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Veröffentlicht am 23.01.2022

Absolut durchschnittlich mit kaum eigenen Ideen

The Crown's Game
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Dieses Buch stand schon lange auf meiner Wuli. Der Klapptext erinnerte mich gleich an Der Nachtzirkus von Erin Morgenstern und dieses Buch liebe ich abgöttisch. Da wollte ich the Crowns Game natürlich ...

Dieses Buch stand schon lange auf meiner Wuli. Der Klapptext erinnerte mich gleich an Der Nachtzirkus von Erin Morgenstern und dieses Buch liebe ich abgöttisch. Da wollte ich the Crowns Game natürlich auch eine Chance geben, leider konnte es mich nicht mal annähernd so begeistern.

Magier im Zarenreich
Was mich an dem Buch am meisten gereizt hatte, war das Setting des russischen Zarenreichs und zwar nicht nur in Anlehnung, wie z. B. bei der Grischa Trilogie, sondern tatsächlich Sankt Petersburg als historischen Schauplatz. Ich hatte halt schon immer eine Schwäche für historische Fantasy. Leider konnte mich die Autorin hier nur halb überzeugen.
Gut gelungen sind Evelyn Skye die Beschreibungen von Sankt Petersburg bez. der Landschaften allgemein. Man bekommt als Leserin einen guten Eindruck der Pracht der Zarenstadt und sie geht in ihren Beschreibungen glücklicherweise über die reine Betonung von Zwiebeldächern hinaus, das hat mir gut gefallen und man gewinnt den Eindruck, dass die Autorin schon selbst dorrt war, oder sich zumindest viele Fotos angeschaut hat.

Leider scheint sie diese Akribie bei der restlichen Recherche nicht an den Tag gelegt zu haben. Sie bemüht sich zwar sichtlich russischen Flair aufkommen zu lassen, bedient sich dabei aber vor allem Klischees. So betrinken sich die Leute mit Kwas, dabei hatte der im 19. Jh. schon fast gar keinen Alkohol mehr, der Alkoholgehalt von Kwas liegt bei ca. 0,5 – 1%, zum Vergleich die meisten Fruchtsäfte haben einen Gehalt von 0,3% (das könnte man bei der Gelegenheit auch Leigh Bardugo mal sagen).
An anderen Stellen ist sie hingegen viel zu modern unterwegs. Ihre Darstellung eines Hofballs zum Beispiel hätte jeden Hofmeister des 19. Jahrhunderts ob der Verstöße gegen das Zeremoniell in panische Schnappatmung versetzt.

Der tödliche Kampf, der keiner ist
Über diese Fehler hätte man ja noch hinwegsehen können, wenn die Handlung wenigstens gut gewesen wäre. Doch das Wort, dass mir nach dem Lesen vor allem im Kopf rumspukt ist: langweilig! Wir haben zwei Magier im Zarenreich. Aus Gründen, die etwas fadenscheinig sind, darf es aber nur einen Magier in Russland geben, also müssen die beiden in einen tödlichen Wettkampf zeigen, wer als Magier des Zaren und damit für die Verteidigung Russlands gegen seine Feinde besser geeignet ist.
Die beiden Protagonisten Vika und Nikolai wurden ihr ganzes Leben darauf vorbereitet, doch sobald sie einander erblicken, sind sie sofort verliebt und der eigentlich tödliche Wettkampf wird von Anfang an halbherzig und unwillig mit ein paar Zauberkunststückchen ausgeführt, weswegen nie das Gefühl von Spannung oder Bedrohung aufkommt.

Auch finde ich es etwas seltsam, dass ein Zar der einen Magier für den Krieg sucht sich von Spielereien wie Springbrunnen und bunte Hausfassaden beeindrucken lässt. Hier hatte ich das schale Gefühl, dass direkt versucht wurde Der Nachtzirkus zu kopieren, ohne darauf zu achten, ob das überhaupt zur eigenen Ausgangssituation passt. Auch gibt es so manche Szenen zwischen Vika und Nikolai, die unangenehm direkt an Erin Morgensterns Werk erinnern, und zwar in einer Art und Weise dir über Inspiration” hinausgehen, bei weitem aber nicht deren Raffinesse erreichen.

Und das Liebesdreieck, das keins ist*
Nun habe ich schon viel kritisiert und bin leider immer noch nicht fertig, denn genauso langweilig, wie der Kampf der Magier, ist die romantische Beziehung. Vika und Nikolai haben selbst für Jugendbuchverhältnisse eine Blitzliebe und das will schon was heißen. Als Drittes im Bundes haben wir den Prinzen Pascha, der da mehr Dramatik reinbringen soll, einem am Ende aber nur Leid tut, denn was ein Liebesdreieck sein soll, ist in Wahrheit keins, denn Pascha war nie wirklich eine Option. Es ist von Anfang an klar, dass Vika und Nikolai das gepushte Paar sind. Liebesdreiecke können spannend sein, aber nur, wenn beide potenzielle Charaktere echte reelle Chancen haben. So ist es nur viel heiße Luft und der Ausgang von Anfang n klar. Gähn. Auch sonst bleibt die unsterbliche Liebe der beiden Protagonisten hohl und oberflächlich. Es wird viel geschmachtet und Aussehen und Magiekünste des anderen gelobt, große Gefühle sucht man aber vergebens.

Fazit:


Vielleicht, wenn man noch nie ein Jugendfantasyroman gelesen hat oder wenn man die typischen YA Kniffs und Wendungen amüsant findet, kann man Gefallen an The Crown’s Game finden. Wem jedoch die gängigen Jugedbuchklischees mittlerweile auf die Nerven gehen, der wird auch mit diesem Buch nicht glücklich werden. Denn mit seiner Instaliebe und der schwachen Handlung ist dies ein völliges 0815 Buch, an das ich mich in einem Jahr wahrscheinlich schon gar nicht mehr erinnern werde.

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Veröffentlicht am 23.01.2022

Völlig überbewertet! Weder feministisch, noch gut geschrieben.

Die andere Hälfte der Welt
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Zwei Trends sind in den aktuellen Neuerscheinungen zu beobachten: Bücher mit feministischen Themen und apokalyptische Bücher in denen es um eine weltweite Pandemie/Seuche etc. geht. Die andere Hälfte der ...

Zwei Trends sind in den aktuellen Neuerscheinungen zu beobachten: Bücher mit feministischen Themen und apokalyptische Bücher in denen es um eine weltweite Pandemie/Seuche etc. geht. Die andere Hälfte der Welt scheint beide Trends zu vereinen, doch kann es auch überzeugen?

Frauen an die Macht
Das Szenario ist schnell erzählt: Ein neuartiges Virus breitet sich rasant auf dem Erdball aus. Sowohl Frauen als auch Männer können sich infizieren, doch nur Männer erkranken und sterben in 90% der Fälle. Aus einer Epidemie wird eine Pandemie und gewohnte Gesellschaftsstrukturen geraten ins Schwanken.

Dieses Szenario hätte so unglaublich viel Potenzial gehabt. Als ich mich für das Buch entschied, fragte ich mich vor allem, wie sich die Gesellschaft verändert, wenn aufgrund der plötzlichen erheblichen Dezimierung von Männern festgefahrene patriarchische Strukturen sich auflösen? Welchen Einfluss hat es auf Konflikte, kriege und Diplomatie, wenn ein Großteil der Staatsregierungen weiblich ist? Wie verändert sich die Wirtschaft, wenn CEOs, Vorstände und Manager vorrangig von Frauen gestellt werden und was ändert sich an klassischen Rollen- und Familienbildern mit einem massiven Frauenüberschuss? All das sind spannende Gedankenexperimente, denen man mit diesem Buch viel Raum zum entfalten hätte geben können, wenn man es denn richtig angepackt hätte. Christina Sweeney-Baird hat diese jedoch definitiv nicht.

Wie viele Logikfehler kann man in ein Buch packen? – Christina Sweeney-Baird: Challenge accepted!
Dieses Buch wird Menschen zum heulen bringen! Nicht jedoch emotionale Menschen, sondern vielmehr jeden, der auch nur einen Funken Allgemeinwissen und Menschenverstand hat. Denn was die Autorin hier abliefern ist eine Aneinanderreihung von haarsträubenden Logikfehlern, dass es schon richtig weh tut. Das fängt beim Medizinischen an. Und ich rede hier nicht von Fachwissen aus dem Medizinstudium, sondern von absoluten Grundlagen, die jeder kennen sollte, der schon mal in ein Biologiebuch der 8. Klasse geschaut hat. Aber auch über das Medizinische hinaus ist das Buch voll von Unwahrheiten, kruden Behauptungen und unlogischen Verhalten der Akteure. Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll, aber meine Augen hatten schon nach der Hälfte des Buches einen Krampf, weil ich sie so oft gerollt habe.

Hier mal ein Best of der unsinnigsten Darstellungen im Buch ACHTUNG SPOILER

• Notfallärztin Amanda hat an einem Tag sieben tote Patienten, die überraschend mit unspezifischen Symptomen verstorben sind. Sie weiß von der ersten Sekunde an, ohne auch nur irgendeine Probe oder sonst was gesehen zu haben, das es a) ein Virus ist und b) dieser eine weltweite Pandemie auslösen wird, bei dem alle zugrunde gehen. Genauso weiß sie sofort welche Schwester bei allen Fällen anwesend war und dass diese die Überträgerin ein muss.

• Das Virus verbreitet sich rasant. In Großbritannien sind [sic] bereits über 100.000 Männer gestorben und die WHO macht … nichts. Genau. Sowohl WHO als auch CDC stufen 100.000 tote Menschen in wenigen Wochen als Lappalie ein und drehen Däumchen. Auch die Medien außerhalb der UK interessieren sich nicht dafür. Im Ausland werden über die, ich wiederhole, 100.000 Tote in der Industrienation UK!!!! allenfalls in kleinen Randspalten berichtet, wenn überhaupt.

• Überhaupt werden sämtliche Behörden als unglaublich dämlich und ignorant dargestellt. Sicher, eine gewisse Ignoranz ist oft leider gegeben und ein klassisches Element von Katastrophenfilme und Romane, doch in der Regel werden vorbeugende Maßnahmen und erste Warnungen ignoriert. Sweeney-Baird treibt es aber zur absoluten Lächerlichkeit, denn ihre Behörden reagieren noch nicht mal, als die Kacke schon richtig am Dampfen ist. Selbst die UK Gesundheitsbehörde sieht bei schon weit über 1000 Tote im eigenen Land noch keinen wirklichen Handlungsbedarf.

• Irgendwann gesteht man sich doch ein Problem zu haben und dann… passiert trotzdem nichts. Den Leuten wird geraten sich etwas mehr die Hände zu waschen und den Kontakt zu reduzieren, das wars. Sonst passiert kaum etwas. Keine Grenzschließungen, keine Lockdowns, nicht mal Maskenpflicht (Masken kommen in dem ganzen Buch nicht zur Sprache). Offenbar will man die Seuche einfach aussitzen bis ein Impfstoff da ist.

• Doch warum sterben nur Männer? Hier hat die Autorin im Biounterricht Klasse 8, als Genetik dran kam, wohl gepennt. Sie behauptet nämlich, die Gensequenz, die vor der Krankheit schütze, sei auf einem X-Chromosom. Männer haben nur eins und sind am Arsch, Frauen haben zwei, also alles supi. Macht nur leider überhaupt keinen Sinn. Im Buch wird behauptet, 10% der Männer haben ein X-Chromosom, das schützt. Das heißt 10% aller X-Chromosomen können diese Schutzfunktion ausbilden. Das müsste dann aber genauso für Frauen gelten, sprich 10% aller X-Chromosomen in Frauen haben die Schutzfunktion. Da es nur ein Chromosom mit Schutz braucht und Frauen zwei haben, verdoppelt sich ihre Chance, Immunität zu besitzen. Ist wie in der Losbude. Männer haben ein Los, Frauen zwei. Die Wahrscheinlichkeit, dass im Los der Gewinn steckt, ist jedoch dieselbe. Frauen haben eben nur zwei Versuche und damit die doppelte Chance auf den “Gewinn”. Das wiederum bedeutet, so wie es im Buch dargestellt ist, müssten die Frauen eine Immunitätsrate von 20% haben, und nicht 100% wie geschildert. Und übrigens, um auf die Idee zu kommen, dass diese krassen Geschlechtsunterschiede bei der Seuche was mit den Chromosomen zu tun haben könne, haben die Forscher weit über 100 Tage gebraucht.

• Natürlich wird auch an einem Impfstoff geforscht. Nach einem Jahr Pandemie ist auch einer gefunden aber oh weh, der hat “nur” eine Wirksamkeit von 97% und landet sofort in der Mülltonne. Denn natürlich müssen es 100% Wirksamkeit sein, alles andere ist inakzeptabel und die Männer sterben derweil weiter wie die Fliegen.Auch das ist einfach nur dumm und nicht recherchiert und dafür braucht es auch nicht unser heutiges Corona Wissen. Die Autorin hätte sich einfach mal nur die Wirksamkeit anderer Impfstoffe anschauen zu müssen, um zu sehen, dass 100% praktisch nie gegeben sind z.B. Polio: Wirksamkeit ca. 95% Hepatitis B: ca. 95% Diphterie: ca. 90%.

• Schon während der Pandemie und auch danach wird ein Großteil der Frauen von einem Tag auf den anderen lesbisch. Als sei sexuelle Orientierung nur eine Frage des Angebots und Nachfrage.

Und das sind nur Dinge, dir mir beim Rezension tippen noch direkt eingefallen sind. Ihr könnt gut und gerne nochmal 100 große und kleine Fehler, Unwahrheiten und Logiklücken hinzufügen. Ich versteh beim besten Willen nicht, wie dieses Buch durch ein lektorat gekommen ist, hatte es überhaupt ein inhaltliches Lektorat? Es fällt mir schwer das zu glauben.

Die Hälfte der Fehler hätten allein mit Internetrecherche und Wikipedia ausgeräumt werden können, die andere mit einem Gespräch mit Leuten die davon Ahnung haben z.B jede x-beliebige Person die im Gesundheitswesen arbeitet, das muss noch nicht mal ein Artzt/Ärtzin sein. Christina Sweeney-Baird hat weder das eine, noch das andere getan. Sie hat rein gar nichts recherchiert sondern einfach eine fixe Idee runtergeschrieben, wie es ihr grade in den Sinn kam und das regt mich einfach auf, denn Recherche gehört zum Handwerk eines Autors/ einer Autorin und als eine Frau, die ein Studium erfolgreich absolviert hat, wird es im Falle der Autorin wohl kaum Unfähigkeit gewesen sein, warum sie sich geweigert hat auch nur die simpelste Nachforschung durchzuführen. Bleibt also noch Ignoranz und/oder Faulheit, sorry für die harten Worte, aber wie gesagt grundlegende Recherche gehört zum Ein mal Eins der Schreibarbeit dazu und sich so konsequent dagegen zu sperren ist, also ob ein Bäcker sich weigert Brötchen zu backen.

Weiße, gebildete, gut situierte Frauen heulen ihren weißen, gebildeten, gut situierten Männern hinterher
Doch es sind nicht nur allein die zahlreichen Fehler, die das Buch zum Flop werden lassen, auch erzählerisch hat es kaum etwas zu bieten. Bei einer globalen Katastrophe ist es für Leser*innen immer spannend mehrere Perspektiven zu erfolgen und so die Katastrophe aus verschiedenen Blickwinkel zu betrachten, zudem erlaubt diese Erzählweise es der Autorin sehr unterschiedliche Lebensumstände einzubeziehen und so Gesellschaftskritik auf vielen Ebenen zu üben. Eine Menge Potenzial also, das leider die Autorin ebenfalls komplett verschenkt.

Denn sie hat zwar eine Menge Perspektiven und Figuren, aber 90% davon haben denselben Background. Es sind weiße, gebildete Frauen der oberen Mittelschicht. Überhaupt ist das Buch weißer als ein Toastbrot. Bis auf sehr, sehr wenige vereinzelte Kapitel, die selten länger als zwei Seiten geht, wird alles aus der britisch/amerikanischen Perspektive erzählt. Wie die Pandemie sich auf andere Teile der Welt auswirkt, erfährt man kaum. Auch gibt es an PoC Charakteren nur eine klischeehafte Putzkraft in Singapur, aber deren Anteile sind auf die 700 Seiten gesehen auch mikroskopisch. Ebenso wenig erfährt man als Leser/in die Auswirkung der Pandemie auf z.B ärmere, bildungsferne oder vorerkrankte Menschen.
Wenn das alles nicht zur Sprache kommt, womit werden die Seiten dann gefüllt? Hauptsächlich damit, wie die besagten weißen Frauen um ihre Verluste trauern. Ich kann nicht einzelne Charaktere benennen, denn sie verschwimmen zu einem einzigen Haufen. Aber sie alle haben einen wunderbaren Mann und Kinder. Und der Verlust der Männer und Söhne wird in den größten Tönen beweint und betrauert. Auch hier Diversität gleich null, denn es wird nicht nur allein das klassische Familienbild “Mann Frau Kind” inklusive der Rollenbilder aus dem letzten Jahrhundert geschildert, es wird regelrecht zelebriert. Das Buch will feministische sein und ist doch ein einziges Loblied auf den lieben Ehemann. Wie es Frauen ergeht, die in häuslicher Gewalt leben, die froh darüber sein können, wenn ihr Tyrann stirbt, wird kaum thematisiert. Auch einfach Singles, die gerne allein sind, gibt es nicht. Alles dreht sich um den Verlust von super lieben und verständnisvollen Ehemännern und Söhnen. Die Perspektive der Familienmutter ist all überragend.

Das zeigt sich auch in der völligen Ignoranz der queeren Community. Im Grunde kommt diese nämlich einzig und allein an zwei Stellen überhaupt vor. 1.) als wie schon oben beschrieben geschildert wird, das Frauen scharenweise von einem Tag auf den anderen lesbisch werden und 2. in einem kurzen 5 Seiten Kapitel in dem geschildert wird, das Transpersonen stärker beschimpft werden und es in der Community zu massenweisen Suiziden kommt, wobei es im Kapitel aber im Endeffekt eher um den Streit zwischen der Priorität von physischer oder psychischer Gesundheit geht und die Transmenschen nur simple Beispiele sind.

Ich könnte noch so viel mehr Beispiele nennen, warum dieses Buch weder gut, noch feministisch ist. Es reicht einfach nicht nur die Dezimierung der Männer, als Thema zu nehmen und ein paar “gute Folgen” wie die Verbesserung von Autos, kleinere Handys etc. (alles Beispiele, die eins zu eins aus Caroline Criado-Perezs Unsichtbare Frauen abgeschrieben wurden) zu nennen, ohne ein wirkliches Umdenken patriarchischer Strukturen und Rollenbilder zu thematisieren. Aber die Rezension ist sowieso schon viel zu lang, das liest sich kaum jemand durch, also mache ich jetzt Schluss.

Fazit:


Ein Buch, das einzig und allein aufgrund des Themas gehypted wird, in Wahrheit aber weder feministisch noch gut geschrieben ist. Ein Punkt gibt es für den reinen Schreibstil, der sich flott lesen lässt, einen für eins, zwei emotional spannende Momente, aber das war’s auch schon. Logikfehler wohin man sieht, teilweise wirklich haarsträubende Behauptungen und null Diversität lassen diesen Versuch eines feministischen Romans zum Flop werden.

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Veröffentlicht am 25.10.2021

Lesenswert auf allen Ebenen

Der Fotograf von Mauthausen
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Diese Graphic Novel entdeckte ich durch Zufall in der Auslage einer kleinen Buchhandlung in Friedrichshain. Als jemand, der sich schon zu Schulzeiten mit der Aufarbeitung des Holocaust beschäftigte, sprach ...

Diese Graphic Novel entdeckte ich durch Zufall in der Auslage einer kleinen Buchhandlung in Friedrichshain. Als jemand, der sich schon zu Schulzeiten mit der Aufarbeitung des Holocaust beschäftigte, sprach mich der Comic sofort an.

Das Grauen von Mauthausen
Die Graphic Novel erzähl das Leben von Francisco Boix, einem spanischen Fotografen, der im spanischen Bürgerkrieg auf der Seite der Republikaner kämpfte und nach dem Sieg Francos nach Frankreich ins Exil ging. Die französische Regierung weigerte sich jedoch den geflohenen Spaniern Schutz zu gewähren und sperrte sie in Internierungslager oder zwang sie in Arbeitskompanien, die Teil der französischen Armee war. In einer solchen Kompanie wurde Boix schließlich von den Deutschen aufgegriffen und in das KZ Mauthausen deportiert. Dort wird er aufgrund seiner Kenntnisse als Fotograf dem Erkennungsdienst zugewiesen.

Wir begleiten Boix von seiner Ankunft in Mauthausen bis zu seinem Tod. In eindringlichen Bildern wird vom Lagerleben und dem dort herrschendem Grauen erzählt. Farblich bewegt sich der Comic passend in düsteren, gedeckten Töne, dafür kommt dadurch, wie ich finde, die Mimik der Figuren noch besser zum Tragen und gerade in dieser leistet Illustrator Pedro J. Colombo Großes, denn er schafft es überzeugend eine Vielzahl an Emotionen darzustellen. Von Wut, Schock, Grauen, Trauer bis hin zu Entschlossenheit und Hoffnung, die Gesichter der Figuren sind (neben Vieles weitere) eine der großen Stärken dieser Graphic Novel.

Aber auch erzählerisch gelingt es der Graphic Novel hervorragend, die Atmosphäre und den Schrecken des KZ einzufangen. Die Texte finden stets genau die richtige Länge. Man bedient sich vor allem eines erzählenden, man kann schon sagen dokumentarischen Stils. Boix, der hier auch als Erzähler fungiert, schildert seine Erlebnisse fast schon nüchtern, doch gerade das verstärkt die Wirkung der Bilder. Schonungslos wird das Elend dokumentiert. Keine Ausflüchte, nur die nackte grausame Wahrheit. Wen das als Leser/in nicht berührt und aufwühlt, hat weder Herz noch Gewissen.

Was kommt danach?
Was mir weiter an der Graphic Novel sehr gut gefallen hat ist, dass sie nicht mit der Befreiung des KZ endet. Stattdessen sehen wir, wie Francisco Boix nach dem Krieg versucht wieder in ein Leben zurückzufinden und vor allem, wie er dafür kämpft die Wahrheit über die Geschehnisse in Mauthausen an die Öffentlichkeit zu bringen. Dieser Part hat mir deshalb so gut gefallen, weil im Grunde Boix eine Arbeit beginnt, die wir als Leser/in dieser Graphic Novel, schon allein indem wir diese Geschichte lesen, mehr als 75 Jahre später direkt fortsetzen: Die Bewahrung der Erinnerung. Das ist in meinen Augen die höchste Verantwortung, die wir nachfolgenden Generationen haben: Erinnern, bewahren und hoffentlich versehen, auf dass sich dieses menschenverachtende Grauen nie wiederholen möge.

Mehr als nur eine Graphic Novel
Ein weiteres Lob möchte ich für das historische Dossier aussprechen. Auf ganzen 50 Seiten werden anschaulich und doch vertiefend die historischen Hintergründe erklärt. Man erfährt mehr über das Schicksal der spanischen Republikaner während und nach dem Krieg und auch Francisco Boix Lebenslauf wird nochmal detaillierter betrachtet. Die Texte sind dabei informativ und gehen auf Details ein, bleiben aber leicht verständlich. Abgerundet wird das Dossier zudem mit etlichen Originalfotos, die wie das ganze Buch in hoher Qualität abgedruckt sind. Schon die Graphic Novel allein ist lesenswert und lehrreich, aber gerade im Zusammenhang mit diesem Dossier, kann ich mir dieses Buch ohne Zögern als Schullektüre vorstellen.

Fazit:


Man kann nicht oft genug betonen, wie wichtig es ist, dass wir die Grausamkeiten und Unmenschlichkeit der NS-Herrschaft nicht vergessen. Diese Graphic Novel leistet dazu einen hervorragenden Beitrag, indem sie eindringlich und berührend das Schicksal eines Mannes erzählt, der genau dafür sein Leben riskierte: dem Bewahren der Erinnerung. Daher kann ich nur jedem einzelnen ans Herz legen: lest dieses Werk und führt seine Arbeit im Geiste fort.

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Veröffentlicht am 19.10.2021

Kurz, Rau, Intensiv

Sturmvögel
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Dieses Büchlein ist durch Zufall auf meinem Radar gelandet, aber als ich den Klapptext las, war ich sofort neugierig. Ich bin fasziniert von Geschichten, in denen Menschen in einer Notsituation über sich ...

Dieses Büchlein ist durch Zufall auf meinem Radar gelandet, aber als ich den Klapptext las, war ich sofort neugierig. Ich bin fasziniert von Geschichten, in denen Menschen in einer Notsituation über sich hinauswachsen, daher zog Sturmvögel unverzüglich bei mir ein.

Vom Fischerleben und der Unzähmbarkeit der See
Das Buch beginnt schonungslos mitten im Eissturm. Schon auf den ersten Seiten bekommen wir die unbarmherzige Kraft des Meeres und Eises zu spüren. Wir lesen von meterhohen Brechern und Eispanzer, die Stahlseile auf den Umfang von Rohren anwachsen lassen. Der Sturm heult, die Gischt spritzt und als Leser/in befindet man ich sofort am Deck des Trawlers. Obwohl Kárason sich einer eher subtile und schlichte Ausdrucksweise bedient, ist das Buch sehr atmosphärisch. Vielleicht ist es gerade diese Einfachheit, die die ungezähmte Kraft der See am besten beschreibt. Im Angesicht der wütenden Elemente gibt es am Ende nicht mehr viel zu sagen. Große Wortgebilde und imposante Metaphern sind was für Poeten, doch hier sprechen Fischer. Einfache Männer der See im Überlebenskampf, denen der Autor mit seinem Stil eine authentische Stimme gibt, sodass sich die Schilderung der Ereignisse sehr realistisch anfühlt, als ob man tatsächlich den Bericht eines isländischen Fischers und kein fiktives Werk vor sich hätte.

"Zweiunddreißig waren wir an Board gewesen, erfahrene Seemänner oder solche, die es werden wollten, doch nur acht von uns trauten sich hiernach noch einmal auf See."
(Sturmvögel von Einar Kárason, btb erlag, 2021, S. 140)

Diese Authentizität liegt mit Sicherheit auch darin begründet, dass der Autor früher selbst zur See gefahren ist. Er weiß also, wovon er schreibt und das spürt man auf jeder Seite. Ein gewisses Interesse für die Seefahrt sollte man als Leser/in jedoch mitbringen, denn gerade, weil sich der Autor so gut auskennt, lässt er auch viel von seinem Wissen in diesem kurzen Roman einfließen. Man lernt tatsächlich eine Menge über die Fischerei und den Alltag der Fischer an Board, da Kárason, wenn er nicht gerade das Drama an Board schildert, in Rückblenden vom Alltag der Seemänner erzählt. Als Leser/in ist es an dieser Stelle vom Vorteil, zumindest die Basisbegriffe der Schifffahrt zu kennen, sprich Bug und Heck, sowie Steuer- und Backboard auseinanderhalten zu können, alles Weitere wird aber gut erklärt und ich kann sagen, dass ich nach der Lektüre definitiv schlauer bin, als vorher.

Ein Schiff gegen die Elemente
Im Grunde habe ich nur einen kleinen Kritikpunkt an dem Buch: Obwohl der Sturm und die Kraft des Meeres toll beschrieben wurden, fehlte es mir ein bisschen an letzten Nervenkitzel. Die Wirkung des Sturms auf die Psyche der Männer ist hervorragend beschrieben und wirkt beklemmend, doch ich hätte gerne noch eine, oder zwei Szenen gehabt, in denen es nochmal richtig gefährlich wird, in denen ich richtig mitbangen und mitzittern hätte können, gerade zum Ende hin.

Fazit:


Trotz einfacher Sprache ist diesr kurze Roman sehr atmosphärisch. Dieses Buch ist so, wie der Wintersturm, gegen die diese Männer ankämpfen: Kurz, Rau, Intensiv.

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Veröffentlicht am 19.10.2021

Wenn ein Vampir und ein Werwolf deine neuen Beziehungs-Goals sind

Fangs
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Wer meinen Blog schon länger verfolgt weiß, dass ich ein großer Sarah Andersen Fan bin. Ich liebe ihre Sarah Scribbles Comicstripes, die mir so oft aus der Seele sprechen. Natürlich war ich da auch sehr ...

Wer meinen Blog schon länger verfolgt weiß, dass ich ein großer Sarah Andersen Fan bin. Ich liebe ihre Sarah Scribbles Comicstripes, die mir so oft aus der Seele sprechen. Natürlich war ich da auch sehr gespannt auf ihr neustes Comicprojekt.

Sarah Andersen zeigt, was sie kann
Das erste was an Sarah Andersens neustem Werk im Vergleich zu der Sarah Scribbles Reihe auffällt: Es wirkt erwachsener. Zwar greift sie wie gewohnt auf eine Erzählweise durch kurze Comicstripes zurück, aber in den Zeichnungen zeigt sie, dass sie mehr kann, als nur “Scribbles”. Nicht nur wirkt der Zeichenstil reifer, auch die Geschichte selbst ist mehr als gekonnt erzählt. Was zunächst wie eine Aneinanderreihung einzelner für sich stehende Comic wirkt, entpuppt sich bald als eine zusammenhängende, sich aufbauende Geschichtete rund um die Beziehung von Elsie und Jimmy. Dabei geht aber trotzdem der Humor nicht verloren, z.B wenn Jimmy auf einen Chihuahua trifft, könnte ich mich jedes Mal wegschmeißen. Darüber hinaus gibt es aber auch noch jede Menge Erwachsenen und schwarzen Humor.

Wenn ein Vampir und ein Werwolf deine neuen Beziehungs-Goals sind
Doch dieser Comicband ist nich einfahc nur eine Ansammlung von Vampir bez. Werwolf witzen. Tatsächlich ist er auch ziemlich romantisch. Jeder Comicstripe ist eine Momentaufnahme einer Beziehung, die trotz Monströität vorbildhafter kaums ein kann. Denn der Grund, warum Elsie und Jimmy so gut miteinander auskommenist, dass jeder der beiden so sein kann wie er bez. sie ist. Keiner versucht den Partner zu etwas anderem zu machen. Sie akzeptieren die Macken und Eigenheiten des jeweils anderen und stellen sich gemeinsam darauf ein. So muss Jimmy sich erst daran gewöhnen morgens nicht die Vorhänge aufzureißen, während Elsie zukünftig auf Silberringe verzichtet. Die Beiden hören einander zu und auch wenn sie nicht perfekt sind und sich auch mal streiten, sie lieben und akzeptieren sich bedingungslos. Wenn das kein Beziehungs-Goal ist, dann weiß ich auch nicht. Das Ganze wirkt so unglaublich ehrlich, dass es einen richtig zu Herzen geht und ich bin schwer verliebt in dieses Pärchen.

Nicht nur für Neulinge
Ein letztes Wort noch an all jene, die Fangs bereits als kostenlosen Webcomic bei Tapas gelesen haben: Auch für euch lohnt sich dieser Sammelband und zwar nicht nur, weil man so eine geniale Cartoonistin wie Sarah Andersen unterstützt, sondern auch, weil im Sammelband allerhand Comics enthalten sind, die auf Tapas nie veröffentlicht wurden. Ich schätze sogar auf die Comicstripes, die man bei Tapas lesen kann, kommt fast nochmal so viel an unveröffentlichte, der Sammelband lohnt sich also auf alle Fälle.

Fazit:


Diesen Comicband muss man einfach lieben! Mit viel Humor und einem perfekten Gespür für Pointen schildert Sarah Andersen hier nicht nur das Liebesleben zweier Monster, sondern vor allem eine ehrliche, aufrichtige, auf gegenseitigen Respekt beruhende Beziehung, die zu Herzen geht. Ein Muss für jeden Comicfan!

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