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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 25.07.2022

Wer auf der Suche nach Hintergründen zu Banksy ist

Banksy - Die illustrierte Geschichte
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Diese Graphic Novel ist so ganz anders als ich es erwartet habe, aber gut ist sie trotzdem! Vor allem kurzweilig und bereichernd, lernt man durch die im Buch geführte Diskussion die Beweggründe für Banksys ...

Diese Graphic Novel ist so ganz anders als ich es erwartet habe, aber gut ist sie trotzdem! Vor allem kurzweilig und bereichernd, lernt man durch die im Buch geführte Diskussion die Beweggründe für Banksys Werke kennen und die dazugehörigen Hintergründe.

Im Kern geht es um Banksy, aber was leicht enttäuscht, dass seine Werke nur beschrieben werden. Ich habe erst kürzlich eine Ausstellung zu seinen Arbeiten gesehen, habe also die genannten Werke lebendig vor dem inneren Auge. Hat man das nicht, stört es schon hier eine Graphic Novel zu lesen mit vielen Illustrationen und die Bilder sind nicht mal angedeutet. Wo auch sie ja auch meist Comicartig sind. Vor allem irritierend, da Banksy nicht auf sein Urheberrecht besteht. Mangelndes Talent des Zeichners Marco Maraggi? Oder zeugt es von Respekt vor der künstlerischen Leistung? Ich tippe auf zweiteres. Das hätte mich wirklich interessiert wie es dazu kam. Am Ende der Geschichte gibt ein Nachwort, dass sehr erhellenden Ausführung wer oder was Banksy ist und dort hätten hierzu 2-3 Sätze gut getan.

„Die Vergänglichkeit gehört doch gerade zum Wesen der Street Art.“ (S. 38)

Diese Graphic Novel zeigt uns deutlich, dass Street Art eine Auseinandersetzung mit dem Establishment der Kunstszene ist und beleuchtet deren Mehrwert für die Gesellschaft.

Es führt uns vor Augen wie die Ideen Banksys im soziopolitischen Gefüge des Entstehungszeitpunkt zustande gekommen sind und ist daher trotz aller Kritik als Graphic Novel eine wahre Bereicherung!
Und man ist danach bestens vorbereitet sich die Werke noch mal mit Hintergrundwissen anzuschauen.

„Ein interessantes Rätsel ist besser als eine langweilige Antwort!“ (S. 118)
Der Mythos Banksy wird hier erklärt, umrissen, will aber – zu Recht – das Geheimnis nicht lüfte.

Fazit: In dem Sinne bleibt kreativ und stellt die Realität in Frage!

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Veröffentlicht am 25.07.2022

Was verkraftet ein Mensch im Leben?

Was ich nie gesagt habe
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Wahnsinn! Ich habe den Vorgängerband im April 2021 beendet und hatte noch sehr lebendig vor Augen was in „Stay away from Gretchen – Eine unmögliche Liebe“ passiert ist als ich die Lektüre von dem Folgeband ...

Wahnsinn! Ich habe den Vorgängerband im April 2021 beendet und hatte noch sehr lebendig vor Augen was in „Stay away from Gretchen – Eine unmögliche Liebe“ passiert ist als ich die Lektüre von dem Folgeband „Was ich nie gesagt habe – Gretchens Schicksals Familie“ nun mehr als ein Jahr später las! Dieser zweite Roman nimmt den Faden wieder auf aus dem ersten Band, aber der Fokus ist ein anderer. Denn Greta rückt leicht in den Hintergrund, nun ist Conny – Konrad – im Mittelpunkt.
Susanne Abel besticht wieder mit sehr guter Erzählkunst und bringt uns fiktionalisiert die Kriegs -und die Nachkriegszeit in Deutschland näher. Wieder haben wir 2 Erzählebenen. Die eine spielt in der Gegenwart, beginnend im Jahr 2016 und beleuchtet die Vater-Sohn Beziehung von Tom und Konrad. Die andere bringt uns die Lebensgeschichte von Konrad näher die etwa 1933 beginnt.
Vor allem der gegenwärtige Strang um Tom, der durch einen DNA-Test herausfindet das es da doch noch einen weiteren Halbbruder gibt und dies nun verarbeiten muss, fand ich persönlich sehr berührend. Mutter Greta kann mit fortschreitender Demenz nicht viele Antworten liefern. So bleibt Tom nur die Recherche und sein Vater, um Familiengeheimnisse zu lüften.
Aber auch die Rückblenden in die Vergangenheit sind wieder gekonnt erzählt und machen die Zeit weitaus greifbarer als nur ein Faktentableau aus dem Geschichtsunterricht. Die Autorin scheint viel Zeit auf ihre Recherche verwendet zu haben. Es stimmt einfach alles: die Charaktertiefe, die beschriebenen Ortschaften, die Lebensumstände, viele Detail. Wir lernen viel über Konrad, die unzähligen bitteren Momente, die er in seinem Leben ertragen musste und wie er aus dem Loch herausfand.
Besonders die Charaktere in den Romanen von Susanne Abel tun es mir an. Sind sie doch vielschichtig und haben Ecken und Kanten. Wie auch im ersten Roman liegt das Schweigen, das Geheimnisse haben, die Last des Nicht-Miteinander Redens auf den Figuren und wird äußerst gut transportiert.
Aber bei allem Leid, bleibt dieses Buch doch auch leicht lesbar, ist sogar amüsant an anderer Stelle. Bunt mit Höhen und Tiefen, wie das echte Leben.
Fazit Für Liebhaber vom ersten Band „Stay away from Gretchen“ und Freunden sehr guter Familienromane!

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Veröffentlicht am 25.07.2022

Kiewer Revolutionswirren

Samson und Nadjeschda
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Seit ich ‚Graue Bienen‘ im Frühjahr las, bin ich ein großer Fan von Andrej Kurkow. Er schreibt im Original auf Russisch und wurde von Johanna Marx und Sabine Grebing hervorragend übersetzt. Hier nun also ...

Seit ich ‚Graue Bienen‘ im Frühjahr las, bin ich ein großer Fan von Andrej Kurkow. Er schreibt im Original auf Russisch und wurde von Johanna Marx und Sabine Grebing hervorragend übersetzt. Hier nun also ein Kriminalroman, der auch in der Ukraine spielt, die geistige Heimat von Andrej Kurkow, auch wenn seine prägenden Jahre zur Zeiten der Sowjetunion waren.
Hier wird nun noch einmal weiter in die Vergangenheit zurück gegangen, denn der Krimi spielt zur Zeit der russischen Revolution, das heißt ca 1905 bis 1922 – wir starten 1919. Wir stolpern in das Leben von Samson, der Vollwaise ist und in diesem Towabouwa der Revolution zur sowjetischen Polizei in Kiew findet. Nicht nur diese Stelle findet Samson, sondern auch die titelgebende Nadjeschda, an die er sein Herz verliert, aber eine patente Helferin findet.
Der Fall den er löst ist passend zur damaligen Zeit wie ein Whodunit aufgebaut und nett gemacht. Was hier aber neben der Kriminalhandlung entscheidender ist (wie bei allen Krimis aus dem Hause Diogenes), ist die Komposition: Der Rahmen der hier beleuchtet wird, die historische Zeit und seine Wirren. Außerdem trifft Kurkow es sprachlich wieder besonders schön.
Mich hat es gut unterhalten, meinen Horizont erweitert und sprachlich gesättigt. Was will man mehr!

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Veröffentlicht am 25.07.2022

Sichtbar machen was sonst verborgen bleibt

Beifang
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Der Ruhepott ist eine besondere Gegend auf so viele verschiedene Arten, deren Bewohner werden aber selten intensiv porträtiert. Der Roman ‚Beifang‘ von Martin Simons nimmt uns mit und zeichnet mit seinem ...

Der Ruhepott ist eine besondere Gegend auf so viele verschiedene Arten, deren Bewohner werden aber selten intensiv porträtiert. Der Roman ‚Beifang‘ von Martin Simons nimmt uns mit und zeichnet mit seinem Roman ein Psychogram einer Gegend, die er besonders gut kennt. Ist er doch auch in Selm aufgewachsen und Beifang ist ein Stadtteil von Selm. Er weiß wovon der schreibt und tut dies in einer tollen Art.
Beifang - so der einfache Titel. Einfach nicht nur der Titel, sondern auch die Gegebenheiten die wir hier vorfinden. Der Protagonist Frank Zimmermann geht auf familiäre Spurensuche, denn er will mehr über seinen Großvater herausfinden, Winfried Zimmermann, als er das Haus verkauft in dem er aufwuchs. Winfried Zimmermann war nach dem Krieg ein einfacher Zechenhilfarbeiter. Er hatte 12 Kinder, darunter Franks Vater Otto. Doch das Verhältnis von Frank und seinem eigenen Vater Otto war immer von Schweigen geprägt. Diese Generation der 12 Kinder wächst in prekären Verhältnissen auf. Lieblos. Arm. Ohne Zuneigung und Aufmerksamkeit und ist nicht selten auch durch Gewalt geprägt.
In diesen familiären Schlamm wühlt sich nun Frank hinein und findet viel über seine eigene Familie heraus und auch über sich. Wie sehr ihn diese Vergangenheit im tiefsten prägte und sich nun im eigenen Umgang wiederfindet wie mit dem eigenen Sohn Vincent.
Martin Simons hat eine ohnmächtige Atmosphäre erschaffen, die auch die Nachwehen des Kriegs stark beleuchten, wie sich das durch so etliche Familien gezogen hat. Das Schweigen hier ein Mittel, um überhaupt das zu ertragen was war und gerne vergessen werden wollte.
Ich selbst kenne die Gegend gar nicht und fand dieses fiktive Portrait einer Arbeiterfamilie aus dem Ruhrgebiet sehr bereichernd.
Fazit: Es schaut dem kleinen Malocher in die Seele und zeigt und wo der Schuh drückte.

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Veröffentlicht am 22.07.2022

Feinste Wohnlagen!

NEW YORK - Wie es keiner kennt
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‚New York wie es keiner kennt‘ ist ein klassiches Coffetable book in einem handlichen Format. Dieses Buch ist gespickt mit allertollsten Fotos und präsentiert meine Lieblingsseite von Manhatten: eine lebens- ...

‚New York wie es keiner kennt‘ ist ein klassiches Coffetable book in einem handlichen Format. Dieses Buch ist gespickt mit allertollsten Fotos und präsentiert meine Lieblingsseite von Manhatten: eine lebens- und liebenswerte Stadt. Der einzige Teil außerhalb von Manhatten der hier auch zuletzt gezeigt wird ist: Brooklyn Heights.
Das alles was wir hier sehen an Lifestyle und Immobilien unbezahlbar teuer ist - that goes without saying! Aber die Straßen lassen sich trotzdem erkunden und einen bezaubern. Susan Kaufman hat ihre liebsten Ecken fotografiert und hier zusammengestellt. Geschmackvoll und schön inszeniert, natürlich kann sie es, denn sie ist einer der Zeitschriften-Publishing-Queens in New York.
Toll finde ich, dass jeder der Gegenden eine kleine Einleitung gewidmet ist und jedes Haus, dass wir sehen auch lokalisierbar ist, sprich mit Adresse. Wer also das Original sehen will - easy! Und es lohnt sich die Bildunterschriften zu lesen, denn auch hier hat Susan Kaufman einiges an Infos „versteckt“. Auch gibt es ab und an die Lieblingsorte der Autorin verzeichnet in einer stylischen Karte.
Besonders überrascht haben mich die vielen Fotos ohne Menschen, es wirkt wie ausgestorben. Waren das alles Bilder der Pandemiezeit? Das wusselige der Stadt wird hier außen vorgelassen und den schönen Häusern, die gemütlich die Straßenzüge zieren ein Denkmal gesetzt.
Ein Buch, dass sich gut verschenken lässt an alle NY lovers und die, die es werden wollen. Aber Achtung, kein Reiseführer und kein Buch das einem die Stadt holistisch näherbringt.
Fazit: New York kann auch entspannt sein!

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