Ein Buch mit Höhen und Tiefen
The Heat is on – Something‘s Cooking Between UsIn „The Heat Is On“ von Felicia Kingsley trifft Julia, die in ihrer Familie ständig unterschätzt und übergangen wird, auf Romeo, der eigentlich Dwight heißt und als Undercover-Cop in ihrem Familienrestaurant ...
In „The Heat Is On“ von Felicia Kingsley trifft Julia, die in ihrer Familie ständig unterschätzt und übergangen wird, auf Romeo, der eigentlich Dwight heißt und als Undercover-Cop in ihrem Familienrestaurant eingeschleust wird. Während Julia versucht, sich endlich beruflich zu behaupten und ihren Platz in der Küche zu finden, verfolgt Romeo eine geheime Mission: Er soll verdeckt arbeiten, um illegalen Machenschaften nachzugehen, die mit dem Restaurant und der Familie in Verbindung stehen. Zwischen Küchendruck, familiären Erwartungen und Dwights verborgenen Absichten entsteht eine unerwartete Nähe - doch diese basiert zunächst auf einer Lüge, die wie eine tickende Zeitbombe zwischen ihnen steht.
Als ich mit dem Buch begonnen habe, musste ich mich ehrlich gesagt erst einmal regelrecht hineinkämpfen. Ich brauchte ungewöhnlich lange, um eine Verbindung zur Geschichte aufzubauen, und das lag vor allem an den beiden Hauptfiguren.
Romeo war mir zunächst einfach nicht sympathisch. Seine Art - überheblich, provozierend, immer leicht von oben herab - hat mich eher abgestoßen als neugierig gemacht. Wenn das jemand wäre, der mich von einer Beziehung überzeugen wollte, hätte das bei mir persönlich absolut nicht funktioniert. Vielleicht sollte dieses Knistern genau durch diese Reibung entstehen, aber am Anfang war es für mich einfach zu viel Reibung und zu wenig Charme.
Julia dagegen fand ich anfangs ebenfalls ein wenig zickig, aber im Gegensatz zu Romeo konnte ich sie schnell verstehen. Denn eigentlich ist sie eher frustriert und das völlig zurecht. Sie hat eindeutig das Potenzial, viel eigenständiger und selbstbestimmter zu sein, als ihre Familie es ihr zugesteht. Dennoch wurde sie stets ein bisschen bevormundet, immer ein wenig übergangen – sogar dann, als es um die Position des Küchenchefs ging. Ihr innerer Konflikt zwischen dem Wunsch nach Anerkennung und der Realität, ständig zurückgesteckt zu werden, hat sie für mich greifbar und sympathisch gemacht. Sie war mir insgesamt wesentlich näher als Romeo, einfach weil ich ihre Reaktionen, Prinzipien und Grenzen so gut nachvollziehen konnte.
Trotz meiner Startschwierigkeiten muss ich sagen, dass mir besonders eines positiv aufgefallen ist: die Art, wie Dwight/Romeo sich im weiteren Verlauf gegenüber Julia verhält. Auch wenn ich seine Attitüde am Anfang überhaupt nicht mochte, wurde im Laufe der Geschichte klar, dass er unglaublich rücksichtsvoll mit ihren Ängsten, Einstellungen und Prinzipien umgeht. Die Beziehung, die sich entwickelt, ist nicht toxisch - im Gegenteil, sie basiert auf Respekt, gegenseitigem Verständnis und einem gewissen Maß an Bedürfnisorientierung.
Weiterhin positiv hervorheben möchte ich außerdem das große gesundheitliche Thema, das im Buch angesprochen und entstigmatisiert wird. Ich fand das ganze sehr feinfühlig umgesetzt und tatsächlich auch ermutigend. Es ist selten, dass so ein Aspekt nicht nur erwähnt, sondern wirklich respektvoll in die Handlung integriert wird. Das hat dem Roman für mich eine besondere Ebene gegeben, die ich so nicht erwartet hätte.
Was die Handlung selbst betrifft, war sie für mich insgesamt „niedlich“, stellenweise auch richtig schön emotional. Es gab viele Momente, die mich zum Schmunzeln gebracht haben, und die Entwicklung zwischen Julia und Romeo war grundsätzlich gut nachvollziehbar.
Allerdings - und das hat mich beim Lesen immer wieder etwas gebremst - empfand ich das Hin und Her zwischen Julia und Romeo anfangs als sehr langgezogen. Teilweise hatte ich das Gefühl, dass Szenen sich etwas wiederholen oder unnötig in die Länge ziehen. Dadurch wirkte der Mittelteil auf mich streckenweise ein wenig zäh. Die langsame Entwicklung ihrer Beziehung fand ich an sich realistisch und schön, aber das Tempo war für meinen Geschmack nicht immer ideal ausbalanciert.
Und dann kam das Ende und da hatte ich plötzlich das gegenteilige Problem: Es ging mir zu schnell. Schlag auf Schlag wurden Entwicklungen präsentiert, große Zeitsprünge eingebaut und Entscheidungen getroffen, für die ich mir mehr Ausarbeitung gewünscht hätte. Wo vorher vieles lang und intensiv erzählt wurde, wirkte das Finale fast gehetzt. Ich hätte es schöner gefunden, wenn das emotionale und erzählerische Tempo hier etwas besser gestreckt gewesen wäre, um der Geschichte einen runderen Abschluss zu geben.
Fazit
Insgesamt mochte ich "The Heat Is On" von Felicia Kingsley trotz der Startschwierigkeiten und einiger Längen ganz gerne. Die Atmosphäre rund um die Küche, das Konkurrenzdenken, der familiäre Druck, die romantische Spannung war gut gemacht und hat mich wirklich abgeholt. Vor allem die respektvolle Dynamik, die sensible Thematisierung von Gesundheit und die nachvollziehbare Charakterentwicklung von Julia haben die Geschichte für mich am Ende zu einem lohnenswerten Leseerlebnis gemacht.