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Veröffentlicht am 08.01.2022

Auch der zehnte Band der Reihe hat mich überzeugt

In ewiger Freundschaft (Ein Bodenstein-Kirchhoff-Krimi 10)
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Die nicht gerade beliebte Lektorin Heike Wersch ist verschwunden. Gerade hat sie noch für Aufsehen gesorgt, nachdem sie zuerst nach 30 Jahren beim renommierten Winterscheid Verlag gekündigt wurde, und ...

Die nicht gerade beliebte Lektorin Heike Wersch ist verschwunden. Gerade hat sie noch für Aufsehen gesorgt, nachdem sie zuerst nach 30 Jahren beim renommierten Winterscheid Verlag gekündigt wurde, und dann den Autor Severin Velten des Plagiats bezichtigt hat. Ist Heike Wersch freiwillig untergetaucht, oder ist ihr etwas passiert? Spuren deuten auf letzteres hin.

Oliver von Bodenstein hat nicht nur mit diesem Fall zu tun, der sich immer komplexer gestaltet, auch sein Privatleben sorgt für schlaflose Nächte, nicht nur, dass Stieftochter Greta immer schwieriger wird, auch um seine ehemalige Ehefrau Cosima muss er sich Sorgen machen.

Der zehnte Fall der Reihe führt den Leser ins Verlagsleben, und bietet neben einem spannenden Kriminalfall und Olivers bewegtem Privatleben, auch interessante Einblicke in die Arbeit eines Verlages, für Leser:innen ein zusätzliches Plus. Der Winterscheid-Verlag ist ein Familiengeschäft, und die Winterscheid-Familie eine schwierige, ein toter Sohn, eine unbeachtete Tochter, Suizid und eine Reihe Geheimnisse – hier kommt einiges ans Licht. Carl Winterscheid, Enkel eines der Firmengründer will frischen Wind in den zu traditionellen Verlag bringen, und macht sich damit nicht nur Freunde. Vor allem Heike Wersch stellt sich extrem gegen ihn und scheint vor nichts zurückzuschrecken.

Auch Henning Kirchhoff ist mittlerweile unter die Autoren gegangen und beim Winterscheid-Verlag unter Vertrag. Titel und Inhalt seine Kriminalromane kommen einem schnell bekannt vor – und das ist amüsant, eine tolle Idee der Autorin, wie ich finde. Auch sonst wird man ein paar Anspielungen auf reale Autor:innen und Werke finden.

Nele Neuhaus hat wieder ein umfangreiches Personenensemble aufgeboten, wer mit dem Wer ist Wer Probleme hat, findet ein Personenregister zu Beginn des Romans, ich habe das allerdings nicht gebraucht, denn die Charaktere sind alle gut gezeichnet und zuzuordnen. Besonders gut gefallen haben mir Carl Winterscheid, der neue Verlagschef, der aber auch durchaus zu den Verdächtigen zählt, sowie Hennings Lektorin, Julia Bremora, die so manche Erkenntnisse mit dem Lesenden teilt, auf die die Ermittler erst noch kommen müssen. Denn der Roman ist aus mehreren Perspektiven geschrieben, neben Pias und Olivers u. a. auch die Julias.

Der Showdown findet, wie schon der Prolog, dessen Bedeutung sich erst nach und nach klärt, in Frankreich statt. Hier zeigt sich Nicola Engel, Vorgesetzte Olivers, unnatürlich großzügig, und lässt ihn und Pia auf Dienstreise ins Ausland. Überhaupt überrascht Nicola Engel hier sehr. Die Auflösung ist nachvollziehbar, und auch bei anderen Erzählsträngen (Cosima!) lässt uns die Autorin nicht im Regen stehen, so dass man am Ende den Roman zufrieden zuklappen kann. Bis dahin konnte ich ihn kaum aus der Hand legen, sowohl Fall als auch Privatleben ließen mich gespannt lesen.

Der zehnte Band der Reihe führt Ermittler:innen und Leser:innen in einen renommierten (fiktiven) Verlag, liefert neben dem spannenden Fall Einblicke ins Verlagsgeschäft, und bietet den einen oder anderen Schmunzler. Auch das Privatleben, hier vor allem Oliver von Bodensteins, wird ein Stück weitergebracht. Mich hat der Roman gut unterhalten und mir spannende Lesestunden beschert. Gerne vergebe ich volle Punktzahl und eine Leseempfehlung für die Reihe.

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Veröffentlicht am 24.12.2021

Kein Krimi, dafür aber sehr amüsant

Morgen, Klufti, wird's was geben
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Da seine Ehefrau Erika beim Christbaumschmücken von der Leiter fällt und ins Krankenhaus muss, hat Kluftinger die Weihnachtsvorbereitungen alleine zu regeln – mit ein bisschen Unterstützung des Schwiegervaters ...

Da seine Ehefrau Erika beim Christbaumschmücken von der Leiter fällt und ins Krankenhaus muss, hat Kluftinger die Weihnachtsvorbereitungen alleine zu regeln – mit ein bisschen Unterstützung des Schwiegervaters seines Sohnes, Yoshifumi Sazuka, der aus Japan zu Besuch ist.

Ich bin froh, dass ich mir den Roman noch vor Weihnachten besorgt und gelesen habe, denn ich habe mich köstlich amüsiert. Die 24 (!) Kapitel sind überschrieben mit „1. Katastrophe“, „2. Katastrophe“ usw., und ja, Katastrophen gibt es genug, aber am Ende haben die Kluftingers ein friedvolles Weihnachtsfest – naja, zumindest irgendwie.

Klufti zeigt sich hier von seiner „besten“ Seite, und Erika hat mir während des Lesens durchgehend leid getan. Für den Haushalt und Vorbereitungen für Weihnachten ist Klufti einfach nicht geschaffen, dafür brilliert er mit so manchen abwegigen Ideen, die mich abwechselnd zum Kopf schütteln und heftigen Lachanfällen brachten, oft beides gleichzeitig, und mit einem sehr speziellen Englisch („Dear Joschi, from us out can you immer come when you will. Wir … täten uns enjoyen“, Seite 9). Ja, mein Humor wurde voll getroffen, womöglich aber nicht jedermanns Humor.

Einen Kriminalfall sucht man dagegen vergeblich, finde ich aber gar nicht schlimm, Klufti mal ganz privat hat doch auch etwas.

Ich habe mich köstlich amüsiert, und wer Klufti mag, und/oder sich eine weihnachtliche und humorvolle Geschichte vorstellen kann, kann bedenkenlos zugreifen. Volle Punktzahl für einen Roman, an den ich mich sicher noch länger erinnern werde.

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Veröffentlicht am 19.12.2021

Sehr spannend!

Meeressarg (Ein Fabian-Risk-Krimi 6)
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In Kopenhagen wird die Leiche des Leiters des Polizeinachrichtendienstes gefunden, mit einer nackten Frau auf dem Rücksitz. Kim Sleizner setzt Jan Hesk als Leiter der Ermittlungen ein, der nicht auf Offensichtlichkeiten ...

In Kopenhagen wird die Leiche des Leiters des Polizeinachrichtendienstes gefunden, mit einer nackten Frau auf dem Rücksitz. Kim Sleizner setzt Jan Hesk als Leiter der Ermittlungen ein, der nicht auf Offensichtlichkeiten hereinfällt, tiefer ermittelt und in ein Wespennetz sticht.

Fabian Risk und seine Familie müssen einen schweren Verlust verkraften. Auch hier scheint nicht alles so zu sein, wie es auf den ersten Blick scheint, und Fabian macht sich auf die Suche nach der Wahrheit.

Dunja Hougaard ist weiterhin untergetaucht und sucht mir ihren Verbündeten Fareed und Qiang nach Beweisen gegen Kim Sleizner, ein gefährliches Spiel.

Der sechste Band der Reihe – und dieses Mal geht es Sleizner hoffentlich endlich an den Kragen? Hier zeigt er wieder einmal seine ganze Bösartigkeit, und auch, wie gefährlich er auf Grund seiner Position ist – man hofft, dass in der Realität derartige Menschen nicht in solche Positionen kommen können, doch bleibt dies wahrscheinlich ein frommer Wunsch.

Der Roman ist, wie erwartet, sehr spannend, und manchmal war ich einfach nur baff von den Entwicklungen, mit manchem hatte ich einfach nicht gerechnet. Erzählt wird mit vielen Perspektivewechseln, was die Spannung erhöht, aber auch die Möglichkeit bietet, das Geschehen aus verschiedenen Blickwinkeln zu verfolgen. Die meisten Charaktere kennt man mittlerweile gut, man fühlt mit ihnen, zumindest in den meisten Fällen. Besonders Fabian trifft es dieses Mal gewaltig, er hatte es ja in den Vorgängerbänden schon nicht leicht, aber hier kommt es richtig schlimm. Manche Szenen sind nicht leicht zu ertragen, aber wer die Reihe kennt, weiß was ihn erwartet. Übrigens: Wer die Reihe noch nicht kennt, sollte zunächst die Vorgängerbände lesen. Die Bände bauen stark aufeinander auf, und man sollte nicht nur die Charaktere bereits kennen, sondern auch wissen, was sie bisher erlebt haben. Nur dann kann man die Geschehnisse dieses Romans wirklich verstehen.

Der sechste Band der Reihe bringt gewisse Erzählstränge zum Ende. Ob das auch das Ende der Reihe sein wird, bleibt abzuwarten. Der Roman ist gewohnt spannend, aber auch wieder sehr brutal. Da die Bände stark aufeinander aufbauen, sollte man sie der Reihe nach lesen, vor allem dieser Band funktioniert ohne die Kenntnis der vorherigen Ereignisse wohl nicht. Wer die Reihe bisher mochte, sollte unbedingt zugreifen.

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Veröffentlicht am 08.12.2021

Sehr lesenswert

Die Ullsteinfrauen und das Haus der Bücher
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In den 1920er Jahren wird der Berliner Ullsteinverlag von Dr. Franz Ullstein geleitet. Seine Arbeit ist nicht immer leicht, muss er sich doch mit seinen Geschwistern und der nachkommenden Generation auseinandersetzen, ...

In den 1920er Jahren wird der Berliner Ullsteinverlag von Dr. Franz Ullstein geleitet. Seine Arbeit ist nicht immer leicht, muss er sich doch mit seinen Geschwistern und der nachkommenden Generation auseinandersetzen, die alle auch dem Verlag verbunden sind und mitreden wollen. Als er sich in die viel jüngere Journalistin Rosalie Gräfenberg verliebt, stellt sich die Familie gegen diese Verbindung.

Lilli Blume ist Tippfräulein bei Vicki Baum, nachts jedoch schreibt sie heimlich an einem Roman, denn ihr großer Traum ist, ebenfalls Schriftstellerin zu sein. Auch ihr Verlobter Emil Friesecke hat so einen Traum, er wäre gerne Fotograf, besitzt jedoch nur ein altes Kameramodell und hat dadurch kaum Chancen einen guten Job zu finden.

Drei Frauen stehen im Mittelpunkt des Romans, obwohl Vicki Baum zwar im Vergleich zu den beiden anderen eher eine Nebenrolle spielt, hat sie doch erheblichen Anteil am Schicksal Rosalies und Lillis.

Beate Rygiert hat mich schnell in ihren Roman gezogen, den ich nur ungern wieder aus den Händen gelegt habe. Natürlich gibt es hier viele historischen Persönlichkeiten anzutreffen, nicht nur die Familie Ullstein und viele der Angestellten des Verlages, natürlich auch Vicki und Rosalie, aber auch eine ganze Reihe Berliner:innen und andere Personen – nur Lili und ihre Familie, inkl. Emil sind fiktiv, schade eigentlich, denn diese gefielen mir fast am besten, mit ihnen konnte ich am meisten mitfühlen, vielleicht aber ja auch gerade, weil sie einfache Menschen aus dem Volk sind, die eben trotzdem ihre Träume haben.

Auch sehr mitfühlen konnte ich beim Lesen mit Franz Ullstein, warum nur hat seine Familie ihm sein neues Glück nicht gegönnt. Man kann sich informieren, was aus der Beziehung zwischen Franz und Rosalie wurde, aber ich möchte natürlich hier nicht spoilern. Nur so viel: Es ist unglaublich, was die Familie gegen die beiden auf die Beine stellt, gerade Franz tat mir sehr leid, immerhin war es seine eigene Familie.

Doch nicht nur die genannten Charaktere, auch der Ullsteinverlag (der Roman ist selbstverständlich auch bei Ullstein erschienen) und der historische Hintergrund, das Aufkommen des Nationalsozialismus, die Beziehung zu Frankreich, das Leben in Berlin, kommt hier zum Tragen und bereichert den Roman zusätzlich.

Schon der Titel des Romans wird viele Bücherfans direkt ansprechen. Sehr gut gefallen hat mir die Widmung. Das Nachwort der Autorin ist knapp gehalten, aber man erfährt immerhin, was aus Vicki, Rosalie, Franz und dem Verlag wurde.

Mich hat der Roman sehr gut unterhalten, ich hatte sehr angenehme Lesestunden und konnte gut mitfühlen, habe den Ullsteinverlag und die Gründerfamilie näher kennengelernt und Lust darauf bekommen, mehr über den Verlag, aber auch z. B. über Vicki Baum zu erfahren bzw. ihre Romane (wieder) zu lesen. Gerne vergebe ich volle Punktzahl und eine uneingeschränkte Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 16.11.2021

Ich schwankte beim Lesen oft zwischen Weinen und Lachen - ein unbedingt lesenswerter Roman

Der Flug des Raben
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Garnet Raven vom Stamm der Ojibwe wird als Dreijähriger zusammen mit seinen Geschwistern den Eltern entzogen, später auch von seinen Geschwistern getrennt, wird er von Pflegefamilie zu Pflegefamilie gereicht. ...

Garnet Raven vom Stamm der Ojibwe wird als Dreijähriger zusammen mit seinen Geschwistern den Eltern entzogen, später auch von seinen Geschwistern getrennt, wird er von Pflegefamilie zu Pflegefamilie gereicht. Erwachsen fühlt er sich nirgends zugehörig, dichtet sich allerlei Identitäten an, landet schließlich im Gefängnis. Dort nimmt einer seiner Brüder Kontakt mit ihm auf, und Garnet trifft endlich seine Familie wieder, doch um sich zugehörig zu fühlen, braucht er seine Zeit.

Garnets Schicksal mussten viele Kinder indigener Völker erleiden – es ging darum, die Kinder ihrer kulturellen Wurzeln zu entziehen. Auch der Autor selbst war Angehöriger der First Nations Kanadas, wie Garnet, und hatte ein ähnliches Schicksal.

Der Roman wird auf zwei parallelen Ebenen erzählt, zum einen die Garnets, zum anderen die Keepers, der sich Garnets annimmt und ihn lehrt „Indianer zu sein“ – beide erzählen in Ich-Form. Keeper selbst wurde, nachdem er aus der Residential School entflohen war, von Garnets Großvater, der Medizinmann war, unter die Fittiche genommen, hatte sich aber später von diesem entfernt und war zum Trinker geworden. Für Garnet wird er trocken, um an ihn das weiterzugeben, was er selbst gelernt hatte. Es sind nicht nur reine Riten und Traditionen, letztlich kommt viel aus einem selber, und aus der Beziehung zum Land.

Der Roman (erstmals erschienen 1994) nimmt den Leser mit tief hinein in die Kultur der Ojibwe, zeigt aber auch, was sich durch den Eingriff des „weißen Mannes“ verändert hat, Gesellschaftskritik gehört hier unbedingt dazu. Garnet lässt sich darauf ein, seine Kultur kennen zu lernen. Ich fand es sehr interessant, nicht nur die Spiritualität, sondern auch das Humorvolle, denn Lachen und Humor gehört zu dieser Kultur dazu, kennenzulernen. Besonders intensiv sind die vier Tage, die Garnet alleine in der Natur verbringt, aber auch all die Anekdoten, die er erzählt, wie z. B. als er seinem Bruder Jackie wieder nahe gekommen ist, oder die Sache mit der Radiostation. So schwankt man während des Lesens zwischen Weinen und Lachen und hat hin und wieder sogar den Wunsch, selbst dazuzugehören.

Auch wenn die Thematik eher bedrückend ist, so strahlt der Roman viel Humor und Hoffnung aus, und ist auf jeden Fall lesenswert. Mir hat er zudem einen interessanten Autor nahegebracht, von dem ich mehr lesen möchte. Wer sich für die Kultur der First Nations interessiert, sollte hier unbedingt zugreifen.

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