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Morlin

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 11.09.2022

Ich bin etwas ratlos

Schlangen im Garten
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So begeistert ich von „Junge mit schwarzem Hahn“ war, so ratlos hat mich „Schlagen im Garten“ zurückgelassen. Ich befürchte, ich habe das Buch einfach nicht verstanden. Sprachlich ist es wirklich außergewöhnlich ...

So begeistert ich von „Junge mit schwarzem Hahn“ war, so ratlos hat mich „Schlagen im Garten“ zurückgelassen. Ich befürchte, ich habe das Buch einfach nicht verstanden. Sprachlich ist es wirklich außergewöhnlich schön geschrieben. Es gibt so viele schöne Sätze, man käme aus dem Markieren oder Herausschreiben (es gibt ja viele Leser*innen, die das machen) gar nicht mehr heraus. Nur konnte mich die Geschichte selber nicht berühren, da ich immer wieder Fragezeichen in den Augen hatte. Ja es geht um Trauerarbeit, soweit konnte ich es nachvollziehen. Aber für mich kam hier leider kein Lesefluss auf. Mehr ein Kunstwerk, als ein Roman?

Auf Grund der schönen Sprache, vergebe ich trotzdem 3,5 Sterne. Und auch den nächsten Roman würde ich mir näher ansehen, denn schreiben kann die Autorin auf jeden Fall. Nur dieses Buch war leider nichts für mich.

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Veröffentlicht am 29.08.2022

Eine Flucht vor Nazideutschland – berührend geschrieben

Svendborg 1937
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Die Familie Dinkelspiel – bestehend aus den Eltern mit ihren drei Kindern Ricarda, Meret und Friedrich – fliehen 1937 auf Grund der immer stärker werdenden Repressalien gegenüber Juden, aus Stuttgart nach ...

Die Familie Dinkelspiel – bestehend aus den Eltern mit ihren drei Kindern Ricarda, Meret und Friedrich – fliehen 1937 auf Grund der immer stärker werdenden Repressalien gegenüber Juden, aus Stuttgart nach Dänemark. Sie kommen bei einer Tante unter, die ihr Deutsein schon lange abgelegt hat und die Familie eher aus Pflichtbewusstsein (und gegen eine Aufwandsentschädigung), als denn aus Hilfsbereitschaft aufnimmt. Wobei ich es mir auch als sehr schwierig vorstelle, wenn eine Eigenbrötlerin auf einmal eine fünfköpfige Familie im Haus hat. Das sie es überhaupt macht, muss man ihr trotz allem hoch anrechnen.

Wir erfahren, wie die Familie und deren einzelnen Mitglieder, mit der Situation als Flüchtling in einem fremden Land, mit einer Sprache die sich nicht sprechen, zurechtkommen. Insbesondere die Gefühle und Erlebnisse der beiden jungen Mädchen stehen dabei im Fokus.

Mich hat das Buch sehr berührt und es hat mir auch vor Augen geführt, was für die Menschen eine Flucht aus ihrem Heimatland und das Leben im Exil bedeutet. Wie hilf- und ratlos man ist. Wie man nicht verstehen kann, warum ausgerechnet einem selber das passiert. Und wie man gegen alle Widrigkeiten mit seinem Leben weiter macht, weiter machen muss. Am Ende finden viele der Flüchtlinge eine neue Heimat, auch wenn sie die alte Heimat nie ganz loslassen wird.

Ein tolles Buch, das ich gerne weiterempfehle.

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Veröffentlicht am 21.08.2022

Ungewöhnlich und interessant – aber keine wirkliche Dystopie

Auf See
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Das war wirklich ein ungewöhnliches Buch und definitiv eine interessante und stellenweise lehrreiche Lektüre. Dem Klappentext nach habe ich eine Dystopie mit dem Fokus auf eine schwimmende und selbstversorgende ...

Das war wirklich ein ungewöhnliches Buch und definitiv eine interessante und stellenweise lehrreiche Lektüre. Dem Klappentext nach habe ich eine Dystopie mit dem Fokus auf eine schwimmende und selbstversorgende Insel erwartet. Das war es tatsächlich nicht.

Im Buch haben wir zunächst drei Erzählstränge. Da ist zum Einen der Teenager Jada, die sich recht isoliert auf einer Insel vor Deutschland befindet. Warum und wieso – so genau erfährt man das anfänglich nicht. Ich fand das Ganze sehr mysteriös und empfand diese Kapitel als sehr spannend.

Dann gibt es noch Helena, die auf dem Festland lebt. Das es den Menschen dort nicht unbedingt so gut geht wie aktuell, wird schnell klar. Von einer dystopischen Welt scheint man aber noch weit entfernt zu sein. Dieser Gegensatz zwischen den Geschichten von Jada und Helena haben mich zwar irritiert, aber auch immer dazu angeregt weiter zu lesen, um herauszufinden, was denn nun wirklich passiert ist.

Im dritten Erzählstrang (Archiv genannt) erfahren wir historische Begebenheiten, in denen es immer um kuriose Gründungen von Staaten geht – in der Regel auf kleinen Inseln. Diese Kapitel fand ich am Besten, zudem es sich um wahre Begebenheiten handelte.

Wie diese drei Perspektiven zusammenhängen, wird in der zweiten Buchhälfte aufgeklärt und ich war stellenweise überrascht.

Der Schreibstil hat mir gut gefallen, auch wenn die Verwendung von (recht unbekannten) Fremdwörtern ungewöhnlich zahlreich war. Da musste ich ab und zu auch mal Google bemühen.

Insgesamt hat mir das Buch gut gefallen, so dass ich es mit vier Sternen bewerten möchte.

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Veröffentlicht am 13.08.2022

Eindringlich und berührend

Sanfte Einführung ins Chaos
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Ein Mann und eine Frau, beide Anfang 30, zusammenlebend und doch sind sie in ihrer Beziehung noch nicht angekommen. Und auch die Erwartungen an das Leben sind unterschiedlich. Er (Daniel) hat der frühe ...

Ein Mann und eine Frau, beide Anfang 30, zusammenlebend und doch sind sie in ihrer Beziehung noch nicht angekommen. Und auch die Erwartungen an das Leben sind unterschiedlich. Er (Daniel) hat der frühe Verlust seines Vaters geprägt. Dieses Gefühl des Verlassenwerdens ist immer im Hinterkopf und als Junge schwor er sich, sein Kind niemals zu verlassen. Sie (Marta) hat genaue Zukunftspläne – aber ein Kind gehört definitiv nicht dazu.
Er fürchtet die Veränderung und will seine Vergangenheit festhalten. Sie will Neues und plant schon eine berufliche Änderung, die sich in eine andere Stadt führt. Er will ankommen, sie ist auf dem Sprung.
Die Zerrissenheit von Daniel und Marta in der neuen Situation einer ungewollten Schwangerschaft hat die Autorin sehr gut herausgearbeitet. Das Buch war eindringlich und berührend. Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung für Leser von zeitgenössischer Literatur.

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Veröffentlicht am 25.07.2022

Schwer einzuordnen

Eine Feder auf dem Atem Gottes
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Dies war mein zweites Buch von Sigrid Nunez. Und genauso wie bei „Was fehlt dir“, fällt es mir auch bei „Eine Feder auf dem Atem Gottes“ schwer, es einzuordnen. Was genau habe ich da eigentlich gelesen? ...

Dies war mein zweites Buch von Sigrid Nunez. Und genauso wie bei „Was fehlt dir“, fällt es mir auch bei „Eine Feder auf dem Atem Gottes“ schwer, es einzuordnen. Was genau habe ich da eigentlich gelesen? Eine fiktive Geschichte oder doch ein autobiographischer Roman? Ich bin mir nicht sicher, zudem es auch kein Nachwort gibt, welches diese Frage klären würde.

In Bruchstücken erzählt die Autorin zunächst die Geschichte ihrer Eltern. Gerade diese beiden Kapitel über Chang und Christa (was für eine ungewöhnliche Namenskonstellation) haben mir außerordentlich gut gefallen. Die Sprache war lebendig und bildhaft, die Figuren zum Greifen nah. In der zweiten Hälfte lernen wir dann die junge Sigrid kennen, ihre Träume und Ängste. Auch hier war ich noch ganz gefesselt von diesem ungewöhnlichen Roman. Der vierte Abschnitt hat mich dann leider etwas enttäuscht. Die Liebesgeschichte mit Vadim war nicht ganz so meins.

Insgesamt war es aber eine tolle Lektüre und für Liebhaber zeitgenössischer Literatur absolut zu empfehlen. Insbesondere dieses „Fremdsein“ in der eigenen Familie ist mir sehr Nahe gegangen. Frau Nunez hat wirklich einen großartigen Erzählstil und ich freue mich schon auf den nächsten Roman von ihr.

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