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Veröffentlicht am 12.05.2020

Serafin - Das kalte Feuer

Serafin. Das Kalte Feuer
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Der bekannte Autor Kai Meyer hat nach etwa 20 Jahren die Fortsetzung „Serafin – Das kalte Feuer“ zu seiner Merle- Reihe geschrieben. Die Vorgänger heißen „Die fließende Königin“, Das steinerne Licht“ und ...

Der bekannte Autor Kai Meyer hat nach etwa 20 Jahren die Fortsetzung „Serafin – Das kalte Feuer“ zu seiner Merle- Reihe geschrieben. Die Vorgänger heißen „Die fließende Königin“, Das steinerne Licht“ und „Das gläserne Wort“. Ich würde wirklich dringend empfehlen, dass man die Vorgänger gelesen hat, weil man so einfach die Zusammenhänge besser versteht.

Klappentext:
Kaum je hat das Ende einer Geschichte seine Leserinnen und Leser so fassungslos zurückgelassen wie der dritte Band der Merle-Trilogie. Die Fans waren sich einig: So darf Merles Geschichte nicht enden! Viele Jahre später ist Kai Meyer nach Venedig zurückgekehrt. In diesem Venedig jenseits der Spiegelwelt begegnen Serafin und seiner geflügelten Katze zwei Mädchen: Es sind Merle und Junipa. Die beiden sind aus der Spiegelwelt geflohen – und in einem Venedig gelandet, in dem vieles anders ist. Niemand hier kennt die Fließende Königin, und Serafin hat sein Leben nicht für Merle geopfert. Doch auch in diesem Venedig gibt es finstere Mächte, denen sich die drei Freunde entgegen stellen müssen. Und endlich wird es das langersehnte neue Ende für die größte Kult-Serie der deutschen Fantasy geben …

Schon als ich das erste Mal gehört habe, dass die Merle- Reihe fortgesetzt werden soll, war ich Feuer und Flamme. Ich war voller Erwartungen und Hoffnungen, habe das Erscheinen des Buches herbeigesehnt. Die Merle- Reihe habe ich vor vielen Jahren verschlungen, sie waren damals meine ersten Bücher aus der Feder von Kai Meyer und sie haben mich wirklich geprägt. Das Ende der Trilogie hat mich damals zu tief erschüttert, ich konnte nicht glauben, dass es für Merle und Serafin kein Happy End geben wird. Daher waren meine Erwartungen an dieses Buch wirklich riesig – und ich wurde echt nicht enttäuscht.
Wie bereits erwähnt, ist es schon länger her, dass ich die Trilogie damals gelesen habe. Aber dennoch bin ich gut in „Serafin – Das kalte Feuer“ reingekommen. Man lernt einen anderen Serafin in einem anderen Venedig kennen und schnell tauchen auch Merle und Junipa auf. Das Geschehen aus den Vorgängern wird aufgegriffen und teilweise nochmal in die Handlung eingebaut, sodass das Wesentliche nochmal aufgefrischt wird. Diese kleinen Informationshappen reichen vollkommen auf, damit einem die Handlung aus den drei vorherigen Werken wieder in Erinnerung gerufen wird. Auch noch die ein oder andere offene Frage wird nochmal aufgegriffen und man bekommt noch eine Erklärung diesbezüglich. Dies hat mir gut gefallen und hat nochmal einen Bogen zu den älteren Büchern gespannt.
Der Schreibstil ist, wie ich es bereits aus seinen bisherigen Büchern, die ich von Kai Meyer gelesen habe, sehr angenehm und flüssig. Das Buch liest sich wirklich zügig weg, zu schnell fliegen die Seiten dahin und schneller als man denken kann, ist man mitten in der Geschichte drin – es entwickelt eine richtige Sogwirkung, sodass ich das Buch nur ungern wieder zur Seite gelegt habe. Der Erzählstil ist bildhaft und wortgewaltig, gekonnt wird eine Atmosphäre aufgebaut, ein magisches Venedig und auch die Spiegelwelt wird auf facettenreiche Art und Weise aufgebaut und man staunt immer wieder über die ideenreiche Gestaltung von Seiten des Autors. Auch schafft es Meyer vielseitige, spannende und unerwartete Wendungen einzubauen. Ein fesselndes Ereignis jagt das nächste, sowohl die Charaktere als auch der Leser bekommt keine wirkliche Verschnaufpause. Dabei schafft es der Autor gekonnt, dass die Handlung nicht zu überladen wirkt – alles wirkt authentisch. Auch die Schauplätze und das magische Venedig haben mir gefallen, aber auch die Spiegelwelt war auf seine Art überzeugend.
Auch die Charaktere konnten mich wieder überzeugen. Klar, es ist ein anderer Serafin, welcher in einem anderen magischen Venedig wohnt. Dennoch ist der Funke bei mir übergesprungen. Ich habe mit ihm mitgefiebert, konnte seine Gefühlswelt verstehen und fand ihn vollkommen sympathisch. Er ist offen für neues, ist bereit, in ein Abenteuer zu treten und dieses zu meistern. Auch hat er sein Herz am rechten Fleck. Aber auch Merle konnte mich mit ihrer taffen und zielstrebigen Art überzeugen. Sie sucht zusammen mit Junipa ihren Vater und beide sind bereit, einige Hürden zu meistern. Es war wie ein Besuch bei alten, liebgewonnenen Freunden. Ich habe jede Seite genossen und war bereit, jedes Abenteuer mit dieser Gruppe zu bestreiten. Mein persönlicher Liebling war jedoch die goldene und fliegende Katze Cagliostra. Sie konnte mich mit ihrer humoristischen Art überzeugen und hat mich oftmals zum Lachen gebracht. Meyer hat auch hier wieder sein Talent für die Charakterbildung bewiesen – und dies in Form einer sarkastischen, außergewöhnlichen Katze, die mir persönlich sofort ans Herz gewachsen ist.

Insgesamt konnte mich Kai Meyer mit seinem fantastischen Werk „Serafin – Das kalte Feuer“ vollkommen überzeugen. Sowohl die Handlung, der Weltenaufbau als auch die Charaktere waren genau nach meinem Geschmack, ich bin voll auf meine Kosten gekommen und habe jede einzelne Seite genossen – nur schade, dass das Buch viel zu schnell ausgelesen war. Zu gerne würde ich ein Wiedersehen mit Merle, Serafin und Junipa und gerne auch Cagliostra herbeisehnen. Hierfür möchte ich wohlverdiente 5 Sterne und eine klare Leseempfehlung vergeben.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 11.05.2020

Der dunkle Garten

Der dunkle Garten
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Die bekannte Autorin Tana Fench, welche vor allem durch ihre Kriminalromane bekannt wurde, hat mit „Der dunkle Garten“ ein etwas anderes Werk geschrieben. Dieses Buch ist ein Einzelband und kann daher ...

Die bekannte Autorin Tana Fench, welche vor allem durch ihre Kriminalromane bekannt wurde, hat mit „Der dunkle Garten“ ein etwas anderes Werk geschrieben. Dieses Buch ist ein Einzelband und kann daher ohne Vorkenntnisse aus ihren bisherigen Büchern gelesen werden.

Klappentext:
Toby Hennessy, 28, führt ein unbeschwertes Leben in Dublin. Bis er eines Nachts in seiner Wohnung brutal zusammengeschlagen wird. Toby überlebt nur knapp, kann sich nicht mehr auf seine Erinnerungen verlassen. Er flüchtet sich in das »Efeuhaus« – das alte Anwesen der Familie, wo er sich um seinen sterbenden Onkel Hugo kümmern soll. Doch der dunkle Garten des Hauses birgt ein schreckliches Geheimnis.

„Der dunkle Garten“ ist ein Roman, der laut dem Klappentext andere Erwartungen in mir geschürt hat, als es dann schließlich geliefert hat.
Der Schreibstil von der Autorin Tana French ist gewöhnungsbedürftig. Es gibt viele Schachtelsätze oder auch Sätze, welche mehrere Zeilen andauern. Dann gibt es auf der anderen Seite viele Sätze, welche nur aus wenigen Worten bestehen. Dabei wird teilweise sehr ins Detail gegangen, die vielen Informationen muss man erst einmal sortieren. Man muss lernen, diese zu selektieren, welche wichtig sind und welche davon nur nettes Beiwerk. Aber dann schafft es Tana French auch gekonnt, Bilder entstehen zu lassen und baut dabei einen vielseitigen Roman auf. Hat man sich erst einmal an den Schreibstil gewöhnt, dann lässt sich dieses Buch flüssig lesen und entwickelt dabei eine gewisse Sogwirkung. Man wird immer tiefer in die Ereignisse hereingezogen und will die Geheimnisse zusammen mit den Charakteren aufdecken.
Das Buch entwickelt sich recht langsam. Es benötigt einige Seiten, um in Fahrt zu kommen. Am Anfang startet die Geschichte nur langsam, man lernt dabei den Ich- Erzähler Toby und sein bisheriges Leben kennen. Toby ist seiner eigenen Meinung nach ein richtiges Glückskind, er hat ein gutes und leichtes Leben. Er hat einen guten Job, indem er zufrieden ist und in dem er sich Aufstiegschancen erhofft. Außerdem hat er eine wirklich gute und verständnisvolle Freundin und enge Freunde, mit denen er zu gerne seine Freizeit verbringt. Meiner Meinung nach wirkt Toby zu Beginn ziemlich versnobt. Er fühlt sich überlegen und denkt, er kann diverse Dinge machen, ohne schwerwiegende Konsequenzen fürchten zu müssen. Er selbst scheint von sich zu denken, dass er eine Art Held ist – sowohl im Berufsleben als auch im privaten Sektor. Dieser erste Eindruck machte ihn in meinen Augen nicht direkt sympathisch. Nach einem alkoholschweren Abend mit zwei seiner besten Freunde wird in seiner Wohnung eingebrochen. Toby erleidet schwere körperliche und auch seelische Schmerzen. Seine Art und Weise, wie er mit seinem neuen Leben umgeht, war mir persönlich auch nicht richtig sympathisch. Im Verlauf der Handlung zieht er mit seiner Freundin bei seinem schwer erkrankten Onkel ins Haus und hilft ihm bei der Bewältigung alltäglicher Aufgaben. Aber auch Toby lernt dabei, mit seinen Problemen zu leben. Die Geschichte plätschert so langsam dahin. Es gibt viele ruhige und auch stille Passagen. Das hat aber den Vorteil, dass man die Charaktere besser kennen lernt.
Der Roman besticht durch seine facettenreiche Art. Zum einen bekommt man einen guten und vielseitigen Einblick in die Psyche der Protagonisten. Man lernt sie im Verlauf der Handlung gut kennen, bekommt dabei jedoch immer wieder neue Seiten oder auch Geschichten aus der Vergangenheit präsentiert, diese sind gut ausgearbeitet und bestechen durch seine Vielseitigkeit. Im späteren Verlauf entwickelt sich dieses Buch zu einem richtigen Pageturner – ein dunkles Geheimnis soll aufgedeckt werden. Viele vergangene Taten werden aufgedeckt. Dabei gibt es einige unerwartete Wendungen, welche einen wirklich überraschen können, ein paar weitere Wendungen kann man vorhersehen, dennoch hat es mir Spaß gemacht, die genauen Umstände zu entdecken.
„Der dunkle Garten“ wird aus der Sicht des Ich- Erzählers Toby berichtet. Durch den Überfall auf seine Wohnung hat Toby leider Probleme mit seinen Erinnerungen. Dies hat zur Folge, dass man auch als Leser nicht genau weiß, was davon wahr ist oder wem man vertrauen kann – weil der Erzähler dies ebenfalls nicht mehr weiß.
Leider muss ich zugeben, dass mir keiner der Protagonisten wirklich sympathisch geworden ist. Zu Beginn war mir Toby zu Ich- bezogen, zu überheblich, er dachte, ihm gehört die Welt. Später versinkt er in seinem neuen Leben, vergräbt sich und dennoch sind ihm seine Mitmenschen größtenteils egal. Auch sein Cousin Leon oder seine Cousine Susanna konnten mein Herz nicht wirklich erwärmen. Einzig der Onkel Hugo hatte sympathische Züge, doch je mehr man über ihn erfährt, umso mehr verblasst auch dies.
Dies ist kein typischer Kriminalroman. Zu Beginn plätschert die Geschichte nur dahin, das Hauptaugenmerk liegt auf der Entwicklung und auch auf die Psyche der Charaktere. Erst am Ende des Buches geht alles Schlag auf Schlag, es wird immer spannender. Ich musste mich durch die ersten Seiten kämpfen, und diese Phase dauert schon mehr als einhundert Seiten. Doch ich finde, es hat sich gelohnt, durchzuhalten. Ein wirklich vielseitiger Roman, der sich langsam aber stetig entwickelt.
Ein weiterer Kritikpunkt von meiner Seite ist, dass es viele Passagen gibt, in denen Alkohol oder auch Drogen konsumiert wird. Teilweise wird vor allem der Drogenmissbrauch verharmlost, was mir persönlich negativ aufgefallen ist.

Insgesamt konnte mich Tana French mit ihrem Roman „Der dunkle Garten“ nicht vollständig überzeugen. Zu Beginn entwickelt sich die Geschichte recht langsam, auch sind mir die Protagonisten nicht wirklich sympathisch geworden, sodass ich keinen direkten Bezug oder eine Bindung zu den Charakteren aufbauen konnte. Doch später entwickelt sich eine Art Sogwirkung, ich wollte nur zu gerne wissen, was für ein Geheimnis behütet werden muss und welche Umstände dazu geführt haben. Diese Umstände haben dazu geführt, dass mich dieses Werk nicht vollständig überzeugen konnte. Ich möchte 3 Sterne für dieses Buch vergeben.

Veröffentlicht am 21.04.2020

Die Kinder von Nebra

Die Kinder von Nebra
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Der mir bereits durch viele Werke bekannte Autor Ulf Schiewe hat mit „Die Kinder von Nebra“ sein neustes Werk veröffentlicht. Dies ist (bisher?) ein Einzelband und kann ohne Vorkenntnisse gelesen werden.

Klappentext:
Nebra ...

Der mir bereits durch viele Werke bekannte Autor Ulf Schiewe hat mit „Die Kinder von Nebra“ sein neustes Werk veröffentlicht. Dies ist (bisher?) ein Einzelband und kann ohne Vorkenntnisse gelesen werden.

Klappentext:
Nebra vor 4000 Jahren: Lange haben sich die Menschen der Willkür des mächtigen Fürsten Orkon gebeugt, der das Volk quält und ausbeutet, sich nimmt, wonach immer es ihn gelüstet. Jetzt endlich regt sich Widerstand. Die junge Priesterin Rana will Orkons dunkle Herrschaft brechen und die Menschen befreien. Das Werk ihres Vaters soll ihr dabei helfen: eine bronzene Scheibe, die den Sternenhimmel zeigt und eine geheime Botschaft der Götter enthält. Sie steht für die Göttin des Lichts, die dem Hass Liebe entgegensetzt. Doch Ranas Weg ist gefährlich, viel steht auf dem Spiel. Auch das Leben derjenigen, die ihr am liebsten sind ...

Von dem Autor Ulf Schiewe habe ich bereits einige historische Bücher gelesen, bisher konnte er mich immer mit seinen Werken begeistern. Seinem neusten Werk „Die Kinder Nebra“ gegenüber war ich etwas skeptisch. Spielt es doch so gar nicht in der Zeit, welche ich bevorzugt lese. Ein Buch, welches vor 4000 Jahren spielen soll, gehört leider nicht zu meinem typischen Beuteschema. Dennoch habe ich dem Buch eine Chance gegeben, hat mich Schiewe doch bisher immer begeistern können. Und auch dieses Mal ist es dem Autor gelungen, obwohl ich dem Buch gegenüber recht skeptisch war. Meine Erwartungen wurden um ein vielfaches übertroffen.
Zuerst ist mir die Gestaltung positiv aufgefallen. Hier wurde ein umfangreiches Bonusmaterial zur Verfügung gestellt, die ich als Leser gerne zu Rate gezogen habe. Gleich zu Beginn ist eine farbige Karte beigefügt wurden. Gerne habe ich sie als Hilfestellung genommen, wenn ich mir unsicher war, welches Volk in welcher Region wohnt, wer der direkte Nachbar von wem war. Hilfreich waren auch das Personenregister oder auch die Götterübersicht. Sehr ansprechend fand ich auch das Nachwort. Hier geht der Autor nochmal auf die Trennung von Fakten und Fiktion ein. Er beschreibt, was seiner eigenen Fantasie entspricht und wo er sich an die aktuellen Ansichten der Wissenschaftler gehalten hat. Ich empfand dies als sehr lehrreich und es hat mir nochmal einen besseren Einblick in die damaligen Lebensverhältnisse ermöglicht.
Wie ich es bereits aus seinen vorherigen Werken gewohnt war, konnte mich auch dieses mal wieder der bildgewaltige und flüssige Schreibstil von Schiewe überzeugen. Er schafft es gekonnt, Bilder in meinem Kopf entstehen zu lassen. Die Schauplätze werden bildhaft beschrieben, ohne dass die Ausschweifungen zu ausufernd sind. Dennoch konnte ich mich gut in diese längst vergangene Zeit hineinversetzen, hatte in Bild vor meinem geistigen Auge. Auch folgt der Autor stetig dem roten Faden – ein klares Ziel ist erkennbar, auf welches gekonnt hingesteuert wird. Dabei werden einige unerwartete Wendungen und spannende Szenen eingebaut, sodass ich gebannt an den Seiten geklebt habe. Was ich auch noch positiv hervorheben möchte: die umfangreiche Recherche des Autors. Man merkt jeder Seite an, dass er sich im großen Maße mit dieser Zeit beschäftigt hat und auch, dass er sich an die derzeitigen Ansichten der Wissenschaftler gehalten hat. Stetig habe ich etwas über diese Zeiten gelernt und es hat mir Spaß gemacht, immer neue Informationen zu erhalten. Oftmals hat mich dieses Wissen in ein Staunen versetzt, hätte ich mir doch rückständigere Lebensumstände vorgestellt. Dies ist eigentlich nicht meine bevorzugte Zeit, meist lese ich historische Romane die deutlich später spielen. Daher habe ich wirklich viel Spannendes lernen können. Besonders haben mir die Darstellungen der Rituale und mögliche Ansichten der Götterkultur gefallen. Auch über die Entstehung der Himmelsscheibe erhält man umfangreiche Informationen, welche ich nur zu gerne mit verfolgt habe. All dies hat Ulf Schiewe gekonnt in die Handlung einfließen lassen, sodass man quasi spielend lernt.
Überzeugen konnten mich auch die lebendigen und vielseitigen Charaktere. Sie wirkten auf mich alle so dreidimensional, sie hatten alle ihr persönliches Päckchen zu tragen, hatten eine Vergangenheit oder eine Geschichte, welche sie geprägt haben. Es gibt eine klare Grenze zwischen Gut und Böse, Grauzonen sucht man hier eher vergeblich. Dies hat mich jedoch nicht weiter gestört, hat es doch zum Inhalt des Buches gepasst und hat der Spannung keinen Abbruch getan. Rana ist hier der weibliche Protagonist. Sie ist die Tochter einer Priesterin und eines Schmieds, wohnt mit ihrer Familie in einem kleinen Dorf. Sie ist eine willensstarke, sture Person, aber sie ist auch stark und kämpferisch. Dabei setzt sie sich für ihre Prinzipien ein und ist dabei nicht selten impulsiv. Zu Beginn hatte ich ein paar kleinere Schwierigkeiten mit ihrer Person, war sie mir doch zeitweise zu aufbrausend oder auch naiv. Doch im Verlauf des Buches ist sie mit den Aufgaben gewachsen, die sie meistern musste. Rana hat eine interessante Charakterentwicklung durchgemacht, welche ich nur zu gerne mit verfolgt habe.
Mein einziger kleiner Kritikpunkt: Ich persönlich habe ein paar Seiten gebraucht, um mich in dieser Zeit zurechtzufinden – gleich zu Beginn wird man in die Geschichte hineingeworfen und ich musste mich in dieser erst einmal zurechtfinden. Ich musste die Namen aber auch die Völker sortieren. Aber nach nur wenigen Seiten hat sich auch das wieder gelegt und liegt vielleicht auch daran, dass ich mich in dieser Zeit nicht wirklich auskenne. Liegt also nicht unbedingt an dem Buch selbst.

Auch dieses Mal konnte mich Ulf Schiewe mit seinem neusten historischen Roman „Die Kinder von Nebra“ wieder überzeugen. Völlig unerwartet, da dies normalerweise nicht meine bevorzugte zeitliche Epoche ist in Bezug auf historische Romane. Dieses Werk besticht durch seine umfangreiche Recherche, eine spannende und fesselnde Handlung, den bildgewaltigen Schreibstil und die plastischen Charaktere. Ich kann es wirklich nur empfehlen und möchte 4,5 Sterne vergeben.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 15.04.2020

Das Blut der sieben Könige

Das Blut der sieben Könige
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Der Fantasy- Roman „Das Blut der sieben Könige“ aus der Feder von Régis Goddyn ist der Auftakt zu einer Reihe und kann daher ohne Vorkenntnisse gelesen werden.

Klappentext:
Es gibt zwei Arten von Menschen. ...

Der Fantasy- Roman „Das Blut der sieben Könige“ aus der Feder von Régis Goddyn ist der Auftakt zu einer Reihe und kann daher ohne Vorkenntnisse gelesen werden.

Klappentext:
Es gibt zwei Arten von Menschen. Jene mit gewöhnlichem rotem Blut und jene mit blauem. Letztere nennt man Wiedergänger. Das blaue Blut verleiht ihnen besondere Fähigkeiten – Langlebigkeit, übermenschliche Stärke oder außergewöhnliche Schnelligkeit. In manchen Fällen schenkt es ihnen sogar sensorische Kräfte und die Fähigkeit, die Realität zu beeinflussen.
Legenden erzählen von sieben blaublütigen Königen, welche die Welt eroberten und tausend Jahre lebten. Nun herrschen ihre Nachkommen im Adel und der Armee. Doch was ist Wahrheit und was nur Propaganda, um die feudale Hierarchie aufrechtzuerhalten?

Der Klappentext und auch das Cover konnten meine Neugier wecken, das Buch hat sich spannend angehört, doch leider hält es meiner Meinung nach nicht die Anforderungen und Erwartungen, welche ich an diesem Reihenauftakt hatte.
Ich bin leider recht schwer in das Buch hineingekommen. Dies lag an verschiedenen Aspekten, mit denen ich leider nicht zurechtgekommen bin. Zum einen war dies der Schreibstil. Dieser ist beschreibend und teilweise viel zu detailliert an Passagen, die man nicht unbedingt so genau vertiefen muss. Durch diesen Schreibstil ist es recht mühselig, in die Geschichte hineinzufinden. Dank der vielen detaillierten Beschreibungen wirkte der Erzählstil auch recht distanziert auf mich, man kommt sich eher wie ein geduldeter stiller Beobachter vor, nicht wie ein Teil dieser Geschichte. Ein anderer Aspekt, der es mir schwer gemacht hat, ist, dass man als Leser einfach in die Handlung hinein geworfen wird. Dabei wird man mit Namen und Begriffen bombardiert, durch welches man sich erst einmal durcharbeiten muss und versucht dabei, den Überblick zu bewahren. Die Namen haben auch mich recht verwirrend gewirkt. Ich wusste nicht, welcher davon für die Handlung relevant ist und welcher nur einen kurzen Auftritt hat. Dies machte mir den Einstieg schwer, konnte ich nicht alle Namen nicht sofort zuordnen. Leider empfand ich das Buch streckenweise auch recht langatmig. Die Reise des Protagonisten wird zum Teil sehr genau erzählt, welche Hürden dieser meistern muss und gegen wen er sich behaupten muss. Dies war mir persönlich zu detailliert, manchmal hätte ich mir ein paar Kürzungen gewünscht. Erst recht spät kommt Spannung auf, durch den ersten Part des Buches musste ich mich ganz schon durchkämpfen und war kurz davor, aufzugeben. Die Handlung, die Spannung versprochen hat, war der Teil rund um den König und die Story rund um das Blaue Blut. Die Geschichte rund um den König empfand ich als sehr konfus und undurchsichtig. Es wirkte auf mich eher verwirrend und hat viele Fragezeichen in meinem Gesicht hervorgerufen. Viele spannende Aspekte wurden aufgewirbelt, kurz angedeutet und ohne erklärende Worte debattiert. Hier haben die aufklärenden Worte gefehlt – es fehlten die Hintergrundinformationen, mit denen manche Zusammenhänge klar gewesen wären, sodass diese Handlung bestimmt mehr Spaß gemacht hätte. So fand ich diese Ausführungen leider nur verwirrend, schade um das verschenkte Potential. Der fantastische Part mit dem Blauen Blut wird leider auch eher stiefmütterlich behandelt. Es gibt Menschen, in dessen Adern Blaues Blut fließt. Sie sind Nachkommen aus dem Königshaus, jedoch ist dies nicht immer sofort erkennbar, dennoch wird bei jeder Geburt ein Test auf Blaues Blut gemacht. Teilweise können diese Menschen Fähigkeiten entwickeln oder auch ein besonderes Talent ausbilden. Doch leider bleibt dieser fantastische Part eher im Hintergrund, die paar Informationen, die man bekommt waren zusammenhangslos oder nicht aussagekräftig genug.
Orville ist der Protagonist in diesem Buch. Er ist ein Soldat, der recht früh eine besondere Mission bekommt, die er sich stellen muss. Man verfolgt recht detailliert seine Reise, wie er diese Gruppe verfolgt, welche Gedanken er dabei hat – er schreibt eine Art Reisetagebuch und hält seine Geschehnisse recht sachlich fest. Zu Beginn wirkte er auf mich recht überheblich, hat keinen Rat angenommen. Im Verlauf der Handlung macht er eine Veränderung durch, wächst mit seinen Aufgaben. Seine ehrgeizige Art ist dabei recht hilfreich und er steigt zu einer Position auf, die ich ihm zu Beginn des Buches nicht zugetraut hätte. Dennoch wurde ich mir nicht wirklich sympathisch. Er wirkte auf mich recht kühl und teilweise auch berechnend. Schade finde ich es, dass eigentlich alle Nebencharaktere blass geblieben sind – sie haben eine Aufgabe in der Handlung zu erfüllen und nicht mehr. Recht spät wird ein junges Mädchen, an ihrer Seite an Theokrat, eingeführt, welche Fähigkeiten hat. Sie scheint für den zweiten Band relevant zu sein. Näheres kann ich zu ihrer Person noch nicht sagen.

Leider konnten meine Erwartungen an „Das Blut der sieben Könige“ von Régis Goddyn nicht erfüllt werden. Der Protagonist war mir persönlich unsympathisch, der Schreibstil war zu beschreibend und zu distanziert. Und auch das Potential der eigentlich recht interessanten Handlung wurde nicht genutzt, vieles wurde nur kurz angerissen und war daher eher verwirrend als hilfreich. In diesem Fantasy- Buch wurde meiner Meinung nach der falsche Schwerpunkt gesetzt. Daher kann ich leider nur 2 Sterne vergeben.

Veröffentlicht am 02.04.2020

Der Untergang der Könige

Der Untergang der Könige
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Die mir bisher unbekannte Autorin Jenn Lyons hat mit „Der Untergang der Könige“ den ersten Band einer Fantasy- Reihe veröffentlicht, welche durch ihre Charaktere und Komplexität überzeugt.

Klappentext:
Jenn ...

Die mir bisher unbekannte Autorin Jenn Lyons hat mit „Der Untergang der Könige“ den ersten Band einer Fantasy- Reihe veröffentlicht, welche durch ihre Charaktere und Komplexität überzeugt.

Klappentext:
Jenn Lyons eröffnet mit »Der Untergang der Könige« ein großes Epos um einen Jungen, der mitten hinein gerät in die Konflikte zwischen Adelshäusern, Zauberern und Dämonen. Hängt von ihm das Schicksal des ganzen Reiches ab? »Erzähl mir eine Geschichte.« Das Ungeheuer machte es sich vor den eisernen Gitterstäben von Kihrins Kerkerzelle bequem.
Und der Junge aus den Elendsvierteln von Quur beginnt zu erzählen. Von seinem Leben als Dieb, von seinem Vater, der Harfe spielte, und ihn mit den Geschichten verschollener Prinzen und ihrer Abenteuer großzog. Davon, wie sein Unglück begann, als ihn ein Prinz für seinen verloren geglaubten Sohn hielt und er von nun an der Macht und den Intrigen einer Adelsfamilie ausgeliefert war. Was hat es aber mit Kihrin auf sich, dass er später auf dem Sklavenmarkt zu einem unvorstellbar hohen Preis versteigert wurde? Und wie kam es dazu, dass er in der düsteren Gefängniszelle, bewacht von einem zum Plaudern aufgelegten Ungeheuer, landete? Vielleicht gehört Kihrin ja gar nicht zu den Helden, von denen die alten Sagen und Lieder erzählen. Vielleicht ist er auch nicht dazu bestimmt, die Welt zu retten – sondern sie zu vernichten.

Der Klappentext von „Der Untergang der Könige“ konnte mich sofort in seinen Bann ziehen. Dieser klang voller Spannung und Abenteuer in einem wunderbaren fantastischen Setting. Und meine Erwartungen wurden nicht enttäuscht – ich habe sogar noch viel mehr bekommen, als ich erwartet habe.
Der Schreibstil von der Autorin Lyons ist packend und fesselnd. Man taucht in diese Welt ab, wird quasi von ihr eingesaugt und merkt dabei nicht, wie die Zeit um einen vergeht. Die Autorin schafft es, dass man seine eigenen Sorgen vergisst und zusammen mit dem Protagonisten Kihrin besticht man Abenteuer und meistert Hürden. Gefallen hat mir auch die humoristische Art des Buches. Oftmals wird der richtige Ton getroffen, die Situationskomik wird gekonnt gesetzt, ohne dass es dabei überzogen wirkt. Der Stil besticht durch seine sarkastische Art und oftmals habe ich mich beim Lesen mit einem Schmunzeln im Gesicht erwischt. Positiv ist mir auch die durchdachte Story aufgefallen. Auf jeder Seite wirkte sie auch mich konsequent – stetig wurde auf das nächste Ereignis ausgebaut, auch wenn manchmal ein kleiner Umweg gemacht wurde. Dennoch ist ein roter Faden erkennbar, die Autorin arbeitet sich langsam aber stetig auf das Finale vorwärts. Man erkennt viele liebevolle Details, bekommt ein wirklich komplexes Fantasy- Werk geboten. Es gibt so viele Facetten in diesem Buch, dass man sich wirklich während des Lesens konzentrieren muss, damit man die Zusammenhänge erkennt. Man muss wirklich sehr gut aufpassen, damit man als Leser auf dem Laufenden bleibt, damit man erkennt, wer mit wem verwandt ist oder auch wer in welchem Körper steckt. Auch das Worldbuilding ist umfangreich – die Welt ist wirklich ausgeklügelt und gespickt mit vielen liebevollen Details. Es werden diverse Länder und auch Völker thematisiert, ihre Kulturen werden behandelt und sind auch von Bedeutung für den Verlauf der Geschichte. Auch die Götterwelt oder auch dessen Entstehung ist essentiell für das Buch. Es wird nicht nur erwähnt, welche Götter es gibt, nein sie haben auch einen direkten Einfluss auf die Handlung und nehmen aktiv an der Geschichte teil. Ebenfalls überzeugen konnte mich das Magiesystem. Es gibt diverse Bereiche, die Welt der Lebenden und die der Toten, auch die der Magie. Diese ist vielfältig und gut ausgearbeitet. Man bekommt die Magie oftmals präsentiert und lernt, was diese alles bewirken kann, zu was sie fähig ist. Zum Beispiel auch die Besitznahme einer Seele eines anderen Körpers.
Der Einstieg in die Handlung ist recht direkt. Man wird mitten in das Geschehen hineingeworfen und muss sich in dieser erst einmal zurecht finden. Man lernt den Protagonisten Kihrin kennen. Zu Beginn sitzt er in einer Art Gefängnisraum. Ihm gegenüber sitzt seine Kerkermeisterin Klaue. Sie ist eine Mimikerin ,eine Gestaltwandlerin, die gerne auch mal Gewalt anwendet und Menschen mitsamt ihren Seelen auffrisst. Sie kann auf dessen Gedanken zurückgreifen oder ihre Gestalt annehmen. Ihre Person ist ziemlich komplex und oftmals greift sie in die Handlung ein, auf die ein oder andere Art und Weise. Klaue ist wirklich eine interessante Figur, welche mit allen Wassern gewaschen ist und ich fand es wirklich spannend, wie sie in den Verlauf der Handlung eingreift. Kihrin sitzt in diesem Kerker und zusammen mit Klaue erzählen sie sich gegenseitig eine Geschichte, wobei sie sich damit abwechseln. Der jeweilige Protagonist der Story ist Kihrin, bloß dass die beiden Erzählstränge zeitversetzt sind. So hat man einen vielseitigen Einblick auf die Geschichte und bekommt aus erster Hand erzählt, wie Kihrin in diese Situation gelangt ist. In seinen jungen Jahren lebte er mit seiner Adoptivfamilie im Samtviertel, er schlägt sich als Dieb durch und bestreitet sich zusammen mit seinem Vater durch musikalische Auftritte ihren Lebensunterhalt. Kihrin steigt später – durch viele Zufälle und Schicksalsschläge – als Erbe eines mächtigen Adelsgeschlechtes. Es folgen viele Machtkämpfe oder auch politische Intrigen, bei denen man sich ganz schön konzentrieren muss, um am Ball zu bleiben. Allgemein ist Kihrin ein komplexer Charakter, er ist vielseitig gezeichnet, hat wirklich seine Ecken und Kanten, seine ganz eigenen Wesenszüge und er hat ein Talent dafür, sich in Schwierigkeiten zu bringen. Aber nicht nur der Protagonist besticht durch seine Komplexität – auch die Nebencharaktere haben ihre eigene Geschichte. Sie haben eine Vergangenheit und Wesenszüge, sie haben ein Motiv, welches sie zum Handeln antreibt.
Ein weiteres spezielles Merkmal von diesem komplexen Fantasy- Werk sind die Fußnoten. Mich persönlich konnten sie überzeugen, sie haben oftmals den richtigen humoristischen Ton getroffen oder haben die Welt noch facettenreicher erscheinen lassen.

Insgesamt konnte mich die Autorin Jenn Lyons „Der Untergang der Könige“ mit ihrem komplexen Fantasy- Epos überzeugen. Ich wurde in diese fremdartige Welt hineingesaugt und am Ende kaputt wieder ausgespuckt. Zusammen mit Kihrin musste ich viele Hürden überwinden und oftmals hat mir der Kopf vor lauter Zusammenhänge geschwirrt. Doch es hat sich gelohnt, ich wurde mit einer durchdachten Story und einer interessanten Welt mit komplexem Magiesystem überzeugt. Dafür möchte ich 4,5 Sterne vergeben und freue mich schon auf die Fortsetzung. Ich kann es für alle Leser empfehlen, die ein komplexes Fantasywerk zu schätzen wissen.