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Veröffentlicht am 19.10.2023

Spannender Nachfolger von Bergland

Marschlande
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Gut recherchiert . Das Schicksal einer Bäuerin, die in den Marschlanden bei Hamburg als Hexe verbrannt wurde, nimmt eine „Zugezogene“ zum Anlass mehr über die Marschbewohner und deren Vorfahren wissen ...

Gut recherchiert . Das Schicksal einer Bäuerin, die in den Marschlanden bei Hamburg als Hexe verbrannt wurde, nimmt eine „Zugezogene“ zum Anlass mehr über die Marschbewohner und deren Vorfahren wissen zu wollen.

Sehr interessant fand ich auch den Epilog!

„Marschlande“ ist ein Buch, dass sich mit Frauenrechten beschäftigt und die Frage aufwirft , seit wann die Arbeit von Frauen herabgewürdigt wurde .

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Veröffentlicht am 19.10.2023

Die Reise eines Romans als Matroschka

Das Glück auf der letzten Seite
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In dem Roman „ Das Glück auf der letzten Seite“ haben wir es mit einem Briefroman zu tun.

Das Buch wurde aus dem Französischen übersetzt von Ina Kronenberger.



Den Plot fand ich sehr originell. Ein ...

In dem Roman „ Das Glück auf der letzten Seite“ haben wir es mit einem Briefroman zu tun.

Das Buch wurde aus dem Französischen übersetzt von Ina Kronenberger.



Den Plot fand ich sehr originell. Ein Autor verliert sein Manuskript, und dieses wandert jetzt von Hand zu Hand. Als es schließlich wieder auftaucht, schickt die Finderin es ihrem ursprünglichen Besitzer wieder zurück. Dass dieses unfertige Manuskript in den 30 Jahren, in denen es verschwunden war, von einem Unbekannten mit einem Schluss versehen wurde, lässt Anne Lise, der Finderin und Protagonistin des Romans keine Ruhe, so dass sie Nachforschungen anstellt und den erstaunlichen Weg, den dieses Manuskript gegangen ist nach und nach aufdeckt.



Bei der Reise des Roman‘s ist es wie bei diesen russischen Püppchen, die sich Matroschka nennen.



„Jede Etappe enthüllt eine neue Figur, die wiederum eine weitere in sich trägt.“



Immer mehr Personen haben ihre eigene Geschichte mit dem Manuskript. Der Text hat etwas in ihnen bewirkt und ihr Leben zum Besseren gewendet. Die Schicksale sind anrührend und selbst beim Autor bewirkt die Freude, die sein Manuskript bei seinen Leserinnen und Lesern offensichtlich ausgelöst hat, dass er eine Wandlung durchmacht.



Das Buch liest sich flüssig und besonders die Briefe von Anne Lise haben eine sehr gewählte Sprache mit gut durchdachten Sätzen. Es macht Spaß ihrer Korrespondenz mit den Leser* innen des Manuskripts zu folgen, die zwar zunächst Fremde, durch den intensiven Briefkontakt aber schnell zu Freunden werden.



Die Buchidee fand ich wirklich erfrischend und originell. Ich habe die Geschichte auch ein bisschen als modernes Märchen verstanden, dass natürlich mit einem ( und sie lebten glücklich und zufrieden…) Happy End endet.

Trotzdem war die Kitschgrenze bei mir irgendwann überschritten, was aber nicht heißt, dass dieses Buch nicht seine begeisterte Leserschaft finden wird. Es war halt nur für mich nicht ganz das Richtige.

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Veröffentlicht am 14.10.2023

Einfach nur toll

Feuerwanzen lügen nicht
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Dieses Buch habe ich in einem Rutsch durchgelesen, weil es mich so gefesselt und berührt hat. Das geht bei einem Jugendbuch mit 232 Seiten und relativ großer Schrift dann auch problemlos, zugegeben.

Die ...

Dieses Buch habe ich in einem Rutsch durchgelesen, weil es mich so gefesselt und berührt hat. Das geht bei einem Jugendbuch mit 232 Seiten und relativ großer Schrift dann auch problemlos, zugegeben.

Die Nominierung für den deutschen Jugendbuchpreis 2023 finde ich absolut gerechtfertigt. Ich bin total begeistert und habe vom Lesen noch ein paar Tränchen in den Augenwinkeln.



Worum geht es ?

Um es auf den Punkt zu bringen, es geht um Kinderarmut in diesem Buch.

Und dieses Thema wird von der Autorin sehr einfühlsam umgesetzt.

Die Geschichte wird aus Sicht von Nits ( Spitzname, da Nityananda im Alltag zu kompliziert ist) erzählt. Dieser eher ungewöhnliche Name rührt daher, dass sein Vater eine Indienreise so irrsinnig inspirierend und faszinierend fand, dass er seinen Sohn nach einem Guru benennen wollte. Seine deutsche Mutter mit indischen Wurzeln hatte nichts dagegen.

Seit Grundschultagen ist Nits eng mit Mischa befreundet. Die zwei Jungs ergänzen sich perfekt. Der hibbelige Nits, der für jeden Spaß zu haben ist und der sich gerne Sprüche in Reimform ausdenkt und der schlaue, ehrliche Mischa mit den gebügelten weißen Hemden und der geschwungenen Stirnwelle halten zusammen wie Pech und Schwefel.



Stefanie Höfler hat für ihre Geschichte sehr besondere Figuren erschaffen: Typen , Unikate, die man einfach gern haben muss.

Die Elternhäuser der Freunde sind grundverschieden. Das ahnte Nits schon immer, aber irgendwie hat er sich keine Gedanken darüber gemacht, warum er noch nie bei Mischa, seiner kleinen Schwester Amy und dessen alleinerziehenden Vater zu Hause war. Dass Mischa‘s Schulrucksack bald auseinanderfällt , fand er immer nur lässig.

Aber als er Mischa beim Lügen ertappt, ist Nits echt geschockt. Denn er hat seinen Freund immer für den ehrlichsten Menschen überhaupt gehalten.

„ Lügen ist einfach nur träumen, wie es auch gewesen sein könnte“, ist nämlich eigentlich ein Spruch von Mischa‘s etwas verrücktem Vater. Für Mischa selbst kam höchstens mal eine Notlüge in Frage. Wie geht man damit um, wenn man plötzlich entdeckt, dass die Familie des besten Freundes kaum das Nötigste zum Leben hat?

Nits möchte Mischa natürlich helfen, aber wie macht er das, ohne ihn zu beschämen?



Neben den originellen Charakteren hat mir besonders gut gefallen hat, dass die Autorin die unterschiedlichen Lebensmodelle nicht wertet.

Sie erzählt witzig und es wird auch mal spannend, weil Mischa‘s Papa auf kriminelle Abwege gerät, bedingt durch die ständige Leere im Portemonnaie und dem Wunsch seinen Kindern wenigstens einmal das Nötigste zu gönnen. Um ihn aus dieser Klemme wieder herauszuholen, werden auch Erwachsene mit ins Boot geholt. Auch das fand ich sehr gut und wichtig.

Für mich war dieses Jugendbuch wirklich rundum gelungen. Das Happy End tat der Seele gut und war ein angemessener Schluss für die empfohlene Zielgruppe von jungen Leser*innen im Alter von 11 Jahren.

Das Ziel junge Menschen für Kinderarmut zu sensibilisieren, kann mit diesem Buch auf jeden Fall gelingen. Deshalb wird es auch schon gerne in den Schulen eingesetzt.



Und weil es so nett ist, hier noch ein Beispiel von Nit‘s kleinen Reimen, die jedem Kapitel vorangestellt sind:



„ Wenn ein Mensch den anderen anlügt,

findet man das irritierend,

doch wenn Paviane lügen,

finden‘s alle faszinierend.“

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Veröffentlicht am 12.10.2023

Die Suche nach den eigenen Wurzeln

Was ich nie gesagt habe
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Ich war sehr überrascht nach Susanne Abel‘s wunderbarem Debütroman „Stay away from Gretchen“ von einer Fortsetzung zu hören, denn für mich war die Geschichte eigentlich auserzählt.

Entsprechend skeptisch ...

Ich war sehr überrascht nach Susanne Abel‘s wunderbarem Debütroman „Stay away from Gretchen“ von einer Fortsetzung zu hören, denn für mich war die Geschichte eigentlich auserzählt.

Entsprechend skeptisch und hin und hergerissen war ich, nicht sicher, ob ich den Folgeband dann wirklich lesen wollte. Doch die vielen positiven Stimmen haben mich dann doch neugierig werden lassen.

In Band 2 wird die Geschichte von Greta‘s Mann Konrad erzählt. Wir gehen zurück in dessen Kindheit (Nazizeit und 2. Weltkrieg), in der er große Verluste erleiden musste. Erzählt wird auch sein Werdegang als Arzt und seine Liebesgeschichte mit Greta.

Der heute erwachsene Sohn Tom, der sich von seinem Vater, der inzwischen verstorben ist, entfremdet hat, ist plötzlich verunsichert, was seine Herkunft angeht. Ein Halbbruder taucht auf, und es soll nicht der einzige bleiben. Seine Mutter Greta ist bei der Identitätssuche nicht hilfreich, da sie an Alzheimer erkrankt ist. Freundin Jenny, in die Tom sehr verliebt ist und mit der und dem kleinen Carlchen er sich tatsächlich vorstellen kann als Familie zusammenzuleben, engagiert sich mit Halbbruder Henk dann aber viel zu sehr in der Spurensuche und die einst harmonische Beziehung ist ernsthaft gefährdet. Tom hat große Angst dass ihn das Familiengeheimnis zerstören könnte und gerät regelrecht in Panik. ( Der Plottwist ist dann auch wirklich nicht ohne!)



Auch der 2. Teil der Reihe konnte mich wieder fesseln und begeistern, wenn mir auch Band 1 ein kleines bisschen besser gefallen hat. Besonders interessant war für mich wieder der historische Teil. Man kann die Entwicklung von Greta und auch von Konrad nach den erlebten Traumata gut nachvollziehen.

Herzerwärmend war der Umgang von Greta in der Heutezeit mit dem kleinen Carl. Jeden Tag aufs Neue wurde er mit einem „ Ja, wen haben wir denn da?“ begrüßt und auf dem Schoß der alten Dame mit dem gleichen Kinderlied unterhalten. Da kleine Kinder Wiederholungen lieben, eine liebevolle Win Win Situation. Auch Tom und Jenny gehen toll mit der Erkrankung von Tom‘s Mutter um.



Die Autorin hat ausführlich recherchiert und viele historisch belegte Ereignisse in den Roman einfließen lassen.

Der Schreibstil war wieder fesselnd und warmherzig. Je weiter man in der Geschichte vorangeschritten ist, desto weniger wollte man es zur Seite legen.



Ich hoffe, dass die Autorin noch weitere tolle Familiengeschichten schreiben wird und empfehle diesen Roman sehr gerne weiter.

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Veröffentlicht am 09.10.2023

Frau sein in Südkorea heute - Ein Augenöffner- Buch

Kim Jiyoung, geboren 1982
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Dieses recht schmale Buch liest sich flott und ist in einem sehr sachlichen Ton geschrieben. Es beschreibt anhand eines Beispiels, nämlich dem von Frau Jiyoung, die mit ihrem typischen Allerweltsnamen, ...

Dieses recht schmale Buch liest sich flott und ist in einem sehr sachlichen Ton geschrieben. Es beschreibt anhand eines Beispiels, nämlich dem von Frau Jiyoung, die mit ihrem typischen Allerweltsnamen, stellvertretend für alle Südkoreanerinnen steht, wie es sich als Frau heute in ihrem Land lebt.

Entgegen der rasanten industriellen Entwicklung von Südkorea hinkt das Land gesellschaftlich noch weit hinterher.Südkoreanerinnen lassen früh das Geschlecht ihres Babys bestimmen und entscheiden sich bei einem Mädchen immer noch oft, dieses nicht zu bekommen. Frauen sind in vielerlei Hinsicht benachteiligt, haben mit Sexismus zu kämpfen und haben eigentlich keine Chance ihren Beruf weiter auszuüben, wenn sie Mutter geworden sind.

Dieses Buch führte zu Massenprotesten und es bleibt zu hoffen, dass es dazu beiträgt, dass sich die Situation für die Frauen in Südkorea endlich verbessert.



Den Anfang fand ich etwas verwirrend, denn wir erfahren, dass unsere Protagonistin eine Persönlichkeitsstörung erlitten hat. Sie ist im wahrsten Sinne des Wortes nicht mehr sie selbst. Ein Psychiater rollt in den folgenden Kapiteln ihren Lebensweg von der Geburt 1982 bis in die Heutezeit auf.



Ich fand es interessant zu erfahren, wie schwer es junge Frauen in Südkorea auch heute noch haben, und es verwundert fast, dass sie sich nicht schon viel eher gegen dieses patriarchalische und sexistische System gewehrt haben. Es wäre schön, wenn dieses Buch einen Beitrag zum Umdenken geben könnte und die Frauen eine echte Chance auf Verbesserung ihrer Situation bekämen. Ein kleiner Kritikpunkt ist für mich die sehr einfache und sachliche Sprache. Ein bisschen mehr sprachliche Finesse hätte mir schon gut gefallen. Andererseits hat die Autorin vielleicht auch bewusst auf komplizierte Sätze verzichtet, um Frauen in allen Bildungsschichten zu erreichen.

Die Missstände, die in dem Buch beschrieben werden, sind für die Leser*innen hierzulande nicht weltbewegend neu. Ungleichbehandlungen von Frauen und Sexismus finden auch bei uns statt, wenn auch nicht in dem Maße. Um die Sprengkraft dieses Buches ganz nachvollziehen zu können, müsste man wahrscheinlich tiefer mit den gesellschaftlichen Strukturen des Landes vertraut sein.


Ich empfehle den Roman gerne weiter. Das Buch war für mich kein Highlight aber durchaus lesenswert und interessant.

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