überzogen schwarzhumorige Krimikomödie mit ernsten Hintergrund
Ein Mann zum Vergraben
Die Autorin will mit viel Humor auf ein ernstes Thema aufmerksam machen: Gewalt gegen Frauen und Mädchen - von Männern; sehr oft Mord. Meistens sind Lebenspartner oder ehemalige Partner oder andere männliche ...
Die Autorin will mit viel Humor auf ein ernstes Thema aufmerksam machen: Gewalt gegen Frauen und Mädchen - von Männern; sehr oft Mord. Meistens sind Lebenspartner oder ehemalige Partner oder andere männliche Familienangehörige die Schuldigen. Zur Corona-Zeit sind diese Zahlen astronomisch in die Höhe geschossen.
Es ist der erste, lange Lockdown in der Corona-Zeit; die Kinder sind erwachsen und ausgezogen, und Sallys Ehemann Jim wird in dieser Zeit noch gewalttätiger als bisher.
Bis sie sich eines Tages ganz automatisch, ohne groß nachzudenken, gegen einen Angriff wehrt: mit der alten gusseisernen Pfanne ihrer Granny, über die Jim immer so gelästert hat.
Erstmals lässt sie sich ein Schaumbad ein, dann gilt es erst zu überlegen, was frau mit der Leiche machen soll, denn eins ist klar: Jim muss verschwinden.
Die meisten Kapitel sind in ich-Form aus Sicht von Sally geschrieben, sie erzählt den Leserinnern ihre Geschichte. Und das mit viel nüchternem Humor. Auch wenn ich Sallys Verhalten oft nicht nachvollziehen kann, denn ich lasse doch nicht eine in Folie gewickelte Leiche mitten in der Küche liegen?!
Zwischendurch gibt es Kapitel aus Sicht der anderen Frauen in erzählender Form. Jedoch nicht minder unterhaltsam, haben doch alle das gleiche Problem: ein ungewollter Todesfall des gewalttätigen Mannes der Familie.
So trifft Sally nach und nach auf Ruth, Samira und deren Töchter Leila und Maryam und auf ihre Jugendfreundin Janey, die erst vor kurzem ein Baby bekommen hat.
Natürlich ist vieles überzogen und unglaubwürdig - dass es genau in dieser Siedlung bzw. der näheren Umgebung vier gewalttätige Männer gibt, deren Frauen sie ungewollt umgebracht haben, die Gründung des Mordclubs, das (versuchte) Verschwindenlassen der Leichen, was niemandem auffällt - aber der Lockdown war in dieser Hinsicht halt auch sehr hilfreich: kaum jemand unterwegs. Doch Obacht vor übergenauen und die Nachbarschaft genaustens beobachtenden alten Damen!
Und eine Deadline gibt es auch noch, denn in 14 Tage muss Jim physisch ins Büro kommen. Also schnell her mit guten Ideen zum Leichen verschwinden lassen!
Doch gerade dieses Überzogene war Absicht der Autorin, um auf diese Missstände hinzuweisen, vor denen viel zu oft die Augen verschlossen werden.
Ich wurde jedenfalls sehr gut unterhalten, musste sehr oft schmunzeln, und auch wenn mir eine Wendung gleich klar war, war es schön zu verfolgen, wie die misshandelten Frauen zusammengehalten haben und dadurch, sowie durch ihre Freundschaft und Hilfsbereitschaft an Kraft, Stärke, Selbstbewusstsein und Mut gewonnen haben.
Ich könnte mir diese Geschichte wirklich sehr gut verfilmt vorstellen! Es ist Kopfkino pur!
Fazit:
Eine schwarzhumorige, unterhaltsame und zum Nachdenken anregende Krimikomödie.