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Veröffentlicht am 21.03.2017

Bedrückende und zugleich hoffnungsvolle Liebes- und Familiengeschichte

Liebe ist wie Drachensteigen
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Hadleys Leben ist aus den Fugen geraten, seit sie vor einigen Monaten nach Hause kam und die Haustür mit Klebezetteln überdeckt vorfand, die ihren Vater einer Affäre beschuldigten. Seither gleich jedes ...

Hadleys Leben ist aus den Fugen geraten, seit sie vor einigen Monaten nach Hause kam und die Haustür mit Klebezetteln überdeckt vorfand, die ihren Vater einer Affäre beschuldigten. Seither gleich jedes Miteinander als Familie einer erzwungenen Veranstaltung, daran hat auch ein Umzug von Nashville ins ländlichere Woodmont nichts geändert. Hadley macht mit wechselnden Typen herum, ohne dass Gefühle im Spiel wären und schottet sich ab, sodass selbst ihre beste Freundin Kat sie nicht wiedererkennt.
Doch dann kommt Sam neu an ihre Schule und wird in English Hadleys Projektpartner. Er ist aufmerksam und verständnisvoll, und die beiden lernen sich schnell besser kennen. Doch Sam kennt ein Geheimnis, dessen Enthüllung alles verändern könnte…

Dass dieses Buch alles andere als eine rosarote Liebesgeschichte enthält, zeigt bereits das völlig zerknickte Herz auf dem Cover. Sowohl Hadley als auch Sam befinden sich in einer schwierigen Familiensituation, die sie in den letzten Monaten geprägt und verändert hat. Die Kapitel sind mal aus der Ich-Perspektive von Hadley, mal aus der von Sam geschrieben, sodass der Leser gänzlich in ihre Welt eintauchen kann.

Schnell lernte ich die beiden besser kennen. Seit Hadley weiß, dass ihr Vater eine Affäre hatte, beschränkt sie die Kommunikation mit ihren Eltern auf das nötigste, ist ihrer besten Freundin gegenüber nicht mehr offen und knutscht mit wechselnden Typen. Auch wenn ich nachvollziehen konnte, dass sie tief verletzt wurde, konnte ich ihrer Art nicht viel abgewinnen. Sam hingegen bemüht sich, die Reste seiner Familie zusammenzuhalten. Sein Vater ist ausgezogen und meldet sich nur selten, seine Mutter straft ihn und seine Schwester Livy mit emotionaler Kälte und Abwesenheit. Er gibt sich wirklich Mühe, für Livy da zu sein, weshalb ich ihn schnell mochte. Doch schon bald kennt man sein Geheimnis, das schwer auf ihm lastet. In der Folge ist er mal nett zu Hadley, dann stößt er sie wieder von sich. Meine Sympathien für die beiden durchlebten ein ständiges Auf und Ab, während die beiden sich trotz aller Widrigkeiten langsam näher kommen.

Die Atmosphäre dieses Buches ist insgesamt eher bedrückend. Bei beiden ist die familiäre Situation festgefahren und eine Besserung der angespannten Lage nicht in Sicht. Doch die aufkeimenden Gefühle von Hadley und Sam zueinander geben beiden Hoffnung und Stärke. Ich fand es toll, mitzuerleben, wie die beiden sich trotz aller Rückschläge näher kommen. Wenn da nur nicht Sams Geheimnis wäre, von dem er weiß, dass er es irgendwann mit Hadley teilen muss. Die Story wird durch schöne Momente und Scherze immer wieder etwas aufgelockert. Dabei spielen Hadleys Freundin Kat und Sams Freund Ajay eine wichtige Rolle, denn die beiden sind lebensfrohe Persönlichkeiten und vor allem Ajay ist immer wieder für einen Spruch gut.

Die Handlung schlägt ein eher ruhiges Tempo an, was ich als passend empfand, denn das machte die emotionale Wandlung der Protagonisten authentisch. Über viele Hochs und Tiefs lernen die beiden, sich einander zu öffnen und zu vertrauen. Irgendwann kommt es auch zum erwarteten Knall, hier hat mir die Umsetzung sehr gut gefallen. Zum Ende hin findet das Buch genau den richtigen Ton, um die Geschichte gelungen abzurunden.

„Liebe ist wie Drachensteigen“ erzählt die Geschichte von Hadley und Sam, deren Familien eine schwere Zeit durchmachen. Das hat starken Einfluss auf die beiden, die sich allmählich näher kommen und Gefühle füreinander entwickeln. Auch wenn ich mich gerade zu Beginn schwer damit getan habe, die Protagonisten und vor allem Hadley zu mögen, hat mir diese bedrückende und zugleich hoffnungsvolle Liebes- und Familiengeschichte sehr gefallen. Ich vergebe vier Sterne.

Veröffentlicht am 21.03.2017

Ein blutüberströmter Journalist und ein Tatort ohne Leiche – der erste Fall für Max Bischoff

Im Kopf des Mörders - Tiefe Narbe
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Max Bischoff arbeitet seit kurzem für das KK11 in Düsseldorf. Eines Morgens taumelt Harry Passeck, ein bekannter investigativer Journalist, ins Präsidium. Barfuß und blutüberströmt erzählt er eine erstaunliche ...

Max Bischoff arbeitet seit kurzem für das KK11 in Düsseldorf. Eines Morgens taumelt Harry Passeck, ein bekannter investigativer Journalist, ins Präsidium. Barfuß und blutüberströmt erzählt er eine erstaunliche Geschichte: Er sei in eine Wohnung gelockt und niedergeschlagen worden. Als er aufwachte, sei er im jetzigen Zustand gewesen. Die Überprüfung der Wohnung ergibt, dass sich die Mieterin in Hamburg bester Gesundheit erfreut. Doch das Blut stammt von ihrer besten Freundin Miriam, die zwei Jahre zuvor verschwunden ist. Max und sein Partner Horst Böhmer beginnen mit Nachforschungen, wie all das zusammenpassen könnte. Kurz darauf wird eine grausam zugerichtete Leiche gefunden. Aber es ist nicht Miriam. Drohen weitere Taten?

Die Ankündigung, dass „Tiefe Narbe“ der Auftakt einer Thriller-Trilogie sein soll, konnte meine Neugier wecken. Schon lange verpasse ich keinen neuen Strobel mehr. Ich war gespannt, ob die Tatsache, dass es drei Bücher rund um den Oberkommissar Max Bischoff geben wird, Einfluss auf die Art und Weise hat, wie die Geschichte erzählt wird.

Der Einstieg ist alles andere als ruhig, schon auf den ersten Seiten gibt es einige schockierende Momente. Im Prolog berichtet ein Mörder in der Ich-Perspektive von der Ermordung einer Frau, bevor gleich im ersten Kapitel Harry Passeck seinen blutüberströmten Auftritt hat. Die Ermittler Max Bischoff und Horst Böhmer lernt man kennen, während sie schon mitten in den Ermittlungen stecken. Sofort stehen viele Fragen im Raum und ich wollte mehr über die Zusammenhänge erfahren.

Max und Horst führen zunächst die naheliegenden Schritte aus. Sie durchleuchten Harry Passeck, der sich als Opfer positioniert. Denn das könnte auch ein kluger Schachzug sein, wenn er selbst kein Täter ist. Was man über ihn erfährt, wirft wirklich kein gutes Licht auf ihn. Aber ist hier ein Motiv verborgen? Außerdem bringen die Ermittler mehr über die Mieterin des Tatorts und die Verschwundene, deren Blut gefunden wurde, in Erfahrung. Das führt sie mitten hinein in die Kulturszene. Weitere Taten in diesem Umfeld erhalten die Spannung und setzen Max und Horst zunehmend unter Druck. Durch kurze, gänsehautverursachende Einschübe aus der Perspektive des Täters war man den beiden als Leser meist einen Schritt voraus und wusste, dass bald wieder etwas passiert.

Der Großteil der Kapitel ist aus der Sicht von Max geschrieben, den der Leser ja noch zwei weitere Bände begleiten soll und über den man entsprechend viel erfährt. In kurzen Verschnaufpausen erfährt man, dass er sich erst mal auf seine Karriere konzentrieren möchte und es deshalb außer seiner Schwester keine wichtige Person in seinem Leben gibt. Doch das kann sich oft schneller ändern, als man denkt. Über Horst Böhmer erfährt man hingegen das wenige, das er im Dialog mit Max von sich preisgibt. Max war mir dadurch sehr viel näher und ich fieberte mit ihm mit, ob bald ein entscheidender Durchbruch in den Ermittlungen erzielt werden kann.

Obwohl das Tempo der Geschichte hoch ist, ließ meine Begeisterung ab der Buchhälfte nach. Die Ermittler schießen sich geradezu auf Harry Passeck als Quelle der Information und möglichen Täter ein und sprechen immer wieder mit ihm und seiner Frau, was zunehmend an Reiz verlor. Links und rechts davon gehen sie weitaus weniger gründlich vor. Zudem war die Geschichte für mich zu vorhersehbar, 150 Seiten vor Ende habe ich komplett richtig vorausgeahnt, was geschehen wird. Auf diesen Seiten wird es noch einmal besonders emotional, weshalb mich die Story trotzdem nicht losgelassen hat. Der Fall an sich wird abgeschlossen, doch er hat Max verändert und ich bin nun neugierig, wie sich das auf den zweiten Band mit ihm auswirken wird.

„Im Kopf des Mörders - Tiefe Narbe“ ist der erste von drei Büchern rund um den Oberkommissar Max Bischoff. Arno Strobel hat einen interessanten Ermittler geschaffen, von dem ich gerne mehr lesen will! Dank vieler Einblicke in sein Denken und Handeln fühlte ich mich ihm nahe und hoffte mit ihm auf einen Durchbruch in den Ermittlungen. Das Buch schlägt ein gutes Tempo an und hält die Spannung durch immer neue Funde. Für mich hätte der Verlauf der Handlung aber noch unvorhersehbarer sein müssen. Ich vergebe vier Sterne und freue mich schon auf das zweite Buch mit Max Bischoff.

Veröffentlicht am 21.03.2017

Aufregende Space-Fantasy voller ungewöhnlicher Ideen

Die Krone der Sterne
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Iniza ist als Baroness und Tochter des Herrschers auf dem Planeten Koryantum im galaktischen Reich Tiamande aufgewachsen. Dieses wird seit Jahrhunderten von einem Hexenorden beherrscht. Alle fünf Standardjahre ...

Iniza ist als Baroness und Tochter des Herrschers auf dem Planeten Koryantum im galaktischen Reich Tiamande aufgewachsen. Dieses wird seit Jahrhunderten von einem Hexenorden beherrscht. Alle fünf Standardjahre werden junge Frauen aus den Baronien Tests unterzogen, um Bräute für die Gottkaiserin, dem Oberhaupt der Hexen, auszuwählen. Dieses Mal hat nur Iniza die Tests bestanden, weshalb sie zum Hof der Gottkaiserin gebracht werden soll. Auf der Reise wird sie wie eine Gefangene behandelt, und niemand weiß, was aus den vorherigen Bräuten wurde. Das sind nur zwei der zahlreichen Gründe, die Iniza die tollkühne Flucht wagen lassen. Zusammen mit ihrem Geliebten, dem Hauptmann Glanis, sowie dem Waffenmeister und Kopfgeldjäger Kranit und der Alleshändlerin Shara bildet sie einen höchst ungleichen Trupp, der den Hexen entkommen will und dabei ganz unterschiedliche Hintergedanken hat.

Neue Bücher von Kai Meyer sind für mich inzwischen Pflichtlektüre, denn immer wieder kann der Autor mich mit seinen fantastischen Welten und Geschichten begeistern. Als ich hörte, dass sein neues Buch eine Space-Fantasy wird, war meine Neugier vollends geweckt. Schon das Cover sowie die Zeichnungen auf den Innenklappen und den ersten Seiten versprechen eine galaktische Welt der besonderen Art. Dank ihnen erhielt ich schnell einen ersten Eindruck vom Aufbau der Welt, einigen Charakteren und Raumschiffen, die alles andere als gewöhnlich aussehen.

Auf den ersten Seiten des Buches lernt man die Protagonistin Iniza kennen. Sie befindet sich gerade auf einer Raumbarke und soll als Braut an den Hof der Gottkaiserin gebraucht werden – ein Schicksal, das sie auf keinen Fall annehmen will. Im Nu wagt sie einen sorgfältig vorbereiteten und dennoch waghalsigen Fluchtversuch. Bevor es schon zur Sache geht, nimmt sich die Geschichte kurz Zeit und erklärt, wie Iniza überhaupt in diese Situation gekommen ist. Ich erhielt die wichtigsten Informationen rund um das Reich Tiamande und einen kurzen Abriss der Geschichte des Reiches. Besonders interessant fand ich, dass der an der Macht befindliche Hexenorden den technischen Fortschritt unterdrückt und sämtliche Schiffe, Schleusen und ähnliches deshalb inzwischen über tausend Jahre alt sind. Dieses Vertrauen in Technik, die ihr Ablaufdatum eigentlich längst überschritten hat, verlieh dem Buch einen ganz besonderen Charme.

Auf der Flucht vor dem Hexenorden findet sich eine Truppe aus ganz unterschiedlichen Charakteren zusammen. Sie alle treiben völlig unterschiedliche Dinge an, ihre Ziele wiedersprechen sich, und doch sind sie aufeinander angewiesen. Immer wieder kommt es zu amüsanten Wortgefechte, aber auch spannenden Kämpfen mit Körpereinsatz darum, wer entscheiden darf. Kranit und Shara sind willensstarke Charaktere mit außergewöhnlichen Biographien und nie um einen sarkastischen Spruch verlegen. Iniza als von verschiedenen Parteien begehrtes Zielobjekt zeigt gelungen, dass sie auch mal selbst anpacken und sich wehren kann. Lediglich Glanis bleibt als beschützender Hauptmann und Geliebter etwas blass neben diesen faszinierenden Persönlichkeiten. Auch weitere Charaktere, die man auf dem Weg durchs All kennenlernen darf, sind skurril und niemals so, wie der erste Eindruck es mich glauben ließ.

Der Roman bietet rasante, actionreiche Space-Szenen. Zum Beispiel wird Iniza an Bord der mondsichelförmigen „Nachtwärts“ von einer riesigen Raumkathedrale verfolgt. Immer wieder kommt es zu abenteuerlichen Gefechten und Fluchtaktionen vor gewaltigen Kulissen, die vor meinem inneren Auge lebendig wurden. Ich lernte dabei nicht nur die Charaktere zunehmend besser kennen, sondern erhielt auch immer tiefere Einblicke in die Hintergründe der Welt und ihre Geheimnisse. Immer wieder gab es Spannungsspitzen und Überraschungen, die mich begeistern konnten. Zum Ende hin vermisste ich allerdings eine epische, spektakuläre Szene, die das Buch abrundet. Stattdessen wirkte es auf mich wie ein Luftholen, bei dem viele Mutmaßungen angestellt und Andeutungen gemacht werden, die ganz neue Fragen aufwerfen. Das ruft eigentlich nach einer Fortsetzung, über die ich mich sehr freuen würde.

In „Die Krone der Sterne“ flieht Iniza in Gesellschaft höchst unterschiedlicher Persönlichkeiten vor dem mächtigen Hexenorden. Dem Leser wird aufregende Space-Action geboten sowie ein Ringen um die Entscheidungsmacht an Bord und so manche Überraschung. Mich konnte die beeindruckende Welt sowie die facettenreichen Charaktere und die Mischung aus Spannung und Augenzwinkern, mit der die Geschichte erzählt wird, begeistern. Ein Buch für alle Fantasy-Fans, die Lust darauf haben, an Bord eines ungewöhnlichen Schiffes mit ganz speziellen Persönlichkeiten durchs All zu jagen!

Veröffentlicht am 21.03.2017

Ein interessanter erster Fall für Heidi Kamemba

Das Ende aller Geheimnisse
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Heidi Kamemba ist die erste schwarze Kriminalkommissarin Deutschlands. Da hilft es nicht viel, dass sie bei ihren alten Kollegen aufgrund ihrer kommandierenden Art als „die Deutsche“ bekannt war. Sie fällt ...

Heidi Kamemba ist die erste schwarze Kriminalkommissarin Deutschlands. Da hilft es nicht viel, dass sie bei ihren alten Kollegen aufgrund ihrer kommandierenden Art als „die Deutsche“ bekannt war. Sie fällt im Präsidium auf wie ein bunter Hund, worüber ihr neuer Chef nicht sonderlich begeistert ist. Gleich an ihrem ersten Tag im KK12 wird eine Leiche in der Nähe eines Parkplatzes an der Landstraße vor Mettmann gefunden. Sein Mörder hat den Mann erschossen, verbrannt und seine Fingerkuppen abgeschnitten, um die Identität zu verheimlichen. Was ist das Motiv für eine solch professionale Tat ohne Spuren? Heidi und ihre Kollegen nehmen die Ermittlungen auf.

Auf Heidi Kamembas ersten Fall aus der Feder von Stefan Keller bin ich aufgrund des Handlungsortes aufmerksam geworden. Ich arbeite in Düsseldorf und war neugierig darauf, einen fiktiven Charakter der ansässigen Polizei bei den Ermittlungen zu begleiten. Nach einem kurzen Prolog, in dem man die letzten Momente des Mordopfers miterlebt, lernt man die Protagonistin Heidi an ihrem ersten Arbeitstag beim KK12 kennen. Aufgrund ihrer Hautfarbe bekommt sie sofort mehr Aufmerksamkeit, als ihr lieb ist. Ihre neue Kollegen und vor allem ihr Chef sind davon ebenfalls nicht sonderlich begeistert. Aus ihnen wurde ich genauso wie Heidi erst einmal nicht schlau, sie geben sich zurückhaltend und der Empfang ist nicht sonderlich herzlich.

Heidi ist froh, dass sie die merkwürdige Atmosphäre im Präsidium schnell hinter sich lassen und zum Fundort einer Leiche fahren kann. Die Identität des Opfers wurde mit allen Mitteln verschleiert, der Mörder scheint genau gewusst zu haben, was er da tat. Doch schnell findet Heidi einen allerersten Ansatzpunkt für die Ermittlungen und stürzt sich motiviert in die Arbeit. Ihre Kollegen können diesem Aktionismus nicht viel entgegensetzen und erzielen selbst keine besonderen Durchbrüche. So findet sich Heidi schnell in der Rolle der genialen, von der Spurensicherung geachteten Ermittlerin wieder. Diese Rolle steht ihr gut und ich gönnte ihr den Erfolg. Etwas schade fand ich, dass sämtliche Kollegen im Vergleich dazu wirkten, als hätten sie nichts auf dem Kasten.

Heidi ist mir mit ihrer engagierten und aufrichtigen Art schnell sympathisch geworden. Sie möchte in ihrer neuen Rolle unbedingt etwas bewegen, und ihre Hautfarbe sollte dabei keine Rolle spielen. Man erhält auch kurze Einblicke in ihr Privatleben. Ihr besorgter Vater ist amüsant, während das Verhalten ihres Freundes bei ihr Zweifel auslöst. Indem einige Kapitel aus der Sicht ihrer Kollegen geschrieben sind, lernt man auch diese etwas besser kennen und erhält Einblicke in die Gründe für ihr Verhalten.

Heidi merkt schnell, dass jegliche Erwähnung ihres Vorgängers auf Unmut stößt und beginnt parallel zu den laufenden Ermittlungen mit Nachforschungen zu dessen Tod. Schnell findet sie heraus, dass Selbstmord als Todesursache festgehalten wurde. Doch warum beschäftigt das ihre Kollegen so sehr? Unbeirrt bohrt sie tiefer und bringt Überraschendes ans Licht. Dieser zweite Handlungsstrang bot gelungene Abwechslung und offenbart noch mal eine neue Seite an Heidi und einigen anderen Charakteren.

Bei den Mordermittlungen hangeln sich die Kriminalkommissare von einem Hinweis zum nächsten und ermitteln in verschiedene Richtungen. Der Fall wird zunehmend brisant, in der Folge wächst die Unruhe im Team. Schließlich wird ein Beweisstück gefunden, dass mit dem Motiv zusammenhängen könnte. Die Erklärungen hierzu waren für mich nicht ganz plausibel. Es hätte noch mehr Erklärungen bedurft, um mich voll zu überzeugen. Wusste der Kriminalroman lang durch ruhige, angespannte Ermittlungen zu fesseln, wurde es auf den letzten Seiten temporeich und gefährlich. Ich fand diesen Abschluss gelungen und würde mich über einen weiteren Fall für Heidi Kamemba freuen.

In „Das Ende aller Geheimnisse“ begleitet der Leser Heidi Kamemba bei ihren Ermittlungen im Fall eines ermordeten Mannes, dessen Identität vom Mörder bewusst verschleiert wurde. Heidi stürzt sich voller Motivation in die Ermittlungen und wurde mir schnell sympathisch. Ihre Kollegen hingegen geben Heidi und dem Leser Rätsel auf. Der brisante Fall und ein zweiter Handlungsstrang rund um den Tod ihres Vorgängers konnten mich fesseln. Gerne empfehle ich diesen deutschen Kriminalroman weiter und vergebe sehr gute vier Sterne.

Veröffentlicht am 21.03.2017

Ein rosarotes Elefäntchen wirbelt so einiges durcheinander

Elefant
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Eines Tages entdeckt der obdachlose Alkoholiker Schoch in seiner Schlafhöhle am Fluss einen kleinen rosaroten Elefanten, der im Dunkeln leuchtet. Ob er besser mit dem Trinken aufhören sollte? Doch am nächsten ...

Eines Tages entdeckt der obdachlose Alkoholiker Schoch in seiner Schlafhöhle am Fluss einen kleinen rosaroten Elefanten, der im Dunkeln leuchtet. Ob er besser mit dem Trinken aufhören sollte? Doch am nächsten Tag ist der Elefant immer noch da. Er ist keine Halluzination, sondern das Projekt von Dr. Roux, der mit seiner außergewöhnlichen Forschungen zur Genmanipulation auf wissenschaftlichen und kommerziellen Erfolg hofft. Doch nicht alle Mitwisser teilen seine Vorstellung. Sollte dieses besondere Lebewesen nicht verehrt und versteckt werden, statt als Forschungsobjekt im Labor zu landen? Der kleine Elefant wirbelt das Leben der freiwillig und unfreiwillig Involvierten gehörig durcheinander und lässt sie große Entscheidungen treffen.

Der rosa Elefant auf dem Buchcover weckte schnell meine Neugier. Was passiert wohl, wenn Menschen unverhofft auf so einen außergewöhnlichen, ganz und gar lebendigen Elefanten treffen? Gleich zu Beginn lernt der Leser den Obdachlosen Schoch kennen. Er hält seine Sichtung des Elefanten für eine Sinnestäuschung und folgt erst einmal seiner täglichen Routine, bevor er merkt, dass es sich um ein echtes Lebewesen handelt.

Der Autor gibt authentische Einblicke in das Leben des alkoholabhängigen Obdachlosen. Eindringlich beschreibt er die tägliche, immer gleiche Gedankenspirale, woher man etwas zu essen bekommt, wo und mit wem man sich zum Trinken trifft bis hin zu einem Tagesabschluss, der im Rausch zu einer verschwommenen, kaum greifbaren Erinnerung wird. Doch der kleine Elefant gibt Schoch eine neue Aufgabe. Sein Versuch, ihm zu helfen, gibt ihm Verantwortung und zwingt zum Umdenken. Ob er dem kleinen Lebewesen zugunsten mit seiner Routine brechen kann? Dank ausführlicher Einblicke in seine Gedankenwelt konnte ich sein Handeln nachvollziehen und erwartete mit Spannung seine nächsten Schritte.

Parallel zum Fund des Elefanten durch Schoch wird erzählt, wie es überhaupt zu dessen Existenz kam. Hier hat der Autor ausführlich recherchiert und gibt umfassende Einblicke in die zahlreichen Schritte der Genmanipulation. Sogenannte Glowing Animals sind heute schon Realität und Gegenstand kontroverser Diskussionen. Dr. Roux geht insofern „nur“ einen Schritt weiter, als dass er mit dem Elefanten ein Tier wählt, das aufgrund seiner langen Fortpflanzungszyklen bisher eine untergeordnete Rolle in der Genmanipulation spielt und verschiedene angestrebte Eigenschaften kombiniert. Wer bislang nichts über die Befruchtung, das Austragen, die Geburt und die Aufzucht eines genmanipulierten Elefanten wusste, dem sei versprochen, dass sich das durch die Lektüre ändern wird.

Das Buch hat eine klare, präzise Sprache und trotz einiger Zeitsprünge konnte ich der Handlung mühelos folgen. Die Fortpflanzung in der Elefantenwelt braucht seine Zeit, und so streckt sich das Buch über einen längeren Zeitraum und hält bis auf wenige hektische Momente sein ruhiges Tempo vom Anfang bis zum Ende. Die Szenen, in denen der kleine Elefant umsorgt wird und seine Schritte in der großen Welt macht, haben einen echten Niedlichkeitsfaktor. Dieser stimmt umso nachdenklicher in Bezug auf die Frage, ob es so etwas wirklich geben sollte. Dr. Roux entwickelt sich zunehmend zum tragisch-komischen Charakter, sodass die Meinung des Autors zu dieser Frage nicht verborgen bleibt.

Auch wenn die nützlichen Aspekte der Genmanipulation zwischendurch kurz angerissen werden, ist das Geschehen im Buch so speziell, dass ein eher einseitiger Blick auf das Thema geboten wird. Ich hätte mir zudem noch ein mehr Konfrontation gewünscht. Die konträren Parteien sind leider die meiste Zeit darauf bedacht, nicht miteinander zu sprechen. Gerne hätte ich zum Beispiel erlebt, wie Dr. Roux seine Haltung gegenüber jemandem vertritt, der das Tier als heilig verehrt. Das Ende konnte mich schließlich mit seiner Originalität in Bezug auf das Schicksal der menschlichen Beteiligten und dem von mir schon früh erwarteten Schicksal des Elefanten zufriedenstellen.

Ein Elefant ist ein Elefant, auch wenn er aufgrund einer Wachstumsstörung winzig ist, außerdem rosa und im Dunkeln leuchtend. Ein Tier also, das sich bedächtig und mit Anmut bewegt und dem man mit einer gewissen Ehrfurcht begegnet. So las sich auch das Buch, welches in ruhigem Tempo das höchst aktuelle Thema der Genmanipulation aufgreift und ganz unterschiedliche Menschen und ihre Einstellungen auf das Elefäntchen treffen lässt. Umfassende und authentische Einblicke in die Welt der Elefanten und der Obdachlosigkeit runden das Buch gelungen ab. Ein Buch für alle, die sich fragen, was in der Welt der Gene möglich ist und ob es auch umgesetzt werden sollte.