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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 21.12.2018

Kein Entkommen

Die Party
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Brandons Mutter starb bei seiner Geburt. Sein Vater, Gynäkologe und Geburtshelfer, konnte es nicht verhindern und ist daran fast zerbrochen. Er hat nie wieder geheiratet und seinen Sohn allein, aber mit ...

Brandons Mutter starb bei seiner Geburt. Sein Vater, Gynäkologe und Geburtshelfer, konnte es nicht verhindern und ist daran fast zerbrochen. Er hat nie wieder geheiratet und seinen Sohn allein, aber mit einer Haushälterin und deren Mann, dem Hausmeister, aufgezogen. In seiner Jugendzeit feierte Brandon eine Halloweenparty, bei der er einen besonderen „Auftritt“ hatte. Jetzt, mehr als 30 Jahre später, lädt er die zehn Freunde von damals wieder zu einer Party ein – ein Revival der damaligen Party. Nichts hat sich im Haus verändert, als sei die Zeit stehengeblieben. Doch kaum haben sich alle begrüßt, überschlagen sich die Ereignisse …

Ich liebe Bücher, die – streckenweise oder ganz – in den 1980ern spielen. In diesem Fall hier bin ich sogar im gleichen Alter wie die Figuren. Von daher kann ich vieles wohl sehr gut nachvollziehen, besonders die Anspielungen auf die Dinge, die damals nicht so gut und schön waren, wie der verklärte Blick gern zeigen möchte. Auch die Songs und Filme, die im Buch mehr oder weniger eine Rolle spielen, sind mir geläufig.

Dennoch hat mich das Buch nicht komplett abgeholt. Irgendwie hatte ich streckenweise das Gefühl, ich würde ein Manuskript lesen. Die Atmosphäre war trotz allem nicht greifbar, es gab keinen Wohlfühleffekt. Das Kopfkino wollte nicht so anspringen, wie es das üblicherweise tut. Die Umgebung und die Figuren blieben für mich etwas blass und unnahbar. Ich wurde mit keiner wirklich warm, hatte in keinem Moment eine Lieblingsfigur und vor allem hatte ich sie einfach nicht bildlich vor Augen. So habe ich zwischendurch wirklich überlegen müssen, wer nun was vorher gesagt hatte und jetzt sagt, ob da Widersprüche sind oder ich Personen verwechsle und wer mit wem wie nun auch klüngelt. Das war ein wenig anstrengend.

Die Story selbst kam auch nur zögerlich in Fahrt. Klar, es fängt gleich und super schnell mit dem ersten erstaunlichen Ereignis an, dem noch viele weitere folgen, dennoch ist das Vorankommen etwas gebremst. Insgesamt ist es eine großartig angelegte Escape-Room-Sache (nur eben in einem Haus auf einem eingezäunten Grundstück) mit guten Ideen, die aber nicht ausreichend ausgebaut, umgesetzt oder auch genutzt worden sind. Das ist sehr schade.

Dennoch liest sich das Buch flott und gut weg. Dazu ist das Ende zwar ein klein wenig hastig, aber doch mit einem kleinen Überraschungseffekt. Die Lesezeit ist keineswegs vergeudet, denn unterhaltsam ist das Buch auf alle Fälle. Nur fehlt mir eben das gewisse Etwas, um die vollen Sterne zu geben. Von mir gibt es deshalb vier Sterne.

Veröffentlicht am 11.12.2018

Zerbricht das Team ganz?

Die Opfer, die man bringt (3 MP3-CDs)
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Das ehemalige Team ist zerschlagen. Zusammen kommt es durch Zufall wieder – aus einer Vergewaltigungsserie, die Vanja in Uppsala beenden möchte, wird mehr. Eines der Opfer stirbt und somit wird die Reichsmordkommission ...

Das ehemalige Team ist zerschlagen. Zusammen kommt es durch Zufall wieder – aus einer Vergewaltigungsserie, die Vanja in Uppsala beenden möchte, wird mehr. Eines der Opfer stirbt und somit wird die Reichsmordkommission hinzugezogen. Doch die Querelen untereinander machen es schwierig. Und das große Schweigen hilft auch nicht wirklich. Als sich herausstellt, dass sich zwei der Opfer offenbar kennen, geraten die Dinge langsam in Bewegung …

Um den Fall genießen zu können, muss man nicht zwingend die vorherigen Teile kennen, doch da sehr viel von Sebastian Bergmanns Weiterentwicklung abhängt und immer wieder Anspielungen auf die Vorgänger gemacht werden, ist es doch hilfreich, sie vorher gelesen oder gehört zu haben.

Dieser Band verläuft weitgehend relativ gemächlich. Nicht unspannend, aber einfach weniger nervenaufreibend, als man das so kennt. Hier ist eher subtil der Thrill vorhanden – vor allem für Frauen. Das Thema ist mehr als heikel und am Ende kommt ein „Doppelknall“, der dann doch mal ein Volltreffer in der Magengrube ist und mir die Kinnlade runtergehauen hat. Ob das reicht, um Leser zu begeistern, ist fraglich. Ich gebe zu, mir gefielen die vorherigen Bände doch einen Tacken besser, aber das Ende ist hier einfach krass und toppt die anderen. Eine schwierige Sache, hier zu werten!

Sebastian entwickelt sich noch immer weiter, aber es wird ihm mehr als schwer gemacht, weil alle um ihn herum abwinken und resigniert haben. So verfällt er bei Gelegenheit immer wieder in alte Muster – und bekommt dann einen Schock verpasst, der es in sich hat. Ich bin wirklich gespannt, ob im nächsten Band die Folgen davon zu spüren sind und der Schock quasi Früchte trägt. Auch wird es für meinen Geschmack langsam Zeit, dass eine bestimmte Figur auffliegt bzw. irgendwie ein Ende findet. Doch mehr dazu zu sagen, wäre ein fieser Spoiler.

Wie erwartet, endet dieser Teil mit einem bösen Cliffhanger. Seltsamer Weise nehme ich das dem Autorenduo nicht übel – obwohl ich das bei anderen immer ganz grässlich finde. Douglas Welbart begeistert mich auch diesmal wieder als Sprecher. Er verkörpert Bergmann einfach genial, auch wenn das Buch nicht in der Ich-Form geschrieben ist und auch nicht so erzählt wird.

Auch wenn ich nicht in Jubelgesänge ausbreche, vier Sterne ist mir dieses Hörbuch auf alle Fälle wert!

Veröffentlicht am 09.12.2018

Weihnachtsklassiker neu erzählt

Fröhliche Weihnachten
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Das Buch ist wunderschön aufgemacht, groß und recht stabil. Die Illustrationen sind sehr schön, kindgerecht, bunt (aber nicht knallig) und ansprechend. Sie erzählen die Geschichten schön in Bildern nach.

Leider ...

Das Buch ist wunderschön aufgemacht, groß und recht stabil. Die Illustrationen sind sehr schön, kindgerecht, bunt (aber nicht knallig) und ansprechend. Sie erzählen die Geschichten schön in Bildern nach.

Leider gibt es bei den Liedern immer nur eine Strophe und gar keine Noten. Das ist ein wenig unglücklich, denn im Allgemeinen haben die Lieder viele Strophen und ohne Melodie kann man sie nicht wirklich singen. Dann muss man online danach suchen und das gefällt mir persönlich beim Bücherlesen mit Kindern so überhaupt gar nicht.

Die Altersangabe auf der Produktseite empfiehlt das Buch für 6 – 8jährige Kinder. Das sehe ich ganz ähnlich. Zudem ist es ein Buch für Erstleser, da die meisten Texte nicht allzu lang sind. Mit einem Erwachsenen an der Seite klappt das prima, besonders im Wechsel (ein Stückchen das Kind lesen lassen, ein Stück vorlesen). Je nach Kind kann aber sicher auch schon die eine oder andere Geschichte ab vier oder fünf Jahren vorgelesen werden. Auf dem Buch selbst findet sich leider keine Altersempfehlung.

Insgesamt ist es ein Buch, das sehr liebevoll gestaltet wurde und schöne neu erzählte Geschichten versammelt, die jedes Jahr zu Weihnachten wieder Freude machen und die Vorweihnachtszeit bereichern.

Von mir bekommt „Fröhliche Weihnachten“ vier Sterne.

Veröffentlicht am 27.11.2018

Traditionelle und moderne Wild-Gerichte

Bock auf Wild
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Wild ist nicht jedermanns Geschmack – aber das muss es ja auch gar nicht sein. Früher, als man noch nicht die Möglichkeiten der guten Kühlungen kurz nach der Jagd hatte, bekam Wild einen ganz besonders ...

Wild ist nicht jedermanns Geschmack – aber das muss es ja auch gar nicht sein. Früher, als man noch nicht die Möglichkeiten der guten Kühlungen kurz nach der Jagd hatte, bekam Wild einen ganz besonders strengen Geschmack. Heute ist das nicht mehr so, dennoch hat Wild einen eigenen, typischen Geschmack. Das Fleisch von Wild ist allerdings das magerste und magenfreundlichste. Artgerechter als Wild lebt auch kein Tier, das auf unseren Tellern landet. Von daher muss man einfach mal den Kopf neu justieren und nicht aus den falschen Gründen Wild ablehnen.

Bevor es an die Rezepte geht, wird der Leser erst einmal mit Fakten konfrontiert. Er erfährt alles Wichtige rund um Wild, die Fleischarten und deren Verwendung.

Die Rezepte selbst sind übersichtlich und gut verständlich angeordnet und beschrieben. Neben der Zutatenliste gibt es die Schritt-für-Schritt-Anleitung und hin und wieder auch noch einen Tipp. Die Fotos sind sehr aussagekräftig – was im Fleischteil dem einen oder anderen vielleicht etwas zu viel sein wird. Das Buch ist eben – wen wundert es – sehr fleischlastig. Doch die Fotos von rohem Fleisch verträgt vielleicht nicht jeder. Neben den üblichen Wild-Gerichten bereitet Markus Bitzen auch Gerichte zu, die man so nicht mit Wild kennt. Das ergibt aber völlig neue Möglichkeiten und führt auch jene ans Wild, die die klassischen Gerichte nicht mögen. Lasagne, Burger und Bolognese sind tolle Wild-Einstiegs-Gerichte. Auch eine Auswahl an Rezepten für Beilagen finden sich im Buch.

Der Überblick über die Rezepte befindet sich vorne im Buch. Mir fehlt ein Stichwortregister. Ansonsten ist das Buch durchweg hochwertig und edel. Für Wildliebhaber und solche, die es werden wollen – von mir vier Sterne.

Veröffentlicht am 22.11.2018

Das Lügenspiel

Wie tief ist deine Schuld
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Eine kurze Textnachricht ist der Grund, warum Isa Wild nach siebzehn Jahren wieder nach Salten fährt. Dort hat sie nach dem Tod ihrer Mutter ein Jahr in einem Internat verbracht. Die Freundschaft zu Thea, ...

Eine kurze Textnachricht ist der Grund, warum Isa Wild nach siebzehn Jahren wieder nach Salten fährt. Dort hat sie nach dem Tod ihrer Mutter ein Jahr in einem Internat verbracht. Die Freundschaft zu Thea, Fatima und Kate war damals das Wichtigste für sie – und die Verbindung hält noch immer an. Ruft eine, kommen alle. So auch jetzt. Der Grund ist jedoch besorgniserregend. Es wurde eine Leiche am Ufer des Flusses gefunden. Die Folgen könnten die Vier alles kosten …

Wie bei „Woman in Cabin 10“ spielt die Autorin Ruth Ware auch in diesem Buch mit der subtilen, nicht direkt greifbaren Angst. Die Ich-Erzählerin Isa Wild, Mutter eines 6 Monate alten Säuglings, den sie schon fast paranoid beschützt und bemuttert, rückt nur zögerlich mit der Sprache heraus. Sie tastet sich selbst an die Wahrheit heran, verarbeitet ihre lange unterdrückten Schuldgefühle beim Erzählen und während der Ereignisse. Mit der Zeit entdeckt sie, wie sehr sie sich in vielem geirrt hatte. Das hat Folgen für ihre Gegenwart und ihre Zukunft.

Die Freundschaft der vier Frauen und damals Mädchen wird sehr schön dargestellt. Die Stimmung zwischen ihnen, das Band, das auch über längere Zeit ohne Treffen besteht, der Zusammenhalt und das Vertrauen sind sehr schön gezeichnet. Genau dadurch kann die über allem schwebende Bedrohung den Leser noch mehr ängstigen und fesseln. Die Spannung ist von Anfang bis Ende spürbar und immer da. Die letzten Kapitel sind ein echtes Highlight und verändern einfach alles. Genau das mochte ich an „Woman in Cabin 10“ schon so sehr.

Besonders gut finde ich dabei, dass Ruth Ware dabei keine extrem grausamen Bilder beschreibt, sondern mit Andeutungen und eben Subtilität eine enorme Wirkung erzielt. Fast möchte ich das Buch als Psychothriller einstufen. Die eingestreuten Rückblicke in die Zeit, in der die vier Freundinnen im Internat waren, beantworten viele Fragen, überlasten die Geschichte aber nicht. Der größte Teil wird einfach linear erzählt. So mag ich das.

Der Originaltitel passt für mich besser zum Buch, zumal die Titel der einzelnen Abschnitte eben die Regeln des Lügenspiels sind.

Ich hatte eine spannende, unterhaltsame Lesezeit. Ganz umgehauen hat mich das Buch zwar nicht, aber ich gebe ihm noch immer vier Sterne. Auf weitere Bücher der Autorin bin ich auf alle Fälle schon gespannt!