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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 23.09.2025

Sirenengeflüster

Unbeugsam wie die See
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Die britisch-australische Schriftstellerin Emilia Hart hat mit 'Unbeugsam wie die See' ihren zweiten Roman vorgelegt.

Die Geschichte wird auf drei Zeitebenen fortlaufend erzählt. Hat man zu Beginn noch ...

Die britisch-australische Schriftstellerin Emilia Hart hat mit 'Unbeugsam wie die See' ihren zweiten Roman vorgelegt.

Die Geschichte wird auf drei Zeitebenen fortlaufend erzählt. Hat man zu Beginn noch den Eindruck, die drei Stränge der Geschichte hätten nicht wirklich etwas miteinander zu tun, flicht Hart die Stränge mehr und mehr zu einem Zopf - nicht zu straff, nicht zu lose. Heraus kommt eine starke Geschichte, in der Dunkelheit und Licht gleichermaßen Platz haben.

Hart konnte ihr schriftstellerisches Können im vorliegenden Werk abermals unter Beweis stellen. Die Protagonisten sind nahbarer, die Übergänge der Zeitebenen subtiler und ausgeklügelter als bei ihrem Debüt 'Die Unbändigen'. Insgesamt eine sehr lesenswerte Geschichte, in der Wortmagie betrieben wird.

Punktabzug gibt es für die Umsetzung des Verlags. Je größer die Verlagsgruppe HarperCollins wird, desto mehr verliert sie an Qualität. Zur Abwechslung finden sich im Text mal keine Schreibfehler - was wohl auch der großartigen Übersetzerin Julia Walther geschuldet ist.
Dafür ist im Klappentext von einer jungen Kunstlehrerin die Rede, die Jess' Geschichte nachhaltig verändern soll. Ein Fauxpas, der nicht hätte passieren dürfen - denn die vermeintliche Kunstlehrerin ist ein Kunstlehrer.
Den Titel 'Unbeugsam wie die See' kann man als ebenso misslungen betrachten, wie es auch beim Titel des Debüts 'Die Unbändigen' der Fall war. HarperCollins sollte dringend handeln.

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Veröffentlicht am 27.02.2025

Hohe Erwartungen leider nicht erfüllt

52 wilde Fermente
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"52 wilde Fermente" sticht aus dem reichen Bücherangebot über Fermentation vor allem wegen der angepriesenen 52 Jahreszeiten heraus. Jede Woche eine neue Wildpflanze entdecken und ihren Nutzen kennenlernen ...

"52 wilde Fermente" sticht aus dem reichen Bücherangebot über Fermentation vor allem wegen der angepriesenen 52 Jahreszeiten heraus. Jede Woche eine neue Wildpflanze entdecken und ihren Nutzen kennenlernen - welch reizvolles Versprechen!

Auf den ersten Blick macht das Buch einen fantastischen Eindruck. Tolle Bilder, nicht allzu überladene Seiten und die hochwertige Aufmachung des Buches sprechen durch und durch für die Wertigkeit den Kosmos-Verlags.

Die ersten 100 Seiten von "52 wilde Fermente" beschäftigen sich mit den Grundkenntnissen über Fermentation. Es geht maßgeblich um verschiedene Fermentationsmethoden und den für den Menschen gesundheitlichen Nutzen fermentiereter Nahrungsmittel. Alles in allem fühlt man sich als Fermentations-Neuling sehr gut aufgehoben.

Doch mit den aufgeführten Rezepten nimmt die Wertigkeit des Buches jedoch schlagartig ab.
Zweifelsohne lassen sich kreative Rezepte entdecken, doch denen fehlt leider der Feinschliff. So werden die Pflanzen zwar grob beschrieben (Erkennungsmerkmale, Standort usw.), eine zusätzliche Abbildung der jeweiligen Pflanze gleich neben dem Rezept wäre wünschenswert gewesen. Alle genannten Pflanzen sind ab S. 214 abgebildet - was man als gestalterisch unglücklich bezeichnen könnte.

Einige Wildpflanzen haben giftige Doppelgänger, deren Verzehr dringend zu vermeiden ist - hier fehlen entsprechende Warnhinweise zur Verwechslungsgefahr. Auch Allergiker werden vergeblich nach entsprechenden Warnhinweisen suchen. Etliche der genannten Wildkräuter können Symptome auslösen, die man auf den ersten Blick nicht als allergische Reaktion erkennt. (z.B. Hagebutte, Brennnessel, Hasel).

Summa summarum leider ein Buch, das gut zur hippen, auf Selbstoptimierung ausgelegte Lifestyle-Mentalität passt. Schön sieht’s aus, zu empfehlen ist es nicht.
Schade!

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Veröffentlicht am 27.02.2025

Betörend und verstörend zugleich

Das Lieben danach
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Helene Bracht, Pädagogin und Psychologin, hat mit „Das Lieben danach“ ihr erstes literarisches Werk vorgelegt.

Das vorliegende Buch schafft einen Spagat zwischen sehr persönlichen, intimen Lebenserinnerungen ...

Helene Bracht, Pädagogin und Psychologin, hat mit „Das Lieben danach“ ihr erstes literarisches Werk vorgelegt.

Das vorliegende Buch schafft einen Spagat zwischen sehr persönlichen, intimen Lebenserinnerungen und neuesten Erkenntnissen der Psychologie.
Als Kind sexuell missbraucht, geht sie ihren Weg und stellt diese Erlebnisse viele Jahre nicht in Frage. Erst rückblickend und in Verbindung mit ihrem fundierten Fachwissen trägt sie Schicht und Schicht ihres Lebens ab um zu erkennen, wie umfangreich diese frühen sexuellen Erfahrungen ihr gesamtes Leben beeinflusst haben. Ihr gelingt, das Schreckliche in Worte zu kleiden, ohne zu verschleiern, zu filtern, zu verharmlosen. Um das Verstörende aus ihrem eigenen kindlichen Erfahrungsradius zu erzählen, teilhaben zu lassen an prägenden Ereignissen und späteren Erkenntnissen.

Sprachlich gewandt wechselt sie zwischen ihren eigenen Erinnerungen und wissenschaftlichen Kontexten mühelos hin und her und macht dieses Buch zu einem ungewöhnlichen und vor allem kraftvollen Leseerlebnis.

Sie gibt mit „Das Lieben danach“ allen betroffenen Frauen - ob bewusst oder unbewusst - nicht nur eine Stimme, sondern auch den Mut, sich solch fatalen Lebensereignissen zu stellen.

Keine leichte Kost, aber in jedem Fall absolut lesenswert!

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Veröffentlicht am 01.02.2025

Potential verschenkt

Middletide – Was die Gezeiten verbergen
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Das Romandebüt der amerikanischen Sportlerin Sarah Crouch wird von vielen Seiten hochgelobt – Grund genug, einen näheren Blick auf ihr Werk zu wagen.

„Middletide – Was die Gezeiten verbergen“ beginnt ...

Das Romandebüt der amerikanischen Sportlerin Sarah Crouch wird von vielen Seiten hochgelobt – Grund genug, einen näheren Blick auf ihr Werk zu wagen.

„Middletide – Was die Gezeiten verbergen“ beginnt in den 90-er Jahren. Zwei Angler entdecken in einer versteckten Bucht die junge Ärztin Erin, die sich offensichtlich suizidiert hat. Ein Abschiedsbrief lässt vermuten, dass Erin den Verlust ihrer kleinen Tochter nicht mehr ertragen konnte. Doch schnell gibt es Ungereimtheiten und bereits am nächsten Tag steht fest: Erin wurde ermordet. Wer ist der Täter? Und welches Motiv hatte er?
Etwa zwanzig Jahre zuvor in derselben Bucht:
Nakita und Elijah, zwei junge Liebende, geben sich ein Versprechen. Doch nur einer von beiden hält sich daran. Welche Rolle spielt diese Jugendliebe, die dort zerbrach, wo einundzwanzig Jahre später Erins Leben endete?

Die Geschichte wird fortlaufend auf diesen beiden Zeitebenen erzählt, die im Abstand von etwa zwanzig Jahren beginnen und gegen Ende des Buches zusammenlaufen.
Trotz Crouchs malerischem Schreibstil verliert sie sich immer wieder in Details, denen es an Relevanz mangelt. Dafür platziert sie signifikante Indizien so ungeschickt in der Handlung, dass spätestens in der Mitte des Buches ersichtlich wird, worauf das Ganze hinausläuft. An anderen Stellen wird leider viel Potential der Handlung verschenkt.
Insgesamt ist das vorliegende Buch ein wilder Mix aus Crouchs Ideen und zwei sehr bekannten Büchern, deren Titel den Inhalt von „Middletide“ verraten würde.

Irritierend ist rückblickend der Hinweis der Autorin – ganz am Anfang des Buches - dass es sich bei beschriebenem indigenen Reservat um Fiktion handelt. Irritierend deshalb, weil das Leben in besagtem Reservat kaum Relevanz für den vorliegenden Roman hat. Hier geht es wohl grundsätzlich um die in den letzten Jahren tabuisierte kulturelle Aneignung. Es lässt sich konstatieren, dass auch andere Leserinnen und Leser von diesem Hinweis ein wenig irritiert sind. Die Platzierung dieser Information darf also überdacht werden - sie impliziert, wonach man als Leserin oder Leser vergeblich sucht. Obendrein ist in der englischsprachigen Originalausgabe kein Hinweis dieser Art auf den ersten Seiten zu finden.

Das Cover des Buches ist schön, aber im Gegensatz zum amerikanischen Original ohne Bezug zur Handlung des Buches. Die Übersetzung ist stellenweise leider etwas holprig.

Unterm Strich ist „Middletide – Was die Gezeiten verbergen“ ganz nett zu lesen, aber lange nicht so herausragend, wie es angekündigt wurde.

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Veröffentlicht am 20.01.2025

Eine Geschichte, wie sie das Leben manchmal zu schreiben beliebt

Für Polina
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„Für Polina“ ist das neueste Werk aus der Feder von Takis Würger und überzeugt mit einer gleichermaßen zart flüsternden und dennoch wortgewaltigen literarischen Stimme.

Fritzi Prager ist im letzten Jahr ...

„Für Polina“ ist das neueste Werk aus der Feder von Takis Würger und überzeugt mit einer gleichermaßen zart flüsternden und dennoch wortgewaltigen literarischen Stimme.

Fritzi Prager ist im letzten Jahr vor dem Abitur, als sie ungewollt schwanger von einer Italienreise zurück nach Hause kommt. Ihr Studium mit Vollstipendium verschiebt sie bis auf Weiteres. Hochschwanger schreibt sie dennoch ihr Abitur. Nur wenig später kommt ihr Sohn Hannes zur Welt. Im Krankenhaus lernen die beiden Günes mit ihrer Tochter Polina kennen. Und eine lebenslange Verbindung entsteht – vor allem zwischen Hannes und Polina.

Das Buch ist in drei Abschnitte eingeteilt, die sich getrost in „Zuhause“, „Sehnsucht“ und „Ankommen“ einteilen ließen. Die ersten beiden Abschnitte nehmen den größten Raum der Geschichte ein und könnten in der Stimmung, die sie erzeugen, nicht unterschiedlicher sein. Hannes, der in Abschnitt Eins nichts hat und doch irgendwie alles, was er braucht, hat in Abschnitt Zwei scheinbar eine Menge, mit dem er nicht viel anfangen kann. Ist man im ersten Teil des Buches als Leser noch geneigt, sich in den wildschönen Beschreibungen Würgers zu verlieren, leidet man im zweiten Abschnitt fast ein wenig mit Hannes und Polina und stellt sich klammheimlich immer wieder die Frage „Wie lässt sich der Mut aufbringen, Gedanken auszusprechen, für die es keine Worte gibt?“. Polina und Hannes lieben sich seit Anbeginn ihrer Zeit und sprechen doch so unterschiedliche Sprachen, dass das Leben sie immer wieder voneinander trennt.

Was dieses Buch zu einem hinreißenden Leseerlebnis macht, sind nicht nur die imposant geschriebenen Worte, sondern vor allem diese zarten Zwischentöne, die aus all dem Geschriebenen immer wieder fühlbar hervortreten und eine ganz eigenartig schöne Stimmung beim Leser erzeugen. Man kann sich diesem Roman kaum entziehen - da ist nichts, was noch mehr aus dieser einzigartigen Geschichte hätte herausgeholt werden können.
„Für Polina“ ist so bemerkenswert formvollendet, dass man nach 290 gelesenen Seiten atemlos zurückbleibt und sich in seine eigene Melodie hineinzuträumen versucht.

Ein bemerkenswertes Buch für alle, die das Besondere lieben.

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