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Veröffentlicht am 07.03.2022

Fake News

Die Nachricht
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Ruth Ziegler, die nach dem Tod ihres Mannes Ludwig, der bei einem tragischen Skiurlaub vor mehreren Jahren ums Leben kam, alleine mit ihrem Sohn Benny lebt, hat die Trauer mittlerweile überwunden und hat ...

Ruth Ziegler, die nach dem Tod ihres Mannes Ludwig, der bei einem tragischen Skiurlaub vor mehreren Jahren ums Leben kam, alleine mit ihrem Sohn Benny lebt, hat die Trauer mittlerweile überwunden und hat wieder gut ins Leben zurückgefunden. Ihr älterer Sohn ist schon ausgezogen und ihr Jüngster ist als Teenager viel unterwegs. Mit dem Alleinsein kommt sie prima zurecht. Sie ist Drehbuchautorin und gerne mit ihren Gedanken allein, und als moderne Frau ist sie auch viel auf Social Media unterwegs und hält so Kontakt zu ihrem umfangreichen Freundeskreis.

Dann bekommt sie plötzlich sehr unschöne, beleidigende auch beängstigende Nachrichten auf ihren Social Media Seiten, deren Ursprung sich nicht ermitteln lassen und die auch an ihren Freundeskreis geschickt werden. Und es geht weiter, denn auch Kollegen und sogar ihre Kinder werden von dieser Person behelligt, und erschreckenderweise kennt dieser Mensch Details aus dem Leben von Ruth, die nur wenige Personen aus ihrem Umfeld wissen könnten.

Ruth möchte kein Opfer sein und versucht natürlich den Verfasser oder die Verfasserin der Nachrichten zu identifizieren. Und auch ihr Umfeld reagiert auf die Nachrichten. Es ist spannend und interessant zu lesen (oder zu hören) was diese Diffamierungen für Auswirkungen auf die Beziehungen zu Freunden, ihren Kindern und Kollegen haben. Glaubt man ihr noch oder wird auch ihr eine Mitschuld zugeschoben? Ruth ist auf jeden Fall eine starke Frau, der man gerne folgt und das Buch ist besonders als Hörbuch mit der Sprecherin Vera Teltz, die der Protagonistin eine wirklich passende Stimme gegeben hat sehr empfehlenswert.

Bitte nicht vom wenig gelungenen Cover abschrecken lassen. Das Buch lohnt sich wirklich.

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Veröffentlicht am 02.03.2022

Neues von Tom Babylon und Dr.Sita Johanns

Violas Versteck (Tom-Babylon-Serie 4)
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Der dringend erwartete 4.Teil der Tom Babylon Reihe von Marc Raabe ist endlich da.

Mehr als 20 Jahre sucht LKA Ermittler Tom schon nach seiner kleinen Schwester Viola, die im Alter von 10 Jahren auf dramatische ...

Der dringend erwartete 4.Teil der Tom Babylon Reihe von Marc Raabe ist endlich da.

Mehr als 20 Jahre sucht LKA Ermittler Tom schon nach seiner kleinen Schwester Viola, die im Alter von 10 Jahren auf dramatische Weise verschwunden ist. (Der Mann hat Durchhaltevermögen) Obwohl es ein offizielles Begräbnis gab, ist Tom überzeugt davon, dass Vi noch lebt und seine Hartnäckigkeit zeigt Wirkung. Endlich taucht eine Spur seiner kleinen Schwester ausgerechnet in seinem Elternhaus auf. Tom findet ein Foto, dass eine ältere Viola mit einem ihr ähnlich sehenden Kind an der Hand zeigt.

Kurz darauf stirbt Tom’s Vater bei einem U-Bahn Überfall, der im Prolog geschildert wird und Tom wacht in einem Londoner Krankenhaus mit deutlichen Gedächtnislücken auf.

Natürlich geht es auch wieder um Bruckmann, den Antagonisten aus den Vorbänden, der inzwischen in Sicherheitsverwahrung in der forensischen Klinik Burg Tauenstein irgendwo im Nirgendwo einsitzt und der auch von dort aus, da sind sich Tom und seine vertraute Kollegin Sita einig, weiterhin die Fäden zieht. Es bleibt spannend und mitreißend und die Geschichte findet ein Ende, in dem alle noch offenen Fragen geklärt werden können. Der Autor springt nicht nur zwischen der Jetztzeit und der Vergangenheit wild hin und her auch die Schauplätze wechseln von London nach Berlin und in die Alpen. Marc Raabe ist wieder ein Pageturner gelungen, den man besonders zum Ende hin kaum aus den Händen legen möchte. Trotzdem fand ich den Abschlussband etwas schwächer als die Vorgänger. Man hätte die Geschichte sicher noch etwas straffer erzählen können und die imaginäre 10jährige Viola, mit der Tom seit Beginn der Reihe eine innere Zwisprache führt, ging mir manchmal schon ein bisschen auf die Nerven. Trotzdem ist das ein Meckern auf hohem Niveau und das Buch auf jeden Fall lesenswert. Allerdings empfehle ich die Buchreihenfolge auf jeden Fall einzuhalten.

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Veröffentlicht am 22.02.2022

Ein faszinierendes Selbstmordkommando

Der Astronaut
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Es geht um nicht weniger, als die Rettung der Erde in diesem Roman. Man sollte meinen, die Menschen seien ganz alleine in der Lage ihre eigene Spezies auf Dauer auszurotten, doch noch schneller könnte ...

Es geht um nicht weniger, als die Rettung der Erde in diesem Roman. Man sollte meinen, die Menschen seien ganz alleine in der Lage ihre eigene Spezies auf Dauer auszurotten, doch noch schneller könnte es vielleicht gehen, wenn sich die Sonne plötzlich immer mehr verdunkelt und rasant ihre lebensspendende Energie verliert.

Ryland Grace ist Wissenschaftler und kein Astronaut. Trotzdem wacht er nach einem komatösen Schlaf in einem Raumschiff auf und hat große Erinnerungslücken. Er ist nicht nur allein mit den Leichen 2er Crewmitglieder , er befindet sich ganz offensichtlich in einem anderen Sonnensystem und hat einen Auftrag zu erfüllen. Mühsam kämpft sich sein Gedächtnis zurück und was er herausfindet ist nicht schön.

Andy Weir hat sich wieder eine irre Geschichte ausgedacht, die durch ihren Humor und ihre Selbstironie einfach einen großen Unterhaltungswert hat. Sie ist gespickt mit Physik, Mathematik und wissenschaftlichen Erklärungen, mit denen ich nicht wirklich etwas anfangen kann, aber das macht gar nichts. Ich muss das als Leser nicht wirklich verstehen, um der Geschichte folgen zu können. Vermutlich ist es für Mathe und Physikfreaks nochmal ein doppelter Spaß, denn was der Autor schreibt, hat sicher Hand und Fuß. ( behaupte ich mal in meinem Nichtwissen)

Die handelnden Figuren waren mir sehr sympathisch. Ryland Grace ist ein brillanter Wissenschaftler, der unter den gegebenen Umständen bereit ist sich für das Überleben der Menschheit zu opfern. Man folgt ihm gerne durch die Geschichte und fühlt sich ihm emotional schnell verbunden. Die Geschichte selbst hat immer wieder überraschende Wendungen, so dass es nie langweilig wird. Neben dem Geschehen im Weltraum, dass in der Ich-Perspektive von Grace erzählt wird, gibt es einen zweiten Erzählstrang, der über die Entstehung der Mission berichtet.

Ich mochte den Roman sehr gerne. Allerdings hätte ich mir das Ende vielleicht anders gewünscht, auch wenn es durchaus schlüssig war.

Auf jeden Fall war auch „Der Astronaut“ wieder ein großer Lesespaß, den ich gerne weiterempfehle. Ich lese nicht gerade viel Science Fiction aber zu Andy Weir greife ich gerne.

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Veröffentlicht am 13.02.2022

Und das Drama nimmt seinen Lauf...

Gute Nachbarn
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Die Geschichte, die uns Therese Anne Fowler erzählt, führt uns nach North Carolina ins beschauliche Örtchen Oak Knoll. Hier lebt die verwitwete, farbige Forstwissenschaftlerin Valerie Alston-Holt mit ihrem ...

Die Geschichte, die uns Therese Anne Fowler erzählt, führt uns nach North Carolina ins beschauliche Örtchen Oak Knoll. Hier lebt die verwitwete, farbige Forstwissenschaftlerin Valerie Alston-Holt mit ihrem Sohn Xavier. Die Nachbarschaft ist angenehm. Man hilft sich und ist füreinander da. In dem Viertel leben unterschiedliche Kulturen friedlich miteinander.

Doch die Gentrifizierung erfasst auch diesen kleinen Ort, und so entsteht auf dem Nachbargrundstück zu Valerie ein protziges Haus mit Pool, in das alsbald eine weiße Vorzeigefamilie mit 2 Kindern einzieht. Die Tragödie beginnt als Valerie feststellt, dass ihre alte Eiche, die ihr ganzer Stolz in ihrem Garten ist bei den Bauarbeiten zu Schaden gekommen ist und wohl absterben wird. Außerdem verliebt sich ihr Teenagersohn ausgerechnet in die Tochter der Nachbarfamilie Whitman, als sich die verärgerte Valerie überlegt bezüglich des Baumfrevels ihren Nachbarn zu verklagen.

Schon nach wenigen Seiten spürt man das Unheil näherkommen und tatsächlich spitzt sich der Konflikt immer mehr zu. Dachte die Nachbarin Julia am Anfang noch sie könne sich eine Freundschaft mit der interssanten Valerie vorstellen, ist davon bald keine Rede mehr. Das Buch hat ein besondere Erzählstimme, eine Art allwissende Wir Perspektive. Vielleicht ist es die Nachbarschaft, die hier spricht, man weiß es nicht. Leider kommentiert diese Erzählstimme die Ereignisse und legt dem Leser Schlussfolgerungen vor, die dieser durchaus in der Lage wäre selber zu ziehen. Das hat mir nicht gefallen, auch wenn ich das Buch ansonsten recht unterhaltsam fand und gerne gelesen habe. Auch an Klischees hat die Autorin nicht gespart.

Von mir gibt es deshalb eine eingeschränkte Empfehlung für diese moderne Romeo- und Julia Erzählung, die wichtige und aktuelle Themen aufgreift und die ich als durchaus realistisch empfunden habe.

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Veröffentlicht am 11.02.2022

Frauen ohne Rechte

Das Mädchen mit dem Drachen
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Wie man eine Frau erzieht, so erzieht man ein ganzes Volk“ (afrikanisches Sprichwort)



Die französische Lehrerin Léna flieht nach einem Schicksalsschlag nach Indien. Hier will sie zur Ruhe kommen, ihr ...

Wie man eine Frau erzieht, so erzieht man ein ganzes Volk“ (afrikanisches Sprichwort)



Die französische Lehrerin Léna flieht nach einem Schicksalsschlag nach Indien. Hier will sie zur Ruhe kommen, ihr Leben neu sortieren und ihre Trauer überwinden.

Schon bei ihrer Ankunft ist sie sich nicht sicher, ob das nicht vielleicht eine Schnapsidee war. Die Menschenmassen, die allgegenwärtige Armut, Kinderarbeit, all das prasselt auf sie ein und überfordert und deprimiert sie noch mehr. Fast hätte sie beim unbedachten Schwimmen im Meer den Tod gefunden, doch ein kleines Mädchen rettet sie. Plötzlich ist sie nicht mehr die Touristin, die sich nur für die Sehenswürdigkeiten interessiert. Sie besinnt sich auf ihre Fähigkeiten als Lehrerin und steckt all ihre Energie in ein hohes Ziel, nämlich für die Kinder der Unberührbaren eine Schule zu gründen.

Auch in diesem Buch schreibt Laetitia Colombani wieder so atmosphärisch dicht, so bildhaft, wie ich es schon aus ihren Vorgängerbüchern „Der Zopf“ und „Das Haus der Frauen“ kenne. Indien wurde vor meinem inneren Auge lebendig. Die Autorin hat auch wieder starke Protagonistinnen geschaffen, die sich für Frauenrechte einsetzen. Sie beschreibt ungeschönt und realitätsnah den Alltag insbesondere von Mädchen der untersten Kaste, den Dalits ( die Unberührbaren) . Die Knechtschaft dieser Kinder ist bedrückend und empörend.

Vieles über Indien, was man über Zeitungsartikel oder Reportagen schon mitbekommen hat, fließt in den Roman mit ein und wird von den Romanfiguren erlebt und erlitten. Es hat mich erschüttert wie auch heute noch an rückständigen Traditionen auf dem Land festgehalten wird, zum Schaden junger Mädchen, die so frühzeitig versklavt werden ohne je die Chance auf ein freies, selbstbestimmtes Leben zu haben.

Das Buch wühlt auf, gibt aber auch Hoffnung, denn letztendlich zählt jedes Kind, dass gerettet werden kann.

Mir hat das neue Buch von Laetitia Colombani wieder wahnsinnig gut gefallen, ein Highlight für mich, dass ich wärmsten empfehlen kann.

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