.2023

Durch ein tiefes Tal

Die Wahrheiten meiner Mutter
0

Johanna ist vor drei Jahrzenten vor den Zwängen ihrer Familie geflohen. Zurück in ihrer Heimat versucht sie sich der Mutter zu nähern und das Wesen der Mutter zu ergründen. Sie rennt gegen Mauern. Zurückgezogen ...

Johanna ist vor drei Jahrzenten vor den Zwängen ihrer Familie geflohen. Zurück in ihrer Heimat versucht sie sich der Mutter zu nähern und das Wesen der Mutter zu ergründen. Sie rennt gegen Mauern. Zurückgezogen in einer Waldhütte beschäftigt sie sich mit dem möglichen (Innen-)Leben ihrer Mutter.

Die Erzählung ist schwerfällig und ihre Bemühungen Kontakt zu ihrer Mutter aufzunehmen haben etwas Schmerzliches und Belastendes. Nur einzelne Male wird der Monolog durchbrochen. Dies steigert die Spannung der Erzählung jedoch noch mehr. Gleichzeitig entwickelt sich die Erzählung wie bei Robinson Crusoe, scheinbar passiert nichts. Die starken Sprachbilder und die Länge bzw. Kürze der Kapitel unterstützen den Lesefluss, doch kommen nicht gegen die Schwerfälligkeit an. Die Atmosphäre ist lähmend und die Entwicklung der Geschichte kommt viel zu spät. Die Wendung, die Johanna durchmacht ist wegen der Zeitsprünge und der vielen sich drehenden Gedanken und Gefühle schwer nachvollziehbar.

Anspruchsvoller Monolog über eine Tochter, die bei ihrer Mutter gegen Wände rennt. Robinson Crusoe in einer Waldhütte.