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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 03.09.2019

Das Kenia der 1920er und 30er Jahre

Kenia Valley
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1925: Die Familie des (fast) 15jährigen Theo Miller lässt sich in Kenia nieder, der Vater ist der neue Direktor der Eisenbahn. Bald lernt Theo Sylvie und Freddie kennen, beide bereits erwachsen, beide ...

1925: Die Familie des (fast) 15jährigen Theo Miller lässt sich in Kenia nieder, der Vater ist der neue Direktor der Eisenbahn. Bald lernt Theo Sylvie und Freddie kennen, beide bereits erwachsen, beide verheiratet, aber nicht miteinander. Theo ist - auch noch Jahre später - geradezu besessen von den beiden, vor allem von Sylvie.

Ich mag gute erste Sätze, dieser Roman hat so einen: „Ihr Herz hörte genau um 20.57 auf zu schlagen“. So beginnt er auch direkt mit einem Rätsel: Wer stirbt hier, und warum? Die Lösung erfährt der Leser erst viel später, der Prolog ist aber immer im Hintergrund präsent.

Wir begleiten Theo über mehr als 10 Jahre, allerdings gibt es zwischendurch einen Zeitsprung, denn die Jahre, während denen er in Schottland studiert, werden ausgelassen, erst als sein Studium beendet ist und er wieder nach Kenia reist, wird die Erzählung wieder aufgenommen. Die Autorin lässt Theo selbst in Ich-Form erzählen, der Leser erfährt also seine subjektiv gefärbte Sicht, kann sich aber dennoch seine eigenen Gedanken machen. Wirklich sympathisch ist der Protagonist nicht, er hat aber am Ende eine Entwicklung durchgemacht, die seinem Wesen guttut.

Andere Charaktere kommen da (noch) weniger gut weg, manche widern den Leser schnell an, andere erst später. Das Kenia, über das Kat Gordon erzählt, ist das der weißen Kolonialherren, für die die Afrikaner nur billige und intellektuell unterlegene Arbeitskräfte sind, die froh sein müssen, dass sich jemand um sie kümmert. Einziger Kontrapunkt ist Maud, Theos jüngere Schwester, die sich dann auch nicht nur für die Menschen Kenias sondern auch für seine Tierwelt einsetzt und eine besondere Beziehung zu den Afrikanern entwickelt. Der Roman ist dadurch sehr gesellschaftskritisch und stellt die in Kenia lebenden Briten, die sich als Herren Kenias sehen, bloß. Denn sie sind keine edlen Menschen, sondern vertreiben die Langeweile, die sie ausfüllt mit Sex, Alkohol und Drogen.

Lesen lässt sich die Geschichte sehr gut, die Autorin erzählt bildhaft, auch Gerüche und Geräusche werden erlebbar. Der gesellschaftliche und historische Hintergrund ist interessant und lädt zum Googeln ein. Schön wäre allerdings ein Nachwort der Autorin gewesen.

Der Roman lief wie ein Film vor meinem geistigen Auge ab, hat mir eine interessante Geschichte erzählt und wird wahrscheinlich noch eine Zeit nachhallen. Wer sich für die Kolonialzeit Afrikas interessiert, kann zugreifen.

Veröffentlicht am 02.09.2019

Hunters Erzfeind ist wieder da

Jagd auf die Bestie (Ein Hunter-und-Garcia-Thriller 10)
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Robert Hunter bekommt es noch einmal mit seinem Erzfeind Lucien Folter zu tun, der aus der Strafanstalt ausbricht und sich fortan darauf konzentriert, an Hunter Rache zu nehmen. Ob Hunters 10. Fall sein ...

Robert Hunter bekommt es noch einmal mit seinem Erzfeind Lucien Folter zu tun, der aus der Strafanstalt ausbricht und sich fortan darauf konzentriert, an Hunter Rache zu nehmen. Ob Hunters 10. Fall sein letzter sein wird?

Lucien Folter, Hunters Collegefreund, lernte der Leser bereits in Band 6 der Reihe kennen. Lucien, hochintelligent und der schlimmste Psychopath, den Hunter kennt, hat in seiner Zeit im Gefängnis Pläne geschmiedet, die er schnell in die Tat umsetzen möchte. Für Hunter wird es daher bald sehr persönlich. Lucien Folter ist nicht unbedingt mein Lieblingsantagonist, und obwohl mir „Die stille Bestie“ gut gefallen hat, kann „Jagd auf die Bestie“ nicht ganz mithalten. Schon, dass man den Täter bereits kennt, nimmt mir ein bisschen die Spannung.

Da Chris Carter forensische Psychologie studiert und als Kriminalpsychologe gearbeitet hat, wirkt der Roman gewohnt authentisch und hat einige sehr explizite Szenen. Man lernt neben Lucien auch Tracy, Hunters Freundin, ein bisschen besser kennen. Der Autor erzählt nicht nur aus Hunters Perspektive, sondern u. a. auch aus Luciens – in einer Szene wirkt Lucien sogar fast menschlich. Es gibt einige überraschende Wendungen und, vor allem gegen Ende, spannende Szenen, ich habe aber schon spannendere Werke des Autors gelesen. Schon beim Vorgängerband schien mir die Reihe etwas zu schwächeln, hier wird es leider nicht wieder besser. Natürlich ist das Jammern auf relativ hohem Niveau, aber schade ist es eben doch.

Wie bereits im Vorgängerband kann mich die Reihe nicht mehr ganz so packen wie zu Beginn, ist aber dennoch immer noch lesens- und empfehlenswert für Thrillerfans.

Veröffentlicht am 31.08.2019

Hat mich noch nicht überzeugt, aber neugierig gemacht

Ophelia Scale - Wie alles begann
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2130: Eine Welt, die sich auf Befehl des Königs von der Technik abgekehrt hat – für Ophelia Scale ein Horror, denn ihr optimiertes Gehirn funktioniert nun nicht mehr wie gewohnt. Und sie ist nicht die ...

2130: Eine Welt, die sich auf Befehl des Königs von der Technik abgekehrt hat – für Ophelia Scale ein Horror, denn ihr optimiertes Gehirn funktioniert nun nicht mehr wie gewohnt. Und sie ist nicht die einzige, die die neue Welt nicht mag, es formiert sich Widerstand.

Die Kurzgeschichte erzählt die Vorgeschichte zur Trilogie um Ophelia Scale. Sie lässt sich gut lesen, allerdings konnte sie mich noch nicht wirklich fesseln. Ich persönlich finde es gar nicht so schlimm, dass auf Technik verzichtet wird, was ich hier über die vorher genutzte Technik lese, klingt nicht sehr vorteilhaft, und so kann ich Ophelias Denken nicht nachvollziehen, wenn sie z. B. Kinder bedauert, die auf einem Spielplatz spielen. Andererseits ist Ophelia auch noch sehr jung, 14 Jahre alt. Ich bin schon etwas neugierig geworden auf die Trilogie, die mir vielleicht besser vermitteln kann, dass eine interessante und spannende Geschichte dahinter steckt.

Überzeugt hat mich das Prequel noch nicht, aber neugierig gemacht.

Veröffentlicht am 31.08.2019

Schwarzhumorig

Achtsam morden
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Anwalt Björn Diemel ist gestresst – von seiner Arbeit, von seiner Ehe – nur seine kleine Tochter liebt er heiß und innig. Ein Achtsamkeitsseminar verändert schließlich sein Leben, auf ganz unerwartete ...

Anwalt Björn Diemel ist gestresst – von seiner Arbeit, von seiner Ehe – nur seine kleine Tochter liebt er heiß und innig. Ein Achtsamkeitsseminar verändert schließlich sein Leben, auf ganz unerwartete Weise.

Ich gestehe, mit Achtsamkeit habe ich mich bisher kaum beschäftigt, wusste noch nicht einmal genau, was es ist. So war das erste, das ich aus dem Roman mitnehmen konnte, diese Definitionn: „Achtsamkeit ist die wertfreie und liebevolle Wahrnehmung des Augenblicks“ (S. 10). Jedes Kapitel ist zudem mit einer Achtsamkeitsübung überschrieben, die wirklich nützlich sein kann. Auch der Protagonist weiß sie zu nutzen, und wendet sie ziemlich unkonventionell an. Dass der Autor ihn selbst in Ich-Form erzählen lässt, passt prima dazu und lässt den Leser die Geschehnisse aus Björns Sicht heraus erleben, was den (schwarzen) Humor der Geschichte noch verstärkt.

Sympathischer wird Björn einem dadurch nicht, immerhin ist er ein Anwalt, der für seine kriminellen Mandanten das Gesetz beugt, soweit es geht, und manchmal auch darüber hinaus. Dennoch ist er ein guter Protagonist (man muss sie ja immer mögen), dessen Sicht der Welt sich durch das Seminar auf interessante und unerwartete Weise verändert hat. Je weiter ich gelesen habe, umso öfter musste ich schmunzeln, ich mag schwarzen Humor sehr. Auch die weiteren Charaktere sind keine wirklichen Identifikationsfiguren, manche sogar echte Ekel.

Auch das Ende hat mir gut gefallen, so hatte ich es mir vorgestellt und so finde ich es auch für diesen Roman am passendsten. Für mich ist die Geschichte hier aber abgeschlossen, ich hoffe nicht, dass es eine Fortsetzung geben wird. Empfehlen kann ich den Roman allen, die schwarzen Humor mögen und auch mit einem weniger sympathischen Protagonisten klar kommen.

Veröffentlicht am 30.08.2019

Im Wesentlichen subjektive Annäherung an einen berühmten Großvater

Stauffenberg - mein Großvater war kein Attentäter
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Die Geschehnisse des 20. Juli 1944 jährten sich vor kurzem zum 75. mal, und werden wohl noch lange nicht vergessen sein. Der Akt des Widerstandes, der gescheiterte Versuch eines Tyrannenmordes, vor allem ...

Die Geschehnisse des 20. Juli 1944 jährten sich vor kurzem zum 75. mal, und werden wohl noch lange nicht vergessen sein. Der Akt des Widerstandes, der gescheiterte Versuch eines Tyrannenmordes, vor allem aber auch Claus von Stauffenberg, gingen in die Geschichte ein. Hat im Falle Nina von Stauffenbergs die jüngste Tochter ein Buch über die Ehefrau des Widerständlers geschrieben, ist es hier eine Enkelin, Tochter des jüngsten Sohnes des Ehepaares, die über ihren Großvater referiert.

Der Titel ist in meinem Augen nicht gut gewählt. Der Duden definiert den Begriff Attentat folgendermaßen: „Politisch oder ideologisch motivierter (Mord)anschlag auf eine im öffentlichen Leben stehende Persönlichkeit“. Ein Attentat war es also schon, das Claus von Stauffenberg damals verüben wollte. Erst am Ende des Buches wird klar, Sophie von Bechtolsheim möchte ihren Großvater nicht auf diesen Begriff reduziert wissen, war er doch viel mehr, wie sie versucht zu zeigen.

Da ich erst vor kurzem Konstanze von Schulthess`Buch über ihre Mutter Nina gelesen hatte, las ich hier zunächst nicht viel Neues und ich hatte schon die Befürchtung, dass ich Claus von Stauffenberg hier nicht näher kommen würde. Erst die letzten ca. 20 % des E-Books änderten das, und machten das Buch für mich lesenswert.

Ähnlich wie bei ihrer Tante ist auch hier die Annäherung an den „Protagonisten“ vor allem subjektiv geprägt, sie beruft sich aber auch auf Zeitgenossen und Weggefährten ihres Großvaters. Dokumente gibt es naturgemäß wenige, vorhandene sind auf Grund der damaligen Situation mit Vorsicht zu genießen. Die Autorin möchte mit ihrer Darstellung auch verhindern, dass der Widerstandskämpfer instrumentalisiert wird. Sie stellt aber auch die Frage, wann Widerstand gut ist, und wann schlecht. Angeregt hat sie dazu die Terrorakte der RAF.

Ob der Autorin gelungen ist, dem Leser ihren Großvater nahe bzw. näher zu bringen, muss jeder selbst entscheiden. Hätte ich das Buch über Nina von Stauffenberg nicht erst kurz vorher gelesen, hätte ich wahrscheinlich mehr für mich entnehmen können, so ist es dem Buch erst gegen Ende gelungen, mich für sich einzunehmen. Dennoch kann ich es empfehlen, vor allem, wenn man eine erste Annäherung an Claus von Stauffenberg und seine Familie beabsichtigt. Die Erinnerung an die Widerständler und die Auseinandersetzung mit der Thematik ist auch heute noch wichtig.