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Veröffentlicht am 10.01.2020

Ophelia und Thorn haben (wieder) mein Herz gestohlen

Die Spiegelreisende 3 - Das Gedächtnis von Babel
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Was habe ich diesem Band entgegen gefiebert, denn der zweite Band der Spiegelreisende endete mit einem richtig fiesen Cliffhanger. Und so wartete ich hibbelig und zappelig. Zum Glück hat das Warten sich ...

Was habe ich diesem Band entgegen gefiebert, denn der zweite Band der Spiegelreisende endete mit einem richtig fiesen Cliffhanger. Und so wartete ich hibbelig und zappelig. Zum Glück hat das Warten sich gelohnt.

Babel: Eine neue Arche
Christelle Dabos hat ein einzigartiges Buchuniversum geschaffen. Eine Welt, zersplittert ins schwebende Inseln, jede mit anderen Menschen die unterschiedliche Kräfte haben, mit eigenem Klima, Landschaften und Kultur. Nachdem wir Ophelia zwei Bände lang auf Anima und vorrangig dem Pol begleitet haben, brechen wir nun mit ihr gemeinsam zu neuen Ufern auf, genauer gesagt zur Arche Babel, wo Ophelia Thorn auf den Spuren Gottes vermutet.
Auch wenn es am Pol sicherlich noch genügend Orte zum Erkunden gegeben hätte, freute ich mich sehr eine neue Arche entdecken zu können. In diesem Band haben wir auch erstmals eine "Weltkarte" sowie eine Auflistung aller Hauptarchen, mit ihren jeweiligen Familiengeister und über was für Kräfte diese verfügen. Das fand ich sehr interessant.

Babel ist dann auch eine ganz andere Welt, als der Pol. Was Klima, Flora und Fauna und Architektur angeht, scheint Babel von Indien mit ein paar antiken Einflüssen inspiriert zu sein, die Bewohner werfen auch immer wieder mal englische Floskeln ein, was an Indien zur Zeit der britischen Kolonialherrschaft erinnert. Aber wie gesagt, es ist eher eine wage Inspiration, wie für Christelle Dabos typisch, hat sie wieder eine außergewöhnliche und individuelle Kulisse geschaffen, die mit ihren strengen Regeln und dem totalitären System aber auch einige Herausforderungen für Ophelia zu bieten hat.

Ophelia geht ihren Weg
Der dritte Band der Tetralogie ist etwas weniger turbulent als seine Vorgänger, das macht ihn aber keineswegs schlechter. Er legt in vielen Punkten die Weichen für ein mit Sicherheit großartiges Finale und fängt dabei allen voran bei seinen Charakteren an. Besonders für Ophelias Charakterentwicklung ist dieser Band maßgebend. Erstmals auf sich allein gestellt und erschüttert von einer Identitätskrise muss Ophelia viele, auch innere, Hürden überwinden und das braucht eben Zeit, die sich die Autorin auch nimmt. Das mag vielleicht nicht ganz so mega spannend sein, wie ihre Abenteuer in den Vorgänger (wobei mir persönlich zu keinem einzigen Zeitpunkt langweilig war), dafür wird man am Ende aber mit ausgereiften und authentischen Charakteren belohnt.

Eine Achterbahn der Gefühle
Wirklich langweilig kann einem in diesem band aber trotzdem nicht werden, dafür schreibt Christelle Dabos einfach zu gut. Nicht nur, dass sie neue Charaktere, wie Viktoria oder Blasius die, gewohnt schrullig, aber auch herzallerliebst sind, eingeführt hat, sie lässt ihre Leser auch eine wahre Achterbahn der Gefühle durchleben. Zuerst Wut, bis Hass (Stichwort: Mediana, die glatt Dolores Umbridge's Tochter sein könnte, was meine Antipathie einem Buchcharakter gegenüber angeht). Und dann noch Ophelia und Thorn, viel kann ich ja nichts sagen, ohne zu spoielrn, aber ich versichere euch, beide hätte ich hin und wieder am liebsten kräftig durch schütteln können. Wenigstens am Ende wurde mein armes Herz wieder etwas aufgeheitert, bis dahin hatte ich aber auch schon echt die ganze Bandbreite durch und nun bin ich ganz ungeduldig in Erwartung des Finales.

Fazit:


Die Spiegelreisende ist meine Highlightreihe 2019. Jeder band hat mich bisher begeistert,s o auch Das Gedächtnis von Babel. Sämtliche Gefühle habe ich durchlebt, vom tiefsten Zorn bis zur unbändigsten Freude. Ophelia und Thorn haben (wieder) mein Herz gestohlen. Ich wünschte diese Reihe würde niemals enden.

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Veröffentlicht am 10.01.2020

Fantasy trifft auf Untote

Das Schwert der Totengöttin
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Ich liebe Fantasy und ich liebe Zombiegeschichten, klar also, dass mich Das Schwert der Totengöttin vom Inhaltstext her gleich angesprochen hat. Doch konnte mich dieser Dark Fantasy Roman überzeugen?

Wenn ...

Ich liebe Fantasy und ich liebe Zombiegeschichten, klar also, dass mich Das Schwert der Totengöttin vom Inhaltstext her gleich angesprochen hat. Doch konnte mich dieser Dark Fantasy Roman überzeugen?

Wenn sich die Toten erheben
In ihrem Auftakt der Dark Alchemy Saga fackelt die Autorin nicht lange. Nach einer kurzen Einführung der beiden Protagonistin dürfen sich die Fans der Untoten bereits freuen, denn da krabbeln die ersten schon aus ihren Gräbern. Das hat mir sehr gut gefallen, da damit der Spannungsbogen der Geschichte praktisch einen Senkrechtsstart hinlegt und man sofort vond er Geschichte gepackt wird. Der Autorin gelingt es zudem, den schmalen Grad zwischen anschaulichem Beschreiben und reinen Ekelschockern zu wahren. Ihre lebenden Toten sind gruselig, gammelig und wahrlich nicht schön, das Buch artet aber dankenswerterweise zu keinem Zeitpunkt sinnlosem Splatter aus. Vielmehr wird mit den Untoten eine düstere, bedrohliche Atmosphäre geschaffen, die einen schnell in den Sog zieht. Leider geht diese Sogwirkung in der zweiten Hälfte, die in der Stadt spielt ein wenig verloren, da drängende Fragen wie z.B. warum sich die Toten erheben für meinen Geschmack zu schnell beantwortet werden, was der Grund für den einen Punkt Abzug darstellt. Hier hätte man noch eine Zeit lang länger mit der Neugier des Leser spielen können.

Ein ungleiches Paar
Doch das Buch wird nicht nur von wandelnden Horden von Untoten getragen. Nein, neben dieser offensichtlichen Bedrohung, ist es vor allem das Zusammenspiel der ungleichen Protagonisten, welches für Konfliktpotenzial sorgt. Beide, sowohl Mirage, als auch Zejn, haben ihre Ecken und Kanten. Zejn ist zu stur und unflexibel, Mirage zu voreilig und kurzsichtig. Das macht die bedien nicht unbedingt zu Sympathieträgern, dafür aber zu herrlich eigenwilligen Charakteren, die ich trotz Ärger und Frust meinerseits manchmal, gerne begleitet habe. Der eigentliche Star des Buches, ist aber, wenn ihr mich fragt, ein Nebencharakter: Barthell. Ich habe an diesem drolligen, aber dennoch nicht zu unterschätzenden Soldaten echt einen Narren gefressen und er ist mit Abstand mein liebster Charakter in diesem Buch.

Der Blick auf's Wesendliche
Ein Kritikpunkt an dem Buch, den ich in anderen Rezensionen bereits gelesen habe, ist die mangelnde Ausarbeitung von Welt und Charakteren, allerdings empfand ich persönlich diese nicht als unzureichend. Sicherlich, sowohl die Welt, als auch die Charaktere sind nicht so detailliert mit Hintergrund versehen, wie es ein Zwölfbändiges Fantasyepos je 500 Seiten vermag, das ist an dieser Stelle meines Erachtens aber auch gar nicht nötig. Die Protagonistin werden beide mit genügen Hintergrundstory ausgestattet, um ihr jeweils eigenes "Päckchen zu tragen" und individuelle Züge aufzuweisen und was die Welt angeht, so weiß ich, was ich wissen muss um der Handlung zu folgen. Die Autorin konzentriert sich aufs Wesentliche und ich fand es sehr erfrischend mal eine fokussierte Story auf weniger als 400 Seiten zu lesen, als mal wieder den nächsten ellenlangen Epos.

Fazit:


Das Schwert der Totengöttin ist ein kuzweiliges Lesevergnügen mit gekonnt düsterer Atmosphäre und eigenwilligen Charakteren. Lediglich in der zweiten Hälfte büßt es minimal an Spannung ein.

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Veröffentlicht am 10.01.2020

Poetisch, intensiv, sinnlich. Ein Highlight

Nebelinsel
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Das Buch Nebelinsel entdeckte ich bei meinen Recherchen für die Neuerscheinungen und fand, dass es sehr interessant klang, wobei ich aber nicht genau wusste was ich erwarten würde. Im Nachhinein glaube ...

Das Buch Nebelinsel entdeckte ich bei meinen Recherchen für die Neuerscheinungen und fand, dass es sehr interessant klang, wobei ich aber nicht genau wusste was ich erwarten würde. Im Nachhinein glaube ich, dass eh niemand seine Erwartungen in diesem Buch wiederfinden würde, denn Nebelinsel ist einzigartig.

Eine Insel und ihre Bewohner
In dem Buch besuchen wir die nebelverhangene Insel Neverness. Doch anstatt einer einzelnen fortlaufenden Geschichte erwartet uns eine Sammlung von einzelnen Erzählungen. Sie alle spielen auf der Insel und nehmen jeweils einen anderen Bewohner in den Fokus.
Doch auch wenn das Buch eine Sammlung von Erzählungen darstellt, kann man sie keinesfalls als unzusammenhängend bezeichnen. Zu einem bildet natürlich die Insel selbst als Handlungsort eine Konstante, aber auch die Charaktere sind miteinander verflochten. Jede Geschichte hat ihre Protagonisten aber die anderen Bewohner der Insel tauchen immer wieder als Nebencharaktere in anderen Erzählungen mit auf.

Man hat das Gefühl, mit jeder Erzählung tiefer in die Dorfgemeinschaft einzudringen. Die Geschichten sind wie Puzzleteile und je mehr man liest, umso klarer wird das Bild von Nevernes und seine eigentümlichen Bewohner. Trotz der kurzen Episoden hatte ich das Gefühl, die Leute und die Insel wirklich kennenzulernen und ihre Schicksale berührten mich. Dies wird noch dadurch unterstützt, dass die einzelnen Geschichten einen relativ großen Zeitraum abdecken. Ein Baby, das in einer der ersten Geschichten gerade geboren wurde, ist in einer der Letzten eine erwachsene Frau. Man hat also nicht nur einen kurzen Einblick wie eine Momentaufnahme, sondern begleitet vielmehr die Menschen über Jahre und Generationen hinweg.

Märchen, die unter die Haut gehen
Eine weitere (positiv) Überraschung, was den Stil der einzelnen Erzählungen. Diese waren nämlich überraschend düster. So stirbt bereits in der ersten Erzählung einer der Inselbewohner und auch sonst wenden sich die Schicksale der Inselbewohner häufig nicht zum Guten. Die Geschicke der Insel werde dabei oft von mythischen Ereignissen bestimmt. Die Autorin balanciert dabei exzellent auf einem schmalen Grat, zwischen Realität und Übernatürlichem. Ihre Erzählungen sind wie Nebel oder das Zwielicht: nicht ganz das Eine, aber auch nicht das Andere, manchmal undurchsichtig und geheimnisvoll, manchmal wie ein kalter Schauer, der einem den Nacken hinunterrinnt, aber in jedem Fall gehe sie unter die Haut und hallten, zumindest bei mir, noch lange nach.

Fazit:


Nebelinsel ist für mich eins meiner Lesehighlights dieses Jahres. Die Erzählungen sind poetisch, düster, intensiv, aber irgendwie auch sinnlich. Sie gehen unter die Haut und beschreiben eine Dorfgemeinschaft zwischen Zauber und Gefahr, eine Insel zwischen duftendem Ginster und tödlichen mythischen Kreaturen. Eine klare Leseempfehlung für alle, die düstere Mystik, abseits des Mainstreams suchen.

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Veröffentlicht am 10.01.2020

Eine Geschichte zwischen Mystik, Märchen und Historischem Familienportrait

Der Bär und die Nachtigall
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Es ist ja schon etwas ironisch. In der Fantasywelt wird russische bez. slawische Mythologie jetzt noch nicht so oft aufgegriffen und nun habe ich in diesem Monat neben Grisha gleich ein weiteres Buch, ...

Es ist ja schon etwas ironisch. In der Fantasywelt wird russische bez. slawische Mythologie jetzt noch nicht so oft aufgegriffen und nun habe ich in diesem Monat neben Grisha gleich ein weiteres Buch, dass sich dieser hochinteressanten Mythologie widmet.

Von Domovoi, Rusalka und Wasila
Der Bär und die Nachtigall spielt zu einer historischen Zeit, nämlich in Rus, Mitte des 14. Jahrhunderts. Gleichzeitig entführt uns die Autorin in eine faszinierende mythische Welt voller Haus- und Naturgeister und dem auch in unseren breiten allseits bekannten Väterchen Frost. Die slawische Mythologie und das Märchen rund um Djed Moros oder Morozko, wie Väterchen Fost ebenfalls genannt wird, werden kunstvoll in diesen historischen Zeitraum eingebunden, sodass man sich am Ende gar nicht mehr so sicher ist, ist das eine Märchenadaption oder ein historischer Roman?

Das hat mir sehr gut gefallen, denn dadurch, dass es die Autorin verstand die mythologischen Elemente so geschickt ins mittelalterliche Rus einzuweben, fühlt es sich tatsächlich viel realer an, als ob es Haus und Naturgeister wirklich geben würden, wir sie aber durch unsere christliche Kultur blos vergessen haben. Dem ganzen Buch wohnt eine mythische märchenhafte Stimmung inne, die sich jedoch nicht in den Fokus drängt, sondern eher allgegenwärtig im Hintergrund "lauert" um dann hin und wieder gezielt ins licht zu treten. Insgesamt habe ich viel über die slawische Mythologie gelernt, wobei das Glossar an dieser Stelle tatsächlich mal sehr hilfreich war.

Das Portrait einer mittelalterlichen Familie
Trotz aller Naturgeister und Morozko, das Buch eine reine Märchenadaption zu nennen würde ihm nicht gerecht werden. Wie bereits erwähnt, spielt das Buch zu einem historischen Zeitpunkt und das ist nicht einfach nur Kulisse. Das Buch verwendet viel zeit und Mühe darauf, das alltägliche Leben und nie gesellschaftlich Norm der Zeit widerzuspiegeln. Das mag nicht jedem Fantasyfan gefallen, ist aber aus meiner Sicht sehr interessant. Durch den Fokus auf Wasjas Familie, zeichnet die Autorin ein ziemlich genaues Bild über Norm, Sitte und Gebräuche des russischen Landadels des 14. Jahrhundert.

Besonders interessant fand ich den Konflikt der Christianisierung. Die Menschen in Wasjas Dorf glauben schon lange an Gott, trotzdem pflegen sie auch die alten Bräuche und glauben an die zahlreichen Geister. Für sie konnten beide Glaubensvorstellungen problemlos parallel existieren doch mit dem Eintreffen neuer Personen im Dorf ändert sich vieles und ich fand es sehr gut, wie die Autorin die weiteren Folgen thematisiert und den Konflikt beleuchtet hat.

Eine ganz eigene Erzählweise
Warum trotzdem "nur" 4 von 6 Punkten? Nun, erstmal muss ich sagen, würde ich halbe Punkte vergeben, wären es 4,5 geworden. Der Abzug entstand durch den Erdzählstil, den ich bei weitem nicht als schlecht bezeichnen will, mit dem ich aber erstmal klar kommen musste. Man muss sich darauf einlassen, es ist nichts was man so nebenbei weg liest und im ersten drittel war mi auch nicht so recht klar wohin das alles führen soll, bez. was für eine Geschichte sich hier entwickeln soll und auch die Protagonistin kommt ziemlich kurz. Mit der zeit, steigert sich die Spannungskurve aber deutlich und Wasja tritt mehr in den Mittelpunkt, was mir ihre Einschätzung als Charakter deutlich erleichterte.

Die zweite Hälfte hat mir dann richtig gut gefallen. Wasjas Entwicklung und Emanzipation nehmen deutlich zu und die Gesichtete bekommt eine klarerer Linie. Jetzt, nach dem Beenden des Buches bin ich auch sehr neugierig darauf, wie es weiter geht, da Wasja zum Ende eine Entscheidung trifft, die viel Potenzial für die Folgebände bietet.

Fazit:


Der Bär und die Nachtigall ist eine Geschichte zwischen Mystik, Märchen und Historischem Familienportrait, voller russischem zauber. Nichts für zwischendurch, sondern ein Buch, auf das man sich einlassen muss, doch wenn man anfängliche Schwierigkeiten überwindet, lohnt es sich auf jeden Fall.

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Veröffentlicht am 10.01.2020

Mord und Gemetzel ohne Sinn oder Handlung

Schwarzer Horizont
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Endzeitstimmung in der Fantasywelt. Das Setting, das in Schwarzer Horizont beschrieben wird, klang vom ersten Moment an interessant für mich, umso trauriger, dass das Buch meine Erwartungen nicht erfüllen ...

Endzeitstimmung in der Fantasywelt. Das Setting, das in Schwarzer Horizont beschrieben wird, klang vom ersten Moment an interessant für mich, umso trauriger, dass das Buch meine Erwartungen nicht erfüllen konnte.

Sex und Gewalt am laufenden Band
Wer zu Schwarzer Horizont greift, dem sollte klar sein, dieses Buch ist nichts für zart besaitete. Die Welt die Ivo Pala erschaffen hat ist düster, grausam und brutal, dementsprechend holt sie auch aus den Menschen (fast) nur das Schlechteste hervor. Der Autor schildert diese düstere Welt und ihre Bewohner überaus anschaulich. Gewalt- und Sexszenen sind an der Tagesordnung und im fast jeden Kapitel zu finden. Positiv daran ist, dass er dadurch ein atmosphärisches Setting schafft und den Leser in Atem hält. All die Bedrohungen sind wie Damoklesschwerter und halten somit eine konstante Anspannung aufrecht. Wer auf sowas und emotionsgeladene Szenen steht, dem wird mit Sicherheit nicht langweilig werden. Leider ist das schon das Einzig gute, was ich über schwarzer Horizont sagen kann.

Flache Handlung, blasse Charaktere
Das größte Problem ist, dass der Autor bei all dem Gemetzel zu vergessen scheint, dass ein Buch ja auch sowas wie eine Handlung braucht. Die Handlung verläuft ziemlich flach und die Charaktere sind ebenfalls sehr oberflächlich mit Tiefe versehen. Da haben wir Raymo, dem immer, aber auch wirklich immer ein schlauer Plan einfällt und der allen Schlamassel irgendwie übersteht, was sehr konstruiert wirkt und sich nebenbei noch innerhalb einer Minute, beim ersten Blick auf seine Angebetete unsterblich verliebt. Auch Sklavin Lizia verliebt sich in null Komma nichts, was dann aber auch schon ihr einzige selbstständige Handlung darstellt. Man hat das Gefühl, ihr Daseinszweck ist es hauptsächlich zu schildern, auf wie viele verschiedenen Arten Frauen in dieser Welt Gefahr laufen. vergewaltigt zu werden. Als letztes haben wir dann noch Ash, sein Handlungsstrang war noch der interessanteste von allem, aber auch eher läuft 90% der Handlung fremdbestimmt durch die Gegend.
Wir haben als drei Archetypen: der schlaue und gewitzte Raymo, der tiefgläubige Ash und Lizia … die Frau. Durch diese oberflächliche Charaktergestaltung entstand bei mir auch keine rechte Bindung zu den Charakteren und nach einer Weile, stumpft man trotz Action einfach ab. „Aha, wieder jemand brutal getötet, was solls.“
Letztendlich wirkt die gesamte Handlung leider unausgereift und, alles wird eben so hingebogen, wie es der Autor gerade brauchte. Ich möchte ihm nichts unterstellen, aber als Leser wirkt es auf mich, als hätte er zehn Mal mehr Energie in die Gewaltszenen, als ins Plotting gesteckt.

Fazit:


Schwarzer Horizont will offenbar schockieren und unterstreicht mit jeder Szene wie brutal die geschilderte Welt doch ist. Das sorgt zwar kurzzeitig für Unterhaltung, kann jedoch nicht über blasse Charaktere und eine unausgereifte, konstruierte Handlung hinwegtäuschen. Gemetzel allein, macht eben noch kein gutes Buch.

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