„Dieses Buch zu lesen ist eine radikale Erfahrung. Ein leuchtender Text über zerbrechenden Schmerz und die Schönheit der Selbstversöhnung“, so Gabriele von Arnim. Dieses Buch bricht die Scham
Was für eine Entdeckung – es braucht ein ganzes Leben, um einen solchen Text zu schreiben. „Die Geschichte erschien mir viele Jahre lang gänzlich unerheblich.“ Von diesem Satz aus erzählt die heute siebzigjährige Helene Bracht von einer über Jahrzehnte verschütteten Erfahrung, die sie mit sehr vielen Frauen und vielen Männern teilt: der, dass es auf dem Lebensweg mit der Liebe und der Sexualität nicht nur gut und einvernehmlich zuging. Wie liebt und begehrt man, wenn Verletzendes verborgen hinter einem liegt? Wie lebt und liebt man immer weiter? Fulminant ein Tabu brechend und dabei einzigartig gewitzt und souverän erzählt dieser Text vom Missbrauch – und seinen Grenzen. Diese Bilanz wird Denkweisen verändern und vielen Menschen viel bedeuten.
Helene Bracht wurde im Kindesalter über mehrere Jahre hinweg mehrfach von ihrem erwachsenen Nachhilfelehrer missbraucht.
Nun, Jahrzehnte später, schildert sie in "Das Lieben danach" von dem Missbrauch, ...
Helene Bracht wurde im Kindesalter über mehrere Jahre hinweg mehrfach von ihrem erwachsenen Nachhilfelehrer missbraucht.
Nun, Jahrzehnte später, schildert sie in "Das Lieben danach" von dem Missbrauch, dem enormen Vertrauensverlust und ihren anschließenden Beziehungen - vor allem zu Männern, aber auch zu ihrer Mutter und der Thematisierung von Sex innerhalb der Familie. Bracht arbeitet nicht nur ihren eigenen Missbrauch auf, sondern auch ihre sexuellen Begegnungen, ihre Beziehungen und beleuchtet unter anderem, weshalb sie auf einen Hochzeitsschwindler hereinfallen konnte und weshalb sie Schwierigkeiten mit echter Bindung hat. Außerdem thematisiert sie, wie sie selbst zur Täterin wurde und welche Rolle Grenzüberschreitung und Gewalt spielen können.
"Das Lieben danach" ist ehrlich, schonungslos und nachvollziehbar, weshalb ich eine absolute Leseempfehlung ausspreche.
Helene Bracht, selber Psychotherapeutin, schreibt in dem Buch über den eigenen als junges Mädchen erlebten sexuellen Missbrauch und wie dieser ihr späteres Beziehungs- und Liebesleben in ihrem eigenen ...
Helene Bracht, selber Psychotherapeutin, schreibt in dem Buch über den eigenen als junges Mädchen erlebten sexuellen Missbrauch und wie dieser ihr späteres Beziehungs- und Liebesleben in ihrem eigenen Denken, Fühlen und Handeln zum Teil subtil, oft sehr massiv beeinflusst hat. Das Cover passt sehr gut zum Inhalt - eine wunderschöne und üppige Blüte, möglicherweise eine Pfingstrose, bei der man erst auf den 2.Blick erkennt, da stimmt was nicht, da ist doch etwas beschädigt, abgeknickt. Helene Bracht schreibt lebendig, klug und reflektiert. Großartig wenn man dazu bedenkt, dass es sich um ein Debut handelt. Dabei bleibt es immer ihre Geschichte. Sehr persönlich begibt sie sich auf Spurensuche. Anekdotisch erzählt sie von Liebes- und Beziehungsversuchen, angereichert mit einem enormen Wissen zu sexualisierter Gewalt und deren Auswirkung auf die Psyche der Betroffenen. In der Darstellung des Erlebten hätte ich mir gewünscht, dass es vielleicht stellenweise weniger explizit beschrieben wird. Nicht aus Scham, der Täter hat allen Grund sich zu schämen, auch wenn er vermutlich längst tot ist!! Sondern aus dem Wunsch heraus, die Autorin möge sich etwas mehr selber schützen. Aber möglicherweise versteht man gerade die hochambivalenten Gefühle und Verhaltensweisen im Anschluss nur durch das Vorwissen über das Erlebte besser. Spannend fand ich den Seitenstrang, in dem Helene Bracht über ihre Mutter, deren Bezug zur Sexualität, aber auch deren Befreiung schreibt. Insgesamt ist es ein lesenswertes Buch, für das zumindest ich immer wieder Pausen gebraucht habe. Vom SRF gibt es in der Philosophieserie "Sternstunde Philosophie" eine Folge mit ihr, die ich ergänzend sehr weiterempfehlen kann.
Ehrlich gesagt hat mich das prachtvolle Blütencover auf das Buch aufmerksam gemacht und ich bin immens froh, dass ich diesen tollen Titel deswegen gelesen habe.
Helene Bracht reflektiert hier was ihr ...
Ehrlich gesagt hat mich das prachtvolle Blütencover auf das Buch aufmerksam gemacht und ich bin immens froh, dass ich diesen tollen Titel deswegen gelesen habe.
Helene Bracht reflektiert hier was ihr einst in Liebesdingen geschah und wie früh in ihrem Leben Sexualität Einzug hielt, ohne dass sie dies wollte. Dabei tut sie dies auf eine nüchterne Weise, die mehr berührt als würde das Geschehene zu sehr in die Dramatik abrutschen.
Als Frau konnte ich mich da so intensiv einfühlen, weil ich ähnliche Erfahrungen gemacht habe, wenn auch nicht so Schlimme wie sie. Aber wenn an sich als Singlefrau eine tolle Reise allein gönnt und dann überall am Katzentisch und in zweiter Reihe geparkt wird, dann muss man sich wohl fragen ob die Gesellschaft lieber unglückliche Paare fördern mag oder man es auch feiern darf allein glücklich zu sein.
Sprachlich mit den Redewendungen und der genutzten Wortwahl habe ich doch die ein oder andere Textstelle markieren müssen.
Fazit: Keine leichte Kost, aber etwas was mehr publiziert und gelesen werden sollte. Klare Leseempfehlung von mir.
Unglaublich eindringlich erzählt Helene Bracht in das Lieben danach von der Existenz als Frau, die schon als Kind für sie bedeutete Übergriffe zu erleben, Zeugin davon zu sein, jedoch in anderer Form auch ...
Unglaublich eindringlich erzählt Helene Bracht in das Lieben danach von der Existenz als Frau, die schon als Kind für sie bedeutete Übergriffe zu erleben, Zeugin davon zu sein, jedoch in anderer Form auch zu begehen. Der Übergriff als Alltag inhärent in die Existenz des weiblichen Geschlechts in einer patriarchalen Gesellschaft eingeschrieben, die jederzeit die Verfügungsgewalt über den weiblichen Körper beansprucht.
Ausgehend von der eigenen Missbrauchserfahrung versucht die Autorin zu ergründen, was diese für den weiteren Lebensweg, hier speziell die Beziehungen und Sexualität, bedeutet, bedeuten kann. Welche Prägungen erfahren Menschen, speziell Frauen, dadurch und wie wirkt sich dies auf ihr Leben aus? Die Forschungsliteratur hierzu ist dünn, die essayistische Analyse der Autorin damit umso wertvoller für unser Verständnis davon. Deutlich wird, dass sich im Fall der Autorin und dies wahrscheinlich durchaus exemplarisch für andere Frauen mit ähnlichen Erfahrungen, die Missbrauchsvergangenheit und ihre Implikationen für die weitere Prägung intimer und sozialer Beziehungen unheilvoll mit patriarchalen Erwartungen an die Frau als Gebende vermischen. Dies zu lesen, zu verdauen, zu verstehen, ist bereits alles andere als leicht und gerade deshalb notwendig.
Diesem schwierigen Thema widmet sich Bracht in einer seltsam nüchternen und zugleich zarten Sprache und schafft es so die ganze Ambivalenz, die dabei in ihren Gefühlen mitschwingt nachvollziehbar einzufangen. So ist das Lieben danach auch eine ungewöhnlich offene Selbstanalyse der Missbrauchserfahrung, aber auch der Liebesbeziehungen und des Alterns und gelebten Lebens dieser außergewöhnlichen Frau.
Für mich war das Lieben danach ein Buch, das noch lange nachhallen wird und ich mit Blick auf die klugen und bedacht formulierten Gedanken darin, sicher noch öfter zur Hand nehmen werde. Es liegt trotz der schrecklichen Thematik ein seltsamer Trost in den Zeilen der Autorin, die dem Grauenvollen, die Schönheit der Sprache entgegenstellt und diesem so erfolgreich trotzt als eine Form der Aneignung der eigenen Geschichte. Absolute Leseempfehlung!
Helene Bracht, Pädagogin und Psychologin, hat mit „Das Lieben danach“ ihr erstes literarisches Werk vorgelegt.
Das vorliegende Buch schafft einen Spagat zwischen sehr persönlichen, intimen Lebenserinnerungen ...
Helene Bracht, Pädagogin und Psychologin, hat mit „Das Lieben danach“ ihr erstes literarisches Werk vorgelegt.
Das vorliegende Buch schafft einen Spagat zwischen sehr persönlichen, intimen Lebenserinnerungen und neuesten Erkenntnissen der Psychologie.
Als Kind sexuell missbraucht, geht sie ihren Weg und stellt diese Erlebnisse viele Jahre nicht in Frage. Erst rückblickend und in Verbindung mit ihrem fundierten Fachwissen trägt sie Schicht und Schicht ihres Lebens ab um zu erkennen, wie umfangreich diese frühen sexuellen Erfahrungen ihr gesamtes Leben beeinflusst haben. Ihr gelingt, das Schreckliche in Worte zu kleiden, ohne zu verschleiern, zu filtern, zu verharmlosen. Um das Verstörende aus ihrem eigenen kindlichen Erfahrungsradius zu erzählen, teilhaben zu lassen an prägenden Ereignissen und späteren Erkenntnissen.
Sprachlich gewandt wechselt sie zwischen ihren eigenen Erinnerungen und wissenschaftlichen Kontexten mühelos hin und her und macht dieses Buch zu einem ungewöhnlichen und vor allem kraftvollen Leseerlebnis.
Sie gibt mit „Das Lieben danach“ allen betroffenen Frauen - ob bewusst oder unbewusst - nicht nur eine Stimme, sondern auch den Mut, sich solch fatalen Lebensereignissen zu stellen.
Keine leichte Kost, aber in jedem Fall absolut lesenswert!